Die regenerative Geldverschwendung

Corona legt auch den Irrweg der deutschen Energiewende schonungslos offen. Losgelöst vom Bedarf verteuert Ökostrom das System. Der krisenbedingt gesunkene Verbrauch trifft auf erratische, subventionierte und verpflichtende Einspeisung. Es beschert uns einen Blick in die Zukunft unseres Energiesystems. Von Frank Hennig und Dr.-Ing. Detlef Ahlborn.
Zweiundfünfzig – 52 Prozent! So groß ist der Anteil der von Januar bis März 2020 gelieferten Produktion der „Erneuerbaren“ am Gesamtstromaufkommen. Am 21. April speisten Wind- und Solaranlagen den Rekordwert von 58,5 Gigawatt Strom ein (was einen kritischen Blick auf die installierte Leistung von 115,5 GW wirft. Warum kommt bei optimalem Wetter nicht mehr heraus?).
Wie immer, wenn die medialen Jubelperser einen Anlass suchen und finden, der deutschen Energiewende zu huldigen, greifen sie zu Durchschnittszahlen. Die naturgesetzlich notwendige Gleichzeitigkeit von Stromproduktion und –verbrauch kann man damit umgehen und auch die Tatsache, dass wir dieses erforderliche Gleichgewicht inzwischen nicht mehr im Griff haben. Bereits heute – vor Atom- und Kohleausstieg – sind wir bezüglich der Sicherheit unseres Netzbetriebes vom Ausland abhängig. Mit schöner Regelmäßigkeit flutet der deutsche Schönwetter-Ökostrom das europäische Netz, wonach sich bei Einbruch der Dunkelheit – wenn Menschen den Luxus elektrischer Beleuchtung in Anspruch nehmen – die Stromflussrichtung umkehrt und wir zum bedürftigen Importeur werden. Der Monat April 2020 legte dies schonungslos offen:

Ganz offensichtlich fallen große Exportmengen und niedrige Börsenpreise mit hohen Leistungen aus Wind- und Solarenergie zeitlich zusammen, bei geringer Produktion muss Strom importiert werden. Dieser Zwangsexport ist nötig, um die Netzstabilität zu erhalten. Das führt bei der besonderen, kaum speicherbaren Ware Strom zum Irrsinn des Entsorgens von Strom gegen eine Gebühr. Im Energiewende-Neusprech heißt diese Gebühr Negativpreis. Neu und auffallend sind längere Zeiträume durchgehenden Imports, was offenlegt, dass unsere Netzsicherheit inzwischen maßgeblich von unseren Nachbarn gewährleistet wird.

Gegen Gebühr entsorgte Strommenge (Megawattstunden) und volkswirtschaftliche Kosten für die Monate Januar bis April 2020
Mit der von Januar bis April verschenkten Strommenge ließe sich die Stadt Hamburg acht Monate lang mit Strom versorgen. Der gleiche Strom, der für 107,4 Millionen Euro entsorgt werden musste, wurde den Produzenten aufgrund von gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen mit 976,9 Millionen Euro bezahlt. Die Stromverbraucher zahlen beides: Produktion und Entsorgung des „Ökostroms“, allein in diesem Jahr bisher fast 1,1 Milliarden Euro. Dieser Betrag entspricht dem Hochschul-Budget des Landes Rheinland Pfalz.
Eine weitergehende Erläuterung der Zusammenhänge, bezogen auf das erste Quartal 2020, findet sich hier. Der lange Jahre übliche Vorwurf, wir sollten weniger Strom exportieren, um Emissionen zu senken, ist bereits gegenstandslos geworden. Unser Exportstrom ist heute überwiegend Ökostrom, wie an dieser Korrelation erkennbar ist.

Die heilige grüne Einfalt beklagt in einer Gebetsmühle die angebliche Unflexibilität der konventionellen Stromerzeuger, ohne zu erwähnen, dass ein Mindestbetrieb dieser Anlagen technisch notwendig ist, um Systemdienstleistungen (Frequenzhaltung / Spannungshaltung) zu erbringen und damit das Netz zu sichern. Die gepriesenen „Erneuerbaren“ könnten es technisch ohnehin nur eingeschränkt tun, sie werden aber regulativ dazu nicht animiert. Wie auf diesem Weg die Öko-Vollstromversorgung gelingen soll, ist ein regierungsamtliches Geheimnis. Den bejubelten 52 Prozent volatiler Einspeisung stehen genau null Prozent Systemverantwortung gegenüber.
Die Situation könnte auch mit einer gewissen Realitätsferne der Entscheider zu tun haben. Wirtschaftsminister Altmaier antwortete nach dem Kabinettsbeschluss zum Kohleausstieg im Januar auf eine Frage zum Thema Versorgungssicherheit, dass man künftig weniger exportieren werde. Dies ist bereits jetzt der Fall, ganz ohne abgeschlossenen Atom- und begonnenen Kohleausstieg. Hinzu kommt die Import-Notwendigkeit. Nur gut, dass unsere Nachbarländer nicht auch ihre Stromsysteme nach deutschem Muster in Grund und Boden fahren.Frau Andreae, Cheflobbyistin und Geschäftsführerin des inzwischen politisch ergrünten BDEW (Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft) vergießt indessen Krokodilstränen über den stockenden weiteren Ausbau von Zufalls-Stromproduzenten. Rein rechnerisch wäre nach den Wende-Konzepten natürlich der weitere exzessive, sogar beschleunigte Ausbau der instabilen Erneuerbaren nötig. Eine Studie des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW nennt die Randbedingungen zum Erreichen der klimapolitischen Ziele bis 2050: Bei Zunahme der Stromnachfrage um 50 Prozent eine drei- bis vierfache Erhöhung der installierten Leistung Wind und Solar, zudem reiche der Netzentwicklungsplan 2030 nicht aus.
So hätte die Einspeisung im Monat April 2020 ausgesehen, wenn wir hypothetisch die dreifachen Kapazitäten der Wind- und Solarstromerzeugung bereits hätten:

Stromerzeugung und Verbrauch bei verdreifachten Wind- und Solarkapazitäten
Erkennbar ist, dass uns beim Ausgleich dieser extremen Schwankungen dann auch die Nachbarn nicht mehr helfen könnten. Jeder Zubau solcher Kapazitäten verschärft das Entsorgungsproblem und dennoch bleiben wir zeitweise auf Import angewiesen. Große Stromspeicher finden derzeit nur in Szenarien statt, Power-to-Gas in Pilotanlagenmaßstab ohne Aussicht auf Wirtschaftlichkeit. Selbst Optimisten halten den Grünen Wasserstoff nicht vor 2030 für wirksam. Unterdessen bauen Windanlagenhersteller Arbeitsplätze ab, Vestas 400, Enercon in Magdeburg 143. Die Realitäten zeigen, dass jegliche Subventionswirtschaft befristet ist.
Dringend nötig wäre ohnehin ein Ausbaumoratorium der volatilen Einspeiser, um die Netzfrequenz zu beherrschen. Der maßgebende Parameter für die Energiewende sind nicht x-Millionen Tonnen vermiedenen Kohlendioxids, sondern es ist die 50- Hertz-Netzfrequenz.
In diesen Krisenzeiten irrlichtern die Grünen auf der Suche nach medialer Aufmerksamkeit mit schrägen Vorschlägen durch das Land. Kurz vor dem Ruin stehende Hotel- und Gastronomiebetriebe sollen ihre Heizungen erneuern, deutsche Kernkraftwerke sollen sofort abgeschaltet werden (weil Revisionen im Schutzanzug zu gefährlich sind) und im Bundestag fordern sie die Regierung auf – Pandemie hin oder her – den „weltweiten Atomausstieg voran zu bringen“. National will man mit einer Absenkung der EEG-Umlage punkten. Um satte fünf Cent pro Kilowattstunde (ausgehend von 6,756 plus Mehrwertsteuer) soll entlastet werden, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Man verweist darauf, dass dann Elektroautos, Wärmepumpen und Wasserstoff-Anwendungen wirtschaftlicher würden. Auch dies ein Zeichen wahrlich überbordender Wirtschaftskompetenz der Grünen. Wenn eine Umlage durch Steuergeld oder Geld aus einer CO2-Abgabe ersetzt wird, macht dies die Technologie nicht wirtschaftlicher.Künftig werden diejenigen Länder wirtschaftlich erfolgreich sein, die Zugang zu ausreichender und preiswerter Energie haben. Davon verabschieden wir uns zusehends. Der April 2020 war ein Rekordmonat im negativen Sinne, ein Offenbarungseid und ein Pyrrhussieg. Der Überproduktion, die nicht gebraucht, sondern teuer entsorgt werden muss, steht Mangel gegenüber, der teuer ausgeglichen werden muss. In einer Strombilanz reicht es nicht aus, nur Durchschnittswerte zu betrachten.

