Szenen einer unglaublichen Heuchelei – Der brennende Amazonas

Wie wir im letzten Post gezeigt haben, ist der Amazonas, der Regenwald NICHT die grüne Lunge der Erde, geschweige denn der Welt.

Er ist ein Vehikel, dessen sich Politdarsteller bedienen, entweder, weil sie Druck auf Brasilien und den, wie die Tagesschau schreibt „ultrarechten Präsidenten“ ausüben wollen, oder, was viel wahrscheinlicher ist, weil sie versuchen, sich zu inszenieren, als moralischer und guter Mensch, als Mensch, der sich kümmert, der bei den vielen Waldbränden an die Menschen, „die Menschen“ ist immer gut, denkt, die davon betroffen sind, und die Tiere und die Pflanzen und … der darunter leidet, dass es so heftig brennt, in Brasilien.

Die Heuchelei könnte nicht größer sein.

Wir stellen das Ausmaß der Heuchelei heute einmal in Abbildungen dar, Abbildungen von 2010 bis zum 23. August 2019. Die Abbildungen stammen entweder von globalfiredata.org oder von der NASA. Die Farbschattierungen auf den ersten fünf Abbildungen geben an, wie verheerend ein Feuer gewesen ist, je röter, um so weniger ist danach übrig.

Verbreitung von (Wald-)Bränden 2010

 

Verbreitung von (Wald-)Bränden 2011

Verbreitung von (Wald-)Bränden 2012


Verbreitung von (Wald-)Bränden 2013

Verbreitung von (Wald-)Bränden 2014

Wie man den ersten fünf Abbildungen entnehmen kann, waren Brände in jedem Jahr von 2010 bis 2014 in Zentralafrika häufiger als im Regenwald des Amazonas. Was hier brennt, kann man der folgenden Karte gut entnehmen: vornehmlich Wald.

Haben Sie davon gehört, das der afrikanische Regenwald brennt?

Haben Sie Heiko Maas jammern gehört, weil die grüne Lunge der Welt in Afrika brennt?

Können Sie sich auch nur an einen der Politdarsteller erinnern, die sich heute angeblich so große Sorgen um die Erde und „die Menschen“ machen, weil es am Amazonas, wie jedes Jahr zwischen Juni und September brennt, der sich über die verheerenden Brände in Zentralafrika Sorgen gemacht hat, um „die Menschen“, die Tiere, die Vegetation, die davon betroffen sind?

Wir nicht.

Nun könnte man einwenden, dass die diesjährigen Feuer im Amazonas-Gebiet eben eine außergewöhnliche Situation darstellen, weil soviel brennt, wie seit 2013 nicht mehr, wie es in den Pressemeldungen heißt. Es heißt so, weil es die MODIS-Daten der NASA, die Grundlage dieser Behauptung sind, erst seit effektiv 2013 gibt. Tatsächlich gab es vor 2013 heftigere Feuer im Regenwald des Amazonas. Die Jahre 2004 und 2005 waren besonders schlimm, passend zum El Nino der Jahre 2004 und 2005. Die derzeitigen Feuer sind also aus historischer Perspektive NICHTS Außergewöhnliches. Sie sind auch nicht die schlimmsten Feuer und die verbreitetsten und zahlreichsten Feuer, die es derzeit auf der Erde gibt.

Die meisten, intensivsten und schlimmsten Feuer gibt es, na wo?

Richtig: In Zentralafrika.

Die folgende Abbildung stammt von MODIS / NASA, sie zeigt die Brandherde für den 23. August 2019. Rote Punkte geben Brandherde an.

Die Heuchelei der Regenwald-Retter ist nicht mehr steigerbar.

Man kann sich eigentlich nur noch angewidert abwenden.

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Chinas Energiehunger (1): Der Kohle-Koloss

Der Elefant ist China, wo niemand Greta kennt und wo Kohle immer noch eine große Zukunft hat. Ob Deutschland mit der Braunkohle seine einzige heimische Energiequelle aufgibt oder in China ein Sack Reis umfällt, ist deshalb egal. Den Klimawandel lässt das kalt.

Vor sieben Jahren verschickte Donald Trump, damals angehender Präsidentschaftskandidat der Republikaner, eine Twitternachricht, die ihm seine verdrießlichen Gegner heute noch gerne anhängen. „Die Idee der Erderwärmung“, so schrieb er, „wurde von und für die Chinesen geschaffen, um die amerikanische Industrie wettbewerbsunfähig zu machen.“ Trumps plakativer Tweet trug ihm viel Häme ein. Damit leugne er, so meinten (und meinen) schlichte Gemüter, die Erderwärmung. Genau das besagt Trumps Tweet nicht, vielmehr dies: Erstens, die Idee des „Global Warming“ schade der (amerikanischen) Wirtschaft. Zweitens, China profitiere von dem Schaden.

Wohlgemerkt, Trump bezog sich nicht auf eine reale, mögliche Erwärmung, sondern auf die Idee, das Konzept, das der globalen Klimapolitik zugrunde liegt. Dieses kommt, angesichts der Komplexheit des Klimageschehens, bemerkenswert simpel daher: Vom Menschen durch Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas freigesetztes Kohlendioxid führe zu einer gefährlichen Erderwärmung. Deshalb müsse die Nutzung fossiler Brennstoffe so rasch wie möglich beendet werden.

Inzwischen hat sich dieses einfache Strickmuster zu einem eisernen Glaubenssatz, dem Klimadogma, verfestigt. Das Dogma verlange nun Null-Kohlendioxidemission; an die Stelle von teuflischer Kohle sollen Sonne und Wind treten. Damit sind wir beim zweiten heute herrschenden Dogma, dem Dogma der grünen Energie. Es besagt, dass Sonnenschein und mäßig bewegte Luft die fossilen Brennstoffe tatsächlich ersetzen können.

Nun sind Klima und Energie zwei Welten. Die moderne Energieversorgung liegt in unseren Händen; wir können sie zu unserem Nutzen gestalten. Klima hingegen ist eine grundlegend größere Sache als Energietechnologie. Das Klima wandelt sich fortwährend; wir können es nicht kontrollieren. Die Zukunft der Energieversorgung vom Klima abhängig zu machen, wie es das grüne Dogma verlangt, ist im besten Fall sinnlos, im schlimmsten schädlich. Die chinesische Führung weiß das. Für sie sind eine sichere, billige Energieversorgung und wirtschaftliche Entwicklung wichtiger als ein (vergeblicher) Klimaschutz.

