PAGES 12K: Die Eiszeit geht weiter

Ich denke, das Papier stellt einen gutgläubigen Versuch dar, den globalen Klimawandel über die letzten 12.000 Jahre zu rekonstruieren. Die Autoren waren sehr transparent, was die Daten und Verfahren angeht, und merkten sogar an, dass niemand wirklich weiß, wie man das Klima auf dieser Art von Skala rekonstruieren kann. Obwohl es sich nicht um einen Mann’schen Hockeystick oder ein Marcott’sches Durcheinander handelt, bestanden sie darauf, die niederfrequente Komponente des Klimasignals auszublenden und die hochauflösende instrumentelle Aufzeichnung direkt mit der sehr niederfrequenten, stark geglätteten Multi-Proxy-Rekonstruktion zu vergleichen. Das heißt, eine ihrer fünf Rekonstruktions-Verfahren bewahrte das niederfrequente Klimasignal (ja, ich verwende das Wort „Signal“ korrekt). Dieser Beitrag soll auf zwei Dinge hinweisen:

1. Direkte Vergleiche der instrumentellen Daten mit der Rekonstruktion verletzen die Grundprinzipien der Signaltheorie.

2.Nur das Composite Plus Scale (CPS)-Verfahren ist mit den Beobachtungen konsistent.
Verletzung der Signaltheorie, 15-Yard-Raumstrafe* und Loss of Down*

[*Diese Begriffe stammen aus dem American Football und lassen sich nicht übersetzen. Sie sind sehr grob vergleichbar mit einem Elfmeter im Fußball. A. d. Übers.]

Dies ist aus der Einleitung der Studie:

Die Datenbank ist die umfassendste derzeit verfügbare globale Zusammenstellung von bisher veröffentlichten holozänen Proxy-Temperaturzeitreihen. Sie umfasst eine Qualitäts-kontrollierte Sammlung von hochauflösenden Zeitreihen (durchschnittlicher Probenabstand von 164 Jahren) mit gut etablierten Zeitskalen (durchschnittlich 1,0 Alterskontrollpunkte pro 1000 Jahre), die aus einer viel größeren Sammlung von Temperatur-sensitiven Proxy-Aufzeichnungen ausgewählt wurde. Die Multi-Proxy-Datenbank umfasst insgesamt 1319 Paläo-Temperaturaufzeichnungen von 470 terrestrischen und 209 maritimen Standorten, an denen ökologische, geochemische und biophysikalische Proxy-Indikatoren verwendet wurden, um auf vergangene Temperaturänderungen zu schließen. Unter der Vielzahl der Proxy-Typen sind Alkenone und Isotope die dominierenden Proxy-Typen für die Meeresoberflächentemperatur, während Pollen und Chironomiden die häufigsten terrestrischen Temperatur-Proxy-Typen sind. Die meisten Aufzeichnungen (97 %) sind als quantitative, auf °C kalibrierte Temperaturrekonstruktionen verfügbar, während die restlichen 42 Aufzeichnungen nicht-quantitative, Temperatur-sensitive Proxy-Aufzeichnungen darstellen.

Kaufman, D., McKay, N., Routson, C. et al., 2020

Dies ist aus „Timing and magnitude of peak Holocene global temperature“:

Um den wahrscheinlichen Bereich der zeitlichen Auflösung der GMST-Rekonstruktion einzugrenzen, konzentrieren wir uns auf Intervalle von 1000 und 200 Jahren und quantifizieren den Unterschied in der Größe und dem Zeitpunkt des Höhepunktes der Erwärmung (Abb. 4).

Kaufman, D., McKay, N., Routson, C. et al., 2020

In meinem vorherigen Beitrag habe ich die Rekonstruktion so behandelt, als hätte sie eine 100-Jahre-Auflösung…
Während ich immer noch denke, dass die Arbeit eine sehr gute paläoklimatologische Leistung ist, ist dieser Absatz in keiner Weise wissenschaftlich belegbar.

Die Verteilung der globalen Spitzentemperaturen während des Holozäns kann auch mit den jüngsten Temperaturen verglichen werden. Die GMST der letzten Dekade (2011-2019) lag im Durchschnitt 1 °C höher als 1850-190011. Für 80 % der Ensemblemitglieder übertraf kein 200-Jahres-Intervall während der letzten 12.000 Jahre die Wärme der jüngsten Dekade. Für die anderen 20 % der Fälle, die hauptsächlich aus der CPS-Rekonstruktion stammen, übertraf mindestens ein 200-Jahres-Intervall die jüngste Dekade. Dieser Vergleich ist konservativ im Kontext der für den Rest dieses Jahrhunderts und darüber hinaus prognostizierten Temperaturen, die sehr wahrscheinlich 1 °C über der vorindustriellen Temperatur liegen werden. Solche Projektionen stellen die Temperatur des letzten Jahrzehnts in einen langfristigen Kontext, der besser mit der holozänen GMST-Rekonstruktion vergleichbar ist. Wenn die Rekonstruktion außerdem durch eine Verzerrung des Sommers der nördlichen Hemisphäre beeinflusst wird (siehe unten), dann würde die Spitzenerwärmung überschätzt werden und die jüngste Erwärmung würde daher im Vergleich noch stärker hervorstechen.

Kaufman, D., McKay, N., Routson, C. et al., 2020

Die Rekonstruktion kann keine Temperaturänderungen auf dekadischer Skala auflösen. Bei der Auflösung der Rekonstruktion wäre HadCRUT4 ein einzelner Datenpunkt bei 0,23 °C.

Die Eiszeit geht weiter

Folgendes hatten die Autoren über die CPS-Rekonstruktionsmethode zu sagen…

Unter den fünf Rekonstruktionsverfahren sticht CPS mit seinen großen Temperaturänderungen hervor (Abb. 3), vor allem auf der Nordhemisphäre (Abb. 1 und 2). Zum Beispiel zeigt das mediane Ensemble-Mitglied der CPS-Rekonstruktion, dass sich die GMST zwischen 12 und 10 ka um etwa 3,9 °C erwärmt hat, verglichen mit etwa 1,1 °C für die anderen Verfahren. Die mediane GMST während des Zeitraums um 6 ka, dem langjährigen Zielwert für paläoklimatische Modellexperimente (z. B. Ref. 15), war in der CPS-Rekonstruktion um 1,1 °C wärmer als das 19. Jahrhundert, verglichen mit etwa 0,4-0,5 °C für die anderen Verfahren (Tabelle 1).

(…)

Obwohl es sich um einen Ausreißer handelt, haben wir keine unwiderlegbaren Beweise, um die CPS-Rekonstruktion auszuschließen, und können nicht ausschließen, dass die anderen Rekonstruktionsverfahren die Gesamtvarianz unterschätzen. Das Ergebnis des CPS-Verfahrens hängt von der Gültigkeit des für die Skalierung verwendeten Ziels ab, was schwer zu überprüfen ist. Die hohe Amplitude der durch CPS rekonstruierten Temperaturänderungen könnte chronologische und andere Unsicherheiten widerspiegeln, die die Temperaturvarianz auf der Hundertskala während des Zusammensetzens ausmitteln und dadurch die relative Größe der Varianz auf der Jahrtausendskala im Verbund erhöhen. Wenn das Komposit dann auf die Rekonstruktionen der letzten zwei Jahrtausende skaliert wird, die eine realistischere Varianz auf der Jahrtausendskala aufweisen, wird die Varianz auf der Jahrtausendskala (und damit die langfristigen Trends) künstlich aufgebläht. Nichtsdestotrotz trägt CPS als unabhängiger Ansatz zu einer vollständigeren Abtastung des Unsicherheitsraums bei. Daher behalten wir CPS als ein Fünftel des Multi-Methoden-Ensembles bei, und wir konzentrieren uns auf den Median und nicht auf den Mittelwert als beste Darstellung der zentralen Tendenz des Ensembles. Der Ausschluss von CPS aus dem Ensemble hat wenig Einfluss auf den Median der GMST-Rekonstruktion. Zum Beispiel ist der Median des Ensembles für das mittlere Holozän (6,5-5,5 ka) nur um 0,05 °C kühler, wenn man die CPS-Mitglieder ausschließt; der Median des Fünf-Methoden-Ensembles beträgt 0,51 °C (0,19, 1,35) gegenüber 0,46 °C (0,17, 0,79), wenn man die CPS-Mitglieder ausschließt.

