13. IKEK in München: Götz Ruprecht – Kernenergie des 21. Jahrhunderts

In den 1950er Jahren seien große Versprechen zu billiger sauberer Energie mittels Kernkraft gemacht worden. Tatsächlich seien aber, den damaligen militärischen Bedürfnissen geschuldet, nur Druckwasser-Leichtwasser-Reaktoren DLR gebaut worden, die nur einen geringen Erntefaktor hätten und störanfällig seien.

Im Video stellt Dr. Ruprecht die Konzepte Dualfluid-Reaktor, Thorium-Reaktor und andere vor. Diese seien teils inhärent sicher; können also keinen GAU erzeugen.


 




Das schönste Weihnachtsgeschenk für die Menschheit jemals: Sie hat gerade das beste Jahrzehnt ihrer Historie hinter sich

Kaum etwas war davon in den Nachrichten zu hören, denn gute Nachrichten sind nun einmal keine Nachrichten. Aber ich habe das alles genau verfolgt. Seit ich mein Buch The Rational Optimist im Jahre 2010 geschrieben habe, wurden mir fortwährend Fragen gestellt, die anfingen mit ,ja, aber was ist mit…‘: Was ist mit der großen Rezession, der Euro-Krise, Syrien, der Ukraine, Donald Trump? Wie kann ich bloß behaupten, dass es angesichts dieser Probleme immer besser wird? Die Antwort lautet: weil schlimme Dinge auch dann vor sich gehen, wenn es auf der Welt besser wird. Und genau das ist tatsächlich der Fall, und zwar im Verlauf dieses Jahrzehnts so sehr, dass ich aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam.

Eine der am wenigsten eleganten, von mir ausgegebenen Prognosen war vor neun Jahren, dass ,sich der ökologische Fußabdruck menschlicher Aktivitäten möglicherweise verkleinern wird‘ und dass wir ,immer nachhaltiger werden bzgl. der Art und Weise, wie wir den Planeten nutzen‘. Damit wollte ich sagen: Unsere Bevölkerung und unsere Wirtschaft würden wachsen, aber wir würden lernen, das zu reduzieren, was wir dem Planeten entnehmen. Und genau das war ja auch der Fall! Ein MIT-Wissenschaftler, nämlich Andrew McAfee dokumentierte dies kürzlich in einem Buch mit dem Titel More from Less, in welchem er belegt, wie einige Nationen immer weniger verbrauchen: weniger Metall, weniger Wasser, weniger Landfläche. Und das nicht nur im Verhältnis zur Produktivität, sondern allgemein weniger.

Das passt so gar nicht zu dem, was die wild gewordene Horde von Extinction Rebellion uns eintrichtert. Das nächste Mal, wenn man Sir David Attenborough sagen hört, dass ,jeder, der glaubt, dass es auf einem Planeten mit endlichen Rohstoffen unendliches Wachstum geben kann, ist entweder verrückt oder ein Ökonom‘, dann frage man ihn: ,Aber wie ist das, wenn ökonomisches Wachstum bedeutet, weniger Material zu verbrauchen und nicht mehr?‘. Beispiel: Eine normale Getränkedose kann heutzutage 13 Gramm Aluminium enthalten, das meiste davon aus Recycling. Im Jahre 1959 enthielt die Dose noch 85 Gramm Aluminium. Der Ersatz des Früheren durch das Jetzige ist ein Beitrag zu ökonomischem Wachstum, aber es reduziert die Ressourcen pro Getränkedose.

Für UK gilt, dass der Höhepunkt unseres Verbrauches von Material wahrscheinlich um die Jahrhundertwende ihr Maximum erreicht hat – ein Fortschritt, der fast unbemerkt geblieben ist. Aber die Beweise dafür liegen vor. Im Jahre 2011 veröffentlichte Chris Goodall, ein Investor in Elektrofahrzeuge Forschungsergebnisse des Inhalts, dass in UK jetzt nicht nur relativ weniger Rohstoffe verbraucht werden, sondern absolut weniger. Seitdem haben ihn die Ereignisse immer wieder bestätigt. Die Menge aller pro Person verbrauchten Ressourcen (heimische Biomasse, Metalle, Mineralien und fossile Treibstoffe plus mehr Import und weniger Export) fiel zwischen den Jahren 2000 und 2017 um ein Drittel, das ist ein deutlicherer Rückgang als die Zunahme der Anzahl von Menschen, so dass insgesamt weniger Ressourcen verbraucht werden.

