Der Stromverbraucherschutz NAEB über die „Fakepower“, den überteuerten Ökostrom und die deutsche Volkswirtschaft
Herr Prof. Appel,
1. Warum bezeichnen Sie den Ökostrom als Fakepower?
Die Leistung des Wind- und Solarstroms wird vom Wetter bestimmt und nicht vom Bedarf. Nicht bedarfsgerechter Strom hat einen geringen Wert. Bei Mangel muss er durch bereitstehende Kraftwerke ergänzt werden, bei Überschuss muss er entsorgt werden. Die Entsorgungskosten sind die negativen Preise an den Strombörsen. Im stürmischen Februar dieses Jahres kostete die Entsorgung von überschüssigem Windstrom 21,5 Millionen Euro. Den Erzeugern wurde dieser Strom vorher mit 325,7 Millionen Euro vergütet. Wir Verbraucher mussten also für den nicht gebrauchten Strom 347,2 Millionen Euro bezahlen.
Von der Politik wird dieser teure Strom, für den es oft keine Abnehmer gibt, als Energieversorgung der Zukunft gepriesen. Das ist eine Täuschung (Englisch: fake) der Bevölkerung. Um das deutlich zu machen, bezeichnet der Stromverbraucherschutz NAEB Wind- und Solarstrom als „Fakepower“.
2. Wer sind die Gründer Ihres Vereins? Was war Ihre jeweilige Motivation, aktiv zu werden?
Die Gründer des gemeinnützigen Vereins „Stromverbraucherschutz NAEB e.V.“ sind vorwiegend Fachleute der Energiewirtschaft im Rentenalter, die über Jahrzehnte für eine sichere Stromversorgung gearbeitet haben. Sie waren und sind sich klar über die Tatsache, eine gesunde moderne Volkswirtschaft kann nur mit einer sicheren und bezahlbaren Stromversorgung existieren. Diese Basis sahen sie durch die ideologisch begründete Hinwendung der Regierung und der sie tragenden Parteien zur Versorgung Deutschlands mit Fakepower nicht mehr gegeben. Der Verein will die Bevölkerung über die Folgen der deutschen Energiewendepolitik aufklären: Weiter steigende Strompreise, Deindustrialisierung, Umweltschäden, Aufgabe heimischer Energiequellen (Braunkohle), längerer Stromausfall, Arbeitsplatzverluste, Abbau des Lebensstandards, Umverteilung von Arm nach Reich, um nur Einige zu nennen.
3. Wie denken Sie über die CO2-Theorie des menschgemachten Klimawandels? Ist die Theorie eine Erfindung von politiknahen Wissenschaftlern und Profiteuren, oder hat sie ihre Berechtigung, ist unser Planet in Gefahr?
Jeder, der einseitig eine Reduktion von CO2 fordert, ohne auf den Bedarf für den Pflanzenwuchs einzugehen, ist für mich kein Gesprächspartner. Meine Kenntnisse über die Strahlenkunde erlauben mir die Aussage: Selbst eine Verdopplung des derzeitigen CO2-Gehaltes von 0,04 Prozent in der Luft bewirkt keine wesentliche Temperaturerhöhung auf der Erde. Die Forderung, CO2 aus fossilen Brennstoffen im Namen der Klimarettung zu mindern, kommt von den Profiteuren, die ihre gesetzlich verankerten Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) behalten und erweitern wollen, und von Instituten, die damit lukrative Forschungsaufträge aus Steuergeldern erhalten.
4. Wie sehen Sie die nahe Zukunft der deutschen Wirtschaft? Werden wir desindustrialisiert werden, oder wird der Widerstand, zum Beispiel der Windkraftgegner, die Klimapolitik umkehren?
Die deutsche Wirtschaft wandert schon seit Jahren wegen zu hoher Energiekosten ab. Volkswirtschaftliche Daten belegen das: Die Reinvestitionsquote, also die Erneuerung alter Anlagen, ist seit mehr als zehn Jahren auf etwa 90 Prozent gesunken*. Gleichzeitig ist Deutschland Weltmeister im Kapitalexport mit 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (die EU-Vorgaben erlauben maximal 4 Prozent). Mit abgeschriebenen Anlagen wird mehr Geld verdient, das ins Ausland fließt, um dort neue und modernere Betriebe aufzubauen. Die Maschinen werden weitgehend aus Deutschland geordert. Der Maschinenbau floriert dadurch zurzeit. Wenn die alten Betriebe in Deutschland zu hohe Reparaturkosten aufweisen, werden sie an „Investoren“ verkauft, die die Firmen ausschlachten und dann insolvent werden lassen. Der Abbau vieler tausend Arbeitsplätze in den Grundstoff- und Autoindustrien sind ein Beleg für diese Darstellung.
Die mehr als 1.000 Antiwindkraft-Initiativen, bundesweit organisiert in dem Verband „Vernunftkraft“, werden einen schnellen weiteren Ausbau von Windgeneratoren an Land verhindern. Viele von Ihnen sind aber NIMBYs (not in my backyard, dt. in etwa: nicht vor meiner Haustür). Sie unterstützen die Klimapolitik und wollen nur nicht direkt davon belästigt werden. Windkraftanlagen sind nicht wirtschaftlich. Nur mit der Forderung, keine Subventionen für Fakepower, kann erfolgreich gegen den weiteren Ausbau von Fakepower Front gemacht werden.
5. Wie sehen Sie die Lösungskonzepte der Energiewendekrise der Minister Altmaier und Karliczek, die Wasserstofftechnologie? Kann sie die Kosten und technischen Beschränkungen der Ökostrom-Produzenten verringern?
Die Energiewendekrise zeigt, hier wurde ein falscher Weg beschritten, der in einer Sackgasse endet. Mit der Wasserstofftechnologie wird dazu eine neue Sau durchs Land getrieben. Es ist zwar richtig, mit Wasserstoff kann Strom erzeugt werden, Autos angetrieben werden und Wärme erzeugt werden. Doch die Erzeugung der dazu benötigten Wasserstoffmengen mit Fakepower ist in Deutschland nicht möglich. Allein für die Stromversorgung müsste die Zahl der Windgeneratoren von derzeit 30.000 auf 170.000 mehr als verfünffach werden. Dazu müssten dann noch der Strom für die Herstellung der Treib- und Brennstoffe kommen. Der Platz in Deutschland reicht dafür nicht. Die Wasserstofftechnologie treibt die Stromkosten auf mehr als einen Euro/Kilowattstunde, weil bei den Umwandlungsprozessen hohe Verluste anfallen.
*Anmerkung der Redaktion: Eine Quote von 100% heißt Erhalt der Qualität; über 100% heißt Verbesserung.