Wall Street Journal: Was ist, wenn grüne Energie nicht die Zukunft ist?
Bis jetzt war das WSJ ein Kämpfer für die Wind- und Solarindustrie in den USA. Nach dem oft gespielten Mythos, dass Wind und Sonne sowohl „frei [verfügbar]“ als auch billig und zuverlässig sind, hat das WSJ bisher selten einen verärgerten Schuss in Richtung des größten staatlich geförderten Betrugs in der Geschichte abgegeben.
Daher kann man wohl spekulieren*, als Mark Mills das nachfolgende schrieb, wird er zur gleichen Zeit auch seine Kündigung verfasst haben.
[*Ergänzung durch den Übersetzer:
Mark Mills ist Senior Fellow am Manhattan Institute (~ leitender Wissenschaftler) und Fakultätsstipendiat an der McCormick School of Engineering and Applied Science der Northwestern University, an der er ein Institut für Fertigungswissenschaften und Innovation mitleitet. Er ist außerdem strategischer Partner bei Cottonwood Venture Partners (einem Energy-Tech-Venture-Fonds) und Mitglied des Beirats des Reilly-Zentrums für Wissenschaft, Technologie und Werte der Universität Notre Dame. Er hat eine umfangreiche Expertise in Wissenschaftsfragen und vor allem Energie. Er war in verschiedenen gehobenen Positionen, u.a. auch im Wissenschaftsbüro unter Ronald Reagan tätig. Seine Artikel werden in verschiedenen Journalen veröffentlicht.
Wenn schon, könnte man die Frage stellen, wieso das WSJ seine Artikel veröffentlicht?]
Mark Mills äußert ernsthafte Zweifel an Geschehnissen, in denen einst vollkommene Gewissheit herrschte. Bei der Intelligenzija ist die Zukunft bereits geschrieben und die konventionelle Energieerzeugung – fossile Brennstoffe und Kernenergie gehen offenbar bereits „als Zombie umher“ – und ebnen den unvermeidlichen Weg für die Wunderkraftstoffe der Natur : Sonnenschein und Brise.
Nun scheint die Zukunft nicht so selbstbewusst zu sein.
Was ist, wenn grüne Energie nicht die Zukunft ist?
Wall Street Journal, Meinung, Mark Mills, 20. Mai 2019
Wieso setzt Warren Buffett mit einem Einsatz von 10 Milliarden Dollar auf die Zukunft von Öl und Gas und hilft Occidental Petroleum dabei, Anadarko, ein führenden Unternehmen der US-Fracking Industrie zu kaufen? Für Experten, welche die all-grüne Zukunft promoten, sieht dies so aus, als würde man um 1919 auf Pferdezüchter wetten, [~ für die zukünftige Antriebsart von Speditionen].
In der Zwischenzeit ist die allgemeine Marktstimmung bei Kohlenwasserstoffen eindeutig negativ. Der Öl- und Gasanteil des S & P 500 [Aktienindex der 500 größten US-Unternehmen] befindet sich auf einem 40-Jahrestief, und im ersten Quartal 2019 übertrafen der Nasdaq Clean Edge Green Energy Index und die börsengehandelten „Clean Tech“ -Fonds den S & P.
Eine Woche vergeht nicht, ohne dass sich ein Bürgermeister, Gouverneur oder politischer Entscheidungsträger, dem propagierten Hype anschließt, eine grüne Energiezukunft zu versprechen oder zu fordern. Rund 100 US-amerikanische Städte haben solche Versprechungen gemacht. Dabei sind Kohlenwasserstoffe die Quelle von etwa 80% des Energieverbrauchs in den USA und auf der Welt, aber zu sagen, dass sie [die Kohlenwasserstoffe] derzeit nicht beliebt sind, ist eine dramatische Untertreibung.
Es ist jedoch sowohl vernünftig als auch für konträre Investoren potenziell lukrativ zu fragen: Was passiert, wenn erneuerbare Energien nicht liefern?
Die vorherrschende Weisheit ist, dass Wind und Sonne zusammen mit Batterien der Welt in den nächsten zwei Jahrzehnten 250% mehr Energie zuführen als amerikanische Schieferenergie in den letzten 15 Jahren. Ist das realistisch? Die Schieferrevolution war die größte Erweiterung der weltweiten Energieversorgung im vergangenen Jahrhundert. Und selbst in optimistischen grünen Szenarien steigt die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas immer noch, wenn auch langsamer.
Wenn die bevorzugten Alternativen nicht den Bedarf der wachsenden Volkswirtschaften decken, tolerieren die Märkte dann den Mangel an Energie? Unwahrscheinlich. Nationen werden sich überall notwendigerweise Kohlenwasserstoffen zuwenden. Und wie groß könnte die Nachfrage nach Öl und Erdgas – und auch nach Kohle – werden, wenn zum Beispiel nur halb so viel Green-Tech-Energie produziert wird, wie jetzt prognostiziert wird? Denken Sie daran, dass ein „Lieferanteil“ von 50% immer noch ein beispielloses Wachstum von Green-Tech bedeuten würde.