Wer das noch nicht einsieht, der denke an seinen eigenen Haushalt. Handys vollbringen heute das, wofür während der 1970-er Jahre noch raumgroße Computer erforderlich waren. Ich gebrauche mein Handy anstatt einer Kamera, eines Radios, einer Taschenlampe, eines Kompasses, einer Landkarte, einer Armbanduhr, eines CD-Spielers, einer Zeitung und von Kartenspielen. LED-Lampen verbrauchen nur etwa ein Viertel der Strommenge wie eine herkömmliche Glühlampe in früherer Zeit für die gleiche Helligkeit. Moderne Gebäude enthalten allgemein viel weniger Stahl, und immer mehr davon stammt aus Recycling. Büros arbeiten zwar noch mit Papier, das aber in immer geringerem Umfang.

Selbst in den Fällen, in denen sich der Materialverbrauch nicht verringert, so steigt er doch langsamer als erwartet. Beispiel: Experten in den 1970er Jahren prognostizierten, wie viel Wasser die Welt im Jahre 2000 verbrauchen würde. In Wirklichkeit war die verbrauchte Wassermenge nicht einmal halb so hoch wie prognostiziert. Nicht etwa, weil es weniger Menschen gibt, sondern weil der menschliche Erfindungsgeist viel effizientere Methoden der Bewässerung für die Landwirtschaft entwickelt hat, dem größten Wasserverbraucher.

Bis vor Kurzem hatten die meisten Ökonomen angenommen, dass diese Verbesserungen fast immer vergeblich waren, und zwar wegen so genannter Rebound-Effekte: Falls sich etwas verbilligt, würden die Menschen einfach mehr davon verbrauchen. Man mache Lichter weniger Energie-hungrig, und sie werden länger brennen. Das ist bekannt als das Jevons-Paradox, benannt nach dem Ökonom William Stanley Jevons im 19. Jahrhundert, der diesen Effekt erstmals beschrieben hatte. Aber Andrew McAfee macht geltend, dass das Jevons-Paradox nicht aufrecht zu erhalten ist. Nehmen wir an, man wechselt von herkömmlichen Glühlampen zu LED-Lampen und spart sich drei Viertel seiner Stromrechnung bzgl. Beleuchtung. Man lässt vielleicht die Lichter länger brennen, aber mit Sicherheit nicht vier mal länger.

Wirkungsgrade in der Landwirtschaft bedeuten, dass sich die Welt jetzt ,Peak Farmland‚ nähert – trotz der zunehmenden Bevölkerung und deren Nachfrage nach mehr und besserer Nahrung steigt die Produktivität der Landwirtschaft so schnell, dass die menschlichen Bedürfnisse mit immer weniger Landverbrauch befriedigt werden können. Im Jahre 2012 schrieben Jesse Ausubel von der Rockefeller University und seine Kollegen, dass wir dank moderner Technologie 65% weniger Land verbrauchen, um eine Quantität Nahrungsmittel zu erzeugen, als vor 50 Jahren. Bis 2050, so schätzt man, wird eine Landfläche so groß wie Indien keiner Pflüge und Viehwirtschaft mehr bedürfen.

Geringerer Landverbrauch ist der Grund für sich ausbreitende Wälder, vor allem in reichen Ländern. Im Jahre 2006 zeigten Arbeiten von Ausubel, dass in keinem halbwegs wohlhabenden Land die Waldfläche sank, sowohl hinsichtlich Baumdichte als auch Fläche. Große Tiere feiern in reichen Ländern ein Comeback; die Population von Wölfen, Hirschen, Bibern, Luchsen, Seelöwen und Adlern nehmen allesamt zu, und selbst die Anzahl der Tiger steigt allmählich.

