Wird die renommierte Neue Zürcher Zeitung (NZZ) zum Käseblatt?

Der NZZ-Artikel hat den ergänzenden Untertitel „Gefälschte Interviews, denunzierende Videos: Weltweit greifen Klimaskeptiker und Lobbyisten etablierte Wissenschaftler an. Ihr einflussreiches Netzwerk spannt sich auch über die Schweiz“. Verfasst wurde diese Klimaverschwörungs-Schmonzette von den NZZ-Redakteuren Carole Koch und Boas Ruh. Bei so viel internationaler Verschwörung muss man erst einmal Luft holen. Aber danach kommt einem das Ganze doch recht bekannt vor. Ja, richtig: Der NZZ-Artikel ist tatsächlich fast nur eine, auf Schweizer Verhältnisse angepasste, Kopie der früheren Artikel, wie

  • „Wir brauchen keine Klimaforscher“ der Süddeutschen Zeitung vom 31.3.2010 (hier)
  • „Die Gehilfen des Zweifels“ in der ZEIT vom 25.11.2010 (hier)
  • „Die Klimakrieger“ in der ZEIT vom 29.11.2012 (hier)

Die Bausteine all dieser Artikel sind immer die gleichen, die Akteure auch. Auf der einen Seite hehre Lichtgestalten seriöser Klimaforscher (in der NZZ die Schweizer Forscher Reto Knutti und Thomas Stocker), welche die Welt vor dem Erhitzungsuntergang bewahren wollen. Auf der anderen Seite stehen die erzbösen Klima-Leugner aus der dunklen fossilen Ecke, die nichts anderes im Schilde führen, als den Lichtgestalten ans Leder zu gehen.

Um Missverständnisse zu vermeiden: bei den in der NZZ geschilderten Ereignissen, in denen (wenn die NZZ wahrheitsgemäß berichtet) man R. Knutti in fast schon krimineller Weise gefälschte Aussagen und Facebook-Profile unterschob, hört natürlich der Spaß auf. Sie werden vom Autor und allen seriösen Klimarealisten aufs schärfste verurteilt. Unschuldige Waisenknaben sind Knutti und Stocker natürlich auch nicht. Es ist zwar gutes Recht jeden Forschers, seine Ergebnisse der Öffentlichkeit mitzuteilen und Reklame für seine Arbeiten zu machen. Es geht aber nicht an, dass Wissenschaftler darüber hinaus für  fragwürdige Öko-Ideologien werben und ihre Stellung und Bekanntheit gleichsam als politische Wissenschafts-Advokaten einsetzen.

Und genau dies tun diese beiden Schweizer Forscher, ebenso wie es ihre deutschen Kollegen Hans-Joachim Schellnhhuber, Stefan Rahmstorf und Mojib Latif tun.  Wissenschafts-Advokaten haben stets der Wissenschaft geschadet. Ohne eine Verbindung mit den heutigen Klima-Vorkommnissen herzustellen, darf in diesem Zusammenhang an den Extremfall der Eugenik des „dritten Reichs“ erinnert werden, die von deutschen Wissenschafts-Advokaten vorangetrieben wurde und zahlreiche Todesopfer forderte.

Gehen wir nun der Reihe nach vor und betrachten den NZZ-Artikel etwas näher. Es soll kurz werden, denn der geballte sachliche Unsinn der beiden NZZ-Redakteure C. Koch und B. Ruh ist nur schwer zu verdauen. Um unsere Kritik hier abzukürzen, wird auf die einschlägigen Stellen der schriftlichen Stellungnahme des Autors in seiner Bundestagsanhörung verwiesen (hier), welche bereits fast alles Nötige an Kommentaren zum NZZ-Artikel enthält. Der maßgebende Teil dieser Stellungnahme ab Kapitel 6, der geeignet ist, die eigentlichen Motive von Advokaten in der Klimawissenschaft zu beleuchten, findet sich im hier vorliegenden Text noch einmal direkt unter „Die große Transformation“. Der verbale Teil der Stellungnahme des Autors hat ein Kurzvideo unbekannter Autoren festgehalten (hier).  Schlussendlich sei auch auf die Webseite  des Autors selber verwiesen (hier).