Gutes Leben mit Kohle

Ohne Energie kein Leben, und mit wenig Energie kein gutes Leben. Schlecht gelebt hat die Menschheit über viele Jahrtausende – mit erneuerbarer Energie: Holz, Muskelkraft, ein bisschen Wasser, ein bisschen Wind. Wenig Energie bedeutete für das Gros der Menschen Kälte, Dunkelheit, Hunger, Krankheit, früher Tod. So war die Welt ohne Kohle. Alles änderte sich mit dem Beginn des Kohlezeitalters im 18. Jahrhundert. Kohle, später auch Erdöl und Erdgas, liefern gespeicherte, jederzeit mittels Technik nutzbare Leistung in den großen Mengen, die heutige Gesellschaften brauchen.

Aus fossilen Brennstoffen stammte in den vergangenen zwei Jahrhunderten über 90 Prozent der weltweit genutzten Energie; sie sind die Grundlage von gut temperiertem Wohlleben, von Gesundheit, Kultur, Technik, Bildung, Freizeit. Ohne sie gäbe es heute nicht nur keine „Fridays for Future“, sondern gar keine Zukunft für Greta und den grünen Jetset. Auch sie leben gut dank Kohle, Erdgas und Erdöl, die immer noch dominieren mit 85 Prozent der weltweit genutzten Energie. Aus Wasserkraft und Kernenergie kommen weitere 11 Prozent. Und Wind und Sonne? Nun ja, bemerkenswerte zwei bis drei Prozent.

Große Mengen an billiger, stets verfügbarer Energie sind die Quelle des heutigen Wohlstands für viele, nicht nur einige wie in der Vorkohlezeit. Darauf beruht auch Chinas Aufstieg, den Deng Xiaoping 1978 mit dem Übergang zu einer Art von sozialistischer Marktwirtschaft einleitete. Kohle aus einheimischen Bergwerken befeuerte die erstaunliche Entwicklung des Landes. Zu Beginn der Deng’schen Reformen betrug Chinas Bruttoinlandsprodukt etwa 150 Milliarden US-Dollar; 2017 lag es bei rund 12 Billionen Dollar! 1980 lieferten chinesische Kraftwerke rund 200 Terawattstunden (TWh) an Strom; 2017 waren es 6.600 TWh. Rund drei Viertel davon liefert die Kohle.

Wirtschaft und Elektrizitätserzeugung, so zeigen diese Zahlen, wuchsen (und wachsen) im Gleichklang, mit jährlichen Raten um die zehn Prozent. In nur drei bis vier Jahrzehnten hat dieses Wachstum rund 700 Millionen Chinesen aus bitterer Armut befreit.

Trotz dieser Erfolge hat China noch einen längeren Weg vor sich, will es das Niveau moderner Industriestaaten erreichen. Kohle wird dabei weiterhin eine tragende Rolle spielen – sehr zum Verdruss der Befürworter „grüner“ Energie. Ebenso verdrießlich dürfte sie stimmen, dass Chinas erfolgreiche Entwicklung heute ein Beispiel für andere Länder ist. Indien, Indonesien, Bangladesch, Vietnam und andere setzen ebenfalls auf fossile Brennstoffe – oft mit „Entwicklungshilfe“ durch China. „Alternative“ Energien, die westliche Politiker und NGOs den armen Ländern schmackhaft machen wollten, haben ihren Reiz verloren.

Chinas Aufstieg – dank Kohle

Seit einer Dekade ist China weltweit der größte Verbraucher von Primärenergie. 2017 nutzte das Land, so die Zahlen von BP, etwa 3,1 Milliarden Tonnen Öläquivalent (TOE), gefolgt von den USA mit 2,2 und Indien mit 0,75 Milliarden TOE. Die Kohle trägt 60 Prozent davon bei, wie übrigens auch in Indien. Offensichtlich ist Kohle für sich entwickelnde Länder die erste Wahl. Nicht ohne Grund, denn die „Schöpfung“ hatte bei der Kohle ein glücklicheres Händchen als beim Erdöl.

Billiges, leicht zugängliches Erdöl sprudelt vor allem in den dünnbesiedelten arabischen Wüsten und erlaubt dort den früheren Nomaden ein luxuriöses, stumpfsinniges Leben ohne Arbeit. Kohle hingegen ist in riesigen Mengen da, wo man arbeitet, wo man sie braucht, wo die meisten Menschen leben, wie in Indien und China. Chinesische Bergleute fördern heute mit Abstand weltweit mehr Kohle als jedes andere Land. Pro Jahr verbraucht China mehr Kohle als der Rest der Welt zusammengenommen.

Ein paar Zahlen: 2017 holten die Bergleute weltweit, nach drei Jahren Rückgangs, 7,7 Milliarden Tonnen Kohle aus der Erde. Zur Jahrtausendwende waren es erst 3,6 Milliarden Tonnen; soviel liefern heute allein die chinesischen Kohlegruben. Gefördert wird vor allem im Norden und Süden des Landes. Shanxi, auch „Land der Kohle“ genannt, birgt 30 Prozent des Gesamtvorkommens. Immer größere Bedeutung erlangt die Provinz Xinjiang, die früher mehrheitlich vom Volk der (heute unterdrückten) Uiguren bewohnt war. 150 Milliarden Tonnen sind dort mit heutiger Technik gewinnbar. Auf mehr als zwei Billionen Tonnen werden die vielleicht später nutzbaren Ressourcen geschätzt.

330 Milliarden Tonnen an direkt abbaubarer Kohle finden sich im ganzen Land. Damit ließe sich der gegenwärtige Bedarf rund hundert Jahre lang decken – genügend Brennstoff für die absehbare Zukunft. Mehr als tausend Jahre könnten die geschätzten Ressourcen von über 4,5 Billionen Tonnen reichen. Nur die USA sind besser bestückt.

Elektrizität, der Lebenssaft einer modernen Gesellschaft

Die chinesischen Stahlwerke benötigen Kohle, um Stahl zu herzustellen. Kohle liefert die Hitze, um Zement für den gigantischen Bauboom im Land zu brennen. Große Mengen werden immer noch in Haushaltsöfen und Herden zum Kochen und Heizen verfeuert. Vor allem aber erzeugt Kohle in etwa dreitausend Kraftwerken Elektrizität – der Lebenssaft einer modernen Gesellschaft. Strom ist ein Alleskönner, praktisch, sauber, vielseitig verwendbar und leicht zu handhaben. Vor allem in aufsteigenden Ländern wächst der Stromanteil am Energiemix deshalb stärker als andere Energieformen. Aber billig muss er sein, zuverlässig und in großen Mengen verfügbar. Das liefert die Kohle.

