BLACKOUT – kleines Handbuch zum Umgang mit einer wachsenden Gefahr – Folge 6

Doch im 19. Jahrhundert trat ein überlegener Beleuchtungskörper seinen Siegeszug in Europa und Amerika an: heller und kostengünstiger als die Kerze, einfach in der Handhabung sowie bei richtiger Einstellung praktisch rußfrei – die Petroleumlampe. Nachdem eine ganze Reihe von Innovationen in ihre Komponenten Brenner, Glaszylinder und Docht geflossen waren und man die Teile aufeinander abgestimmt hatte, erhellten diese Lampen millionenfach die Haushalte in Deutschland. In ihrer manchmal sehr aufwändigen handwerklichen Ausführung wurden sie zu einem Teil der bürgerlichen Wohnkultur. All diese Eigenschaften sprechen dafür, sie als Notbeleuchtung beim Stromausfall in Betracht zu ziehen – vorher können sie als Dekoration in der Wohnung dienen. Man muss solche Lampen nicht beim Antikhandel erwerben, sondern kann sie auch nagelneu kaufen.

Empfehlung: Kaufen Sie sich ein paar neue, schöne Petroleumlampen mitsamt eines Vorrats an Lampenöl.

Die einzelnen Typen unterscheiden sich durch die Art des Brenners und des Zylinders. Bei den Brennern gibt es drei Bauformen für unterschiedliche Helligkeiten: Flachbrenner, Runddochtbrenner (Kosmosbrenner) und Flammscheibenbrenner (Idealbrenner, Matadorbrenner). Der Runddochtbrenner ist deutlich heller als der Flachbrenner und verbraucht weniger Petroleum als der noch hellere Flammscheibenbrenner.

Bild 13: Von links nach rechts steigt die Helligkeit der Brenner: Flachbrenner, Runddochtbrenner und Flammscheibenbrenner. Der Flammscheibenbrenner hat allerdings einen vergleichsweise hohen Verbrauch.

Zu jedem Brenner gehört der passende Zylinder, bei denen man Wiener Zylinder (für Flachbrenner), Kosmos Zylinder (für Runddochtbrenner) und Matador Zylinder (für Flammscheibenbrenner) unterscheidet. Die Wahl eines falschen Zylinders kann zur Zerstörung desselben führen.

Bild 14: Formen der unterschiedlichen Zylinder

Es sei noch erwähnt, dass die unterschiedliche Größe der Brenner und Zylinder, wie auch die der Dochte, in der Maßeinheit der „Pariser Linie“ angegeben wird.

Bild 15: Diese Lampe mit 14-linigem Runddocht-Brenner strahlt mit der Helligkeit von 11 Haushaltskerzen (ca. 10 Lumen). Eine Tankfüllung reicht für 75 Stunden, Quelle: Heinze Metallwarenmanufaktur

Empfehlung: Damit eine Petroleumlampe rußfrei brennt, sollte man nach dem Anzünden fünf Minuten warten, ehe man den Docht auf maximale Lichtstärke einstellt.

6.8 Geld

Bei einem Blackout fallen alle elektronischen Zahlungssysteme aus. Zahlungen mit EC- oder Kreditkarte sind nicht mehr möglich. Den Menschen wird plötzlich bewusst, dass sie nur noch für Bargeld etwas bekommen und versuchen, an den Geldautomaten welches zu ziehen. Doch diese Automaten funktionieren nicht. Ob Bankschalter völlig ohne Strom eine Bargeldauszahlung vornehmen können, ist zu bezweifeln. Und selbst wenn Bankfilialen noch für ein paar Stunden notstromversorgt sein sollten, werden sie dem Ansturm nicht gewachsen sein und die Höhe der Auszahlungen begrenzen. In dieser Situation kann das Anwachsen einer kollektiven Angst der Kunden zu einem Bankenrun führen, der dann das Schließen der letzten arbeitsfähigen Filialen zur Folge hat.

Empfehlung: Halten Sie ständig zu Hause eine Summe Bargeld in kleinen Scheinen vor. Die Höhe dieser Summe hängt natürlich von Ihren finanziellen Möglichkeiten ab.

6.9 Wird die Heizung bei einem Blackout noch warm?

Raumheizungen mit Öfen, welche mit Holz oder Briketts beschickt werden, sind gefeit gegen einen Stromausfall, doch besitzen sie inzwischen Seltenheitswert. Einer BDEW-Studie zum Heizungsmarkt /34/ lassen sich die Angaben für eine Abschätzung jenes Teils der Wohnungen entnehmen, in denen es bei einem Blackout in Deutschland unabänderlich kalt wird (s. Bild 16).

Bild 16: Verteilung der Energieträger auf die Heizungen in Deutschland (nach /5/)

Es steht fest, dass bei einem Stromausfall die drei leitungsgebundenen Heizsysteme mit Strom, Fernwärme und Erdgas ausfallen. Erdgas wird nicht mehr zu den Verbrauchern transportiert, weil die Verdichterstationen in den Leitungen für ihren Betrieb auf elektrischen Strom angewiesen sind. Damit werden bereits rund 67% aller Heizungen kalt.

Die Besitzer von Ölheizungen haben sich ja prinzipiell bevorratet und sind damit erst einmal auf einen Zufluss ihres Energieträgers nicht angewiesen. Ähnlich sieht es bei den „Sonstigen“ aus. Und doch fallen auch bei ihnen die Heizungen aus. Grund dafür ist die Tatsache, dass es sich bei ihnen praktisch immer um Zentralheizungen mit einer elektrischen Steuerung und elektrischen Umwälzpumpen handelt. Aber im Gegensatz zu den ersten 67% aller Heizungsbesitzer können die Besitzer von Heizungen mit Vorratshaltung Vorsorge gegen eine kalte Wohnung treffen – durch Anschaffung eines Notstromaggregats.

6.10 Notstromversorgung

Der Gedanke liegt nahe: Wenn kein Strom mehr von außen kommt, erzeugt man halt selber welchen; Notstromaggregate gibt es ja in jedem Baumarkt. Doch vor dem Kauf eines solchen Gerätes sind einige Überlegungen anzustellen – die Gefahr, ein ungeeignetes Gerät zu erwerben ist sonst beträchtlich. Die nachstehenden Ausführungen sollen helfen, einen Fehlkauf zu vermeiden.