Die NZZ-Causa

Die NZZ-Causa „IPCC: Nach der überschwänglichen Belobigung von R. Knutti und T. Stocker bemüht die NZZ auch noch eine Eloge über das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Die NZZ schreibt „Auf sie (Anm. die dem IPCC zuarbeitenden Forscher) verlassen sich die Regierungen der Welt“. Das ist natürlich sachlich falsch, denn neben den USA verlassen sich insbesondere die bevölkerungsreichsten Länder dieser Erde, wie China, Indien oder Brasilien keineswegs auf das IPCC. Diese Institution ist ihnen herzlich schnuppe. Eine nüchtern-neutrale Sicht auf das IPCC findet sich in Abschnitt 5.2, S. 16 der Stellungnahme (hier).

Natürlich schätzt auch der Autor viele Beiträge des IPCC. Insbesondere bietet das IPCC eine beispielhafte Dokumentation des heutigen Stands der Klimaforschung, die aber nicht vollständig ist, weil sie den wichtigsten Klimatreiber, die Sonne, unzulässig ignoriert und herunterspielt. Solange sich das IPCC als Speerspitze einer fragwürdigen Ideologie versteht, kann diese Organisation nicht als akzeptabel oder gar maßgebend gelten.

Die NZZ-Causa „Paul Bossert“: P. Bossert als ehemaliger Bauingenieur wird von der NZZ als Musterbeispiel für Ignoranz gegen die heilige Klimakirche angeführt. Der Mann muss bei den beiden NZZ-Redakteuren einen empfindlichen Nerv getroffen haben. Welchen wohl? Bossert ist kein Fachmann in Klimafragen. Aber er hat Eigenschaften, die sich infolge des Niedergangs der deutschsprachigen Medien (grün-linker Erziehungsauftrag, anstatt „berichten, was ist“) aktuell immer mehr Zeitgenossen aneignen, nämlich zwischen den Zeilen zu lesen, ein feines Ohr für die Methoden der Klima-Alarmisten zu haben und vor allem, den eigenen gesunden Menschenverstand einzusetzen. Bosserts fachliche Einschätzungen, ob falsch oder richtig, sind hier gar nicht relevant. Er hat den springenden Punkt klar erkannt – nämlich, den Schwindel, der mit der Bevölkerung getrieben wird. Wem der Ausdruck „Schwindel“ zu polemisch vorkommt, informiere sich weiter unten im Kapitel „Die große Transformation“.

Im Übrigen: sind die von der NZZ den Krimarealisten zugeschriebenen Attribute “männlich“ und „pensioniert“ gemäß heutigem Verständnis nicht sogar rassistisch? Der Wert einer Meinungsäußerung hängt nämlich weder vom Geschlecht noch vom Alter ab – sieht man von Kindern ohne fertige Schulausbildung ab. Es ist natürlich durchaus erlaubt, sich über den hohen Prozentsatz an Pensionären unter den Klimarealisten zu wundern. Die Gründe dafür sind freilich leicht erkennbar:

a) Solche Leute haben ein besseres Gespür für politische Entwicklungen auf Grund ihres höheren Alters. Nicht umsonst hatte das Alter in den altgriechischen, römischen und auch heute noch vielen asiatischen Kulturen einen anderen Stellenwert als die moderne uneingeschränkte Priorität der Jugend.

b) Nichtpensionäre können unter den heutigen Umständen keinen Klimarealismus vertreten, ohne berufliche Schädigung zu riskieren. Daher hört man von ihnen wenig.

