Warum weicht ein führender Schweizer Klimaforscher der Diskussion aus ?

Vor allem zwei Befunde rüttelten auf.

Erstens:  Stocker zeigte anhand von Eisbohrkernen, dass in der weltweiten Klimageschichte der Anstieg des Treibhausgases CO2, Kohlendioxid, immer einer Temperaturerwärmung vorausgegangen sei. Das CO2 und nur das CO2, Achtung Mensch, hat laut Stocker den Klimawandel der letzten 160 Jahre angetrieben.

Zweitens:  Stocker zeigte Weltkarten, auf denen viele dunkelrote Zonen erkennbar waren. Titel: «Business-as-usual 2090–2100». Wenn sich also nichts tut in Bezug aufs CO2, würde in diesen Gebieten die Zahl der tödlichen Hitzetage auf bis zu 350 pro Jahr ansteigen. Die Erde als Glutofen, in dem der Mensch aufgrund seiner Klimasünden verglüht. Es müsse, so Stockers Fazit, jetzt unbedingt gehandelt werden.

Stocker ist ein hervorragender Dozent und ein überzeugender Performer. Seinem Vortragsstil liegt das unangreifbare Selbstbewusstsein eines Wissenschaftlers zugrunde, der sich auf den Konferenzen der internationalen Klimarettung tänzerisch sicher bewegt, ein Rudolf Nurejew der Apokalypse.

In der Diskussion sprach ich Stocker auf ein persönliches Erlebnis Ende der siebziger Jahre an, als ich im Radio davon hörte, dass amerikanische Klimaforscher vor einer neuen Eiszeit warnten. Die Prognose schockierte mich derart, dass ich aufgrund der angegebenen Wachstumsgeschwindigkeit der Gletscher meine Mutter fragte, wie lange es denn gehen würde, bis die ersten Eisriesen vor unserem Hauseingang an der Alten Landstrasse in Kloten ankämen.

Meine Mutter, eine gute Rechnerin, nahm mich in den Arm und sagte nach einer kurzen Weile, ich müsse mir keine Sorgen machen, das dauere mindestens dreissig Jahre. Von Stocker wollte ich also erfahren, wie er diese unzweifelhaft total falschen Prognosen seiner Klimakollegen in den siebziger Jahren aus heutiger Sicht bewerte.

Stocker schmunzelte souverän. Gerade ich als Journalist müsse doch wissen, erklärte der Professor, dass nicht alles, was die Medien berichten, notwendigerweise der Wahrheit entsprechen müsse. Heiterkeit im Saal.

Ein paar Tage später rief ich Stocker an, ich würde ihn gerne für ein Porträt treffen, in dem er seine Sicht der Dinge darlegen könne. Ich würde ihm zwar kritische Fragen stellen, aber er habe freie Bahn, vor allem seine Sichtweise auszubreiten. Er war einverstanden. Wir verständigten uns auf einen Termin nach seiner Rückkehr aus dem Ausland.

In der Zwischenzeit liess mich das Thema nicht mehr los. Ich stürzte mich in die Literatur, las alte Weltwoche-Ausgaben, hörte mir Vorträge anderer, kritischer Klimawissenschaftler an, die es, traute ich Stockers Ausführungen, der für sich sozusagen den Konsens in Anspruch nahm, ja eigentlich gar nicht geben könne.

Durch Zufall, mein früherer Kollege Markus Schär wies mich darauf hin, stiess ich dann auf einen langen Artikel in der New York Times vom 18. Juli 1976. Er behandelt ausführlich ein damals offensichtlich aufsehenerregendes Buch. Autor des besprochenen Buches ist der «junge Klimatologe» Stephen H. Schneider. Titel: «The Genesis Strategy. Climate and Global Survival (1976)».

Auf einmal sass ich wieder vor meinem Radioapparat der Kindheit. Klimatologe Schneider, schreibt die Times, warne in seinem Buch eindringlich vor einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit. Die US-Regierung wird aufgefordert, Getreidevorräte anzulegen. Missernten und Versorgungsnot seien nicht mehr abzuwenden. Der Grund, laut Schneider, sei eine massive Abkühlung des Weltklimas, zu beobachten seit 1940, doch bis auf weitere dreissig Jahre laufend schlimmer werdend.

Schneider sprach nicht von einer neuen Eiszeit. Dieser Begriff verwendet das auf der gleichen Times-Seite rezensierte Werk «The Cooling», doch mit seiner Kältethese, so die Times, gebe Schneider nicht eine persönliche Einzelmeinung wieder. Im Gegenteil. Dass es in den nächsten dreissig Jahren dramatisch kälter werde, sei der «Konsens der klimatologischen Gemeinschaft».

Interessant. Also doch mehr als eine blosse Medienente.

Kann es sein, dass dem berühmten Schweizer Klimaforscher Stocker diese Nachricht entgangen ist? Schwer vorstellbar. Aber wieso gab er dann nicht zu, dass seine Kollegen noch vor vierzig Jahren das Gegenteil von dem erzählten, was heute als unumstössliche Wahrheit gilt. Und Schneider war nicht irgendwer. Laut Wikipedia gehörte er bis zu seinem Tod 2010 zu den «einflussreichsten Klimawissenschaftlern seiner Zeit».

Gerne hätte ich Stocker auf diesen Schneider und die Eiszeit der siebziger Jahre bei unserem Treffen angesprochen. In der Zwischenzeit fiel mir zudem ein wissenschaftlicher Bericht in die Hände, der Stockers These von den Eisbohrkernen in Frage stellt, ja regelrecht zerzaust. Die Autoren A. Rörsch und P. A. Ziegler schreiben, «dass die eiszeitlichen CO2-Konzentrationserhöhungen den entsprechenden Temperatur-Erhöhungen» nicht vorausgehen, sondern «hintennachhinken». Zuerst sei die Wärmephase gekommen und erst nachher die CO2-Erhöhung. Stocker hatte bei seinem Vortrag das exakte Gegenteil als wahr verkauft.

