Verwehte Millionen
Als hätten sich die Tiefdruckgebiete draußen auf dem Atlantik abgesprochen, zogen sie in diesem milden Februar als Sabine oder Julia nacheinander über unseren Kontinent. Sie hinterließen Sachschäden, leider auch Tote und Verletzte. Logische Folge war auch eine sehr hohe Windstromproduktion in Deutschland, dem Land mit der höchsten Windraddichte der Welt. Korrekt werden im Spiegel Zahlen genannt, ohne die Folgen auch nur ansatzweise zu erwähnen. Gemäß den Gepflogenheiten des deutschen Energiewendeerfolgsjournalismus werden produzierte Ökostrommengen als Rekorde vermeldet, so als sei das Fortschritt oder Meilenstein auf dem Weg zum seligmachenden Hundertprozent-Energiewendeziel.
In Wahrheit legen die Zahlen das Dilemma des Irrwegs der deutschen Energiewende offen. Der so produzierte Strom musste zu großen Teilen ins Ausland verschenkt und sogar entsorgt werden in dem Sinne, dass den Beschenkten noch Geld dazugegeben wurde, weil sie zu dieser Zeit gar nichts geschenkt haben wollten. Mit der Erscheinung der negativen Strompreise leben wir schon seit einigen Jahren, aber diese Form der Perversion von Marktwirtschaft hat inzwischen Ausmaße angenommen, die einfach irrational sind.
Hier die Entwicklung der Stundensalden mit negativen Börsenpreisen der vergangenen zehn Jahre:
Der kumulierte Schaden, den dadurch die deutschen Stromverbraucher tragen müssen, beläuft sich in den Wochen vom 1. bis zum 25. Februar 2020 auf fast 350 Millionen Euro:
Der „EEX-Wert“ stellt den Wert an der Strombörse dar.
Dem Jahresdurchschnitt von vierzig Prozent stehen genau Null Prozent Systemverantwortung gegenüber. Wie will man auf diese Weise „Hundert-Prozent-Erneuerbar“ erreichen?
Offenbar unbeachtet bleibt der Effekt, dass durch die Möglichkeit des bezahlten Strombezugs Energieverschwendung angereizt wird. Wenn Geld dafür bezahlt wird, Verbrauch zu organisieren, egal ob sinnvoll oder nicht, dann wird man im Ausland dafür sorgen, Strom zu verbrauchen. Leerlaufende Maschinen, Elektroheizungen, deren Wärme in die Umgebung entlassen wird, Pumpen über Kurzschlüsse oder Ähnliches. Damit kann in den Nachbarländern das Geld generiert werden, das deutsche Stromkunden berappen müssen. Wir haben es hier mit einer besonderen Form des wirtschaftlichen wie auch des ökologischen Unfugs zu tun.
Der finanzielle Saldo des gesamten Stromaußenhandels ist dadurch gekennzeichnet,
dass unser Export überwiegend zu niedrigen oder sogar negativen Preisen erfolgt, während Importstrom in sonnen- und windarmen Zeiten zu normalen oder hohen Preisen realisiert wird. Unseren Nachbarn ist das Recht, hilft es doch dabei, den als Gefahr empfundenen Außenhandelsüberschuss Deutschlands zu senken. Zahlen müssen es die deutschen Verbraucher. Insgesamt überschreiten die Mengen des deutschen Stromexports noch deutlich die Importe, spätestens ab 2022/23 wird sich dies gravierend ändern.
Auf einen windigen Winter wird auch wieder einmal ein trockener, windarmer Sommer folgen. Künftig werden wir dann von Importen abhängig sein. Fünf Voraussagen lassen sich heute ohne großes Risiko tätigen:
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Es wird teurer.
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Die Versorgungssicherheit wird sinken.
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Die CO2-Emissionen sinken nicht oder nur unwesentlich.
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Diesen Weg der Energiewende beschreitet außer uns niemand und das wird auch so bleiben. Es ist unser Verdienst, als schlechtes Beispiel andere vor diesem Irrweg zu bewahren.
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Die Energiewende in dieser Form wird scheitern.
Wann eine Regierung die Kraft aufbringen wird, mit dem inzwischen völlig kontraproduktiven EEG zu brechen und einen Weg rationaler Energiepolitik einzuschlagen, ist völlig offen. Kurz- und mittelfristig sieht es nicht danach aus.
Die Gesellschaftsklempner, die der postindustriellen Gesellschaft huldigen, die „Kohlrabi-Apostel und Philosophen der Brotrinde“ (Wolf Schneider) sind in unserer Gesellschaft auf gutem Weg.