6.10.1 Welche Leistung wird benötigt?

Zunächst sollte man sich eine Übersicht darüber verschaffen, welche elektrische Leistung die in der Wohnung / im Haus vorhandenen Geräte aufnehmen. Dazu gibt die folgende Tabelle eine Hilfestellung:

Für einen langandauernden Stromausfall sollte man keine Notstromversorgung der „Stromfresser“ Kochfeld, Backherd, Wasserkocher, Geschirrspüler, Waschmaschine und Wäschetrockner vorsehen. Der Kraftstoffverbrauch eines Notstromaggregats wäre für ihre Nutzung zu hoch, und es gibt Alternativen (s. Punkt 6.5).

Empfehlung: Überlegen Sie sich, welche Geräte im Falle eines Blackout für Sie unverzichtbar sind, und wie viele davon höchstens gleichzeitig in Betrieb wären.

Beispiel: Es soll sich bei dem mit Notstrom zu versorgenden Objekt um ein relativ neues Einfamilienhaus mit voll biologischer Kläranlage und Ölheizung handeln. Die Heizanlage arbeitet mit zwei Strängen. Die Küche ist u. a. mit Kühlschrank und separatem Gefrierschrank ausgestattet.

Annahmen:

Der Eintritt des Blackouts erfolgt in der kalten Jahreszeit; damit die Ölheizung weiter arbeitet, müssen die Heizungssteuerung und die Umwälzpumpen in den beiden Heizungssträngen mit Strom versorgt werden.

– Propangas und Kocher sind vorhanden.

– Während des Blackout wird verzichtet auf die Nutzung von: Backherd, Mikrowelle, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Mikrowelle, Fön, Geschirrspüler, Wäschetrockner, Fernseher (kein Bild), Laptop bzw. PC(kein Internet) und Musikanlage.

Unverzichtbare Geräte:

Über welche Leistung muss ein zu diesem Bedarf passendes Notstromaggregat verfügen? Vom Hersteller wird stets die sogenannte Scheinleistung S als Nennleistung angegeben, die größer ist als die benötigte Wirkleistung P (in unserem Beispiel 1,76 Kilowatt) und mit ihr über den Faktor 0,8 zusammenhängt:

P = 0,8 S.

Außerdem empfiehlt es sich, zur Bewältigung sogenannter Anlaufströme noch 20% Leistungsreserve zuzugeben. Das Aggregat für unser Beispielobjekt müsste dann eine Nennleistung von S = 1,76 Kilowatt 1,25 ∙ 1.2 = 2,64 Kilowatt aufweisen. Doch es gibt noch weitere Dinge zu beachten, auf die im folgenden Punkt eingegangen wird.

6.10.2 Lichtstrom oder Drehstrom?

Moderne Häuser und auch Wohnungen sind grundsätzlich mit Dreiphasenstrom (Drehstrom) versorgt. Das bedeutet: Es werden drei spannungsführende Leiter (Phasen genannt) in den Haus- (Wohnungs-) anschluss geführt, deren Wechselspannungen zeitlich gegeneinander versetzt (phasenverschoben) sind, wie Bild 23 zeigt.

Bild 23: zeitlicher Verlauf der Spannungen in den drei Phasen

Zwischen jeder Phase und dem Nullleiter (Erde) liegt eine Wechselspannung von 220 Volt an; zwischen den Phasen beträgt (wegen der Phasenverschiebung) die Spannung 380 Volt. Die Installation der festverdrahteten Verbraucher und Steckdosen versucht man stets einigermaßen gleichmäßig auf die drei Phasen zu verteilen. Wenn man bei einem Stromausfall die freie Wahl haben möchte, welche Verbraucher vom Notstromaggregat gespeist werden, wird ein Drehstromaggregat benötigt. Ein Drehstromaggregat ist auch erforderlich, wenn nur ein einziger (beim Stromausfall unverzichtbarer) Verbraucher von drei Phasen gespeist wird, wie das häufig bei Pumpen der Fall ist. Die Einspeisung in die drei Phasen von Haus oder Wohnung erfordert eine spezielle Installation.

Empfehlung: Lassen Sie von Ihrem Hauselektriker hinter der Hauseingangs- (Wohnungseingangs-) sicherung einen mit der Hand zu bedienenden Drehstromschalter mit den drei Stellungen „Netz“, „leer“ und „Notstromaggregat“ anbringen.

Empfehlung: Bei Stromausfall schalten Sie dann zunächst alle verzichtbaren Verbraucher aus. Danach starten Sie das Aggregat. Anschließend schalten Sie den Schalter von der Stellung „Netz“ über „leer“ in die Position „Notstromaggregat“.

Eine Automatik für die Einschaltung des Aggregats muss bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden.

Nach der vorstehenden Erläuterung der Grundbegriffe des Drehstroms müssen wir noch einmal zu unserem Beispiel zurückkehren, bei dem wir eine Wirkleistung des Notstromaggregats von 1,76 Kilowatt als ausreichend festgestellt hatten. Wenn es sich bei der Kläranlagenpumpe mit einer Leistung von 1,25 Kilowatt nicht um eine Drehstrompumpe, sondern um eine einphasige (Lichtstrom-) Pumpe handelt, ist eine höhere Leistung des Aggregats erforderlich. In jeder Phase des von uns berechneten Aggregats steht nur ein Drittel der Gesamtleistung, also nur 0,59 Kilowatt zur Verfügung, was für den Betrieb der Pumpe nicht ausreicht. In Anbetracht solcher, den Nichtfachmann vermutlich überfordernden Fakten ergeht die

Empfehlung: Lassen Sie sich bei der Auswahl eines Notstromaggregats von der Elektrofachfirma Ihres Vertrauens beraten.

Doch eine Grundsatzentscheidung lässt sich auch ohne Konsultation eines Elektrikers treffen. Wenn Sie während eines Stromausfalls nur wenige Elektrogeräte nutzen wollen, die sämtlich einphasig (mit normaler Netzschnur) zu betreiben sind und von denen keines fest verdrahtet ist, können Sie auch ohne weiteren Aufwand ein Kabel mit mehreren Abgängen von einem einphasigen Notstromaggregat mit ausreichender Leistung zu diesen Verbrauchern führen.

Empfehlung: Wenn elektronische Geräte betrieben werden sollen, bevorzugen Sie ein Gerät mit AVR-Regelung. Dabei wird die Spannung des Generators unabhängig von der Belastung weitgehend konstant gehalten.

Empfehlung: Wenn Sie ein Aggregat mit Batteriestarter erworben haben, sollten Sie ein passendes Ladegerät für die Erhaltungsladung der Batterie installieren, damit das Gerät stets betriebsbereit ist.