Nun, zum Treffen kam es nie. Stocker sagte kurzfristig ab. Aufgrund eines Artikels in der Weltwoche und eines Interviews, das ich einer Zeitung zum Thema Klimawandel gegeben habe, sehe er «keinen Sinn mehr» an einem «weiteren vertiefenden Gespräch».

Warum eigentlich nicht? Er hätte mich von meinen Irrtümern befreien können. Und ich hätte gerne über die Eisbohrkerne und die neue Eiszeit gesprochen. So bleibe ich auf meinen Fragen und auf meinem Misstrauen sitzen.

Vielleicht hat Stocker ja mit allem recht, was er sagt. Mit seiner Gesprächsverweigerung aber verstärkt er den Verdacht, dass führende Klimaforscher nicht mehr Wissenschaft und Aufklärung, sondern Politik betreiben.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der WELTWOCHE Zürich : Stocker – Warum weicht ein führender Schweizer Klimaforscher der Diskussion aus ?  | Die Weltwoche, Nr.14 (2019)| 4. April 2019 ; http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Roger Köppel für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages.

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Richter verwirft Klagen von Kindern gegen Trumps Klimapolitik

Der Fall geht zurück bis November 2017, als die beiden Jungen, seinerzeit 7 und 11 Jahre alt, für ihre jeweiligen Beschwerden in Gestalt ernsthafter Allergien und Asthma die Politik der Trump-Regierung verantwortlich machten, weil dieser die Initiativen aus der Obama-Ära aufgehoben hatte. Richter Diamond zeigte wenig Geduld mit Klägern, welche ein schon jetzt überlastetes Gerichtssystem mit etwas belasten, was am Besten außerhalb der juristischen Sphäre aufgehoben ist.

Eine politische Debatte sollte man am Besten dem politischen Prozess überlassen“

„Bei dem Widerspruch der Kläger zu den Verteidigern handelt es sich um eine politische Debatte, die man am besten der Politik überlässt“, schrieb Diamond. „Weil ich weder die Befugnis habe noch die Lust verspüre, die Exekutive zu kontrollieren, werde ich der Eingabe der Beklagten stattgeben“. Diamond spöttelte über etwas, das er als eine Forderung der Kläger betrachtete, „jedwede Maßnahme, welche der Präsident oder seine Mitarbeiter bzgl. der ,Umwelt‘ ergreifen, zu überwachen“.

Richter Diamond war von Präsident Bush im Jahre 2004 berufen worden.

Joseph Ozis Minott, Direktor des Clean Air Council, war ein schlechter Verlierer, behauptete er doch in einem Statement, dass die Politik der Trump-Regierung „den US-Beitrag zum Klimawandel erhöht … und unsere verfassungsmäßigen Rechte verletzt“.

Diamond rügte den Richter, der in Oregon ein gegensätzliches Urteil gefällt hatte.

Wie in Environment & Climate News am 25. März berichtet, ging Richter Diamond noch einen außerordentlichen Schritt weiter als nur die Behauptungen Minotts im Pennsylvania-Verfahren zu verwerfen. Er rügte die Bundesrichterin von Oregon Ann Aiken wegen ihres Urteils im Verfahren Juliana vs. USA, wobei 21 Kinder die [US-]Bundesregierung bzgl. Klimawandel verklagt hatten. Als Aiken dieses Verfahren im Jahre 2016 zugelassen hatte, sagte sie: „Das Recht auf ein Klimasystem, welches das menschliche Leben sichert, ist fundamental für eine freie und ordentliche Gesellschaft“. Climate Liability News hatte schon am 20. Februar darauf hingewiesen, dass Aikens Urteil, dass die jungen Kläger ein verfassungsmäßiges Recht auf ein lebenswertes Klima hätten, das erste derartige Urteil eines US-Richters war.

Mit dem Hinweis darauf, dass Aikens Urteil im Gegensatz steht zu früheren Gerichtsurteilen, schrieb Diamond, dass „das Juliana-Verfahren mit Sicherheit seit Langem geltenden Präzedenzen zuwiderlief oder diese ignoriere“. Er fügte hinzu, dass die Garantie auf ein stabiles Klima „offensichtlich ohne jede Grundlage“ sei.

Diamond sprach auch das Thema an, dass die Judikative angeblich eine Rolle in der Klimapolitik spielen müsse, und kritisierte Aikens Erklärungen des Vertrauens in Juliana mit den Worten, dass es eine falsche Erweiterung jener Doktrin sei, über das traditionelle Konzept regierungsamtlicher Befugnisse hinauszugehen.

„Die Kläger trachten danach, eine völlig neue Doktrin zu erzeugen – indem sie der Bundesregierung die Pflicht auferlegen, alle Ländereien und Ressourcen innerhalb der USA zu schützen“, schrieb Diamond. „Einzig beim Juliana-Verfahren wurde diese neue Doktrin angewendet. Aber noch einmal: die Begründung des Urteils ist alles andere als überzeugend“.

Edle Lüge bzgl. Steroiden“

Christopher Horner, Rechtsanwalt und leitendes Mitglied am Competitive Enterprise Institute CEI ist erfreut darüber, dass Richter Diamond das Urteil von Aiken in Oregon in die Schranken gewiesen hat.

