Ein Märchen für unsere lieben Kinder: Konstanz ruft den Klimanotstand aus
Es war einmal ein liebenswertes Städtchen namens Schilda. Seine Ratsherren bauten ein funkelnagel neues Rathaus, um berühmt zu werden. Dabei vergaßen sie die Fenster. Und deswegen war es finster im Neubau. Die Lösung fand der Hufschmied nach 5 Humpen Bier, „Wir müssen das Licht wie Wasser in Säcken hineintragen“, schlug er vor. „Hurra“ schreien alle und gingen sofort an die Arbeit. Von morgens bis abends schaufelten sie Licht in Säcke und trugen es ins Rathaus. Aber es blieb dunkel. Erst ein Landstreicher fand die Lösung: „Ihr müsst das Dach abdecken“. Und tatsächlich, da wurde es hell. Das ging leider nur so lange gut, wie es nicht regnete. Also bauten die Schildaer Ratsherren ein neues Dach. Und da wurde es sofort wieder finster. Schließlich entdeckte ein ganz kluger von ihnen einen kleinen Spalt, durch den Licht eindrang. Er war von seiner Entdeckung so überwältigt, dass er zuerst sprachlos blieb. Aber dann teilte er doch den anderen die Lösung mit – „wir brauchen Fenster“. Und tatsächlich, jetzt funktionierte es, und danach wurde das Rathaus von Schilda endlich berühmt.
Aber noch viel lustiger und klüger als die Ratsherren von Schilda, liebe Kinder, treiben es gerade die lieben grünen Konstanzer Ratsherren. Die wollen auch berühmt werden. Sie ärgerten sich schon lange über das Konstanzer Wetter. Mal regnete es ihnen zu viel, mal war es ihnen zu trocken, mal stürmte es ihnen zu sehr – nichts war ihnen recht. Nun ist in ganz Deutschland das Wetter zwar nirgendwo angenehmer und milder als in der wunderschönen Stadt Konstanz am Bodensee. Und tropische Wirbelstürme und ähnlich schlimme Wetterkatastrophen sind dort kaum bekannt. Aber Ihr kennt ja den Spruch „Wenn’s dem Esel zu gut geht….“. Eine kleine Schwedin namens Greta hatte dem Papst im riesigen Petersdom zu Rom nämlich gnädig eine Audienz gewährt und ihn dabei besonders vor den pösen Menschen gewarnt, die das Klima kaputt machen. Da konnten die Konstanzer Ratsherren nicht mehr an sich halten. Es musste etwas zur Rettung des Klimas geschehen, und sie riefen den Klima-Notstand aus.
Bevor Ihr jetzt Papa oder Mama fragt, was der Unterschied zwischen Wetter und Klima ist, will ich es Euch besser gleich erklären. Klima ist Wetter über gaa…aanz, ganz lange Zeit. Wenn Ihr also wissen wollt, wie das Klima geworden ist, dann müsst Ihr schon mindestens doppelt so viele Jahre warten wie Ihr warten müsst, um erwachsen zu werden. Puuh, das ist ganz schön lang, oder nicht? Ob die Konstanzer Ratsherren so lange gewartet hatten, haben sie mir nicht erzählt. Ich glaube aber, liebe Kinder, sie haben in ihrer üblen Laune über das Konstanzer Wetter die Geduld verloren und sich gesagt „Klima oder Wetter, ist doch schnurzegal, es muss endlich geschützt werden“. Dieser weise Entschluss hat die Konstanzer Ratsherren so richtig stolz gemacht. Sie hatten zwar weder Ahnung vom Wetter oder Klima und schon gar nicht vom Unterschied zwischen den beiden – ebenso wenig, wie die Schildbürger den Unterschied zwischen Licht und Wasser kannten. Aber das war nun wirklich nicht mehr wichtig. Allein wichtig war es, die Schuldigen für das so schlimme Wetter, Verzeihung liebe Kinder, natürlich für das so schlimme Klima in Konstanz, zu finden.
Eigentlich war das gar nicht so schwer. Denn in den Zeiten der Ratsherren von Schilda hatte man die Schuldigen an den Wetterkapriolen einfach verbrannt – ratzeputz, mir nichts, Dir nichts. Hexen und Hexer sah man als Bösewichter an, die das Wetter und Klima verhexten. Ihr wisst schon, liebe Kinder, so wie die Hexen in den Märchen eben. Also auf dem Scheiterhaufen kamen sie, wenn Ihr wisst, was das bedeutete. Das tat diesen bösen Wetterschädigern nämlich mächtig weh und geschrien haben sie beim brennen wie am Spieß. Versteht ihr sicher, wenn ihr schon mal aus Versehen auf die heiße Herdplatte mit dem Händchen gelangt habt.
