Hochsommer 2020 – nur verhalten warm und durchwachsen?

Was Bauern- und Wetterregeln vorhersehen

Abbildung 1: Wetterkarte vom 27. Juni 2000, 1 Uhr MEZ. Ein Tief über der Ostsee und Skandinavien lenkte für mehrere Tage sehr kühle Polarluft nach Deutschland; in den Nächten sanken die Temperaturen teils deutlich unter 5°C. Im folgenden, empfindlich kühlen Juli schlossen die Freibäder teilweise wochenlang. Bildquelle: wetterzentrale.de


Auch, wenn dieser tiefe Druck über Nordeuropa erst zum Monatswechsel oder in den ersten Julitagen auftritt, kann er sich mitunter über längere Zeiträume halten. Im „Siebenschläfer-Zeitraum“ 2020 überwog bislang mäßig warmes, wechselhaftes Wetter, und das dürfte sich auch in der ersten Juli-Dekade zunächst noch so fortsetzen.
Was die Modelle prophezeien
Das CFSv2 des NOAA (USA-Wetterdienst) deutet auf jeweils etwas zu warme Hochsommermonate hin (Bezugswert ist meist die CLINO-Periode 1981 bis 2010):

Abbildung 2: Keine übermäßige, sondern bloß moderate Juli-Wärme.


Abbildung 3: Auch im August nur leicht übernormale Temperaturen..


Abbildung 4: Am Ende des „Siebenschläfer-Zeitraumes“ soll ein Azorenhochkeil bis ins westliche und südliche Mitteleuropa reichen – mäßig warmes bis warmes, eher trockenes Sommerwetter, am kühlsten an den Küsten, wäre die Folge. Andere Ensemble-Modelle, etwa das des GFS, sehen das per Stand vom 28. Juni ähnlich; doch ist das noch sehr unsicher.


Sonnenaktivität und Sommertemperaturen
Dieser Sommer 2020 ist der siebente nach dem Maximum des SCHWABE-Zyklus der Sonnenaktivität. Bildet man die Temperatur- und Niederschlagsmittel für Deutschland aller jeweils gleichrangigen Sommer ab dem Maximum dieses Sonnenflecken-Zyklus, so zeigen sich die siebenten Sommer eher durchschnittlich:

Abbildungen 5a und 5b: Die jeweils siebenten Sommer nach dem Maximum des SCHWABE-Zyklus verliefen eher durchschnittlich. Man beachte, dass hier auch schon der Juni enthalten ist (meteorolog. Sommer Juni bis Aug.), welcher auch 2020 diesem gemäßigten Typus ganz gut entsprach.


AMO und Sommertemperaturen
Die AMO beeinflusst im April und dann von Juni bis November die Variabilität der Lufttemperaturen in Deutschland positiv. Die Zusammenhänge sind freilich nur mäßig, überschreiten aber meist das Signifikanzniveau. Für den Sommer sehen sie so aus:

Abbildung 6: Tendenziell wärmere Sommer in AMO-Warmphasen (Mitte des 20. Jahrhunderts und momentan). Der positive Zusammenhang zeigt sich auch, wenn man die AMO-Mittelwerte des Frühlings mit den Temperaturen des Sommers korreliert; 2020 waren die AMO-Frühlingswerte sehr hoch.