Kaufman, D., McKay, N., Routson, C. et al., 2020

Sie ließen zähneknirschend CPS in der Mischung, denn: „Obwohl es ein Ausreißer ist, haben wir keine unwiderlegbaren Beweise, um die CPS-Rekonstruktion auszuschließen, und können die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die anderen Rekonstruktionsverfahren die Gesamtvarianz unterschätzen.“

Allerdings hätten sie leicht Beweise finden können dafür, „dass die anderen Rekonstruktionsverfahren die Gesamtvarianz unterschätzen.“ CPS ist das einzige Verfahren, das das holozäne Klimaoptimum, die römische Warmzeit, die mittelalterliche Warmzeit und die Neu-Vergletscherung eindeutig auflöste…

Abbildung 3: CPS mit historischen Klima-Perioden und Neu-Vergletscherung (Grosjean et al., 2007)

[Hinweis: Die Abbildungen 1 und 2 sind bis Redaktionsschluss am 28.3. auch im Original nicht existent]

Ich habe einen Plot von CPS als Overlay von Abbildung 3 aus dem PAGES 12K-Paper erstellt und den 2K-Inset mit den historischen Klimaperioden und der Neoglazialisierung aus Grosjean et al., 2007 und einer Nordamerika-Eisausdehnungskarte aus Dyke et al., 2003 ersetzt. Ich habe auch ein 2σ-Konfidenzband aus den 500 Ensemblemitgliedern eingefügt. Meine Version des CPS-Mittelwerts ist die gestrichelte orangefarbene Kurve…

Abbildung 4. CPS mit historischen Klimaperioden und Neu-Vergletscherung (Grosjean et al., 2007) und früh-holozäne Eisausdehnungskarte (Dyke et al., 2003)

Sieht die nordamerikanische Eisausdehnung vor 12.000 Kalenderjahren eher 1 °C kühler aus als 1800-1900? Oder 4 °C kühler?

OK… geophysikalische Trägheit könnte erklären, wie es bei Temperaturen, die nur 1 °C kühler waren als 1800-1900, immer noch so viel Eis gegeben haben kann, aber ich glaube nicht, dass es das hier erklären kann:

Abbildung 5. CPS mit historischen Klimaperioden und Neoglazialisierung (Grosjean et al., 2007), frühholozäne Eisausdehnungskarte (Dyke et al., 2003) und Alpen-Baumgrenzenhöhe (Bohleber et al., 2021).

Die anderen vier Verfahren zeigen sehr geringe Temperaturänderungen von vor 9.500 Jahren bis 1850 n. Chr… Ein Zeitraum, von dem wir wissen, dass es in den ersten 5.000 Jahren einen massiven Eisrückgang und in den meisten der folgenden 4.500 Jahre einen Eisvorstoß (Neoglazial) gab. CPS ist das einzige der vier Verfahren, das mit der holozänen Entwicklung der Eisschilde und Gletscher in der nördlichen Hemisphäre übereinstimmt. Das ist auch konsistent mit der holozänen Entwicklung des arktischen Meereises.

Abbildung 6. CPS (rechts) mit Profilen der Ausdehnung des Meereises (Stein et al., 2017)

Das CPS-Verfahren ist eindeutig konsistent mit den nahezu eisfreien Bedingungen von vor 10.000 bis 5.000 Jahren und der neoglazialen Ausdehnung des Meereises von vor 5.000 Jahren bis Mitte des 18. Jahrhunderts. Die anderen vier Verfahren deuten auf eine sehr geringe Temperaturveränderung über diesen Zeitraum hin.

Was ist mit der Sommerverzerrung der nördlichen Hemisphäre?

Drei der vier Verfahren zeigen alle einen flachen Verlauf in der Arktis. Nur das PAI-Verfahren (Paarweiser Vergleich) zeigt eine angemessene Temperaturänderung für die Meereisentwicklung. Allerdings ist CPS das einzige Verfahren, das ein signifikantes ΔT im Bereich der gemäßigten Breiten der Nordhemisphäre aufweist.

Die überwiegende Mehrheit der Alpen-/Talgletscher (wie in den Alpen und im Glacier National Park) befindet sich in den gemäßigten Breiten. Diese Gletscher bildeten sich nach dem holozänen Klimaoptimum, erreichten ihre Spitzenausdehnung in der Mitte des 18. Jahrhunderts und zogen sich dann im Allgemeinen auf ihre derzeitigen Positionen zurück. CPS ist das einzige Verfahren, das damit in Einklang zu stehen scheint.

Bestätigungs-Bias!

Falls man bei einer Frage die Möglichkeit hat, fünf Antworten auszuwählen:

1. Sieht korrekt aus

2. Sieht vermutlich korrekt aus

3. Offensichtlich falsch

4. Offensichtlich falsch

5. Offensichtlich falsch

Würden Sie die Antwort auswählen, die richtig aussah? Oder würden Sie den Durchschnitt der fünf Antworten bilden, um zu einem Konsens zu kommen?

Ausmerzen unbequemer Wahrheiten

Seit den Tagen von Climategate versucht Climate Cancel Culture aktiv, das niederfrequente Klimasignal auszulöschen. Dies ist kein neuer Kampf:

Was würde es also bedeuten, wenn die Rekonstruktionen eine größere (Esper et al., 2002; Pollack und Smerdon, 2004; Moberg et al., 2005) oder kleinere (Jones et al., 1998; Mann et al., 1999) Temperaturamplitude anzeigen? Wir vermuten, dass die erstere Situation, d.h. eine erhöhte Variabilität während der vorindustriellen Zeit, zu einer Umverteilung des Gewichts in Richtung der Rolle natürlicher Faktoren bei der Erzwingung von Temperaturänderungen führen würde, wodurch der Einfluss anthropogener Emissionen relativ abgewertet und zukünftige Vorhersageszenarien beeinflusst würden. Sollte sich dies bewahrheiten, wären Vereinbarungen wie das Kyoto-Protokoll, die auf eine Reduzierung der anthropogenen Treibhausgasemissionen abzielen, weniger effektiv als gedacht.

Esper et al., 2005

Hockeyschläger sind in der Regel das Ergebnis der Dämpfung der Amplitude des niederfrequenten Klimasignals und des anschließenden Aufspleißens der hochauflösenden Instrumentaldaten. Das Hockey-Team hat die Stempelkultur erfunden:

CRU-E-Mail #1140039406. Diese E-Mail, datiert auf den 15. Februar 2006, dokumentiert den Austausch zwischen mehreren Klimawissenschaftlern, einschließlich des stellvertretenden Direktors der CRU, in Bezug auf ihre Beiträge zu Kapitel sechs des IPCC AR4. In einem solchen Austausch warnte der stellvertretende Direktor der CRU seine Kollegen davor, „sich von [dem Co-Vorsitzenden der AR4 WGl] (oder [einem Forscher an der Pennsylvania State University]) über das hinaus drängen zu lassen, von dem wir wissen, dass es richtig ist“ in Bezug auf die Angabe von „Schlussfolgerungen im AR4, die über das hinausgehen, was wir sicher rechtfertigen können“.

Keith Briffa von der CRU warnte seine Kollegen davor, sich von Susan Solomon von der NOAA oder Michael Mann von der Penn State dazu zwingen zu lassen, unhaltbare Schlussfolgerungen zu ziehen. Dieser spezielle E-Mail-Austausch befasste sich ausgiebig mit Paläoklima-Rekonstruktionen. Briffa forderte seine Kollegen auch auf, Anders Moberg nicht „anzugreifen“, der vor kurzem eine Klimarekonstruktion veröffentlicht hatte, die die Daten tatsächlich würdigte und korrekte Verfahren der Signalverarbeitung verwendete.

Susan Solomon ist die NOAA-Beamtin, die behauptete, dass die Arbeit der NOAA im Zusammenhang mit dem IPCC nicht dem FOIA unterliege. Michael Mann war der Hauptautor des gründlich entlarvten Original-Hockeysticks. Der verstorbene Keith Briffa war der Hauptautor einer der problematischen Rekonstruktionen, in denen „Mikes Naturtrick“ angewendet wurde, um den Rückgang zu „verstecken“. Glücklicherweise haben sich Wissenschaftler wie Jan Esper, Anders Moberg, etc. nicht dem Mobbing unterworfen.

Also… Hut ab vor Kaufman, McKay, Routson und den et al dafür, dass sie die CPS-Rekonstruktion nicht gelöscht haben, um den Anstieg und den Rückgang des holozänen Klimaoptimums zu verbergen…

References

Bohleber, P., Schwikowski, M., Stocker-Waldhuber, M. et al. New glacier evidence for ice-free summits during the life of the Tyrolean Iceman. Sci Rep 10, 20513 (2020). https://doi.org/10.1038/s41598-020-77518-9

Dyke, A.S., Moore, A. and L. Robertson. [computer file]. Deglaciation of North America. Geological Survey of Canada Open File 1547. Ottawa: Natural Resources Canada, 2003.

Esper, J., R.J.S. Wilson,  D.C. Frank, A. Moberg, H. Wanner, & J. Luterbacher.  2005.  “Climate: past ranges and future changes”.  Quaternary Science Reviews 24: 2164-2166.