Der Dorfteich war im Durchschnitt nur einen halben Meter tief. Aber die Kuh ist trotzdem ertrunken. Nicht zu 52, sondern zu 100 Prozent.


Dr.-Ing. Detlef Ahlborn ist Maschinenbau-Ingenieur, angewandter Mathematiker und 2. Vorsitzender der Bundesinitiative Vernunftkraft e.V. Dort leitet er den Arbeitsbereich Technik.
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Tschernobyl hätte nicht sein müssen

In diesen Tagen vor 34 Jahren wurde die Berichterstattung von der ukrainischen Reaktor-Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl beherrscht wie derzeit vom Corona-Virus. Es war das erste, bis dahin größte Kernkraftunglück, und es ist es bisher auch geblieben. Ausgelöst wurde die Katastrophe, weil in dem Werk mit dem Reaktor 4 ein vollständiger Stromausfall simuliert werden sollte, um das Verhalten der Anlagen zu testen. Hierbei haben die Beteiligten schwerwiegend gegen die Sicherheitsvorschriften verstoßen. Diese Verstöße führten zusammen mit bauartbedingten Eigenschaften des Reaktors zu einem unkontrollierten Leistungsanstieg. Der Reaktor erreichte einen instabilen Betriebsbereich und explodierte.*) Aber der erste „GAU“ fand nicht in Tschernobyl statt, sondern 1967 als ein Versuch mit dem AVR-Versuchs-Hochtemperatur-Reaktor in Jülich, um seine Sicherheit zu testen. 1977 ist dieser Sicherheitsversuch dort wiederholt worden. Ergebnis beider Versuche: Kein Schaden, keine Strahlung nach außen, keine Verstrahlung des Personals. Nur ist das öffentlich nicht wahrgenommen worden und ist auch nach wie vor nicht bekannt.

Die deutschen Versuchsreaktoren AVR und THTR

Darauf aufmerksam gemacht hat jetzt der Nuklearphysiker Dr. Ing. Urban Cleve, Dortmund. Er war führend an der deutschen Hochtemperatur-Reaktortechnik (AVR in Jülich und THTR in Hamm-Uentrop) beteiligt. Der AVR ist der erste deutsche Hochtemperatur Reaktor (HTR). Die Abkürzung THTR steht für Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor. Beide gehören in die Kategorie Kugelhaufen-Reaktor. Cleve war Mitarbeiter der BBC/Krupp Reaktorbau GmbH. Diese hatte ihn 1964 zum Leiter ihrer Hauptabteilung Technik ernannt, wo er für die Konstruktion, Bauleitung, Prüfungen, E-Technik und Inbetriebnahme des AVR in Jülich zuständig war. Auch war er daran beteiligt, die Planung für das Kernkraftwerk THTR-300 bis zur Baureife zu dokumentieren. Bei den GAU-Versuchen in Jülich ging es darum, die nuklearphysikalische inhärente Sicherheit zu belegen. Cleve erläutert:

Die drei erfolgreichen GAU-Versuche in Jülich und in China

„Mit dem AVR wurde diese zweimal getestet, das erste Mal vor der Inbetriebnahme. Ohne diesen Test wollte der TÜV keine Betriebsgenehmigung erteilen. Hierzu wurden alle Sicherheitseinrichtungen, Abschaltstäbe, Gebläse, Reservegeneratoren etc. blockiert,  alles war funktionsunfähig. Nach Drücken des Schnellschlusses bei Voll-Last, wobei momentan die gesamte Kühlung des Kugelbettes ausfiel, kühlte sich der Reaktor von allein ab und wurde nach ca.14 Tagen aus dem kalten Zustand wieder problemlos angefahren. Grund hierfür war der negative Temperaturkoeffizient, das heißt: Bei Ausfall der Kühlung des Reaktorkerns sinkt die Reaktivität bis gegen Null.  Das zweite Mal wurde dieser Versuch wiederholt mit Messung aller relevanten Daten, aus denen ein Programm zur Auslegung künftiger Reaktoren, so u. anderem der Versuchsreaktor HTR-10 in China, gebaut wurde. Mit diesem kleinen Versuchsreaktor wurde dieser Versuch zum dritten Mal erfolgreich durchgeführt. … Also zusammenfassend, bei Ausfall jeglicher Kühlung des Kugelbettes kühlten sich der AVR und der HTR-10  selbstständig ab. … Der AVR hat aber in 23 Betriebsjahre nachgewiesen, dass er konstruktiv und nuklearphysikalisch ‚GAU-frei‘ ist.“ (Aus: Cleve-Mail vom 12. Oktober 2019).

Mit einem HTR in Tschernobyl hätte es die Katastrophe dort nicht geben können

Am 8. Mai 2014 hatte Cleve an das zuständige Bundesministerium**)unter anderem geschrieben: „Beim AVR, als ich den ersten ‚Test-Gau’ eines KKW (Kernkraftwerks) in Jülich verantwortlich 1967 leitete, noch vor Tschernobyl, hätte man nach Abschaltung des Reaktors ‚nach Hause gehen können’, selbst wenn alle Sicherheitseinrichtungen funktionsunfähig sind. Wenn man nach drei Tagen dann wieder zum KKW kommt, kann man es problemlos wieder in Betrieb nehmen. Vergleichen Sie diese Bilder mit Fukushima, da erkennen Sie den Unterschied. Hätte, wie von der Ukraine angefragt, dort ein HTR gestanden, wäre Tschernobyl verhindert worden.“

Ursprünglich wollte die Ukraine einen deutschen THTR bauen

In der Tat hatte die Ukraine ursprünglich einen THTR bauen wollen und mit BBC/Krupp deswegen in Kontakt gestanden. Das Vorhaben scheiterte am Beschluss der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, die THTR-Entwicklung einzustellen. Die Ukraine entschied sich dann für einen russischen Reaktor. Cleve hält es für möglich, dass die Ukraine den erfolgreichen AVR-Test-GAU mit dem russischen Reaktor nachahmen wollte. Er vermutet, dass die Kollegen in der Ukraine, in Kenntnis des AVR-Erfolges, zu sorglos an dieses Experiment herangegangen sind, mit den schlimmen Folgen. Doch dies sei nur eine Vermutung, allerdings verständlich. Einem möglichen Vorwurf, der Test-GAU in Jülich sei leichtsinnig gewesen, hält Cleve dies entgegen:

Test-GAU sehr sorgfältig vorbereitet und einen schnellen etwaigen Abbruch vorher trainiert

„Wir haben damals den Test sehr sorgfältig vorbereitet. Ich habe mir von zwei wissenschaftlichen Stellen den voraussichtlichen Temperaturverlauf unabhängig voneinander berechnen lassen. Beide stimmten ziemlich exakt überein und verliefen fast so, wie später gemessen. Zwar hatten wir beim AVR alle Sicherheitseinrichtungen blockiert, aber an jeder Einrichtung stand ein Mitarbeiter, der diese Blockade von Hand auf Kommando sofort wieder aufheben konnte. Das hatten wir vorher ‚trainiert‘. Hätte der Temperaturverlauf zu höheren Temperaturen als berechnet geführt, oder wäre der Anstiegsgradient schneller gewesen, ich hätte den Versuch sofort abgebrochen, mit der Konsequenz, dass das Experiment AVR gescheitert sei.“
Zum 34. Jahrestag der Reaktor-Explosion in der Ukraine am 26. April 1986 hat auch die Aktionsgemeinschaft Energiesicherung und Kerntechnik (AEK) e.V. an den Versuchsreaktor in Jülich erinnert – als eine Tatsache zum Nachdenken, weil sie vergessen worden sei. In ihrer Mitteilung (hier) schreibt sie:

Keinerlei Strahlung, keinerlei Schaden, von der Bevölkerung unbemerkt

„Aachen ist heute für den erbitterten Widerstand gegen ausländische Kraftwerke bekannt. Dabei hat die Hochschule und das Forschungszentrum Jülich einen der interessantesten Reaktortypen, den Kugelhaufenreaktor; hervorgebracht, der heute (wie der Transrapid) in China gebaut wird. Bereits 1967, also knapp 20 Jahre vor Tschernobyl, mussten die Ingenieure zusammen mit dem TÜV zeigen, dass dieser Reaktortyp, in Form des Versuchskraftwerks AVR, auch bei Ausfall der Kühlung und Blockierung der Sicherheitseinrichtungen und Abschaltstäbe sich ganz von allein abschaltet urrd nach einigen Tagen vollständig abgekühlt hat. Die Anlage war stromlos, wie in Fukushima. Das Betriebspersonal musste gar nicht eingreifen. Keinerlei Strahlung, keinerlei Schaden, von der Bevölkerung unbemerkt. Den THTR-300 in Hamm-Uentrop baute man als Nachfolger, betrieb ihn aber nicht lange, obwohl diese Reaktoren großes Potenzial für die Zukunft hatten. Sie wurden in allen Größen auch für den enormen Wärmebedarf der Industrie konzipiert.“

Nähere Informationen zum Hintergrund des Falles Jülich

Die AEK weist ebenfalls auf Urban Cleve hin, der bei ihr auch Mitglied sei. Bei ihm könne man weitere Informationen abrufen, verfügbar im Internet. Näheres und etwas zum Hintergrund finden Sie auch in zwei früheren Beiträgen von mir: Kernkraft, nein danke? (hier) und Eine deutsche Zerstörungswut (hier). Ferner zur Strahlungsgefahr: Die übertriebene Strahlungsangst (hier). Zum deutschen Ausstieg aus der Kernkraftnutzung in unterschiedlicher Sichtweise: Zwischen Stromausfall und Super-Gau (hier). Zur widersprüchlichen Sichtweise: Atombomben dürfen sein, Kernkraftwerke nicht (hier) und Die Schizophrenie gegenüber den Kernkraftwerken (hier).

