2020 zum wieder­holten Mal sehr ungünstiger Frühling in Teilen Deutsch­lands – häuft sich Extrem­wetter? Teil 2

Teil 2: Einige aktuelle Besonderheiten und Folgen der Witterungsanomalien

Niederschlag: Wird es wirklich immer trockener?
Zwischen Mitte März und Ende April 2020 erlebten weite Teile Deutschlands zum wiederholten Male eine sehr regenarme Periode – Anlass genug, ähnlich wie in Teil1, einmal das lang- und kurzfristige Niederschlagsverhalten (das DWD-Flächenmittel ist ab 1881 verfügbar) zu betrachten:

Abbildungen 1a und 1b: Niederschlagsentwicklung aller meteorologischen Jahreszeiten im Deutschland-Mittel langfristig (ab 1881) und seit 1979. Nach einer Zunahme, die bis etwa zur Jahrtausendwende außer dem Sommer alle Jahreszeiten betraf, wurde es kurzfristig bislang nur im Frühjahr merklich trockener, was aus agrarwirtschaftlicher Sicht ungünstig ist, denn im April/Mai benötigen die meisten Kulturen besonders viel Wasser.


Weniger Luftfeuchtigkeit – Menetekel der Austrocknung Deutschlands?

Abbildung 2: Merkliche Abnahme der relativen Feuchte in allen Frühlingsmonaten. Im LJM 1948 bis 2020 betrug diese im März gut 84, im April knappe 80 und im Mai knappe 78%. Momentan sind es im April nur noch etwa 69%; kein anderer Monat zeigte einen derartigen Rückgang; doch auch von Juni bis September wurde die Luft merklich trockener.


Mehr Sonnenschein bedeutet mehr Wärme

Abbildungen 3a und 3b: Merkliche Zunahme der April-Besonnung (oben) und auch im gesamten Sommerhalbjahr (April bis September) über Deutschland. Wegen der sehr unterschiedlichen Größen mussten beide in Indexwerte umgerechnet werden, um sie gemeinsam in einer Grafik zeigen zu können.


Mehr zu den Ursachen und Hintergründen dieser für Landwirte und Gärtner ungünstigen Entwicklung hier.
Mehr oder weniger Spätfröste im Frühling?
In den letzten Frühjahren gab es immer wieder Kälterückfälle mit Frösten in zumindest einem, 2020 in allen drei Frühlingsmonaten. Doch ein Blick auf die zumindest grob für Deutschland repräsentativen Daten von Potsdam zeigt folgende Entwicklung:

Abbildung 4: Deutliche, langfristige Abnahme der Zahl der Frosttage (Minimum in 2 Metern Höhe unter 0,0°C) im gesamten Frühling, im März (mittlere Kurve) und im April in Potsdam. Die Mai-Entwicklung wurde, weil nur ganz selten Frost auftrat, nicht dargestellt. Besonders viele Frostnächte gab es um die Mitte des 20. Jahrhunderts; ganz am Anfang und besonders am Ende traten sie seltener auf.


Ob also die ungünstigen, letzten Frühjahre schon einen Trend zum Schlechteren anzeigen, lässt sich (noch) nicht sagen.
Das Extremwetter und die Versäumnisse der Politik – ist die Lage hoffnungslos?

Abbildung 5: Kleinspeicher unweit von Kromsdorf bei Weimar; angelegt zu DDR-Zeiten und zur Bewässerung bis etwa 1990 genutzt. Nebenbei entstand ganz ohne grüne Ideologie ein Biotop mit Libellen und anderen Wasserinsekten, Fischen, Amphibien und Wasservögeln. Links im Bild die Staumauer. Foto: Stefan Kämpfe


Große Temperatursprünge im Frühling 2020 – Auflösung des Rätsels aus Teil 1 und warum Totgesagte länger leben

Abbildungen 6a und 6b: Temperatur-Minima am Flughafen Erfurt/Weimar in zwei gleich langen Zeiträumen 2020 – oben jeweils die 8 Wochen im Winter vom 5. Januar bis zum 1. März, unten im Frühling vom 17. März bis zum 12. Mai. Immer wieder kam es in diesem schlechten Frühling zu Einbrüchen trockener Polar- und Arktikluft; auch die seit Jahrzehnten fast vergessenen Eisheiligen meldeten sich mit etwa minus 3 Grad in Erfurt zurück. Bildquellen wetteronline.de, ergänzt.


Abbildung 7: Verlauf der Maximum-Temperaturen in Erfurt/Weimar vom 16. März bis zum 11. Mai 2020. Immer wieder kam es zu jähen Wetterstürzen, meist ohne oder mit nur wenig Regen; am drastischsten vom 10. auf den 11. Mai; darauf folgte dann die bitterkalte Frostnacht zum 12. Mai mit etwa minus 3 Grad bei einer Tageslänge wie Anfang August!


Ergebnisse: Das 21. Jahrhundert scheint wettermäßig deutlich rauer, extremer und ungünstiger zu verlaufen, als das vorherige Gunst-Jahrhundert. Unter anderem solar bedingt, aber auch durch menschliche Fehler wie Landschaftsverbrauch, Zersiedlung und falsche Energienutzung (Windkraft!) verstärkt, häufen sich Extremwetterereignisse. Klima lässt sich (leider!) nicht schützen – an Stelle unsinniger, teurer CO2-Einsparungsmaßnahmen müssen Anpassungsstrategien an diese neue Lage entwickelt werden, welche die negativen Auswirkungen zwar nicht kompensieren, aber deutlich abmildern können.