Grosjean, Martin, Suter, Peter, Trachsel, Mathias & Wanner, Heinz. (2007). “Ice‐borne prehistoric finds in the Swiss Alps reflect Holocene glacier fluctuations”. Journal of Quaternary Science. 22. 203 – 207. 10.1002/jqs.1111.

Kaufman, D., McKay, N., Routson, C. et al. Holocene global mean surface temperature, a multi-method reconstruction approach. Sci Data 7, 201 (2020). https://doi.org/10.1038/s41597-020-0530-7

Stein, R. , Fahl, K. , Schade, I. , Manerung, A. , Wassmuth, S. , Niessen, F. and Nam, S. (2017), Holocene variability in sea ice cover, primary production, and Pacific‐Water inflow and climate change in the Chukchi and East Siberian Seas (Arctic Ocean). J. Quaternary Sci., 32: 362-379. doi:10.1002/jqs.2929 stein2017

Link: https://wattsupwiththat.com/2021/03/26/pages-12k-the-ice-age-goeth/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

 




Das haut sogar ein Pferd um: Die Deutsche Geophysi­kalische Gesell­schaft und ihr Verständnis für wissen­schaftliche Diskussionen jedweder Art

Treibt der mittelalterliche Wind der gesellschaftspolitischen Klimareligion auch die seriöse Wissenschaft vor sich her?

Sie erinnern Sich vielleicht noch an meinen Postergucker-Artikel hier auf EIKE, wo ich die Widersprüche aus zwei Academia-Veröffentlichungen von Kramm (2020-1 und 2020-2) gegenübergestellt hatte. Später hatte Kramm sein Academia-Paper (2020-2), „Kommentar zu WEBERS Beitrag ‚Weitere Überlegungen zur hemisphärischen Herleitung einer globalen Durchschnittstemperatur‘“ als Kommentar zu Weber (2019) in den Mitteilungen der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Nr. 2/2020 untergebracht, ohne dass dies als Zweitveröffentlichung gekennzeichnet worden war.

Nach althergebrachtem Wissenschaftsverständnis hatte ich der DGG unverzüglich meine Erwiderung zu diesem Kommentar übersandt, in der die Skandalisierungen meines hemisphärischen S-B-Modells durch ausschließende gegenteilige Eigenschaften (Disjunktionen) sowie in ihr Gegenteil verkürzte Textzitate nachprüfbar bewiesen werden; weiterführende Informationen finden Sie im Addendum. Trotz ihrer wissenschaftlichen Verantwortung aus der Veröffentlichung des besagten Kommentars von Kramm (@DGG 2/2020) hatte die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft in neuhergebrachtem Wissenschaftsverständnis eine Veröffentlichung dieser Erwiderung abgewiesen. Die DGG fühlte sich sogar ermächtigt, die von ihr selbst ausgelöste öffentliche Diskussion auf eine rein persönliche Ebene zu verschieben, Zitat aus der betreffenden E-Mail vom 17.02.2021:

[…..] Nach intensiver Diskussion innerhalb der Redaktion und in Absprache mit dem Präsidium der DGG haben wir uns allerdings entschlossen, Ihren Beitrag nicht in das Heft 1/2021 aufzunehmen. Diese Entscheidung möchten wir im Folgenden begründen:

Ihre in den Mitteilungsheften 2/2016 und 1/2019 erschienenen Arbeiten sollten eine wissenschaftliche Diskussion Ihrer Ansätze anregen. Leider ist der umfangreiche Beitrag von Herrn Kramm im Heft 2/2020 der einzige Kommentar zu diesen Arbeiten, der uns erreicht hat. Daher sind wir der Meinung, dass die DGG-Mitteilungen nicht das richtige Medium für diese Fragen und die zwischen Herrn Kramm und Ihnen geführte Diskussion sind. Stattdessen sollten Sie die wissenschaftliche Kommunikation zumindest zum jetzigen Zeitpunkt am sinnvollsten direkt mit Herrn Kramm führen. […..]

Wir haben Ihre Erwiderung jedoch zum Anlass genommen, im Mitteilungsheft 1/2021 noch einmal Sinn und Zweck der DGG-Mitteilungen darzustellen.“

Allerdings hieß es ein paar Monate vorher im „Vorwort der Redaktion“ zu den Mitteilungen der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Nr. 2/2020 noch vollmundig, Zitat mit Hervorhebungen:

Im vorliegenden Heft gibt es diesmal nur einen wissenschaftlichen Beitrag, den Kommentar von Gerhard KRAMM zu einem kontroversen Artikel von Ulrich O. Weber. Dies zeigt, dass die Roten Blätter auch eine Plattform für wissenschaftliche Diskussionen jedweder Art sind.“

Und ausgerechnet dieser Diskussion hatte die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft dann auch noch das Titelbild ihrer Mitteilungen Nr. 2/2020 gewidmet:

Abbildung 1: Ausschnitt von der Titelseite der DGG-Mitteilungen Nr. 2/2020 mit „Figure 2“ aus Kramm et al. (2017)

Aktueller Stand: Meiner konkreten E-Mail-Nachfrage vom 19.02.2021 zur wissenschaftlichen Verantwortung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft für die von ihr selbst initiierte öffentliche wissenschaftliche Diskussion in ihren Mitteilungen 2/2020 hatte sich deren Vorstand nicht gestellt – o tempora, o mores – tu quoque, Societas Germanica Geophysical?

Aber das muss ja noch längst nicht das Ende sein: In seiner E-Mail* vom 17. Januar 2021 um 05:05 Uhr an mich und den üblichen Skeptiker-Email-Verteiler hatte Dr. Gerhard Kramm mit ausdrücklichem Bezug auf William et al. (2017) eine Abbildung, nachfolgend „Kramm (2021)“, mit einem eigenartigen Vergleich zwischen meinen hemisphärischen S-B-Temperaturen für die Tagseite des Mondes und einem „zonalen lunaren Mittel“ verschickt, Zitat aus dieser E-Mail*:

Dass der Ansatz des lokalen Strahlungsgleichgewichtes, worauf Ihr hemisphärischer Stefan-Boltzmann-Ansatz beruht, im Falle des Mondes Ergebnisse liefert, die völlig realitätsfern sind, belegt der nachfolgend veranschaulichte Vergleich der Modellergebnisse mit den bolomentrischen Temperaturen des ‘LRO Diviner Lunar Radiometer Experiment‘ (siehe William et al., 2017).

Diese Abbildung ist als Nachtrag zu meinem Kommentar [bei der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft] vorgesehen, der in den kommenden Tagen eingereicht wird.“

Abbildung 2: „Vergleich der Modellergebnisse mit den bolomentrischen Temperaturen des ‘LRO Diviner Lunar Radiometer Experiment‘ (siehe William et al., 2017)“ von Dr. Gerhard Kramm (2021)*

Für den Fall der Fälle nehme ich meiner Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft gern die intellektuelle Bürde ab, die Abbildung Kramm (2021) VOR einer möglichen Veröffentlichung auf ihre physikalische Substanz hin zu überprüfen, denn HINTERHER ist ihr ja nicht mehr zu helfen:

Halten wir hier zu Abbildung 2 zunächst einmal fest: Die Messergebnisse von Williams et al. (2017, schwarz) und das Modell von Kramm et al. (2017, rot) stimmen in etwa überein, während mein hemisphärischer S-B-Ansatz (Teq = grün) offenbar geringere Temperaturwerte aufweist. Ist das ein Beweis gegen meinen hemisphärischen S-B-Ansatz? – Nun, dazu müssen wir zunächst einmal wissen, was dort überhaupt als „veranschaulichte[r] Vergleich der Modellergebnisse“ dargestellt worden ist, also schauen wir mal:

Fragestellung 1: Sind Diffamierungen mittels ausschließender Eigenschaften (Disjunktionen) zulässige Beweise in den Naturwissenschaften?

