Winter 2020/21 – voller Überraschungen und meist falsch vorhergesagt

Bevor die Prognosen nochmals gezeigt und bewertet werden, soll ein Blick auf die Entwicklung der Wintertemperaturen seit dem „Klimasprung“, welcher mit dem Mildwinter 1987/88 in Deutschland begann, geworfen werden. Anders als die übrigen Jahreszeiten, erwärmte sich der Winter im Deutschland-Mittel seitdem kaum. Mit 1,8°C zählt er bei unseren momentanen Klimabedingungen, wie sie seit 1988 herrschen, zu den fast normalen Wintern.

Abbildung 1: Kaum winterliche Erwärmung in Deutschland seit 1987/88 – trotz deutlich steigender CO2-Konzentrationen und des Beinahe-Mittelwertrekords im Vorwinter 2019/20.

 

Der extrem wechselhafte, flaue, zwischen Eiseskälte und Vorfrühling schwankende Winter 2020/21 – Menetekel der Abkühlung?

Abbildung 2: Während die Winter 2 bis 5 nach dem Maximum des SCHWABE-Zyklus relativ kalt verliefen, war der sechste herausragend mild; aber der siebente nur etwas zu mild – man hüte sich aber stets davor, nur mit Hilfe der Sonnenaktivität Winterprognosen zu erstellen!

Die Bewertung der Langfrist-Vorhersagen einiger Institute, Wetterdienste und Privatpersonen

Vorab die als Bewertungs-Richtwert dienenden Daten: CLINO 1991 bis 2020 für das DWD-Mittel: Dez. +1,8°C Jan +0,9°C Feb. +1,5°C Winter +1,4°C. Eintrittswerte Winter 2020/21: Dez. +3,1°C Jan. +0,6°C Feb. +1,7°C Winter +1,8°C

UKMO-Metoffice (Großbritannien): Stand 11.11.2020 Winter (D, J, F) mit deutlich erhöhter Wahrscheinlichkeit in ganz Deutschland zu mild (folgende Karte):

Anmerkung: Hier wurde nur die Metoffice- Karte mit der Wahrscheinlichkeit des Abweichens vom Median gezeigt. Es gibt zwei weitere. Diese Median-bezogene Wahrscheinlichkeitsaussage zeigt, wie die anderen Karten auch, eine sehr stark erhöhte Wahrscheinlichkeit für über dem Median liegende Wintertemperaturen besonders in Mittel- und Nordosteuropa sowie über dem Eismeer und Teilen des Mittelmeeres:

Die aktuellen Karten jederzeit unter http://www.metoffice.gov.uk/research/climate/seasonal-to-decadal/gpc-outlooks/glob-seas-prob

Bewertung: Der Winter-Median der CLINO-Periode 1991-2020 beträgt für das DWD-Mittel +1,5 °C, daher ganz grob zutreffende Aussage, Note 4.

hier)

Bewertung: Prognose völlig wertlos, Note 6.

DWD (Offenbach): In Deutschland 0,5 bis 2°C zu mild, je nach Ensemble-Auswahl, bezogen auf den DWD-Mittelwert der Jahre 2004 bis 2019, der ca. 1,4°C beträgt (Stand 11. Nov. 2020):

Bewertung: Obere Variante fast Treffer, Note 3. Untere Variante Überschätzung, Note 5. Da Aussagen zu den Einzelmonaten fehlten, Gesamtnote nur 5.

Bewertung: Dezember merklich unterschätzt, Note 5. Januar Treffer, Note 2. Februar deutlich überschätzt, Note 5, Gesamtnote 4.

CFSv2- Modell des NOAA (Wetterdienst der USA, folgende 3 Abbildungen, Eingabezeitraum 14. bis 24.11. 2020): Winter insgesamt etwa 1 bis 2 K zu mild. Dezember (oben) 0,5 bis 2 K, Januar (Mitte) 1 bis 3 K, Februar (unten) 0,5 bis 2 K zu mild. Die vorhergesagten Temperaturabweichungen beziehen sich auf die Mittelwerte der Periode 1981 bis 2010. Bemerkenswert ist, dass der Mildwinter von diesem Modell schon seit dem Sommer 2020 nahezu durchgängig vorhergesagt wird. Diese experimentellen, fast täglich aktualisierten, aber unsicheren Prognosen sind hier:

Bewertung: Dezember Treffer, Note 2. Januar deutlich überschätzt, Note 5. Februar deutlich überschätzt, Note 5. Gesamtnote 4.

Stefan Kämpfe (verfasst am 26.11. und veröffentlicht bei EIKE am 30.11.2020):

Insgesamt fällt der Winter 2020/21 nach momentanem Stand also bei enormer Unsicherheit fast normal aus und wird im Deutschland-Mittel auf minus 1,0 bis +3,0°C geschätzt (LJM 1991 bis 2020 +1,4°C). In den Kategorien „zu kalt“, „normal“ und „zu mild“ stellen sich die Wahrscheinlichkeiten des Winters 2020/21 folgendermaßen dar:

Dieses Fazit wurde aus 10% der Tendenz der Bauern- Regeln, 10% Sonnenaktivität, 20% Zirkulationsverhältnisse, 10% Mittelfrist- Modelle, 10% NAO, AMO,QBO, Polarwirbel, 15% Analogfälle, 10% Wirbelsturm-Aktivität und 15% der vorwiegenden Tendenz der Langfristprognosen gewichtet. Aktualisierung voraussichtlich Ende Dezember.

Februar 2021 narrte Modelle – die Irrwege des CFSv2-Modells

Der Februar fuhr eine eindrucksvolle Temperatur-Rallye: Mit Ausnahme des Nordostens startete er sehr mild, raste aber bald in den Eiskeller und eilte nach der Monatsmitte gleich in den Vorfrühling. Da sahen die Modelle bloß Rücklichter – sie irrten zwischen „viel zu mild“ und „viel zu kalt“ ziellos umher:

Abbildungen 2a bis 2c: Realität schlägt Modell mal wieder trotz „Anpassung“: Wie schon fast das ganze Halbjahr zuvor, sagte uns das (experimentelle) CFSv2-Modell des NOAA noch Mitte Januar 2021 einen deutlich zu milden Februar vorher (oben, 2a). Nachdem die Kälte bereits eingetreten war, sollte dann der ganze Februar in Nord- und Mitteldeutschland erheblich zu kalt ausfallen; zwischen 0,5 und 3 Kelvin (2b, Mitte). Die Realität lag dann dazwischen (unten, 2c). Bernd Hussing schätzt mit ganz wenigen der fast 2.000 DWD-Stationen die Monatsmittel immer erstaunlich genau; trotz des sehr komplizierten Februars wich sein Endergebnis nur um 0,21K vom DWD-Mittel ab. Bildquellen 2a und 2b NOAA, 2c bernd-hussing.de