Die Sorge der Grünen vor der Wiederbelebung der Kernkraft in Deutschland

Die AEK schreibt: „Tschernobyl war ein Experiment, welches gegen alle Regeln verstieß. Sicherheitsvorkehrungen wurden bewusst ausgeschaltet. Der Reaktortyp hat überhaupt nichts mit den in Deutschland vorhandenen Wasserreaktoren zu tun; die aus physikalischen Gründen gar nicht explodieren können.“ Sie wendet sich in ihrer Mitteilung besonders dagegen, dass Die Grünen Tschernobyl-Jahrestage „gebetsmühlenartig“ gegen die Kernkraft nutzen. So habe die Partei die Bundesregierung am 21. April 2020 aufgefordert, ,,sich einer versuchten Renaissance der Atomkraft mit allen zur Verfügung stehenden Argumenten entgegen zu stellen und mit aller Kraft den europäischen und weltweiten Atomausstieg voran zu bringen“. Dafür solle sie ihre kommende EU-Ratspräsidentschaft nutzen (Bundesdrucksache 19/18679). ln einem zweiten Antrag vom selben Tag fordere sie unter anderem, die Urananreicherung abzuschalten und die „Mittel für die Atomforschung“ zu streichen (Bundesdrucksache 19/18678). Die Grünen sorgten sich, es könne sich die internationale Sichtweise, dass Kernkraft klimafreundlich sei, durchsetzen. Sie würden in erschreckender Weise fordern, die Freiheit der Forschung zu beschränken.

Falsche Gesetze gegen eine Strahlungsgefahr, die nicht existiert

Zum Tschernobyl-Gedenktag vor einem Jahr schrieb einer der Experten für radioaktive Strahlung, der Physiker Dr. Lutz Niemann, unter anderem: „Es läuft einiges falsch mit der Kernenergie, besonders in Deutschland. Der Grund sind falsche Gesetze, mit denen eine nicht existierende Strahlengefahr abgewehrt werden soll (§ 28 StrlSchV 1989). Gesetze werden von Menschen gemacht und Menschen können irren. Das ist beim Strahlenschutz sicher der Fall. Der Kernenergieausstieg ist eine Folge der jahrelang geschürten Strahlenangst. Fachleute der Strahlenbiologie und aus der Kernenergiebranche protestieren gegen diese falschen Gesetze, aber sie kommen nur auf ihren Fachtagungen oder in ihren Fachzeitschriften zu Wort. Die hauptamtlichen Strahlenschützer sehen die Dinge teilweise anders, denn ihnen geben falsche Gesetze die Lebensgrundlage. Unsere Massenmedien hätten die Macht zu einer Veränderung, aber bisher haben sie diese Macht nicht genutzt, das ist bedauerlich. Manchmal wird daher von Lückenmedien oder Lügenmedien gesprochen.“ Niemanns ganzer Beitrag hier.
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*) Notkühlsysteme wurden abgeschaltet, automatische Signale für die Notabschaltung unwirksam gemacht oder überbrückt. Konstruktionsfehler im Regelstabsystem führten schliesslich dazu, dass beim Einfahren der Regelstäbe die Leistung des Reaktors auf nahezu das 100-Fache der Nennleistung stieg – viel zu schnell und zu massiv für die teilweise ausser Kraft gesetzte automatische Schnellabschaltung. Der Brennstoff erhitzte sich stark. Das Kühlwasser verdampfte schlagartig. Der Reaktordeckel konnte dem enormen Druck nicht standhalten. Zwei Explosionen mit Materialauswurf ereigneten sich, und die Anlage wurde stark beschädigt. Die konstruktionsbedingt großen Mengen an Graphit im Reaktor gerieten in Brand. Mit der starken Hitze gelangte Radioaktivität in große Höhen und verteilte sich über weite Teile Europas.“ (Quelle: Swissnuclear, Verband der Schweizer Kernkraftwerkbetreiber, hier).
**) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMBF). Adressiert war das Schreiben an den Leiter der Abteilung „Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen, Strahlenschutz, nukleare Ver- und Entsorgung“, Dr. Wolfgang Cloosters.
Ferner schreibt Cleve in dem Brief: „Bitte beachten Sie die enormen sicherheitstechnischen  und auch wirtschaftlichen Vorteile eines HTR beim Betrieb und später dann auch beim Rückbau. …. Die ‚Entsorgung’ des AVR kostet 625.000 Euro je Quadratmeter ‚Grüner Wiese’.   Da  braucht man kein ‚Asse’ und kein ‚Gorleben’. Das ‚Restgebäude’ kann man nutzen, wie man möchte, beispielsweise als Aussichtsturm für Wanderer mit Bistro. Genau so kann die Lösung für einen THTR aussehen. … Die Brennelement-Castoren können Sie im Freien aufstellen, da kann auch durch noch so ein schweres Erdbeben nichts passieren, es strahlt nichts mehr nach außen, es geht auch nichts kaputt. Sonne, Mond und Sterne und die Erde selbst strahlen radioaktiv viel intensiver, als jeder HTR-Spannbetonbehälter oder HTR-Brennelement-Castor. Warum werden diese Erfolge einer mit 8 Milliarden Steuermitteln erarbeiteten  Technik von der Politik nicht erkannt, aber auch, warum weigern sich EVU eine Technik ohne ‚Restrisiko’ in Zukunft zu bauen.“ EVU ist die Abkürzung für Energieversorgungsunternehmen.
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Die wahren Klimawandel-Leugner

Ich habe niemals die „Das-Ende-ist-nahe“-Hysterie geglaubt, welche Ron Stein und Ron Bailey so wunderbar eingefangen haben, einschließlich der Krise der globalen Abkühlung. Das tue ich auch heute nicht – und mit Sicherheit nicht beim zentralen Punkt des Earth Day dieses Jahres, nämlich der vermeintlichen Krise um globale Erwärmung, angeblich Kohlendioxid und Wasserdampf geschuldet – den gleichen Gasen also, die Menschen und Tiere ausatmen und die Pflanzen unabdingbar für ihr Gedeihen brauchen. Man sagt uns, die Krise sei beispiellos und stellt eine existentielle Bedrohung für die Menschheit und den Planeten dar.

Was mich fasziniert bei all dem ist die standfeste, oftmals widerlich arrogante Bestimmtheit von Wissenschaftlern, Politikern und Interessengruppen, welche die alarmistischen Themen hinaus posaunen – und prächtig davon profitieren – mit der sie jedwede Wissenschaft, Historie und Belege zurückweisen oder leugnen, die ihre Behauptungen unterminieren, wonach nichts dergleichen noch niemals zuvor passiert ist.

Die „höchsten Temperaturen jemals“ können gerade mal ein paar Zehntel- oder auch nur Hundertstelgrad über bisherigen Rekorden liegen, welche vor vielen Jahrzehnten gesetzt worden waren. Die Vereinigten Staaten mögen eine Rekordzeit von 12 Jahren ohne Hurrikane der Kategorie 3 bis 5 genossen haben, die schließlich 2017 von Harvey und Irma beendet wurde. Die Zahl verheerender Tornados könnte während der letzten 35 Jahre weitaus geringer gewesen sein als in den 35 Jahren davor, und das völlige Fehlen derselben im Jahr 2018 könnte wirklich beispiellos gewesen sein. Heutige Überschwemmungen und Dürren sind vielleicht nichts im Vergleich zu früheren Überschwemmungen oder den Dürren, die über mehrere Jahrzehnte hinweg Anasazi, Maya und andere Zivilisationen ausgelöscht haben.