Die vielleicht überraschendste Statistik ist, dass in UK stetig weniger Energie verbraucht wird. John Constable von der GWPF weist hier darauf hin, dass der Energieverbrauch seit 1970 um 10% gesunken ist – und das, obwohl sich die UK-Ökonomie seit jenem Jahr verdreifacht und die Bevölkerung um 20% zugenommen hat. Der größte Teil des Rückgangs erfolgte während der letzten Jahre. Das sind nicht unbedingt gute Nachrichten, argumentiert Constable: Obwohl die verbesserte Energieeffizienz von Glühlampen, Flugzeugen und Autos sicher ein Teil der Story ausmachen, bedeutet es aber auch, dass wir mehr in Erzeugnissen eingebettete Energie importieren, weil wir viele unserer Stahl-, Aluminium- und Chemieindustrien nach außerhalb verlagert haben, weil die Energiepreise hierzulande zu den höchsten der Welt zählen.

Tatsächlich kann all dieses Energie sparen Probleme auslösen. Innovation geht nicht ohne Experimente (von denen die meisten scheitern). Experimente brauchen Energie. Sie ist also eine Grundlage, wie die industrielle Revolution gezeigt hat. Folglich sollte Energie eine Ressource sein, von welcher eine aufblühende Bevölkerung mehr verbraucht. Glücklicherweise schimmert jetzt die Möglichkeit am Horizont, dass Kernkraft eines Tages Energie in minimaler Form liefern wird, wobei nur sehr wenig Treibstoff und Landfläche verbraucht wird.

Seit ihrer Gründung war die Umweltbewegung besessen von dem Gedanken endlicher Ressourcen. Die beiden Bücher, welche die grüne Industrie Anfang der 1970er Jahre vom Zaun gebrochen hatten, waren The Lmits to Growth in den USA und Blueprint of Survival in UK. In beiden wurde die unmittelbar bevorstehende Erschöpfung von Metallen, Mineralien und Treibstoffen beklagt. In Limits to Growth wurde prophezeit, dass falls sich das Wachstum in gleicher Weise fortsetzt, der Welt noch vor dem Jahr 2000 Gold, Quecksilber, Silber, Zinn, Kupfer und Blei ausgehen werden. In Schul-Lehrbüchern fanden diese Behauptungen rasch Widerhall.

Dies hat den Ökonomen Julian Simon veranlasst, den Ökologen Paul Ehrlich zu einer Wette zu bewegen. Er wettete, dass ein Korb mit fünf Metallen (die Ehrlich aussuchen konnte), im Jahre 1990 weniger kosten würde als im Jahre 1980. Die Steinzeit ist nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen, sagte Simon und führte weiter aus, dass wir Ersatz finden würden, sofern Metalle wirklich immer seltener werden. Simon hat die Wette im Handumdrehen gewonnen, obwohl Ehrlich den Scheck nur zögernd unterschrieb mit der Bemerkung, dass ,es eines gibt, dass uns niemals ausgehen wird, nämlich Dummköpfe‘. Bis auf den heutigen Tag ist keines dieser Metalle signifikant teurer geworden oder haben die Vorräte abgenommen, geschweige denn dass sie der Welt ausgehen.

Eine moderne Ironie ist, dass viele grüne Maßnahmen politischer Natur tatsächlich den Trend hin zu weniger Verbrauch umkehren würde.

Der ganze Beitrag steht hier.

Originally published 12/19/19 by Matt Ridley, in The Spectator

Link: https://wattsupwiththat.com/2019/12/25/the-best-christmas-present-to-humanity-ever-weve-just-had-the-best-decade-in-human-history/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Weltweit mehr Atomkraft: Einsames Deutschland

Bemerkenswert ist dabei besonders, dass China auch keiner Verzichtsideologie anhängt: Der Pro-Kopf-Verbrauch soll nämlich auf 10.320 kWh/a ansteigen (Deutschland in 2014: 7.035 KWh). Um diese Planzahlen zu bewältigen, geht man von einer Steigerung der Reaktoren von 26 GW im Jahr 2015 auf etwa 554 GW in 2050 bei einer Steigerung des Kernenergieanteils an der Stromerzeugung von derzeit 3 Prozent auf dann 28 Prozent aus. Also noch durchaus weit entfernt von dem Anteil von 75 Prozent in Frankreich. Es handelt sich wohl um eine realistische Annahme.

