Die neue Ethik des „Arschkarten“ Ziehens: Perfide Manipulation in Klimawandel
Heute schreibt Ulf Posé Vorsitzender des Ethikbeirats der Unternehmen im Senat der Wirtschaft, in der WELT Folgendes:
„… Da wir nicht wirklich wissen, wer den Klimawandel verursacht, müssen wir Klimaschutz betreiben – völlig gleichgültig, ob wir der einen oder anderen Seite glauben. Denn wenn der Klimawandel nicht menschenverursacht ist (sollte sich das je herausstellen), war es nicht schlimm, die Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen.
Sollte es jedoch so sein, dass der Klimawandel tatsächlich vom Menschen herbeigeführt wurde, dann wäre es sträflicher Leichtsinn, nichts zu unternehmen. Denn das Nichtstun hat Folgen, die dann später nicht mehr korrigiert werden können.
Es spielt letztlich keine Rolle, ob wir Befürworter oder Gegner des menschengemachten Klimawandels sind. Wenn wir nichts tun, haben wir die Arschkarte gezogen, falls sich herausstellen sollte, der Klimawandel ist menschenverursacht.“
Das ist die bislang perfideste Form von Manipulation, die uns untergekommen ist. Im Text, in dem u.a. Aristoteles missbraucht wird, wird zunächst und vollkommen überraschend, eingeräumt, dass man nicht wisse, ob Klimawandel von Menschen verursacht werde. Das ist nun ein völlig neuer Ton, der aufhorchen lässt, vor allem, wenn die Riege der Klimarealisten wie folgt beschrieben wird:
„Auf der anderen Seite gibt es rund 8000 Atmosphärenphysiker, die behaupten, dass ihre Messungen keinen oder zumindest nur einen verschwindend geringen Einfluss der Menschen auf den Klimawandel ergeben.“
Aus der Tatsache, dass es auf der einen Seite Leute gibt, die Klimamodelle entwerfen, behaupten, sie könnten das Klima vorhersagen und mit ihren Vorhersagen regelmäßig und sehr weit daneben liegen und der Tatsache, dass es „rund 8000 Atmosphärenphysiker“ also Wissenschaftler gibt, die auf Grundlage von HARTEN DATEN sagen, es gebe keinerlei Anhaltspunkt, der den Glauben an den menschengemachten Klimawandel stützen würde, macht Posé:
„Wie soll sich ein Mensch jetzt eine Meinung bilden? Kann er das überhaupt? Ja, das geht. Dazu sollte man sich als Erstes von dem Glauben verabschieden, die eine oder die andere Seite habe recht. Wir wissen es nicht.“
Relativismus ist immer der Anfang vom Ende. Nicht umsonst hat ihn Karl Raimund Popper mit einer Leidenschaft bekämpft, die man sehr gut im von Imre Lakatos und Alan Musgrave herausgegebenen Buch „Criticism and the Growth of Knowledge“ nachempfinden kann. Und damals ging es nur um einen eher bedingten Relativismus, wie er Thomas Kuhn vor der Intervention durch Sir Karl vorgeschwebt ist. Heute geht es um die Grundlage der Wissenschaft, denn Wissenschaft basiert auf der Überzeugung, dass man vielleicht, vielleicht auch nicht sicher wissen kann, was richtig, was wahr ist, dass man aber zu jedem Zeitpunkt mit der Methode der Wissenschaft feststellen kann, welche wissenschaftliche Aussage besser begründet ist als eine andere und – noch wichtiger: Welche wissenschaftliche Aussage mit den Fakten besser übereinstimmt als eine andere, welche Aussage am besten bewährt ist
Hat man, wie Posé schreibt, „8000 Atmosphärenphysiker“, die in ihren Daten keinerlei Hinweis auf einen nennenswerten anthropogenen Einfluss auf das Klima finden und steht diesen „8000 Atmosphärenphysiker“ ein Haufen von Personen gegenüber, die Annahmen machen, Modelle kalibrieren und regelmäßig einen Klimawandel vorhersagen, der mit der tatsächlichen Entwicklung überhaupt nicht in Einklang zu bringen ist, dann ist die Frage, wem man glauben soll, leicht zu beantworten.
Stellen Sie sich vor, sie wollen Geld investieren. Sie gehen zur Bank und lassen sich unterschiedliche Investmentmodelle vorschlagen. Eines hat in der Vergangenheit regelmäßig eine Rendite von 5% erwirtschaftet, eines hat in der Vergangenheit keinerlei Rendite erwirtschaftet, verspricht ihnen aber, in Zukunft 20% Rendite zu erwirtschaften. Der Vorschlag von Posé, um diese Entscheidung unter Unsicherheit zu treffen, lautet: Wählen sie das 20% Rendite-Modell.
Jeder Ökonom, der mit rationalen Entscheidungsmodellen arbeitet, hat gerade Haarausfall.