Allerdings bestehen die Alarmisten darauf, dass Klima und Wetter der Erde stabil waren und sich nie geändert haben, bis die Menschen begannen, Kohle, Öl und Gas zu verbrauchen. Wir müssen fossilen Treibstoffen jetzt entsagen, heißt es, egal welche Folgen deren Ersatz in Gestalt von Biotreibstoffen, Batterien, Solar (und der Abbau von Rohstoffen zur Herstellung derselben) für Flora und Fauna, für Landschaften und Menschenrechte haben. Ihre Loslösung von der Realität ist wirklich erstaunlich.

Genauso faszinierend ist deren Auffassung, wonach schmelzende Gletscher etwas völlig Neues sind. Sie gehen so weit, allen Ernstes zu behaupten, dass alles einfach toll war, bevor die Gletscher in Amerika, Europa und Grönland vor ein paar Jahrzehnten zu schmelzen begannen, wodurch wir von einem katastrophalen Anstieg des Meeresspiegels bedroht wären. Sie gehen sogar noch weiter und behaupten, dass es niemals Eiszeiten gegeben hatte; dass Kilometer dicke Eisschilde niemals ein Drittel der Nordhemisphäre überdeckt hatten, immer wieder, mit milden Perioden dazwischen. Und sie leugnen, dass der Meeresspiegel seit der Eiszeit im Pleistozän um rund 12 Meter gestiegen ist.

Sie gehen so weit zu behaupten, dass es die Römische und die Mittelalterliche Warmzeit nie gegeben hat und ihnen nicht die Kleine Eiszeit nachfolgte, als Priester Exorzismus-Riten vollzogen, um Gott zu bitten, die Gletscher davon abzuhalten, bis in die Alpendörfer vorzudringen.

Jüngstes Beispiel: Von Regierungen und Universitäten beauftragte Forscher fanden jüngst zahlreiche Artefakte der Wikinger [in deutscher Übersetzung beim EIKE hier] auf einem norwegischen Gebirgspass, auf dem mindestens 700 Jahre lang reger Verkehr herrschte, der jedoch dann unter dem Eis begraben worden und für die Historie etwa 1000 Jahren lang verloren war. Die Anwohner nutzten den etwa 670 Meter langen Pass, um von Sommer- zu Winterquartieren zu wechseln, sowie als Handelsweg.

Alarmisten bestehen darauf, dass die Erwärmung fossilen Treibstoffen geschuldet ist, und sie leugnen, dass sie einfach Teil natürlicher Klimazyklen ist. Während der letzten Jahre sind immer neue Belege für Warm- und Kaltzeiten der Vergangenheit ans Licht gekommen.

Im Jahre 1991 fanden Wanderer aus Deutschland die stark tätowierten Überreste von Ötzi, dem Gletschermann in den Ötztaler Alpen auf einer Höhe von etwa 3000 Metern. Neben ihm fand man einen Langbogen, eine Bärenfellmütze und andere Artefakte. Er starb vor etwa 5300 Jahren an einer Pfeilwunde und hatte Blut von mindestens vier verschiedenen Menschen an seiner Kleidung und seinen Waffen. Er ist ein weiterer entscheidender Beweis, dass diese alpinen Höhen während Warmzeiten der Vergangenheit bewohnt waren.

Touristen und archäologische Teams haben auch Teile von Schuhen, Lederbekleidung, Fragmente einer Holzschüssel und zahlreiche andere Gegenstände aus der Zeit von 3000 bis 4500 v. Chr. entdeckt, die aus dem alpinen Eis aufgetaucht sind. Sie gehören zu den ältesten je in den Alpen gefundenen Gegenständen. Auch eine Nadel aus der Bronzezeit, römische Münzen und frühmittelalterliche Artefakte wurden gefunden. Sie zeigen, wie diese Bergpässe und Wege, die in kalten, stärker vergletscherten Perioden nicht passierbar waren, in periodisch wärmeren Jahrhunderten als wichtige Handelswege dienten.

Norwegische Eisschilde zeigen das gleiche Muster von Ausdehnung und Schrumpfung wie die Alpengletscher, sagt der norwegische Gletscherforscher Atle Nesje. Die archäologischen Funde „scheinen sehr gut zu unseren Gletscher-Rekonstruktionen zu passen“, fügt er hinzu. Das hilft uns, Klimawandel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft viel besser zu verstehen.

Jahre lange Forschungen von Wissenschaftlern aus der Schweiz und anderen Ländern haben ähnliche Funde zutage gefördert – manchmal menschliche Artefakte, aber auch Überbleibsel von Pflanzen und Tieren in Gebieten mit jüngst erfolgtem Eisrückzug. An einer Stelle der Schweizer Alpen fand der Geologieprofessor Christian Schlüchter von der Universität Bern Holzscheite mit einer Dicke von 30 bis 60 cm sowie die Reste eines Moores. Schmelzwasser hatte dieses Holz unter dem Gletscher hervor gespült. Das bedeutet, dass das Eis dort wohl kaum „ewig“ sei, sagt er. Es gab zahlreiche wärmere Perioden mit viel weniger Eis als heute.

Tatsächlich zeigt das C14-Datierungsverfahren zehn „eindeutig definierte Zeitfenster“ während der letzten 10.000 Jahre – Zeitfenster, in denen die Gletscherzungen in den Alpen bis zu 300 Meter höher lagen als heute. Das bedeutet, dass die Alpen während langer früherer Epochen viel grüner waren als heute“, folgert Schlüchter.

[Siehe hierzu auch seinen Vortrag auf der jüngsten EIKE-Tagung im Dezember 2019. Anm. d. Übers.]

In den Anden Argentiniens tauchten Inka-Kinder auf, die vor 500 Jahren geopfert worden waren.

Vor der Küste Floridas fand das archäologische Taucherteam von Mel und Deo Fisher nicht nur die berühmte spanische Galeone Nuestra Senora de Atocha, die während eines schweren Hurrikans im Jahre 1622 sank, oder das britische Sklavenschiff Henrietta Marie, das während eines Hurrikans um 1700 sank, nachdem es 190 Afrikaner in Jamaika zurückgelassen hatte, um als Sklaven verkauft zu werden. Sie fanden auch verkohlte Überreste von Bäumen, Kiefernzapfen und andere Überreste eines Waldbrandes vor 8.400 Jahren, als dieses riesige Meeresgebiet noch weit oberhalb des heutigen Meeresspiegels lag!

Sogar ein ganzer Wald wurde entdeckt, welcher vom schmelzenden Mendenhall-Gletscher nahe Juneau in Alaska freigegeben wurde. Zahlreiche Überreste dieses Waldes wurden über viele Quadratmeter verstreut gefunden. Es sind Überreste eines Waldes, der hier bis zu 2350 Jahre lang prächtig gediehen war, bis er vor rund 1000 Jahren unter dem vorrückenden Eis verschwand.

Die Chronik verblüffender Funde in schmelzenden Gletschern ließe sich noch ewig fortsetzen. Die bedeutendste Lektion daraus ist, dass unser gegenwärtiges Klima nichts als ein zeitlicher Schnappschuss ist – auf einem vitalen Planeten, auf dem Klimawandel und Extremwetter „real“ waren seit Anbeginn der Zeit. Nur ein die Wissenschaft leugnender Klima-Alarmist wird es ablehnen, dies zur Kenntnis zu nehmen. Einfach gesagt, nichts von dem, was wir heute sehen, ist „beispiellos“.

Nun könnte es das Kohlendioxid und der Wasserdampf von wiehernden, schnaubenden Pferden, Ochsen und Menschen gewesen sein – Menschen, die bis zum Rand der Erschöpfung das tun mussten, was unsere fossil befeuerten Fahrzeuge und Ausrüstung heute für uns tun – was die vielen Klimawandel der Vergangenheit ausgelöst hatten. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie einem komplexen und immer noch kaum verstandenen Zusammenspiel solarer und anderer natürlicher Kräfte geschuldet waren.

Klima-Alarmisten wollen diese über diese natürlichen Fluktuationen nicht diskutieren, wenn sie dieselben nicht gleich rundweg leugnen. Aber der Rest von uns sollte genau das tun. Die Erweiterung unserer Kenntnisse bzgl. dieser Kräfte werden es uns ermöglichen, zukünftige Klimawandel besser vorhersagen zu können sowie uns darauf vorbereiten und uns an sie anpassen. Falls man weiter Kohlendioxid und andere „Treibhausgase“ in den Vordergrund stellt als einzige Ursache von Klimawandel und Extremwetter, dann wird sichergestellt, dass wir niemals die politisch getriebenen Kämpfe hinter uns lassen werden, in die wir derzeit verstrickt sind.

