Wiederher­stellung einer wissen­schaft­lichen Debatte zum Thema Klima

Im Jahre 2017 drängte Dr. Steve Koonin, ein Physiker, der als Obamas Unterstaatssekretär für Wissenschaft im US-Energieministerium tätig war, in seinem Artikel A ‚Red Team‘ Exercise Would Strengthen Climate Science (etwa: Eine Aktivität des ,roten Teams‘ würde die Klimawissenschaft stärken) darauf, Debatten des roten Teams mit dem blauen Team für die Klimawissenschaft einzuberufen. „Die nationale Sicherheitsgemeinschaft leistete mit der Methodik des ,Roten Teams‘ Pionierarbeit, um Annahmen und Analysen zu testen, Risiken zu identifizieren und Unsicherheiten zu verringern – oder zumindest zu verstehen. Das Verfahren gilt heute als bewährte Praxis in Situationen mit hoher Konsequenz“.

Leider wurde die öffentliche klimawissenschaftliche Debatte als „Leugner“ versus „Alarmisten“ oder „ehrliche heilige Wissenschaftler“ versus „korrupte Betrüger“ degradiert. Die Medien posaunen übertriebene Krisenbehauptungen hinaus, während einige Wissenschaftler ihre Hypothesen mit der Behauptung, die „Wissenschaft sei settled“, irreführend zur alleinigen Wahrheit erheben. Aber die Wissenschaft ist ein Prozess und niemals settled. Alle Seiten sind sich jedoch einig, dass Kohlendioxid ein Treibhausgas ist und dass die Konzentrationen zugenommen haben. Alle Seiten sind sich einig, dass sich das Klima verändert. Diese Wissenschaft ist in der Tat settled. Aber die komplexe Klimadynamik wird nicht allein vom CO2 angetrieben, und viele Fragen sind noch ungeklärt. Wissenschaftler debattieren immer noch, ob das Klima eine höhere oder geringere Empfindlichkeit gegenüber dem steigenden CO2 hat. Die Beantwortung dieser Frage hängt davon ab, ob die Wissenschaft konkurrierende Beiträge von natürlicher Variabilität und Landschaftsveränderungen betrachtet. Und da steigender CO2-Gehalt und Wärme der Photosynthese von Pflanzen zugute kommen, diskutieren die Wissenschaftler die positiven Beiträge des steigenden CO2-Gehaltes.

Klimamodelle konnten die jüngste Erwärmung nicht reproduzieren, wenn nur der natürliche Klimawandel berücksichtigt wurde. Aber die Modelle könnten die jüngste Erwärmung seit den 1970er Jahren nach Zugabe von CO2 simulieren. Das war der einzige Beweis, der die Annahme unterstützte, dass die Zunahme von CO2 eine beobachtete Erwärmung verursachte. Es gibt jedoch einen Fehler in dieser Argumentation. Modelle, die sich nur auf die natürliche Klimadynamik beschränkten, konnten die jüngsten Veränderungen nicht erklären, einfach weil unser Verständnis noch unvollständig ist. So wurde zum Beispiel die Pazifische Dekadische Oszillation, eine Haupttriebkraft des natürlichen Klimawandels, erst 1997 erkannt, aber es hat sich gezeigt, dass sie für 100 Jahre des Klimawandels an den Küsten des nordöstlichen Pazifiks verantwortlich ist.

Zahlreiche von Fachkollegen begutachtete Forschungsarbeiten zeigen, dass Veränderungen in Landschaften die Erwärmung dämpfen oder verstärken. Regionale Modellstudien ergaben, dass Landschaftsveränderungen extreme Temperaturen ähnlich einer Verdoppelung der CO2-Konzentration erzeugen könnten. Städtische Wärmeinseln und Entwaldung verstärken unbestreitbar Temperaturänderungen und verändern das regionale Klima. Solche Landschaftseffekte erklären am besten, warum 38% der US-Wetterstationen Abkühlungstendenzen aufweisen und warum die beste Wissenschaft bzgl. Baumringe vermuten lässt, dass die Temperaturen nicht über den warmen Spitzenwert der 1930er und 1940er Jahre hinausgegangen sind. Die irreführende Verharmlosung solch wichtiger Landschaftsveränderungen in Klimamodellen führte zum Rücktritt von Klimawissenschaftlern vom IPCC.

Profil des Stadtwärme-Effektes von den Lawrence Berkeley Labs

Da der Klimawissenschaftler Tom Wigley nicht in der Lage war, die Erwärmungsspitze der 1940er Jahre zu modellieren, schlug er seinen Kollegen per E-Mail vor: „Es wäre gut, zumindest einen Teil der Erwärmungsspitze der 1940er Jahre zu entfernen“. In der Folge wurde der „40er Jahre Warm Blip“ aus vielen Datensätzen entfernt, was zu weit verbreitetem Misstrauen führte. Öffentliche Debatten zwischen dem roten und dem blauen Team, in denen solche Datenanpassungen untersucht wurden, könnten die Gründe für diese Anpassungen klären.

Im Jahr 2016 war der Klimawissenschaftler Michael Mann Mitverfasser einer Studie mit dem Titel [übersetzt] „Wissenschaft und Öffentlichkeit: Debatte, Verleugnung und Skepsis“, in dem er richtig argumentiert: „Wissenschaft ist Debatte“ und „Öffentliche Debatte und Skepsis sind wesentlich für eine funktionierende Demokratie“. Schizophrenerweise wandte sich Mann jedoch gegen Debatten im roten Team und im blauen Team und bezeichnete sie als „Desinformationskampagne, die darauf abzielt, die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger zu verwirren“.

Das Misstrauen gegenüber Michael Mann und seinen Kollegen in der Denkschule der „hohen CO2-Sensitivität und des katastrophalen Klimawandels“ wuchs, als sie sich dafür einsetzten, Skeptiker als „Leugner“ oder „Abweichler“ zu verunglimpfen, die nicht in peer-reviewed Journalen veröffentlichen dürfen. Gleichzeitig arbeitete Mann aber auch daran, skeptische Veröffentlichungen zu unterdrücken. Zwei Harvard-Astrophysiker, Dr. Soon und Dr. Baliunas, publizierten eine von Fachkollegen begutachtete Arbeit, in der sie 240 wissenschaftliche Arbeiten zusammenfassten, und zeigten, dass die Temperaturen in jüngster Zeit denen der mittelalterlichen Wärmeperiode ähnlich seien. Da er seine Hypothesen durch solche Forschungen bedroht sah, wetterte Mann: „Der Peer-Review-Prozess bei Climate Research [der Zeitschrift] ist von einigen Skeptikern übernommen worden“.

Beim Versuch, skeptische wissenschaftliche Veröffentlichungen zu unterdrücken, schrieb er per E-Mail an seine Kollegen: „Ich denke, wir müssen aufhören, die Klimaforschung als legitime, von Fachkollegen begutachtete Wissenschaft zu betrachten. Vielleicht sollten wir unsere Kollegen in der Klimaforschungsgemeinschaft ermutigen, ihre Arbeiten nicht mehr bei diesen Zeitschriften einzureichen oder Beiträge darin zu zitieren“. Sie diskutierten dann, wie man alle Redakteure, die skeptischen Argumenten aufgeschlossen gegenüber stehen, drangsalieren könnte, um weitere skeptische Veröffentlichungen zu verhindern.

Es ist unbestreitbar, dass einige Klimawissenschaftler ehrliche, skeptische Wissenschaftler klammheimlich an den Rand gedrängt haben. Vertrauen Sie der Wissenschaft, aber nur, wenn sie mit ihren Hypothesen übereinstimmt. Sie haben argumentiert, man solle nicht mit Skeptikern debattieren, weil „eine Debatte den alternativen Ansichten tatsächlich Glaubwürdigkeit verleiht“. Aber der wissenschaftliche Prozess verlangt eine gründliche Prüfung alternativer Erklärungen. Es ist die rigorose Prüfung durch Kontrahenten, die Wissenschaft vertrauenswürdig macht, aber ein solch voreingenommenes Gatekeeping untergräbt das Vertrauen der Öffentlichkeit. Es bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung transparenter öffentlicher Debatten zwischen dem roten und dem blauen Team unser Vertrauen wiederherstellen und die öffentliche Politik genauer lenken kann.

