COVID-19 und Kreationismus: Widerlegen Borger et al. die Drosten-PCR?

Sciencefiles-Bericht zur Drosten-PCR

Die unheilige Allianz der Verschwörungstheoretiker

von Prof. Andreas Beyer, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen. Beyer ist neben Prof. Ulrich Kutschera Autor der Seite AG Evolutionsbiologie im VBIO (Verband Biologie.. e.V.)

Ende Januar 2020 publizierte ein Team von Wissenschaftlern um den Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité ein wissenschaftliches Paper, in dem es einen PCR-Test auf das neue SARS-CoV-2-Virus beschrieb (hier als Corman-Drosten-Paper bezeichnet, Corman et al. 2020). Dieser Test wird mittlerweile weltweit angewendet und wurde vielfach weiterentwickelt. Selbstverständlich kamen auch neue Tests hinzu (Stichwort „Schnelltest“ u. a.). Nun hat sich eine Gruppe von 22 Autoren um den Kreationisten Peter Borger von der Wort-und-Wissen-Vereinigung zusammengetan, um im Rahmen eines „Gutachtens“ (Peer Review) zehn „schwere Fehler“ aufzuzeigen. Dieser Text wurde am 27.11.2020 online gestellt; wir bezeichnen ihn im Folgenden als den Borger-Text . Die Autoren des Borger-Textes fahren schwere Geschütze auf: 20 Mal bezichtigen sie Corman-Drosten schwerer Fehler, sprechen zehn Mal von Mängeln („flaws“, „blemishes“, “ inadequacies“), dabei auch von krass-eklatanten Fehlern („blatant errors“) und Unzulänglichkeiten im wissenschaftlichen Design des Tests („severe / scientific design errors“). Das ist schweres Geschütz! Angesichts der Tatsache, dass solche Wortwahl in der wissenschaftlichen Literatur üblicherweise nicht vorkommt, lohnt ein Blick auf die Argumente und Autoren.

Zunächst fällt auf, dass im Autoren-Team des Borger-Textes praktisch ausschließlich fachfremde Personen vertreten sind, vom Allgemeinmediziner über den Radiologen bis hin zum 3D-Künstler! Nicht ein einziger Autor ist, wie wir noch sehen werden, firm auf dem Gebiet der diagnostischen qPCR. Unter den 22 Autoren findet sich nur ein einziger Virologe, der emeritierte Prof. Dr. Ohashi, der jedoch niemals an Corona forschte.

Zweitens führten die Autoren des Borger-Textes nicht einen einzigen Laborversuch durch. Sie argumentieren einzig „auf theoretischer Ebene“. Dies erstaunt, denn das Corman-Drosten-Paper wurde mittlerweile über 2000 Mal (wissenschaftlich!) zitiert. Der darin beschriebene Test wird weltweit vielfach angewendet und weiterentwickelt – unter anderem von einer meiner Absolventinnen (WEIL et al. 2021). Sollten der Fachwelt die behaupteten zehn „schweren Fehler“ etwa entgangen sein, während sie allein ein Team aus 22 Autoren ohne zureichende Expertise sowie ohne experimentelle Überprüfung aufdecken konnte?

Drittens ist festzuhalten, dass der Borger-Text nicht wissenschaftlich publiziert, sondern im Internet verbreitet wird. Nach Angaben des Borger-Teams sei er auch bei Eurosurveillance eingereicht worden. Aufgrund der schweren inhaltlichen Mängel ist dort jedoch nicht mit einer Publikation zu rechnen, genauso wenig wie in jedem anderen wissenschaftlichen Journal. Auch ist nicht damit zu rechnen, dass aufgrund des Borger-Textes das Corman-Drosten-Paper zurückgezogen wird, wie Borger und Koautoren dies verlangen. (Weiteres dazu unten im Text.) Im Borger-Text werden die Kritikpunkte abschießend nochmals aufgezählt, und im Folgenden wollen wir zu den Einwänden Stellung beziehen. Alle Argumente sind ausführlich in der detaillierten Analyse nachzulesen.

1. Gemäß Borger et al. seien die verwendete Primer-Konzentrationen zu hoch, und dies ohne jeden Grund. Die zu hohen Konzentrationen würden zu unspezifischen Primerbindungen und somit PCR-Amplifikaten führen. Dies würde den Test invalidieren.

Hintergrund: In einer PCR werden gezielt bestimmte DNA- (oder in einer Modifikation des Verfahrens auch RNA-) Abschnitte vervielfältigt. Bei einer diagnostischen PCR, wie hier zum Nachweis einer Corona-Infektion, ist die erfolgreiche Vervielfältigung gleichzeitig der Nachweis für das Vorhandensein des Virus. Als wichtige Bestandteile der PCR dienen sogenannte PCR-Primer. Das sind kurze synthetische, einzelsträngige DNA-Stückchen, die auf den zu vervielfältigenden Abschnitt „zielen“, da sie genau dazu passen. Bei einer qPCR kann die Vervielfältigung des Zielfragments durch Freisetzung von Farbstoff aus einer Sonde in Echtzeit verfolgt und gemessen werden (Abb. 1). PCR-Primer und Sonden sind DNA-Stückchen, die zur Ziel-DNA an bestimmten Stellen exakt passen müssen (Abb. 1). Sie werden üblicherweise in Konzentrationen von einigen 100 nM (nanomolar) eingesetzt. Im Corman-Drosten-Paper werden aber teils höhere Konzentrationen empfohlen. Borger et al. behaupten nun, dies mache den Test unspezifisch und somit unbrauchbar.

Abb. 1 Eine TaqMan-qPCR

A: Ausgangs-DNA (doppelsträngig).

B: Durch Hitze wird der DNA-Doppelstrang aufgetrennt. Die DNA liegt nun einzelsträngig vor, so dass …

C: … PCR-Primer (blau) und Sonde (rot) daran binden können. An die Sonde sind zwei Moleküle gekoppelt: Eines ist ein Farbstoffmolekül (grau), das andere ist ein Inaktivator (schwarz), der die Farbe des Farbstoffmoleküls auslöscht und ihn dadurch „maskiert“.

D: Nun findet, ausgehend von den PCR-Primern, DNA-Synthese statt, und zwar durch ein Enzym namens Taq-Polymerase (im Bild nicht gezeigt). Dadurch wird die Sonde abgebaut, wodurch der Farbstoff freigesetzt wird, was ihn aktiviert. Nun kann er – während der laufenden PCR! – gemessen werden.

Die Schritte A bis D bilden einen PCR-Zyklus; in einer qPCR werden diese Zyklenschritte bis zu 35mal wiederholt. Dabei verdoppelt sich in jedem Zyklus die Menge des PCR-Fragments. Somit verdoppelt sich auch die Menge an freigesetztem Farbstoff. Damit diese qPCR zuverlässig funktioniert, bedarf es ganz bestimmter PCR-Primer und Sonden in ganz bestimmten Konzentrationen.

Antwort: Jeder, der schon mal einen PCR-Test (insbesondere einen qPCR-Test wie im Corman-Drosten-Paper) entwarf, weiß: Die Standard-Konzentrationen sind Richtwerte, mit denen man die Etablierung des Tests beginnt. Eine Vorausberechnung der optimalen Konzentrationen ist nicht möglich: Im Rahmen der PCR-Optimierung muss man verschiedene Konzentrationen austesten. Daher liegen die finalen Konzentrationen nur selten beim Standard-Wert. Mit anderen Worten: Es ist schon im Ansatz verquer, einen Wert, der empirisch bestimmt werden muss, theoretisch (das heißt ohne Gegentests) zu kritisieren.

2. In den Sequenzen (der Primer und Sonden) existierten sechs nicht-spezifizierte („Wobbel-„) Positionen. Dadurch käme eine enorme Variabilität für die realen Labortests zustande. Ferner sei dies für die Anwender verwirrend, weswegen sich die PCR aus dem Corman-Drosten-Paper nicht für eine Standard-Diagnostik zur Identifikation des SARS-CoV-2-Virus eigne.

Hintergrund: Die PCR-Primer und Sonden (siehe Punkt 1) müssen spezifisch für ihre Zielregion, also für das zu vervielfältigende Fragment sein. Die Sequenz, also die Basenabfolge von PCR-Primern und Sonden, muss möglichst perfekt zur geplanten Bindestelle passen, sonst wird der Test unspezifisch oder unempfindlich. Nun pflegen Viren jedoch zu mutieren: Ihr Genom verändert sich. Vor allem aus diesem Grund entstehen immer wieder neue Stämme. Daher gibt es jedes Jahr neue Influenza-Epidemien.

Bevor man also eine diagnostische PCR plant, muss man alle verfügbaren Virussequenzen aus der Datenbank berücksichtigen und die PCR-Primer und Sonden an Stellen platzieren, an denen (bislang) keine Variationen aufgetreten sind. Borger et al. stellen nun fest, dass dies im Corman-Drosten-Test nicht der Fall sei: Hier gibt es in PCR-Primern und Sonden Sequenzvariationen (sog. „Wobble-Positionen“, an denen zwei verschiedene DNA-Basen auftreten können). Borger et al. behaupten, dies führe dazu, dass eine Vielzahl an Primer-Sonden-Kombinationen (mit jeweils den betreffenden Varianten) entstünde und der Test dadurch unbrauchbar würde.