Die NZZ-Causa „Horst-Joachim Lüdecke“: Die von der NZZ vorgenommene unsinnige Einteilung in die zwei Kategorien „Klimaleugner“ und „Klimaskeptiker“ soll hier besser mit freundlicher Nachsicht übergangen werden. „Klimarealisten“ reicht. Vielmehr erlaubt sich der Autor, von der NZZ als „Klimaleugner“ diffamiert, höflich bei den  beiden Journalisten anzufragen, ob sie sich darüber im Klaren sind, was sie da schreiben, denn es ist eine falsche Tatsachenbehauptung. Der Autor bestreitet nämlich in allen seinen Publikationen weder den Klimawandel, noch den global erwärmenden Einfluss des anthropogenen CO2. Im Übrigen ist ohnehin so gut wie niemand bekannt, der den fortwährenden Klimawandel – seit die Erde besteht – bestreitet. Welchen intellektuellen Umgang pflegen diese beiden Redakteure eigentlich? Der Autor publiziert in begutachteten Klima-Fachjournalen, seine Veröffentlichungsliste findet sich (hier). Er kennt daher die Fachliteratur und erlaubt sich infolgedessen darauf hinzuweisen, dass eindeutige Belege für eine gefährliche globale Erhitzung durch anthropogenes CO2 dort nicht auffindbar sind (Der Wert der sog. Klimasensitivität ist gemäß Fachliteratur praktisch unbekannt). Mehr dazu unter Abschnitt 5 der Stellungnahme (hier).

Vielleicht noch eine Berichtigung zur NZZ-Behauptung „Lüdecke war nie in Heidelberg tätig“ (Anm. die Uni Heidelberg ist gemeint): Das ist falsch, denn er hat in Heidelberg sein Diplom gemacht, promoviert und am MPI für Kernphysik wissenschaftlich gearbeitet. Mit dem Umweltinstitut der Universität Heidelberg hat er – Gott sein Dank –  nichts am Hut.

Die NZZ-Causa „Carnot-Cournot-Netzwerk (CCN)“: Das CCN lud den Autor zu einem Vortrag „Naturgesetzliche Schranken der Energiewende“ ein, der mit Klimafragen nichts zu tun hat. Diesen Vortrag hatte der Autor bereits an der sächsischen Akademie für Wissenschaften in Leipzig gehalten. Eine ausführlichere schriftliche Version des Vortrags erschien sogar in der renommierten  Naturwissenschaftlichen Rundschau Nr. 6, 71. Jahrgang (2018). Der entsprechende Text wurde zudem noch in EIKE veröffentlicht (hier). Dass Kollegen der Universität Basel den Veranstalter Prof. Silvio Borner dieses Vortrags wegen angriffen, darf als Rückkehr zu üblen mittelalterlich-akademischen Umgangsformen bezeichnet werden.

Die NZZ-Causa „Naomi Oreskes: War nicht gerade vom Mittelalter die Rede? So zitiert die NZZ, ohne vor Scham im Boden zu versinken, die abstrusen Ausführungen von N. Oreskes betreffend wissenschaftlicher „Diskussionen“: „Ist das Gegenüber jemand, der alternative Fakten als Fakten präsentiert, hat man verloren“. Und deswegen rät N. Oreskes Wissenschaftler-Advokaten, sich öffentlich nur mit etablierten Forschern zu duellieren. Hierzu zwei Fragen an die NZZ:

a) Gibt es Forscher, die zwar in begutachteten Klima-Journalen publizieren und trotzdem nicht „etabliert“ sind? Falls ja, was versteht dann die NZZ unter „etabliert“?

b)  Wie können Fakten einmal alternativ und dann wieder nicht alternativ sein? Fakten sind Fakten, oder nicht? Gibt es gar zulässige und unzulässige Fakten, sozusagen politisch inkorrekte?