Jim Steele is Director emeritus of San Francisco State’s Sierra Nevada Field Campus and authored Landscapes and Cycles: An Environmentalist’s Journey to Climate Skepticism

Veröffentlicht in Pacifica Tribune am 30. September 2020

Link: https://wattsupwiththat.com/2020/10/03/restoring-scientific-debate-on-climate/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Das deutsche „CO“-Syndrom – Solingen

Die wirtschaftliche Entwicklung des Ruhrgebiets

In der neuesten Ausgabe von „Romerike Berge“ – der Zeitschrift für das Bergische Land – erschien ein lesenswerter Beitrag von Dietrich Thier[1].

Er zeigt, wie die Industrialisierung des Ruhrgebietes begann. Dabei wird die große Bedeutung von Friedrich Harkort (1793 – 1880) und die Gründung von einer auf Dampfmaschinen beruhenden Industrie dargestellt.

In der Tat haben der Kohlebergbau und die Einführung der Dampfmaschine nach englischem Vorbild die wirtschaftliche Entwicklung im Westen Deutschlands entscheidend geprägt. Zahlreiche Unternehmen entstanden in den südlich angrenzenden Regionen (Sauerland, Bergisches Land und Siegerland). Wasserwege wurden ausgebaut, es entstanden neue Kanäle, die den Transport von Kohle nach Mitteldeutschland und an die Nordseeküste ermöglichten. Das bot auch gute Transportmöglichkeiten für schwedisches Erz, das die relativ geringen Erzvorkommen des Siegerlandes wirkungsvoll ergänzte.

Wachsende Stahlindustrie und weitere Industrien führten zu einem starken Bevölkerungsboom. Dem folgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dann auch eine Industrialisierung in den südlich gelegenen Mittelgebirgsregionen.

Dramatische Änderungen der Randbedingungen

Nach dem 2. Weltkrieg ergab sich dann eine dramatische Änderung der ökonomischen Rahmenbedingungen: Preisgünstigere Importkohle verdrängte die Ruhrkohle, die Stahlindustrie verlagerte ihre Standorte an die belgische und niederländische Küste, denn dort stehen Kohle und Erz zu niedrigeren Kosten zur Verfügung.

Das Ruhrgebiet erlebte eine dramatische Existenzkrise, die NRW-Regierung versuchte mit dem „Entwicklungsprogrammen RUHR“ aus dem Jahre 1968 gegenzusteuern[2]. Trotz gigantischer Investitionen dauerte es gleichwohl Jahrzehnte, bis sich das Land von diesen dramatischen Veränderungen einigermaßen erholt hatte und die Maßnahmen von Bund und NRW griffen. Die Folgen dieser Krise sind heute noch zu spüren. Der Markt sorgte in den vergangenen Jahrzehnten dafür, dass in NRW ein tragfähiger Mix an Energieträgern aus Erdgas, Erdöl und Kohleimporten entstand. Damit  erreichte man eine halbwegs krisenfreie wirtschaftliche Entwicklung.

Der Himmel über der Ruhr wurde wieder „blau“.

Vergessene Strukturkrise

Für Regionalökonomen war es ein außerordentlich wichtiges Arbeitsfeld. Für einen, der diese dramatische Entwicklung in den 60er-, 70er- und 80er-Jahre verfolgen konnte, ist es unbegreiflich, wie die derzeitige deutsche „Klimapolitik“ einfach so hingenommen und die eigentlich gar nicht so lange zurückliegende Zeit der Strukturkrise an der Ruhr schlicht vergessen wird.

Vor Jahrhunderten stand am heutigen Mühlenhof (heute Solinger Innenstadt) eine windbetriebene Getreidemühle. Diese Investition stellte sich jedoch als nicht erfolgreich heraus. Deshalb trat dann ein Antrieb durch Zugtiere an die Stelle.

Kohle spielte erst dann eine Rolle für die wirtschaftliche und energetische Entwicklung Solingens, als sie nicht mehr mit Pferdefuhrwerken über „Kohlenstraßen“ sondern durch die Eisenbahn transportiert wurde. Erst mit dem Bau der Eisenbahnlinie von Ohligs nach Remscheid – mit der berühmten Müngstener Brücke – und mit der sogenannten „Korkenziehertrasse“ über Wald und Gräfrath nach Wuppertal-Vohwinkel war eine leistungsfähige Versorgung der Stadt mit Kohle und Gas möglich. Das galt natürlich auch für die Lieferung bzw. den Abtransport von Roh- und Fertigprodukten.

Bis dahin aber herrschte Energiemangel in Solingen. Die Stadt musste sich – wie auch viele andere Städte südlich der Ruhr – gegen konkurrierende Standorte durchsetzen. Es gab hier keine nennenswerten Erzvorkommen. Die Solinger Hersteller von Messer- und Besteckwaren waren auf Importe von Vorprodukten, Rohstoffen und Energie angewiesen und die aus der Wupper mit Stauwerken gewonnene Energie reichte für das Schmiedehandwerk und die Herstellung von Klingen so eben aus.

Entwicklung des Iserlohner Wirtschaftsraumes

Im Vergleich zu Solingen – wegen der Nähe zu Köln und der Rheinschiene – nahm das märkische Iserlohn zusammen mit anderen Städten am Nordrand des rheinischen Schiefergebirges eine Entwicklung unter ganz anderen Bedingungen. Bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts erlangten  hier der Eisenerz- und Galmeibergbau[3] prägende Bedeutung. Als Energiequellen standen dort in geringem Umfang Kohle und in bedeutenderem Umfang Holz aus dem gemeindlich bewirtschafteten Stadtwald zur Verfügung. Der märkische „Ose-mund“ („Ose“ steht für Stab und „Mund“ oder „Mud“ steht für Erz) war ein begehrtes Produkt im Mittelalter. Dickere Eisenstangen wurden in Drahtziehereien zu dünneren Drähten verarbeitet. Das geschah in zahlreichen Betrieben der sog. Gilde der >Panzerer<[4].

 

Die weitere Entwicklung des Iserlohner Wirtschaftsraumes ist von der vorab bereits angeführten Industriedynamik des Ruhrgebietes bestimmt[5]. Die Umstellung auf  „Import“ von Rohprodukten bereitete der Iserlohner Wirtschaft Schwierigkeiten. Zwar gab es im preußischen Potsdam schon frühzeitig Überlegungen, Iserlohn an die Lennetal-Eisenbahnlinie vom Ruhrgebiet ins Siegerland anzubinden, das traf aber auf Widerstand[6]. Später nach Fertigstellung der Bahnlinie von Letmathe bis Iserlohn[7] und dem Bahnanschluss an Dortmund – half man sich mit einer anderen Form von „Straßenbahn“[8]. Die Güterwagen der Reichs- und später Bundesbahn wurden auf Fahrgestelle der Kreisbahn mit schmalerer Spurbreite „aufgespurt“ und dann zu den verschiedenen Kunden (Industriebetriebe, Schlachthof, Gaswerke etc.) transportiert. Dieses Verfahren wurde noch bis in die späten 1950er Jahre praktiziert.

Solinger Stadtwerke opfern die Hälfte ihres Energieangebotes der „Energiewende“

An beiden betrachteten Standorten wurde dann der Transport von Gütern auf normalen Straßen von Kraftfahrzeugen übernommen. In Solingen stellte man die sog. „Korkenziehertrasse“ ein und wandelte sie in einen Wander- und Radweg um. Solinger Güterbahnhöfe gab man auf und der alte zentrale „Personen“-Bahnhof wurde an eine andere Stelle verlegt. Er stellt sich nun nur  noch als schlichter Haltepunkt für Dieseltriebwagen dar.

Die Solinger Stadtwerke propagieren die „Energiewende“ und setzen sich über >facebook< für den Ausbau der „Wind- und Solarenergie“ ein.

https://www.stadtwerke-solingen.de/ueber-uns/events/elektromobilitaetstag

Das ist nicht unproblematisch. Eine Stadt, die eine – wie oben bereits gezeigt wurde – kritische Energievergangenheit überlebt hat, übernimmt ohne sorgfältige Prüfung die Politik der deutschen „Klima- und Energiewende“, die auf Kohle und Kernenergie verzichten will.