Es versteht sich von selbst, dass die Abgase eines Notstromaggregats so ins Freie abzuleiten sind, dass sie weder eine Gefährdung für Menschen, noch eine Brandgefahr darstellen. Ein Beispiel zeigt Bild 24:

Bild 24: Durchleitung der Abgase eines Dieselaggregats durch eine Laubenwand mittels flexiblem Edelstahl-Abgasschlauch

Von vielen Herstellern der Notstromaggregate wird ein halbjährlicher Probebetrieb unter Last empfohlen. Weil Notsituationen generell geübt werden sollten, legt dies eine weitere Empfehlung nahe.

Empfehlung: Opfern Sie wenigstens einmal einen Tag für eine komplette Notfallübung. Sie ist zwar unbequem, aber lehrreich. Beginnen Sie die Übung am besten an einem Samstagabend und beenden Sie diese am Nachmittag des folgenden Tages.

<Folge 7 kommt demnächst> Teil 1 steht hier, Teil 2 hier, Teil 3 hier, Teil 4 hier, Teil 5 hier

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Hinweis: Das PDF mit dem vollständigen Inhalt ist beigefügt. Es kann aber auch beim Kaleidoscriptum-Verlag berstellt werden (www.kaleidoscriptum-verlag.de)

blackout




GWPF fordert die Regierung auf, die grüne Abgabe von 10 Mrd. GBP für leidende Haushalte auszusetzen

Diese Aussetzung sollte so lange bestehen bleiben, wie Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zur Bekämpfung des Coronavirus erforderlich sind und weitere Reformen anstehen.

Etwa ein Drittel der klimapolitischen Auswirkungen der Regierung trifft die Haushalte direkt über ihre Stromrechnungen und da [vor allem] Haushalte mit niedrigem Einkommen eine elektrische Heizung nutzen, sind sie überproportional betroffen.

Die anderen zwei Drittel dieser klimapolitischen Kosten betreffen alle Haushalte indirekt über die allgemeinen Lebenshaltungskosten, da Industrie- und Gewerbeunternehmen ihre zusätzlichen Energiekosten an die Verbraucher weitergeben. Wenn die Stromrechnung eines Supermarkts aufgrund von Subventionen für erneuerbare Energien steigt, muss auch der Kaufpreis für eine gekühlte Flasche Milch steigen.

Diese indirekten Auswirkungen werden selbst von Wohltätigkeitsorganisationen, die sich mit Energiearmut befassen, zu wenig gewürdigt. Letztere äußern aber bereits ihre Bedenken, dass die Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zur Bekämpfung des Coronavirus, die Probleme für Haushalte mit niedrigem Einkommen verschärfen.

Action for Children schreibt dazu:

Wir sehen, wie Mütter und Väter in der Kälte zu Hause unterrichten, weil sie es sich nicht leisten können, den Stromzähler aufzufüllen, Mahlzeiten auszulassen, um ihre Kinder zu ernähren, und uns nach Winterkleidung und Lebensmittelpaketen fragen. “

[In GB gibt es viele Stromzähler mit Vorrauszahlung – Prepayment meters, gerade in ärmeren Haushalten. Ältere Strom- und Gaszähler hatten / haben Münzeinwurf, modernere [smart ..] funktionieren ähnlich wie ein Handy mit pre-paid Vertrag: Geld zu ende, kleiner Nachlauf und dann abschalten. Ich kann mich erinnern, hatte meine Oma bei Gas – der Übersetzer]

End Fuel Poverty Ende der Energiearmut hat beobachtet

Die Energiekosten werden nach den neuesten Regeln für Home-office steigen. „Die Arbeit von zu Hause aus wird einige Haushalte in diesem Winter zusätzliche 45 GBP pro Monat mehr kosten, wenn die Heiz- und Stromkosten steigen.“

Ein Sprecher der Wohltätigkeitsorganisation erklärte gegenüber der BBC:

Immer mehr Menschen im ganzen Land müssen sich für Heizen oder Essen entscheiden. Da die Temperaturen weiterhin um Null schwanken und Ausgangssperren bestehen, verbringen die Menschen mehr Zeit zu Hause, sodass die Energiekosten steigen werden. “

Citizens Advice hat berechnet, dass weitere 600.000 Haushalte aufgrund früherer Sperrungen in Energiearmut geraten sind, und ein ähnlicher oder noch schwerwiegenderer Effekt wird aufgrund der derzeitigen Sperrungen befürchtet.

GWPF stellt fest, dass das Problem aufgrund der indirekten Auswirkungen auf die allgemeinen Lebenshaltungskosten tatsächlich viel schlimmer ist als es scheint, was Haushalte mit niedrigem Einkommen stärker trifft und sogar Haushalte mit mittlerem Einkommen beeinflusst. Der Lockdown hat gezeigt, dass das britische Stromsystem aufgrund der übermäßigen Abhängigkeit von erneuerbaren Energien als technisch und wirtschaftlich schwach einzustufen ist.

Die Kosten für das Netzmanagement, die bereits vor dem Coronavirus mit 1,5 Mrd. GBP pro Jahr hoch waren, sind während der Sperrung in die Höhe geschossen, da der Stromnetzbetreiber in Zeiten geringer und höherer Nachfrage [aka Angebote der Erneuerbaren] extreme Maßnahmen ergreifen musste, um die schwankende Wind- und Sonnenleistung auszugleichen. Jetzt wird es voraussichtlich rund 2 Milliarden Pfund pro Jahr betragen. [In Deutschland „redispatch“ genannt]

Das volle Ausmaß dieser zusätzlichen Kosten hat die Verbraucher noch nicht erreicht, da es den Lieferanten gestattet wurde, die Zahlung an National Grid aufzuschieben. Wenn, wie wir befürchten, Millionen von Haushalten einfach nicht in der Lage sind, ihre Rechnungen zu bezahlen, wenn diese Gebühren durchgereicht werden, können große und kleine Lieferanten in finanzielle Schwierigkeiten geraten, was die Krise weiter verschärft.