Will man dieses ehrgeizige Ziel erreichen, muss man von jetzt an jedes Jahr 10 Reaktoren ans Netz bringen. Die Bauzeit für ein Kernkraftwerk beträgt in China 4–5 Jahre. Das bedeutet, man muss gleichzeitig bis zu 50 Baustellen im Griff behalten. Aktuell beträgt die industrielle Kapazität etwa 22 Reaktoren gleichzeitig, oder anders ausgedrückt, muss die Kapazität verdreifacht werden, da Exporte auch noch vorgesehen sind. Ob dies gelingt, sei dahingestellt. Entscheidender Engpass sind auch dort die Fachkräfte.

Wenn man in solchen Größenordnungen und (kurzen) Zeiträumen denken muss, bleibt nur erprobte Technik. Dies sind Leichtwasserreaktoren der dritten Generation. Inzwischen gibt es Betriebserfahrungen mit folgenden Typen:

  • ABWR (fortschrittlicher Siedewasserreaktor) 4-mal in Japan (Kashiwazaki-Kariwa 6 und 7, Hamaoka 5 und Shika 2).
  • AP1000 (Druckwasserreaktor von Westinghouse) 4-mal in China (Haiyang und Sanmen).
  • VVER-1200 (Druckwasserreaktor) 2-mal in Rußland.
  • EPR (Druckwasserreaktor) 2-mal in China.
  • APR1400 (Druckwasserreaktor aus Korea) 2-mal in Korea.
  • ACPR1000 (Druckwasserreaktor als chinesische Eigenentwicklung) 2-mal in China.

Von diesen Typen sind darüber hinaus derzeit noch zahlreiche weitere weltweit in Bau: Finnland, Frankreich, Großbritannien, Vereinigte Arabische Emirate, Korea, Russland, Türkei, Bangladesh, USA und China. Man wird sehen, ob in China nur noch Eigenentwicklungen oder auch noch Importe zum Zuge kommen werden. Letztendlich eine Frage der Kosten, des Zeitdrucks und der Kapazitäten (insbesondere Fachkräfte).

Investitionskosten, ähnlich wie bei modernen Kohlekraftwerken

Wenn man sich – wie einst in Frankreich und Deutschland – auf wenige Typen beschränkt und diese in entsprechender Stückzahl nahezu baugleich herstellt, kann man auch die Investitionskosten für modernste Druckwasserreaktoren (z.B. AP1000) auf rund 3.000 $/kW begrenzen. Man bewegt sich damit in der Größenordnung moderner Kohlekraftwerke nach europäischen Umweltstandards (Entschwefelung, Entstickung etc.). Man kann die Kosten aber noch weiter senken, wenn man die bestehenden Konstruktionen sicherheitstechnisch „entrümpelt“. Dieser Weg wird sowohl in Frankreich (geplanter Neubau von sechs „weiterentwickelten“ EPR), wie auch in China (Hualong) beschritten.

In der Hochzeit der „Anti-Atomkraft-Bewegung“ war deren durchschlagendes Argument die „Reaktorkatastrophe“. Gegen die Propaganda von „Millionen Tote, für zehntausende Jahre unbewohnbar“ konnte keine rationale Argumentation ankommen. Das änderte sich – jedenfalls außerhalb Deutschlands – erst durch das Unglück in Tschernobyl. In Tschernobyl geschah der schwerste mögliche Schaden: Nahezu der gesamte radioaktive Inhalt wurde wie durch einen Vulkan ausgespien. Ein solches Szenario hatten sich nicht einmal Greenpeace und Konsorten ausgedacht. Das von Hollywood ersponnene China-Syndrom war schon vorher durch den Reaktorunfall in Three Mile Island widerlegt. Es gab zwar eine Kernschmelze, aber das Corium hat sich mitnichten bis China durchgefressen. Eher ein typischer Industrieunfall, bei dem keine Auswirkungen außerhalb des Werksgeländes zu verzeichnen waren. Der Gipfel war das Reaktorunglück von Fukuschima. Dort gab es gleich in drei Reaktoren nebeneinander eine Kernschmelze, und das Kraftwerk wurde überdies durch eine Wasserstoffexplosion zerstört. Auch dort alles andere als eine Katastrophe. Heute kann das Werksgelände (nicht die Reaktoren) bereits wieder ohne Schutzkleidung betreten werden. Folgerichtig steigt Japan – anders als Deutschland – nicht aus der Kernenergie aus. Die Propaganda von den „Reaktorkatastrophen“ hat sich als schlechte Propaganda erwiesen. Wer immer noch solchen Gruselgeschichten anhängt, zerstört lediglich seine Glaubwürdigkeit und outet sich als Ideologe, der offensichtlich ganz andere Ziele verfolgt.