Dazu hilft ein Blick auf die deutsche Energielage am 18. August 2020. An diesem Tage werden um 12 Uhr bundesweit insgesamt 69,03 GW  Strom angeboten. Davon stammen 24,76 GW – also knapp 25 % aus Stein-und Braunkohlekraftwerken sowie aus Kernenergie.

Am gleichen Tage (18. August 2020) um 1.0 Uhr betrug das Stromangebot insgesamt 43,87 GW. Kohle- und Kernenergie lieferten  nahezu unverändert 24,93 GW.

Der „Energiewende“ (ohne Kohle- und Kernenergie) sol-len – folgt man den Solinger Stadtwerken – 56,8% des derzeitigen Energieangebotes geopfert werden. Die o.a. Angaben[9] enthalten keine Daten über den Energieverbrauch im Verkehrssektor. Es fehlen also die Energiemengen, die an Kfz-Tankstellen in Form von Benzin, Super, Diesel und Gas an „traditionelle“ Kfz-Nutzer ausgegeben werden.

Beim Kraftfahrt-Bundesamt wurden in 2018 insgesamt 46.4 Mio Kraftfahrzeuge registriert. Davon hatten 30,4 Mio einen Benzin- und 15,2 Mio einen Diesel-Antrieb. Nur 53.861 Kfz. wurden elektrisch und 236.710 hybrid angetrieben.[10]

Folgen der Energiewende für Solingen

Wird also die „Energiewende“ nach den derzeit geltenden politischen Plänen durchgeführt, wird in Nachtzeiten, die nach den Vorstellungen der „Energiewender“ zum Aufladen der Kfz-Batterien genutzt werden könnten, also deutlich weniger Stromenergie  zur Verfügung stehen, da die Sonne zu dieser Zeit nicht scheint.

Sollte die deutsche Energiepolitik („Weg von Kohle und Kernenergie“) Realität werden, werden die nächtlichen Lade-Möglichkeiten für E-Kfz und die Nachfrage nach „Ladestrom“ begrenzt. Somit verlagert sich diese Nachfrage in die Tageszeiten und damit gleichzeitig aus den Vororten und Wohngebieten in die Zentrumslagen der Städte mit stadtfunktionell wichtigen Beschäftigungs- und Einkaufsmöglichkeiten.

Profitable Lademöglichkeiten für E-Motoren könnten sich dann in den Stadtzentren konzentrieren. Das verändert die Angebotsseite städtischer Grundstücksmärkte dramatisch. Um die neuen Vorstellungen von Mobilität der Einwohner zu gewährleisten, müssen an Wohn-, Beschäftigungs- und Einkaufsstandorten in Städten ausreichende E-Ladekapazitäten zur Verfügung stehen.

Zuverlässige Aussagen darüber, wo genau die E-Mobil-Nutzer die Möglichkeiten zur Aufladung ihrer Fahrzeuge suchen werden, kann es nicht derzeit geben. Aussagen darüber, was die Umgestaltung der E-Netze die Bürger kosten wird, lassen sich derzeit ebenfalls nicht machen. An einigen Stellen in Solingen wurden bereits Ladesäulen aufgestellt (so auf dem Gelände der Stadtsparkasse in Central und auf einem Parkplatz in Wald), Hinweise darauf, in welchem Umfang die genutzt werden, fehlen.

Traditionelle Anbieter von Treibstoffen (Tankstellen) kalkulieren ihren – lagebedingt – kostspieligen Flächenbedarf aufgrund der Zeit, die für das Betanken von Fahrzeugen an ihren Tanksäulen benötigt wird. Je kürzer die Tankzeiten sind, umso mehr Kunden werden in gegebener Zeit ihre Treibstoffnachfrage befriedigen und damit für Umsatz sorgen. So gibt es gute Gründe dafür, dass die Betreiber von Tankstellen nicht nur verschiedene Einzelhandelswaren (Süßigkeiten, Getränke etc.) anbieten, sondern auch verschiedene andere Dienstleistungen (Wagenwäsche, Ölwechsel und andere einfache Reparaturen etc) anbieten. Anbieter von traditionellen Tankstellen werden also aus wirtschaftlichen Gründen keine Fläche für zeitaufwendige E-Betankung anbieten.

Welche Technologie steht zur Verfügung?

Einen breiten, aber auch beunruhigenden Einblick in die derzeit auf dem Markt befindlichen Technologien zur  Beladung von Kraftfahrzeugen mit Elektrizität bietet: https://de.wikipedia.org/wiki/Ladestation_(Elektrofahrzeug)

Je nach derzeit verfügbarer Technologie entstehen nicht nur erhebliche Probleme mit dem Flächenbedarf in Innenstädten sondern auch in Gebieten mit verdichteter Wohnbebauung (Beispiele: Kinderhaus und Berg Fidel in Münster, Hasseldelle in Solingen, ausgedehnte Plattenbaugebiete in vielen anderen Städten in West- und Ostdeutschland).

Die Solinger Innenstadt wurde gegen Ende des Krieges durch Bomben zerstört. In den 80er-Jahren gab es eine Keller-Ladenpassage unter der zentralen Haltestelle des mit Strom betriebenen O-Bus-Systems am Neumarkt. Fußgänger erreichten die  Geschäftsflächen über schräge Rampen. Diese „Einkaufspassage“ wurde später aufgegeben und es entstanden Tiefgaragen (Mühlenhof, Hofgarten u.a.). Dazu gibt es noch einen oberirdischen, gebührenpflichtigen Parkplatz zwischen Neumarkt und Kölner Straße. Der wird jedoch dem Neubau der Stadtsparkasse weichen.

In letzter Zeit gab es verschiedene Berichte über E-Mobile, die in Brand gerieten.[11] Die Deutsche Post AG gab den Einsatz von E-Gepäcktransportern auf. Sollte es sich erweisen, dass E-Mobile die vorhandenen Tiefgaragen aus Sicherheitsgründen nicht nutzen dürfen, wird die Erreichbarkeit der Innenstadt für Käufer und Besucher extrem reduziert. Das wird auch gelten, wenn E-Mobilisten die Tiefgaragen zwar benutzen dürfen, wohl aber unter allen Umständen meiden, weil die Bilder von explodierenden E-Autos Wirkung zeigen. Nutzer herkömmlicher Fahrzeuge werden Tiefgaragen dann wohl ebenfalls meiden.

In Solingen werden demzufolge die Parkhäuser vor allem am Mühlenhof und Hofcenter leer stehen. Das wird die bereits bestehenden Leerstände im Innenstadt-Einzelhandel klar verstärken. Die Funktion der Solinger Innenstadt würde also in Frage gestellt. Bisher gab es eigenartigerweise noch keine Kritik aus Händlerkreisen an der E-Mobilitätskampagne der Stadtwerke.

Nicht nur im Innenstadtbereich wird es erhebliche Flächenkonflikte mit normalen PKW-Nutzern geben, die ihre Fahrzeuge bisher am Straßenrand kostenfrei parken können und nun mit der steigenden Nachfrage nach E-Ladeplätzen konfrontiert werden.  Eigentümer von Privatparkplätzen werden je nach Ladetechnologie mit erheblichem Investitionsaufwand rechnen müssen.

Urbane Grundstrukturen werden zerstört

Insgesamt wird also mit einem beachtlichen Um- und Ausbau des städtischen Stromnetzes zu rechnen sein. Die Träume der Solinger Stadtwerke werden die Bürger sehr teuer bezahlen.

Hier tut sich ein neues Feld auf: Städte konkurrieren um zufriedene Einwohner und gute Möglichkeiten für Einkauf und Beschäftigung.

Was passiert, wenn urbane Grundfunktionen gestört werden, war sehr deutlich an ostdeutschen Städten zu sehen. Der systembedingten Zerstörung ostdeutscher Städte[12] folgten nach 1989 zunächst zahlreiche gigantisch große Kaufparks auf der grünen Wiese zwischen oder nahe an traditionellen Städten („Saale-Park“ zwischen Halle und Leipzig, das „Röhrsdorf-Center“ bei Chemnitz, das  „Pleissen-Center“ bei Zwickau und viele andere).