„Das Bundesgericht in Pennsylvania verwarf das Verfahren, und es war ziemlich direkt in seiner Kritik am Aktivismus der Richterin in Oregon, welche die Forderung nach einem Klimaplan ,ohne jede Grundlage‘ unterstützte“, wobei der alarmierendste Aspekt die völlige Ahnungslosigkeit bzgl. dieses Themas ist. Nicht einmal die extremsten Verträge belegen eine merkbare Auswirkung auf das Klima, selbst wenn man die diesbezüglich grundsätzlich widerlegten Vermutungen zugrunde legt“, sagte Horner. „Eine solche Beurteilung würde der regierenden Klasse eine bodenlose Kontrolle über die Freiheit verschaffen im Namen von etwas , dass tatsächlich keinerlei Auswirkungen hat. Es ist eine Edle Lüge bzgl. Steroiden und womöglich die edelste je verübte Lüge“.

„Selbst wenn man sich die Argumente der Modellhypothesen von den Alarmisten zu eigen macht, würde das Ausscheiden der USA keinerlei Unterschied ausmachen, würden unsere Opfer doch mehr als überkompensiert durch die Entwicklungsländer“, fügte er hinzu. „Man berücksichtige, dass sich die von den Alarmisten entworfenen Szenarien sämtlich als falsch erwiesen haben, und das ist lediglich eine politische Angelegenheit, die nichts mit Klima zu tun hat. Klima dient hier als Entschuldigung, unsere demokratische Tradition der Gewaltenteilung aufzugeben – was keine sehr gute Sache wäre“.

Sowohl im Pennsylvania- als auch im Oregon-Verfahren wurden Kinder als Kläger rekrutiert, um der Agenda der Klima-Alarmisten zu dienen. Betrachtet man dies als Ausbeutung, was es eindeutig ist, machte sich Richter Diamond die Mühe, die richterliche Rücksichtslosigkeit von Richterin Aiken scharf zu kritisieren, die es der politischen Masche erlaubt, Gerichtsurteile als Grundlage für weit reichende politische Entscheidungen zu benutzen.

Bonner R. Cohen, PH. D. is a senior policy analyst with the Committee for a Constructive Tomorrow (CFACT).

Quellen: https://www.reuters.com/article/us-usa-climatechange-lawsuit/u-s-judge-dismisses-boys-lawsuit-against-trump-climate-rollbacks-idUSKCN1Q925A

https://www.climateliabilitynews.org/2019/02/20/pennsylvania-kids-climate-case/

Link: https://www.cfact.org/2019/04/01/judge-tosses-kids-lawsuit-against-trump-climate-policies/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Die Kraft-Wärme-Kopplung

Das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) beruht auf der kombinierten Nutzung der Energie eines Brennstoffs in Form von Strom und Dampf für die Wärmeversorgung oder als Prozesswärme. Reine Kondensationskraftwerke arbeiten den Dampf in der Turbine bis zum Kondensationsniveau im Vakuumbereich bei etwa 36 Grad Celsius ab. Die anfallende Niedertemperaturwärme lässt sich kaum nutzen und muss über Kühltürme oder Durchflusskühlung an die Umwelt abgeführt werden. Je nach Standort können eventuell noch Gewächshäuser beheizt werden.

Entnimmt man der Turbine Dampf mit höheren Parametern, kann mit diesem über Vorwärmer ein Heiznetz versorgt werden, am Ende muss weniger Abwärme an die Umgebung abgegeben werden. Dadurch steigt der Grad der Brennstoffausnutzung, was die Effektivität der Anlage erhöht und preisgünstig und emissionsarm Wärme bereitstellt.

Dieses Prinzip funktioniert unabhängig vom verwendeten Brennstoff. Krönung in der Anwendung sind moderne GuD-Anlagen auf Erdgasbasis, die Verbrennungswärme in einer Gasturbine, Rauchgaswärme über einen Wasser-Dampf-Kreislauf in einer Dampfturbine und Fernwärme über Dampfentnahmen nutzen. Nur über dieses Prinzip sind Gaskraftwerke bei uns derzeit wettbewerbsfähig.

In großen Kondensationskraftwerken auf Kohlebasis bietet es sich an, KWK wenigstens teilweise zu nutzen. Teils wurden die Anlagen dafür ausgelegt, teils erst später nachgerüstet. So werden Cottbus, Spremberg, Senftenberg und Weißwasser in der Lausitz von den Braunkohlekraftwerken Jänschwalde, Schwarze Pumpe und Boxberg mit Fernwärme versorgt oder mitversorgt.

Nun stellen Energieideologen fest, dass es gute und böse Fernwärme gibt. Ein krasses Beispiel dazu liefert die Geschichte des Hamburger Steinkohlekraftwerks in Moorburg. Platzhirsch Vattenfall kündigte 2004 an, einen 700-Megawatt-Steinkohleblock an die Stelle eines alten Ölkraftwerks zu setzen. Die CDU-Alleinregierung der Hansestadt ermutigte Vattenfall, einen Doppelblock zu bauen, was der Norddeutschen Affinerie erspare, in ein eigenes Kraftwerk zu investieren. Es entstand ein Projekt über ein Kraftwerk mit 1.640 Megawatt Leistung. Nach den Wahlen 2008 ging eine CDU-Grünen-Regierung ans Werk. Der Erste Bürgermeister Ole von Beust (nun verächtlich als „Kohle-Ole“ betitelt) hielt am Kraftwerksbau fest. Die Grünen mussten zähneknirschend zustimmen, zu weit war das Projekt schon vorangeschritten. Dafür taten sie dann alles, den Bau zu behindern. Zunächst versuchten die üblichen militanten Fußtruppen die Baustelle zu stürmen, während die grüne Umweltsenatorin Hajduk an weiteren Auflagen bastelte. Vattenfall baute als Ausgleichsmaßnahme unter anderem eine –zig Millionen teure Fischaufstiegstreppe in Geesthacht, weitab vom künftigen Kraftwerk Moorburg.