Die NZZ-Causa „97% der Studien bestätigen eine menschgemachte Erderwärmung: Erstaunlich, wie lange sich dieser 97%-Unsinn hält. Die Fakten finden sich in Abschnitt 5.9 der Stellungnahme (hier). Es ist fast erheiternd, wenn jede der bisher bekannten Petitionen und Manifeste gegen die Klima-Hype von den alarmistischen Medien sofort als ungültig diskreditiert wird, wenn sie nicht ausschließlich von Klimawissenschaftlern unterzeichnet wurden. Ist etwa Klimawissenschaft ein Geheimbund, dessen Erkenntnisse und Meinungen unter hermetisch abgeschlossenen Mauern ausgeheckt und dem tumben  Mann oder der tumben Frau von der Straße nur von dazu erkorenen Hohepriestern gereinigt mitgeteilt werden dürfen? Es wäre vielleicht eine hübsche Fleißarbeit für die beiden NZZ-Starjournalisten C. Koch und B. Ruh gewesen, nur einmal die veröffentlichte Signaturliste der jüngsten dieser Petitionen – sie ging an den US-Präsidenten D. Trump (hier) – auf  international renommierte Klimaforscher hin zu überprüfen. Die beiden hätten etwas lernen können.

Früher nannte man solche altmodischen journalistischen Überprüfungen noch Recherche – scheint der NZZ aber zu teuer geworden zu sein. Den stetig fallenden Printauflagen der NZZ wird Rechercheverweigerung allerdings kaum wieder auf die Beine helfen. Auch die Verweigerung der NZZ des „auditur et altera pars“, eigentlich eine Selbstverständlichkeit jeden guten Journalismus, wird der Auflagenstärke nicht wieder auf die Beine helfen. Wie wär’s dagegen mit dem schon bewährten „berichten, was ist“, neutral, gut recherchiert und ohne ideologische Voreingenommenheit?

Die NZZ-Causa „Klimaleugner und insbesondere EIKE = Lobbyisten der fossilen Industrie: Insbesondere die unter Beschuss stehende fossile Industrie, die für unsere Fortbewegung per Auto und Flugzeug sorgt, keine kleinen Kinder frisst und, soweit bekannt, ordentlich ihre Steuern bezahlt, ist aus Imagegründen gezwungen, sich nicht auf Klimarealisten einzulassen. Wehe, wenn herauskäme, dass Esso oder Shell Klimarealisten finanzieren würde! Die Firmen würden öffentlich gesteinigt werden und der Shitstorm alle bislang bekannten Grenzen sprengen. EIKE würde im Übrigen sehr gerne Spenden der fossilen Industrie entgegennehmen, denn EIKE-Veröffentlichungen dürfen gemäß Satzung nicht an Spenden gebunden sein und sind es tatsächlich auch nicht. Leider ist es mit Spenden an EIKE aus der fossilen Ecke aber nichts.

Um hier jetzt keine Unklarheiten zurückzulassen: Selbstverständlich ist EIKE ein Lobbyverein, nämlich einer für die wissenschaftliche Wahrheit, Ehrlichkeit und Unabhängigkeit. Und natürlich ist einiges, was EIKE so gelegentlich veröffentlicht, nicht immer auf die strenge wissenschaftliche Goldwaage zu legen. Wir haben kein Peer Review. EIKE lässt daher gelegentlich auch krude Sondermeinungen durchrutschen und setzt generell auf offene Diskussion. Jeder darf darüber meckern und viele der Kommentaren tun dies auch. So what? Etwas dagegen einzuwenden?

Die NZZ-Causa „Kindesmissbrauch: Die NZZ zitiert R. Knutti „Man darf die Klimajugend nicht als naiv oder weltfremd abtun… Das Anliegen der Jugendlichen sei berechtigt, wir müssen den CO2-Ausstoß auf null reduzieren. Die Fakten sind eindeutig“. Hierzu folgende Fragen, welche die NZZ an R. Knutti und T. Stocker hätte stellen müssen, der Artikel wäre dann interessant und vielleicht sogar richtig gut geworden:

  1. Lieber Herr Knutti: Wussten Sie, dass die Instrumentalisierung Jugendlicher (aktuell das berühmte Schulkind Greta) eine beliebte und bewährte Methode aller bekannten Diktaturen war und ist?
  2. Lieber Herr Knutti: Welche der von Ihnen erwähnten, aber nicht spezifizierten Fakten sind eindeutig, um den CO2 – Ausstoß auf Null zu reduzieren?
  3. Lieber Herr Knutti: Wussten Sie, dass CO2-Reduzierung auf Null das Ende der heutigen technischen Zivilisation bedeutet? Auto, Flugzeug, Heizung, energieintensive Industrieproduktion etc. sind mit Solar- und Windenergie nicht machbar.
  4. Lieber Herr Knutti: Wussten Sie, dass die restliche Welt die Schnapsidee „Null-CO2-Emissionen“ nicht teilt? Im Gegenteil, China, Indien und jetzt auch die afrikanischen Staaten bauen ihre Kohleverbrennung weiter aus und werden sich davon weder durch Schweiz, Deutschland oder EU abbringen lassen.
  5. Lieber Herr Knutti: Ist Ihnen bekannt, wie groß die Minderung einer hypothetischen globalen Erwärmung durch CO2-Vermeidung ist, wenn man die ungünstigsten Annahmen des IPCC zur Erwärmungswirkung des anthropogenen CO2 zugrundelegt? Die Antwort (für Deutschland) findet sich im Abschnitt der Stellungnahme 5.8 (hier).
  6. Lieber Herr Knutti: Wir nehmen jetzt einmal an, Sie kennen die Antwort auf d). Halten Sie dann trotz der absurd schlechten Verhältnismäßigkeit von Nutzen zu CO2-Vermeidungsaufwand immer noch an Ihrer Null-CO2-Emissionsempfehlung fest? Befürworten Sie also, dass für ein Tausendstel Grad globaler Erwärmung weniger bis zum Jahre 2050 die gesamte Schweiz mit Windrädern verspargelt wird? Wenn ja, mit welcher Begründung?
  7. Lieber Herr Knutti: Ist Ihnen bekannt, dass mehr CO2 in der Atmosphäre das Pflanzenwachstum und damit die Erträge der Welternten erhöht und dass der heutige CO2-Gehalt der Atmosphäre in der Erdgeschichte noch nie so tief war wie heute? Ist Ihnen ferner bekannt, dass die Spanne bis zum Versiegen der Photosynthese nicht mehr sehr groß ist? Ist ihnen außerdem bekannt, dass die Menschheit mit der Kohleverbrennung der Atmosphäre nur dasjenige CO2 wieder zurückgibt, welches sie in Urzeiten einmal besaß?
  8. Lieber Herr Knutti: Ist Ihnen bekannt, dass Kernkraftwerke kein CO2 emittieren? Warum plädieren Sie dann logischerweise nicht für den Ausbau der Kernenergie?

Man hätte natürlich noch weitere Punkte des NZZ-Artikels kommentieren können, aber wer hat schon Zeit und Lust, auf so viel geballten sachlichen Unsinn. Daher jetzt zur Frage: Was treibt Wissenschaftler wie Knutti, Stocker, Hansen, Schellnhuber etc. zu ihrem Engagement an? Vielleicht kann dazu der folgende Abschnitt „Die große Transformation“ Antworten beitragen.

 

Die „große Transformation“

Schärfer hinsehende Zeitgenossen haben über die Entwicklung unserer repräsentativen Demokratie hin zu einer ideologischen Ökodiktatur schon lange keine Zweifel mehr (wäre dann die dritte im 20./21. Jahrhundert). Dennoch sind den meisten Mitbürgern das ganze Ausmaß und die Konsequenzen immer noch unbekannt. Der deutsche Ökostaat wurde seit Jahrzehnten vorbereitet und seine Vollendung stetig weiterverfolgt. Inzwischen ist der erste Schritt zur Realität geworden – eine ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogene deutsche Energiewende. Kein Land der Welt kopiert sie. Dies darf nicht verwundern, denn die deutsche Energiewende ist ein lupenreines Deindustrialisierungs-Programm. Es wird allein gestützt von der unbewiesenen Behauptung, das globale Klima sei durch konsequente CO2-Vermeidung Deutschlands zu schützen. In der Bevölkerung erhielt es Zuspruch, zumindest anfänglich, als die Folgen noch unbekannt waren. Dies scheint sich langsam zu ändern.