Die Bemühungen (sog. „Zwickau-Arcaden“ und Tiefgarage am innerstädtischen Kornmarkt) um die Wiederbelebung der Zwickauer Innenstadt habe ich in meiner Zwickauer Zeit in der Zusammenarbeit mit der „AG Stadtmarketing Zwickau“ erlebt. Dort wurde nicht nur das „Globus-Center“ nahe an der Stadtgrenze sondern auch der Endpunkt der „Vogtlandbahn“ in unmittelbarer Nähe des Zwickauer Rathauses zu einem ernsthaften Urbanitätsproblem. Eine wichtige radiale  Verkehrsachse ins Zentrum wurde unter Bahnrecht gestellt und damit stadtfunktionell entwertet.

Nach all diesen Erfahrungen bleiben mir als Regionalökonom erhebliche Zweifel, ob die „E-Mobilisierung“ ein Segen für die Städte sein kann.

Allein zwischen Ladesäulenanbietern und traditionellen Tankstellen wird ein mörderischer Wettbewerb entstehen. Die Auswirkungen auf den urbanen Grundstücksmarkt sind unkalkulierbar. Verheerende Auswirkungen wird diese Politik auch auf die Mobilität der Bevölkerung haben. Andere Städte werden dem Beispiel wohl nicht folgen, in Solingen könnte es also zu massiven Bevölkerungsverlusten kommen.

Zuverlässige Aussagen darüber, was die Umgestaltung der E-Netze den Bürger insgesamt kosten wird, lassen sich derzeit nicht machen.

Hans-Lothar Fischer promovierte 1968 bei Hans K. Schneider am Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen der Universität Münster über das wirtschaftliche Wachstum von Städten, arbeitete von 1969 bis 1974 als Dezernent bei der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung in Wiesbaden. Von 1974 bis zu seiner Emeritierung in 2003 lehrte er als Professur für Regionalökonomik und allgemeine VWL an der FH für öffentliche Verwaltung NW (Münster und Düsseldorf), an der FHöV Brandenburg (Bernau) und an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Fakultät Wirtschaftswissenschaften.

 

[1] Dietrich Thier, Bergisches Kapital für das Ruhrgebiet – Die Kontakte und das Kapital einer frühen Maschinenbauanstalt des Ruhrgebietes kamen aus dem Tal der Wupper, Romerike Berge, Heft 2/2020, S. 2 – 21

[2] Hans Karl Schneider, Herbert Biermann, Hans-Lothar Fischer, Die Einkommens- und Beschäftigungswirkungen der Teilmaßnahmen des Entwicklungsprogramms Ruhr, Gutachten im Auftrag der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Münster 1968, unveröffentlicht. Die Werte unserer Beschäftigtenprognose lagen um Größenordnungen unter den von der Landesregierung erhofften (und verkündeten) Werten.

[3] Wilhelm Schulte, Iserlohn – Geschichte einer Stadt, 1937, S. 82. Für das Jahr 1688 sind in einem Bericht des Rechenmeisters Jakob am Ende insgesamt 17 Eisenbergwerke aufgezeichnet. Der gleiche Bericht nennt 11 Eisenhütten.

[4] „Die Bedingungen für die Aufnahme in die Panzergilde sind in den Ordnungen von 1570 und 1675 im wesentlichen die gleichen“, Wilhelm Schulte, aaO, S. 122

[5] Theo Horstmann (Hrsg.), Elektrifizierung in Westfalen, Fotodokumente aus dem Archiv der VEW, Essen 2000

[6] Hans-Werner Hildenbrand, Die Iserlohner Industrie – vom Panzerhemd zur Ankerkette, Zeitungsverlag Iserlohn 1983, S. 68 – 69

[7] Beim Bau dieser Strecke wurde übrigens die „Dechenhöhle“ – eine Tropfsteinhöhle entdeckt.

[8] Rolf Löttgers, Wolfgang Reimann, Kleinbahn Westig-Ihmert-Altena und Iserlohner Kreisbahn, Die Geschichte der Iserlohner Kreisbahn, Band 2: Der Güterverkehr, DGEG Medien 2015. Wie das  konkret aussah, zeigt ein Foto in: https://ruhrkultour.de/das-deutsche-co-syndrom-solingen/?fbclid=IwAR12rHXR2udwqSi6xPwXAjjT2gaL41Md7We7RwYtSEjnFkUGWq_mZbOhKVU

[9] https://www.energy-charts.de/power_de.htm

[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftfahrzeug#Deutschland_2

[11] In einem dieser TV-Berichte wurde die Aussage getroffen, dass E-Mobile nicht häufiger in Brand gerieten  als  normal angetriebene Kraftfahrzeuge. Diese Aussage kann man nicht unkommentiert lassen. Die Anzahl der konventionell angetriebenen Kraftfahrzeuge über steigt die der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge derzeit noch um ein Vielfaches.

https://www.youtube.com/watch?v=W4J5bWv2-QY

Also ist die Explosions- und Brandwahrscheinlichkeit bei E-Mobilen im Vergleich zu der bei traditionell betriebenen Kraftfahrzeugen um Zehnerpotenzen höher. Das ist also – wie so oft in Politik und öffentlicher Verwaltung – ein überaus schludriger Umgang mit Methoden der Statistik

[12] Eine Produktion des DDR-Fernsehens im Oktober 1989 trug den Titel „Ist Leipzig noch zu retten“.




WDR-Umfrage – Wollen Deutsche Automobilindustrie opfern?

von Michael Klein, Sciencefiles

Das hier muss man erst einmal verarbeiten:

Die Umfrage ist eine Umfrage auf Twitter.
Twitter ist das El Dorado der selbstgerechten und unverantwortlichen Linken in Deutschland (und nicht nur hier).

Das alles in Rechnung gestellt, ist die Tatsache, dass 1881 der 2.169, die hier abgestimmt haben, eine fiktive Idee, von der ihnen erzählt wurde, dass sie einen Einfluss auf ihre Lebensqualität (irgendwann einmal) habe, einem tatsächlichen Nutzen, der in Arbeitsplätzen, Umsatz, Steuereinnahmen, Wirtschaftsleistung besteht, vorziehen, ein Maß der ideologischen Verblödung, das man erklären muss (wer es kann, nur zu).

Dr. Malte Kaufmann, der für die AfD im November Oberbürgermeister in Stuttgart werden will, hat das Ergebnis oben wohl ähnlich erschreckt wie uns, weshalb er eine eigene Umfrage auf Twitter gestartet hat. Hier das Ergebnis:

Mehr Befragte, mehr oder minder dasselbe Ergebnis: 3.560 Teilnehmer der Umfrage von Kaufmann sind der Ansicht, man könne die Automobilindustrie und ihren konkreten Nutzen, dem eingebildeten Nutzen, der vielleicht von Klimaschutz ausgeht, opfern. Erschreckend.

Um die deutsche Autoindustrie, um die es hier geht, einzuordnen:

Stand Juli 2020:
Destatis Genesis-Online
WZ08-29 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen

  • 971 Unternehmen,
  • 804.088 Beschäftigt,

Stand 2019:

  • Jahresumsatz: 436.155.636.000 Euro;
  • Jahreslohnzahlungen: 57.472.835.000 Euro;
  • Exportumsatz: 283.730.570.000 Euro;
  • Anteil an der Bruttowertschöpfung rund 5%;

1.881 Teilnehmer an der Umfrage von WDR-Investigativ und 3.560 Teilnehmer an der Umfrage von Kaufmann sind bereit, diesen konkreten Nutzen zu opfern, um einen fiktiven Nutzen, von dem niemand weiß, ob er überhaupt eintritt, vielleicht zu erreichen. Das ist schon fortgeschrittener Wahnsinn hervorgebracht durch systematische Indoktrination. Man kann davon ausgehen, dass die meisten der Teilnehmer die Daten oben nicht kennen, der Ansicht sind, Strom komme aus der Steckdose, bislang wenig bis gar keinen Steuerbeitrag zum Gemeinwesen geleistet haben und auf eine Lebenserfahrung zurückschauen, die so kümmerlich ist, dass man weinen möchte. Viele von diesen Personen haben ein Wahlrecht. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, das Wahlrecht nicht zu verramschen und jedem, der in der Lage ist, seinen Namen zu schreiben, zuzusprechen, sondern es im Gegenteil zum seltenen Gut zu machen, das man sich als Nettosteuerzahler ab dem Alter von 25 Jahren verdient hat. Wenn diejenigen, die wählen auch diejenigen sind, die die Schoße bezahlen, dann wird daraus mit ziemlicher Sicherheit nicht nur ein pfleglicherer Umgang mit Steuergeldern resultieren, sondern auch eine realistische Politik, die am Nutzen der jetzt Lebenden ausgerichtet ist, nicht am phantasierten Nutzen einer zukünftigen Generation.