Klimagerechte Baubehinderung

2008 klagte Vattenfall gegen die strikten Einschränkungen der Genehmigung, letztlich sogar gegen die Bundesrepublik Deutschland vor dem Weltbank-Schiedsgericht in Washington (ICISD). Man einigte sich. Im November 2011 verhinderte der Erste Scholz („G-20-Gipfel ist wie Hafengeburtstag“) die geplante Fernwärmetrasse von Moorburg nach Altona unter anderem mit dem Argument, es müssten dafür 500 Bäume gefällt werden. Das macht man heute für ein einziges Windrad im Wald, ohne mit der Wimper zu zucken. Scholz blockierte damit auch einen entscheidenden energetischen und umweltfreundlichen Vorteil: Die Kraft-Wärme-Kopplung.

Inzwischen arbeitete der BUND mit aller Kraft daran, die wasserrechtliche Genehmigung zu kippen. Letzten Endes war das erfolgreich, ein teurer Hybrid-Kühlturm musste nachgerüstet werden, der einen erheblichen elektrischen Eigenbedarf erfordert. 2015 verklagte dann sogar die EU Deutschland wegen tierschädlicher Wasserentnahme aus der Elbe. Der Betrieb über Kühlturm und ohne KWK senkt Wirkungsgrad und Brennstoffausnutzungsgrad erheblich – mit entsprechender Steigerung der Emissionen. Die ursprünglich projektierten 46,5 Prozent Wirkungsgrad können nicht mehr erreicht werden. Einige –zig Tonnen Steinkohle müssen nunmehr für die gleiche elektrische Leistung pro Stunde zusätzlich verbrannt werden.

Die Wärmeversorgung Hamburgs läuft zum großen Teil weiter über das Heizkraftwerk in Wedel, einem so genannten „Adenauer-Kraftwerk“ aus den 60er Jahren. Es sollte längst stillgelegt sein, schon 2003 dachte man über Ersatz nach. Mit dem Bau des Kraftwerks Moorburg gab es Hofftnung, den Standort gänzlich überflüssig zu machen. Nun muss in Wedel ein Neubau her, was die zuständige Bürgerinitiative natürlich verhindern will. 2021 droht der jetzigen Anlage das Zwangsaus auf Grund strengerer Emissionsgrenzwerte.

Umweltsenator Kerstan von den Grünen hat inzwischen ein Konzept. Industrielle Abwärme aus Großunternehmen wie der Kupferhütte Aurubis und dem Stahlwerk von Arcelor Mittal soll genutzt werden,  auch mit Hilfe einer Wärmepumpe die Wärme eines Klärwerks inklusive Warmwasserspeicher. Ein Konzept, aber kein Plan und auch keine Klarheit, was es kostet. Zudem gehört das Fernwärmenetz immer noch Vattenfall. Die erklärten das Kraftwerk in Moorburg 2016 offiziell zum Heizkraftwerk und bemühen sich weiter um einen Anschluss ans Fernwärmenetz, was die Anti-Kohle-Initiativen natürlich auf die Palme bringt. Die Konzernspitze in Stockholm ist nun geschwenkt und seit einiger Zeit komplett kohlefeindlich eingestellt. In Schweden stellt sich die Kohlefrage durch ausreichend Wasser- und Kernkraft nicht erst. Für die Betriebe im Ausland sieht man die Kohlenutzung als rufschädigend und zieht nun ein Hybridkraftwerk in Dradenau in Erwägung. Allerdings wird die Zeit knapp, das Planfeststellungsverfahren beginnt gerade erst und die Wahlen 2020 werfen ihre Schatten voraus.

Das Heizkraftwerk Wedel räuchert inzwischen weiter. Es liegt in Schleswig-Holstein, belastet also nicht die Hamburger „Klimabilanz“. Sollte es mit Ausnahmegenehmigung über 2021 hinaus weiterlaufen müssen, würden die dann nötigen „lebensverlängernden Maßnahmen“ nochmals bis zu 70 Millionen Euro erfordern – ohne Aussicht auf Amortisation.

Dass Hamburgs Energiepolitik nicht optimal und immer korrekt verläuft, zeigt auch die Geschichte der Rekommunalisierung und „Hamburg Energie“.

 

Gute Wärme – böse Wärme

Ähnlich ideologisiert geht das SPD-regierte Leipzig vor. Oberbürgermeister Jung will ab 2023 keine Fernwärme mehr aus dem südlich der Stadt gelegenen Braunkohlekraftwerk Lippendorf, das die Wärme bisher zuverlässig, preiswert und ökologisch sinnvoll liefert. Stattdessen will er auf städtischem Gebiet ein Gaskraftwerk bauen lassen. Das soll sich dann preislich für die Wärmekunden nicht auswirken, meint er als von jeglichem ökonomischen Sachverstand befreiter Sozialdemokrat. Vermutlich nährt die Hoffnung auf ausreichende Subventionierung seine Vision. Ein weiteres Hilfsargument liefert die „Endlichkeit“ der Braunkohle. Dieses Argument greift gerade angesichts des Kraftwerks Lippendorf nicht, das zu den modernsten Europas und zur Hälfte der EnBW gehört. Es liefert über die neue Südost-Link-Trasse den Strom zum großen Teil nach Süddeutschland, der neuen „Zone“, wo die Lieferungen absehbar dringend gebraucht werden.

Der Entfall der KWK ist ökologischer Unfug. Der Anteil nicht mehr ausgekoppelter Wärme wird noch ein stückweit in Strom umgewandelt, der Rest als Kondensationsabwärme über die Kühltürme an die Umgebung abgegeben. Diese Wärme wird dann über die Verbrennung eines nur vermeintlich emissionsärmeren BrennstoffsErdgas in Leipzig mit entsprechenden Emissionen, auch an anderen Rauchgasbestandteilen, erzeugt.

300 Millionen Euro will die Stadt für dieses Vorhaben ausgeben und auch Biogas nutzen, das etwa dreimal so teuer wie Erdgas ist und nur in geringen Mengen verfügbar.

