„Wovon man nicht reden kann, darüber muß man schweigen“ [1] : Eine Antwort an Vera Deleja-Hotko, Ann-Katrin Müller, Gerald Traufetter : „Klimakrise leugnen, Diesel preisen“ in DER SPIEGEL (26.04.2019).
Gefesselte Wissenschaft
Klimawissenschaft ist der einzige Bereich naturwissenschaftlicher Forschung, der von der Politik fest in Haft gehalten wird. Dieser wissenschafts-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Sündenfall ist umfassend. Er trägt den Namen:
„International Panel of Clima Change“ (IPCC), zu deutsch: „Weltklimarat“,
steht unter der Regie der Vereinten Nationen und ist zu verstehen als weltweite, quasi-monopolistische Organisation zur Vergabe, Finanzierung und Auswertung wetter- und klimawissenschaftlicher Arbeiten. Zentrales Instrument sind die IPCC-Sachstandsberichte, jeweils unterteilt in eine etwa 40-seitige „Kurzfassung“ („Summary for Policy-Makers“) und Tausende von Seiten umfassendem Materialteil (Assessment-Report).
Klimawissenschaftliche Aussagen in den Kurzfassungen können bis zum kompletten Gegenteil abweichen von den autorenrechtlich vollständig an den IPCC übertragenen Ergebnissen einzelner wissenschaftlicher Arbeiten des Materialteils.
Die Kurzfassungen werden von politisch ausgewählten Regierungsvertretern „aller Herren Länder“ verantwortet. Sie sind das Ergebnis unüberschaubarer Kompromiss-Verhandlungen, beratend beeinflusst von grünen NGO’s und politiknahen Wissenschaftlern, getragen von massiv divergierenden politischen und wirtschaftlichen Interessen, Opportunitäten, Machtkonstellationen und ähnlichen physikfremden Kriterien.
Die Akteure der IPCC-Kurzfassungen agieren wie ein „klimawissenschaftlicher Vatikan“. Sie sind ausgestattet mit weltweit exklusivem Recht der Forscher-, Autoren-, Berater- und Material-Auswahl. Sie allein haben – mit dogmatischem Unfehlbarkeitsanspruch – das Recht der Exegese. Das Grundgebot lautet:
– Verbrennung setzt CO2 frei
– CO2 ist ein Treibhausgas
– Treibhausgas erzeugt Erd-Erwärmung
– Erd-Erwärmung verursacht Klimawandel mit Katastrophenpotential
Die Erderwärmung seit Beginn der Industrialisierung (knapp ein Grad Celsius) wird mechanistisch und eindimensional verstanden als Funktion der menschlichen CO2-Emissionen während dieser Zeit. Nach diesem Verständnis genügt ein entschlossener Tritt der Menschen auf die CO2-Bremse, die erdnahe Luft wird den gewünschten Temperaturverlauf nehmen, die sonst drohenden „Klimakatastrophen“ werden abgewendet
Diese Anthroprozentrik ist aufgegangen im Gebot „Die Menschen müssen das Weltklima retten!“
Das gebotsmäßige Verhalten trägt religions-typische Merkmale :
() Unbedingter Wahrheitsanspruch,
() Endzeit-Prophetie,
() Heilsversprechen,
() Intoleranz bis hin zu Fanatismus und Verleumdung.
Wissen vor Glauben
Hier kommt der mündige Bürger ins Spiel. Für ihn beginnt Glaube erst dort, wo Wissen – noch? – nicht existiert. Wie soll er sich verhalten, wenn er eine eigene Antwort finden möchte auf „Erderwärmung?“, „Klimawandel?“, „Klimakatastrophe“ ?
Muss er sich fraglos vom IPCC-bestimmten Strom an Daten und Interpretationen in die grundlose See von Bedrohung und Angst reißen lassen? Muss er kritiklos den unfassbar teuren Rezepturen des demokratisch illegitimen Klima-Bürokraten-Molochs zur Minderung der vorgeblichen Bedrohungen folgen? Oder gibt es abseits des IPCC-dominierten Mainstream die Möglichkeit einer eigenen Meinungsbildung?