Dr. John Constable, GWPF-Energieredakteur, sagte:

Das neue Team der Abteilung für Unternehmens-, Energie- und Industriestrategie, Kwasi Kwarteng und Anne-Marie Trevelyan, steht vor einer nicht beneidenswerten Wahl. Wenn sie nichts tun, wird die Not der Verbraucher nur noch schlimmer. Wenn Sie jedoch kurzfristig die erforderlichen Sofortmaßnahmen ergreifen und eine längerfristige Strategie zur Kostenminimierung verfolgen, müssen Sie zugeben, dass die grüne Politik versagt.“

https://www.thegwpf.com/gwpf-calls-on-government-to-suspend-10-billion-green-levy-on-suffering-households/

Übersetzt durch Andreas Demmig

 

Fundstück

CO2-Bepreisung (Emissionshandel) und die Auswirkungen auf den Energiepreis

Verkäufer von Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel müssen seit Anfang 2021 einen CO2-Preis zahlen. Für den Treibhausgas-Ausstoß dieser Brennstoffe werden sogenannte Emissionsrechte erworben. Das geschieht über den nationalen Emissionshandel bei der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt). Wie der Emissionshandel funktioniert, erklärt die DEHSt in einem Video. Die Höhe des CO2-Preises ist von 2021 bis 2025 gesetzlich vorgegeben, er beträgt pro Emissionszertifikat:

  • 2021: 25,00 Euro
  • 2022: 30,00 Euro
  • 2023: 35,00 Euro
  • 2024: 45,00 Euro
  • 2025: 55,00 Euro

Es ist davon auszugehen, dass einige Unternehmen ihre zusätzlichen Kosten weiterreichen, so dass es am Ende auch zu höheren Energiekosten bei den Haushaltskunden kommt.

Der Anteil des CO2-Preises muss gegenüber dem Haushaltskunden in der Energierechnung nicht gesondert ausgewiesen werden.

https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Verbraucher/PreiseRechnTarife/preiseundRechnungen-node.html

 




NRW Enquete-Kommission – Anhörung V zum Thema „Klimaschutz und nachhaltige Ressourcennutzung“ – 01.2.2021

Vorbemerkung (Die schriftlich eingereichte Lang-Version finden Sie hier):

Jedem der vier Experten wurden 5 Minuten für ein Eingangsstatement zugestanden, anschließend gab es drei Fragerunden der Abgeordneten an von ihnen benannten Experten, für die diese rd. 4 Minuten Antwortzeit pro Frage zugestanden bekamen.

Frau Prof. Schlacke beanspruchte fast 9 Minuten Redezeit, ohne vom Vorsitzenden unterbrochen zu werden, und war auch sonst die Expertin mit der höchsten Fragefrequenz.

Ein besonderes Highlight, in meinen Augen, war ihr Hinweis, dass ihre beiden Töchter inzwischen schon zu Vegetarierinnen konvertiert seien, und dass sie sich wünsche, dass diese nachhaltige Denk- und Verhaltensweise schon ab der Kita den Kleinsten und dann den Schülern etc. nahegebracht würden. Dafür würde sie werben.

Aber auch die anderen Statements, insbesondere von Herrn Dr. Springmann waren beachtenswert, insbesondere wegen ihrer stupenden Radikalität, den Fleischkonsum drastisch zu reduzieren, weil wir sonst „wohl 2 Erden“ benötigten.

Hier nun der Text meiner kurzen Rede anlässlich der Expertenanhörung im NRW Landtag vom 01.2.2021. Die Sitzung selbst dauerte rd. 2 1/2 Stunden. Es gilt das gesprochene Wort, es kann leicht vom schriftlichen abweichen.

 

Kurzstatement M. Limburg zu den Mitgliedern der Enquetekommission „?Gesundes Essen. Gesunde Umwelt. Gesunde Betriebe“ zum Thema „Klimaschutz und nachhaltige Ressourcennutzung“

Die Enquetekommission soll Lösungen finden, die den Spagat zwischen Klimaschutz, Umweltschutz und gesunder Ernährung, ermöglichen soll. Gesichert durch, vorzugsweise lokale,  landwirtschaftliche Betriebe kleiner und mittlerer Größe.

Der Vorsatz ist löblich, doch – wie so oft in der Politik- wird schon im Ansatz das wünschenswerte mit dem machbaren verwechselt.

Denn, machen wir uns nichts vor!

Die Kiste ist bereits vor längerer Zeit in den Sand gesetzt worden. Wenn nicht revolutionäres, umwälzendes passiert, ist der Zug abgefahren.

Warum?

Auf Grund der begrenzten Zeit, – und weil die Zahl der notwendigerweise zu ändernden Vorschriften und Vorgaben, die den hiesigen Betrieben das Leben schwer machen,  schier Legion ist, kann ich mich hier nur auf den Klimaaspekt, beschränken.

Er beschreibt die neue Religion unserer Zeit.

Im Antrag und in den Fragen wird diverse Male der Begriff „Klimaschutz“ imperativ verwendet.

Die Autoren versteigen sich sogar zu der Formulierung, dass der „Klimawandel uns vor große und drängende Herausforderungen stelle, …und dass die Landwirtschaft selbstverständlich einen Beitrag zu Erreichung der „Pariser Klimaschutzziele“ leisten müsse.

Das ist ein Ding der Unmöglichkeit….. und nicht nur für die Landwirtschaft, wie ich Ihnen gleich zeigen werde.

Im Ihnen bereits vorliegenden schriftlichen Statement konnte ich darlegen, dass sich das Klima nicht von dem im gesamten Deutschland unterscheidet und welches die Ursachen für dessen Entwicklung waren. Und daraus kann man die wichtigste Frage ableiten

Ist die Landwirtschaft in NRW, ob mit oder ohne staatliche Maßnahme überhaupt in der Lage, das Regionalklima in NRW positiv zu beeinflussen?

Die Antwort darauf schlicht lautet:

Nein

(vom Mikroklima mal abgesehen)

Das wissen eigentlich alle. Doch sobald das so festgestellt wird, kommt die merkwürdige Idee – man müsse doch Vorreiter sein.

Nur, und das wissen auch alle, so gut wie niemand – außerhalb der EU- folgt dem Vorreiter. Und ob die USA jetzt mehr als Lippenbekenntnisse ablegen, muss sich auch erst noch zeigen.

Doch zurück zu Deutschland und NRW´s Landwirtschaft.

Es wird seit langem unterstellt, wenngleich auch nie, nach objektiven wissenschaftlichen Kriterien, bewiesen, dass die anthropogen induzierten Treibhausgase die Temperatur der Atmosphäre nach oben treiben. Und zwar in gefährliche Höhen. Das zeigten die Klimamodelle.

Doch, dass dies für NRW ebenso wenig gilt wie für Deutschland als Ganzes, habe ich Ihnen im schriftlichen Statement gezeigt.

Doch gesetzt den Fall, das stimmte! Was bedeutet das für NRW?

Deutschland emittiert knapp 900 Mio t CO2 äqu. Treibhausgase jährlich.

NRW hat daran insgesamt einen Anteil von rd. 25 %.