Was bisher in allen Kohleausstiegsdiskussionen untergeht, ist die Frage, wie viele neue Heiz(kraft)werke als Ersatz für die jetzt liefernden Anlagen deutschlandweit gebaut werden müssten, was das kostet, wer das überhaupt tut (private Investoren werden sehr vorsichtig sein) und wie lange es dauert. Eine weitere offene Flanke ist der Entfall vieler Kohlekraftwerke in ihrer Eigenschaft als Abfallentsorgungsbetriebe. Die RWE verwertet über 1,6 Millionen Tonnen Abfälle pro Jahr thermisch, vor allem Klärschlämme (die nicht mehr auf den Acker dürfen) sowie Haushalts-und Gewerbemüll. In der Lausitz entsorgt allein das Kraftwerk Jänschwalde pro Jahr 450.000 Tonnen aufbereiteten Müll als Ersatzbrennstoff und hilft damit Berlin, nicht im Müll zu ersticken. Im Kraftwerk Lippendorf wird Klärschlamm entsorgt. Galten früher Anlagen zur Müllverbrennung und Mischverbrennung als „Dioxinschleudern“ und wurden erbittert bekämpft, zählt man heute die Stromproduktion aus diesen Brennstoffen wie selbstverständlich zur „erneuerbaren“ Energiegewinnung, denn Klärschlamm ist organisch und der Müll enthält auch biogene Anteile. Es heißt auch nicht mehr „Müll“, sondern freundlicher „Siedlungsabfälle“.

Sowohl die Energiepolitik in Hamburg wie auch die in Leipzig zeigt, wie rot-grüne Ideologie zu wirtschaftlich unsinnigen und aus Sicht der Emissionen kontraproduktiven Bestrebungen und Entscheidungen führt. Im Hinterkopf der Entscheider geht es auch nicht um praktisch vorteilhafte Lösungen, auch nicht um geringere Emissionen, sondern um „Zeichensetzen“. Die Abkehr von der verhassten Kohle soll den nachwachsenden und zunehmend geringer gebildeten aber früh indoktrinierten Gretas zeigen, wer hier vermeintlich politisch zukunftsfähig und einzig wählbar ist.

 

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Aber wir haben doch die Wunderwaffe!

Ein jahrelanges mediales Trommelfeuer aus allen Rohren sorgt dafür (hierhierhier), dass ja keine Zweifel daran aufkommen, dass das Klima-Armageddon des globalen Versengens über uns kommt, wenn wir nicht von sofort auf gleich unseren Lebensstil aufgeben und in Sack und Asche auf die Bäume zurückklettern. Es dürfen auf keinen Fall Wende-Zweifel an der kommenden Verkehrs- und der Agrarwende und der verpfuschten Energiewende aufkommen. Dafür werden im Wochentakt neue Wunderwaffen vorgestellt – keine ist absurd genug – um den zahlenden Bürger davon zu überzeugen: „Na bitte, es geht doch“.

Der Verkehrswendemotor will trotzdem nicht anspringen. Da wird prompt herausposaunt. Innolith-Chef Alan Greenshields sagt im Gespräch mit DIE WELT

Forscher haben einen Batterietyp entwickelt, der E-Autos mit 1000 Kilometer Reichweite zulässt. Löst „Innolith“ sein Versprechen ein, könnte das den Durchbruch für die E-Mobilität bedeuten… Die Vorteile klingen fast zu gut, um wahr zu sein: keine exotischen Materialien, keine Brandgefahr und gut zehnmal mehr Ladezyklen als bei herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien. Die Innolith-Batterie, wirbt das Unternehmen, sei nicht nur sicherer und weise deutlich geringere Kosten pro Ladezyklus auf: Sie macht das E-Auto mit 1000 Kilometer Reichweite möglich. Die Rede ist von 55.000 Ladezyklen mit halbstündigem Wechsel und einer Ladetiefe zwischen 0 und 100 Prozent. „Und das ist kein theoretischer Wert“. Und Greenshields behauptet:„Das haben wir gemessen.“ Hat mal einer die erforderliche Stromstärke für 1000 km in einer halben Stunde Ladezeit ermittelt? Das erinnert peinlich an den Spruch: „Das Netz ist der Speicher, das ist alles ausgerechnet“.

Innolith ist eine deutsche Firma mit Sitz in Basel, die unter anderem Namen schon einmal revolutionäre Batterien gebaut hat – genau ein Stück. Da diese nicht einmal richtig funktionierte, folgte die Pleite auf dem Fuße. Und nun rettet ein russischer Oligarch mit einem englischen Pleitier als Direktor die revolutionäre Technologie. Dann hat der Diesel aber ausgerußt.

Eine Fehlzündung nach der anderen

Auch der Energiewendemotor stottert schon lange und hat eine Fehlzündung nach der anderen. Da muss doch Umweltbewegung schnell mal tröten. So sagt Etogas-Geschäftsführer Dr. Karl Maria Grünauer: „Diese Anlage löst die Probleme der Energiewende. Seit drei Jahren elektrisiert das Konzept Power-to-Gas die Energie- und Mobilitätsbranche. Nach erfolgreichen Tests der neuen Ökostromspeichertechnologie hat der Etogas-Kunde Audijetzt die erste Anlage im industriellen Maßstab eingeweiht. Die Anlage für den Ingolstädter Autobauer verfügt über eine 25-mal so große Eingangsleistung wie die bislang weltweit größte Power-to-Gas-Anlage. Mit der Einweihung der 6-Megawattanlage beginnen wir mit der kommerziellen Anwendung dieser neuen Stromspeichertechnologie“.

