Der Energie-Albtraum aus Kalifornien kommt nach Virginia
Für die Einwohner von Virginia mögen Kaliforniens fortlaufende Stromausfälle und die extrem hohen Strompreise kaum mehr sein als die Ausläufer eines fernen Erdbebens auf der anderen Seite des Landes. Aber diese Selbstgefälligkeit ist fehl am Platz. Kalifornien ist näher, als vielen Virginiern bewusst ist.
Im Namen der Bekämpfung des Klimawandels entfernt sich der Golden State [= Kalifornien] rasch von kohlenstoffbasierten fossilen Brennstoffen und schreibt immer größere Mengen an erneuerbarer Energie vor. Die kalifornischen Vorschriften für erneuerbare Energien – 33 Prozent heute, 60 Prozent bis 2030 und 100 Prozent bis 2045 – zeigen bereits Wirkung, aber es ist nicht das, was die Befürworter in Sacramento versprochen hatten. Der Umweltautor Michael Schellenberger weist darauf hin, dass die Strompreise in Kalifornien seit 2011 um das Sechsfache des nationalen Durchschnitts gestiegen sind.
Im August, während einer saisonalen Hitzeperiode, kam es in weiten Teilen des Bundesstaates zu Stromausfällen, und die Behörden warnten davor, dass noch mehr zu erwarten seien.
Niemand hätte überrascht werden dürfen. Zwischen 2014 und 2018 verringerte Kalifornien seinen Verbrauch an zuverlässig verfügbarem Strom aus mit Erdgas befeuerten Kraftwerken um 21 Prozent und erhöhte seinen Verbrauch an erneuerbaren Energien im gleichen Zeitraum um 54 Prozent, so die kalifornische Energiekommission. Der Bundesstaat war auf seinen selbst auferlegten Übergang zu grüner Energie schlecht vorbereitet, was mehrere Beobachter dazu veranlasste, die Stromausfälle als „Greenouts“ zu bezeichnen.
Der riskante Weg von Virginia
Dem Beispiel Kaliforniens folgend (in einer Art und Weise, die der Gesetzgeber in Richmond vielleicht nicht gewürdigt hat), verabschiedete die von den Demokraten kontrollierte Generalversammlung im vergangenen Herbst den Virginia Clean Energy Act, der unter anderem die beiden größten Stromversorgungsunternehmen des Bundesstaates – Dominion Energy und Appalachian Power – auffordert, bis 2045 bzw. 2050 Strom ausschließlich aus erneuerbaren Quellen (Wind und Sonne) zu liefern. Das neue Gesetz folgt der Anordnung von Gouverneur Ralph Northam (D) vom September 2019, bis 2026 mindestens 2600 Megawatt (MW) Offshore-Windenergie bereit zu stellen.
Virginia ist ein windschwacher Bundesstaat; die dortigen Onshore-Windanlagen könnten nie mehr als eine vernachlässigbare Menge an Elektrizität produzieren. Darüber hinaus würde jeder Versuch, im ländlichen Virginia Windprojekte im industriellen Maßstab an Land zu errichten, auf den gleichen Widerstand stoßen, der auch anderswo gegen solche Anlagen aufgetreten ist: Besorgnis über die gesundheitlichen Auswirkungen des niederfrequenten Lärms, der von den sich drehenden Turbinen ausgeht, Verlust von produktivem Ackerland und Ärger über die Beeinträchtigung der landschaftlich reizvollen Umgebung durch riesige Turbinen.
Der einzige Ort, an dem Wind verfügbar ist, liegt vor der Atlantikküste des Staates. Der Offshore-Windpark Coastal Virginia Offshore Wind, der von Dominion Energy mit Sitz in Richmond entworfen und betrieben werden soll, wird auf 300 Millionen US-Dollar geschätzt und soll 2026 in Betrieb genommen werden. Ein kleineres 12-MW-Pilotprojekt befindet sich bereits 27 Meilen [ca. 40 km] vor Virginia Beach auf See im Bau.
Dominion hat ganzseitige, farbige Anzeigen in der Washington Post geschaltet, in denen verkündet wird: „Als führendes Unternehmen im Bereich Wind und Sonne nehmen wir unsere Verantwortung für den Planeten sehr ernst“. Der Energieversorger rühmt sich damit, dass er „das größte Offshore-Windprojekt des Landes entwickelt, das bis 2026 genug Energie für die Versorgung von 660.000 Haushalten erzeugen wird“ und stellt fest, dass er „seit 2015 mehr als 2,5 Millionen Sonnenkollektoren in Virginia installiert hat“.
Die Gefahren der Intermittenz
Aber wie Kalifornien eindrucksvoll zeigt, ist der Übergang zur Abhängigkeit von intermittierendem Wind und Sonne mit eigenen Gefahren verbunden, die sowohl die Verbraucher als auch die Umwelt betreffen.
„Die Erfahrungen der letzten zehn Jahre in Europa zeigen, dass sich die Leistung von Offshore-Windturbinen schnell verschlechtert – im Durchschnitt um 4,5% pro Jahr“, stellt Jonathan A. Lesser vom Manhattan Institute in einem kürzlich erschienenen Bericht fest mit dem Titel „Out to Sea: The Dismal Economics of Offshore Wind“.
Obwohl der Wind auf See beständiger weht als der Wind auf dem Festland, arbeiten die Anlagen auf dem Meer nach Angaben der Energy Information Administration EIA immer noch mit nur 50 bis 58 Prozent ihrer Kapazität. Das bedeutet, dass die gigantischen Turbinen bestenfalls mehr als 40 Prozent unter ihrer Kapazität arbeiten und eine Backup-Stromquelle benötigen, wenn der Wind nicht kooperiert.
