Fernsehkritik: Deutschland und der Klimawandel, die Weisheiten und Halbwahrheiten des ZDF-Fernseh-Professors Harald Lesch – der Faktencheck aus meteorologischer Sicht
Im Folgenden sind, weil man sich diese mittelmäßige, für Klima- und Wetterkundige nichts Neues enthaltende Sendung nur einmal ansehen sollte, die Aussagen des Harald Lesch nur grob wiedergegeben.
„In Deutschland erwärmte es sich seit über 100 Jahren um 1,5 Grad, mehr als im globalen Maßstab … . Ursache ist die immer schneller steigende CO2-Konzentration.“
Da bleibt für die Behauptung, dass steigende CO2-Konzentration die Hauptursache der Erwärmung gewesen sein soll nicht mehr viel Platz.
Abbildung 1: Die Variabilität der Deutschland-Jahrestemperaturen wird unter anderem von der AMO beeinflusst. Zwar ist dieser Einfluss mit etwa 17% im Jahresmittel nur mäßig, aber die AMO hat im April und von Juni bis November einen wesentlichen Einfluss, der im Sommer/Herbst mit etwa 28% besonders groß ist. Die zyklische AMO weist „Warmphasen“ zur Mitte des 20. Jh. und momentan auf; in denen auch warme Jahre in Deutschland gehäuft auftreten. Die meisten Klima-Experten gehen von einem baldigen Ende der AMO-Warmphase aus; dann wird sich das Klima in Deutschland eher abkühlen.
Diese aktuelle AMO-Warmphase ist auch der Hauptgrund für die gegenüber dem globalen Mittel stärkere Deutschland-Erwärmung. Herr Lesch beginnt und beendet seine Sendung auf dem Hohenpeißenberg, der ältesten Bergwetterwarte. Dabei unterlässt er die Nennung einer weiteren, ganz wesentlichen Erwärmungsursache – der in den letzten Jahrzehnten stark gestiegenen Sonnenscheindauer. Diese wirkte besonders im Sommer stark erwärmend und ist ein Grund der in den letzten Jahren heißen Sommer:

Abbildung 2: Entwicklung der Sonnenscheindauer und der Lufttemperaturen am Hohenpeißenberg im Sommer. Der heißeste Sommer (2003) war auch der sonnigste; auch die Hitze-Sommer 2015 und 2018 verliefen sehr sonnig; und satte 51,7% der Sommertemperatur-Variabilität lassen sich mit der Sonnenscheindauer erklären! Der Sommer 2020 verlief weder herausragend sonnig, noch herausragend warm. Zur besseren Veranschaulichung in einer Grafik mussten die Sonnenstunden in Index-Werte umgerechnet werden; einige markante Sommer sind beschriftet.
Ähnliches zeigt sich, sogar noch deutlicher, für ganz Deutschland:

Abbildung 3: Entwicklung der Sonnenscheindauer und der Lufttemperaturen im Deutschen Flächenmittel; Daten der Sonnenscheindauer sind hierfür seit 1951 verfügbar. Umrechnung beider Messgrößen in Indexwerte.
Nun müsste uns Herr Lesch bloß noch erklären, wie denn die steigenden CO2-Werte die stärkere Besonnung verursacht haben. Plausibler sind hierfür eher die Luftreinhaltemaßnahmen, geänderte Großwetterlagenhäufigkeiten infolge der Sonnenaktivität (wird noch besprochen), sowie die Melioration und Versiegelung unserer Landschaft. Letzteres wird immerhin von Herrn Lesch ganz passabel behandelt, dem Wärmeinseleffekt widmet er einige Sendeminuten.
„Klimawandel gab es schon immer… . Am Ende der letzten Eiszeit erwärmte es sich hier aber in 5.000 Jahren um etwa 5 Grad – heute geht das viel schneller – ein oder mehrere Grad in nur hundert Jahren.“
Recht gängig und in früheren Publikationen auch vom Weltklimarat (IPCC) verwendet, ist folgende Grafik, welche die globale, nur aus Proxydaten grob ermittelbare Temperaturentwicklung seit dem Ende der (vorerst) letzten Kaltzeit zeigt:

Abbildung 4: Globaler Temperaturverlauf seit dem Ende der (vorerst) letzten Kaltzeit. Vor etwa 11.000 Jahren stieg die Globaltemperatur von etwa 10,5 °C auf über 14 °C in nur eintausend Jahren – fast viermal mehr, als das, was LESCH in seiner Sendung nannte. Und da sind die von den Temperaturschwankungen weniger betroffenen Tropen mit eingegangen – in den gemäßigten Breiten, in denen Deutschland liegt, fiel die Erwärmung vermutlich noch viel stärker aus.
Aber könnte es hierzulande gar Temperatursprünge von 3 bis 5 Grad in nur 20 bis 50 Jahren gegeben haben? Ja, und zwar bei den so genannten Dansgaard-Oeschger-Ereignissen während der Kaltzeiten. Dansgaard-Oeschger-Ereignisse (kurz: DO-Ereignisse) sind rasante Klimaschwankungen während der letzten Kaltzeit. 23 solcher Ereignisse wurden zwischen 110.000 und 23.000 BP gefunden. Dansgaard-Oeschger-Ereignisse sind nach Willi Dansgaard und Hans Oeschger benannt.
In der nördlichen Hemisphäre stellen sie sich als Perioden schneller Erwärmung, gefolgt von einer langsamen Abkühlung, dar. Der Vorgang spielt sich über einen längeren Zeitraum ab, der typischerweise auf Skalen von Jahrhunderten beschrieben wird. (Quelle: Wikipedia). Anhand von Eisbohrkernen aus der Antarktis und von Grönland lassen sich diese abschätzen:

Abbildung 5: Jähe Temperatursprünge (Anstiege) um 3 bis 5 Grad in nur Jahrzehnten mit anschließender Wiederabkühlung. Bildquelle
Mehr Omega-Lagen wegen des Klimawandels… .“
Abbildung 6: Die Anzahl der Sonnenflecken ist ein grobes Maß für die Sonnenaktivität – je mehr Flecken, desto mehr Aktivität. Bei hoher Sonnenaktivität werden Troglagen zugunsten der gemäßigten Westlagen seltener; momentan häufen sie sich wegen der geringen Sonnenaktivität. Der zu den südlichen Großwetterlagen gehörende Trog über Westeuropa (TRW) verursacht Hitzewellen und über Ostdeutschland auch Dürren, so im Hitze-Juni 2019, dazu vermehrt Unwetter über Westdeutschland. Der Trog über Mitteleuropa (TRM) kann mitunter zu Starkregen in großen Teilen Deutschlands führen. Ähnliche Zusammenhänge bestehen zu allen meridionalen Lagen, besonders den Nordlagen, aber auch zum Großwettertyp Hoch über Mitteleuropa (HM)