Eisstürme: Windräder von RWE in Texas bescheren dem Konzern extreme Verluste

Die angeblich durch die Erderwärmung erzeugten Schneestürme auf der Nordhalbkugel setzen nicht nur in Deutschland die Kraftanlagen zur Bereitstellung „erneuerbarer Energie“ außer Gefecht. Man sieht, die frei erfundenen Vorhersagen zur kommenden Heißzeit haben den Bau einer Infrastruktur zur Folge gehabt, die im tatsächlich anstehenden kühlen Zeitalter komplett versagt.

Wußten Sie, daß die alternative Energiewende Deutschlands auch in Übersee stattfindet? Der deutsche Branchenriese RWE betreibt tatsächlich in Texas Windradparks, die wegen der ungewöhnlichen Blizzards dort derart vereist sind, daß ein Teil keinen Strom mehr liefert. Die Ausfälle sind derart hoch, daß RWE „zu außergewöhnlich hohen Preisen“ von wetter-sicheren Betreibern Strom zukaufen muß. Vermutlich handelt es sich um Kernkraft- und Fossilkraftwerke, denen Hitze oder Kälte nichts ausmachen. Die Verluste werden geschätzt 250 bis 400 Millionen Euro betragen.

Die Eisstürme in Texas haben flächendeckende Strom- und Wasserausfälle verursacht. Für US-Amerikaner mag eine solche Erfahrung nichts Apokalyptisches darstellen. (Wer schon einmal in New York Stadt war, hat in den Bezirken Queens und Brooklyn vielleicht die freihängenden Stromleitungen auf Holzmasten gesehen, die bei Stürmen und Schnee ganz gerne umfallen und reißen.) Durch die besonders anfälligen „Ökostrom“-Erzeuger, die in der freien Natur stehen und den Kräften des Wetters ungeschützt ausgesetzt sind, kann das Problem aber chronisch werden. Die öko-geplagten Kalifornier können ein Lied davon singen.




Woher kommt der Strom? ein Windstrom-Desaster

(Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen und Mehr)

Abbildung 3). Es wurden bis auf den Montagmorgen insgesamt auskömmliche Preise erzielt.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 4 ab.

Die Im-, Exportwerte des bisherigen Jahres finden Sie unter Abbildung 5.

Die angenommene Verdoppelung der Wind- und Solarstromerzeugung brachte keinen Tag, an dem die regenerative Stromerzeugung ausgereicht hätte, um den Strombedarf Deutschlands zu decken (Abbildung 6). Den beliebten Energierechner können Sie hier herunterladen.

Die Tagesanalysen

Montag, 8.2.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 43,45 Prozent, davon Windstrom 32,14 Prozent, Solarstrom 1,19 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,2 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der erste Werktag der Woche ist durch stark sinkende Windstromerzeugung an Land und leicht steigender Windstromerzeugung auf See gekennzeichnet. Am frühen Morgen ist zu viel Strom im Markt. Deutschland muss große Teile des erzeugten Stroms praktisch verschenken. Die konventionelle Stromerzeugung hat etwas zu früh etwas zu viel Strom erzeugt. So kam es erst ab 5:00 Uhr zu Preisen über 20€/MWh. Ab diesem Zeitpunkt wurden über den restlichen Tag per Saldo  auskömmliche Strompreise erzielt.

Dienstag, 9.2.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 27,5 Prozentdavon Windstrom 16,25 Prozent, Solarstrom 0,63 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,63 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Nur zweimal, um 14:00 und um 20:00 Uhr, waren heute praktisch nur geringe Stromlücken auszumachen. Ansonsten wurde der überschüssige in Deutschland hergestellte Strom insgesamt zu auskömmlichen Preisen verkauft. Das lag vor allem an der guten Nachführung der konventionellen Stromerzeuger. Diese Nachbarn kauften/verkauften Strom.

Mittwoch, 10.2.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 25,93 Prozentdavon Windstrom 14,20 Prozent, Solarstrom 1,23 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,49 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Mittwoch brachte in den frühen Morgenstunden eine Strom-Versorgungslücke, die mit Preisen um die 50€/MWh geschlossen wurde. Den restlichen Tag war die Nachführung der Konventionellen in Ordnung. Es wurden gute Exportpreise erzielt. Diese Nachbarn handelten Strom mit Deutschland.