Antwort: In dieser Behauptung liegen vier schwere Irrtümer von Borger und Koautoren:

I: Virale Genome mutieren nun einmal, und die sich ansammelnden Mutationen sind ungleich über das Virus-Genom verteilt: Es gibt Bereiche, die funktional besonders wichtig sind. Daher werden von der Selektion hier nur wenige Mutationen „geduldet“; diese Bereiche sind „evolutionär konserviert“. Als Zielposition für die Bindung der PCR-Primer (vgl. Punkt 1) sucht man sich diejenigen Bereiche aus, die einerseits typisch für die nachzuweisende Virengruppe sind, andererseits in eben jener Gruppe konserviert. Diesen Wunsch erfüllt einem die Natur aber leider äußerst selten, wie jeder weiß, der Erfahrung mit Virus-Diagnostik über PCR-Tests hat. Ergo muss man nehmen, was die Natur einem bietet, und das sind in aller Regel Sequenzabschnitte mit solchen „Wobbel-Positionen“. Das ist kein Design-Fehler, sondern eine schlichte Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten.

II: Durch diese „Wobbel-Positionen“ kommen mitnichten „enorme Variabilitäten im Test“ zustande. Borger und Koautoren wissen offenbar nicht, dass die betreffenden Oligonukleotide bereits als Gemisch synthetisiert, geliefert und im Test eingesetzt werden.

III: Auch die Behauptung, solche „Wobbel-Positionen“ wären verwirrend für den Anwender, zeigt, dass Borger und Koautoren keinerlei Erfahrung mit qPCR-Systemen haben: So, wie jeder Kfz-Mechaniker weiß, was ein gekröpfter Ringschlüssel ist, kann jeder halbwegs routinierte PCR-Anwender „Wobbel-Positionen“ lesen und verstehen.

IV: Die Annahme, eine PCR mit „Wobbel-Positionen“ würde automatisch unspezifisch, ist falsch. Diese nicht spezifizierten „Wobbel-Positionen“ müssen bei der Etablierung und Validierung des Tests berücksichtigt werden. Für HIV-Tests ist dieses Vorgehen seit Jahrzehnten Standard. Aus diesen Gründen gehören Oligonukleotide mit „Wobbel-Positionen“ zu Standard-Repertoire der PCR-Diagnostik auf Viren, was Borger und Koautoren offenbar nicht wissen.

3. Der Corman-Drosten-Test könne nicht zwischen kompletten und fragmentierten Virusgenomen unterscheiden. Er sei untauglich zur Detektion infektiöser Viren, was ihn als Test auf SARS-CoV-2 entwerte.

Hintergrund: Pathobiologisch aktiv (und somit ansteckend) sind nur Viren mit intaktem Genom. Der Corman-Drosten-Test weist aber nur das Vorhandensein von zwei bestimmten, kurzen Abschnitten des SARS-CoV-19 Genoms nach. Also weist der Test auch fragmentierte und somit inaktive, ungefährliche Genomkopien nach.

Antwort: Dieses Argument ist verfehlt. Zum einen kann kein einziger Test komplette von fragmentierten Virusgenomen unterscheiden. Andererseits ist dies auch nicht nötig: Jedes virale Genom – ob komplett oder fragmentiert, ob intakt oder defekt, ob ursprüngliche Version oder mutiert – entstammt einer infizierten Zelle. Wie der Infektiologe und Virologe weiß, wird jede im Patienten nachgewiesene virale Genomkopie Indikator einer Infektion sein, sobald eine bestimmte Schwelle (also Anzahl nachgewiesener Genomkopien) überschritten ist.

Im Übrigen könnte man mit dem gleichen „Argument“ auch auf Freispruch eines Täters plädieren, wenn am Tatort „nur“ dessen Fingerabdrücke, Blutspuren und Kleidungsstücke, nicht aber die Tat als solche beobachtet wurde. Das ist absurd.

4. Die Autoren behaupten, die PCR-Primer RdRp_SARSr_F und RdRp_SARSr_R hätten um 10°C voneinander abweichende Annealing-Temperaturen. Der PCR-Test zum Nachweis von SARS-CoV-2 sei deshalb untauglich.

Hintergrund: Ein besonders wichtiger Schritt bei der PCR ist das Anbinden, das Andocken (Fachbegriff „Annealing“) der PCR-Primer (vergl. Punkt 1) an ihre Zielabschnitte (hier: im Virusgenom). Dieser Prozessschritt ist temperaturabhängig: Bei zu hoher Temperatur (das heißt, wenn die Annealing-Temperatur zu hoch gewählt wird), können die PCR-Primer nicht binden. Ist sie zu niedrig, binden die PCR-Primer auch unspezifisch, also an Stellen, an denen sie nicht binden sollen. Um hier höchstmögliche Spezifität zu gewährleisten, wird man die beiden PCR-Primer physikochemisch möglichst ähnlich gestalten. Allerdings sei bei einem der Primersysteme, so der Borger-Text, die Differenz zwischen beiden PCR-Primern viel zu hoch.

Antwort: Zunächst verwechseln Borger et al. die Begriffe: Die Annealing-Temperatur ist für beide Primer gleich, das geht auch gar nicht anders! Lediglich die Schmelztemperaturen der beiden Primer unterscheiden sich. In der Tat sollten diese beiden Werte möglichst ähnlich sein. Jeder, der Erfahrung mit PCR-Systemen hat, weiß aber, dass die Gegebenheiten der vorliegenden Sequenzen das Machbare diktieren: Größere Abweichungen von den optimalen Werten sind manchmal unvermeidbar! Auch aus diesem Grunde führt kein Weg am gründlichen Austesten und Optimieren der PCR-Bedingungen vorbei, was Drosten und Koautoren auch getan haben.

5. Ein schwerwiegender Fehler sei, dass versäumt wurde, einen Ct-Wert anzugeben, der zwischen positivem und negativem Testergebnis unterscheide. Auch darum sei der Test ungeeignet, das SARS-CoV-2 Virus nachzuweisen.

Hintergrund: Die Vermehrung betreffender Zielabschnitte des viralen Genoms über PCR (genauer Fachbegriff: TaqMan-qPCR) sorgt dafür, dass im PCR-Prozess ein Fluoreszenzfarbstoff entsteht, der während des laufenden PCR-Prozesses gemessen wird. Anfangs ist noch zu wenig davon vorhanden, so dass der Farbstoff erst später im Verlauf der PCR messbar ist. Also erst, wenn der Farbstoff eine gewisse Menge erreicht, überschreitet das gemessene Signal eine bestimmte Schwelle, und er kann detektiert werden. Den Punkt, an dem diese Überschreitung der Schwelle passiert, nennt man Ct-Wert (Abb. 2). Es sei, so Borger et al., eine grobe Unterlassung, dass im Corman-Drosten-Paper dieser Ct-Wert nicht definiert werde.

Abb.2: qPCR-Amplifikationskurve. Jede Linie entspricht einem individuellen PCR-Ansatz; gezeigt sind die Messwerte (faktisch die Farbstoffentwicklung) über die Zyklen.

grün: Eine Verdünnungsreihe mit bekannten Mengen des zu vervielfältigenden DNA-Stücks. Das ist die Kalibrier- oder Standardreihe. Sie ist gleichzeitig eine Positivkontrolle, denn diese Ansätze müssen ein positives Ergebnis bringen, und zwar mit Kurven in definierten, vorhersehbaren Abständen.

rot: Negativkontrolle, also ein Ansatz ohne DNA – oder mit solcher DNA, die nicht zu den PCR-Primern passt, also nicht vervielfältigt werden kann.

blau: Drei zu messende Ansätze, von denen zwei positiv sind und einer negativ. Bei den positiven Ansätzen ermöglicht der Vergleich mit der Kalibrierreihe die Bestimmung der in den Proben vorhandenen Ziel-DNA.

orange: Schwellenwert („Threshold“). Genau dort, wo die Kurve diese Schwelle überschreitet, wird für diesen Ansatz die Zyklenzahl abgelesen: Das ist dann der Ct-Wert (eingezeichnet für die ersten beiden grünen Kurven).

Der Verlauf der Kurven muss eine typische Gestalt haben: zuerst unregelmäßig bei kleinen Werten (das ist das Hintergrundrauschen, wenn in den ersten Zyklen noch nicht genügend Farbstoff gebildet wurde), dann ansteigend in eine lineare („gerade“) Phase, die dann Richtung Horizontale abknickt. Genau dadurch kann man echte Positivwerte auch von Negativwerten unterscheiden, bei denen die Kurve flach bleibt und nur ganz am Ende ohne den beschriebenen, charakteristischen Verlauf langsam ansteigen.

Antwort: Zunächst einmal verwechseln Borger et al. die Begriffe: Den Ct-Wert kann man gar nicht angeben, denn er wird gemessen. Gemeint ist wohl der Schwellenwert, der anzugeben sei. Aber auch das ist unsinnig, weil diese Schwelle vom Detektionssystem (unter anderem also vom Gerät) abhängt. Borger et al. scheinen nicht zu wissen, wie man eine qPCR durchführt: Parallel zu den Proben lässt man eine Kalibrierreihe „mitlaufen“: Zusammen mit den Proben prozessiert man also eine Verdünnungsreihe, eine Serie von Proben mit bekannter Virus-Menge; erst der Vergleich mit den Ct-Werten dieser Reihe erbringt das Ergebnis.