Dargestellt wurde hier eine „zonal gemittelte Temperatur in Kelvin“ auf dem Mond gegen die geographische Breite von 90° bis -90°. Die Angabe „PhiSS=180°E“ bedeutet, dass die Sonne senkrecht auf der geographischen Länge 180° steht, also auf der Rückseite des Mondes; und damit herrscht aus Sicht von der Erde gerade Neumond. Einer solchen Darstellung steht schon mal die Gültigkeit meines hemisphärischen S-B-Ansatzes entgegen. Denn meine hemisphärisch berechneten Mondtemperaturen waren lediglich ein Beweis für das maximal erreichbare S-B-Temperaturäquivalent auf der Tagseite eines erdähnlichen Himmelskörpers ohne Atmosphäre (Beschreibung hier auf EIKE). Anders als die üblichen Mond-Modellierungen mit einem begrenzten Regolith-Wärmespeicher, ergibt sich in meinem hemisphärischen S-B-Modell aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung eine nachtseitige Temperatur von 0 Kelvin, wobei dieser modellimmanente Unterschied zwischen 0k und ca. 70K nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz lediglich ca. 2W/m² beträgt. Die Darstellung Kramm (2021) stellt also 3 breitenabhängige Temperaturkurven mit gemittelten Durchschnittswerten für die Tag-und Nachtseite des Mondes dar, wobei verschwiegen wird, dass mein hemisphärischer S-B-Ansatz ausdrücklich nicht für die Nachseite des Mondes gilt. Denn in meinem hemisphärischen S-B-Modell wird die Temperatur der Nachtseite unserer Erde über die S-B-Umgebungsgleichung und den Wärmeinhalt von Atmosphäre und Ozeanen erklärt. Dieses Graphik-Konstrukt soll also offensichtlich meinen hemisphärischen S-B-Ansatz für die Tagseite des Mondes durch eine ausschließende Eigenschaft (Disjunktion) zielgerichtet diskreditieren, nämlich durch eine verschleierte Einbeziehung der nachtseitigen Temperaturen.

Anstelle der von Kramm üblicherweise propagierten Faktor4-Tag=Nacht-Mittelung hatten Kramm et al. (2017) in ihrer „Figure 10“ dieses breitenabhängige Stefan-Boltzmann-Temperaturäquivalent und die breitenabhängige solare Leistungsdichte über den 24h-Tag sogar selbst dargestellt:

Abbildung 3: Variation of the (a) surface temperature and (b) absorbed solar radiation for numerous parallels of latitude in case of the Earth in the absence of its atmosphere. Figure 10 aus Kramm et al. (2017), Creative Commons Attribution International License (CC BY 4.0)

Stellen Sie Sich in Abbildung 3a (links) für jede einzelne Temperaturkurve jetzt einmal deren Mittelwert vor (PHI=0°-89°, alle Kurven = 0K von 6h bis 18h) und tragen diesen Wert jeweils nördlich und südlich gegen die geographische Breite (PHI=-89°-0°-89°) auf. Der äquivalente lunare Verlauf einer solchen breitenabhängigen Durchschnittskurve würde ausgerechnet auf die grüne Kurve in Abbildung 2 fallen, von der Kramm behauptet hatte, sie sei „voellig realitaetsfern“.

Auffälligkeit 1: Es handelt sich bei der Graphik „Kramm (2021)“ um einen willkürlichen Äpfel&Birnen-Vergleich, bei dem die Birnen dafür diskreditiert werden, dass sie keine Äpfel sind.

Fragestellung 2: Sind mathematische Konstruktionen jenseits jeder physikalischen Relevanz bereits Manipulationen?

Was für Temperaturen werden in der Graphik von Kramm (2021) nun genau dargestellt? Schauen wir uns dazu einmal einen direkten Abgleich zwischen Kramm (2021) und Williams et al. (2017) an. Dort ist festzustellen, dass letztere ihre zonalen Mond-Temperaturen streng nach Tag und Nacht unterschieden hatten:

Abbildungen 4: Zonaler Mittelwert Kramm (2021*, links), Abbildungen 8(a=Tag, Mitte) und (c=Nacht, rechts) von Williams et al. (2017) mit insgesamt 24 zonalen Temperaturkurven entlang der lunaren Zeitzonen

Anmerkung: Alle Abbildungen haben unterschiedliche Vertikalmaßstäbe für die Temperatur

Kramm (2021) führt jetzt also, entgegen den 24 Temperaturkurven von Williams et al. (2017) entlang der Zeitzonen, einen einzigen „zonalen Mittelwert“ für die Tag- und Nachtseite über die Breitenkreise des Mondes ein. Ein solcher Durchschnittswert erscheint in der Arbeit von Williams et al. (2017) aber gar nicht, vielmehr ergibt sich die Abbildung Kramm (2021) als breitenabhängiger Mittelwert aus den Temperaturen 8(a=Tagseite) und 8(c=Nachtseite) von Williams et al. (2017), also als ein zonales Tag&Nacht-Mittel. Schaunmeralsomal anhand einer Originalabbildung von Williams et al. (2017), wie die Graphik von Kramm (2021) zu verstehen ist:

Abbildung 5: Williams et al. (2017) Fig. 5a, „Global instantaneous temperatures of the Moon in (a) cylindrical equidistant projection (ϕ = 180°)” mit der Nachtseite im Zentrum (Neumond) — Übersetzung: Globale Momentantemperaturen des Mondes in (a) zylindrischer äquidistanter Projektion

Die 24 Kurven von Williams et al. (2017) in der Abbildung 4 für die stündlichen Zeitzonen (hour0 – hour23) zeigen also alle 15° geographischer Länge ein Nord-Süd-Temperaturprofil auf der Mondoberfläche, die den jeweiligen N-S-Temperaturverläufen in Abbildung 5 entspricht. Dagegen stellt Kramm (2021) den jeweiligen Durchschnittswert über alle 24 Zeitzonen derselben geographischen Breite in einer einzigen Nord-Süd-Temperaturkurve für die gesamte Mondoberfläche dar. Natürlich ist die Berechnung eines solchen realitätsfernen zonalen lunaren Tag&Nacht-Mittels rein mathematisch möglich, ergibt allerdings physikalisch überhaupt keinen Sinn. Der Unterschied zwischen Mathematik und Physik sind nämlich nicht nur die physikalischen Einheiten, sondern auch die zwingende Notwendigkeit, dass sich physikalische Ergebnisse in die beobachtete Realität zurückentwickeln lassen.

Für die Tagseite des Mondes sind die bei Kramm (2021) gezeigten Durchschnittswerte aber nun zu niedrig und für die Nachtseite zu hoch. Deren physikalische Aussage spielt sich also in Abbildung 5 irgendwo in der türkis-gelb-orangen Zone zwischen Mond-Tag (rot) und Mond-Nacht (blau) ab. Für die breitenabhängigen Durchschnittswerte nach Kramm (2021) existiert zu einem beliebigen Zeitpunkt des 24h-Mond-Tages also in jeder der beiden Dämmerungszonen (türkis-gelb-orange) jeweils eine einzige nicht näher definierte Ortslage, die diesen Kramm‘schen Mittelwert zwischen minimaler und maximaler Temperatur annimmt. Eine solche Darstellung erinnert an den folgenden Witz aus der Frühzeit der Künstlichen Intelligenz, wo ein Atmosphärenphysiker seinen Supercomputer fragt:

Mir sind da zwei analoge Uhren angeboten worden, eine geht am Tag eine Sekunde nach und die andere ist kaputt. Welche von beiden soll ich nehmen?

Sagt der Computer: „Nimm die kaputte Uhr!

Fragt der Atmosphärenphysiker: „Warum denn das?

Sagt der Computer: „Die kaputte Uhr zeigt zwei Mal am Tag die richtige Zeit an.“

Beiden, der kaputten Uhr und der Temperaturkurve von Kramm (2021), fehlt ohne zusätzliche Informationen jeglicher Zugang zur Realität. Man könnte auch sagen, die jeweiligen Angaben sind zwar mathematisch korrekt, können aber im physikalischen Raum-Zeit-Kontinuum aus sich selbst heraus gar nicht konkret verortet werden. Gemessen an der gewöhnlichen Qualität solcher Kunstprodukte, die bereits von kritischen Laien durchschaut werden können, ist die vorliegende Graphik allerdings als hervorragende Wissenschaftsmimikry einzustufen. Selbst Fachleute dürften der dort zielweisend vorgegebenen Aussage ohne eigenes Hintergrundwissen oder eine tiefergehende eigene Recherche nichts entgegenzusetzen haben.

Auffälligkeit 2: Wir haben es bei „Kramm (2021)“ also nicht etwa mit einer Graphik zu tun, die real existierende physikalische Daten darstellt, aus denen dann konkrete wissenschaftliche Aussagen abgeleitet werden. Vielmehr werden hier die physikalischen Unterschiede zwischen Tag und Nacht mathematisch verschleiert, um ein gegebenes Vorurteil zu bestätigen.

Fragestellung 3: Ist eine Beweisunterdrückung ein taugliches Argument gegen ein unerwünschtes wissenschaftliches Modell?