Das sind rd. 225 Mio t.

Seine Landwirtschaft allein nur 7,5 Mio t.

Schon das ist also in jeder Hinsicht völlig bedeutungslos.

Doch zurück zur Haupt-Frage

Das IPCC, bzw. seine zuarbeitenden Wissenschaftler, hat Formeln entwickelt, nach denen man glaubt, den Einfluss der Treibhausgase auf die Temperatur berechnen zu können. In vereinfachter Form erlauben diese, die Temperaturänderung zu berechnen, die durch die Änderung der Konzentration dieser Treibhausgase, irgendwann in ferner unbekannter Zukunft, eintreten würde.

Bei Anwendung der theoretisch stärksten Einflussgrößen, nämlich, dass sich die Temperatur bei Verdopplung um über 3 Grad erhöhte, ergibt sich, wenn Deutschland seine Emissionen sofort auf null senkte, also von heute auf morgen von der Klimalandkarte dauerhaft komplett verschwände, und mit ihr nicht nur seine gesamte Industrie, sondern auch die gesamte Landwirtschaft, dann eine max. Minderung der potentiellen Steigerung von nur

0,000.658 Kelvin.

Und NRW´s Anteil betrüge nur ¼ davon. Also nur ca. 1,66 zehntausendstel Grad!!!

Streckte man die Reduktion hingegen bis zum Jahr 2100, und verwendet geringfügig andere Randbedingungen, dann betrüge der Einfluss immerhin

0,01 Grad bis 0,05 Grad.

Das ist zwar deutlich mehr, aber immer noch so wenig, dass es weder messbar noch fühlbar noch in irgendeiner weise wirksam wäre.

Selbst der größte Beitrag ist dünner als die Strich-Dicke  der Gradeinteilung Ihres Außenthermometers.

Es ist buchstäblich nichts!

Doch nicht mal das wird eintreten, denn die anderen Länder– voran China und Indien – denken nicht im Traum daran ihr CO2 Emissionen zu drosseln.

Seit Kyoto sind die CO2-Emissionen um mehr als 50% [1] gestiegen.

China, USA, Indien, Russland emittieren zusammen mehr als 50 % der weltweiten CO2 Emissionen. Die USA sind zwar wieder eingestiegen, die anderen 4 aber fahren ihre Emissionen hoch oder tun nichts. Und haben auch gute Gründe dafür. Sie wollen raus aus der Armut.

Das Problem liegt also ganz woanders. Z.B. in Afrika

Es emittiert zwar nicht viel CO2, schickt aber dafür viele junge, und manchmal aggressive Menschen nach Europa.  Ihr Motive sind Armut, und Überbevölkerung. Über 800 Millionen Menschen haben dort so gut wie keinen Zugang zu Elektrizität!

Zugang heißt lt. UNO mindestens eine 60 W Lampe für 4 h am Tag.

4,3 Millionen Menschen sterben jährlich wegen der Luftverschmutzung durch offene Kochstellen. 500.000 Gebärende müssen jährlich sterben, weil die Geburt im Dunkeln ausgeführt werden muss.

Das werden die, das dürfen wir, nicht länger zulassen.

Deswegen werden dort fossil befeuerte Kraftwerke gebaut, Kraftwerke, die billigen Strom erzeugen.

Wenn also hierzulande etwas geändert werden sollte, dann befreien Sie die Landwirtschaft von den bürokratischen Fesseln, die ständig enger angezogen werden, befreien Sie sie voran von zu engen Grenzwerten, wie sie bspw. durch die Düngemittelverordnung weltfremd verlangt wird und lassen sie die Landwirte ihren Job machen.

Dann wird es auch was mit gesunder effektiv erzeugter Ernährung, geliefert von lokalen Betrieben.

So einfach ist das.

 

[1] Quelle: Global Carbon Project




BLACKOUT – kleines Handbuch zum Umgang mit einer wachsenden Gefahr – Folge 5

Bild 9: Anzahl ungeplanter Unterbrechungen in den Stromnetzen europäischer Länder Quelle: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe /2/

Die Frage führt uns zum Begriff des „Schwarzen Schwans“, der in der Natur extrem selten ist, aber immerhin vorkommt. Seit dem 2007 erschienenen Buch von Nassim Nicholas Taleb „Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“ /27/ hat sich dieser Begriff als Bezeichnung für Ereignisse eingebürgert, die wegen ihrer geringen Eintrittswahrscheinlichkeit üblicherweise gar nicht in Betracht gezogen werden. Das Erscheinen eines Schwarzen Schwanes widerlegt alle Prognosen und trifft uns üblicherweise völlig unvorbereitet, weil wir immer wieder der „Truthahn-Illusion“ erliegen.

Bild 10: 1001 Tage im Leben eines amerikanischen Truthahns bis zum Thanksgiving-Day. Quelle: Nasim Taleb, The Black Swan

Mit jedem Tag, den der Truthahn gefüttert und umsorgt wird, steigt seine Gewissheit, dass dies auch so bleibt. Für ihn ist ausgerechnet am Tag vor der Schlachtung die Wahrscheinlichkeit weiteren Wohlergehens am größten. Wir erliegen der gleichen Illusion häufig bei der Beurteilung sehr komplexer Systeme; ein Beispiel ist das weltweite Finanzsystem. In diesem System ereignete sich 2008 nach vielen Jahren ungebrochener Prosperität gänzlich unvermutet eine Krise, die es fast völlig zum Absturz gebracht hätte.

Komplexe Systeme weisen besondere Eigenschaften auf, welche ihre Steuerung erschweren und ein komplettes Systemversagen möglich machen /28/. Es sind dies:

– lange Ursache-Wirkungsketten,

Rückkopplungen, die zu schwer durchschaubarer Eigendynamik führen können,

zeitverzögerte Wirkung von Eingriffen,

– kleine Ursachen, die große Wirkungen entfalten (Schmetterlingseffekt),

mögliche Irreversibilität von Eingriffen.

Daraus resultieren mögliche Konsequenzen:

einfache Ursache-Wirkungszusammenhänge sind nicht mehr gegeben; es entsteht die Gefahr einer Übersteuerung,

– es entstehen indirekte, kaum abschätzbare Wirkungen, die durch etablierte Risikobewertungsmethoden nicht erfasst werden,

– es kommt zu Domino- und Kaskadeneffekten, deren negative Folgen mit dem Umfang der Vernetzung zunehmen,

Die Steuerbarkeit des Systems wird signifikant erschwert und geht im Extremfall völlig verloren.