ScienceFiles: Bei uns finden Sie die Informationen, die Sie in MS-Medien umsonst suchen.
Unterstützen Sie uns bitte, damit wir Sie auch morgen noch informieren können.

Vielen Dank!




Behörden in Pennsylvanien weisen Aktionen des Gouverneurs bzgl. Klimawandel zurück

Der Senat des Bundesstaates verabschiedete am Mittwoch ein Gesetz, das es Gouverneur Tom Wolf (Demokraten) verbietet, sich der regionalen Treibhausgas-Initiative anzuschließen und Kohlenstoffsteuern ohne die Zustimmung der Generalversammlung von Pennsylvania einzuführen.

Ein Senatsausschuss des Staates stimmte letzte Woche dafür, zwei Gesetzesvorlagen in das Plenum zu bringen, die die Autorität der Generalversammlung über die Steuerpolitik bekräftigen und gleichzeitig bekräftigen, dass Wolfs Umweltschutzministerium nicht einseitig handeln kann, „um Kohlendioxidemissionen zu verringern, zu kontrollieren oder zu begrenzen, indem es eine Einnahmen erzeugende Steuer oder Gebühr auf Kohlendioxidemissionen erhebt“.

Der Senat verabschiedete die Version des Gesetzes am Mittwoch mit 33-17 Stimmen, eine Stimme zu wenig für eine vetosichere Mehrheit.

„Ich glaube nicht, dass der Gouverneur die rechtliche Befugnis hat, so zu verfahren, wie er ist“, sagte Senator Joe Pittman, ein den 41. Distrikt vertretender Republikaner, der sich über die Bezirke Armstrong, Butler, Indiana und Westmoreland erstreckt.

„Letztendlich sind wir kein Anhängsel des Gouverneursamtes, sondern ein gleichberechtigter Zweig der Regierung“, sagte Pittman in einem Telefoninterview mit The Daily Signal, „und wenn Sie dem Volk eine jährliche Stromsteuer von 300 Millionen Dollar auferlegen wollen, dann müssen die gewählten Volksvertreter in diesem Prozess eine Stimme haben!“

Die Zahl von 300 Millionen Dollar, die in einem Dokument der Umweltschutzbehörde des Bundesstaates genannt worden war, stammt aus Schätzungen der Kosten für die Teilnahme Pennsylvanias an der Initiative im Jahr 2022.

Das Haus verabschiedete den HB 2025, den sieben von Wolfs Mit-Demokraten mitgetragen haben, im Juli mit 130-71 Stimmen.

Der Senatsausschuss für Umweltressourcen und Energie stimmt für diesen Gesetzentwurf [des Widerstands gegen Gouverneur Wolf], und der begleitende Gesetzentwurf SB 950 erhielt ebenfalls parteiübergreifend Unterstützung. Senator Andy Dinniman von Pennsylvanien, ein Demokrat aus Chester County, der den 19. Distrikt vertritt, schloss sich mit 8-3 Stimmen den Republikanern an, um die beiden den Gouverneur herausfordernden Gesetzesvorlagen voranzutreiben.

Nachdem der Senat den Gesetzentwurf im Repräsentantenhaus eingebracht hatte, sagte ein Mitarbeiter des Senatsausschusses gegenüber The Daily Signal, Wolf werde 10 Tage Zeit haben, um zu entscheiden, ob er unterschreibt oder sein Veto einlegt.

„Die Senatsvorlage 950 muss noch vom Bewilligungsausschuss des Senats geprüft werden“, sagte der Mitarbeiter. „Diese Gesetzesvorlage könnte bereits in der Woche vom 21. September vom gesamten Senat geprüft werden“.

Druck aufrecht erhalten“

Pittman, Hauptsponsor von SB 950 und stellvertretender Vorsitzender des Umwelt- und Energieausschusses, sagte, er sei ermutigt durch die Unterstützung, welche die Version seines Gesetzentwurfs im Repräsentantenhaus gefunden habe, und er sehe eine „ähnliche Dynamik“ im Senat am Werk:

Bei der Abstimmung im Repräsentantenhaus gab es einen sehr großen Anteil des demokratischen Ausschusses des Repräsentantenhauses, der die Besorgnis der arbeitenden Frauen und Männer und vieler Industriearbeiter über die möglichen Auswirkungen einer Kohlenstoffsteuer auf ihren Lebensunterhalt voll anerkennt. Ich hoffe, dass es im Senat zu einem ähnlichen Ergebnis kommen wird. Wir müssen dies weiter vorantreiben, damit wir den Gouverneur zu echten Gesprächen darüber bewegen können, wie die Gemeinden betroffen und schwerwiegend beeinträchtigt werden, wenn sie dieser Vereinbarung beitreten.

Die Regionale Treibhausgas-Initiative RGGI ist ein Zusammenschluss von Neuengland-Staaten und mittelatlantischen Staaten, zu denen derzeit Connecticut, Delaware, Maine, Maryland, Massachusetts, New Hampshire, New York, Rhode Island, Vermont und New Jersey gehören. Der Beitritt Virginias ist für 2021 geplant.

Wolf erließ im Oktober 2019 eine Verfügung, mit der das Umweltministerium des Bundesstaates angewiesen wurde, mit der Formulierung von Vorschriften zu beginnen, die es Pennsylvania ermöglichen würden, dem Klimaschutzabkommen beizutreten.

Ursprünglich hatte der Gouverneur eine Frist bis zum 31. Juli gesetzt, bis zu der die Abteilung dem Environmental Quality Board des Bundesstaates einen Regulierungsplan vorlegen musste, aber er verlängerte diese Frist bis zum 15. September.

Wenn der Senat des Bundesstaates dem Haus bei der Verabschiedung von Gesetzen folgt, die es der Wolf-Regierung verbieten, Anti-Emissionsvorschriften ohne die Zustimmung der Generalversammlung umzusetzen, könnte es zu einem konstitutionellen Showdown kommen.

Wolf sollte den Rat seiner eigenen beratenden Ausschüsse beherzigen, die davon abrieten, das Pennsylvania dem Klimaabkommen beitritt, sagte Senator Gene Yaw, ein Republikaner, der den 23. Bezirk vertritt (zu dem die Bezirke Bradford, Lycoming, Sullivan, Susquehanna und Union gehören), in einem Interview.

Drei Gremien, die die Umweltagentur beraten, haben gegen Wolfs Vorschlag, RGGI beizutreten, gestimmt: das Small Business Compliance Advisory Committee, der Citizens Advisory Council und das Air Quality Technical Advisory Committee. Zu den Gremien gehören einige Mitglieder, die vom Gouverneur und anderen ernannt werden.

„Wozu gibt es beratende Ausschüsse, wenn man ihnen keine Aufmerksamkeit schenken will?“ sagte Yaw. „Sie hatten drei Treffer und sollten eigentlich angehört werden*, aber der Gouverneur macht weiter, obwohl er keine Unterstützung von seinen eigenen Leuten im Ausschuss bekommen kann. Diese wurden aufgrund ihres Fachwissens in bestimmten Bereichen ausgewählt und weil sie einer vernünftigen, rationalen Herangehensweise an bestimmte Fragen folgen würden, und dem haben sie auch Rechnung getragen.

[*Original: „ They’ve had three strikes and they should be out“. Ein Vergleich mit den Regeln im Baseball, die zu erläutern hier zu weit führen würde. Anm. d. Übers.]

Wir sollten zu Rate gezogen werden!“

Als Vorsitzender des Senatsausschusses für Umweltressourcen und Energie hielt Yaw zwei Anhörungen ab, bei denen die potentielle Auswirkung von RGGI auf Pennsylvania untersucht wurde, wobei Vertreter der Industrie, Umweltgruppen und Beamte der Verwaltung von Gouverneur Wolf angehört worden sind.

Yaw sagte gegenüber The Daily Signal, dass seine Besorgnis über die von Wolf vorgeschlagenen Regelungen „noch über die Fragen hinausgehen“, die er und andere Gesetzgeber ob des Umstandes aufgeworfen hatten, dass der Gouverneur seine Befugnisse zu überschreiten scheint.