Autor: Paul Driessen is senior policy advisor for CFACT and author of Cracking Big Green and Eco-Imperialism: Green Power – Black Death
Link: https://www.cfact.org/2020/04/26/the-real-climate-change-deniers/
Übersetzt von Chris Frey EIKE




Replik auf Peter Nahamowitz: Der Wunsch als Vater des Gedankens

Der Beitrag ist in naturwissenschaftlicher Hinsicht vernünftig begründet und plausibel. In rechtlicher Hinsicht ist er aber leider unzureichend, was den juristisch gebildeten Leser verärgert, zumal Nahamowitz einen Titel als ehemaliger Professor führt.

  1. Nahamowitz kritisiert, dass die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten bei der erstmaligen Anordnung der Corona-Maßnahmen am 23.03.2020 keine ausreichende Lageanalyse vorgenommen, sondern dem Robert-Koch-Institut vertraut hätten. Diese Kritik ist oberflächlich und unsachlich. Wem hätten die Bundesregierung – und die Landesregierungen – denn am Anfang der Krise im März 2020 sonst vertrauen sollen? Das Robert-Koch-Institut war von 1952 bis 1994 der wesentliche Kern des Bundesgesundheitsamtes. Auch heute ist es noch eine selbständige Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten. Die Regierenden in Bund und Ländern waren und sind im Hinblick auf Seuchen und Pandemien Laien. Sie mussten also zwangsläufig Sachverständige und Experten zu Rate ziehen. Darin lag kein Rechtsfehler, völlig unabhängig davon, was das RKI zu dem Corona-Virus im Einzelnen inhaltlich erklärte. Selbst wenn sich die dortige Einschätzung später in Teilen als fehlerhaft herausstellen sollte, handelte es sich um ein sachverständiges Institut, welches mit Experten besetzt war und welches auf die Frage von Infektionskrankheiten spezialisiert war. Es war daher rechtlich nicht zu beanstanden, ein solches Institut nach seiner Meinung zu befragen. Im Übrigen versteht es sich von selbst, dass der Bund und die Länder am 23. März noch nicht die Erkenntnisse hatten, die sie heute haben.

Nahamowitz lässt in diesem Rahmen auch völlig unerwähnt, dass es seit 2013 eine Risikoanalyse gab, die anfangs der Krise berechtigten Anlass zu großer Sorge gab. In der Drucksache des Deutschen Bundestages 17/12051 wurde der Bericht vom 03.01.2013 über eine Risikoanalyse „im Bevölkerungsschutz“ 2012 vorgestellt. Neben einer Gefahr durch extremes Schmelzhochwasser der Mittelgebirge wurde das Risiko durch eine Pandemie mit dem Virus Modi SARS analysiert. Wenn man sich das damals entworfene Szenario anschaut, hatten die Analysten geradezu hellseherische Fähigkeiten, dass nämlich ein Corona-Virus aus Fernost nach Deutschland und Europa kommt und sich hier pandemisch ausbreitet. Die Risikoanalyse kam zum Ergebnis (Anhang 4, Seite 64), dass in einer ersten Erkrankungswelle 29 Millionen Menschen in Deutschland daran erkranken, in einer zweiten Welle 23 Millionen und in einer dritten Welle 26 Millionen. Außerdem ging die Analyse davon aus, dass in Deutschland innerhalb von drei Jahren 7,5 Millionen Menschen an dem Virus sterben würden!
Hätten die Bundesregierung und die Landesregierungen also nach Auffassung von Nahamowitz in Kenntnis dieser Risikoanalyse bei Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 die Hände in den Schoß legen und seelenruhig dabei zuschauen sollen, wie eine unbestimmte Vielzahl von Menschen, u.U. bis zu 7,5 Millionen, in den nächsten Jahren sterben? Selbstverständlich nicht. Selbstverständlich wäre eine solche Untätigkeit der Regierenden verfassungswidrig gewesen, weil sie die Pflicht des Staates, das Leben und die Gesundheit seiner Bürger zu schützen, eklatant verletzt hätte.

  1. Die Argumentation von Nahamowitz ist in zeitlicher Hinsicht unlogisch und nicht nachvollziehbar. Er beruft sich u.a. auf eine Anfang April 2020 von einer Forschergruppe um den Bonner Virologen Hendrik Streek erhobene repräsentative Stichprobe mit 1.000 Probanden sowie auf die Auskünfte des Rechtsmediziners Klaus Püschel bei Markus Lanz am 9. April 2020. Man braucht nicht lange nachzudenken, um festzustellen, dass den Regierenden am 23. März 2020 solche Geschehnisse vom Anfang April 2020 bzw. vom 9. April 2020 nicht bekannt waren und auch gar nicht bekannt sein konnten. Auch wenn man viel von Bundeskanzlerin oder Ministerpräsidenten verlangen kann: Hellseherei gehört nach dem Grundgesetz nicht zur Job-Beschreibung der genannten Ämter.

Im Übrigen bleibt Nahamowitz die Erklärung dafür schuldig, weshalb beinahe alle Länder der westlichen Welt im März 2020 das Risiko ebenso hoch einschätzten und ähnlich drastische Mittel ergriffen haben wie Deutschland, obwohl diese anderen Länder nicht vom Robert-Koch-Institut beraten wurden.
 

  1. Nahamowitz irrt auch in einem weiteren Punkt. Er schreibt: „Dass zum Zeitpunkt des ersten Beschlusses das Bonner Forschungsergebnis noch nicht vorlag, spielt keine Rolle, da es zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit einer Maßnahme auf die Kenntnis oder Unkenntnis entscheidungsrelevanter Fakten auf Seiten der handelnden staatlichen Stelle nicht ankommt“. Dieser Satz ist juristisch schlicht und einfach unzutreffend.

In der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ist anerkannt, dass dem Gesetzgeber bei der Einschätzung der Auswirkung neuer Regelungen im Hinblick auf die Verhältnismäßigkeit ein beträchtlicher Spielraum zusteht (BVerfGE 110, 177, 194). Dies gilt für die Exekutive in ähnlicher Weise (Jarass/Pieroth, Kommentar zum GG, 14. Auflage 2016, Art. 20 Rn. 126). Der Beurteilungsspielraum hängt von der Eigenart des jeweiligen Sachbereichs, den Möglichkeiten, sich ein hinreichend sicheres Urteil zu bilden und der Bedeutung der auf dem Spiel stehenden Rechtsgüter ab (BVerfGE 50, 290, 332; 90, 145, 173). Es ist dabei auf die Beurteilung abzustellen, die dem Gesetzgeber bei der Vorbereitung des Gesetzes möglich war (BVerfGE 25, 1, 17; 113, 167, 234).
Im Gegensatz zu den falschen Ausführungen von Nahamowitz kommt es also bei der Beurteilung der Verhältnismäßigkeit nicht allein auf die Lage an, wie sie sich ex-post darstellt (denn nachher ist man immer klüger), sondern ganz wesentlich auch auf die Erkenntnismöglichkeiten von Exekutive und Legislative in der ex-ante-Situation. Es ist nicht nachvollziehbar, wie ein Jurist solche Behauptungen aufstellen kann, die im klaren Widerspruch zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts stehen.
 