Seit 1990 hat sich die chinesische Stromerzeugung mehr als verzehnfacht. Nahezu jeder Bewohner des Landes hat heute Zugang zur Elektrizität. „Die Elektrifizierung Chinas“, so lobte die Internationale Energieagentur (IEA), „ist eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte … und ein Beispiel für die sich entwickelnde Welt.“ Das war 2007. Da war die IEA noch nicht ergrünt, und China baute Kohlemeiler praktisch am Fließband. Pro Woche kamen zwei, drei neue Kraftwerke hinzu. Kohle lieferte damals um 80 Prozent des Stroms. Heute sind es etwa 70 Prozent.

Inzwischen, Stand Ende 2018, verfügt das Land nach Angaben des China Electricity Council über Kohlekraftwerke mit einer installierten Leistung von tausend Gigawatt (GW). Zum Vergleich: in Deutschland sind es 45 GW. Der Löwenanteil, nämlich über 800 GW, kam seit der Jahrtausendwende dazu. Inzwischen wird etwas weniger gebaut; nach westlichen Maßstäben aber immer noch reichlich: In den vergangenen sechs Jahren fügten chinesische Kraftwerker jedes Jahr so viel an neuer Leistung hinzu, wie Deutschland insgesamt hat.

Man sieht: Ob die deutsche Regierung, wie geplant, aus der Kohle aussteigt oder nicht, kann dem Klima vollkommen egal sein. Nicht jedoch der heimischen Wirtschaft. Sie wird kräftig dafür zahlen müssen.

Moderne Kraftwerke

China hat heute nicht nur viele, sondern auch sehr moderne Kohlekraftwerke. Das Land hat klein begonnen, wie auch England oder Deutschland zu Beginn ihrer Industrialisierung. Noch 2004 waren dort 3.800 Kleinkraftwerke mit maximal 50 MWe in Betrieb. Mit einer Gesamtkapazität von 47 GWe stellten sie zehn Prozent der gesamten installierten Leistung. Kleine Kraftwerke sind teurer, schmutziger und ineffizienter als große. „Groß ersetzt klein“ wurde deshalb zum ersten Leitmotiv der Stromerzeuger. Heute sind nur noch ein Fünftel der Anlagen kleiner als 300 MW; die Hälfte hat über 600 MW. Jung ist die Kraftwerksflotte auch; über neunzig Prozent der installierten Kapazität sind nach der Jahrtausendwende dazugekommen.

Nicht nur jung, sondern auch modern. In Chinas Kraftwerkspark dominieren neue superkritische (SC) und ultra-superkritische (USC) Kohlekraftwerke. Die Vorläufergeneration besteht aus sogenannten unterkritischen Anlagen, deren Wirkungsgrad im Durchschnitt bei 37 Prozent liegt. Die neuen Generationen verbrennen Kohle, dank neuer Werkstoffe, bei höherer Temperatur und höherem Druck und erreichen einen Wirkungsgrad von bis 45 Prozent. Das bedeutet weniger Kohle, weniger Asche, weniger Abgase. Und, wenn man es aus der Greta-Perspektive sieht, weniger Kohlendioxid. Erheblich weniger. Hätten alle Kohlekraftwerke der Welt den Wirkungsgrad eines SC-Meilers (40 Prozent) anstatt des globalen Durchschnitts von 34 Prozent, so berechnete die IEA 2017, könnte man jährlich rund zwei Gigatonnen an CO2 vermeiden.

China oder Japan – man kann darüber streiten, wer die modernste Kohleflotte der Welt hat. Japans Kohlekraftwerke sind zu 95 Prozent SC und USC-Meiler, in China „nur“ etwas mehr als 50% – allerdings von installierten über tausend GW, verglichen mit 35 GW in Japan. Der Autor konnte vor ein paar Jahren das damals weltbeste USC-Kraftwerk besichtigen – das Isogo-Kohlekraftwerk in Yokohama. Seine zwei Blöcke, jeder mit 600 MW, stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtgebiet. Der erste Eindruck war der von fast klinischer Reinheit. Nichts deutete daraufhin, dass in den Kesseln pro Tag zehntausend Tonnen Kohle verfeuert werden: kein Lärm, kein Geruch, kein Kohlestaub, kein Rauch. Isogo gilt als eines der saubersten Kohlekraftwerke der Welt; seine Abgaswerte sind vergleichbar niedrig wie die eines modernen Erdgas-Kombikraftwerks.

Und die Entwicklung ist noch lange nicht am Ende. In China, Japan und den USA entwickelt man derzeit AUSC-Anlagen (A steht für advanced) mit 50-prozentigem Wirkungsgrad.

Über ein Dutzend „Kohlezentren“

China hat in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche kleine Kohlekraftwerke und Kohlegruben geschlossen. Förderung und Nutzung des schwarzen Goldes konzentrieren sich mehr und mehr auf über ein Dutzend „Kohlezentren“ im Norden und Nordwesten des Landes, wo auch die großen Vorkommen liegen. Zwei Drittel der Stromnachfrage kommen allerdings aus den Ballungsgebieten im Südosten und Zentralchina, die 1.000, 2.000 und mehr Kilometer von den Zentren entfernt sind. Kohle auf dem Landweg über diese Entfernungen zu transportieren, ist aufwendig. Deshalb wird sie vor Ort in Strom und zunehmend auch in Synthesegas und Synthesebenzin umgewandelt.

Die Kohlechemie hat für China strategische Bedeutung. Im Land finden sich (bislang) nur geringe Öl- und Gasvorkommen; China ist deshalb weltweit größter Ölimporteur. Bei der Einfuhr von Flüssiggas steht es auf Rang 2. Ein großer Teil der Importe passiert die Straße von Malakka, eine der am stärksten befahrenen Schifffahrtswege der Welt. Sollten Militär oder Terroristen die Meerenge schließen, hätte das gravierende Folgen auch für die chinesische Energieversorgung. Der Bau großer Chemiekomplexe, die synthetisches Gas und Benzin erzeugen, ist für die chinesische Führung deshalb auch ein „geostrategischer Imperativ“, wie die amerikanische Zeitschrift Fortune 2014 schrieb.