 

Das S-B-Temperaturäquivalent liefert lediglich für die sonnenbeschienene Tagseite des Mondes korrekte Ergebnisse. Und die grüne Kurve in Kramm (2021) repräsentiert irgendeinen konstruierten zonalen Tag&Nacht-Durchschnitt, das die Temperaturen auf der Nachseite des Mondes einschließt. Williams et al. (2017) stützen nun aber ausdrücklich meinen hemisphärischen S-B-Ansatz für die Tagseite des Mondes, Zitat mit Hervorhebungen:

 

The lunar regolith is highly insulating due to its low density and thermal conductivity (Linsky, 1966, Cremers and Birkebak, 1971, Keihm and Langseth, 1973) and therefore heat flow into the subsurface during the day is small compared to the incident solar flux (Vasavada et al., 1999, 2012). Daytime temperatures can therefore be approximated from the balance of incoming solar flux and outgoing thermal emission:”

Der Google-Übersetzer: „Der Mondregolith ist aufgrund seiner geringen Dichte und Wärmeleitfähigkeit hochisolierend (Linsky, 1966, Cremers und Birkebak, 1971, Keihm und Langseth, 1973) und daher ist der Wärmefluss in den Untergrund während des Tages im Vergleich zum einfallenden Sonnenfluss gering (Vasavada et al., 1999, 2012). Die Tagestemperaturen können daher aus dem Gleichgewicht des einfallenden Sonnenflusses und der ausgehenden Wärmeabgabe angenähert werden:“

Also: Bis auf eine Emissivität EPSILON von 0,95 (WEBER 2019 ohne Speicherung: EPSILON = 1) und einer breitenabhängigen Albedo (WEBER 2019: Albedo = const.) entspricht mein hemisphärischer S-B-Ansatz dem Ansatz von Williams et al. (2017) für die Tagseite des Mondes, Zitat (übersetzt): „Die Tagestemperaturen können daher aus dem Gleichgewicht des einfallenden Sonnenflusses und der ausgehenden Wärmeabgabe angenähert werden“. Einen Abgleich meiner hemisphärischen Tagestemperaturen mit Williams et al. (2017) in gleicher Farbgebung hatte ich bereits in meinem EIKE-Artikel „Neues von Willis Eschenbach“ vom 23. Februar 2020 dargestellt:

Abbildung 6: Qualitativer Temperaturvergleich für die Tagseite des Mondes. Links: Montage aus der Abbildung 5a von Williams et al. (2017) mit der Tagseite des Mondes im Zentrum. Rechts: Das S-B-Temperaturäquivalent @12h, hinterlegt mit der Farbskala von Williams et al. (2017)

Wenn man die Mond-Temperaturen aus der Abbildung von Williams et al. (2017) über den Tagesverlauf mit der hemisphärischen S-B-Temperaturkurve vergleicht, ergibt sich eine sehr ordentliche qualitative Übereinstimmung; es wird aber auch deutlich, dass die Nachttemperaturen unter 50K (violett) bei Williams et al. (2017) nicht erreicht werden. Die unterschiedlichen radialen Farbverläufe bei Williams et al. (2017) spiegeln die Variabilität der örtlichen Mondalbedo und die Topographie wider, die in einem solchen pauschalen S-B-Ansatz nicht berücksichtigt werden können.

Auffälligkeit 3: Die Graphik „Kramm (2021)“ verbreitet eine hochartifizielle und realitätsferne mathematische Mittelwertbildung unter Berufung auf Williams et al. (2017), wobei ausgerechnet deren eindeutige Bestätigung meines hemisphärischen S-B-Ansatzes für die Temperaturberechnung auf der Tagseite des Mondes unterdrückt wurde.

Fazit: In der Überzeugung, eine rein mathematische Designer-Graphik wie „Kramm (2021)“ bei der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft einfach mal eben als Nachtrag zu seinem Kommentar unterbringen zu können, schwingt auch die Geringschätzung eines international bekannten Atmosphärenphysikers gegenüber deren fachlicher Kompetenz mit; schließlich war ein solches „ad auditores“ (vordergründig plausibel für ein Publikum ohne tiefere Sachkenntnis) bereits einmal erfolgreich gewesen. Ich hoffe daher, der DGG mit meiner Analyse dieser Graphik ggf. rechtzeitig aufs wissenschaftliche Pferd helfen zu können…

Addendum: Den Link zur Kramms Academia-Veröffentlichung finden Sie hier und die entsprechende DGG-Version auf seiner Homepage (im Kommentar einfach den Namen anklicken); meine DGG-Veröffentlichung aus 2019 finden Sie hier ab Seite 18, und die Erwiderung zu Kramm@DGG 2/2020 ist nachstehend verlinkt:

2020-12-07 Erwiderung auf Kramms DGG-Kommentar-uw

Konkurrierende physikalische Modelle schließen sich gegenseitig aus. Deshalb können sich solche Modelle auch nicht gegenseitig widerlegen; eine solche Widerlegung kann nur über die gemeinsamen physikalischen Grundlagen erfolgen. Gerne wiederhole ich für meine Kritiker daher abschließend noch einmal die Widerlegungsanforderung für meinen hemisphärischen S-B-Ansatz über einen physikalischen Tag=Nacht-Beweis, Zitat:

Wenn also wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen würde, dass die Gleichsetzung der Energiebilanz unserer Erde (Fläche einer Kugel) mit der strengen thermischen Gleichgewichtsforderung des Stefan-Boltzmann Gesetzes für die bestrahlte Fläche (Halbkugel) physikalisch korrekt ist, dann bin ich tatsächlich widerlegt.“

*) Erklärung: Um jedweden Beschwerden vorzubeugen, bestätige ich hiermit, ein direkter „An“-Empfänger der o. g. E-Mail vom 17. Januar 2021 um 05:05 Uhr mit der Abbildung „Kramm (2021)“ (hier Abb.2 und Abb.3 links) zu sein, ebenso, wie u. a. auch die Herren Lüdecke, Limburg und Kirstein, und beweise nachfolgend mit der „Confidentiality Warning“ des Dr. Gerhard Kramm die rechtmäßige Nutzung der Graphik „Kramm (2021)“, Zitat:

CONFIDENTIALITY WARNING: The information transmitted is intended only for the person or entity to which it is addressed and may contain confidential and/or privileged material. Any review, retransmission, dissemination or other use of, or taking any action in reliance upon, this information by persons or entities other than the intended recipient is prohibited. If you receive this in error, please contact the sender and delete the material from any computer.”

Der unbestechliche Google-Übersetzer bestätigt mir ausdrücklich, den Inhalt der besagten E-Mail Kramm vom 17. Januar 2021 um 05:05 Uhr rechtmäßig zitiert zu haben:

„VERTRAULICHKEITSWARNUNG: Die übermittelten Informationen sind nur für die Person oder Organisation bestimmt, an die sie gerichtet sind, und können vertrauliches und / oder privilegiertes Material enthalten. Jegliche Überprüfung, Weiterverbreitung, Verbreitung oder sonstige Verwendung oder Ergreifung dieser Informationen durch andere Personen oder Organisationen als den beabsichtigten Empfänger ist untersagt. Wenn Sie dies irrtümlich erhalten, wenden Sie sich bitte an den Absender und löschen Sie das Material von einem beliebigen Computer.

ERGO: Es verbleiben für eine erlaubte „Überprüfung, Weiterverbreitung, Verbreitung oder sonstige Verwendung oder Ergreifung dieser Informationen“ also ausschließlich die von Dr. Kramm „beabsichtigten Empfänger“, und ich bin definitiv der ERSTE „AN“-EMPFÄNGER dieser E-Mail.




Mittlere Winter-Temperatur sinkt weiter seit Beginn des Jahrhunderts

Die Winter in Island weisen seit dem Jahr 2001 Abkühlung auf

Die JMA-Daten für drei Stationen in Island (mit hinreichender Datenlage) sind hier geplottet. Ergebnis: Keine Erwärmung über die letzten 18 Winter!

Daten: JMA

Man sieht, dass einige Winter-Daten aus Island fehlen, aber die vorhandenen Daten reichen aus zu zeigen, dass die Winter dort allgemein kälter und nicht wärmer geworden sind.

Anfang dieses Jahres plotteten wir jährliche Daten für diese drei Stationen auf Island. Dabei stellte sich heraus, dass an 2 Stationen Abkühlung aufgetreten war, während an der dritten Station keine Änderung zu verzeichnen ist.

Daten: JMA 

Offensichtlich gab es in dieser Insel im Nordatlantik seit Beginn des Jahrhunderts keinerlei Erwärmung. Die Alarmisten schreien um nichts.

An Stationen in Grönland ist es kälter geworden

Schauen wir als Nächstes auf Grönland. Hier folgen die Graphiken mit den JÄHRLICHEN mittleren JMA-Daten von sechs Stationen auf Grönland. Einige davon weisen Datenlücken auf, aber sie geben dennoch ein ziemlich gutes Bild dessen, was da vor sich geht.

Daten: JMA

Auch in Grönland ist keine wirkliche Erwärmung erkennbar. Dort war seit dem Jahr 2001 alles weitgehend stabil.