6. Die PCR-Produkte seien auf molekularer Ebene nicht (durch gelelektrophoretische Analyse) validiert worden. Dadurch sei der Test unbrauchbar.

Hintergrund: Bei einer PCR wird ein Zielfragment aus einer DNA (hier: aus dem SARS-CoV-2 Genom) vervielfältigt (Fachbegriff „amplifiziert“). Standardvorgehen ist, dass ein PCR-Ansatz am Ende auf einem Agarosegel analysiert wird: Dort kann man die Länge der gebildeten Fragmente sichtbar machen.

Antwort: Selbstverständlich wurden die PCR-Fragmente zu Beginn der Entwicklungsarbeiten gelelektrophoretisch analysiert! Das macht man immer so, aber es bedarf hier keiner Erwähnung: Die Spezifität bei einer solchen qPCR ist wegen der drei voneinander unabhängigen Oligonukleotide recht hoch (vgl. Punkt 1). Außerdem beschreibt das Corman-Drosten-Paper die Validierung in aller Ausführlichkeit.

7. Der Corman-Drosten-Test beinhalte weder eine eindeutig benannte Positivkontrolle um die Spezifität für SARS-CoV-2 nachzuweisen, noch eine Negativkontrolle um die Anwesenheit anderer Coronaviren auszuschließen.

Hintergrund: Bei jedem analytischen Test – und erst recht bei diagnostischen Tests – lässt man sogenannte Kontrollen mitlaufen. Positivkontrollen sind standardisierte Ansätze, in denen die nachzuweisende Substanz (hier: das SARS-CoV-2 Genom) in bekannter Menge / Konzentration enthalten ist. Dieser Ansatz muss ein positives Ergebnis erbringen; somit überprüft man in jeden Testdurchlauf das Funktionieren des Tests. Negativkontrollen enthalten keinen (oder „falsche“) Analyten , also keine Kopie des SARS-CoV-2-Genoms. Dieser Ansatz darf kein positives Ergebnis erbringen. So überprüft man, ob es Kontaminationen gegeben hat, ob also sauber gearbeitet wurde.

Antwort: Das Gegenteil ist wahr, das Corman-Drosten-Paper benennt mehrere Positiv- und Negativkontrollen und beschreibt ausführlich die Validierung der Test-Spezifität. Die konkrete Auswahl und „Konfektionierung“ der Kontrollen obliegt dem Anwender bei Etablierung des qPCR-Systems, wenn er eine SOP definiert (vgl. Punkt 8). So ist das übliche Vorgehen.

8. Das Testdesign im Corman-Drosten-Paper sei vage und mangelhaft, so dass es [vom Anwender] dutzendfach unterschiedlich interpretiert werden könne. Nichts sei standardisiert, und es gäbe keine SOP (Standard Operation Procedure = Standard-Protokoll). Damit sei die wissenschaftliche Qualität hochgradig fragwürdig und der Test unbrauchbar zur Identifikation des SARS-CoV-2-Virus.

Hintergrund: Wenn – wie hier im Corma-Drosten-Paper – ein diagnostischer Test publiziert wird, müssen logischerweise alle Angaben vorhanden sein, die es dem Anwender ermöglichen, diesen Test im eigenen Labor zu etablieren und durchzuführen.

Antwort: Die Behauptungen sind zu einer Hälfte unwahr, zur anderen Hälfte gehen sie am Thema vorbei: Tatsächlich benennt das Corman-Drosten-Paper allerelevanten Parameter: Oligonukleotid-Sequenzen und -Konzentrationen, Salzbedingungen, dNTP-Konzentrationen und PCR-Zyklusbedingungen. SOPs sind hingegen auch (und in erheblichem Maße) abhängig von den örtlichen Gegebenheiten. Daher muss jeder diagnostische Test in jedem Labor erneut etabliert werden. Dazu gehört auch die Abfassung einer SOP. Auch hier zeigt sich, dass den Autoren des Borger-Testes jedwede Erfahrung mit diagnostischen Testsystemen fehlt.

9. Das Corman-Drosten-Paper erfuhr keine unabhängige Begutachtung. Auch deshalb sei die Qualität der Arbeit zweifelhaft.

Hintergrund: Wenn bei einem wissenschaftlichen Journal eine Publikation eingereicht wird, so wird sie einer unabhängigen Prüfung durch mehrere Fachleute unterzogen, und zwar anonym (die Autoren erfahren niemals die Namen der Gutachter). Dies dient der Qualitätskontrolle. Da das Manuskript einen Tag nach Einreichen akzeptiert wurde, könne es – so Borger et al. – nicht begutachtet worden sein, sei also unbesehen publiziert worden.

Antwort: In der Tat dauert ein Begutachtungsprozess mehrere Tage oder sogar Wochen. Allerdings ist das Journal Eurosurveillancefür seine Schnelligkeit bekannt. Wenn eine Publikation ansteht, bei der sich Autoren und Journal über die Dringlichkeit einig sind, wird manchmal ein beschleunigtes Verfahren durchgeführt: Entweder, es wird dafür gesorgt, dass die Gutachter an Tag und Stunde der Einreichung bereitstehen. Oder die Begutachtung der Publikation erfolgt in Teilen – es wird laufend alles begutachtet, was eingereicht wird. In diesem Fall ist das in der Publikation vermerkte Datum der Einreichung der Tag, an dem das letzte Dokument eingereicht wurde – etwa Material, das die Gutachter noch nachgefordert haben. In einem solchen Fall kann der vermerkte Tag der Einreichung gleichzeitig der Tag sein, an dem die Publikation akzeptiert wurde. Übrigens: In diesem speziellen Fall stand den Gutachtern das Corman-Drosten-Paper bereits eine Woche vor der offiziellen Einreichung über einen sogenannten Preprint-Server zur Verfügung.

10. Es gäbe Interessenskonflikte. Erstens seien Christian Drosten und Chantal Reusken Mitherausgeber (Editoren) von Eurosurveillance, wo das Corman-Drosten-Paper veröffentlicht wurde. Zweitens wären mehrere Autoren an Biofirmen beteiligt, die (durch Verkauf von Testkits und Reagenzien) wirtschaftliche Vorteile aus dem publizierten Test zögen.

Hintergrund: Es ist wissenschaftsethisch inakzeptabel, wenn man persönliche Vorteile aus einer Publikation oder Tätigkeit zieht, ohne dies offenzulegen und klar zu benennen. Man darf sich keine Vorteile verschaffen, indem man im eigenen Journal publiziert und dabei die eigene „Hausmacht“ nutzt, um z. B. den Begutachtungsprozess zu eigenen Gunsten zu beeinflussen. Es ist auch verwerflich, durch eine Publikation eigene Produkte zu bewerben oder ihnen Marktvorteile zu verschaffen.

Antwort: Es ist nicht verboten und auch nicht wissenschaftlich fragwürdig, dass Wissenschaftler in Journalen publizieren, in denen sie Editoren sind. Die Journale haben hierfür eigene Prozeduren definiert: Die betreffenden Editoren/Autoren werden konsequent vom Begutachtungs- und Publikationsprozess ausgeschlossen. Was die Anschuldigungen in Bezug auf wirtschaftliches Eigeninteresse anbelangt, so ist festzuhalten, dass der Corman-Drosten-qPCR-Test mit besagter Publikation offengelegt wurde. Die Autoren haben den Test weder mit einem Patent noch mit einem Gebrauchsmusterschutz oder ähnlichem belegt. Er ist frei verfügbar, so dass jeder die Primer und Reagenzien beziehen kann, von wem er will. Es ist schwer, hier nicht von böswilliger Verleumdung zu sprechen. Abgesehen davon fragt man sich, was diese Anschuldigungen – unabhängig davon ob sie zuträfen oder nicht – mit der Qualität und Zuverlässigkeit des Tests zu tun haben sollten.

Im Lichte der Analyse des Corman-Drosten-qPCR-Protokolls zum Nachweis von SARS-CoV-2 hätten Borger und Koautoren schwerste Mängel nachgewiesen, aufgrund derer der Test unbrauchbar sei.

Man fragt sich, warum all diese Mängel in der mittlerweile 3/4jährigen Anwendung weltweit keinem Experten aufgefallen sind. Und man fragt sich, wie es 22 weitestgehend bis vollständig fachfremden Autoren gelungen sein soll, schwerste Mängel „festzustellen“, ohne das qPCR-System euch nur ein einziges Mal im Labor getestet zu haben!

Interessanterweise verschweigen Borger et al. (oder sie haben schlicht keine Ahnung), dass systematische (experimentelle!) Vergleiche zwischen verschiedenen PCR-Systemen publiziert wurden (z. B. AFZAL 2020; MATHEEUSSEN et al. 2020; NALLA et al. 2020; VOGELS et al. 2020), in denen keinerlei schwere Mängel festgestellt wurden. Ganz im Gegenteil muss man schwerste Mängel bis hin zu ehrabschneidenden Behauptungen im Borger-Text konstatieren. Dies reicht bis zu Anfänger-Fehlern in der Analyse der Primersequenzen sowie bei der Berechnung der Konzentrationen (Details in der  ausführlichen Widerlegung).