Diesen Weg hat der Autor gewagt. Das Wagnis war zeitaufwändig, anstrengend und lehrreich. Es hat zu mehreren Artikeln auf der Homepage des „Europäischen Institut für Klima und Energie (EIKE)“ sowie jüngst zu einem kleinen Buch geführt [2].
Ohne den Rückgriff auf zahllose faktenreiche EIKE-Homepage-Veröffentlichungen wären die Arbeiten nicht möglich gewesen. Neben „EIKE“, der ebenfalls sehr verdienstvollen Internet-Seite „Die Kalte Sonne“ [3] und natürlich den umfangreichen, politisch ungefilterten Materialbänden der IPCC-Grundlagen-Berichte stehen in Deutschland kaum weitere wissenschaftlich fundierte und nicht IPCC-gleichgeschaltete Informationsquellen zur Verfügung.
Die Verve, mit der sich der DER SPIEGEL in dem oben genannten Artikel [4] über EIKE her macht, bestätigt eine alte Lehre:
Der wahrhaft Gläubige verabscheut die Ketzerei an sich. Für ihn wiegt ein Ketzer so viel wie derer Tausende.
Wenn sich heutzutage zusätzlich zum „Schisma-Verdacht“ ein Hauch von AfD-Bezug erahnen lässt, fallen journalistische Sorgfaltspflicht, faktenfundierte Ausgewogenheit und eigentliche Informationsaufgabe leicht der Missions-Aufgabe zum Opfer. Das eigentliche Thema bleibt außen vor:
() „Gibt es eine Klimakrise ?“
() „Worin besteht sie ?“
() „Welche Ursachen hat sie ?“
Die Antworten auf die physikalischen Fachfragen werden als im Sinne von IPCC und staatlichen Umweltinstanzen abschließend geklärt „an der Kasse abgegeben“.
Ein Beispiel mag genügen:
Die These, dass es eine von über 90 Prozent der Klimawissenschaftler bestätigte anthropogene Erderwärmung gäbe, beruht auf einer IPCC-Auswertung. Darin wird jeder Wissenschaftler, der die Infrarot-Aktivität des CO2 (Eigenschaft des CO2Wärme-Strahlung zu absorbieren und wieder abzugeben) bestätigt, als Bestätiger einer anthropogenen Klima-Katastrophe gezählt.Verzichtet wird auf jede Angabe dazu, wie hoch und in welchem Ausmass der jeweilige Wissenschaftler den Erwärmungseffekt einer bestimmten CO2-Zusatzmenge in der Atmosphäre veranschlagt. Da CO2 physikalisch unbestreitbar sowie tatsächlich von niemandem bestritten erwärmend wirkt, kann man sogar sagen:
Einhundert Prozent aller Klimawissenschaftler bestätigen eine CO2-bedingte Erderwärmung.
Der Haken kommt einen Schritt später :
Über das Ausmaß dieser CO2-bedingten Erderwärmung samt deren Sekundäreffekten herrscht maximale Uneinigkeit.
Die weltweiten Schätzungen der Erwärmungs-Folgen einer künftigen CO2-Anteils-Verdoppelung von jetzt etwa 0,04 Prozent auf dann 0,08 Prozent der Atmosphäre liegen zwischen :
– „vorhanden, aber aufgrund von kühlenden Kompensationseffekten nicht messbar“
– „gering : ca. 1 Grad Celsius“
– „krisenhaft: 1,5 bis 2,5 Grad Celsius“.
– „katastrophal: mehr als 2,5 Grad Celsius“.
Warum nur schwingen die SPIEGEL-Autoren [4] die furchtbare Begriffskeule „Klimaleugner“? Unterhalb welcher Erwärmungs-Glaubens-Schwelle beginnt der Klimaleugner? Oberhalb welcher Schwelle darf man sich zu den vollwertigen Gläubigen der Klima-Katastrophik zählen?