Und was ist mit den Wintern in Grönland? Hier sieht man die Verhältnisse an den sechs Stationen:

Daten: JMA

Noch einmal: Die JMA-Daten für Grönland sind teilweise fragmentarisch, aber immer noch viel besser als die Baumringe von Michael Mann. Alles in allem gab es hinsichtlich der Winter in Grönland in diesem Jahrhundert nichts Ungewöhnliches.

2021: Die jahreszeitliche Schmelze in der Arktis weigert sich anzufangen

Und schließlich: Die Eisausdehnung in der Arktis setzte seinen Anstieg bis zum 21. März fort:

Vollständige Graphik und Bildinschrift von hier (deutsch).

Inschrift: Die NSIDC-Grafik (rechts) zeigt die Entwicklung der arktischen Meereisflächen (extent/Ausdehnung) im laufenden Fünf-Tage-Mittel (blaue Linie) vom 1.1.2021 bis zum Stand 23.3.2021. Nach dem Eisflächenmaximum von 14,866 Millionen km² am 11.3.2021 (Tabelle links) gab es bis zum 14.3.2021 einen leichten Rückgang auf 14,596 Mio km², dann aber bis zum 21.3.2021 ein überraschendes erneutes Wachstum der Meereisflächen auf 14.788 Millionen km². Aktuell liegen die Meereisflächen über dem Mittel 2011-2019 (hellblaue Linie). Ursache dürfte die anhaltende tief winterliche Kälte in der Zentralarktis mit Durchschnittstemperaturen im jahreszeitlichen Normalbereich um -27°C sein. Quelle: NSIDC Arctic Sea Ice Tabelle und NSIDC Arctic Sea Ice Chart

Link: https://notrickszone.com/2021/03/24/greenland-and-iceland-mean-winter-temperatures-continue-cooling-since-start-of-the-century/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Die Profiteure der Panikmache (1): Die Deutsche Umwelthilfe DUH

Der DUH-Chef Jürgen Resch wurde vom Spiegel bereits 2007 wegen seiner ökologischen Doppelmoral angeprangert, als das Blatt feststellte, daß der DUH-Boß fast schon am Flughafen wohne. Er hat den höchsten Vielfliegerstatus HON Circles bei der Lufthansa. Dafür muß man mindestens  600.000 Meilen innerhalb von zwei Jahren fliegen – das sind etwa 28 Erdumrundungen.

2007 war fast ein Annus horribilis für die deutsche Klimaszene, wie unser vielgelesener Artikel über die RTL-Reportage Der Klimaschwindel zeigte. Aber wie Luisa Neubauer, die nach dem Abitur bei den Grünen ein- und gleichzeitig eine regelrechte Welttournee antrat, war und ist die Doppelmoral Reschs problemlos möglich, weil fast alle ökologisch Bewegten das Thema nur für ihre Zwecke nutzen und der Statistik zufolge meist sogar einen viel größeren Öko-Fußbadruck haben als der Normal-Steuerzahlende.

Zunächst ein wenig Geschichte:

Die DUH ist erstaunlich alt – sie wurde schon 1975 gegründet und diente der Geldbeschaffung für den BUND, den Bund für Umwelt und Naturschutz. Gesammelt wurde von Anfang an bei Industrie und Bürgern. Wie das PIK und EIKE ist die DUH „nur“ ein eingetragener Verein (e.V.), mit einigen Hundert Mitgliedern. Sie beschäftigt rund 100 Mitarbeiter, die jährlich im Schnitt rund 49.000 Euro machen. Geschäftsstellen und Büros der DUH befinden sich in Berlin, Hannover, Radolfzell, Hannover, Erfurt, Wolgast (Pommern) und Köthen (Anhalt). Die Hauptstadtvertretung befindet in einem noblen Gebäude in erstklassiger Lage am Hackeschen Markt 4. Prominente Projekte waren der Diesel-Skandal der deutschen Automobilindustrie und das Dosenpfand.

Heute wird die DUH von der Doppelspitze Jürgen Resch und Sascha Müller-Kraenner als Geschäftsführer geleitet; Vorstandsvorsitzender ist Harald Kächele. Der heutige Macher Jürgen Resch ist erst seit 1986 dabei; verdiente aber wohl von Anfang an so gut, daß er sein Studium aufgab und nur noch bei der DUH reüssierte.

Neben diesen Positionen gibt es nur noch die Delegiertenversammlung als Gremium; weitere innere Kontrollorgane scheinen nicht vorhanden zu sein.

Der Abmahnverein – eine Goldgrube

Welche Rolle spielte und spielt die DUH bei der Diffamierung der deutschen Diesel-Aggregate? Die rotgrüne Regierung unter Schröder, namentlich Umweltminister Trittin, setzte sich nach Beratung durch Öko-Lobbygruppen wie die Umwelthilfe für strengere Grenzwerte der Stickoxide (NOx) in der Außenluft ein (DUH-Geschäftsführer Rainer Baake, 2009-13, war zuvor Staatssekretär unter Trittin). Die EU-Richtlinie 2008/50/EG, gültig ab 2010, änderte den Wert dann von 200 auf nur 40μg/Kubikmeter Luft. Unrealistisch und willkürlich, wurde von Experten sogleich bescheinigt, da der Grenzwert für Arbeitsplätze prächtige 950 μg/Kubikmeter beträgt! Nun wäre die gelungene Lobbyarbeit für die DUH schon ein politischer Erfolg, der Medienpräsenz und Macht bringt. Damit nicht genug, Rotgrün hat der DUH 2004 den Status einer „Qualifizierten Einrichtung“ eingeräumt, die an der Marktüberwachung teilnimmt und damit das Recht hat, Verstöße gegen Verbraucherschutzvorschriften zu verfolgen und abzumahnen. Was die DUH denn auch fleißig tut – weit über 1000 mal im Jahr! Daß der kleine Verein so effektiv ist und politische Privilegien erhält, liegt auch an seinem gut vernetzten und medienerfahrenen Personal. Gerd Rosenkranz zum Beispiel war lange bei taz, Süddeutscher, FR und Spiegel, machte dann von 2004 bis 2013 die DUH-Pressearbeit und war danach bis zur Rente bei Agora Energiewende.

Daß die DUH ihr Geld zum Großteil durch Abmahnungen verdient, ist nicht nur EIKE-Lesern bekannt, weil auch die Massenpresse nicht allzu positiv über Resch und seine Umwelthilfe berichtet. Aber was heißt das eigentlich? Der Jurist formuliert es so: Die Umwelthilfe ist ein klageberechtigter Verbraucherschutzverband. Einige Mitarbeiter suchen in Produktwerbung und Medien-Aussagen von Herstellern nach gesetzlichen Verstößen und finden pro Woche etwa 30 (Quelle: Bild). Die DUH verschickt dann Mahnschreiben an die Wirtschaftsunternehmen und kann von diesen Gebühren verlangen. Dabei geht es nicht nur um große Anbieter, sondern auch um grotesk kleine Fälle. Ein lokaler Möbelhändler wurde abgemahnt, weil in der Küchen-Ausstellung die Zettel mit der Energiekennzeichnung fehlten.

„Da kommt ein Brief von einem Verein, den man nicht kennt, den man nicht kennen lernen will. Und dann muß ich zahlen, zahlen für eine Sache, die nicht einmal so richtig in meinem Einflußbereich liegt.“

2015/16 nahm man damit rund 2,5 Millionen Euro ein, was etwa 30% der jährlichen Gesamteinnahmen entspricht. Zusätzlich zu diesen Gebühren gibt es auch noch Geldauflagen (Bußgelder), zum Beispiel in Höhe von 158.000 Euro (2015).

Neben diesem ersten Drittel über Abmahnungen erhält die DUH „Projektzuschüsse“ – der geneigte Leser ahnt schon, woher – es sind zur Hälfte Steuergelder aus Deutschland und Brüssel. Private Stiftungen liefern die zweite Hälfte – auch dort dürften versteckt weitere Transferzahlungen der Bürger zu finden sein. Diese Transfers ohne konkrete Gegenleistung sind sogar der größte Einzelposten mit 38% (2015).

Sogar aus Übersee kommt Geld für die deutschen Kollegen, von der 2008 gegründeten ClimateWorksFoundation CWF. 2014 erhielt die DUH 700.000 Dollar aus San Francisco. Wer ist CWF? Aufschluß gibt die Tatsache, daß John Podesta, Berater von Barack Obama und Wahlkampfleiter von Hillary Clinton, einer der wichtigsten Köpfe dort ist. Zudem wird die NGO von den beiden Stiftungen von Hewlett und Packard, und von der Ford Foundation unterstützt.