Die Schäden der öffentlich noch kaum bekannten Fortsetzung und Vollendung dieser ersten Wendeaktion, vom wissenschaftlichen Beirat der deutschen Bundesregierung für globale Umweltveränderungen (WBGU) in seinem Hauptgutachten von 2011 als „Große Transformation“ bezeichnet, werden die Schäden der Energiewende noch weit in den Schatten stellen. Die Große Transformation basiert, offen von ihren Vertretern ausgesprochen, auf einer ökologischen und alle Menschen der Welt gleichmachenden Theorie des Umbaus der Menschheitsgesellschaft und einer Herrschaft „weiser“ Experten in einer Art Weltregierung. Sie ist damit totalitär und im Grunde nichts anderes als eine neue kommunistische Internationale mit all den historisch bekannten Zerstörungsfolgen. Wie für den alten Kommunismus muss dazu wieder ein neuer Mensch geformt werden, der sich begeistert für diese Vision gewinnen lässt.

Im alten Kommunismus war es die Utopie, unter der Idee sozialer Gerechtigkeit und Freiheit eine Herrschaft von Gemeineigentum und Kollektiv zu errichten. Das Resultat, nämlich insgesamt mehr als  hundert Millionen Opfer, ist bekannt (hier). Kein kommunistischer Versuch vermochte es, sich seinem eigenen Ideal ohne Unterdrückung, Mord und komplettes Herunterwirtschaften der betroffenen Volkswirtschaften auch nur zu anzunähern. Die Ideologie ist stets an den Gesetzen der Realität zerschellt. Dies verhinderte ersichtlich nicht, dass immer noch ausreichend viele Menschen globalweit vom Kommunismus träumen. Die „große Transformation“ hat dem alten Kommunismus nicht viel Neues hinzugefügt, außer das neue Atout „Klimaschutz“.

Die „Kunst“ gesellschaftlichen Wandels

Einzelheiten des neuen Kommunismus beschreibt mit euphorischem Geschwafel das Buch von Uwe Schneidewind „Die große Transformation: Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels“ auf ca. 500 Seiten. Schneidewind ist Präsident des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie (hier). Es ist mit der globalen Ökoideologie-Szene bestens vernetzt, deren Verzweigungen und Ausmaß das Literaturverzeichnis des Buchs dokumentiert. Sein Institut genießt sogar Subventionen seitens der deutschen Politik! Es teilt sich mit dem wissenschaftlichen Beirat der deutschen Bundesregierung für globale Umweltveränderungen WBGU (hier) und dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung PIK (hier) die Schlüsselrollen in der großen Transformation, Öko-Agitation, Wendepolitik und damit der neuen kommunistischen Internationalen.

Beim Lesen des Buchs, aber auch der Schriften des WBGU stellt sich vielen Lesern die Frage, ob es sich um fehlgeleitete Verrückte, visionär getriebene Fanatiker oder eher um kühl rechnende Profiteure handeln mag. Außer der bereits von der deutschen Politik etablierten Energiewende sind nämlich im Buch die folgenden weiteren „Wenden“ zu finden

  • die Konsumwende,
  • die Ressourcenwende,
  • die Mobilitätswende,
  • die Ernährungswende,
  • die Urbane Wende,
  • die Industriewende und schließlich eine
  • „transformative Wissenschaft“ (vulgo Abschaffung der freien Wissenschaft).

Der Weg in die kommunistische Ökodiktatur

Von demokratischer Entscheidung des Bürgers ist im Buch von Schneidewind und den WBGU-Schriften praktisch nie Rede, nur von Überredung, Überzeugung, Glauben, Überwachung, Kontrolle und Pioniere, die alles etablieren sollen. Was davon zu halten ist, hat bereits im Jahre 2011 der Historiker Prof. Wolfgang Wippermann (FU Berlin), in einem Interview des FOCUS „Auf dem direkten Weg in die Klimadiktatur?“, hier betreffend das WBGU, im Wortlaut so formuliert (hier):