Und weiter: „Mit dem in der Anlage erzeugten Treibstoff können Autofahrer mit einer CO2-Bilanz von 20 Gramm pro Kilometer nahezu kohlendioxid-neutral fahren. Die Gasmenge aus Werlte versorgt 1.500 A3 g-tron mit einer jährlichen Fahrleistung von jeweils 15.000 km – insgesamt sind das 22,5 Millionen Kilometer“.

Nun wollen wir mal ein bisschen kopfrechnen: Die Gesamtfahrleistung aller Pkw in Deutschland liegt bei 630,5 Milliarden Kilometern – LKW nicht mitgerechnet. Dann gelingt die Energie- und Verkehrswende durch Sektor-Kopplung doch ganz leicht. Wir müssen lediglich noch 28.000 solcher Anlagen bauen. Und für die 70 Milliarden Kilometerleistung der LKW womöglich nochmal weitere 60.000, das habe ich aber schon nur noch grob geschätzt.

Ist das wirtschaftlich machbar? Der Wirkungsgrad von Power to Gas liegt, optimistisch gesehen, so in der Nähe von 50 Prozent. Dazu singt die Ökobranche ihr Mantra: „Ohne staatliche Förderung wird die Technologie niemals zur Marktreife gelangen. Notwendig ist aus unserer Sicht ein Entgegenkommen beim Strompreis.“ Ach, ist der Strompreis der Ökobranche zu hoch? Aber auf den schlechten Wirkungsgrad von PtG sattelt nochmal der Wirkungsgrad des Fahrzeugmotors auf. Da bleibt am Ende von dem Strom geschätzt weniger als ein Drittel zur Nutzung übrig. Energetisch ist das ein unakzeptabel schlechtes Geschäft, von der Wirtschaftlichkeit nicht zu reden – hier wird ein grüner Traum wahr: Den Literpreis des Kraftstoffes wollten sie auf fünf Euro pro Liter steigern.

Durchhalteparolen für erlahmende Volksbegeisterung

Und was sagt die Politik zu Power to Gas?

Der Bundesrat ist der Auffassung, dass schon heute mit der Errichtung von großtechnischen Elektrolyseanlagen mit mehr als 50 Megawatt (MW) Leistung begonnen werden muss, damit bis 2030 die Skalierung, die Weiterentwicklung der Produktionstechnik für die Anlagen und deren Netzintegration gelingt.

Der Bundesrat stellt fest, dass derzeit die für das Gelingen der Energiewende unerlässliche Wasserstoffelektrolyse noch nicht wirtschaftlich ist. Er fordert die Bundesregierung auf, ein Markthochlaufprogramm aufzulegen, mit dem die Erstellung großtechnischer Anlagen zur elektrolytischen Wasserstofferzeugung ermöglicht wird.“ 

Markthochlaufprogramm? Kurz gesagt: Erst mal machen – es ist ja nicht unser Geld.

Das Wirtschaftsministerium ist da ein bisschen vorsichtiger, wohl weil sie die Steuerzahlerkohle für anderen Unfug brauchen:

Die Speicherung von umgewandeltem regenerativem Strom im Erdgasnetz stellt eine viel versprechende Option dar…. Allerdings führt diese Mehrfachumwandlung zu hohen Verlusten beim ursprünglich eingesetzten Strom. Deswegen ist diese vielversprechende Lösung bislang wirtschaftlich noch nicht vertretbar. Mittelfristig könnte Power-to-Gas aber entscheidend dazu beitragen, das Problem der kurz- und auch einem unverzichtbaren Partner für Strom aus erneuerbaren Energien zu machen“.

Wenden auf dem Prinzip Hoffnung. Aber gegen die Gesetze der Physik und Ökonomie können weder „mittelfristig“ noch langfristig die deutschen Wenden zum Sieg geführt werden, auch nicht mit Wunderwaffen. Wunderwaffen, ob sie nun „Dicke Bertha“ oder „Paris-Geschütz“ oder „V 1, 2, 3, 4“ hießen, waren nie mehr als Durchhalteparolen für erlahmende Volksbegeisterung angesichts einer von vornherein verlorenen Sache. Wunderwaffen haben den Deutschen nie zum Sieg verholfen, sondern haben unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in diverse Desaster geführt.

Den Preis bezahlt ein Volk, das sich von den Tölpeln und Einfaltspinseln auf der Kommandobrücke (Reinhard Mey: „Das Narrenschiff“ – nicht die letzte Strophe verpassen) täuschen lässt. Und der Preis ist hoch.

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Wie man Studenten und Professoren zum Schweigen bringt

Zunächst zu den Studenten:

Wie Studenten mit Drangsal und Schikanen zum Schweigen gebracht werden

Fortschrittliche Colleges sind oftmals die übelsten Täter in all der ideologischen Schikane, welche von unseren Colleges dieser Tage ausgeht. Man nehme als Beispiel meine eigene Institution, Sarah Lawrence. Während des Wahlkampfes 2016 [bzgl. Präsidentschafts-Wahlen in den USA. Anm. d. Übers.] verging keine Woche, ohne dass ein Student oder eine kleine Gruppe von Studenten bei mir vorstellig wurde und mir davon erzählte, wie sie schikaniert, beschämt, ausgegrenzt und sogar physisch bedroht werden, weil sie einen Präsidentschafts-Kandidaten unterstützten, der auf dem Campus nicht gelitten ist.

Die Konsequenzen waren für mich zutiefst empörend: einige verabschiedeten sich aus dem Campus und dem politischen Leben, während andere ihre Standpunkte vollständig verborgen hielten. Zu keiner Zeit gab es eine ordentliche Debatte über Kandidaten und deren Positionen oder Gedanken oder Diskussionen rund um die Wahl. Natürlich muss ich anmerken, dass es an einer Stelle wie dem Sarah Lawrence College der [Präsidentschafts-]Kandidat, der diesen Missbrauch auslöste, nicht Donald Trump war, auch kein anderer Republikaner oder Randfigur, sondern vielmehr Hillary Clinton. Studenten, die nicht hinter Clinton oder Bernie Sanders standen, wurden zum Verstecken gezwungen.