  1. In einer weiteren Passage ist der Beitrag ebenfalls fehlerhaft. Nahamowitz schreibt u.a. „Die Verfassungswidrigkeit kann im Wege der Verfassungsbeschwerde von den Betroffenen (das sind alle Bürger) gem. Art. 93 Abs. 1 Nr. 4a vor dem BVerfG geltend gemacht werden. Nach § 32 BVerfGG ist auch ein Eilantrag zum BVerfG zulässig“. Diese Aussage ist zwar vom Wortlaut her richtig, im praktischen Ergebnis aber falsch. Denn der Bürger kann gerade nichtsofort und unmittelbar das Bundesverfassungsgericht anrufen. Vielmehr heißt es in § 90 Abs. 2 S. 1 BVerfGG: „Ist gegen die Verletzung der Rechtsweg zulässig, so kann die Verfassungsbeschwerde erst nach Erschöpfung des Rechtswegs erhoben werden“. Juristen nennen das den Grundsatz der Subsidiarität. Gegen jede Corona-Maßnahme gab und gibt es aber einen Rechtsweg, nämlich denjenigen zu den Verwaltungsgerichten, entweder durch Erhebung einer Normenkontrollklage nach § 47 VwGO beim jeweiligen Oberverwaltungsgericht oder durch Erhebung einer negativen Feststellungsklage nach § 43 VwGO beim jeweiligen Verwaltungsgericht. Die sofortige Anrufung des Bundesverfassungsgerichts mit einer Verfassungsbeschwerde gegen die Corona-Maßnahmen ist daher in der Regel unzulässig, was auch Nahamowitz wissen sollte.
    Soweit er auf den einstweiligen Rechtsschutz nach § 32 BVerfGG abstellt, hat er übersehen, dass auch dieser grundsätzlich unter dem Vorbehalt der Subsidiarität nach § 90 Abs. 2 S. 1 BVerfGG steht (z.B. BVerfG-K 22/15 vom 16.07.2015, BVerfG-K 35/15 vom 28.09.2015). In Ausnahmefällen wäre ein solcher Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung nur dann überhaupt zulässig, wenn der Antragsteller darlegen würde, dass er bei den Verwaltungsgerichten oder dem jeweiligen Oberverwaltungsgericht keinen einstweiligen Rechtsschutz in angemessener Zeit erhalten kann. Nahamowitz versäumt es, auch diese „Kleinigkeit“ zu erwähnen, an der jedoch 99 Prozent aller Eilanträge beim Bundesverfassungsgericht scheitern, u.a. auch der Eilantrag von Rechtsanwältin Beate Bahner. Eine solche Darstellung der Rechtslage, wie sie durch Nahamowitz erfolgt, hilft dem nach Recht suchenden Bürger nicht weiter und gaukelt ihm eine Erfolgsaussicht vor, die in Wahrheit nicht besteht.

 

  1. Richtig ist allein, dass die weitere Aufrechterhaltung der Maßnahmen ab dem 20. April 2020 mit jedem Tag problematischer wird und sich in großen Schritten der Unverhältnismäßigkeit und somit der Verfassungswidrigkeit annähert. Das hatte ich bereits ausgeführt in meinen Beiträgen „Dürfen die das überhaupt?“ und „Corona und das Grundgesetz“, die beide hier bei EIKE erschienen sind.

Inzwischen liegen auch neue Erkenntnisse vor, u.a. von dem bereits erwähnten Virologen Streek, von dem erwähnten Rechtsmediziner Püschel sowie vom RKI bzw. der Johns-Hopkins-Universität über die weitere Entwicklung der Infektions- und Todeszahlen, die allesamt am 23. März noch nicht vorlagen. In Anbetracht dieser neuen Erkenntnisse stellen sich mittlerweile die meisten der Maßnahmen seit dem 20. April 2020 als unverhältnismäßig und verfassungswidrig dar. Leider hat Deutschland nicht so fähige Politiker wie Österreich, wo Bundeskanzler Kurz schnell und konsequent in den Lockdown hineinging und jetzt ebenso zügig und konsequent, insbesondere mit nachvollziehbaren Terminen, wieder aus dem Lockdown hinausgeht.
 
Fazit:
Wenn Sie gegen die Aufrechterhaltung der Corona-Maßnahmen seit dem 20. April 2020 gerichtlich vorgehen möchten, besteht die Möglichkeit, dass Sie Erfolg haben könnten. In Einzelfällen haben die Gerichte den klagenden Bürgern schon Recht gegeben.
Wenn Sie allerdings die Corona-Maßnahmen zwischen dem 23. März und dem 19. April 2020 gerichtlich angreifen oder deswegen Schadensersatz verlangen wollen, wie es Nahamowitz andeutet, werden Sie nach meiner Prognose mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern und vor Gericht „Schiffbruch“ erleiden.
 




Wie der Bund Naturschutz Bayern vor der schlimmen Frühjahrs­trockenheit rettet

Den Bauern hilft nur der beschleunigte Abschied von Öl, Gas und Kohle

Wenn die „Nordbayerischen Nachrichten“ mal keinen Platz für Klimapropaganda haben, übernimmt den Part wieder (in der Regel allerdings parallel) die SZ. Die Gelegenheit ist günstig, denn das Frühjahrswetter ist ausnehmend sonnig – früher nannte man das schön – und die Bauern beginnen (wieder) zu klagen.
Eine gute Gelegenheit für den Bund Naturschutz, sich auch ins Gespräch zu bringen, indem er eine Pressekonferenz über das Frühjahrswetter und sein Wissen darüber durchführt. Die SZ berichtete darüber (kurzer Auszug):
[1] SZ 24. April 2020: Nürnberg: Trockenheit bedroht Felder und Wiesen
Der fehlende Regen dieses Frühjahr alarmiert Bauern und Naturschützer gleichermaßen. Das dritte, zu trockene Jahr in Folge führt dazu, dass die Wintersaaten des vergangenen Herbstes auf den Feldern verdorren … nach den Daten des Deutschen Wetterdienstes hatte es zwar im Februar viel geregnet, doch ist die Bodenfeuchte in vielen Teilen Deutschlands bereits wieder ungewöhnlich niedrig … Die Situation ist für Land- und Forstwirtschaft wirklich dramatisch, sagte der BN-Vorsitzende Richard Mergner. Er fordert insbesondere von Staatsregierung und CSU vollen Einsatz für den Klimaschutz und den beschleunigten Abschied von Öl, Gas und Kohle.

Es wäre interessant, wenn man den Bauern die Subventionen streichen würde, um den von v. d. Leyen forcierten Klimaumbau in der EU finanzieren zu können. Wie schnell kämen sie dann wohl auf andere (klimatische) Überzeugungen?

Das dritte, zu trockene Jahr in Folge …

… haben wir klimatisch nur, sofern man überzeugt ist, der Natur vorschreiben zu können, wie es sich zu verhalten hat und dass unser (an beliebiger Stelle gezogene Mittelwert) – gefälligst von der Natur einzuhalten sei. Mit viel Hintergrundmaterial wurde es kürzlich bereits in mehreren Artikeln dargestellt:
EIKE 25. April 2020: [] Wenn Medien immer nur Personen mit der gleichen Meinung fragen, können sie (und diese Personen) nie gescheiter werden
EIKE 16. März 2020: [] Auch ich kann den Klimawandel persönlich spüren
Was ein Satz wie mit den drei schlimmen Jahren wirklich klimatisch bedeutet, lässt sich aus einem Pressetext nicht ersehen. Schon ein kurzer Blick in Wetter-Messdaten zeigt es jedoch anschaulich:
Das letzte Frühjahr war eher feucht. Die davor nicht besonders trocken und vor allem: Die Klimasimulationen des DWD sehen nicht entfernt einen Trend zur Austrocknung!

Bild 1.1 Deutschland, Niederschlag Frühling mit Simulationsvorschau zum Jahr 2100. Quelle: DWD-Viewer. (Vom Autor ergänzt)


Als Anomalie lässt sich das optisch viel besser manipulieren. Es sieht einfach viel schlimmer aus, wenn man alles bis zum Mittelwert – also generell die Hälfte des Niederschlags – in „schlimmes“ Gelb einfärbt. Dass die Regressionsgerade stetig mehr Niederschlag ausweist, geht darin unter.

Bild 1.2 Deutschland, Niederschlag Frühling mit Regressionsgeraden. Quelle: DWD-Viewer


Und wieder die Nachschau, ob das Wetter in Bayern davon eine Ausnahme macht und dort trotzdem eine lokale Frühjahrstrockenheit wütet? Allerdings, die Messdaten und die Klimasimulationen des DWD sehen auch in diesem Bundesland absolut nichts davon:

Bild 2.1 Bayern, Niederschlag Frühling mit Simulationsvorschau zum Jahr 2100. Quelle: DWD-Viewer. (Vom Autor ergänzt)


Bild 2.2 Bayern, Niederschlag Frühling mit Regressionsgeraden. Quelle: DWD-Viewer


Nun kann der Frühling auch täuschen und über die Jahre gesehen, verhält es sich vollkommen anders. Nur genau das zeigt der Jahresniederschlag ebenfalls nicht. Auch er nimmt – mit den üblichen, teils extremen Schwankungen – stetig zu.

Bild 3 Deutschland, Jahresniederschlag. Quelle: DWD-Viewer


Wichtig scheint wohl „Das dritte zu trockene Jahr in Folge“ zu sein. Steckt dahinter der Schlüssel zum Klimawandel?
Für Deutschland zeigt die 3-Jahres-Summe des Frühjahrsniederschlags keine Besonderheit. Sie liegt zwar nicht gerade mittig im Trendkanal, aber recht nahe daran. Die Verlaufsgrafik lässt nur einen Schluss übrig: Trocken wie aktuell und die letzten drei Jahre ist in Summe das Frühjahr seit Beginn der Messungen nicht nur oft, sondern regelmäßig.