Wenn die drei Kohlenwasserstoffe [Öl, Gas, Kohle] jeweils ein Drittel eines solchen vermuteten grünen Mangels liefern würden, müsste die globale Erdölförderung um einen Betrag steigen, der der Verdoppelung der Produktion des Perm-Schieferfeldes (Anadarkos Heimat) entspricht. Und die weltweite Versorgung mit flüssigem Erdgas müsste um das Doppelte der derzeitigen Exporte von Katar steigen, und Kohle müsste fast das Doppelte dessen erreichen, was der weltweit führende Exporteur Australien heute liefert.
Grüne Prognostiker sind wahrscheinlich weit entfernt von Gut und Böse. Alle Prognosen gehen davon aus, dass aufstrebende Volkswirtschaften – die am wenigsten wohlhabenden Nationen – fast drei Viertel ihrer gesamten Neuausgaben für erneuerbare Energien ausgeben werden. Das wird nicht passieren, wenn nicht die versprochenen radikalen Kostensenkungen eintreten.
Beachten Sie, dass keine der wohlhabenden Nationen, die Vertragsparteien des Pariser Abkommens sind, oder auch nur eine der armen Nationen, die geforderten grünen Zusagen eingehalten hat. Lassen Sie uns die Internationale Energieagentur zu dem zitieren, was tatsächlich passiert ist: „Die weltweite Energienachfrage [im Jahr 2018] ist in diesem Jahrzehnt um… ihr schnellster Anstieg … gewachsen. . . angetrieben von einer robusten Weltwirtschaft. . . mit fossilen Brennstoffen, die im zweiten Jahr in Folge fast 70% des Wachstums ausmachen. “
Der Grund? Der Einsatz von Wind, Sonne und Batterien als primäre Energiequelle eines Landes ist nach wie vor viel zu teuer. Sie brauchen keine Wissenschaft oder Wirtschaft, um das zu erkennen. Schlagen Sie einfach vor, Subventionen oder Mandate zu beenden, und Sie werden die volle Wut der grünen Lobby entfesseln.
Inzwischen gibt es bereits Anzeichen dafür, dass das die grüne Vision an Glanz verliert. Schwedens großer Schwenk auf Windkraft erzeugte nicht nur wegen unzureichender Stromversorgung Alarm, die exorbitanten Kosten drücken das Wirtschaftswachstum und könnten die Bewerbung von Schweden um die Olympischen Winterspiele 2026 gefährden. China hat, obwohl es sich mit grünen Tugenden auskennt, den massiven inländischen Kohlekraftwerksbau stillschweigend wieder aufgenommen und baut Hunderte von Kohlekraftwerken für aufstrebende Volkswirtschaften auf der ganzen Welt.
In den USA haben die Energieversorger grimmig, aber ohne Jubel für Milliarden von Dollar leistungsstarke Dieselmotoren mit Öl- und Erdgasantrieb ans Netz gebracht. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde das US-amerikanische Stromnetz dreimal so viel mit Notstromgeneratoren ausgestattet wie im gesamten halben Jahrhundert zuvor. Dies ist die einzige praktikable Möglichkeit, Strom im Netz schnell genug zu erzeugen, wenn der Wind nachlässt. Schweden wird zweifellos gezwungen sein, dasselbe zu tun.
Die übliche Antwort auf alles oben aufgeführte: Stellen Sie mehr Elektroautos her. Bloße Berechnungen zeigen jedoch, dass selbst ein optimistisches 100-fache Wachstum bei Elektrofahrzeugen, in den nächsten zwei Jahrzehnten nicht mehr als 5% der globalen Ölnachfrage verdrängen würde [die Kapazitätsfrage nach Strom und Batterien mal vernachlässigt]. Ein lauwarmes Wachstum der Benzinnachfrage würde durch den wachsenden Appetit der Volkswirtschaften auf Flugreisen und Industriegüter mehr als ausgeglichen. Wer weiß, was passieren würde, wenn das Trump-artige Wirtschaftswachstum in der übrigen entwickelten Welt Einzug halten würde. Wie Mr. Buffett weiß, rechnet die IEA damit, dass die USA fast drei Viertel des weltweiten Netto-Neubedarfs an Öl und Gas decken wird.
Grüne Befürworter hoffen, die Regierungen und damit die Steuerzahler davon zu überzeugen, eine riesige Steuer auf Kohlenwasserstoffe zu erheben, um umweltfreundlicheres Bauen zu gewährleisten. Aber es gibt keine Chance, dass sich wohlhabende Nationen darauf einigen, teure grüne Technologien für den Rest der Welt zu subventionieren. Und wir wissen, wo das „Orakel von Omaha“ eine Wette platziert hat.
Wall Street Journal Meinung
Gefunden auf Stopthesethings
Übersetzt durch Andreas Demmig