Der Strom aus den Kohlezentren (ebenso wie Elektrizität aus den großen Wasserkraftwerken im Süden Chinas) gelangt mittels relativ verlustarmer Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) in die Verbrauchszentren. Vier immense West-Ost-Strom-Transversalen sind teils fertig, teils im Bau. Anfang des Jahres ging die bislang weltweit stärkste HGÜ-Stromtrasse in Betrieb. Sie verbindet bei einer Länge von 3.300 km Changji (Xinjiang) mit Guquan (nahe Shanghai) und überträgt bei einer Spannung von 1.100 Kilovolt eine Leistung von 12 GW. Bauzeit zwei Jahre. Dereinst sollen die großen Stromkorridore je vierzig Gigawatt Leistung in die Großregionen Peking, Yangtze-Delta und Pearlfluss-Delta übertragen.

Kohle ist in China offensichtlich kein Auslaufmodell wie hier in Deutschland. Im Gegenteil: „König Kohle“ regiert im Reich der Mitte, sorgt für Wohlstand und Entwicklung. Kaum vorstellbar, dass die chinesische Führung diesen nützlichen Herrscher einmal aufs Abstellgleis schicken könnte – Pariser Klimaziele hin oder her.

Im Teil 2, der morgen folgt, geht es um Chinas Umweltpolitik und die Zukunft mit Kohle- und (vielen) Kernkraftwerken. 

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Klima-Ruhe an der Nordsee

Seit Jahren quellen die Medien über an Hunderten…Tausenden von Alarmmeldungen dieser Art :

„Klimaforscher Mojib Latif : „Starke Stürme nehmen zu“ [3] … oder :

„Nicht nur im Herbst: Sturmschäden in Deutschland nehmen zu“  [4].

Dazu schauen wir uns in Folgendem die säkularen Meßreihen an :

(1)  Wind und Sturm an der Nordsee

Bei genauem Hinsehen zu Langzeit-Statistikenin wissenschaftlich seriösen Publikationen bleibt von derartigen Alarmmeldungen dann nichts übrig [5] :

„Die meisten der Studien, die die letzten 100-1.000 Jahre betrachten, zeigen große, dekadische Schwankungen in der Anzahl der Stürme über dem Nordatlantik. Aus geostrophischen Windgeschwindigkeiten abgeleitete Sturm-Indizes (…) zeigen eine hohe Sturmaktivität in den frühen 1880er Jahren und einen anschließenden Abstieg bis in die frühen 1960er Jahre. Nach einem darauf folgenden Anstieg bis Mitte der 1990er zeigt sich weitere dekadische Variabilität.“

u.w.a.a.O. :

„Wenn jedoch längere Zeiträume betrachtet werden, mindestens 100 Jahre oder bis hin zu den vergangenen 1.000 Jahren, zeigen sich lediglich große Schwankungen auf einer Zeitskala von Jahrzehnten, die aber keinen Langzeittrend aufweisen (Fischer-Bruns et al. 2005; Ganske et al. 2016; Xia et al. 2013). [5]

Und selbst der Klimarat IPCC hat sich seit seinem Assessment-Report 2013/14 von den Stürmen verabschiedet: [6]:

“In summary, confidence in large scale changes in the intensity of extreme extratropical cyclones since 1900 is low.Likewise, confidence in trends in extreme winds is low,owing to quality and consistency issues with analysed data.”

u n d  [7] :

No robust trends in annual numbers of tropical storms, hurricanes and major hurricanes counts have been identified over the past 100 years in the North Atlantic basin.”

Diese „vernüchternden Aussagen“ des Klimarates IPCC hindern jedoch die deutschen Medien und die politischen Klima-Agitatoren nicht im Geringsten, unentwegt das Gegenteil zu verbreiten (vgl. auch w.o.) :

„Nach Bundes-Bericht zu Sturmfluten: Grüne wollen mehr Küstenschutz … Land unter! Rund zwei Millionen Norddeutsche wären laut Umweltministerium von extremen Sturmfluten betroffen.“

D e m g e g e n ü b e r  :

Die Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigen eine säkulare Wind-Abnahme seit 1879 in der Deutschen Bucht :

Abb.1 : Jährliche Mittlere Wind-Geschwindigkeit

Seit 2004 – Wind-Meßsystem FINO [11]:

„Um Erkenntnisse über die Bedingungen für Windenergie-Nutzung auf See zu erlangen, werden auf drei Plattformen in Nord- und Ostsee Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchgeführt.“ 

Abb.2 : Windmessungen FINO [11]

… und wie steht’s an Land ?

DAS zeigt eine Auswertung von 25 DWD-Wetterstationen für Norddeutschland :

Abb.3  Abnehmende Windstärke in Nord-Deutschland [12]

(2) Sturmfluten an der Nordsee

Wo die Windstärke abnimmt, da kann es keine Zunahme von Sturmfluten geben. Dazu betrachten wir Pegel-Daten für die Deutsche Nordsee-Küste 1900-2019 :

Abb.4 : Sturmfluten an der Nordsee – 1900-2019 (nachzitiert nach B. Hublitz [13] )

Die Graphik zeigt zunächst ein recht unübersichtliches Geschehen: Ein AUF + AB, verwirrend, „chaotisch“. Das entspricht dem physikalisch-chaotischen Wetter- und Klima-System der Atmosphäre. Die Meteorologen sagen recht anschaulich: Die Atmosphäre hat unendlich viele Freiheitsgrade !

Für den objektiven Betrachter der Daten ist jedoch rasch erkennbar, daß an der Nordsee-Küste keine Zunahme von Sturmfluten zu finden ist, weder in der Summe noch bei „schweren Sturmfluten“.

Gibt es einen Trend ? … oder gar einen „Klima-Trend“?

Dazu muß man statistisch mit Regressionen und/oder Polynomen arbeiten. Eine  diesbezügliche Analyse für den 120-jährigen Gesamtzeitraum zeigt DAS :

Abb.5 : Daten wie Abb.4, mit 3er-Polynom

Daraus ist zu erkennen :

()  In er ersten Hälfte des 20.Jh. gab es einen Trend zu mehr Sturmfluten, bis etwa 1970 ;

()  Dieser Trend kehrte sich ab etwa 1970 um, die Sturmfluten nehmen seit 50 Jahren ab;

()  Irgend ein Gesamt-Trend oder gar ein „Klima-Trend“ ist nicht auf zu finden !