Ein Beispiel zur Auswirkung der vorbeschriebenen Phänomene auf das Stromnetz ist der unter Punkt 4.4 beschriebene europaweite Blackout vom 4.November 2004, der erst Jahre später durch das Braess-Paradoxon erklärt werden konnte. Gerade im Fall unseres Stromnetzes sollten wir die Existenz Schwarzer Schwäne für möglich halten und nicht der Truthahn-Illusion unterliegen.

6. Vorsorge vor einem Blackout

Das schon auf Seite 2 dieser Broschüre zitierte Fazit aus der 2013 herausgegebenen Schrift des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: „Kapazitäten der Bevölkerung bei einem Stromausfall, Empirische Untersuchung für das Bezugsgebiet Deutschland“ lautet:

Entweder lebt die Bevölkerung bewusst mit dem Restrisiko einer eingeschränkten bzw. fehlenden Versorgung im Falle eines lang anhaltenden flächendeckenden Stromausfalles, oder aber sie ergreift selbst Maßnahmen, um ein solches Risiko abzuwenden.“

Die Wahl des Begriffs „Restrisiko“ stellt dabei eine schwer erträgliche Bagatellisierung dar, die in krassem Widerspruch zu der vom Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung in /1/ für einen großflächigen lang dauernden Stromausfall gegebenen Aussage steht: „… ein Kollaps der gesamten Gesellschaft wäre kaum zu verhindern.“ Und die Aufforderung an die Bevölkerung, selbst Maßnahmen zur Abwendung des Risikos zu ergreifen, klingt in Anbetracht der völlig unzureichenden Mittel, welche dem einzelnen Bürger zur Verfügung stehen, geradezu zynisch. Dennoch liegt es im ureigenen Interesse eines Jeden, sämtliche Möglichkeiten einer Vorsorge auszuschöpfen – auch wenn diese vielleicht für sich genommen marginal erscheinen.

6.1 Trinkwasser

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser liegt in Deutschland bei etwa 125 Litern pro Tag. Es wird zum Trinken, Kochen, Abwaschen des Geschirrs, Duschen, Baden, Zähneputzen, Wäschewaschen und die Spülung der Toilette benötigt. Für den Transport des Trinkwassers im Leitungssystem werden zumeist elektrische Pumpen eingesetzt, die bei einem Blackout natürlich ausfallen. Für eine Notstromversorgung gibt es bei den Wasserversorgern keine einheitliche Regelung – bei Vorhandensein könnte sie die Versorgung mit Trinkwasser für einen Zeitraum sichern, der sich nach Stunden bemisst. Druckerhöhungsanlagen für Hochhäuser fallen sofort aus und sind auch nicht notstromgepuffert. In der Broschüre „Stromausfall – Vorsorge und Selbsthilfe“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe findet man die weise Empfehlung, sich „ausreichende Vorräte an Trinkwasser anzulegen.“ Was ausreichend ist, darf sich der Leser selbst überlegen – wir wollen ihm dabei helfen.

Zunächst sollte er der Frage nachgehen, ob bei ihm überhaupt ein Stromausfall den Ausfall der Trinkwasserversorgung zur Folge hat. Wenn Wasserversorgungsnetze durch natürliches Gefälle betrieben werden, kann das Wasser in den Leitungen grundsätzlich weiter fließen. So zum Beispiel auch in der Stadt Erfurt, die nur 30 Prozent ihres Trinkwassers aus Tiefbrunnen gewinnt und den Hauptteil über die Thüringer Fernwasserversorgung aus der Ohra-Talsperre erhält. Die ebenfalls in Thüringen gelegene Stadt Gera wird dagegen aus Hochbehältern versorgt, welche mittels Pumpen nachzufüllen sind. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Art und Weise der Versorgung mit Trinkwasser von Ort zu Ort sehr unterschiedlich ist. Das führt zu der

Empfehlung: Fragen Sie schon jetzt bei Ihrem Wasserversorger an, für welchen Zeitraum er bei einem längeren Stromausfall die Versorgung mit Trinkwasser garantieren kann. Sollte er nicht gewillt sein zu antworten, beauftragen sie einen gewählten Stadtverordneten oder Landtagsabgeordneten mit dieser wichtigen Fragestellung.

Wenn die Trinkwasserversorgung vom Stromausfall gar nicht betroffen ist, kann die Empfehlung des Bundesamtes zur Bevorratung getrost ignoriert werden; anderenfalls sollte man für einen Zeitraum von zehn Tagen Vorsorge treffen. Dabei kann sich wohl kaum jemand einen Notvorrat in Höhe des zehnfachen statistischen Pro-Kopf-Verbrauchs anlegen, was für einen Drei-Personen-Haushalt 3.750 Liter wären. Wirklich überlebensnotwendig ist nur der Trinkwasserbedarf von durchschnittlich 2,5 Litern täglich, der auch durch Flaschengetränke gedeckt werden kann. Wasser zum Kochen ist nur einzuplanen, wenn stromloses Kochen – z. B. mittels eines Propangaskochers – möglich ist. Dann sollte man für das Kochen und die Reinigung des Geschirrs pro Person und Tag zwei Liter ansetzen.

Empfehlung: Auch wenn die Trinkwasserversorgung weiterläuft, sollten Sie dieses Wasser nicht unabgekocht genießen. Vielfach gehört zur Wasseraufbereitung auch eine Desinfektion mit UV-Licht, die bei Stromausfall nicht mehr funktioniert.

Empfehlung: Sie können das Wasser für die Geschirrreinigung sparen, wenn Sie sich mit Einweggeschirr bevorraten.

Zähneputzen dürfte mit einem halben Liter und eine notdürftige tägliche Körperreinigung mit einem Liter möglich sein.

Empfehlung: Mit einem Vorrat an Einweghandschuhen und Hygienetüchern kann Wasser für die Reinigung der Hände gespart werden.

Mit dem Verzicht auf das Waschen von Wäsche ergibt sich für volle 10 Tage und einen Drei-Personen-Haushalt ein notwendiger Wasservorrat von 170 Litern. Wenn wenigstens für die ersten 48 Stunden vom Wasserversorger noch Trinkwasser garantiert werden kann, vermindert sich diese Menge auf 136 Liter.

Haben Sie ein Haustier?

Empfehlung: Wenn Sie ein Haustier besitzen, vergessen Sie bei der Planung des Wasser-Notvorrats dessen Bedarf nicht.