Mr. Lesser vom Manhattan Institute stellt fest, dass der rapide Verfall von Offshore-Windenergieanlagen höhere Betriebskosten und eine verkürzte wirtschaftliche Lebensdauer bedeutet. „Je mehr Offshore-Windenergie in das Hauptstromnetz integriert wird, desto höher werden auch die Kosten für die Bewältigung der der Windkraft innewohnenden Unterbrechungen sein, was die Kosten für die Stromverbraucher weiter erhöht und neue gasbefeuerte Kraftwerksblöcke erfordert, die im Standby-Betrieb oder mit sehr teuren Batteriespeichersystemen betrieben werden müssen“, sagt er.
Zerstörung der Umwelt
Auch die angeblichen Umweltvorteile der Offshore-Windenergie erweisen sich als illusorisch. Die Rohstoffe, die für die Herstellung von Windturbinen (an Land oder auf See installiert) benötigt werden, übersteigen bei weitem den Bedarf für die Herstellung und Installation von gasbefeuerten Kombikraftwerken. Von diesen Rohstoffen ist keiner entscheidender als die Seltenen Erden, die derzeit fast ausschließlich aus China und aus Bergwerken in der Mongolei stammen.
Chinas Umweltstandards liegen weit unter denen des Westens, wobei Luftverschmutzung oder die Entsorgung giftiger Materialien in Deponien wenig Beachtung finden. Diese Auslagerung der Umweltzerstörung zugunsten grüner Energie ist, wie der britische Journalist Simon Parry hervorhebt, „die tödliche und unheilvolle Seite der massiv profitablen Industrie der Seltenen Erden, von der die ‚grünen‘ Unternehmen, die von der Nachfrage nach Windturbinen profitieren, nicht wollen, dass sich das herumspricht“.
Wie der Wind ist auch die Solarenergie nur sporadisch verfügbar und bringt Umweltfolgen mit sich, die ihre Befürworter nur ungern zur Kenntnis nehmen. Was ist zum Beispiel mit den giftigen Chemikalien in Solarpaneelen – sei es auf Dächern oder in ausgedehnten Solarparks – sobald sie das Ende ihres kurzen (etwa 10 Jahre) Lebenszyklus‘ erreicht haben? Wie der Wind wird auch die Solarenergie von den US-Steuerzahlern subventioniert, aber es gibt keine bundesstaatlichen Vorschriften für die Entsorgung gebrauchter Solarpaneele, obwohl sie anfällig für Undichtigkeiten und zudem schwer zu recyceln sind.
Einem kürzlich in Grist erschienenem Artikel zufolge werden die meisten gebrauchten Sonnenkollektoren in Entwicklungsländer mit schwachem Umweltschutz verschifft, wo sie routinemäßig auf Mülldeponien entsorgt werden. Die International Renewable Energy Association schätzt, dass im Jahr 2016 weltweit bereits etwa 250.000 Tonnen Abfälle von Solarpaneelen anfielen – und dass die Gesamtmenge bis 2050 auf 78 Millionen Tonnen steigen wird.
Es gibt andere ökologische Schäden durch Solarenergie. Eine Studie der Stanford University und der Carnegie Institution for Science aus dem Jahr 2015 ergab, dass fast ein Drittel des Ausbaus der Solarpaneele in dem Bundesstaat auf ehemaligen Anbauflächen stattfindet, wo viele Landwirte vom Anbau von Feldfrüchten dazu übergehen, ihr Land für die Entwicklung der Solarenergie zu nutzen – anstatt es zum Lebensraum für Wildtiere werden zu lassen.
Kalifornien hat weit mehr Sonne und Wind als Virginia. Doch nicht einmal diese günstigen Umweltbedingungen haben es dem Golden State ermöglicht, aus beiden Quellen genügend Energie zu produzieren, um die Nachfrage zu decken. Und deren Intermittenz destabilisier weiterhin das ohnehin schon fragile Stromnetz des Staates.
Um sich hinsichtlich ihrer Energiezukunft ein Bild zu machen, brauchen die Einwohner von Virginia nicht weiter als bis Kalifornien zu schauen. Sie sehen kein schönes Bild.
This article originally appeared in The Epoch Times
Autor: Bonner Cohen, Ph. D., is a senior policy analyst with CFACT, where he focuses on natural resources, energy, property rights, and geopolitical developments. Articles by Dr. Cohen have appeared in The Wall Street Journal, Forbes, Investor’s Busines Daily, The New York Post, The Washington Examiner, The Washington Times, The Hill, The Epoch Times, The Philadelphia Inquirer, The Atlanta Journal-Constitution, The Miami Herald, and dozens of other newspapers around the country. He has been interviewed on Fox News, Fox Business Network, CNN, NBC News, NPR, BBC, BBC Worldwide Television, N24 (German-language news network), and scores of radio stations in the U.S. and Canada. He has testified before the U.S. Senate Energy and Natural Resources Committee, the U.S. Senate Environment and Public Works Committee, the U.S. House Judiciary Committee, and the U.S. House Natural Resources Committee. Dr. Cohen has addressed conferences in the United States, United Kingdom, Germany, and Bangladesh. He has a B.A. from the University of Georgia and a Ph. D. – summa cum laude – from the University of Munich
Link: https://www.cfact.org/2020/10/18/californias-energy-nightmare-is-coming-to-virginia/
Übersetzt von Chris Frey EIKE