Argumentative Mindeststandards
Diese Fragen zeigen den Irr-Sinn der Argumentation. Sinnvoll dagegen wäre es – z. B. durch Beschäftigung mit Fachartikeln auf EIKE – aus der derzeitigen Erwärmungs- und Klimadebatte argumentative Mindeststandards zu gewinnen :
- Das seit Beginn der Industrialisierung zusätzlich von der Atmosphäre aufgenommene CO2 ist weitgehend menschen-verursacht (anthropogen). Der Anstieg während der letzten etwa 120 Jahre betrug ca. 40 Prozent (von rd. 0,028 Vol.-Prozent auf rd. 0,04 Vol.-Prozent).
- Eine Verdoppelung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre führt zu einer Erderwärmung von maximal einem Grad Celsius. Dem CO2-Anstieg von rd. 40 Prozent über 120 Jahre sind nach dieser physikalischen Gesetzmäßigkeit ca. 0,4 Grad Celsius Erderwärmung zuzurechnen.
- Ob überhaupt und ggf. in welchem Maße der physikalisch gesicherte CO2-Erwärmungswert über Sekundäreffekte zusätzliche Erderwärmung oder im Gegenteil Erwärmungs-Minderung bewirkt, ist strittig.
- Welcher Anteil des menschen-verursacht emittierten CO2 von der Atmosphäre zusätzlich und dauerhaft aufgenommen wird („Immissionsrate“) ist strittig. Entsprechend ungeklärt ist: Wieviel CO2 darf die Menschheit insgesamt noch emittieren, ohne das 1,5 Grad- Ziel zu verfehlen („Emissions-Restbudget“) ?Nach Vorab-Ankündigungen wird das derzeitige offizielle Restbudget bald auf etwa 1000 Gigatonnen mindestens verdoppelt werden. So erklärte beispielsweise Prof. Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg und einer der Leitautoren des IPCC in DER SPIEGEL vom 6. Oktober 2018: „Unser verbleibendes CO2-Budget für das 1,5 Grad-Zielist wohl mindestens doppelt so groß wie gedacht … Ich gehe davon aus, dass dies in dem Sonderbericht die zentrale Botschaft sein wird.“ Erst nach derPariser Konferenz wurde lt. Prof. Marotzke anhand neuerer Modellrechnungen erkannt: „Weitere Emissionen führen zu einer geringeren CO2- Konzentration in der Luft als vermutet. Offenbar verbleibt ein kleinerer Teil der Treibhausgase n der Atmosphäre, weil Wälder und Ozeane mehr davon schlucken als gedacht.“ Die Schätzungen liegen innerhalb des IPCC um mindestens das Siebenfache auseinander. Nach Vorab-Ankündigungen wird das derzeitige offizielle Restbudget bald auf über 1000 Gigatonnen mindestens verdoppelt werden. Die Begründung lautet: Erst nach der Pariser Konferenz wurde erkannt, dass die tatsächliche Immissionsrate deutlich geringer ist als die bisher angenommene. Anders ausgedrückt: Die tatsächliche „CO2-Klimaschädlichkeit“ („Klimasensitivität“) wird „amtlicherseits“ demnächst mindestens halbiert werden. Bis auf Weiteres ?
- Neben dem höheren CO2-Gehalt der Atmosphäre gibt es weitere Ursachen der Erderwärmung, deren quantitative Wirkung sämtlich nicht eindeutig geklärt ist: (a) menschenverursacht (anthropogen) ; z. B.:
– atmosphärische Anreicherung mit weiteren Treibhausgasen (z. B. Methan und Fluorchlorkohlenwasserstoffe FCKW)
– Verminderung der Wärme-Rückstrahlkraft (Albedo) der Erdoberfläche aufgrund von Landnahme, Kultivierung, Besiedelung, Bebauung durch eine massiv angewachsene – und weiter wachsende – Weltbevölkerung. Heute leben auf der Erde etwa 7,6 Milliarden Menschen. Das sind ca. 6.100.000.000 Menschen mehr als in der Zeit um 1870
(b) natürlich ; z. B.:
– Sonnenaktivität
– Meeresströmungs-Zyklen
– Vulkanismus
- Krisenhafte, gar katastrophale Folgen, die der bisherigen Erderwärmung eindeutig zuzuordnen wären (katastrophale Großwetterereignisse, Zunahme an Dürren oder Überflutungen) sind nicht ausreichend gesichert, statistisch nicht signifikant nachgewiesen. DAS findet man im IPCC-Bericht [6]. Auch die historisch über Jahrtausende beobachtete Anstiegsrate der Weltmeere hat während der letzten über einhundert Jahre nicht zugenommen. In den letzten Jahrzehnten hat sie sich nach den Pegel-Messungen sogar abgeschwächt [7].