Welche Industrieunternehmen fördern die DUH? Da wäre in erster Linie Toyota zu nennen, mit dem schon seit 20 Jahren Verbindungen bestehen, und das jährlich mit bis zu 80.000 € zwei Projekte der DUH unterstützt. Dafür empfiehlt die DUH den Kauf von Prius und anderen Hybridmodellen. 2005 erhielt die DUH 100.000 Euro von Filterherstellern. Der Kampf für das Dosenpfand von Umweltminister Trittin soll Verbindungen zur Flaschen-Brauindustrie und zu einem norwegischen Unternehmen, das Apparate für die Rücknahme der Pfandflaschen herstellt, geschuldet sein.

Gesamt nahm man 2015 und 16 damit 8,1 Millionen Euro ein; die man soweit auch ausgab – wohl hauptsächlich für die üppigen Gehälter.

Man könnte nun sagen, das sind doch nur Peanuts im Vergleich zu den Summen, die zum Beispiel in Konzernen anfallen. Man darf dabei aber nicht vergessen, daß die Deutsche Umwelthilfe nur die gut sichtbare Spitze des Eisberges ist. Die international vernetzte Panikmacher-Szene in NGOs und Medien, die Basis des Eisberges, ist riesig. Da kommen jährlich Milliarden (oder gar Billionen?) an Transferleistungen zusammen, die von Bürgern in der Wirtschaft und der Infrastruktur erwirtschaftet werden müssen.

Außerdem darf man nicht übersehen, wie effizient die Weltrettungs-NGOs sind, siehe Diesel-Affäre. Wenn 100 Leute einer NGO, mutmaßlich mehrheitlich mit Kommunikations-, Psychologie- und Medienstudium, nichts anderes zu tun haben, als vor angeblichen Gesundheits- und Umweltgefahren zu warnen und diesbezügliche Kampagnen und Projekte in ihren Netzwerken zu stricken, hat das sehr wohl eine Wirkung.

Tipp: Die Seite von Mario Mieruch gibt noch mehr Details zur Umwelthilfe und zum Diesel-Skandal bekannt!

Die Katastrophen-NGOs sind unter anderem deswegen so erfolgreich, weil es kein ähnlich mächtiges Gegenstück der Industrie und der Verbraucher gibt. Früher sah es anders aus; da galten die Auto-Lobbyisten sogar als zu mächtig. Sie bauten und bauen aber mehr auf die klassischen Kanäle via Beeinflussung und „Schmierung“ bürgerlicher Politiker; ähnlich den Masken-Skandalen der CDU/CSU, die wir gerade erlebten.

Die Durchsetzung des kulturellen Sektors, also Schulen, Unis, Redaktionen, das hingegen ist die langfristig wesentlich erfolgreichere Strategie der Öko- und Gesundheits-Alarmisten. Daher bietet es sich an, eine Art „Anti-DUH“ zu gründen, die den Pseudo-Argumenten von Panik-Luxusschnorrern Paroli bietet. Genau das fordert nun Michael Haberland vom Autoclub Mobil in Deutschland, einem ADAC-Mitbewerber.

Im Interview mit dem Focus sagt er unter anderem:

Viele Nichtregierungsorganisationen wie beispielsweise die DUH wollen die Mobilität mit dem Automobil einschränken oder teilweise verbieten. In vielen Städten gewinnt man sogar den Eindruck, als wolle man Autofahrer ganz ausgrenzen und den Menschen die Lust und Freude am Auto nehmen. (…)
Man darf nicht vergessen, dass das Auto das Verkehrsmittel Nr. 1 ist und besonders durch die Covid-19 Pandemie geradezu eine Renaissance verzeichnen konnte. (…) Man darf auch nicht vergessen, dass die Autoindustrie noch immer die wichtigste Wertschöpfungsquelle für unser Land liefert. Man könnte sagen: Wir sägen mit jeder Entscheidung gegen Autofahrer kräftig an dem Ast, auf dem wir sitzen. (…)
Die Deutsche Umwelthilfe gibt an, sich für den Verbraucher einzusetzen und die Mobilitätswende im Sinne der Menschen zu treffen. Wir sehen das anders: Die Umwelthilfe lebt auch von Steuergeldern und tobt sich auf dem Rücken der Autofahrer aus. Mit einem ganz dubiosen Geschäftsmodell.

 

 




Forsythie: Der Erstfrühlings­zeiger des Deutschen Wetter­dienstes in Hamburg verspätet sich seit über 35 Jahren – wo bleibt die Besorgnis erregende Klima­erwärmung?

Angeblich käme der Frühling immer früher. Und das wäre ein eindeutiger Beweis der Klimaerwärmung, die wiederum ausschließlich CO2-bedingt wäre. Dem unbedarften Leser soll suggeriert werden, dass die Forsythien vor 40 bis 50 Jahren viel später geblüht hätten und jetzt rücke der Termin von Jahr zu Jahr weiter vor. Als Beweis wird dann oftmals nicht die Grafik des Blühbeginns gezeigt, sondern die Grafik des CO2-Anstieges, eines Anstiegs also, den niemand bezweifelt. Derzeit: 418 ppm.

Wir sind der Sache nachgegangen und fragen uns: Blühen die Forsythien wirklich früher? Hält der Lenz tatsächlich immer einen früheren Einzug in Deutschland? Zu 2021: Für dieses Jahr legte der Phänologe Jens Iska Holtz den Referenzbusch an der Hamburger Lombardsbrücke mit dem Blütenbeginn 25. März fest. Das sind 84 Tage seit Jahresbeginn.

Wie verhalten sich die Blühtermine im Vergleich zu früher?

Anfang der 80-er Jahre war der Wiederaufbau der Innenstadt Hamburg weitgehend abgeschlossen, so dass zusätzliche anthropogene Wärmeinseleffekte wohl nur noch gering auf die Temperaturen einwirken. Gemeint ist, seit den 80-er Jahren dürfte die vom Menschen erzeugte Zusatzwärme durch Heizungen und Änderungen der Strahlungsbilanz in der Innenstadt annähernd gleich geblieben sein. Interessant wäre aber ein Temperaturverlauf der Alster, denn der Strauch steht direkt am Ufer und die Wassertemperatur und andere Parameter bestimmen den Blütentermin ebenfalls mit. Eine Zunahme warmer Abwässer infolge des gestiegenen Lebensstandards seit 1980 hätten selbstverständlich Auswirkungen auf die Erstblüte, aber genauso auch eine Nitrat-Zunahme des Gewässers und natürlich auch die CO2-Zunahme der erdnahen Luft. Beide wirken wie ein zusätzlicher Dünger und damit günstig auf die Vegetation.

Doch nun zur Grafik: Vor allem Laien und Medienvertreter bitte beachten: In der folgenden Grafik sind auf der y-Achse die Blühtermine der Forsythie als Tage nach Neujahr aufgetragen, ein Ausschlag nach oben bedeutet somit einen späteren Blühtermin.

Abbildung 1: Vorsicht, nicht verwechseln, die violette Trendlinie steigt seit 36 Jahren, das bedeutet Verspätung. Auf der linken senkrechten y-Achse sind nicht die Temperaturen aufgetragen, sondern die Kalendertage seit Jahresbeginn. Je mehr Kalendertage, desto später der Forsythien-Blütenbeginn.

Ergebnis: Der CO2-Gehalt der Luft steigt, aber die Forsythienblüte verspätet sich.

Wir stellen nur fest: Obwohl die Beobachtungsreihe mitten in der großen Wärmeinsel Hamburg aufgenommen wurde, und damit gar nicht die Bedingungen einer objektiven Beobachtung erfüllt, ist der Blütenbeginn des DWD Vergleichsbusches an der Lombardsbrücke seit 1986 Jahren eindeutig verspätet. Genau das Gegenteil behaupten aber der Deutsche Wetterdienst und die Medien.

Ob und wie der steigende CO2-Gehalt der Luft die phänologische Entwicklung beeinflusst, bedarf noch intensiver Forschungen. Die jetzt auch in Hamburg für den Klimaschutz demonstrierenden Schulschwänzer haben allesamt Nachhilfestunden in Biologie bitter nötig, denn ohne ausreichend CO2 in der Atmosphäre gäbe es keine Photosynthese und damit kein höheres Leben auf unserer Erde. CO2 ist genauso essentiell für alle grünen Pflanzen wie Wasser, Mineralstoffe, Licht und Wärme. Die erhöhten CO2-Konzentrationen verbessern die Ertragsleistungen unserer Kulturpflanzen. Gegenwärtig sind nur etwa 4 von 10.000 Volumenteilen in der Luft CO2. Unserer Pflanzenwelt würde eine Verdopplung bis Verdreifachung der derzeitigen CO2-Konzentration gut bekommen; in Gewächshäusern wird CO2 seit Jahrzehnten zur Düngung erfolgreich eingesetzt.