Aber das machte den Ratsherren damals alles nichts aus. Was sind schon ein paar verbrannte Hexen gegen gutes Wetter! Es gab aber auch noch eine weitere gute Methode. Man band an Hexen schwere Steine und warf sie einfach ins tiefe Wasser. Dies hatte den tollen Vorteil, liebe Kinder, dass man hinterher genau wusste, ob sie auch wirklich schuldig am Wetterkaputtmachen waren. Tauchten sie wieder auf, waren sie schuldig und man konnte sie ruhigen Gewissens auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Ersoffen sie dagegen, war das ein Zeichen für Unschuld, und alle hatten dann ein gutes Gewissen. Leider hat alles nichts genützt, das Wetter machte immer wieder genau das, was die Ratsherren nicht wollten. Das Wetter spielt eben oft ganz schön verrückt, genau das ist nämlich seine ureigene Eigenschaft.
Nun, liebe Kinder, leben wir ja heute in tollen modernen Zeiten. Damit Ihr Euch den Unterschied zu den alten Zeiten der Ratsherren von Schilda besser vorstellen könnt, will ich Euch etwas helfen. Wenn Ihr heute zum Zahnarzt müsst, tut das zwar manchmal ein wenig weh, aber Ihr seid ja keine Feiglinge. Und wenn’s ein wenig mehr weh tut, bekommt Ihr eben eine Spritze, und schon tut’s nicht mehr weh. Aber wie war das eigentlich, wenn Ihr zu den Zeiten, als es noch Hexen gab, zum Zahnarzt gehen musstet? Tja, liebe Kinder, den Zahnarzt gab’s damals noch gar nicht. Ein ekliger, brutaler Typ nahm schwuppdiewupp einfach eine große schmutzige Zange und riss Euch damit den Zahn raus. Betäubungsspritze gab‘s nicht. Das war gar nicht lustig, kann ich Euch sagen.
Also, liebe Kinder, heute geht das mit dem Verbrennen von Hexen nicht mehr so einfach. In manchen Ländern macht man so etwas noch mit Steinewerfen auf Hexen, in welchen, darf man hier bloß nicht mehr sagen, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Kurzum, bei uns ist Hexenverbrennen behördlich nicht mehr erlaubt. Heute ist das mit den Hexen und Hexern aber auch viel einfacher: Die klugen Konstanzer Ratsherren sagen nämlich, diese Hexen seid jetzt einfach Ihr und Eure lieben Eltern. Glaubt Ihr nicht? Doch, doch, stimmt schon, weil Ihr nämlich zu viel Fleisch esst, zu viel mit dem Auto fahrt und auch noch mit dem Flugzeug fliegt. Das ist ganz schlecht für’s Klima. Und dafür müsst Ihr büßen. Ist natürlich etwas Pech für Euch, denn die nächsten Ferien werdet Ihr deswegen mit Euren Eltern in Konstanz zu Hause bleiben müssen. Dem Bauern in der Nähe beim Kartoffelernten und Holzhacken zu helfen ist sowieso viel gesünder als mit dem Auto nach Italien ans Meer zu fahren. Die gute Luft und die Arbeit auf dem Rübenacker wird Euch gut tun.
Die lieben Konstanzer Ratsherren haben also den Klima-Notstand genau wegen Eurer Eltern und Euch ausgerufen. Die ulkigen, harmlos-sympathischen Gesellen mit Latzhosen, denen Gras aus der Hose wächst, die Autos verschmähen, sich von Rüben ernähren und lustige grüne Parteisticker tragen, haben die Konstanzer Ratsherren mit dem Klima-Notstand nicht gemeint. Aber auch die Leute mit den dicken SVU-Autos, die ihre Kinder in Privatschulen nicht mit denen aus bestimmten anderen Ländern, Ihr wisst schon welchen, zusammen in einer Klasse haben wollen, also Pharisäer, die Wasser predigen, selber Weins saufen, zur eigenen Beruhigung und aus Beklopptheit grüne Vollidioten wählen, haben die Konstanzer Ratsherren auch nicht gemeint. Niemand legt sich schließlich mit seinen eigenen Wählern an. Sie haben genau Euch gemeint.
Der erste Konstanzer Ratsherr ist deswegen mit der Trompete auf den Rathausturm geklettert und hat nach drei Trompetenstößen verkündet: „Liebe Konstanzer: Schluss jetzt mit der Klima-Schädigung! Wir rufen den Klima-Notstand aus. Was wir gegen den tun wollen, wissen wir zwar noch nicht, aber uns ist bereits eine Lösung unserer klugen Ratskollegen aus Schilda zu Ohren gekommen. Wir untersuchen diese gerade in einer Sonderkommission von besonders klugen Konstanzer Ratsherren. Bis dahin verbitten wir uns jedewede Schädigung des Konstanzer Klimas. Zuwiderhandlungen werden mit Haft und roher Rübenkost geahndet. Wir planen Scheiterhaufen für Klima-Schädlinge und Klimaleugner, denn wir sind schließlich Spezialisten. Ihr erinnert Euch sicher noch an den üblen Gesellen Jan Hus aus Böhmen. Hat der damals so lustig in Konstanz gebrannt. Wir alle und unser Kaiser Sigismund waren richtig happy.„