Verdeutlichen kann man das schließlich noch mit einer linearen Regression der Daten für die letzten 30 Jahre (1988-2018):

Abb.6 : Sturmfluten Norderney 1988-2018; Regression (gestrichelt, B. Hublitz)

30 Jahre – das ist nach WMO-Definition ein Klima-Zeitraum. Eine Abnahme von Sturmfluten über 30 Jahre – das bedeutet eine Abnahme im Klima-Maßstab !

Stürme und Sturmfluten sind jedoch nur zwei der vielen Angst-Keulen, welche die Klima-Alarmisten schwingen.

Eine andere gewaltige Alarm-Waffe ist ein angeblich sowohl dramatisch ansteigender als auch noch beschleunigender Meeres-Anstieg :

(3) Meeres-Anstieg an der Nordsee-Küste

Alarm-Posaunen dazu sind („exemplarisch“ eine von Hunderten) [9] :

„Meeresspiegel-Anstieg: Vor uns die Sinflut ? Der Meeresspiegel steigt, Küsten werden überflutet …“

Auch das sind – bei genauem Hinsehen(!) – nur Zukunfts-Spekulationen. In der Gegenwart ist davon bei den Messungen nämlich nichts zu finden [10]. Der seit Jahrtausenden währende Anstieg der Meere beschleunigt sich weder global noch regional, eher im Gegenteil.

Genau DAS zeigen die Pegel-Messungen an der Nordseeküste über 125 Jahre sehr genau :

Abb.7 : Pegelmessungen Norderney 1890-2015

Diese Abschwächung des Meeres-Anstiegs über mehr als 30 Jahre – hier 125(!) Jahre – kann im Sinne der WMO-Definition ebenfalls als Klima-Trend bezeichnet werden :

Tendenz – abnehmend !

F a z i t  für die Nordsee :

()  Bei Wind und Sturm gibt es einen säkularen Abnahme-Trend

()  Sturmfluten zeigen einen seit Jahrzehnten abnehmenden Trend,

()  Der Meeres-Anstieg schwächt sich seit Jahrzehnten ab …

()  DAS ist inkonsistent mit den Klima-Modellen !

==>    !   Klima-Ruhe an der Nordsee  !   <==

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Q u e l l e n :

[1]  (1)  https://kaltesonne.de/phanologie-pflanzen-bestatigen-erwarmungs-hiatus-zu-beginn-des-21-jahrhunderts/  ; (2) https://kaltesonne.de/fritz-vahrenholts-sonnenkolumne-1218-die-sache-mit-der-%e2%80%9epause-oder-dem-%e2%80%9ehiatus/  (3) https://www.eike-klima-energie.eu/2019/04/09/klima-status-bericht-2018-19-klima-alarmisten-in-noeten/ (4) https://www.thegwpf.com/whatever-happened-to-the-global-warming-hiatus/

[2]  https://www.eike-klima-energie.eu/2019/04/09/klima-status-bericht-2018-19-klima-alarmisten-in-noeten/

[3]  https://www.berliner-zeitung.de/wissen/klimaforscher-mojib-latif–starke-stuerme-nehmen-zu–3060796

[4]  https://www.ruv.de/ratgeber/schaeden-vorbeugen/sturmschaeden

[5] Nachzitiert nach: http://www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de/wp-content/uploads/2018/11/Feser_Tinz.pdf

[6]  IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 220, pdf-Seite 236

[7] IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 216, pdf-Seite 232

[8]  https://www.bild.de/regional/bremen/bremen-aktuell/nach-bundes-bericht-zu-sturmfluten-gruene-wollen-mehr-kuestenschutz-63749214.bild.html

[9]  https://www.nationalgeographic.de/umwelt/meeresspiegel-anstieg-vor-uns-die-sinflut

[10]  https://www.eike-klima-energie.eu/2018/02/14/meeresspiegel-hysterie-spekulationen-vs-fakten/

[11]  https://www.fino-offshore.de/de/

[12]  https://www.eike-klima-energie.eu/2017/12/20/anno-2017-der-wind-spielte-verrueckt-ein-schwieriges-jahr-fuer-die-windenergie/

[13]  https://kaltesonne.de/bekommt-thor-den-anthropogenen-klimawandel-nicht-mit/

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Anlage: PDF mit besserer Bild-Qualität :

Puls.19.Nordsee.Wind+StFl+MSp

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Klima-Medizin: Herzinfarkte in Augsburg, Irresein in München

von Wolfgang Meins

Gerade noch wurde die Wissenschaftskultur in der Medizin – im Vergleich zu Geisteswissenschaften und dem Mainstream der Klimawissenschaft – auf achgut.com als überwiegend intakt gelobt und nun so etwas: Das Deutsche Ärzteblatt (Auflage 315.000) hat es schwer erwischt. Es hat sich mit dem Klima-Hype-Virus infiziert. Ausbaden dürfen das jetzt die Leser. Ihnen wird in Heft 31/32 das Schwerpunktthema „Erderwärmung und Gesundheit in Deutschland“ zugemutet.

Das Elend fängt gleich beim Editorial an, wo man den Lehrstuhlinhaber für Sozial- und Umweltmedizin am Klinikum der Universität München zu Worte kommen lässt. Der allerdings hat nicht mehr zu bieten als die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensprecher:

„Die Erderwärmung hat zur Folge, dass Hitzewellen und Waldbrände häufiger und in extremerem Maße als bisher auftreten. Extremniederschläge nehmen zu, der Meeresspiegel steigt und derzeit bewohnte Inseln verschwinden.“

Es folgen dann eine überwiegend sachliche Übersicht zur Behandlung bei Hitzschlag und Sonnenstich sowie zwei Forschungsberichte. Einen davon hat bereits ScienceFiles gewürdigt, der andere soll hier näher unter die Lupe genommen werden.

Es geht um die „Zukünftige Häufigkeit temperaturbedingter Herzinfarkte in der Region Augsburg“. Zu verantworten haben diese Arbeit neun Autoren, wobei der Erstautor aus dem Helmholtz-Zentrum München stammt. Offensichtlich will man die tragende methodische Säule der Lehre von der globalen Erwärmung – Hochrechnungen, Prognosen oder auch Spekulationen jeglicher Art – in die Medizin transplantieren. Also eine Art „Was-wäre-wenn-Wissenschaft“ etablieren.