- Die Klima-Modellierung und somit die Klima-Prognostik stagnieren seit Anbeginn in der Unfähigkeit klimatische Erwärmungsfolgen in Mindest-Zuverlässigkeit vorher zu sagen.
Glauben oder Zweifeln
Vor diesem Hintergrund wäre anzuregen, dass sich die SPIEGEL-Autoren ihrer eigenen politischen Position vergewissern. Sie machen eine sich selbst zugesprochene moralische Überlegenheit samt Bezug auf wissenschaftlich bestreitbare IPCC-Positionen zur Grundlage, um mit falschen, verdächtigenden oder inhaltsleeren „Floskeln“ über ein ihnen politisch anrüchig erscheinendes Institut (EIKE) herzufallen. Bei dieser Selbstverortung mag die folgende Passage des Faschismus-Forschers Roger Griffin [5] zum generischen Faschismusbegriff hilfreich sein:
„Da die Definition auf den ideologischen Kern zielt ……, mit anderen Worten: da sie Faschismus genau wie andere generische politische Ideologien (Liberalismus, Sozialismus, Konservativismus) behandelt, wird es einsichtig, ein politisches Phänomen auch dann als faschistisch zu betrachten, wenn es nur im embryonalen Zustand im Kopf eines Ideologen und ohne Ausdruck in einer politischen Partei, geschweige denn einer Massenbewegung, existiert. Darüber hinaus mag es sinnvoll sein, eine Form politischer Energie als faschistisch zu erkennen, selbst wenn sie auf die Absicht verzichtet, als parteipolitische und/oder paramilitärische Kraft zu operieren und stattdessen einem Ansatz folgt, der eher mit politischem Quietismus denn mit revolutionärem Fanatismus zu tun zu haben scheint.“
Der ideologische Kern der Klimadebatte ist die politische Setzung der „Anthropogenen Globalen Erwärmung“ (AGW). Mangelndes Wissen wird nicht durch das nach naturwissenschaftlicher Rationalität gebotene Zweifeln ersetzt. Im Gegenteil: Zweifel werden diffamiert und begrifflich als „Leugnen“ in den assoziativen Bereich politischer Schwerstverbrechen verschoben. An die Leerstelle wird mit enormem Propaganda- und PR-Aufwand ein politisch ausgehandelter Mehrheitsglauben gestellt, nach dem das lebenswichtige Spurengas CO2inzwischen in nahezu sämtlichen Lebensbereichen als „Ursprung aller Übel“ angesehen wird.
Das Glaubensgebot lautet:
Über die physikalisch unabweisbare Basis-Erwärmung hinaus gibt es eine krisenschaffende Erderwärmung, die vom anthropogenen CO2 verursacht wird.
F a z i t :
Wer derart den Weg der Rationalität und damit das Zweifel-Gebot verschmäht, mit großer politischer Energie und diffamierend Vernunft ersetzt durch Sachfremdes wie Parteipolitik, Institutsfinanzierung, persönliche Beziehungen etc., der rückt sich selber in die Nähe eines Ideologischen Faschismus. (s.w.o.).
==================================================
Q u e l l e n :
[1] L. Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus
, BoD 2019
, DER SPIEGEL (26.04.2019)
[5] Wikipedia
[6] FOCUS, 27.04.2019
https://www.eike-klima-energie.eu/2019/01/12/alarm-sirenen-unter-wasser/
==================================================