Unbeachtet blieb bislang die Toilettenspülung – dazu mehr unter Punkt 6.2. Aber auch die ständige Bevorratung von 170 oder 136 Liter Trinkwasser (und deren regelmäßige Erneuerung) in einer kleinen Wohnung ist eine Zumutung. Kann man, um ihr aus dem Wege zu gehen, an eine Nutzung eines der Trinkwasser-Notbrunnen Deutschlands im Falle eines Blackout denken?

6.1.1 Trinkwasser-Notbrunnen

Es gibt in Deutschland etwa 4.800 leitungsunabhängige Trinkwasser-Notbrunnen, die sich fast ausschließlich in Ballungsgebieten befinden /31/. In /31/ lesen wir auch: „Eine Aufbereitung des Brunnenwassers im eigentlichen Sinne findet nicht statt. Im Bedarfsfall erfolgt lediglich eine Desinfektion mit Chlortabletten, welche für alle Brunnen vorgehalten werden.“ und „Die Nutzung im Katastrophenfall ist vom Amtsarzt freizugeben“. Viele dieser Brunnen dürften im Ernstfall über keine ausreichende Schüttung verfügen, wie der Kommentar zu Bild 11 zeigt. Außerdem müsste man für eine Nutzung des Brunnens dessen Lage kennen, um mittels Schubkarre, Handwagen oder auch Fahrrad von ihm Wasser zu holen – eine Versorgung in der Fläche durch Behörden ist undenkbar. Kann man die Lage des nächsten Notbrunnens rechtzeitig in Erfahrung bringen? Unter /32/ ist nachzulesen, wie im März 2020 eine entsprechende Anfrage an die Wasserbehörde Stuttgart ausging: Die Auskunft wurde mit der Begründung verweigert, dass die Information für Sabotage oder einen terroristischen Angriff auf die Trinkwassernotbrunnen genutzt werden könnte.

Bild 11: Brunnen mit Schwengelpume, wie er u. a. in Magdeburg und Berlin als Notbrunnen deklariert ist. Mit einer Förderleistung von ca. 1.200 Liter pro Stunde könnte er innerhalb von 12 Stunden den Minimalbedarf von 900 Menschen decken. Sein Versorgungsgebiet dürfte wohl die zehnfache Einwohnerzahl enthalten. Quelle: /31/

Empfehlung: Ziehen Sie die Nutzung eines Trinkwasser-Notbrunnens gar nicht erst in Betracht.

6.2 Die Toilette……

Die Patentanmeldung für ein Wasserklosett durch den englischen Erfinder Alexander Cumings im Jahre 1775 war eine Revolution der Toilettenhygiene, der wir übrigens einen großen Teil unserer gestiegenen Lebenserwartung verdanken. Auch wenn moderne Toiletten nicht mehr 10 bis 16 Liter Wasser für einen einzigen Spülvorgang verschwenden, wie die Spülkästen früherer Jahrzehnte, sind es immer noch 6 bis 8 Liter für das große Geschäft und 3 bis 5 Liter mit der Spartaste für das kleine. Für den unter 6.1 bereits erwähnten Drei-Personen-Haushalt lässt sich ein täglicher Spülbedarf von mindestens 57 Litern abschätzen, was eine Bevorratung mit 570 Litern Brauchwasser nahelegt, die unter normalen Wohnverhältnissen illusorisch ist. Was kann man tun? Der größte Teil des Trinkwassers lässt sich nach seiner Verwendung auffangen und zur Spülung der Toilette einsetzen. Das könnten bis zu 140 Liter sein.

Empfehlung: Halten Sie Eimer für das Auffangen von benutztem Trinkwasser bereit.

Für die Deckung des Defizits könnten Sie während des Blackout Brauchwasser heranschaffen, wenn fußläufig welches erreichbar ist.

Empfehlung: Prüfen Sie schon jetzt, ob sich in der Nähe Ihrer Wohnung ein Bach oder stehende Gewässer befinden, aus denen Wasser geschöpft werden kann.

Wenn diese Suche ergebnislos verläuft, gibt es noch eine weitere Möglichkeit der Gewinnung von Brauchwasser. In die Fallrohre der Dachentwässerung lassen sich verschließbare Regenwasserklappen einsetzen, wie sie Bild 12 zeigt.

Bild 12: Regenwasserklappe aus Zink. Preis ca. 15 €

Empfehlung: Prüfen Sie bereits jetzt die Möglichkeiten, eine solche Regenwasserklappe in ein stark mit Niederschlagswasser beaufschlagtes Fallrohr einbauen zu lassen.

Damit können – wenn es regnet – in Abhängigkeit von der Dachfläche nennenswerte Mengen an Brauchwasser aufgefangen werden. Bei Mietverhältnissen sollte die Genehmigung des Hauseigentümers eingeholt werden. Und was kann man noch tun, wenn alle diese Behelfe unmöglich sind? Der Verzicht auf Spülung nach dem kleinen Geschäft hilft ein wenig; auf die ultima ratio wird im nächsten Punkt eingegangen.

6.3 …und das Abwasserproblem

Von einem Blackout ist die Abwasserversorgung in zweifacher Weise betroffen: Zum einen fallen Schmutzwasserpumpen und Hebeanlagen, die zur Überwindung von Höhenunterschieden eingesetzt werden, sofort aus. Zum anderen fließt nach einiger Zeit das mit Exkrementen beladene Abwasser auf den Gefällestrecken nicht mehr, weil zu wenig Spülwasser in das Kanalsystem eingebracht wird. Das führt relativ rasch zu Staus in den Kanälen und in der Folge zum Schließen von Rückschlagventilen in den Abwasserleitungen der Häuser. Dann kann nichts mehr aus den Häusern abgeführt werden. Bei weiterer Nutzung der Toiletten tritt Schmutzwasser zuerst in den Kellern aus und schließlich laufen die Toiletten in den Geschossen über – Wohnungen werden unbewohnbar.

Empfehlung: Stellen Sie beim ersten Anzeichen einer Verstopfung in den Abwasserleitungen jegliche Nutzung der Toiletten sofort ein.

Dies ist der Zeitpunkt, zu dem Menschen beginnen, ihre Notdurft irgendwo im Außenbereich zu verrichten – Not kennt kein Gebot. Doch wenn man sich an einer solchen Verschmutzung des Außenbereichs nicht beteiligen will, gibt es die oben erwähnte ultima ratio:

Empfehlung: Legen Sie sich einen ausreichenden Vorrat an stabilen Müllbeuteln sowie geruchsdicht schließende Verschlussklemmen an. Nach dem Ende des Blackout dürfte es Möglichkeiten einer Entsorgung dieser Nottoiletten geben.