Die Temperaturentwicklung im Augsburger Winter zeigt nichts auffälliges. Daten DWD, Grafik J. Kowatsch

Eher die Kälte ist der Feind des Herzkranken

Zielsetzung der Autoren war es, die Zahl künftiger temperaturbedingter Herzinfarkte für bestimmte „Klimawandel-Szenarien“ zu prognostizieren, „ausgehend von einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad, 2 Grad oder 3 Grad Celsius“.

Sollte es gelingen, so ein Ergebnis der Studie, die „globale Erwärmung auf 1,5 Grad“ zu begrenzen, würden unter den ca. 400.000 Einwohnern von Augsburg und Umgebung pro Jahrzehnt sechs Herzinfarkte weniger auftreten als im Vergleichszeitraum 2001 bis 2014. Ein abnehmendes Herzinfarktrisiko bei steigender Temperatur ist allerdings nicht besonders überraschend, da nach bisherigem medizinischen Kenntnisstand eher die Kälte der Feind des Herzkranken ist, nicht aber wohlige Wärme.

Aber das dicke Ende kommt natürlich noch, jedenfalls wollen die Autoren das den Ärzteblatt-Lesern unterjubeln: Ab einer bestimmten Temperaturzunahme würde sich dieser günstige Effekt nämlich umkehren, weil dann die „hitzebedingte“ (!) Zunahme von Infarkten größer sei als deren Abnahme durch „wärmere Winter“. Bei einer Erwärmung um 2 Grad Celsius müssten die Augsburger pro Jahrzehnt mit einer „Nettoveränderung“ von 18 zusätzlichen und bei 3 Grad von 63 zusätzlichen Herzinfarktfällen rechnen. Die ebenso messerscharfe wie beinharte Schlussfolgerung der Forscher angesichts dieser Ergebnisse:

„Die Erfüllung des Übereinkommens von Paris mit Eindämmung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad C ist daher essentiell, um durch den Klimawandel verursachte zusätzliche Herzinfarkte zu vermeiden.“

Das Forscherteam wäre allerdings gut beraten gewesen, den Ball flach, aber ganz flach zu halten. Denn die eben erwähnten Ergebnisse für die drei Temperaturszenarien sind naturgemäß jeweils nur grobe, also fehlerbehaftete Schätzungen. Es ist dementsprechend unwahrscheinlich, dass die wahre Größe des Effektes exakt diejenige ist, die in der Studie beobachtet wurde. Deshalb benötigt man in der empirischen Forschung ein zusammenfassendes Maß für die statistische Genauigkeit der Schätzung, also den Wertebereich, der mit (z.B.) 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit die wahre Effektgröße einschließt. Diese Wertebereiche – die Vertrauens- oder, etwas vornehmer, Konfidenzintervalle – geben die Autoren auch an. Allerdings berücksichtigen sie die Konfidenzintervalle bei ihrer vollmundigen Interpretation überhaupt nicht, denn ansonsten könnten sie ja ihre in Wirklichkeit unbegründete Kernbotschaft – steigende Temperaturen führen unterm Strich zu mehr Herzinfarkten – nicht unter den statistisch unbedarften Teil der Ärzteschaft bringen.

Statistische Signifikanz deutlich verpasst

Warum trifft die Botschaft der Herzinfarktforscher nicht zu? Ganz einfach: Die entscheidende Größe, die jeweiligen Nettoveränderungen pro Jahrzehnt – also die temperaturabhängige Zunahme von Herzinfarkten minus der temperaturabhängigen Abnahme von Herzinfarkten –, fällt für alle drei Temperaturszenarien statistisch schlicht nicht signifikant aus. Das verraten uns eindeutig die von den Autoren angegebenen Konfidenzintervalle: Die wahren Nettoveränderungen bei einer Temperaturzunahme um 1,5 Grad liegen mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen minus 60 und plus 50, bei 2 Grad zwischen minus 64 und plus 117 und bei 3 Grad zwischen minus 83 und plus 257. Ein statistisch signifikantes Ergebnis hätte aber vorausgesetzt, dass die Null nicht im Vertrauensintervall enthalten ist, Ober- und Untergrenze des Vertrauensintervalls sich also entweder nur im positiven oder aber nur im negativen Bereich befinden.

Schaut man sich die Vertrauensbereiche unter diesem Gesichtspunkt noch einmal an, muss man zudem feststellen, dass statistische Signifikanz hier nicht etwa haarscharf verpasst wurde, sondern sehr deutlich. Damit ist es unter keinen Umständen statthaft, die Ergebnisse zu interpretieren oder gar irgendwelche Empfehlungen daraus abzuleiten. Angemessen wären allenfalls Überlegungen, warum es nicht gelang, statistische Signifikanz zu erreichen. Im Übrigen wäre angesichts des internationalen Forschungsstandes eine temperaturabhängige Netto-Zunahme von Herzinfarkten auch sehr unwahrscheinlich, wie man hier nachlesen kann.

Aber vielleicht liegt diese Ignoranz gegenüber dem kleinen Einmaleins der empirischen Forschung daran, dass es sich bei dem Autorenteam – und bei denjenigen, die die Arbeit für das Deutsche Ärzteblatt begutachtet und für gut befunden haben – weniger um Wissenschaftler, sondern eher um Aktivistenkollektive handelt. So lassen es sich die Autoren beispielswiese nicht nehmen, dem Klimakampf in ihrem Artikel ein eigenes Kapitel zu widmen, was in dieser Art für eine medizinisch-wissenschaftliche Publikation ausgesprochen ungewöhnlich ist.

Fachkräfte im Gesundheitswesen als Klimakämpfer

Die Autoren formulieren dort vollmundig und völlig losgelöst von den tatsächlichen (nicht signifikanten) Ergebnissen:

„Mit der Fähigkeit, sich effektiv gegen die Gesundheitsgefahren des Klimawandels einzusetzen, sollten Fachkräfte im Gesundheitswesen eine führende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen.“ Diese sollten „die Öffentlichkeit und politische Entscheidungsträger über die potenziellen gesundheitlichen Risiken des Klimawandels und die Vorteile von Klimaschutzmaßnahmen (…) informieren“.

Da muss man sich für die Zukunft ja wohl auf einiges gefasst machen, zumal der Klimawandel Schwerpunkt beim Ärztetag im nächsten Frühjahr sein wird.