Wie mangelhaft Borgers Expertise im Bereich der Molekularbiologie ist, zeigt sich auch im  W+W-Disk.-Beitr. 3/20 („Covid-19 und mRNA-Impfstoffe – eine kleine Orientierungshilfe“), wo im Abschnitt Der mRNA-Impfstoff mRNA-Impfstoffe und rekombinante Impfviren vermengt und verwechselt werden.

Literatur

AFZAL, A. (2020) Molecular diagnostic technologies for COVID-19: Limitations and challenges. Journal of advanced research 26, S. 149-159. Doi: https://doi.org/10.1016/j.jare.2020.08.002.

BORGER, P.; MALHOTRA, B. R.; Yeadon, M.; CRAIG, C.; McKERNAN, K.; STEGER, K.; McSHEEHY, K.; ANGELOVA, L.; FRANCHI, F.; BINDER, T.; ULLRICH, H.; OHASHI, M.; SCOGLIO, S.; DOESBURG-van-KLEFFENS, M.; GILBERT, D.; KLEMENT, R.; SCHRUEFER, R.; PIEKSMA, B. W.; BONTE, J.; DALLE CARBONARE, B. H.; CORBETT, K. P. & KÄMMERER, U. (2020) External peer review of the RTPCR test to detect SARS-CoV-2 reveals 10 major scientific flaws at the molecular and methodological level: consequences for false positive results. https://cormandrostenreview.com/report/

CORMAN, V. M.; LANDT, O.; KAISER, M.; MOLENKAMP, R.; MEIJER, A.; CHU, D. K.; BLEICKER, T.; BRÜNINK, S.; SCHNEIDER, J.; SCHMIDT, M. L.; MULDERS, D. G.; HAAGMANS, B. L.; van der VEER, B.; van den BRINK, S.; WIJSMAN, L.; GODERSKI, G.; ROMETTE, J. L.; ELLIS, J.; ZAMBON, M.; PEIRIS, M.; GOOSSENS, H.; REUSKEN, C.; KOOPMANS, M. P. & DROSTEN, C. (2020) Detection of 2019 novel coronavirus (2019-nCoV) by real-time RT-PCR. Euro Surveillance 25(3), 2000045. Doi: https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2020.25.3.2000045.

MATHEEUSSEN, V.; CORMAN, V. M.; DONOSO MANTKE, O.; McCULLOCH, E.; LAMMENS, C.; GOOSSENS, H.; NIEMEYER, D.; WALLACE, P. S.; KLAPPER, P.; NIESTERS, H. G.; DROSTEN, C.; LEVEN, M. & RECOVER project and collaborating networks (2020) International external quality assessment for SARS-CoV-2 molecular detection and survey on clinical laboratory preparedness during the COVID-19 pandemic, April/May 2020. Euro Surveillance 25(27), 2001223. Doi: https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2020.25.27.2001223.

NALLA, A. K.; CASTO, A. M.; HUANG, M.-L. W.; PERCHETTI, G. A.; SAMPOLEO, R.; SHRESTHA, L. et al. (2020) Comparative performance of SARS-CoV-2 detection assays using seven different primer-probe sets and one assay kit. Journal of Clinical Microbiology 58(6), e00557-20. Doi: https://doi.org/10.1128/JCM.00557-20.

VOGELS, C. B. F.; BRITO, A. F.; […] & GRUBAUGH, N. D.  (2020) Analytical sensitivity and efficiency comparisons of SARS-CoV-2 RT-qPCR primer-probe sets. Nature Microbiology 5(10), S. 1299-1305. Doi: https://doi.org/10.1038/s41564-020-0761-6.

WEIL, P. P. et al (2021) Combined RT-qPCR and Pyrosequencing of a SARS-CoV-2 Spike Glycoprotein Polybasic Cleavage Motif Uncovers Rare Pediatric COVID-19 Spectrum Diseases of Unusual Presentation. Doi: https://doi.org/10.1101/2020.12.19.20243428.

Unser Kommentar zur Kritik von Prof. Beyer (ARG):

Tatsache ist, daß Christian Drosten mit seinen Förder-Millionen schon gute Virologen und Laborwissenschaftler einkaufen kann, die die Reputation seiner Professur/Abteilung erarbeiten. Eine mittlerweile an deutschen Universitäten übliche Situation: Der Gruppenchef ist ein guter Politiker; und seine stillen Doktoren, Doktoranden und T-Assistenten machen die tägliche Laborarbeit und veröffentlichen diese.

Nichtsdestotrotz ist die halb-quantitative RT-PCR und allgemein die qualitative PCR natürlich keine Methode, um eine Infektion oder gar Erkrankung nachzuweisen; bestenfalls ein Hinweis für weitere Methodik. Der „Massenausbruch“ bei Tönnies, wo Corona-haltige Rinder und Pferde zerlegt wurden, zeigt sehr deutlich, daß PCR alle möglichen C-Viren nachweisen kann (und tut). Der Hinweis auf die mangelnde Fachkenntnis der Autoren um Pieter Borger ist unserer Ansicht nach heftig übertrieben, da mehrere Ärzte (auch eine Virologin!) und Biochemiker/ Laborchemiker unter den Autoren sind. Beispiele:

Dr. Pieter Borger (MSc, PhD), Molekulargenetik, W + W Research Associate, Lörrach, Deutschland

Dr. Michael Yeadon BSs (Hons) Biochem Tox U Surrey, PhD Pharmakologie U Surrey. Geschäftsführer, Yeadon Consulting Ltd, ehemaliger Pfizer Chief Scientist, Großbritannien

Dr. Clare Craig MA, BM (Cantab), Bachelor Chemie (Oxon), FRCPath, Vereinigtes Königreich

Kevin McKernan von der BS Emory University, wissenschaftlicher Leiter und Gründer von Medical Genomics, hat die Sequenzierungspipeline am WIBR / MIT für das Humangenomprojekt entwickelt, den SOLiD-Sequenzer erfunden und entwickelt und Patente für PCR, DNA-Isolierung und Sequenzierung in den USA erteilt

Dr. Paul McSheehy (BSc, PhD), Biochemiker und Industriepharmakologe, Loerrach, Deutschland 8) Dr. Lidiya Angelova, MSc in Biologie, PhD in Mikrobiologie, ehemaliger Forscher am Nationalen Institut für Allergie und Infektionskrankheiten (NIAID), Maryland, USA

Prof. Dr. Makoto Ohashi, emeritierter Professor, PhD in Mikrobiologie und Immunologie, Tokushima University, Japan

Dr. Marjolein Doesburg-van Kleffens (MSc, PhD), Facharzt für Labormedizin (klinische Chemie), Maasziekenhuis Pantein, Beugen, Niederlande

Dr. Ruth Schruefer, PhD, Humangenetik / Immunologie, München, Deutschland,

Dr. Bruno H. Dalle Carbonare (Molekularbiologe), IP-Spezialist, BDC Basel, Schweiz

Prof. Dr. Ulrike Kämmerer, Fachärztin für Virologie / Immunologie / Humanbiologie / Zellbiologie, Universitätsklinikum Würzburg

Update der EIKE Redaktion

Ulrike Kämmerer hat hier auf Rubikon zu ähnlicher Kritik schon einmal Stellung genommen. Mit Dank an Leserin Christine Full

 

Gunnar Kaiser hat ein gut verständliches Video zur Drosten-PCR publiziert, das einige der Argumente von Prof. Beyer betrifft.

 




Erstmals seit 60 Jahren hat sich auf der Themse wieder Eis gebildet!

Ursache hierfür war das Sinken der Temperaturen unter 0°C in Teilen von England. In Ravensworth, North Yorkshire, sanken die Temperaturen in der vergangenen Nacht auf -15,3°C, während sich Großbritannien heute auf bis zu fünf Zentimeter Schnee und Stürme mit 80 Kilometer pro Stunde gefasst machen muss. In Newcastle wachten Familien auf, als die Stadt von Schnee bedeckt war. Das winterliche Wetter traf auch Teile von Nordost-Schottland und die Küstenregionen im Nordosten Englands.

Das Met Office hat mehrere Warnungen für Schneeschauer in ganz Schottland herausgegeben, wobei in Angus und Aberdeenshire bis zu 3 cm Schnee vorhergesagt werden.

Für Enten reicht das Eis allemal. Das Foto im Original mit Möwen auf dem Themse-Eis kann hier aus Gründen des Copyrights nicht gezeigt werden. Bild: Bubi / pixelio.de

In der Wetterwarnung hieß es: „Weitere Schneeschauer, am häufigsten in der Nacht zum Freitag in Angus und Aberdeenshire. Am Samstag schwächen sie sich wieder ab. Neuschnee von 1 bis 3 cm wird erwartet, aber lokal sind 5 bis 10 cm in höheren Lagen im Nordosten von Schottland möglich. Darüber hinaus wird sich streckenweise Eisglätte bilden, wenn teilweise geschmolzener Schnee wieder gefriert, besonders in tieferen Lagen.“

Das eisige Wetter kommt, nachdem 15 Wetterstationen in Großbritannien in der Nacht zum Mittwoch ihre niedrigsten Temperaturen für den Februar gemessen haben.