Donnerstag, 11.2.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 20,78 Prozent, davon Windstrom 9,09 Prozent, Solarstrom 1,95 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,64 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Donnerstag brachte den Tiefpunkt der regenerativen Stromerzeugung in der sechsten Woche. Die Konventionellen führten nicht genügend nach. Ob gewollt oder nicht gekonnt, ich weiß es nicht.  So entstand eine Stromlücke, die zum Mittag und zum Vorabend hochpreisig geschlossen werden musste. Auch in der übrigen Zeit waren die Preise gepfeffert. Diese Nachbarn profitierten. Vor allem Frankreich und die Schweiz machten blendende Preisdifferenzgeschäfte.

Freitag, 12.2.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 30,72 Prozent, davon Windstrom 18,07 Prozent, Solarstrom 3,01 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,64 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute erholt sich die regenerative Stromerzeugung etwas. Die konventionelle Stromerzeugung wurde eingependelt, so dass den ganzen Tag gute Erträge mittels Stromexport erwirtschaftet werden. Fast alle zahlen. Die Niederlande und Frankreich verkaufen Strom. Sie profitieren. Aber auch Polen nimmt um 18:00 Uhr mit Kohlestrom ein Schippchen Kohle mit.

Samstag, 13.2.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 30,41 Prozent, davon Windstrom 14,86 Prozent, Sonnenstrom 4,73 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,83 Prozent. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

Samstag, Einstieg ins Wochenende. Die Windstromdelle wird durch Solarstrom ausgeglichen. Die ruhige, gleichmäßige regenerative Erzeugung macht es den konventionellen Stromerzeugern einfach, die Lücken zu Bedarf aufzufüllen.  Der niedrigste Preis, der von Deutschland an diesem Tag erzielt wird, liegt bei 44,68€/MWh. Das macht Stromerzeugung Spaß. Diese Nachbarn zahlen. Die Niederlande profitieren. Neben Deutschland.

Sonntag, 14.2.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 42,76 Prozent, davon Windstrom 26,21 Prozent, Sonnenstrom 5,52 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,03 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Auch der Sonntag ist ein ertragreicher Stromexporttag für Deutschland. Preise immer über 40€/MWh. In der Spitze sogar 62,50€/MWh. Um 18:00 Uhr. Die Windstromerzeugung zieht über Tag an. Die Nachführung der Konventionellen gelingt. Diese Nachbarn handeln Strom.

Ein für Deutschland befriedigender Ausgang der sechsten Analysewoche. Der Februar war bisher dennoch recht teuer, weil der Importpreis erheblich über dem Niveau lag, welches bisher mit dem Stromexport erzielt wurde. Verglichen mit dem Januar und Februar des Vorjahres ist das Preisniveau bisher erheblich angestiegen.

Zum Schluss noch zwei Nachträge. Zum einen die versprochene Tabelle mit den Werten des Jahres 2020 Stand 15.1.2021. Zum anderen die Seite Abbildungen und Mehr zum Artikel der vergangenen Woche, 16.2.2021. Ich hatte die Verlinkung versäumt.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. 

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.




Elektroautos: Heftiger Einbruch der Nachfrage

Die Energiewende der Regierungen Merkel scheitert krachend an der Physik – nun aber auch wirtschaftlich an den E-Auto-Käufern. Da Vollstromer geringe Reichweiten haben und in der Regel nur umständlich und zeitintensiv geladen werden können, und zudem vergleichsweise teuer sind, wird der Kauf vom Bund (bzw. vom Steuerzahler) üppig subventioniert. Und auch der Betrieb ist steuerlich abzugsfähig – für Dienstwagenkäufer interessant.

Dennoch sind die finanziellen Argumente für immer weniger Käufer überzeugend – was vermutlich mit den Meldungen zu verheerenden unlöschbaren Bränden von Stromern und Hybriden und mit dem heftigen Wintereinbruch zu tun hat. Die Bürger sorgen sich wohl um ihre Sicherheit, wenn unter dem Fahrersitz Lithiumakkus verbaut sind, die mit Stichflamme brennen können. Außerdem ist ein E-Auto bei großer Kälte deutlich im Nachteil, weil die Kapazität der Batterien noch geringer wird. Was macht der Handlungsreisende, wenn er bei -10°C im Stau auf der Autobahn ausharren muß, und der Ladungszustand des Akkus gen 0 neigt? Einen leeren Tank könnte der freundliche Staunachbar in zwei Minuten mit seinem Reservekanister ausreichen vollmachen, um die nächste Tankstelle zu erreichen.

Bei einem E-Auto ist so etwas nicht möglich. Oder könnte ein Stromfahrer dem Nachbarn eine Kilowattstunde übertragen, damit der von der Autobahn herunterkommt? Beim Starter-Bleiakku geht es ja. Wenn Sie es wissen, schreiben Sie es in die Kommentare!