Die Studie hat aber noch mindestens einen weiteren Haken, der sich in einer anderen, englischsprachigen Veröffentlichung  des Autorenteams findet. Denn vor ihrem virtuellen Ausflug in verschiedene Temperaturszenarien künftiger Jahrzehnte galt es, noch zwei Probleme zu lösen. Zunächst musste in dem seit mehreren Jahrzehnten in Augsburg angesiedelten Herzinfarkt-Register, wo zahlreiche medizinische und soziale Merkmale von Herzinfarkt-Patienten gespeichert sind, für jeden einzelnen Fall nachträglich die jeweilige Umgebungstemperatur zum Erkrankungszeitpunkt ermittelt und eingefügt werden. Außerdem galt es noch, die Frage zu beantworten, ob die Temperatur das Herzinfarktrisiko überhaupt beeinflusst und wenn ja, in welchem Maße. Dieses Problem lässt sich nämlich nicht „virtuell“ lösen, sondern nur anhand von Originaldaten, aus denen die sogenannte Dosis-Wirkungs-, also Temperatur-Herzinfarkt-Beziehung zu berechnen ist. Die aus dieser Berechnung resultierende Größe ist dann später eingegangen in die Prognosen zur künftigen Herzinfarkthäufigkeit für die drei verschiedenen Temperaturszenarien.

Leider hat das Forscherkollektiv damals einen Wink des Schicksals leichtfertig ignoriert. Denn, große Überraschung, die mittlere Temperatur für die bei diesen Berechnungen zu vergleichenden zwei Zeiträume – 1987 bis 2000 gegenüber 2001 bis 2014 – unterschied sich gerade mal um sagenhafte 0,1 Grad: 9,6 gegenüber 9,7 Grad. Die dadurch ausgelöste Depression unter den Forschern kann man sich ja lebhaft vorstellen.

Der menschengemachte Klimawandel als Basis der Karriereplanung

Seriöse Wissenschaftler jedenfalls hätten damals innegehalten, überlegt, diskutiert und dann ihr Vorhaben beerdigt – und zwar aus drei Gründen: weil sich unübersehbar die Erwärmung offenbar sehr stark abgeschwächt oder eine Pause unbekannter Dauer eingelegt hat, weil die seinerzeit gängigen Klimaprojektionen die tatsächliche Temperaturentwicklung völlig falsch vorhergesagt haben und es eher unwahrscheinlich ist, dass das bei den aktuellen Prognosen anders sein wird, und weil es bei dieser geringen „Dosis“ von 0,1 Grad über einen Zeitraum von immerhin vierzehn Jahren wenig erfolgversprechend erscheint, daraus eine relevante Wirkung auf das Herzinfarktrisiko ableiten zu können.

Aber so funktioniert Wissenschaft bei Gläubigen eben nicht. Und wenn dann noch der menschengemachte Klimawandel wesentliche Basis der Karriereplanung ist, natürlich erst recht nicht. Dann heißt es nicht nur Augen zu und durch, sondern es sind jetzt auch alchemistische Fähigkeiten gefragt. Da ist dann die Versuchung groß, die Daten mit verschiedenen Verfahren so lange zu quälen, bis es gelingt, aus dem Temperaturunterschied von lediglich 0,1 Grad doch noch eine verwertbare statistische Funktion herauszuquetschen.

Bleibt zum Abschluss nur die traurige Feststellung, dass die eigentlich gut etablierten wissenschaftlichen Standards und Ideale in der Medizin offenbar dann rasch zur Disposition stehen, wenn sie in Berührung geraten mit einem unter der Flagge der politischen Korrektheit segelnden Thema.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors. Der Artikel erschien zuerst bei der Achse des Guten.

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im sozial- und zivilrechtlichen Bereich.   




Den Robben wird es zu warm – Bericht von 1922

Mein Interesse wurde geweckt durch: Arctic seals finding the water too hot, Dann fand ich, dass es bereits in 2015 auf Eike übersetzt war: Globale Erwärmung in der Arktis. WuWT brachte es bereits in 2008 und verlinkte zum komplett eingescannten Artikel der damaligen Zeitung.

Bitte lesen sie die Übersetzung auf vorstehenden Links. Hier daher ein paar weitere Gedanken und Informationen für Sie.

Sucht man im Internet, so gibt es viele Webseiten,  die sich mit diesem Bericht von 1922 beschäftigen.  Je nach Standpunkt, wird es als Hinweis hergenommen – oder auch nicht: … ob die aktuellen Erwärmungstrends eher auf langfristige Klimaveränderungen hinweisen oder auf relativ kurzfristige Variabilität der Wettermuster. Ich empfinde es als lustig, dass die heutigen AGW-isten die damalige Erwärmung als lokales Wetterereignis ansehen, während dessen die Klimarealisten es als Beispiel nehmen, dass es damals schon Erwärmung gab, auch ohne größere industrielle Emissionen.

Auszüge von angezeigten Pro- und Contra- Stellungnahmen:

The New Yorker: Climate-Change-Seelsorge spielen

Von Jerry Beilinson, 29. April 2014

In der vergangenen Woche twitterte Craig Rucker, ein Klimaschutz-Skeptiker und Geschäftsführer einer gemeinnützigen Organisation namens „Committee for a Constructive Tomorrow“ ( cfact ), ein Zitat, das angeblich einer Ausgabe der Washington Post von 1922 entnommen war : „Innerhalb weniger Jahre.“ wird aufgrund der Eisschmelze prognostiziert, dass das Meer steigen und die meisten Küstenstädte unbewohnbar machen wird. “Die Absicht war es natürlich, sich über die aktuellen Schlagzeilen über den Klimawandel lustig zu machen.

[…]Nachdem ich ein paar Minuten online gestöbert hatte, fand ich sowohl den Artikel der Washington Post als auch das längere Quellenmaterial, aus dem er stammte – einen Wetterbericht, der vom US-Konsul in Bergen, Norwegen, herausgegeben und im Oktober an das Außenministerium geschickt wurde 10, 1922. Der Bericht sagte nichts über die Überschwemmung der Küsten aus. Das ist nicht überraschend. Auch die Wissenschaftler waren damals schlau und wussten, dass schmelzendes Meereis den Meeresspiegel nicht nennenswert ansteigen lässt, genauso wenig wie ein schmelzender Eiswürfel den Wasserstand in einem Glas erhöht.