Ausschnitt aus einem Video im Original. Ein Link zu demselben lässt sich nicht angeben.

Der ganze Beitrag nebst Video und vielen Fotos steht hier.

Link: https://wattsupwiththat.com/2021/02/13/uk-cold-weather-river-thames-freezes-over-for-first-time-in-60-years-pictured/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

Anmerkung: Der Beitrag datiert vom 13. Februar. Die genannten Daten beziehen sich also auf die Woche vom 8. bis zum 14. Februar. Inzwischen hat in UK massiv Milderung von Westen eingesetzt, die spätestens zur Wochenmitte auch bei uns in Deutschland erwartet wird.

 




Klima-Alarmisten im Ausnahmezustand : Es wird kälter, weil es wärmer wird !?

Abb. 1

Bei Matthias Claudius heißt es dann weiter:

„Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht, und Teich und Seen krachen; das klingt ihm gut, das haßt er nicht, dann will er sich todt lachen….“.

Und tatsächlich, die Kinder in Deutschland lachen, holen Schlittschuhe und Rodel herbei – tollen, jubeln, Winterfreuden wie in alten Zeiten! Demgegenüber: Auf den Straßen des Landes und in den Köpfen der Klima-Alarmisten: Ausnahmezustand ! Wie konnte das geschehen? Die Natur hält sich nicht an die „wissenschaftlichen Vorschriften“? Einige Tage lähmendes Schweigen.

Aber dann :

Die rettende weiße Maus wurde aus dem schwarzen Klima-Zylinder gezaubert; zunächst entdeckt am 7. Februar d.J. vom Klima-Ober-Guru Stefan Rahmstorf (Potsdam-Inst. PIK) – DER POLARWIRBEL [1]:

„Der Effekt des Klimawandels auf die Kaltfront : Achtung, Wetterstörung! … Das Wetter verändert sich durch den Klimawandel auf überraschende Weise: Es wird nicht einfach nur wärmer, sondern zwischendurch auch mal deutlich kälter“ … Schon seit Anfang Januar spielt der Polarwirbel verrückt.“ „Man kann sich die Kaltluft wie eine Pferdeherde vorstellen, die normalerweise eingezäunt ist. Wenn der Zaun kaputt geht, irrt sie in der Gegend herum….“

Wenn man das als Meteorologe liest, dann gewinnt man den Eindruck, daß nicht der Polarwirbel, sondern daß die Alarmisten in der Gegend herum irren, und das formuliert Jörg Kachelmann so [2]:

Wenn nur nicht so sehr gelogen würde. Dem Polarwirbel geht es sehr gut. Weil das aber kaum jemand nachprüfen wird, weil niemand weiss, was das ist und wie das aussehen sollte, wirft @derspiegel die Prinzipien von redaktioneller Kontrolle über Bord und lässt Stuss schreiben.“

… und w.a.a.O. (Kachelmann-Tweet  07.02.21) :

„Man weiss nie, was schrecklicher und skrupelloser ist, alle die Rechtswürstchen, die eine winterliche Wetterlage als Argument gegen die Klimakrise sehen oder der verzweifelt unwissenschaftliche @rahmstorf, der eine gewöhnliche Winter-Wetterlage nun auch dem Klimawandel zuordnet.“

A b e r :

Das Potsdam-Institut PIK hat mit Anders Levermannnoch einen zweiten Frontmann in die „Schlacht“ geschickt, und wo geht das besser als in der Alarmposaune namens BILD [3]  :

„Wissenschaftler erklärt : Globale Erwärmung schuld an Schnee-Chaos“„Schnee in Massen, in einigen Teilen Deutschland geht entweder nichts mehr oder nicht mehr viel. Es wird gebibbert und gefroren – und das alles haben wir der globalen Erwärmung zu verdanken…..“

„Bitte? Wie passen Minustemperaturen und Erwärmung zusammen? Dass das leider kein Widerspruch ist, erklärt Professor Anders Levermann ….“ … „Dadurch, dass der Nordpol sich so viel schneller erwärmt als die Tropen, wird der Jetstream instabiler. Er fängt an zu schlackern und beult öfter aus.“

Zu all diesem märchenhaften PIK-Geplauder schreibt Sebastian Lüning auf KalteSonne [2]:

„Es schneit und es ist kalt! Das PIK weiß warum: Das ist wegen der Klimaerwärmung. Die beiden medialen Frontmänner Levermann und Rahmstorf streuen die Nachricht in Bild und Spiegel, Team-Mitglied Özden Terli multipliziert im ZDF. Ob die Leute merken, dass sie es mit einer Ente zu tun haben? Wenn sowohl warme als auch kalte Winter immer nur auf das eine hinweisen, nämlich den menschen-gemachten Klimawandel, dann wird die Hypothese nicht falsifizierbar, und besitzt stattdessen einen „göttlichen“, unangreifbaren Status. Das ist dann aber nicht mehr Wissenschaft, sondern Religion.“

Auch in anderen Medien wird drüber glossiert, z.B.[4]:

„It’s the Polarwirbel, stupid! … Alle reden vom Wetter. … Arktische Kälte hat fast ganz Deutschland erfasst. Nach mehreren „zu warmen“ Jahren ist es nun gefühlt „zu kalt“, arschkalt, mit Massen von Eis und Schnee. Wie kann das sein? Wir haben doch Klimakatastrophe. Es brauchte nur ein paar Tage Kälte, und schon meldete sich der erste Klimaforscher, der das bedrohliche Geschehen klimatechnisch ins große Ganze einordnete. Klar: Man kann die Menschen mit diesem irritierenden Februarwetter nicht einfach alleine lassen. Die Dinge müssen zurecht gerückt werden, bevor der eine oder die andere womöglich auf dumme Gedanken kommt. Begleitetes Denken ist der Trend unserer Zeit.“

Nach der vorstehend dargelegten aktuellen Debatte mit Behauptungen, allerlei Fragwürdigkeiten und auch Glossen – nun wollen wir versuchen, den meteorologisch-klimatologischen fachlichen Hintergrund der „Polarwirbel-Diskussion“ zu erläutern. Das kann an dieser Stelle selbstverständlich nur kurz und möglichst allgemein-verständlich dargestellt werden.

Der Polarwirbel [5] :

„Die beiden Polarwirbel … über der Arktis und der Antarktis sind großräumige Höhentiefs mit einem Durchmesser von ca. unter 1.000 Kilometern. Beide sind wesentliche Elemente der atmosphärischen Zirkulation und gehören zu den großen Systemen der globalen Telekonnektion; die Basen der beiden Polarwirbel befinden sich in der mittleren und oberen Troposphäre und reichen bis in die Stratosphäre hinauf.“

Mit anderen Worten :

Die Polarwirbel sind Tiefdruck-Gebiete „ohne Wetterfronten“, die insbesondere im Winter stark ausgeprägt sind – und zwar in Höhen von etwa 3 km bis …10…20… km Höhe. Häufig ist der arktische Polarwirbel ein geschlossenes Rotations-System, in dem die arktische Kaltluft mehr oder weniger „gefangen“ ist => Abb.2 :

Abb.2 – Polarwirbel 21.10.2019: 500hPa(ca.5kmHöhe) + Bodendruck [6]

Eine solche (Abb.2) zirkum-polare geschlossene Rotation symmetrisch um den Pol ist in dieser „schönen“ Ausprägung jedoch eher die Ausnahme denn die Regel. Die seit vielen Jahrzehnten archivierten Höhen-Wetterkarten zeigen meist Ausbeulungen, in niedere Breiten hinein reichende Tröge, kleinere und größere Aufspaltungen in Teil-Wirbel.

Eine solche Situation – hin zu einem anderen „Extrem“ – zeigt die Höhenwetterkarte vom 9. Februar d.J. in Abb.3 :

Abb.3 – Polarwirbel 09.02.2021: 500hPa(ca.5kmHöhe) + Bodendruck  [6]

Die Abbildungen 2+3 zeigen also letztlich zwei gegensätzliche Extreme; dazwischen sind die unterschiedlichsten Varianten möglich. Die Meteorologen sagen: Die Atmosphäre hat unendlich viele Freiheitsgrade.

Nun schauen wir uns zu Abb.3 die Boden-Wetterkarte vom gleichen Tage in Abb.4 an :

(gleiches Datum wie Höhenkarte in Abb.3)

Die Karten in den Abbildungen 3+4 sind also beide vom 09.02.2021 um 12 Uhr GMT, und wir wollen ein wenig die atmosphärischen Wechselwirkungen in den unterschiedlichen Atmosphären-Schichten erörtern. Die Abb.3 zeigt, daß eines der drei polaren Teil-Tiefs über der Barents-See liegt. Auf der Rückseite im Westen strömt nun die eisige polare Kaltluft von Nord nach Süd über das Nordmeer zwischen Grönland und Skandinavien, erst in der Höhe und dann in immer tieferen Luftschichten bis zum Boden. Kalte Luft hat eine größere Dichte als Warmluft, ist also „schwer“, und bildet nun in den bodennahen Luftschichten nach und nach eine riesiges Hochdruckgebiet aus, das (=> Abb.4) von Grönland bis nach Zentral-Rußland reicht. In der Meteorologie spricht man von einer Hochdruck-Brücke. Mehr noch: Von einem „Thermischen Hoch“. Ein solches Hoch liegt wie ein „schwerer Klotz“, und es dauert länger („lange“), bis atlantische Wetterfronten das weg geräumt bekommen, meist dann nochmals und ggf. mehrfach mit Schneefall verbunden.