Aus politischer Sicht, so Yaw, sei er nicht davon überzeugt, dass RGGI greifbare Vorteile für die Umwelt bringen würde, aber er erwarte, dass die daraus resultierenden Vorschriften die Energiekosten erhöhen würden:

Ich denke, was der Gouverneur tut, ist eine sehr engstirnige, kurzsichtige Sichtweise der Umweltbelange, die es da draußen gibt. Ich habe die unmittelbare Sorge, was das mit den Strompreisen in Pennsylvania machen wird, und diese Strompreise werden sich auf die Gesundheit, das Wohlergehen, die Arbeitsplätze und alles andere auswirken. Dies sind politische Entscheidungen, die über eine einzelne Person hinausgehen, und ich denke, dass die Legislative hieran beteiligt werden muss und dass wir konsultiert werden sollten“.

Der Schlüssel zu RGGI ist ein Budgethandelsprogramm für Kohlendioxid, das sowohl die CO2-Emissionen von Elektrizitätskraftwerken begrenzt als auch „Zertifikate“ für die Emissionen ausgibt.

Mit anderen Worten: RGGI ermächtigt Regierungsbeamte zur Durchführung von „Cap and Trade“-Maßnahmen, bei denen die Regulierungsbehörden eine Obergrenze oder „Deckelung“ für die Kohlendioxidmenge in Kraftwerken festlegen. Die Regulierer stellen auch „Zertifikate“ innerhalb zwischenstaatlicher Auktionen aus, die zwischen Unternehmen, die der Kohlendioxid-Obergrenze unterliegen, hin und her gehandelt werden können, so dass einige eine Obergrenze überschreiten dürfen, solange andere darunter bleiben.

Wolf hat argumentiert, dass Pennsylvania Anti-Kohlenstoff-Regelungen einführen müsse, um das zu bekämpfen, was er als „globale Klimakrise“ bezeichnet, und dass dies in Partnerschaft mit anderen Staaten geschehen sollte.

„Selbst wenn wir weiterhin daran arbeiten, die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen, können wir unsere Verantwortung und unsere Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels nicht vernachlässigen“, sagte Wolf in einer Presseerklärung vom 22. Juni.

Portfolio diverser Energiequellen“

Die Website des Umweltministeriums des Bundesstaates, die dem RGGI gewidmet ist, hebt die Vorteile für Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft hervor, die die Wolf-Administration für die Bürger von Pennsylvanien erwartet, wenn der Bundesstaat dem Klimaabkommen beitritt.

Doch bevor er alternative Energieformen vorantreibt, sagte Yaw, würde er es begrüßen, wenn die politischen Entscheidungsträger den ökologischen Fußabdruck so genannter „sauberer Energiequellen“ wie Wind und Sonne genauer unter die Lupe nähmen und auch prüfen würden, was in den Bau von Kernkraftwerken fließt.

Ökologische und wirtschaftliche Vorteile ergeben sich auch aus den riesigen Erdgaslieferungen Pennsylvanias, sagte Yaw:

Ich glaube, wir sollten ein vielfältiges Energieportfolio haben. Im Moment sind wir ein Energieexporteur und wir haben all dieses neue Erdgas, und das war enorm vorteilhaft. Ich habe auch Zahlen gesehen, die besagen, dass die Treibhausgasemissionen in ganz Pennsylvania in den letzten 15 Jahren um etwa 30% gesunken sind. Das ist eine Menge, und das kann darauf zurückgeführt werden, dass ein größerer Teil unserer Elektrizität durch Erdgas erzeugt wird“.

Die U.S. Energy Information Administration EIA berichtet, dass Pennsylvania bei der Erdöl- und Erdgasförderung nach Texas an zweiter Stelle steht. In einem Artikel in Forbes vor vier Jahren wurde ausführlich beschrieben, wie der Staat durch Erdgas den Kohlendioxidausstoß um 30% senken konnte.

„Meiner Meinung nach betrachtet RGGI viel zu oberflächlich, wie hoch die tatsächlichen Energiekosten sind“, sagte Yaw. „Nehmen wir nur das Beispiel Sonnenkollektoren. Für die Herstellung von Sonnenkollektoren werden Mineralien seltener Erden benötigt, und wir haben nicht genug dieser seltenen Erden in den USA.

Wir werden sie also importieren müssen, und wie werden diese Mineralien produziert? Nun, sie werden durch Bergbau gewonnen. In der Republik Kongo, wo Kobalt abgebaut wird, werden dafür kleine Kinder eingesetzt. Ich glaube nicht, dass wir in Pennsylvania dafür bekannt sein wollen, dass wir Kinder für diese Arbeit einsetzen“.

Yaw sprach auch die potenziellen Umweltschäden durch Sonnen- und Windenergie an.

„Wir müssen einen Weg finden, Sonnenkollektoren am Ende ihrer Nutzungsdauer zu recyceln oder zu entsorgen, und dasselbe sollte auch für Windmühlen gelten“, sagte er. „Wir müssen uns fragen, wie hoch die tatsächlichen Energiekosten sind und was bedeutet es, wenn man sagt, dies sei saubere Energie“.

Ein Vorteil“

RGGI gilt typischerweise für mit fossilen Brennstoffen befeuerte Stromgeneratoren mit einer Leistung von 25 Megawatt oder mehr. Sollte Pennsylvania dem Abkommen beitreten, wären alle fünf verbleibenden Kohlekraftwerke des Bundesstaates in Keystone, Conemaugh, Homer City, Cheswick und Montour sowie alle Erdgaskraftwerke betroffen.

Da Pennsylvania sich an die Regeln und Bestimmungen von RGGI anpassen müsse, so Yaw, habe er Angst, dass der Staat seine Stellung als Energielieferant und -exporteur verlieren könnte.

„Wir sind ein Stromerzeuger“, sagte er. „Die anderen Staaten [in RGGI] erzeugen keinen Strom, sondern sie importieren ihn nur, und sie werden uns sagen, dass wir als Erzeuger ihre Emissionsstandards einhalten müssen. Das bedeutet, dass Pennsylvania Schaden nehmen wird.“

Pittman, der die Gesetzesvorlage des Senats unterstützte, sagte, er habe ähnliche Bedenken, dass die RGGI die Import-Export-Bilanz beeinflussen würde. Pennsylvania agiere nicht in einer „Blase“, sagte er gegenüber The Daily Signal, und die Aktionen anderer Staaten müssten berücksichtigt werden.

„Wir sind Teil eines Mehrstaaten-Stromnetzes und exportieren derzeit Strom in andere Staaten“, sagte er und fügte hinzu:

Wenn wir uns dafür entscheiden, voranzuschreiten und unsere Stromerzeugung einzustellen, werden wir diese Produktion im Wesentlichen auf andere Staaten verlagern, und diese anderen Staaten werden bei der Erzeugung unseres Stroms Kohlenstoff freisetzen. Für mich geht es nicht darum, die Produktion in andere Staaten verlagern zu müssen, sondern den Marktkräften zu erlauben, weiterhin das zu tun, was sie getan haben.

Im Moment haben wir ein sehr vielfältiges Stromnetz, das in der Lage ist, Schwankungen und Rohstoffpreise auszugleichen und wirklich alle Sektoren so wettbewerbsfähig wie möglich zu halten. Und ich denke, das ist ein Vorteil, den wir nicht aufgeben sollten, insbesondere wenn man die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen betrachtet. Wir haben allein in den letzten 10 oder 15 Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, und zwar ohne die starke Hand der Regierung. Es ist durch die Marktkräfte geschehen“.

Kevin Mooney ist ein investigativer Reporter für The Daily Signal.

Dieser Artikel erschien erstmals in The Daily Signal.