Die sprechen sogar von der  „internationalen Allianz von Pionieren des Wandels“. Und das erinnert mich an die faschistische oder kommunistische Internationale. Ob sie da hinwollen, weiß ich nicht. Aber die Sprache ist schon mal schrecklich und das macht mir Angst. Wer so spricht, der handelt auch. Das ist eine negative Utopie, eine Dystopie. Und wenn Utopisten am Werk sind, wird es immer gefährlich.“ und Wippermann weiter: „Wir haben es mit wissenschaftlichen Fanatikern zu tun, die ihre Vorstellungen durchsetzen wollen. Ich wundere mich, dass wir da zum ersten Mal drüber reden und wie wenig das in der Öffentlichkeit bisher beachtet wurde“.

Tatsächlich ist das WBGU vorwiegend an gesellschaftsverändernden Zielen interessiert, kaum an der Umwelt. Dies zeigt insbesondere seine Schrift „Politikpapier, Zeit-gerechte Klimapolitik: Vier Initiativen zur Fairness“ (hier). Stellvertretend einige der höchst fragwürdigen „Empfehlungen“ dieser WBGU – Broschüre im Original:

  • Eine Zero Carbon Mission als übergreifende Kampagne für den Kohleausstieg anstreben.
  • EU – Strukturförderung verstärkt auf Dekarbonisierung
  • Regionale Transformationsinitiativen institutionalisieren und professionell begleiten.
  • Transformative Bildungsinitiative vorantreiben, die über Qualifikation für neue Arbeitsplätze
  • Durch internationale Zusammenarbeit bei der Prozesskostenhilfe den durch Klimawandel Geschädigten effektive Klagemöglichkeiten über Staatsgrenzen hinaus ermöglichen.

Die Akteure der großen Transformation werden im Buch von Schneidewind ähnlich definiert als

  • organisierte Akteure der Gesellschaft
  • organisierte Zivilgesellschaft als Antriebskraft
  • Transformationsbewusste Unternehmer als Gestalter
  • Politik als Gestalter und Weiterentwicklung (Anm. Beendigung) demokratischer Prozesse
  • Wissenschaft mit neuem Gesellschaftsvertrag (Anm. Ende der freien Wissenschaft)
  • Pioniere des Wandels, ermächtigt durch den Dreiklang von Haltung, Wissen und Fähigkeiten

Die Diktion des Buchs von Schneidewind aber auch die des WBGU ist ehemalige „DDR“ pur. Der letztgenannte Punkt „Pioniere“ zielt vor allem auf die junge Generation, so wie im 3. Reich, der DDR, kurz, wie in allen Diktaturen. Jeder Demokrat fragt sich, wo hier eigentlich der deutsche Verfassungsschutz bleibt.

Die Argumente der „großen Transformation“

Die folgenden Argumente führt die große Transformation zu ihrer Rechtfertigung an, mehr gibt es im Wesentlichen nicht:

  1. Der Ressourcenmangel erlaube es nicht, die bisherige Lebensweise von technisch/zivilisatorischem Fortschritt beizubehalten.
  2. Die menschgemachte Änderung des „globalen“ Klimas sei belegt, sehr schädlich und könne nur mit der Klimaschutzmaßnahme der CO2-Vermeidung in noch tolerierbaren Grenzen gehalten werden (1,5 Grad Ziel).
  3. Gerechtigkeit für alle: Zudem soll gleichzeitig mit der Lösung der Punkte 1 und 2 die gesamte Menschheit auf gleiche Lebensbedingungen gebracht werden.

Punkt 3 ist der uralte Traum des Marxismus/Leninismus. Punkt 2 als „Klimaschutz“ steht aktuell im Vordergrund. Dies ist nachvollziehbar, denn angesichts stetig zunehmender Reserven von Erdöl, Erdgas und Kohle – trotz gestiegener Förderung – geraten Warnungen vor Ressourcenmangel (Punk 1) allmählich ins Lächerliche. Man weiß zudem, dass der Club of Rome mit seinen Vorhersagen stets falsch lag (hier). Der menschliche Erfindungsgeist hat alle düsteren Prophezeiungen widerlegt. Historisch stets zuverlässig, erwachte dieser Erfindungsgeist jedes-mal bereits bei Preissteigerungen einer Ressource, also lange vor ihrem hypothetischen Versiegen. Er hat immer neuen und besseren Ersatz gefunden: Von Steinen über Kupfer, Bronze, Eisen bis hin zu Kohle, Erdöl und Uran ging die geschichtliche Reise. Sie wird nie enden.