Drei Jahre später war ich noch viel direkter von der ganzen Schikane betroffen. Ich veröffentlichte ein Op-Ed in der New York Times, in welchem ich den Standpunkt vertrat, dass es eines größeren Gleichgewichtes bedurfte im nicht akademischen Umfeld auf dem Campus. Nach Erscheinen dieses Artikels im Oktober brach ein nationaler Medien-Sturm los, in dem ich beleidigt und diffamiert wurde, die Sicherheit meiner Familie bedroht war und man mein persönliches Eigentum einschließlich Bilder meiner Familie aus meinem Büro entfernte und vernichtete.

Jüngst erregte der Beitrag erneut nationale Aufmerksamkeit, weil eine Gruppe namentlich nicht genannter Studenten, die sich selbst als Diaspora Coalition bezeichnen, mich einen rassistischen Frauenhasser nannten und neben verschiedenen anderen Dingen forderten, dass meine Stellung am College amtlich begutachtet werden sollte seitens eines Gremiums der Diaspora Coalition und mindestens drei Mitgliedern der Fakultät (hier).

Während die Forderung der Coalition eine direkte Bedrohung der akademischen Freiheit ist und die ureigenen Aufgaben des Amtes unterminiert, stellt sie auch einen weiteren verheerenden Fall ideologischer Schikane dar, fanden doch viele Studenten auf dem Campus die Forderungen bzgl. meiner Person zwar absurd, hatten aber einfach aus Furcht um ihren Ruf Angst, sich entsprechend zu äußern.

Seit Beginn des Protestes erhielt ich in etwa 200 Briefe von gegenwärtigen und ehemaligen Studenten am Sarah Lawrence College, in welchen die Schreiber deutlich machten, wie entsetzt sie ob dieser Entwicklungen seien, aber auch, wie sehr sie in Furcht lebten, vom progressiven Mob angegangen zu werden. Ein Student schrieb: „Tatsächlich stehen viele Studenten auf Ihrer Seite. Viele Studenten denken, dass die gesamte Situation grotesk ist. Aber ich fürchte, wir haben Angst davor aufzustehen und uns zugunsten der Betroffenen zu äußern“. Ein anderer Student* stellte fest: „Viele meiner Klassenkameraden haben Angst, zum Anwalt des Teufels abgestempelt zu werden wegen dem, was diese Klassenkameraden von einem denken mögen“. Wenn ein Student in einer Diskussion Derartiges äußerte, war der „soziale Rückschlag geisteskrank“.

[*Aus dem Englischen geht natürlich nicht hervor, ob mit ,student‘ eine männliche oder weibliche Person gemeint ist. Ich verspüre aber keine Neigung, mich dem Gender-Unsinn anzuschließen und bleibe daher bei dieser Terminologie. Anm. d. Übers.]

Während die Studenten am Sarah Lawrence College geneigt sind zu glauben, dass ihre Erfahrungen Andere seien, geht aus Briefen von Studenten aus dem ganzen Land und aus den Daten hervor, dass das ideologische Schikanieren, die das Infragestellen der vorherrschenden Haltungen und Gedanken bedroht, staatenweit verbreitet ist.

Im vorigen Jahr 2018 befragte das Buckley Program bei Yale eine nationale Stichprobe von Studenten: „Haben Sie sich in der Klasse eingeschüchtert gefühlt hinsichtlich Gedanken, Meinungen oder Standpunkten, nur weil diese von denen Ihrer Klassenkameraden oder Ihrer Lehrer abwichen?“ 54% der Studenten – also die Mehrheit – antwortete, dass sie sich „oftmals“ eingeschüchtert gefühlt haben seitens ihrer Lehrer. Fragt man noch genauer nach, fühlen sich 62% all derjenigen Studenten, die sich für konservativ halten, „oftmals“ ruhig gestellt, und das sollte auch niemanden überraschen angesichts der progressiven Impulse auf den Campuses der Nation. Allerdings gaben auch 53% der moderaten und links stehenden Studenten an, dass sie sich unwohl fühlen, wenn auch sie ihren Gedanken Ausdruck verleihen. Folglich fühlen sich sogar jene links Stehenden „oftmals eingeschüchtert“, wenn sie Gedanken äußern, die gegen die auf dem Campus vorherrschenden dominanten, gewöhnlich linken Standpunkte gerichtet sind.

Dieses ganze Narrativ sollte allen Interessenvertretern mit höherer Bildung innehalten lassen – von Verwaltern und Eltern bis hin zur Fakultät und zu den Studenten – weil die Fähigkeit von Studenten verschwindet, sich anders zu äußern als von Colleges oder Universitäten vorgegeben. Offene Diskussionen werden ersetzt durch ideologische Schikane und Unterdrückung von Fragen. Und genau das ist eine Bedrohung für einen der höchsten Werte höherer Bildung.

Während die Leitung und meine Fakultäts-Kollegen am Sarah Lawrence College nicht hinter meinem Recht der freien Rede und akademischer Freiheit stehen und die Studenten am College verständlicherweise zögern, sich zu äußern, wenn die Schule den Schutz der freien Rede in die Tonne tritt, hoffe ich, dass dieser Beitrag als Warnung dienen kann, dass unsere Bildungseinrichtungen dicht vor einer Krise stehen, die unbedingt vermieden werden muss: Die Vielfalt von Meinungen stirbt, wenn wir Andere nicht herausfordern dürfen und wir dahin schikaniert werden, uns ruhig und konform zu verhalten.