Konkrete Zahlen: Im November und Dezember 2020 wurden noch 28.965 und 43.671 Förderanträge bei der Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA gestellt; im Januar 21 nur noch 16.316. An Corona kann es nicht liegen; da die neue Vollquarantäne seit Dezember andauert. Ob der Einbruch den Temperaturen geschuldet ist, werden wir nach April sehen können.




Der Energy Charter Treaty (ECT) von 1994 stört die „Energiewende“.

Die meisten Europäer haben wohl von der 1991 nach dem Ende des Kalten Krieges mühsam ausgehandelten, 1994 in Lissabon unterzeichneten und im April 1998 in Kraft getretenen Internationalen Energie Charta noch nie gehört. Auch viele Politiker scheinen sich nicht der Energiecharta erinnert zu haben, als sie das Pariser Klima-Abkommen und den „Green Deal“ der EU beschlossen. Nun werden sie gewahr, dass sie sich damit das Risiko Milliarden schwerer Schadensersatz-Forderungen eingehandelt haben.

Der Energiecharta-Vertrag (ECT) wurde nach dem Ende des Kalten Krieges ausgehandelt mit dem vordringlichen Ziel, die Energiewirtschaft der Ex-Sowjetrepubliken und der osteuropäischen Staaten in die europäischen und globalen Märkte zu ermöglichen. Um Investoren in Länder mit unsicherer Rechtslage zu locken, gewährt der Vertrag Auslandsinvestitionen einen besonderen Schutz, zumal sich Investitionen in Großkraftwerke meist erst nach etlichen Jahren rechnen. Bis 20 Jahre nach seinem eventuellen Austritt aus dem Vertrag kann ein Staat von privaten Energieproduzenten mithilfe nicht öffentlich tagender Schiedsgerichte noch zu hohen Schadensersatzzahlungen verpflichtet werden (Art. 47). Im gleichen Sinn sollen die Meistbegünstigungsklausel und ein Diskriminierungsverbot entsprechend den Regeln der Welthandelsorganisation WTO wirken. Dabei soll allerdings die nationale Souveränität über die Energieversorgungs-Infrastruktur nicht angetastet werden (Art. 18 ECT). Die Partnerstaaten sind nicht verpflichtet, Dritten Zugang zu ihrer Infrastruktur zu gewähren. Es gibt auch keine Verpflichtung, Energie-Unternehmen im Staatsbesitz zu privatisieren oder zur Zerschlagung vertikal integrierter Energie-Konzerne. Schließlich soll der Vertrag auch die Transparenz und Effizienz von Energiemärkten fördern. Diese werden im Protokoll zur Energieeffizienz und damit zusammenhängenden Umweltaspekten (PEEREA) festgehalten. Dieses trat im April 1998 zusammen mit dem ECT in Kraft.

Neben Ländern wie Australien und Island, die sich wegen ihrer Insellage kaum Vorteile vom ECT versprachen, haben auch Norwegen, Weißrussland und Russland dem Vertrag nur zögernd zugestimmt. Russland machte die Ratifizierung von einem Energie-Transit-Protokoll abhängig, das im Rahmen des Beitrittsprozesses Russlands zur WTO und auch bilateral zwischen der Europäischen Union und Russland ausgehandelt werden sollte. Inzwischen haben 51 Länder sowie die EU und EURATOM den Vertrag unterzeichnet. Australien, Island, Norwegen, Weißrussland und Russland haben den Vertrag noch nicht ratifiziert, wenden ihn aber provisorisch an, soweit er ihren nationalen Gesetzen und Regelungen nicht widerspricht. Italien hat im Frühjahr 2015 sein Ausscheiden aus dem ECT bekannt gegeben, um seinen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 370.000 Euro einzusparen. Es unterliegt aber nach Artikel 47 des ECT noch bis 2036 den Entscheidungen der ECT-Schiedsgerichte.