Es gibt andere Gründe für die leichte Verspätung der letzten 36 Jahre, und die überwiegen. Allen voran: Die Temperaturen von Januar bis März sind etwas gesunken, wobei der Januar wohl nur noch sehr wenig den Blühtermin entscheidet. Wichtiger ist die Wärme der beiden Monate Februar und März, sowie die Besonnung der letzten Woche vor Blühbeginn.

Der Monat Februar, Wetterstation am Flughafen Hamburg:

Die DWD-Wetterstation liegt 7 km nördlich der Innenstadt.

Abbildung 2: Der Februar wurde etwas kälter in Hamburg. Man beachte den kalten Februar 2018 und den verspäteten Blütenbeginn 2018 am 4.April.

Der März in Hamburg

Noch mehr als der Monat Februar beeinflussen die Märztemperaturen den Blühtermin der Forsythie an der Hamburger Lombardsbrücke, insbesondere die letzten Tage vor dem Aufblühen. Und die erste Märzhälfte war in Hamburg sogar leicht unter dem Februar-Gesamtschnitt, was den Blütenbeginn 2021 wohl doch um einige Tage verzögerte.

Beide Monate zusammen bezeichnen wir als Vorfrühling, hier die Grafik dazu:

Abb.3: Februar und März bezeichnen wir als Vorfrühling. Der Temperaturverlauf beider Monate zusammen ist auch in Hamburg leicht fallend.

Wir stellen vollkommen in Einklang mit unseren Erwartungen fest:

Die Temperaturen des Monates Februar und März bestimmen im Wesentlichen den Blütenbeginn des Forsythienstrauches in der Innenstadt von Hamburg. Neben den Temperaturen gibt es auch noch andere Gründe, wie im weiteren Artikel genannt.

Längere Betrachtungszeiträume:

Wie wir aus diversen Artikeln nicht nur der Autoren Kämpfe/Kowatsch wissen, lagen die Temperaturen Deutschlands seit etwa 1940 bis 1987 in einer Depression. Zum einen wegen der Umstellung der Großwetterlagen, das sind natürlich Gründe, aber auch wegen der fehlenden Wärmeinseleffekte bei den Wetterstationen, speziell Hamburg: Weil die Städte ausgebombt waren und das Überleben auf Sparflamme kochte und Eistage auch in den Häusern wahrgenommen wurden. Der steigende Wohlstand, die rege Bautätigkeit und die Beheizung aller Räume nebst steigendem Warmwasserverbrauch im Haus, sowie die zunehmende Industrialisierung brachten wieder Wärme in Deutschlands Städte. Diese positive Nachkriegsentwicklung begünstigte zunächst den früheren Frühlingsbeginn in einer Stadt, er folgte dem Wohlstand, aber auch zu mehr Innenstadtwärme. Ein Vorgang, der in den 80-er Jahren in Hamburg wohl sein Ende gefunden hat. In der Innenstadt Hamburgs scheint der anthropogene Wärmeinseleffekt zwar auf hohem Niveau, aber ausgereizt zu sein. Das zeigt uns auch die nächste Grafik

Abb.4: Seit 1972, also seit 50 Jahren stagniert der Blühbeginn des Hamburger Forsythienstrauches bei etwa 79 Tagen nach Neujahr.

Die wilde Stachelbeere

Ähnlich wie die Forsythie verhält es sich mit dem etwas früheren Laubaustrieb der Wilden Stachelbeere, welcher ebenfalls seit der Deutschen Einheit in der Stadt Weimar stagniert. Wegen eines tendenziell etwas wärmeren Aprils hat sich jedoch der Einzug des Vollfrühlings (Beginn der Apfelblüte) leicht verfrüht. Aus der Differenz beider Eintrittstermine ergibt sich die Dauer des Erstfrühlings. Bei der Analyse der Forsythie- Daten käme man zu ähnlichen Ergebnissen mit insgesamt geringeren Tageszahlen der Erstfrühlingsdauer:

Abbildung.5: Kein Trend beim Austrieb der Wildstachelbeere an einem festen Standort im Weimarer Ilmpark. Daraus darf nicht auf künftige Entwicklungen geschlossen werden. Im letzten Jahr 2020 trieb die Stachelbeere in Weimar schon am 12. Februar aus; in 2021 erst am 13. März. Mit einer eher mittelspäten Apfelblüte 2021 wird gerechnet.

Blühbeginn und Laubaustrieb der Wildstachelbeere werden hauptsächlich durch das Temperaturverhalten der Monate Januar bis März bestimmt – je milder dieser Zeitraum ist, desto früher treten sie ein (1990, 2007, 2020). Aber schon seit 1988 gibt es in diesem Zeitraum in Deutschland keinerlei Erwärmung mehr:

Abbildung 6: Seit 1988, das sind nunmehr schon stattliche 34 Jahre, hat es sich im Zeitraum von Januar bis März in Deutschland nicht mehr erwärmt – folglich war auch keine Verfrühung des Erstfrühlingsbeginns in diesem Zeitraum zu beobachten.

Bitte beachten: Die DWD-Daten sind nicht wärmeinselbereinigt. Die Mehrzahl der DWD-Wetterstationen steht in Wärmeinseln. Für wärmeinselarme Stationen ist die Temperatur-Trendlinie der ersten drei Monate deutlicher fallend, siehe Amtsberg, Zeitz, Neugersdorf, usw…)

Abbildung 7: Die Wetterwarte Zeitz steht am Stadtrand von Zeitz, die Temperaturen der ersten drei Monate zeigen seit 34 Jahren eine deutlichere Abkühlung als das DWD-Mittel für Deutschland.in Abbildung 6

Neben dem Hauptfaktor Wärme sind noch andere Gründe für Erstblüte und Laubaustrieb mitbestimmend: Tageslänge, die Sonnenscheindauer und der UV- Anteil im Sonnenlicht, Feuchtigkeit und Nachtfröste, die Bodentemperatur am Standort sowie Düngefaktoren im weitesten Sinne. Bekanntlich hat der Nitratgehalt im Fließ- und Grundwasser zugenommen, was das Pflanzenwachstum beeinflusst.

Zusammenfassung:

Wir leben keinesfalls mittendrin in einer gefährlichen Erwärmung. Kohlendioxid ist ein sauberes Gas, das mit dem Klima wenig zu tun hat. Kohlendioxid ist neben Sauerstoff und Wasser die Grundbedingung des Lebens auf der Erde. Die Erde braucht mehr und nicht weniger Kohlendioxid. Das Klima wandelt sich immer, und das aus vielerlei Gründen, aber Kohlendioxid hat keine oder kaum eine Erwärmungswirkung. Nur der steigende Wohlstandsfaktor, der Wärmeinseleffekt, forciert durch mehr Sonnenstunden auch wegen den Luftreinhaltemaßnahmen, ist zumindest in Deutschland der immer noch zunehmende Wärmeinseleffekt der wesentliche anthropogene Einflussfaktor auf die Temperaturen. Seitdem dieser in Hamburg ausgereizt ist, also Ende der 80er Jahre, seitdem fallen die Temperaturen der ersten drei Monate leicht, und das auch in der Innenstadt von Hamburg.

Insgesamt sei betont, dass unsere Grafiken einen längeren Zeitraum erfassen. Wir argumentieren nicht wie die Katastrophenverkünder mit Einzelbeobachtungen und verkünden dann falsche Vorhersagen. Die Grafiken sollen sprechen. Die Frühjahrsblüher Scharbockskraut, Buschwindröschen, Märzenveilchen und Lerchensporn finden sich auch in freier Natur auf einem unveränderten Stand wie um 1990. Weiterhin gilt: Klima lässt sich nicht schützen; es ist als „chaotisches System“ viel zu komplex und erst recht wenig erforscht. Oder anders ausgedrückt: Die Forschung ist noch absolut ergebnisoffen. Notwendig wäre jedoch ein umfangreicher Natur- und Umweltschutz. Sauberes Wasser, saubere Luft und saubere Nahrungsmittel sind ein Grundgut, das allen Menschen zusteht. Natur- und Umweltschutz sind notwendig, Klimaschutz gibt es nicht. Mehr CO2 in der Luft wäre für das Wachstum und die Ernteerträge der Welt besser. Eine CO2-Steuer dient nur den Staatskassen.

Der Forsythienstrauch in Hamburg-Stadtmitte zeigt sich vom Klimaklamauk völlig unbeeindruckt. Schade, dass der Forsythienstrauch den Artikel nicht selbst schreiben kann.

Noch eine Anmerkung an die Ortskundigen: Falls sich die Umgebung des Hamburger Strauches geändert haben sollte, bitte ich um ein aktuelles Foto, am besten vom selben Standort aus wie in den Grafiken.