Bild 4 Deutschland, Niederschlag Frühling: gleitende 3-jahres-Summe. Quelle: DWD-Viewer. Grafik daraus vom Autor erstellt)


Und wieder der der Blick in das laut dem Landesvater Söder und dem Bund Naturschutz extrem und Klimawandel-bedingt besonders betroffenen Bayern: Der Niederschlag ist nicht gerade hoch, aber im langjährigen Vergleich überhaupt nicht zu gering. Allerdings wurde Bayern die letzten Jahrzehnte durch den Klimawandel von hohem Frühlingsniederschlag geradezu „verwöhnt“ (die Bauern, nicht die Freiluft-Gastronomie). Wer sich an etwas „gewöhnt“ hat, vermisst es, besonders, wenn man dafür nichts tun musste …

Bild 5 Bayern, Niederschlag Frühling: gleitende 3-jahres-Summe. Quelle: DWD-Viewer. Grafik daraus vom Autor erstellt)


Noch deutlicher zeigen sich die früher schlimmeren und erheblich umfangreicheren Trockenzeiten im Frühjahr in der Summierung über vier Jahre:

Bild 6 Bayern, Niederschlag Frühling: gleitende 4-jahres-Summe. Quelle: DWD-Viewer. Grafik daraus vom Autor erstellt)

Die Klimasimulationen weisen den Weg …

Wie in allen vorhergehenden Sichtungen des Autors, findet sich weiterhin kein Beleg, dass das sich ständig wandelnde Klima bei uns zu mehr Frühjahrstrockenheit führen würde. Aber einen Beleg, dass die berichtenden Bauern – die es trotzdem spüren können – keine Ahnung vom Klimaverlauf, wie ihn die Messwerte ausweisen haben. Trotzdem eine inzwischen oft benutzte Weise der „Belegführung“, wenn die Fakten das Gegenteil sagen:
[3] EIKE 10.05.2017: Die Volkshochschule Hannover und ihre Ausstellung: Wir alle sind Zeugen – Menschen im Klimawandel
[4] EIKE 03.07.2019: Wozu (gegenteilige) Messwerte betrachten? Den Klimawandel fühlt doch jeder
In der originalen BN-Pressemitteilung erfährt man dann, wie der BN auf seine Aussage kommt:
[2] BN Pressemitteilung 24.04.2020: Bei den Klimaprojektionen ergibt sich, dass die Trockenheit in Bayern zunimmt, je weiter man nach Nordosten kommt …
Zwar sieht man im DWD-Viewer die Klimaprojektionen (und darin nicht die Spur einer sich verschärfenden Frühjahrstrockenheit), doch irgendwelche scheint der BN gefunden zu haben, die solches ausweisen.
Dazu verweist die BN-Pressemitteilung auf einen Link zum DWD, nach dem man auf die folgende Information gelangt:

Bild 7 DWD-Info


Und darin zeigt der DWD eine „Vorschau“:
Die Jahre 2022 – 2026 könnten in Süddeutschland deutlich zu trocken werden
Als zweites Beispiel wird die aktuelle dekadische Basis-Klimavorhersage für den Niederschlag über Deutschland gezeigt. Hier wird die Wahrscheinlichkeit vorhergesagt, mit welcher der zukünftige Zeitraum trockener, vergleichbar oder feuchter sein wird als im Vergleichszeitraum 1981 – 2010. In dieser Wahrscheinlichkeitsvorhersage wird aus der Verteilung der zehn Ensemble-Vorhersagen die Eintrittswahrscheinlichkeit für jede dieser drei Kategorien ermittelt. Die Klimavorhersage wird als Balkendiagramm beispielhaft für die südliche Region Deutschlands gezeigt. Für das
Jahr 2020 wird die normale Kategorie mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 50 Prozent vorhergesagt. Die grüne Ampel spricht für hohe eine Vorhersagegüte. In den Fünfjahreszeiträumen 2020 – 2024 und 2022 – 2026 liegt die Wahrscheinlichkeit trockener Jahre bei 50 – 70 Prozent. Allerdings ist die Vorhersagegüte geringer.

Bild 8 DWD Vorhersage Feuchte Süddeutschland des DWD


Was der DWD damit mitteilt (und der BN gierig aufgreift), muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:
Für das längst begonnene Jahr 2020, sieht sich der DWD voller Stolz in der Lage, die Feuchte mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % „vorherzusagen“, wobei „Normal“ als wahrscheinlichstes Ergebnis ausgewiesen ist.
50 % Wahrscheinlichkeit ist haargenau die Genauigkeit eines Münzwurfes – also des reinen Zufalls – und keinen Cent besser! Eine Abfrage an einem beliebigen Stammtisch hätte dafür genügt (geht zur Corona-Zeit allerdings nicht, deshalb wohl die aufwendigen und teuren Simulationsspielereien).
Und nach dieser „Präzision“ für die restlichen paar Monate dieses Jahres, traut sich der DWD, es weiter bis zum Jahr 2029 „vorherzusagen“. Sagt aber gleich dazu: … liegt die Wahrscheinlichkeit trockener Jahre bei 50 – 70 Prozent. Allerdings ist die Vorhersagegüte geringer …
Wer sich mit Wahrscheinlichkeitsaussagen auskennt, liest das so (rein persönliche Interpretation des Autors, durch keine Studie erhärtet): Um zur gewünschten? Aussage „mehr Trockenheit“ zu gelangen, müssten wir den Vertrauensbereich ausweiten (also auch eher unwahrscheinliche Szenarien in die Betrachtung mit aufnehmen). Das führt allerdings dazu, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit dafür gering ist. Wenn man die Reihenfolge in der Aussage umdreht: Zuerst das Szenario meldet und erst dann verklausuliert zugibt, dass es eher unwahrscheinlich eintritt, fällt es bestimmt den Wenigsten auf.
Da auch die Wenigsten unsere Viewergrafiken kennen, sehen sie auch nicht, wie diese Aussage unseren eigenen Simulationsläufen widerspricht
(beziehungsweise zeigen die Viewergrafiken, dass man mit selektivem Herauspicken einzelner Simulationsläufe jedes (gewünschte) Ergebnis vorzeigen kann).
Und genau so ist es. Der Bund Naturschutz ist ein beredtes Beispiel.

Immer öfter als Starkniederschlagsereignisse

Wenn man keinerlei Wert auf eine seriöse Aussage legt, lässt sich der Klimaschrecken problemlos mit der üblichen Rhetorik zusätzlich garnieren:
[2] BN Pressemitteilung 24.04.2020: Beispiel Unterfranken
Hotspot des Klimawandels: … der Norden Bayerns, kaum mehr als 500 Liter Niederschläge pro Quadratmeter jährlich, schlecht verteilt, immer öfter als Starkniederschlagsereignisse, die der Boden kaum in der Lage ist aufzunehmen.

Der Autor hat in vielen Sichtungen alles einschlägige Material – inclusive Publizierungen der Bayerischen Landesregierung – angesehen. Nirgendwo zeigt sich in Deutschland dieses: „immer öfter als Starkniederschlagsereignisse“
anhand von Messwerten in der wahren Natur:
E
IKE 18.04.2018: Beeinflussungen durch Starkregen nehmen in Deutschland nicht zu. Mit schlecht angewandter Statistik lässt sich aber das Gegenteil „zeigen“ (Teil 2)
EIKE 18.04.2018: Beeinflussungen durch Starkregen nehmen in Deutschland nicht zu. Mit schlecht angewandter Statistik lässt sich aber das Gegenteil „zeigen“ (Teil 1)
Anstelle von Texten ist gerade beim Starkniederschlag der gemessene Verlauf am aussagekräftigsten:

Bild 9 Nürnberg, Verlauf Tagesniederschlag seit 1936. Grafik anhand der DWD-Messdaten vom Autor erstellt


Bild 10 Würzburg, Verlauf Tagesniederschlag seit 1936. Grafik anhand der DWD-Messdaten vom Autor erstellt


Die folgenden Extremniederschlags-Grafiken stammen von einem Klimabericht unter Federführung der Bayerischen Landesregierung.
Bis auf wenige Regionen nimmt der maximale Tagesniederschlag ab. Und in fast allen ausgerechnet im Sommerhalbjahr, wo laut der „AGW-Klimawandellehre“ die Extremniederschläge zunehmen „müssen“ und es (aber nur) in Klimasimulationen auch tun.