In unmittelbarem Zusammenhang mit der Beurteilung von Risiken steht die „Strahlenangst“. Über die Wirkung radioaktiver Strahlung ist (auch) in diesem Blog schon genug geschrieben worden. Wichtig im Zusammenhang mit „Reaktorkatastrophen“ ist die realistische Bewertung von Strahlenwirkungen und die daraus abzuleitenden Pläne zu Schutzzonen und Evakuierungen. Es darf jedenfalls nie mehr passieren, dass auf Grund eines mittelalterlich anmutenden Gespensterglaubens über die Wirkung ionisierender Strahlung Menschen aus ihrem sozialen Umfeld gerissen werden oder sogar sterben müssen. Die indirekten Toten durch „Hilfsmaßnahmen“ im Umfeld von Tschernobyl und Fukuschima sollten ein für allemal genug sein.

Notwendige Entrümpelung

Der Bau von Kernkraftwerken hat heute längst das Optimum von Kosten und Sicherheitsgewinn überschritten. Man ist sehenden Auges in die Falle der „Atomkraftgegner“ getappt: Indem man glaubte, sich deren Wohlwollen erkaufen zu können, indem man jede Forderung erfüllen würde, hat man die Kosten in schwindelerregende Höhen getrieben und wird heute als Depp vorgeführt, der viel zu teure Energie produziert. Insofern weht nun aus China ein frischer Wind: Der Hualong ist soweit entschlackt worden, dass er sich in Großserie für etwa 2.000 $/KW bauen lassen wird. Ähnlich vielversprechend sind auch die aus dem AP1000 abgeleiteten Typen.

Wohlgemerkt, es geht nicht um mangelnde Sicherheit durch Kosteneinsparung. Es gehört lediglich jede Maßnahme auf den Prüfstand. Auf Gimmicks wie „Kernfänger“, die eine Hollywood Fiktion verhindern sollen oder doppelte Betonhüllen als Schutz gegen Terrorristen, kann getrost verzichtet werden. An erster Stelle steht ein sauber durchdachtes Grundkonzept (z.B. AP1000 oder passive Siedewasserreaktoren). Durch „Kernfänger“ aufgemotzte Reaktoren der II. Generation wie der EPR oder die Spagettitöpfe (mit liegenden Dampferzeugern) der Sowjetära, sind eine nicht länger konkurrenzfähige Sackgasse.

Wenn das nicht bald realisiert wird, werden zwei weitere „Reaktornationen“ vom Weltmarkt verschwinden. Alle Entwicklungsländer dürsten nach billiger elektrischer Energie. Wenn sie sich keine Kernkraftwerke leisten können, müssen sie Kohlekraftwerke bauen. Die Absatzmärkte – unter der Bedingung akzeptabler Investitionskosten – sind nicht nur vorhanden, sondern werden täglich größer. Nur China und die USA scheinen dies erkannt zu haben und sind bereit, das nötige „Kleingeld“ zu investieren. Frankreich ist viel zu klein, und die EU ist zerstritten über grüne Phantasien von Wind und Sonne. Kanada und GB kommen in diesem globalen Spiel die Rolle von Unterstützern zu, was durchaus auch profitabel sein kann.