Die „verschiedenen“ Hochs :

Im Gegensatz zu einem solchen Thermischen Hoch steht der „meteorologische Normalfall“ – das „Dynamische Hoch“, als Folge von Konvergenzen/Konfluenzen im „Jetstream“ (ca. um 5 km Höhe). Mehr kann/soll an dieser Stelle dazu nicht ausgeführt werden.

Nun geht der Prozeß immer weiter: In den bodennahen Luftschichten bildet sich am Rande des Kälte-Hochs eine nordöstliche bis östliche Luftströmung, und es wird die sehr kalte Luft aus Skandinavien und Rußland nach Mitteleuropa geführt. Nach und nach wird so auch ganz Deutschland „überflutet“, so geschehen auch Mitte Februar d.J. bei uns.

Wenn dann von Westen mildere und feuchte atlantische Luft nach Mitteleuropa heran geführt wird (=> Abb.4!), so schiebt sich diese Luft wie auf einer sehr flach geneigten schiefen Ebene über die darunter liegende Kaltluft, es wird nach oben hin wärmer und feuchter, eine Temperatur-Inversion entsteht – die Extrem-Schneefälle sind programmiert. Das ist eine klassische Wintersituation bei uns! Kommt ab und zu mal vor, seit Jahrhunderten – glücklicherweise bei uns eben nicht allzu häufig. Mit irgend einem „mensch-gemachten Klimawandel“  hat das alles nicht das Geringste zu tun – wie wir als „Anschauungs-Unterricht“ aktuell gerade erleben. Da wirken die „Verzweiflungs-Tiraden“ der Klima-Alarmisten geradezu peinlich !

Vielfältige Varianten zu den Abbildungen  2+3 sind also möglich und in den Kartenarchiven zu finden! Alle derartigen Varianten gab und gibt es seit Jahrhunderten … Jahrtausenden, in allen historischen Zeit-Skalen. Schon aus diesem Grunde ist es nahezu lächerlich und wissenschaftlich eigentlich peinlich, daß die beiden PIK-Auguren (s.w.o.) nun plötzlich eine einzelne ausgesuchte Wetterlage dem „mensch-gemachten“ Klimawandel zu schreiben. Wenigstens einen Rest an Glaubwürdigkeit hätten diese Herren dann gehabt…behalten, wenn sie das alles vor einem Jahr oder früher so „vorhergesagt“ hätten.

Bei alledem:

Die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge in dem mathematisch-physikalisch chaotischen System namens Atmosphäre sind hoch kompliziert und für Zeiträume von mehr als einer Woche im Detail und im voraus unüberschaubar; darüber sind und werden ganze Bücher voll geschrieben, und so soll hier nur nochmals kurz Sebastian Lüning mit weiter reichenden Quellen-Angaben zitiert sein [2]:

„Für alle, die sich für die wissenschaftlichen Hintergründe der aktuellen Kälte in Deutschland interessieren: Wenn die Nordatlantische Oszillation negativ ist, wird es im deutschen Winter meist kalt. Das ist gängiges Wissen, z.B. beim Met Office oder Lüdecke et al. 2020. Und momentan ist die NAO – dreimal dürfen Sie raten – negativ. Und mit kurzen Unterbrechungen war sie es seit Anfang Januar 2021. Nachzuschlagen z.B. bei der NOAA …“

Schließlich :

Dieser Winter ist eine peinliche Entlarvung für zweierlei „Propheten“:

(1)  Noch im Herbst 2020 hatten die Winter-Wetter-Propheten Derartiges orakelt [7]:

„Und auch die Langfrist-Prognose zum Winter 2020/21 verspricht keine weißen Landschaften. Im Gegenteil: Die letzte Trend-Aktualisierung des amerikanischen Wetterdienstes NOAA dürfte Ski- und Rodelfans eher schockieren. Danach weicht der Dezember mit bis zu drei Grad nach oben deutlich vom langjährigen Temperaturmittel ab. Der klassische Wintermonat Januar könnte sogar komplett ins Wasser fallen: Hier gibt es im Langzeit-Trend jetzt sogar eine Abweichung von vier Grad für den Osten Deutschlands.“ 

Eine ausführliche Übersicht und meteorologische Bewertung zu derlei Unfug in Winterorakel – und keine Ende ?“ [8].

F a z i t :

Es gibt den Polarwirbel. Es gibt ihn seit Jahrhunderten und Jahrtausenden. Und in all diesen Zeiträumen hat er Veränderungen erfahren – in allen denkbaren Zeit-scales. Nun aus einer singulären Positionierung des Polarwirbels einen angeblich „mensch-gemachten“ Klimawandel abzuleiten – das ist schon abenteuerlich. DAS wirkt auf besonnene Naturwissenschaftler absurd. Es ist eigentlich nur noch peinlich, wenn Klima-Alarmisten daraus schließen : Es wird kälter, weil es wärmer wird !?

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Q u e l l e n :

[1a] 01.04.2000: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/winter-ade-nie-wieder-schnee-a-71456.html

[1]  https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/wetter-der-effekt-des-klimawandels-auf-die-kaltfront-a-8ecdb2cf-d399-45d9-8609-5fe8e2a82388  07.02.2021, Ein Gastbeitrag von Stefan Rahmstorf

[2]  Nachzitiert: https://kaltesonne.de/pik-special-es-wird-kaelter-weil-es-waermer-wird/08.02.2021

[3]   https://www.bild.de/ratgeber/wissenschaft/ratgeber/schnee-chaos-globale-erwaermung-schuld-ist-schuld-erklaert-wissenschaftler-75260762.bild.html  08.02.2021

[4]   https://www.achgut.com/artikel/its_the_polarwirbel_stupid  08.02.2021

[5]  https://de.wikipedia.org/wiki/Polarwirbel

https://www.wetterzentrale.de/de/reanalysis.php?map=2&model=avn&var=1&jaar=2019&maand=10&dag=21&uur=0000&h=0&tr=1440&nmaps=24#mapref

[7] LVZ 02.11.20, S.1

[8]  https://www.eike-klima-energie.eu/2020/11/11/winter-orakel-und-kein-ende/?sfw=pass161305817111.11.2020

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A n m e r k u n g  der EIKE Redaktion:

(2)  Der Autor dankt seinem Kollegen Dipl.-Met. Helmut Klimmek für die fachliche Durchsicht des Aufsatzes.

(3)  Hervorhebungen in den Zitaten v.d. EIKE-Redaktion

(4)  Der vorstehende Aufsatz übersichtlich als PDF:   Puls.Tx.kpl

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Bundestagsdebatte über abhanden kommende Wissenschafts­neutralität

Die Spatzen pfeifen es längst von den Dächern. Die Wissenschaftsneutralität, grundgesetzlich sogar als „Freiheit der Wissenschaft“ gesichert, kommt in diesem „besten aller Länder in dem wir gut und gerne  leben“ mehr und mehr unter die Räder. Und das nicht erst sei Corona.

Die „Klimaleugner“ wissen es schon lange. Alles was sich nicht dem Mainstream unterordnet, wird nicht nur verschwiegen, sondern sogar aktiv und mit allen Mitteln bekämpft. Wir erinnern uns an den Fall Jan Veizer, der schon 2003 von einer Gruppe von Wissenschaftlern um Stefan Rahmstorf öffentlich scharf und persönlich wegen seiner abweichenden Meinung angegriffen wurde und daraufhin die Ruhruniversität Bochum und seinen Lehrstuhl entnervt aufgab und nach Kanada ging. Und es ist beileibe kein Einzelfall, wie der Autor dieser Zeilen, durch den illegalen Versuch der Universität Leipzig seine Dissertation zur Bestimmung der globalen Mitteltemperatur, abzuschmettern im Jahre 2010 erfahren musste.

Seitdem ist es nur effektiver und dadurch nur schlimmer geworden, denn Klimawissenschaft, die sich nicht dem Mainstream unterordnet, findet in der deutschen Wissenschaftswelt einfach nicht mehr statt. Und die jüngsten Angriffe auf Nachbargebiete, wie sie Prof. Ulrich Kutschera von der Uni Kassel erleben musste, sind auch nur die Spitze des Eisbergs. Ist doch die Verleumdungs- Verdrängungs- und Unterdrückungsstrategie derjenigen, die sich Besitz der Wahrheit wähnen, schon lange nicht mehr nur auf die Klimawissenschaft beschränkt, sondern hat schon länger auf die Geisteswissenschaften übergegriffen, wovon der Historiker Prof. Baberowski von der Humboldt-Uni sicher ein Lied singen kann.

Und auch die Medizin und ihre naturwissenschaftlichen Schwestern, wie Virologie und Epidemiologie sind spätestens seit  Corona in hohem Maße davon betroffen. Deren gegen den Mainstream argumentierende Vertreter werden nicht nur nicht öffentlich gehört, Facebook und Youtube löschen ihre Kanäle, sondern auch sonst mit den gemeinsten Mitteln zur Strecke gebracht. Namen wie Dr. Wodarg und Prof. Bhagdi stehen dafür, aber auch Finanzwissenchaftler wie Prof. Homburg, werden offiziell zur Schnecke gemacht.