Das hat offenbar die Verfechter der Ideologie-getriebenen „Energiewende“ alarmiert. Im Vergangenen Jahr riefen Autoren des 6. Sachstandsberichts des IPCC und linke Ökonomen die EU in einem offenen Brief zum Ausstieg aus dem ECT samt dessen „Sunset Clause“ (Art. 47) auf, die es Investoren erlaubt, Regierungen bis 20 Jahre nach deren Austritt aus dem ECT zu verklagen . In dessen Begründung heißt es: „Energieunternehmen nutzen den ECT, um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu verlangsamen. Zum Beispiel verklagt der britische Ölkonzern Rockhopper Italien wegen des Verbots der Ölförderung in den Küstengewässern des Landes und fordert das Siebenfache der Summe, die das Unternehmen ursprünglich investiert hat. Der britische Energiekonzern Ascent Resources verklagt Slowenien, weil es von dem Unternehmen eine Umweltverträglichkeitsprüfung verlangt, bevor es mit der Erdgasexploration durch Fracking beginnt. In den Niederlanden hat der Betreiber eines Kohlekraftwerks ein Schiedsgerichtsverfahren gegen das Kohleausstiegsgesetz der niederländischen Regierung eingeleitet, in dem er laut Medienberichten 1 Milliarde Euro Entschädigung fordert. Die bloße Androhung solcher Klagen kann schon ausreichen, um Regierungen von einer Gesetzgebung im öffentlichen Interesse abzubringen. Daher sehen die Unterzeichner*innen dieses Briefes den Energiecharta-Vertrag als ein großes Hindernis für die Umsetzung des Pariser Abkommens und des europäischen Green Deals.“ (zit. nach Attac Austria)

In diesem Jahr hat nun Nico Schmidt von dem von der Soros-Initiative und anderen verdächtigen Stiftungen gesponserten aktivistischen Recherche-Netzwerk „Investigate Europe“ in „Buzzfeed News“ die Alarmglocke betätigt und fand dabei in anderen Blättern des Ippen-Digital-Netzwerks ein breites Echo. Schmidt und seine Kollegen fürchten, Konzerne könnten bereits durch die Androhung von Milliarden teuren Schiedssprüchen („regulatory chill“) das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klima-Abkommens und den „Green Deal“ der EU zu Fall bringen. So habe zum Beispiel der französische Staat unter dem früheren Umweltminister Nicolas Hulot im Jahre 2017 auf das angekündigten Total-Verbot der Förderung fossiler Energie-Rohstoffe verzichtet, um ein teures Schieds-Verfahren nach dem ECT zu vermeiden. Insgesamt gebe es in der EU Energie-Infrastrukturen (Kohle- und Gaskraftwerke, Flüssiggas-Terminals, Ölfelder und Pipelines) im Wert von insgesamt etwa 350 Milliarden Euro, die Gegenstand von ECT-Schiedsverfahren werden könnten. Es gebe bereits Beispiele, in denen es Konzernen gelungen ist, wegen entgangener Gewinnchancen ein Vielfaches des aktuellen Buchwertes ihrer Investitionen zu erstreiten.

Dadurch wird die auf reinem Wunschdenken fußende deutsche „Energiewende“ noch teurer als ohnehin schon bekannt. Der wegen des in Deutschland beschlossenen Kohleausstiegs bis 2038 zwischen dem Bund und den Konzernen RWE und Leag kürzlich unterzeichnete Kohleausstiegsvertrag enthält deshalb vorsorglich diesen Paragrafen: „Die Vertragsparteien sind sich einig, dass die Gesellschaften auf Forderungen und Ansprüche aus dem Energiecharta-Vertrag verzichten.“ Wieviel Geld die Bundesregierung diesen Konzernen für den Forderungsverzicht angeboten hat, wurde nicht offiziell bekanntgegeben. Es muss sich aber um Milliardensummen handeln. Im Fall der Leag, die wegen ihrer ausländischen Kapitalbasis nach dem ECT klagen könnte, ist von 1,735 Milliarden Euro die Rede. Der schwedische Staatskonzern Vattenfall prozessiert schon seit 2012 wegen des 2011 beschlossenen Atomausstiegs gegen den deutschen Staat. Dabei geht es um mehr als 6 Milliarden Euro. Ein Urteil wird in diesem Frühjahr erwartet.

Der deutsche RWE-Konzern klagt zurzeit vor einem Schiedsgericht gegen die Niederlande auf eine Entschädigung von 1,4 Milliarden Euro, weil er in seinem Kraftwerk Eemshaven ab 2030 keine Kohle mehr verfeuern darf. Gegen Italien klagt der britische Ölkonzern Rockhopper vor einem Washingtoner Schiedsgericht auf eine Entschädigung von mehr als 200 Millionen Euro, weil er das von ihm mit Investitionen von etwa 23 Millionen Euro teilweise schon erschlossene Ölfeld „Ombrina Mare“ in der Adria nicht ausbeuten darf.