Weiterentwicklung der Sicherheitskonzepte

Im Moment steht die Weiterentwicklung der Brennstäbe im Vordergrund. Das System aus Pellets aus Uranoxid und Hüllrohren aus Zirconium war die erste Barriere gegen die Freisetzung radioaktiver Stoffe. Leider nicht besonders belastbar. Hinzu kommt die Wasserstoffbildung bei einem Störfall. Hier ist die Anwendung der Forschung jahrelang hinterher getrödelt. Seit Fukuschima sind von verschiedenen Herstellern unterschiedliche Konzepte in der Erprobung. Ein Gewinn an Sicherheit in diesem Bauteil kann unmittelbar (bedeutet in der Kerntechnik in Jahren) auf vorhandene Reaktoren übertragen werden. Gerade an diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig eine unabhängige und funktionstüchtige nukleare Aufsicht ist. Hätte man dies in Japan früher beherzigt, wäre das Kraftwerk in Fukuschima nie so gebaut worden, und es wären somit nicht die immensen volkswirtschaftlichen Verluste zu tragen.

Heute stehen Programme und Rechner zur Verfügung, die gekoppelte Simulationen der thermodynamischen, strömungstechnischen, neutronenphysikalischen und mechanischen Beanspruchungen bei Unfällen erlauben, von denen die Konstrukteure der II. Generation nur träumen konnten. Man kann deshalb nicht nur viel genauere Ergebnisse erzielen, sondern auch unmöglich (erscheinende) Szenarien zeitnah untersuchen und vergleichen. Auch hier schreitet die Entwicklung beständig voran. Moderne Simulatoren (in jedem Kernkraftwerk vorhanden) erlauben es den Betriebsmannschaften stets auf dem neusten Stand zu bleiben, ihr Reaktionsvermögen auf unvorhergesehene Ereignisse zu schärfen und eigene Sicherheitsbedenken zu untersuchen. Der internationale Kontakt von Betriebsmannschaften und die unmittelbare Weiterverbreitung neuer Methoden sind ein scharfes Schwert insbesondere für junge Kerntechnik-Nationen.

Kernkraftwerke sollten möglichst einfach und passiv (z.B. Naturumlauf, Druckspeicher etc.) gebaut sein. Was nicht vorhanden ist, kann auch nicht kaputt gehen. Je komplexer die Anlage, um so komplexer muss auch die Steuerungs- und Regeltechnik werden. Die Anzahl der sich einschleichenden Fehler steigt bei Software überproportional mit den Programmzeilen an. Je höher die Anzahl von Stellgliedern ist, um so mehr steigt im Notfall die Abhängigkeit von elektrischer Energie. Je mehr Kabel und Schaltanlagen, um so höher die Gefahr von Feuer und Wasser (Fukushima). Die konsequente Verwendung von FPGA (Field-Programmable Gate Array) im Sicherheitsbereich schließt z.B. die Möglichkeit von Angriffen durch Hacker aus.

Mit jeder Betriebsstunde steigen die Erfahrungen

Als letzte Barriere zur Verhinderung der Freisetzung von Radioaktivität in die Umgebung dient das Containment. Wenn es groß und stabil genug ist, die gesamte freiwerdende Dampfmenge aufzunehmen und passiv in der Lage ist, die Nachzerfallswärme an die Umgebung abzugeben, stellt es das entscheidende Sicherheitsglied gegen die Umgebung dar. Es ist der Notnagel, der auch noch die letzten unvorhergesehenen Ereignisse abdeckt: Das Kraftwerk ist zwar anschließend Totalschaden, aber Auswirkungen außerhalb des Werksgeländes werden verhindert. Die Bedeutung dieses Bauteils hat sich in den Unglücken von Tschernobyl und Fukushima erwiesen. In Tschernobyl gab es überhaupt kein Containment, in Fukuschima nur ein unzureichendes.