Uran aus dem Meer erlaubt bereits heute die komplette Energieversorgung von 10 Milliarden Menschen über viele Millionen Jahre mit Brutreaktoren der Generation IV, weil diese praktisch keinen Abfall mehr erzeugen. Solche Reaktortypen laufen bereits als Pilotanlagen in Russland. Vom ebenfalls überreich vorhandenen Kernbrennstoff Thorium aus der Erde ist dabei nicht einmal die Rede. Eine detaillierte Fachquelle dazu bietet das aktuelle Sachbuch von Götz Ruprecht und Horst-Joachim Lüdecke: Kernenergie, der Weg in die Zukunft, TvR Verlag, Jena, 2019, in welchem der heutige Stand und die zukünftige Entwicklung der generell CO2-freien Kernenergie aus den kommenden Generation IV – Kernkraftwerken im globalen Kontext beschrieben und analysiert wird.

Außer dem Traum vom Marxismus/Leninismus bleibt als Begründung der großen Transformation tatsächlich nur die freie Behauptung eines gefährlichen Klimawandels übrig – selbstverständlich verursacht durch eine zu aufwendigen Industrialisierung und Lebensweise der Menschen, die nach Buße verlangt. Würde dieser einzige noch verbliebene Pfeiler der großen Transformation zusammenbrechen, wäre es mit dem werbeträchtigen „Weltuntergang durch globale Überhitzung“ (H.-J. Schellnhuber: Selbstverbrennung, Bertelsmann Verlag) vorbei. Dies ist der Grund, warum ein so fadenscheiniges Argument wie „Klimaschutz“ mit einer  Verbissenheit ohne Beispiel von seinen Ideologen und wirtschaftlichen Profiteuren verteidigt wird.

Verräterisch ist insbesondere die ständige Betonung einer angeblich fest im Konsens stehenden und daher nicht mehr diskussionswürdigen wissenschaftlichen Wahrheit vom „menschgemachten Klimawandel“. Davon kann keine Rede sein (s. Abschnitt 5.9). Stünden tatsächlich alle Klimawissenschaftler auf ihrer Seite, wären solche Behauptungen unnötig. Bei der unwissenden Bevölkerung fiel Klimapropaganda freilich auf fruchtbaren Boden. Die erstaunt nicht, denn nach jeder ideologischen Verführung in der geschichtlichen Vergangenheit setzt zuverlässig das Vergessen der nächsten Generationen ein. Kluge Leute kannten diesen fatalen Effekt schon immer, so beispielsweise Otto von Bismarck (1815-1895) „Es ist nichts schwerer als gegen Lügen vorzugehen, die die Leute glauben wollen„, oder der Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg „Will man den Wahrheitsgehalt einer Aussage ergründen, sollte man sich zuerst die Methoden des Aussagenden ansehen„.

Es wird höchste Zeit, der undemokratischen, totalitären „großen Transformation“ und ihren Vertretern entschieden mit allen uns zur Verfügung stehenden demokratischen Mitteln entgegenzutreten. Wichtig ist dabei die Aufklärung der Bevölkerung, der noch weitgehend unbekannt ist, was sie von einer Politik erwartet, welche dem WBGU oder dem Wuppertaler Institut folgen würde. Primär ist die sachliche Aufklärung darüber, was es mit „Klimaschutz“ tatsächlich auf sich hat. Es sind öffentliche Sachdiskussionen zwischen Klima-Realisten und Klima-Alarmisten einzufordern, denen sich letztere, von seltenen Ausnahmen abgesehen, bisher stets verweigerten.