Posé schlägt allen Ernstes vor, wir sollten den Klimamodellen, die in der Vergangenheit falsch waren, die mit keinerlei Beobachtungsdaten in Einklang zu bringen sind, die Vorhersagen machen, die falsch sind, und nur deshalb überhaupt etwas aussagen, weil sie von den Modellieren aufgrund der IST-Daten so kalibriert werden, dass sie zumindest mit der Gegenwart übereinstimmen, vertrauen und nicht den „8000 Atmosphärenphysikern“ und ihren harten Daten.
Er begründet dies damit, dass man sich besser auf der richtigen Seite irrt. Folge man den „8000 Atmosphärenphysikern“ und ihren Daten, und es stelle sich heraus, dass der Klimawandel menschengemacht sei, dann habe man, „die Arschkarte gezogen“, wie Posé es ausdrückt. Folge man den Klimamodell-Kaffeesatzlesern, und es stelle sich heraus, dass der Klimawandel nicht menschengemacht sei, dann sei dies verschmerzlich.
Ökonomen und Menschen mit gesundem Menschenverstand muss es angesichts einer solchen Rabulistik eiskalt den Rücken herunterlaufen.
Was Posé unterschlägt, bewusst oder unbewusst vergisst: Der Klimaschutz ist eine teure Angelegenheit. Er beeinträchtigt die Lebensqualität der Mehrheit der heute Lebenden und schafft für wenige der heute Lebenden eine goldene Verdienstmöglichkeit. Die al Gores dieser Welt, sie verdienen erheblich an der Erzählung vom menschengemachten Klimawandel.
Der Vorschlag dieses „Ethikers“, der Arschkarten zieht, besteht also darin, viel Geld auf Verdacht auszugeben. Er würde in der Tat, die 20% Rendite, das Versprechen der Rendite vorziehen. Nun ist Risikobereitschaft zuweilen eine gute Sache, in Fällen, in denen die Kosten des Risikos, das man einzugehen bereit ist, selbst getragen werden müssen, ist das auch kein Problem. Sollen die Kosten aber sozialisiert und die Leben von Milliarden von Menschen negativ beeinträchtigt werden, dann stellt sich die Risikofreude mancher doch in einem anderen Licht dar, vor allem wenn man den Taschenspielertrick bedenkt, den Posé anwendet:
Zusammenfassend dargestellt lautet er wie folgt:
Wenn wir viel Geld in Klimaschutz investieren und es stellt sich heraus, die Investitionen waren umsonst, dann macht das nichts, denn wenn wir kein Geld in Klimaschutz investieren und es stellt sich heraus, die Investitionen wären nötig gewesen, dann haben wir „die Arschkarte gezogen“.
Ergänzen wir die Kosten, die Posé unterschlägt, dann lautet die konditionale Aussage wie folgt (Die Opportunitätskosten, die sich daraus ergeben, dass Geld, das für Klimaschutz verschwendet wird, nicht für sinnvolle Investitionen zur Verfügung steht, berücksichtigen wir hier nicht einmal):
Wenn wir Menschen hohe Kosten auferlegen und ihnen ihr jetziges Dasein erschweren und es stellt sich heraus, die Beeinträchtigung ihres Lebens sei nicht notwendig gewesen, dann macht das nichts, denn wenn wir Menschen keine hohen Kosten auferlegen und ihr jetziges Dasein nicht erschweren und es stellt sich heraus, dass der Klimawandel menschengemacht ist, dann haben wir „die Arschkarte“ gezogen.
So formuliert, ergibt sich ein etwas anderes Bild, denn wenn man Menschen eine Beeinträchtigung ihres Lebensstils aufzwingen will, sie schlechter stellen will, um „das Klima zu retten“, dann kann man eine solche Entscheidung nur vertreten, vermitteln und vor allem ethisch begründen, wenn die Belege dafür, dass die Einschränkung der Lebensqualität für jetzt lebende Menschen notwendig ist, überwältigend sind. Das führt zurück zu den „8000 Atmosphärenphysikern“, die auf Grundlage von Daten sagen, eine Einschränkung der Lebensqualität jetzt lebender Menschen ist nicht notwendig und zu den Klimamodell-Phantasten, die sagen, eine Einschränkung sei notwendig, weil ihre Modelle, die noch nie richtig waren, für die Zukunft Furchtbares vorhersagen, wenn keine Einschränkungen erfolgen.
Nicht nur im Mittelalter gab es fahrende Händler, die von Markt zu Markt gezogen sind, und Wunder-Tinkturen vertrieben haben. Allen, die bereit sind, eine Einschränkung der eigenen Lebensqualität aufgrund von Klimawandel-Hochrechnungen in Kauf zu nehmen und die über die leichtgläubigen Menschen im Mittelalter lachen, sollte ihr Lachen nunmehr im Halse stecken bleiben.
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