Link: https://www.mindingthecampus.org/2019/03/28/the-bullying-and-silencing-of-students/

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Rückkehr des Dunklen Zeitalters: Die drohende Gefahr für anders denkende Professoren

Samuel J. Abrams, Minding the Campus

Anders zu denken als die mächtigen progressiven Strömungen an den Bildungseinrichtungen unserer Nation kann sehr gefährlich sein. Jene, welche die orthodoxen Normen herausfordern, finden in der Fakultät, unter Studenten und Administratoren kaum Unterstützung. Stattdessen laufen sie Gefahr, sozial und professionell schwer bestraft zu werden.

Oben habe ich beschrieben, wie Studenten beim Aufwerfen bestimmter Fragen oder der Äußerung bestimmter Ansichten Gefahr laufen, schikaniert zu werden; viele Studenten über das gesamte ideologische Spektrum leben in der Furcht, auf der falschen Seite eines linken Mobs zu stehen.

Studenten stehen hier aber nicht allein. Gleiches gilt nämlich auch für Professoren – sogar jene in Amt und Würden – die zutiefst besorgt sind, als Dissident apostrophiert zu werden, weil Standpunkte, die nicht der progressiven Welle zugehörig sind oder nicht zu öffentlichen linken Normen passen, nicht willkommen sind. Daher haben viele Professoren inzwischen Angst, sich ehrlich zu äußern, können doch die beruflichen und persönlichen Konsequenzen für sie sehr ernst sein.

Professoren sind von negativen Reaktionen umgeben

Im Jahre 2017 befragte ich als Stichprobe auf nationaler Ebene Fakultäten und Administratoren: „wie oft haben Sie es vermieden, einen bestimmten Standpunkt zu vertreten zu einem Thema, bei dem Sie eine negative Reaktion seitens anderer Studenten oder der Fakultät erwarten?“. Zwei Drittel der konservativen Professoren gaben an, dass sie es einfach vermieden haben, ihren Meinungen Ausdruck zu verleihen, weil sie negative Reaktionen befürchten. Bei linken Professoren gab nur ein Drittel solches an. Dieser signifikante Unterschied ist ein starker Beleg dafür, dass die Meinungsvielfalt zum Schweigen gebracht wird. Konservative Professoren – eine gefährdete Minderheit auf dem Campus – sind sich sehr wohl der möglichen Auswirkungen bewusst, wenn sie ihre Standpunkte vertreten, und sie fürchten berufliche Nachwirkungen, wenn sie mit ihrer linken Fakultät und linken Kollegen nicht übereinstimmen.

Obwohl das Sarah Lawrence College stolz ist auf seine extrem tolerante Haltung stellte sich heraus, dass ich vom ersten Tag meiner Lehrtätigkeit an dort einer Vorgabe zu folgen hatte. Verschiedene Kollegen gaben mir nach meinem Eintritt in die Gemeinschaft zu verstehen, dass ich ein „diversity hire“ [?] war, weil ich nicht extrem links stand, sondern ein empirischer sozialer Wissenschaftler war, welcher sich um Fakten und Empirie kümmert und sich nach rechts orientiert. Ich fühlte den Spott und den Verdacht seitens meiner Kollegen augenblicklich, und die Beziehungen schwanden mit der Zeit immer mehr, weil ich nicht stark genug signalisierte, ihnen zu folgen. Die Arbeit am Sarah Lawrence College begann sich anzufühlen wie ein unbequemer Hochschulfilm mit mächtigen Cliquen und Gruppen einerseits sowie mich als Außenseiter andererseits. Ich konnte auf dem Campus herumlaufen und an Gruppen der Fakultät vorbeikommen, die sich dann abwenden, wenn meine Ansichten regelmäßig marginalisiert oder ignoriert wurden seitens vieler Bereiche in der Fakultät.

Im Jahre 2018 wurde mir unmissverständlich klar, dass ich am College zu einer persona non grata geworden bin, nachdem ich in der New York Times geschrieben hatte, dass ich besorgt bin hinsichtlich des ideologischen Ungleichgewichtes im außerschulischen Umfeld sowohl am Sarah Lawrence College als auch in der ganzen Nation.

Kurz gesagt, meine Story zeigt, dass das Hinterfragen vorherrschender Orthodoxien beruflich gefährlich ist, und es ist klar, dass man am Sarah Lawrence College – seitens Studenten, Fakultät und Direktorat – nichts zu tun haben wollte mit meinen Gedanken und intellektuellen Fragen. Ich sollte die linke Monokultur nicht herausfordern. Meine Zukunft am Sarah Lawrence College wird eine Schwierige sein, aber ich beabsichtige, mich für echte Meinungsvielfalt einzusetzen und zu fordern, dass das College tatsächlich seiner Historie folgt bzgl. Unterstützung der Redefreiheit.

Ich beschreibe dies alles, weil aus der gleichen, zuvor erwähnten Umfrage aus dem Jahr 2017 hervorgeht, dass 90% aller Professoren dem Gedanken zustimmen, dass „eine Laufbahn an der Universität erfordert, dass Menschen mit abweichenden Standpunkten und Perspektiven einander in einer Umgebung begegnen sollten, wo sie sich ermuntert fühlen, frei zu reden und einander herauszufordern“.

Während diese festgelegten Werte lobenswert sind und oftmals von höher Gebildeten unterstützt werden, sind sie nicht wirklich geschützt. Denn wenn sie es wären, hätten sich die Fakultät und das Direktorat erhoben und mein Recht auf akademische Freiheit geschützt – und das haben sie einfach nicht getan. Die Bestrafung von Professoren mit abweichenden Meinungen muss aufhören!

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Samuel J. Abrams

Samuel J. Abrams is a professor of politics at Sarah Lawrence College and a visiting scholar at the American Enterprise Institute.

Link: https://www.thegwpf.com/return-of-the-dark-ages-the-looming-danger-for-dissident-professors/

Übersetzt von Chris Frey EIKE