Und ganz aktuell traf es jetzt den Münchner Wirtschaftsethiker Prof. Christoph Lütge, der aus der  „Ethikkommission“, die sich die bayerische Landesregierung gerade erst auf den Leib geschneidert hatte,  auf „einstimmigen Beschluss“ des Ministerrates rausgeschmissen wurde, weil er zur bayerischen Variante des Lockdowns andere als genehme Ansichten hatte. Und dazu noch die Frechheit besaß diese öffentlich zu machen.

Oder der  Münsteraner Medizinprofessor Paul Cullen, Zitat aus dem ACHGUT Artikel ..“dazu Facharzt für Laboratoriumsmedizin und als Leiter des MVZ Labors für die Corona-Testungen in der gesamten Region Münster verantwortlich“. Ihm warf eine „Vereinigung namens Kritische Mediziner*innen in einem gemeinsamen Statement „unwissenschaftliche, antifeministische und antisemitische Äußerungen” vor. Die studentische „Regierung“ fordert eine Untersuchung des Falls und, sollte das öffentliche Auftreten von Prof. Cullen mit den Grundsätzen der Universität Münster in Konflikt stehen, die Aberkennung seiner Professur. …Der Vorgang befindet sich aktuell noch in der Prüfung“, zitiert das Regionalmagazin Wiedertäufer den Dekan der medizinischen Fakultät.“ Zitatende

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Umso fröhlicher feiern sogenannte Genderwissenschaften Erfolge. Mehr als 200 Lehrstühle für diese  Leute wurden bereits hierzulande eingerichtet, und geben gerne ihre abstrusen, rein weltanschaulichen Ideen, als Wissenschaft verbrämt, an schwache aber clevere  Gemüter weiter.

Das und noch viel mehr weiß eigentlich ein jeder, der mit offenen Augen durch die Welt geht. Nur manche wissen es nicht, und dazu gehören, wen wundert’s, weite Teile der deutschen Bundestagsabgeordneten.

Und auf diese Gemengelage, die jeder kennt, traf nun besonders dreister Fall der direkten Einflussnahme. Innenstaatsekretär Markus Kerber hatte die naheliegende Idee, einen besonderen Fall des Greta Thunberg Slogans „Unite behind science“ herbeizuführen und erbat von ausgewählten „Professores“ eine Vorlage, welche die Bundesregierung zur Rechtfertigung „präventiver und repressiver“ Maßnahmen verwenden könne. Und fügte noch hinzu, er erhoffe „maximale Kooperation“. Und die so Gefragten ließen sich nicht lange bitten und lieferten innerhalb von 4 Tagen  das Gewünschte. Das wiederum nutzte die Regierung um den ersten Lockdown zu verhängen.

Geliefert wie bestellt, „wissenschaftlich“ streng abgesichert natürlich und damit so gut wie unangreifbar. Unite behind Science!

Es ist das Verdienst der Anwaltskanzlei Nico Härting in Berlin, diese Ungeheuerlichkeit  aufgedeckt zu haben, in dem sie das RKI zwangen den mehr als 200 Seiten umfassenden E-Mail Verkehr zu veröffentlichen.

Die Welt am Sonntag nahm sich in ihrer Ausgabe vom 6.2.21 der Sache auf fast einer ganzen Seite an, und in Folge  auch noch online (hier). Doch dann passierte …. erstmal so gut wie nichts. Weder berichteten Nachrichtensendungen der ÖR Medien darüber – wohl aber unisono, ein paar Tage später über die Fakestudie, dass Querdenker und AfD Anhänger dank ihrer Anti-Corona-Demos zu Superspreadern mutiert seien, aber mit keinem Wort über diesen echten Skandal. Lediglich bei Maischberger durfte eine der Autorinnen, Frau Dowideit, ein wenig dazu sagen, und von den überregionalen Tageszeitungen nahmen nur FAZ und die FR den Faden lustlos auf. Ansonsten Funkstille und kein Rauschen im Blätterwald

Daher nahm die Schwefelpartei (Klonowski), bzw. deren Bundestagsfraktion den Ball auf und beantragte, und bekam sie bewilligt,  eine aktuelle Stunde zum Thema „Neutralität der Wissenschaft bewahren – Politischen Druck auf Forschungsinstitute verhindern“. Die Webseite des Bundestages berichtete anschließend kühl darüber (hier) :“ Die Debatte war von gegenseitigen Vorwürfen geprägt, der Ton unfreundlich, teilweise feindlich.“

Diese Darstellung hat durchaus Chancen als Untertreibung des Jahres in die Geschichte einzugehen. Denn während sich die AfD Beiträge (Dr. Gottfried Curio und Karsten Hilse) zunächst mit dem auslösenden Sachverhalt beschäftigten und dann ihre eigenen Schlussfolgerungen daraus zogen, nutzten die anderen 5 Parteien die Gelegenheit, um der AfD wieder mal ordentlich eins über den Scheitel zu ziehen, gestreng nach der ewigen Regieanweisung „ wirf´ dem anderen vor, was Du selbst ständig tust“  oder volkstümlicher „haltet den Dieb, schrie der Dieb!“. Was zwar am Thema und damit der Aufgabe völlig vorbeiging, aber für kurzweilige Unterhaltung der jeweiligen eigenen Kollegen sorgte.

Video der BT-Rede Karsten Hilse am 11.2.21 zum Thema Wissenschaftsneutraltität

Besonders hervor taten sich dabei, meiner eigenen unmaßgeblichen Meinung nach, die Abgeordneten, Dr. Petra Sitte (die Linke)

Video der BT-Rede von Dr. Petra Sitte am 11.2.21 zum Thema Wissenschaftsneutralität

Frau Astrid Mannes (CDU) -leider kein Video bei YT verfügbar

Zitat“..(dass) Professor Christoph Schmidt, Präsident des Leibniz- (C) Instituts für Wirtschaftsforschung, erklärt hat, dass keine Empfehlungen für besonders restriktive Coronamaßnahmen auf Bestellung geliefert wurden und dass die Wis- senschaftler der Politik durch ihren Rat in einer Situation gewaltiger Unsicherheit bei der Entscheidungsfindung geholfen haben. Das ist etwas anderes, als sich für poli- tische Zwecke einspannen zu lassen. Nichts deutet derzeit auf eine Abhängigkeit der Wissenschaftler von der Politik oder darauf hin, dass Wissenschaftler sich haben instrumentalisieren lassen. – Entweder man legt Beweise auf den Tisch, oder man unterlässt solche Behauptungen Zitatende.

und Kai Gehring (Grüne).

Video der BT-Rede von Kai Gehring (Grüne) am 11.2.21 zum Thema Wissenschaftsneutralität

Da ich aber nicht alle gehört habe, kann es noch weitere Lowlights geben. Siehe Gesamtvideo am Ende des Beitrages.

Wie das, was der Grüne Kai Gehring ablieferte, der sich besonders für die „Genderwissenschaft“ einsetzt:

Zitat:  Sie fordern (Anmerkung: die AfD) die Abschaffung ganzer Disziplinen, Fakultäten und Institute, weil Ihnen Klimaforschung, Rassismusforschung, Geschichts- und Genderforschung unbequem sind. Gucken Sie sich Ihre eigenen Haushaltsanträge an und Ihr Fehlverhalten gestern im Wissenschaftsausschuss! Schämen sollten Sie sich! „ Zitatende

Als ob das, wenn es denn stimmte,  irgendwas mit der verlorengehenden Neutralität der Wissenschaft zu tun hätte.

Nun mögen sich die Leser ein eigenes Urteil bilden.

Offizielles Video des Deutschen Bundestags aller Beiträge zu dieser Aktuellen Stunde




Energiepolitik: Wer Wahlen gewinnen will, sollte die steigenden Strompreise nicht ignorieren

Die energiehungrigen Unternehmen und Industrien, die Trump wieder ins Land zurück gebracht hat, werden wohl bald einpacken und auf der Suche nach billigerem Strom verschwinden.

In Australien wurde in dieser Hinsicht der Schaden größtenteils schon angerichtet.

Irrsinnige Subventionen für Wind und Sonne haben zuverlässige konventionelle Stromerzeuger in den Seilen gelassen, genauso wie es geplant war. Die Stromversorgung erfolgt nach dem Wetter und nicht nach den Anforderungen der Unternehmen. Große Anwender wie Aluminiumhütten müssen abschalten, wenn der Wind aufhört zu blasen und die Sonne untergeht. Und die Strompreise, unter denen sie leiden, haben sich in einem Jahrzehnt verdoppelt.

Was hier beschrieben ist, wäre für einen der politischen Führer Australiens vor nur 20 Jahren unvorstellbar gewesen. Aber Heute ist das anders.