Deshalb mehren sich vor allem in südlichen EU-Mitgliedsstaaten nun Stimmen, die einen „koordinierten Austritt“ der EU aus dem ECT fordern. Damit würde zumindest Konzern-Klagen innerhalb der EU die Rechtsgrundlage entzogen. Doch Nico Schmidt hält selbst ein entsprechendes Abkommen zwischen den EU-Mitgliedsstaaten für „höchst unwahrscheinlich“. Das Brüsseler ECT-Sekretariat bemüht sich unterdessen – vermutlich nicht ohne Erfolg – darum, den Energie-Pakt auf Afrika auszudehnen. Das brächte den Afrikanern die Chance, endlich zu einer verlässlichen Energieversorgung zu gelangen. „Pacta sunt servanda“ (Verträge müssen eingehalten werden) heißt einer der bewährten Grundsätze des alten römischen Rechts. Ohne Rechtssicherheit würde die Energiewirtschaft den Herausforderungen des Klimawandels (gleich in welche Richtung) kaum begegnen können. Anfang März tagt die nächste Verhandlungsrunde der Modernisierungsgruppe des ECT.

Aktivistische Netzwerke wie „Investigate Europe“ leben von der Denunziation der Geschäftsinteressen großer Konzerne. Doch auch ihr Insistieren auf dem angeblich wissenschaftlich abgeleiteten 1,5-Grad-Ziel der Klimapolitik ist nichts anderes als ein Geschäftsmodell – im Dienste von Investoren in Wind- und Solarkraftwerke sowie für den nimmersatten Staat. Im Unterschied zu Konzernen, die in Kohle- und Gaskraftwerke investieren, können diese aber keine zuverlässige Energieversorgung garantieren. In besserwisserischer Manier setzten die Klima-Aktivisten auf „Alternativen“, die sich am Ende meist als umweltbelastender erweisen als die von ihnen verschmähten „fossilen“ Energiequellen.




Explodierende Stromkosten: Energiewende bereitet Großindustrie unerwartete Zusatzprobleme

Die ehemals halb-zentrale Stromversorgung Deutschlands mit Kern- und Kohlekraftwerken hatte nicht nur den Vorteil, die Verschmutzung der Luft auf bestimmte Regionen zu begrenzen (statt in jeder Küche wie zuvor); es war auch möglich, besonders energiebedürftige Verbraucher wie die Aluminium- und Stahlindustrie ortsnah mit billigem Strom in benötigter Menge zu versorgen. Den Grund für den hohen Bedarf kennt der kundige EIKE-Leser aus dem Schulunterricht: Erze wie Bauxit müssen erst mit mehr als 2000°C verflüssigt werden, um die Aluminium-Ionen zu mobilisieren, die dann via Elektrolyse reduziert und zu elementarem Metall gemacht werden. Das Schmelzen der Alusalze kann meist noch mit Gas oder Kohle bewerkstelligt werden; aber für die Elektrolyse braucht man Strom mit hohen Spannungen und hohen Stromstärken.

Da die Stromtarife für die Industrie seltsamerweise auch nach Transportstrecke berechnet werden, fallen nun viel höhere Preise an, da die zentralen Meiler nach und nach abgerissen werden. Und die vielen dezentralen Kleinkraftwerke und Ökostromanlagen, oder der nächste noch in Betrieb befindliche  Großmeiler stehen zwangsläufig weit weg von den Großverbrauchern. Ergebnis: Verdopplung der Stromkosten, die logischerweise an den Produktkäufer weitergegeben werden müssen. Deutsches Metall wird damit nicht mehr konkurrenzfähig. Heißt irgendwann, Werk schließen oder ins Ausland verlagern.

Typisches Beispiel ist die Aluhütte von Trimet in Hamburg. Bisher wird die Fabrik vom nahen Moorburg, einem neuen hocheffizinenten Kohlekraftwerk, versorgt, das Vattenfall an Silvester schließen wird. Das KKW Brokdorf, zehn mal so weit entfernt (70km), muß dann übernehmen. Dummerweise fällt Brokdorf Silvester 22 auch aus; und dann muß ein Anbieter im fast 100 km entfernen Bremen übernehmen.

Man sieht: Die Energiewende, die das Kabinett Merkel II 2011 vom Zaun brach, sorgt lediglich für eine Desindustrialisierung Deutschlands. Die Kern- und Kohlekraftwerke und die Aluhütten werden keineswegs weniger, sondern wandern nur ins benachbarte Ausland ab.

Den Akademikern im öffentlichen Dienst und in den Redaktionen mag das gleich sein – zunächst noch. Denn die Grundstoffindustrie erzeugt den Wohlstand, von dem die Steuer-Transfers letztlich finanziert werden. Daß die Hunderttausende Jobs, die zeitnah wegfallen, jemanden von den Transferempfängern  interessieren, darf bezweifelt werden. Es geht ja um die Rettung des Klimas; da müssen eben ein paar Späne fallen.