Bild 11 [5] Gebiet M2 (Mittelfranken), Verlauf maximaler, jährlicher 1-tägiger Niederschlag seit ca. 1930

Bild 12 [5] Gebiet M3 (Mainfranken), Verlauf maximaler, jährlicher 1-tägiger Niederschlag seit ca. 1930

Bild 13 [5] Gebiet D8 (Naab, Oberpfalz), Verlauf maximaler, jährlicher 1-tägiger Niederschlag seit ca. 1930

Noch ein Blick zum Inn in Niederbayern, wo damals die Sturzflut von Simbach wütete, welche ganz bewusst immer wieder einem Klimawandel, anstelle dem wirklichen, eklatanten Behördenversagen zugewiesen wird:
[5] EIKE 24.01.2017: Jahrtausendhochwasser am 01.06.2016 in Simbach – so entstehen Menetekel des Klimawandels
Ausgerechnet im Sommerhalbjahr (das damalige Hochwasser geschah am 01.06.) nehmen die maximalen Niederschlagsspitzen seit Beginn der Grafik um 1930 geradezu extrem ab.

Bild 14 [5] Gebiet D14 (Inn), Verlauf maximaler, jährlicher 1-tägiger Niederschlag seit ca. 1930 (vom Autor ergänzt)

Hirnloser könnten die Forderungen nicht sein. Doch sie entsprechen dem Zeitgeist und ersparen jegliches Wissen und Denken

[2] BN Pressemitteilung: in dieser Situation fordern BUND Naturschutz und Bauern von Staatsregierung und Landtagspolitik entschiedenes Handeln für den Klimaschutz …
„Bayern muss Vorreiter einer konsequenten Klimaschutzpolitik werden“, so Richard Mergner, BN Landesvorsitzender.
… Nur dann wird es gelingen, die Erderwärmung, wie auf der Pariser Klimakonferenz beschlossen, auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Um eine Reduktion der Treibhausgase, wie Kohlendioxid, um 50 Prozent bis zum Jahr 2030 zu erreichen, müssen die dreckigsten Kohlekraftwerke sofort stillgelegt werden und Prioritäten für Energiesparen und Energieeffizienz auf allen Ebenen gesetzlich festgeschrieben werden“, so Mergner.

Immer neu lässt sich nur betonen, dass die einfache Legende vom klimazerstörenden CO2 es auch den Unbedarftesten ermöglicht, mit leicht googelbaren CO2-Minderungstaten die Welt zu „retten“ und es erlaubt, das auch noch als gute Tat zu publizieren, da bei der Bejahung des Klimawandels wirklich niemand auch nur entfernt Angst haben muss, sich mit seinem Unsinn zu blamieren.
Niemand, der gesellschaftlich etwas auf sich hält und noch irgendwo Erfolg haben möchte, wird es wagen, Sinn und Ergebnis zu hinterfragen, geschweige in ein Nutzenverhältnis zu setzen. Deshalb wird es hier wieder exemplarisch gemacht:
Bayerisches Landesamt für Umwelt: In Bayern lag der Pro-Kopf-Ausstoß 2017 bei rund 6,1 Tonnen …
… Bayern nimmt die Forderung des Weltklimarates ernst und hat sich zum Ziel gesetzt, die jährlichen energiebedingten CO
2-Emissionen bis 2025 auf 5,5 Tonnen je Einwohner zu verringern.
Schon in mehreren EIKE-Artikeln hat (nicht nur) der Autor vorgerechnet, wie hirnrissig die Deutschen Klimamaßnahmen sind, sobald man auch nur eine rudimentärste Nutzenbetrachtung durchführt, Bsp.:
[6] EIKE 30.01.2019: Jeder Erwerbstätige bezahlt doch gerne bis zu 12.000 EUR für eine Temperaturreduktion von weniger als 0,001 Grad im Jahr 2100
Daraus der „Klimanutzen“, welcher durch die Abschaltung der Braunkohlekraftwerke „entsteht“:

Bild 15 [6] „Klimanutzen“ der Braunkohle-Kraftwerksabschaltung

Die Abschaltung mindert 300 Millionen Tonnen CO2 im Jahr.
Bayern emittiert jährlich insgesamt ca. 80 Mt.
Wenn Bayern also ab sofort alle CO2-Emissionen auf Null heruntersetzt, verringert es die Welttemperatur im Jahr 2100 um sagenhafte 0,00034 Grad.
Die Landesregierung hat das Ziel, bis zum Jahr 2025 auf 5,5 t/Einwohner zu reduzieren, also ganz, ganz grob um 10 %. Bei Planerreichung ist damit eine Reduzierung der Globaltemperatur im Jahr 2100 von ca. 0,000034 Grad bewirkt.
Das ist wirklich nicht viel. Der BN-Vorsitzende, Herr Mergner hat dies sicher erkannt und fordert natürlich mehr, damit es eine „wahre“ Klimawirkung ergibt. Die kann er bei seinen Forderungen mit einer „Kältewirkung“ von maximal -0,00017 Grad für das Jahr 2100 dann bekommen.
Wer einen Sinn darin sieht, behauptet auch, die GRÜNEN hätten Klimakompetenz, wie beispielsweise die Redaktion des Lokalblattes des Autors.
Normalerweise würde niemand dafür mehr als homöopathische EURos spendieren. Wir leben jedoch nicht mehr in einer realen Welt. Seit Geld nicht mehr erarbeitet, sondern elektronisch „gedruckt“ wird, ist kein Fenster groß genug, um es schnell genug für irgendeine „Rettung“ hinauszuwerfen. Die „Freitagshüpfer“ hüpfen inzwischen ja auch virtuell. Warum soll das dann ein Nachteil sein.
Dass sie gegen das inzwischen mehr als uferlose Geldausgeben hüpfen sollten, weil dies ihr wirkliches – und vor allem sicheres – Zukunftsproblem werden wird, sagt ihnen ja keiner. Und um selbst darauf zu kommen, fehlt ihnen jegliches Wissen …
Der BN zeigt allerdings, dass dies nicht mit jugendlichem Alter korreliert.

Mit Denken könnte man auf Lösungen kommen

Ebenfalls immer wieder sei daran erinnert: Wenn Spitzentemperaturen bei uns wirklich „das“ Problem wären, müsste man dafür Sorge tragen, sie zu verringern.
Allerdings niemals durch den Versuch einer CO2-Verringerung, mit der man für Billiarden EURos Aufwand höchstens nicht mess- und schon gar nicht fühlbare Temperatur-Verringerungen erreichen kann, sondern indem die städtischen Wärmeinseln konkret angegangen und reduziert werden:
[7] EIKE 08.05.2018: CO2-Zertifikatekosten: Wirkungsloser kann Klimak(r)ampf nicht betrieben werden, doch alle Altparteien plädieren dafür

Bild 16 [7] Quantifizierte Wärmeinseleffekte von Großstädten in NRW. Bild vom Autor ergänzt

Das gilt nicht nur für NRW. In Bayern hat München Wärmeinseleffekte von bis zu 10 Grad und das beschaulich-verschlafene Würzburg immer noch von 5 Grad.
Man stelle sich vor, die Billiarden an „Klima-Umbaukosten“ würden direkt in Vor-Ort-Maßnahmen gesteckt. Alleine Kühlmöglichkeiten für am schlimmsten betroffene Wohnungen und Seniorenheime ergäben sofort messbare und nicht erst im Jahr 2100 homöopathische – mit Thermometern nicht entfernt messbare – Erfolge.
Eine solche Idee würde dem Bund Naturschutz (und den GRÜNEN) jedoch niemals „Kunden“ zutreiben.
Auch Söders CSU bekäme dadurch keine zusätzliche Stimme (obwohl: vielleicht wäre es, ehrlich als Abgesang auf die bisher ausschließlich verfolgte Klimahysterie und endlich Akzeptanz der Messdaten „verpackt“, der Beginn „alter“ Politikzeiten für die CSU).
Quellen
[1] SZ 24. April 2020: Trockenheit bedroht Felder und Wiesen
[2] BN Pressemitteilung 24.04.2020: Trockenheit zunehmendes Problem für die Landwirtschaft
[3] EIKE 10.05.2017: Die Volkshochschule Hannover und ihre Ausstellung: Wir alle sind Zeugen – Menschen im Klimawandel
[4] EIKE 03.07.2019: Wozu (gegenteilige) Messwerte betrachten? Den Klimawandel fühlt doch jeder
[5] Bayerisches Landesamt für Umwelt (Federführung): KLIWA Monitoringbericht 2016 Niederschlag Zusätzliche Auswertungen für die KLIWA-Untersuchungsgebiete
[5] EIKE 24.01.2017: Jahrtausendhochwasser am 01.06.2016 in Simbach – so entstehen Menetekel des Klimawandels
[6] EIKE 30.01.2019: Jeder Erwerbstätige bezahlt doch gerne bis zu 12.000 EUR für eine Temperaturreduktion von weniger als 0,001 Grad im Jahr 2100
[7] EIKE 08.05.2018: CO2-Zertifikatekosten: Wirkungsloser kann Klimak(r)ampf nicht betrieben werden, doch alle Altparteien plädieren dafür