Weder die fiktiv konservative liberale / nationale Koalition noch die von der Gewerkschaft dominierte linke Labor Party sind in der Lage, eine kohärente und vernünftige Energiepolitik zu entwickeln. Beide setzen sich dafür ein, Kohlendioxid aus allen Bereichen des täglichen Lebens zu entfernen. Und keiner von ihnen hat den Verstand oder die Kühnheit, dann die Kernenergie als den einzigen tragfähigen Ersatz für die Kohlekraftwerke zu bezeichnen. Die Führer beider Parteien behandeln das Thema mit einer Mischung aus politisch motivierter Angst (der Himmel verbietet ihnen, so etwas jemals offen zu unterstützen) oder die gezeigte offene Verachtung, um sicherzustellen, dass sie die grünen Stimmen erhalten, die ihre parlamentarischen Sitze bedroht.

Der Australian Labor Party (ALP), angeführt von dem zwielichtigen Bill Shorten, gelang es, die unverlierbaren Bundestagswahlen 2019 zu verlieren, dank seiner Bemühungen, die Subventionen für Wind und Sonne zu erhöhen und dem Proletariat eine massive „Kohlenstoffsteuer“ aufzuzwingen.

Mit einer weiteren Wahl am Horizont sind die Reihen der Labour-Partei in Unordnung, und einige wollen ihre übertriebene 100% Wind- und Solarpolitik über Bord werfen und sich von den Besessenen für erneuerbare Energien – vertreten durch Mark Butler, distanzieren. Wie Butler seine Energiepolitik betrieb, sahen viele diese Partei als nicht wählbar an und das aus gutem Grund.

Alan Moran wirft einen Blick auf die Rolle der Strompreise in der australischen Einzelhandelspolitik und was Menschen mit politischen Ambitionen passiert, die sie ignorieren.

 

Energiepreise: die neue Bruchlinie in der Politik
Spectator Australia, Alan Moran, 28. Januar 2021

Energie hat sich als klare neue Bruchlinie in der australischen Politik herausgestellt. Wir sehen heute, dass Anthony Albanese seinem Kumpel Mark Butler der Linken Fraktion aus dem Umweltportfolio entfernt, um nicht nur die Wählbarkeit von Labor, sondern auch seine Überlebenschancen zu verbessern. Das Thema ist jedoch nicht nur Sache der ALP.

Die Nationals (National Party of Australia, im Vergleich ~ FDP) –sagen, dass sie in den nächsten 15 Jahren 800.000 neue Arbeitsplätze in der Fertigung sehen wollen. Dies ist weniger ehrgeizig als es auf den ersten Blick aussieht, bedeutet es doch, dass mehr als ein Fünftel der neuen Arbeitsplätze in dem Sektor geschaffen werden sollen, in dem der Anteil der Arbeitsplätze in den letzten 30 Jahren von 15 auf 7 Prozent gesunken ist.

Die Idee ist, die Arbeitsplätze aus unserer an sich kostengünstigen [Kohle] Energie zu nutzen, die Australien die besten Aussichten auf Wohlstand und Wertschöpfung bietet. Es ist bedauerlich, dass die Nationals auch die Notwendigkeit sehen, dieses Ziel mit protektionistischer Politik und einem Ausbau der Bürokratie zur Förderung der Produktion in den Regionen zu untermauern.

Aber kostengünstiger Strom aus Kohle ist ein natürlicher Vorteil, den Australien hat und der zum Vorteil der Wirtschaft durch Produktion sowie mineralische und landwirtschaftliche Verarbeitung noch verstärkt werden könnte.

Diese Gelegenheit zu nutzen, würde eine bemerkenswerte politische Wende erfordern. Seit zwei Jahrzehnten beeinträchtigen Politiker unter dem Druck grüner und subventionssuchender Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit, die unsere Kohle der Nation bietet.

Es wird geschrieben, dass erneuerbare Energien billig und umweltfreundlich sind. Medien berichten der leichtgläubigen Wählerschaft, dass Sie sich keine Gedanken darüber sollen, dass noch nie ein Megawatt Wind und Sonne ohne Subvention gebaut wurde. Die Subvention beträgt derzeit 40 USD pro MWh und ähnelt dem aktuellen, von COVID betroffenen Preis, den nicht subventionierter zuverlässiger Strom erhält und kommt immer noch hinzu.

Diejenigen, die das Trugbild von kostengünstigem Ökostrom verfolgen, sind sich der dadurch verursachten Kosten nicht bewusst. Ein Symptom dafür sind negative Strompreise, gefolgt von hohen Preisen, da die Natur dazu führt, dass erneuerbarer Strom ein- und ausströmt. Diese Nicht-Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage untergräbt die Wirtschaftlichkeit von Kohle (und Gas), die immer noch zwei Drittel des Stroms liefern, und zwingt zur Schließung von Kraftwerken und einem anschließenden höheren Preisplateau. Vor fast 20 Jahren fast unbekannt, herrschten im vergangenen Jahr 4 Prozent der Zeit negative Preise vor – für Strom den eigentlich keiner brauchte.

Null- bzw. negative Preise in den australischen Bundesstaaten

Nichts davon wäre denkbar gewesen, ohne dass es durch die Regierungspolitik gefördert worden wäre. Während das Commonwealth [die australische „Bundesregierung“] den Subventionsball ins Rollen brachte, sind alle Landesregierungen auf einem ähnlichen Tripp und verdoppeln die Unterstützung, um den subventionierten Wind und die Sonne zu stützen. Diese Politik hat dazu geführt, dass erneuerbare Energien über 20 Prozent der Stromversorgung ausmachen.

Diejenigen, die das Versagen von Wind und Sonne, sich als wettbewerbsfähig zu erweisen, nicht erkennen, sind in eine technologische Traumwelt gerutscht.

Der Sprecher des West Australian Flügels der Liberalen Partei, Wentworth-Abgeordneter David Sharma, zeigte sich als völlig losgelöst von der Realität und sagte, Australien sollte versuchen, eine „Supermacht für erneuerbare Energien zu werden, um Dinge wie emissionsarmen Stahl, grünes Aluminium und Wasserstoff als Kraftstoff herzustellen“.

Aber viele Politiker – manchmal sogar der Premierminister – bezeichnen Teile dieser Erzählung als Lippenbekenntnisse. Kein Förderer erneuerbarer Energien, würde jedoch jemals die Folge seiner Chimären von kostengünstiger erneuerbarer Energien akzeptieren und sich daher bereit erklären, alle Subventionen einzustellen.

Darüber hinaus wird die Möglichkeit von Gas als „Übergangskraftstoff“ zum Nirwana der erneuerbaren Energien ausgeschlossen, da es fast genauso verunglimpft ist wie Kohle und, wie die jüngste Preisvolatilität gezeigt hat, nicht einmal in der Nähe der Kosten für Kohleenergie an der Ostküste Australiens liegt .

Welche Chance gibt es dann für eine Energiepolitik, die es Australiens kostengünstiger Kohle ermöglicht, die Wirtschaft anzutreiben?

Die Antwort fällt schlechter aus, als vor der Amtseinführung von Biden. Die USA unter Trump waren die entschlossenste Nation, die versuchte, die wirtschaftliche Zerstörung des Wohlstands einer Nation mit Energiesubventionen aufzuheben – und erhielten dadurch einen Bonus, da die daraus resultierenden niedrigen Energiepreise als Magnet für den Ausbau von Arbeitsplätzen in einheimischen Unternehmen fungierten.

Die Biden-Regierung verbündet sich jetzt mit der EU, um Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen zu entwickeln und durchzusetzen. Dies wird wahrscheinlich Kohlenstoffzölle beinhalten. Dieser globale Kontext wird es für Australien diplomatisch schwierig machen, die von den Nationals befürwortete Politik zu verfolgen.

Interne australische institutionelle Vereinbarungen sind auch für die meisten Medien und Schulen nicht vielversprechend, wenn es darum geht, „Klimaschutzmaßnahmen“ kakophonisch zu unterstützen. Als teilweises Ergebnis, kann sich jede größere Entwicklung als Anstoß für eine Gruppe von unterbeschäftigten Personen in NGOs erweisen, die durch die Finanzierung interessierter Parteien versorgt werden und gewünschte Demonstrationen durchführen. Darüber hinaus wurden viele Gerichte, insbesondere das Land- und Umweltgericht von NSW, von Justizangestellten dominiert, die tief vom grünen Brunnen getrunken haben und Vorschläge ablehnen, die ihrer Meinung nach die Treibhausgasemissionen erhöhen würden.

Darüber hinaus sind die unter UN-Kontrolle stehenden Finanzinstitute und viele andere, darunter die Bank of England, Geschäftsbanken und wichtige Anlageinstrumente wie BlackRock, motiviert oder eingeschüchtert, um – sich nicht [mehr] zu trauen, in fossile Brennstoffe zu investieren. Chinesische Institutionen gehören zu den wenigen, die sich dem Trend widersetzen – leider gerade zu der Zeit, als die chinesisch-australischen Beziehungen angespannt sind.

Trotzdem wird das Thema Energiepolitik / Klimawandel zunehmend zur Bruchlinie zwischen verschiedenen Strömungen der Politik. Barnaby Joyce und Matt Canavan standen an vorderster Front, und obwohl dies zweifellos ein Faktor in der internen Politik der Nationalen Partei ist, stellt es eine Basis dar, auf die sich die politische Mitte verständigen kann – und einen klaren Unterschied gegenüber Labor macht.

Spectator Australia

 

https://stopthesethings.com/2021/02/06/power-politics-want-to-win-elections-then-dont-ignore-spiralling-electricity-prices/

Übersetzt durch Andreas Demmig