Link: https://heartlanddailynews.com/2020/09/pennsylvania-lawmakers-resist-governors-executive-actions-on-climate-change/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Von der Startrampe zum Bremsklotz — 20 Jahre EEG – ein Fossil hat Geburtstag

Als „Erfolgsgeschichte“, eine „grüne Idee für die Welt“ bezeichnet die Grünen-Bundestagsfraktion das EEG. Nimmt man als einzige Sichtweise den Ausbau ausgesuchter regenerativer Stromeinspeiser, so trifft dies vollumfänglich zu. Um mehr als um das Sechseinhalb fache erhöhte sich die so produzierte Strommenge. Das „PV-Magazin“ jubelt über die „Startrampe des globalen Siegeszugs der Solartechnik“. Auch dies ist nicht falsch, allerdings unvollständig. Sieg klingt nach Krieg, gegen wen? Gegen einen ausgewogenen Energiemix mit verträglichen Kosten? Die Startrampe bewirkt die größte Umverteilung von arm zu reich seit Bestehen der Bundesrepublik, sie beschert uns die europaweit höchsten Strompreise und Zahlungsverpflichtungen für die nächsten Jahre, die wie ein Klotz am Bein hängen. Und sie verhindert sowohl die Marktfähigkeit von Wind- und Sonnenstrom als auch „100-Prozent Erneuerbar“. Ein großer Chor bejubelt das EEG, um im selben Atemzug dringenden Änderungsbedarf anzumelden. Dann kann es so gut doch nicht sein.

Die Ursprungsfassung des EEG enthielt 12 Paragrafen auf 6 Seiten. Über die Novellen in den Jahren 2004, 2009, 2012, 2014 und 2017 (die nächste in 2021) kletterte der Umfang auf 104 Paragrafen und 116 Seiten zuzüglich 4 Anhängen, in denen unter anderem über 5.900 verschiedene Vergütungskategorien und -höhenfür Ökostrom festgelegt sind. Der Inhalt des Gesetzes ist in für Laien unverständlicher Sprache formuliert und durch eine Vielzahl von Verweisen und Bezugnahmen nur noch Experten zugänglich. Den Paragrafenfetischisten unter den Lesern empfehle ich die Lektüre meines Lieblingsparagrafen 36h, einem Hochamt von Juristerei und Bürokratie. Der vom Bundesverfassungsgericht angemahnten Normenklarheit widerspricht das Gesetz in eklatanter Weise. Es steht als Symbol für staatlich gelenkte Energiewirtschaft und bewirkt den gleitenden Übergang vom Markt zum Plan.

Etwa 24,6 Milliarden Euro wird der Ökostrom in diesem Jahr kosten. Das Geld wird via Stromversorger von den Endkunden eingesammelt und an die Betreiber durchgereicht – nachdem es vorher mit der Mehrwertsteuer „veredelt“ wurde. Auch dies ein Grund, weshalb sich das staatliche Interesse an niedrigeren Strompreisen in Grenzen hält. Die 24,6 Milliarden Euro übertreffen übrigens die Etats der Bundesministerien für Umwelt, Ernährung/Landwirtschaft und Wirtschaft von insgesamt 21 Milliarden Euro und auch den des Bundesforschungsministeriums (20,4 Milliarden).

Trotz regelmäßig wiederkehrender Prognosen interessengeleiteter Thinktanks oder auch des DIW von künftig sinkenden Umlagen droht nun für 2021 eine Erhöhung auf über sieben Cent pro Kilowattstunde. Dies wird verursacht durch den Rückgang wirtschaftlicher Aktivitäten während der Pandemie und der Produktion von Ökostrom mit Einspeisegarantie am Bedarf vorbei. Nun greift die richtunggebende Politik ein, um Widerstand vorzubeugen und die Energiewende unverändert weiter als Erfolgsgeschichte verkaufen zu können. Das Einfrieren der EEG-Umlage auf 6,5 Cent für das nächste Jahr wird man sich vermutlich 11 Milliarden Euro aus dem Steuersäckel kosten lassen.

Voraussichtlich wird es 2021 etwa 20 Milliarden Euro Steuermindereinnahmen geben und die Neuverschuldung wird 96 Milliarden betragen, wovon also 11 nötig werden, dem Weg der kostenmaximierten Energiewende weiter zu folgen. Oder anders gesehen: Um unser heutiges Energiesystem weiter zu finanzieren, müssen wir über Staatsschulden nachfolgende Generationen belasten. Eine Erfolgsgeschichte ist das nur für diejenigen, die von Ökostromanlagen profitieren. Die vorgesehen Deckelung 2022 auf 6 Cent wird den notwendigen staatlichen Zuschuss steigen lassen

Teures Netz

Die EEG-Umlage wird also nicht mehr der Strompreistreiber sein, sondern nur auf hohem Niveau verharren. Der Turbo beim Strompreis wird von den Netzentgelten ausgehen. Aus kosmetischen Gründen wurden bereits die sündhaft teuren Anschlusskosten der Offshore-Windanlagen in die neue Rechnungsposition „Offshore-Umlage“ überführt. Die Netzentgelte werden in den nächsten Jahren von folgenden vier Faktoren getrieben:

– Notwendiger Netzausbau auf allen Spannungsebenen, auch in den Verteilnetzen infolge dezentraler kleinteiliger Einspeisung und Zunahme der Elektromobilität sowie der teuren Erdverkabelung im Hochspannungsbereich über große Distanzen.

– Steigende Systemkosten durch Vorhaltung und Betrieb von Reservekraftwerken (über 10.000 Megawatt sind im Winter 22/23 durch die Bundesnetzagentur vertraglich zu binden). Es handelt sich dabei zumeist um zur Stilllegung angemeldete Altanlagen auf Gasbasis mit schlechten Wirkungsgraden. Ein Teil des entfallenden emissionsarmen Atomstroms wird durch emissionsreichen fossilen Strom ersetzt werden. Damit werden die Emissionsziele konterkariert, der geplante Reduktionspfad wird nicht erreicht werden.

– So genannte Netzstabilitätsanlagen bei den Netzbetreibern (neu zu errichtende Gas- oder Ölkraftwerke), die südlich der Mainlinie, der so genannten Südzone, errichtet werden müssen. Sie sollen nur im Notfall betrieben werden, haben einen schlechten Wirkungsgrad (offene Gasturbinenanlagen, die das heiße Abgas ungenutzt in die Umwelt pusten) und sind auch ohne Chance auf Amortisation durch wirtschaftlichen Betrieb. Sie sollen nur 10 Jahre betriebsfähig sein. Kostenpunkt: 1,2 Milliarden Euro.

– So genannte Netzbooster, die durch die Netzbetreiber an Engstellen in Form von Großbatterien errichtet werden. Ursache dafür ist der nachhängende Netzausbau und die fehlende Synchronisierung des Zubaus volatiler „Erneuerbarer“ mit dem Netzausbau. Regional hätte es Ausbaumoratorien geben müssen, aber die Lobby treibt die Regierung vor sich her. Kostenpunkt: Mehrere hundert Millionen Euro.

Zudem wird die Erweiterung der Gaskraftwerkskapazitäten erforderlich. Der BDEW geht von einem nötigen Zubau von 17 Gigawatt bis 2030 aus, Greenpeace von einer Verdopplung der jetzigen Kapazitäten (28 Gigawatt), eine Studie der Leopoldina und anderer1 geht von einer gesicherten Leistung etwa in der Höhe der 2017 verfügbaren 90 Gigawatt aus. Die Sektorenkopplung werde den Stromverbrauch erhöhen, der entsprechend abgesichert sein muss.

Dies kann man annehmen, fordern oder wünschen – praktisch passiert in dieser Hinsicht so gut wie nichts. Im Gegenteil. Neben den Ausschreitungen am Tagebau Hambach am 26. September (47 Festnahmen) wurde auch das Gaskraftwerk Lausward in Düsseldorf zum Ziel eines (noch friedlichen) Protests. Dies werden gewünschte Investoren in künftige Gaskraftwerke aufmerksam registrieren, wie auch den von den Grünen angedachten Gasausstieg ab 2030. Private Investitionen in fossile Kraftwerke wird es nicht mehr geben, abgesehen von Ersatzbauten für Kohleanlagen im kommunalen Bereich. Zusätzliche große Gaskraftwerke, die Teile der Kernkraft- und Kohlekapazitäten ersetzen für die Sicherung der Versorgung müssen vom Staat initiiert, zumindest aber finanziert werden. Darüber schlummert man im Bundeswirtschaftsministerium noch, obwohl die Zeit knapp wird. Lieber träumt man von breiten Ausbaukorridoren der „Erneuerbaren“, die irgendwie immer genug Strom liefern sollen.