Es sei noch erwähnt, dass die Kläranlagen, die zu den größten kommunalen Energieverbrauchern zählen, vom Stromausfall in besonderer Weise betroffen sind. Ihr Abwasser fließt dann ungeklärt in die Vorfluter und verunreinigt Kanäle und Flüsse – mit entsprechenden Folgen für Fauna und Flora.

6.4 Lebensmittel …..

Wenn nach einem Blackout Strom und Trinkwasser wieder zur Verfügung stehen, kann noch nicht mit einer funktionierenden Lebensmittelversorgung gerechnet werden. Supermärkte sind leer – durch freiwillige Abgabe der Waren oder durch Plünderung; Kühllager müssen von den darin verdorbenen Lebensmitteln befreit werden; in Geflügelfarmen und Mastbetrieben stapeln sich die Tierkadaver; vom Milchkuhbestand hat nur ein verschwindend kleiner Teil überlebt. Deshalb sollten Lebensmittel für einen größeren Zeitraum bevorratet werden als für das Wasser – mindestens zwei Wochen. Die Frage, aus welchen Lebensmitteln sich der Vorrat zusammensetzen sollte, wird im Internet vielfältig und ausführlich beantwortet. Diesen Kalkulationen (die alle ein wenig reichlich erscheinen) soll hier keine weitere gegenübergestellt werden. Stattdessen folgen Empfehlungen für Maßnahmen, die dem Autor nützlich erscheinen.

Empfehlung: Ein Teil der eingelagerten Lebensmittel sollte aus Dauerkonserven mit einer Haltbarkeit von mindestens 10 Jahren bestehen. Diese, bei Spezialanbietern (wie Feddeck Dauerwaren GmbH, Hildesheim) erhältlichen Konserven müssen nicht in vergleichsweise kurzen Zeiträumen umgewälzt werden.

Empfehlung: Lagern Sie nach Möglichkeit Lebensmittel ein, die in Ihren üblichen Speieseplan passen. Das macht das Umwälzen nach Ablauf der Haltbarkeitsdauer angenehmer.

Tierische Schädlinge sind für Lebensmittel mit Langzeitlagerung eine oft unterschätzte Gefahr. Mehlmilben und Brotkäfer als die bekanntesten unter ihnen können eine breite Palette von stärkehaltigen Produkten in kurzer Zeit unbrauchbar machen.

Empfehlung: Verstauen Sie sämtliche in Tüten oder Schachteln (gleich aus welchem Material) verpackten Lebensmittel unmittelbar nach dem Kauf in luftdicht verschließbaren Plastikboxen.

6.5 …. und wie man sie zubereitet

Sogar, wenn man bereit ist, während eines Blackout ausschließlich „aus der Büchse“ zu leben, braucht man zu deren Erwärmung einen Kocher. Campingausrüster bieten Kocher an, die entweder mit Gas oder mit Benzin bzw. Spiritus betrieben werden können. Doch ihre Handhabung ist nicht sehr komfortabel, und zur Versorgung einer ganzen Familie sind sie wenig geeignet.

Empfehlung: Zur vorsorglichen Absicherung des Kochens empfiehlt sich die Anschaffung einer 11Liter – Propangasflasche mit zugehörigem Druckminderer und eines zweiflammigen Gaskochers.

Die Flaschenfüllung dürfte bei sparsamem Verbrauch für einen Zeitraum von zehn Tagen reichen. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten, bei der Speisenzubereitung Gas zu sparen.

Empfehlung: Das Einweichen trockener Hülsenfrüchte vor dem Kochen senkt den Energiebedarf erheblich. Kartoffeln, Reis oder Gemüse kann man in Wasser nur aufkochen und den heißen Topf in eine dicke Decke wickeln, in der sie dann fertiggaren – eine in früheren Zeiten weit verbreitete Methode.

Das bereits unter Punkt 1 erwähnte „Notfallkochbuch“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, dessen Rezepte nicht nur ohne Strom, sondern sogar ohne Leitungswasser auskommen sollen, lässt noch auf sich warten; der Einsendeschluss für Rezeptvorschläge aus der Bevölkerung wurde vom 31. Mai 2020 auf den 31. August verschoben. Doch in diesem Jahr erschien ein Kochbuch für Notfall und Krise /33/, welches allerdings nicht den Anspruch erhebt, bei seinen Rezepten ohne Wasser auszukommen. Dafür bietet es einen sehr detaillierten Vorrats- und Speiseplan für 28 Tage sowie allerlei kleine Tipps.

6.6 Kann man auf die Zivile Notfallreserve setzen?

Bei Wikipedia lesen wir: „Die Zivile Notfallreserve der Bundesrepublik Deutschland dient der Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln im Krisenfall. Dieser Notvorrat soll eine tägliche Mahlzeit während kurzfristiger Engpässe von bis zu mehreren Wochen Dauer ermöglichen.“ Ein wahrlich hoher Anspruch! Die Zivile Notfallreserve ist ein Erbe des Kalten Krieges und lagert an ca. 150 geheimen Standorten, die sich vorrangig an den Rändern von Ballungsgebieten befinden, Lang- und Rundkornreis sowie Erbsen und Linsen ein. Außerdem sollen Kondensmilch und Vollmilchpulver bei den Herstellern bereitstehen. Daneben gibt es zur Versorgung mit Mehl und Brot noch die Bundesreserve Getreide, die aus Weizen, Roggen und Hafer besteht. Beide Reserven umfassen zusammen etwa 800.000 Tonnen Lebensmittel (ca. 9,7 kg/Bundesbürger).

Es ist geplant, im Krisenfall die Vorräte nicht zu verteilen, sondern in öffentlichen Küchen für die Bevölkerung aus dem Lang- und Rundkornreis sowie Erbsen und Linsen Mahlzeiten zuzubereiten. Bei einem Blackout ist dieser Plan illusorisch. Und auch eine alternative Verteilung der Nahrungsmittel in der Fläche kann nicht stattfinden.

Empfehlung: Ziehen Sie die Nutzung der Zivilen Notfallreserve im Falle eine Blackout gar nicht erst in Betracht.

<Folge 6 kommt demnächst> Teil 1 steht hier, Teil 2 hier, Teil 3 hier, Teil 4 hier

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Hinweis: Das PDF mit dem vollständigen Inhalt ist beigefügt. Es kann aber auch beim Kaleidoscriptum-Verlag berstellt werden (www.kaleidoscriptum-verlag.de)

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Klimaschau 12 – die Tagesschau von Sebastian Lüning