Aus dem Unglück in Fukushima als Kombination von großflächiger Naturkatastrophe und Reaktorunglück hat man weltweit die Konsequenz von regionalen Sicherheitszentren gezogen. Sie funktionieren nach dem Prinzip einer Feuerwache. Dort sind alle möglichen Gerätschaften gelagert, die selbst bei einem Reaktorunglück verwendet werden können, bei dem am Kraftwerk schwerste Zerstörungen vorliegen. Hinzu kommen Rettungsteams aus trainierten Spezialisten, die die Bedienmannschaften in den Kraftwerken unterstützen und ersetzen (z.B. notwendige Ablösungen) können.

Für die Kerntechnik gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie z.B. für die Luftfahrt, Raumfahrt, Automobiltechnik etc. Mit jeder Betriebsstunde steigen die Erfahrungen und man gewinnt neue Erkenntnisse. Nur ein kontinuierlicher Betrieb gewährleistet Sicherheit. Stellt man eine bedeutende Lücke fest, beginnt die Nachrüstung der Altanlagen. Typisches Beispiel nach Three Mile Island war die Erkenntnis der Wasserstoffbildung aus den Brennstabhüllen. Die Ursache (Bildung von Wasserstoff aus Zirconium bei hohen Dampftemperaturen) konnte bei diesem Reaktortyp nicht unmittelbar an der Wurzel beseitigt werden, und man setzte zusätzliche Einrichtungen zur Beseitigung des Wasserstoffs ein (waren in Fukuschima nicht vorhanden, deshalb die verheerenden Explosionen).

An dieser Stelle stellt sich die Frage der „Lebensdauer“ oder eigentlich besser Nutzungsdauer eines Kernkraftwerks. Es ist keine technische Frage, sondern eine wirtschaftliche. Auch diesen Prozess kann man derzeit in Japan beobachten. Jedes einzelne Kraftwerk wird akribisch überprüft, daraus resultierende Nachrüstungen festgelegt und anschließend die Kosten ermittelt. Für viele Reaktoren bedeutet das den frühzeitigen Tod (keine Wiederinbetriebnahme) aus Kostengründen. Der Neubau eines Kernkraftwerks wäre schlicht weg billiger.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf der Achse des Guten und auch auf Klaus Dieter Humpichs Website




POLITISCHER BLINDFLUG Aus für Philippsburg – Ausstieg und Sicherheit der Stromversorgung

Untersteller ließ in einer Studie feststellen, dass die Versorgungssicherheit auch ohne Atomstrom im Land nicht gefährdet sei. Allerdings waren mehrere Versionen der Studie notwendig, bis dieses Ergebnis herauskam. Sie dient vor allem dazu, Untersteller reinzuwaschen, sollte es zu einem gefürchteten Blackout kommen.
Baden-Württemberg baut darauf, dass aus dem europäischen Ausland genügend Strom geliefert werden kann, um die fehlenden Strommengen ausgleichen zu können. In Frankreich kommt der Strom aus Atomkraftwerken, aus Polen Strom aus Braunkohlekraftwerken. Grüne und Kernkraftgegner setzen also auch weiterhin auf Kohle- und Atomstrom – wenn die Kernkraftwerke auf der anderen Seite des Rheines stehen.

Ob aus dem Ausland auch immer genügend Strom geliefert werden kann, ist fraglich. Denn auch in Frankreich gibt es immer mehr Stromknappheiten, und im Gebälk der europäischen Stromversorgung knirscht und kracht es immer häufiger.

In der Studie heißt es denn auch: »Ob die Nachbarländer die von Deutschland benötigten Erzeugungsleistungen zur Verfügung stellen können und werden, wurde in der Untersuchung nicht überprüft.«

Nach den horrenden Übertragungsverlusten, die beim Leiten des Stromes über weite Entfernungen entstehen und viel Geld kosten, fragt sowieso niemand mehr.

Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier




13. IKEK in München: Michael Schnell – Welchen Einfluß haben Treibhausgase auf die Lufttemperatur?

Die Idee des Treibhauseffektes stammt ursprünglich von dem französischen Wissenschaftler Joseph Fourier, der sie bereits 1827 publizierte.
Michael Schnell baute für seine Klimaforschung eine Versuchs-apparatur, die die Auswirkungen der erdnahen Infrarotstrahlung (IR), einem Teilaspekt des Treibhauseffektes, nachstellt.