Windstrom im Netz – kann sein, oder auch nicht

Bekanntermaßen tun sie dies nicht. Am 15. September, einem Werktag, lieferten die fast 30.000 Windkraftanlagen zur besten „Sendezeit“, das heißt Produktionszeit in der Wirtschaft zwischen 9 und 20 Uhr weniger als 2.000 Megawatt ins Netz – bei 62.200 Megawatt installierter Leistung. Das entspricht 3,2 Prozent. Am 21. September fächelte der Wind um 16:50 Uhr ganze 400 Megawatt ins Netz, was 0,64 Prozent entspricht. Die Verbraucher im Land zogen zu diesem Zeitpunkt 59.000 Megawatt. Der Strompreis stieg auf 200 Euro pro Megawattstunde, etwa dem achtfachen des Durchschnitts. Zum ohnehin teuren Strom werden sich die Knappheitssignale des Marktes finanziell künftig addieren. Dies trifft vor allem die heute von der EEG-Umlage befreiten Unternehmen, denen die Umlage nicht gegen gerechnet wird.

Was passiert, wenn Wind- und Solarkapazitäten weiter exzessiv zugebaut werden? Bei Dunkelheit oder Windstille bleibt die Leistung null, bei einer Hellbrise gibt es dann ein Überangebot, was zu negativen Börsenstrompreisen und der Vergütung von Phantomstrom führt (nicht produzierter Strom von zwangsabgeschalteten Anlagen, der nach §15 EEG zu 90 % vergütet werden muss).

Von Marktpreisen könnten die Anlagen nicht leben, denn die Gleichzeitigkeit der Einspeisung sorgt bei entsprechend starkem Wind oder hoher Sonneneinstrahlung für einen Verfall des Börsenpreises. Anstelle die „Erneuerbaren“ marktfähig zu machen, bewirkt das EEG das Gegenteil – die Revolution frisst ihre Kinder durch die schiere Vielzahl der Anlagen.

Von den inzwischen mehr als 120.000 Megawatt installierter Ökostromanlagen gelten nur 7.000 Megawatt als gesicherte Leistung (Wasser, Biomasse, Müll, Geothermie). Genau die wäre aber nötig für ein dekarbonisiertes System. Offensichtlich ist, dass es einer völligen Umsteuerung bedarf. Aber selbst ein Vorschlag2 eines der Autoren des Ur-EEG, Hans-Josef Fell von den Grünen, der in die Richtung der Übernahme von Systemverantwortung durch „Erneuerbare“ geht, wird standhaft ignoriert.

So wird absehbar die EEG-Novelle 2021 die Rückbeschränkung auf alte „Erneuerbare“ zementieren, die technisch ausentwickelt sind. Durch ihre geringe Energiedichte erfordern sie einen riesigen Flächenbedarf, ohne infolge erratischer Stromproduktion Versorgung sicherstellen zu können. Durch die Erweiterung der Förderung von Anlagen an windarmen Standorten, das so genannte Referenzertragsmodell, werden im Zusammenwirken mit dem Infrastrukturbeschleunigungsgesetz mehr Anlagen in Süddeutschland aufgebaut werden. Man wird auf Bergrücken und Bergspitzen in Größenordnungen Wälder einschlagen, um wenig Ertrag zu erzielen. Neue Ideen für neue Technologien gibt es nicht.

Ziel ist die Vollversorgung des Landes mit „100-Prozent-Erneuerbar“. Genau dies verhindert das EEG in der jetzigen Form:

– Die Übernahme von Systemverantwortung wird verhindert durch die Förderung von Zufallsstrom am Bedarf vorbei.

– Der Bau von Stromspeicherkapazitäten wird verhindert (durch die Einordnung der Stromspeicher als Letztverbraucher und die damit verbundene Belastung des Speicherstroms mit der   EEG-Umlage, anderen Umlagen und der Stromsteuer).

– Neue Technologien werden ausgeschlossen.

– Selbstregulierende Kräfte des Marktes wirken nicht mehr.

Ein SPD-Vorschlag, die EEG-Umlage zu streichen und dafür die Stromsteuer entsprechend zu erhöhen, würde dem rechte-Tasche-linke-Tasche-Prinzip folgen. Am Strompreis würde sich nichts ändern, der Vorteil bestünde allerdings in einer erheblichen Bürokratievermeidung. Genau deshalb hat der Vorschlag keine Chance. Rings um das EEG hat sich eine Schicht aus Fördermittel- und anderen Beratern, Anwälten, spezialisierten Steuerexperten sowie einer Fülle von „klimabasierten“ Arbeitsplätzen gebildet, die nicht ohne Widerstand den Entfall eines Teils ihrer Einkünfte hinnehmen wird.

Das alles überragende Argument des Klimaschutzes ist ein Vorgeschobenes. In Wirklichkeit geht es um die Maximierung des Ausbaus ausgewählter EE-Anlagen, an denen eine ausgewählte Industrie verdient. „Agora Energiewende“ formuliert das in seinem Hauptsatz unverblümt:

„Der erste Hauptsatz der Energiewende lautet: Im Mittelpunkt stehen Wind und Solar! Darauf baut alles Weitere auf.“

Selbst wenn über das EEG die Dekarbonisierung des Landes erreichbar wäre, bliebe diese Emissionssenkung auf unser Land beschränkt und könnte nur einmal durchgeführt werden. Was, wenn danach der Klimawandel weitergeht?

Das IPCC präsentiert neben der Empfehlung zu regenerative Energieerzeugung weitere Vorschläge, wie die Emissionsziele erreicht werden könnten. Zum einen über den Weg negativer Emissionen, die über die CCS- oder CCU- Technologien3 erreichbar wären. Mit der  Abscheidung von CO2 aus der Biomasse-Verbrennung ergäben sich unmittelbar negative Emissionen. Deutschland war um 2010 mit der Pilotanlage von Vattenfall in Schwarze Pumpe führend, bis die Politik  den Prellbock aufstellte. Als zweite Option führt das IPCC die Kernenergie an. Auch auf diesem Feld war Deutschland einst führend. Ein deutsches Patent für einen  Dual-Fluid-Reaktor, der maßgeblich zur Dekarbonisierung beitragen und quasi nebenbei das Endlagerproblem lösen würde, bleibt unbeachtet.

Das Pariser Klimaabkommen ermöglicht auch Emissionssenkung durch Aufforstung, ein Konzept dazu stellte unlängst der Energievernunft Mitteldeutschland e.V. vor. Diese anderen, auch global wirkenden Maßnahmen würden die exzessive Verspiegelung und Verspargelung unseres Landes vermeiden. Aber sie werden  verhindert, um die Geldumverteilungsmaschinerie zugunsten alter „Erneuerbarer“ nicht zu gefährden.

Die Deutschen sind bekannt dafür, alles gründlich zu tun. Wir werden den Weg bis zum Ende der Sackgasse gehen müssen. Ab 2023 fehlen uns etwa 20 Gigawatt gesicherte Stromeinspeisung. Die Kanzlerin ist nicht bekannt für die Korrektur ihrer Entscheidungen, auch nicht der ihrer Fehlentscheidungen. Wenn es dann knapp wird, wird sie nicht mehr im Amt sein. Sie gibt dann die Projektionsfläche ab für Schuldzuweisungen aus verschiedensten Richtungen. Auch dann wird man, wie über das heutige EEG, sagen: Keine Fehlerdiskussion, wir müssen nach vorn blicken.

Die Kosten trägt der Steuerzahler.

Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier

 

 

 

 

 

 

 

Zur Vertiefung:

Am 30. September war das EEG Thema einer öffentlichen Anhörung im Ausschuss für Wirtschaft, Energie und Landesplanung des Landtags NRW.

Zur Meinungsbildung finden sich hier die Stellungnahmen der IHK NRW, des VKU NRW, von „Die Familienunternehmen“ NRW, BDEW Landesgruppe NRW, Landesverband Erneuerbare Energien NRW, sowie von Prof. Dr. Lüdecke (EIKE) und mir. Das Protokoll der Veranstaltung folgt später.

 

 

 

 

 

 

1         –           Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften), acatech

(Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) und

Union der deutschen Akademien der Wissenschaften

„Sektorkopplung – Optionen für die nächste Phase der

Energiewende“, 2017

2         –           „Eckpunkte für eine Gesetzesinitiative zur Systemintegration

Erneuerbarer Energien“

EnergyWatchGroup, April 2020.

3         –           CCS – Carbon capture and storage – Abtrennung und Speicherung

von CO2

                                       CCU – Carbon capture and utilization – Abtrennung und Nutzung von

CO2