[…]Was sollen wir aus diesen historischen Beweisen ziehen? Ein zentraler Grundsatz für Rucker und seine Kollegen ist, dass der heutige Rückzug des Meereises, die Erwärmung der Oberflächentemperaturen und ähnliche Beobachtungen kurzlebige Anomalien sind, wie sie in der Vergangenheit häufig vorkamen – und dass übereifrige Wissenschaftler und leichtgläubige Medien Krisen schnell aufbauschen,  die keine sind. Zu den bevorzugten Beispielen zählen zahlreiche Zeitungsartikel aus den siebziger Jahren, die das Aufkommen einer neuen Eiszeit vorhersagten. In der Tat ist es möglich, Artikel aus fast allen Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts zu finden, die Informationen über das Klima enthalten, das sich als verfrüht oder falsch herausgestellt hat.

[…]Es ist nichts Falsches daran, alte Zeitungsartikel nach Hinweisen auf die Klimabedingungen in der Vergangenheit zu durchsuchen. Legitime Klimaforscher betrachten historische Dokumente aller Art. Eine gute Absicht, zur Wahrheit zu gelangen, würde sich jedoch nicht darauf stützen, einprägsame Schlagzeilen herauszusuchen. Es würde erfordern, den Kontext zu betrachten und alle Beweise zu betrachten. Zumindest würde es keine absichtlichen Verzerrungen zulassen. Eine Vorhersage, dass die Eiskappen bis zum Jahr 42000 schmelzen könnten, ist kaum ein Beispiel für Klimaalarmismus.

 

Reason: Arktisches Meereis – ein Klimawandel, Aprilscherz? – Laut Snopes nicht

RONALD BAILEY 4.1.2011 11:40 UHR

[…] Ein Artikel aus dem Jahr 2006 von Geophysical Research Letters [Links nicht gefunden] gibt vielleicht Aufschluss über die Erwärmung in den 1920er Jahren:

[…] Wir liefern eine Analyse der grönländischen Temperaturaufzeichnungen, um die aktuelle Erwärmungsperiode (1995 – 2005) mit der vorherigen (1920 – 1930) grönländischen Erwärmung zu vergleichen. Wir stellen fest, dass die gegenwärtige Erwärmung Grönlands in der jüngeren Geschichte Grönlands nicht beispiellos ist. Die Temperaturerhöhungen in den beiden Erwärmungsperioden sind ähnlich hoch, die Erwärmungsrate lag jedoch zwischen 1920 und 1930 um etwa 50% höher als zwischen 1995 und 2005.

 

Snopes: Globale Erwärmung: 1922

Vor fast einem Jahrhundert erschien ein Zeitungsartikel mit der Warnung, dass der Klimawandel das Eis der Arktis schmilzt und die Tierwelt zerstört.

DAVID MIKKELSON, VERÖFFENTLICHT AM 1. JULI 2013

[…] So interessant dieser fast einhundert Jahre alte Artikel aus heutiger Sicht auch sein mag, er ist weder für noch gegen das Konzept der anthropogenen globalen Erwärmung ein substanzieller Beleg. Wie an anderer Stelle dokumentiert, deuten die 1922 beobachteten Erwärmungserscheinungen nur auf ein lokales Ereignis in Spitzbergen hin, nicht auf einen Trend, der für die Arktis insgesamt gilt.

[…]


Schaue ich die entsprechenden Passagen in der „Wettergeschichte“ an, so ist es in der Arktis nach dem Bericht von 1922 wärmer, in Deutschland eher kalt und ungemütlich

1922

Januar
1.1.  nach tagelangen Stürmen Springflut Nordsee, Verwüstungen auf Sylt, Strand von Westerland weggespült.
danach strenges Winterwetter (nach bisher mildem), bis –20°.

März
1.3. Dammbruch durch Eismassen auf der Oder bei Breslau.

April
15.4. Ostern- nach langer Kälte plötzlicher Wetterumschwung, bis 25°, 2 Tage vorher noch Schneefall, Ostsee noch zugefroren.

Mai
1.5. Deutschland strömender Dauerregen.

Juli
nach sonnigem Juni kurze Hitzewelle, 6.7. Frankfurt/M. 37°,
7.7. danach Stürme und Unwetter, Temperatursturz, Verwüstungen, Bäume entwurzelt, Notstand in einigen Gebieten, Überschwemmungen,
Restsommer kühl und regnerisch, Ernteausfälle.

September
19.9. Heftige Regenfälle, Überschwemmungen, besonders in Süd-Ost-Bayern.

Oktober
In Deutschland sehr kalt, frühe Fröste.

November
Norwegische Expedition zum Polarkreis, geringe Eisbedeckung und relativ warmes Meereswasser

Dezember
8.12. heftige Schneefälle Norddeutschland, Verwehungen.
Weihnachten regnerisch
27.12. schwere Stürme Atlantik, englische Küste, Verwüstungen, Tote.

(Quelle s.u.)

Danach könnte man wirklich sagen: „Aha, arktische Erwärmung, lokales Wetterereignis – das bedeutet dann aber auch: Genauso ist es auch heute, wenn vom drohenden Eisverlust die Rede ist.

Denken Sie an relativ warme Tage in den letzten Jahren in Deutschland, ggü. den eisigen Temperaturen in Nordamerika und Russland.

NSIDC_Arctis sea ice extend

Aktuelle Eisbedeckung, hier die Darstellung vom National Snow & Ice Data Center , wer es lieber aus Deutschland mag, hier die oft genutzte Kurvendarstellung von der Universität Bremen

Nicht zu vergessen, die Oberflächentemperaturen der letzten Million Jahre, auch wenn einige unserer langjährigen Leser „Clark und Schönwiese“ nicht mehr sehen können.

Die oben erwähnte Chronik der Wetterereignisse hatte ich im Web gefunden: Quelle: Jahresbände des Chronik- Verlages und Presse- Artikel. – http://www.wetterklimafakten.eu. Der Link funktioniert aber nicht mehr, „Klimafakten….“ ist inzwischen eine Seite für Klimawarmisten.

Daher können Sie die oben erwähnten Wetterereignisse.pdf vom Eike Server laden:

1 Wettergeschichte 1501-1890

2 Wetterereignisse 1900 bis 1949

3 Wetterereignisse 1950 – 1999

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4 Wetterereignisse 2000 -unvollständig

Die ‚4 Wetterereignisse ab 2000‘ sind von mir. Ich habe es leider nicht geschafft, die 4 Wetterereignisse ab 2000 komplett zu vermerken. Mal sehen, vielleicht finde ich jemand, der Aufzeichnungen darüber hat.

Zum Trost, hier noch der Bericht eines Vortrages in 2014: DWD Forscher Wolfgang Riecke zur Frage nach Abkühlung: „Ja, ist mir bekannt!“. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion unter unseren Lesern.