Bundespräsident Steinmeier ist mit dem Flugzeug nach Neumünster gereist, um dort dann #FridaysForFuture zu loben
Er beglückwünscht die Ayatollahs im Iran zum 40. Jahrestag ihrer Revolution und übersieht dabei die geschätzt 4.500 Gefangenen, die in iranischen Gefängnissen auf ihre Hinrichtung warten. Und weil er schon dabei ist, vergisst er auch die nach unterschiedlicher Schätzung 207 bis 285 Iraner, die allein 2018 hingerichtet wurden zu erwähnen, zumeist durch erhängen, zuweilen auch durch Erschießen oder durch Steinigung und das, obwohl die SPD, deren Mitglied Frank-Walter Steinmeier ja auch als Bundespräsident bleibt, immer Zeter und Mordio schreit, wenn in die USA ein Todesurteil vollstreckt wurde: 25 waren es 2018, fast schon Peanuts, wie Franz Müntefering vielleicht sagen würde.
Vielleicht hat die etwas ramponierte Reputation des SPD-Bundespräsidenten Pate bei der Entscheidung gestanden, nun ausgerechnet die Schulschwänzer, die angetreten sind, ihren nicht vorhandenen Sachverstand durch Agitation zu ersetzen, zu loben. Es schreiben die Kieler Nachrichten:
„Neumünster
Vor dem Rathaus traf er auch kurz auf einige Schüler, die eine Mahnwache für den Klimaschutz hielten. Sie hatten vorher über die Stadtverwaltung im Bundespräsidialamt angefragt, ob sie das dürften, und Steinmeier soll das ausdrücklich begrüßt haben.
Viele Erwachsene hätten noch nicht gemerkt, “dass es fünf vor Zwölf ist”, sagte Steinmeier zu den “Fridays For Future”-Schülern und lobte ihr Engagement. Es war das erste Mal, dass sich der Bundespräsident zu den Freitagsdemos äußerte.
Es gebe deutschlandweit viele, die sich derzeit engagierten, würdigte das Staatsoberhaupt. Manche kämpften für Klima und Umwelt, manche gegen Rassismus, manche für die Demokratie und manch andere – “das wird auch immer wichtiger” – für Anstand im Netz. “Ich freue mich jedenfalls, dass ihr euch einsetzt und dass ihr anders seid als diejenigen, die immer nur sagen ‘man kann ja sowieso nichts tun’ – man kann etwas tun.”
Wenn man Steinmeier, auch wenn es schwerfällt, ernst nimmt, bei seiner Public Relations Schmuse- (oder Schleim-?) Tour in Neumünster, dann muss man feststellen, er ist einer der „vielen Erwachsenen“, von denen er spricht, die noch nicht gemerkt haben, „dass es fünf vor Zwölf“ ist. Auch Steinmeier kennt ganz offenkundig die Uhr nicht, vielleicht war ihm auch einfach nicht präsent wofür oder wogegen nun genau diese Schüler demonstrieren. Sie demonstrieren gegen CO2 in der Atmosphäre.
Denn: Steinmeier ist mit dem Flieger nach Neumünster gereist.
Der Flieger, das war wohl die Konrad Adenauer II, ein Airbus A340.
Ein Airbus A340 emittiert auf einer Kurzstrecke 438,2 * 3,157 = 1636,3g CO2/tkm (Tonnenkilometer).
Von Berlin nach Hamburg sind es Luftlinie knapp 250 Kilometer. Wir schenken dem Bundespräsidenten die paar Kilometer bis zum Flughafen Hamburg und gehen auch davon aus, dass sein Airbus zwar voller Claqueure aus der Journaille war, aber eben nicht voll, sagen wir, gut zu 75% gefüllt.
Auf dieser Grundlage ergeben sich für den Kurzflug nach Hamburg 1636,3 * 250 * 5t = 2,04537 Tonnen CO2.
Und wenn es nicht die Konrad-Adenauer II war, sondern ein kleinerer Jet, dann ändert sich dennoch nicht viel daran, dass der Bundespräsident zwischen 1,3 und 2,04 Tonnen CO2 in die Atmosphäre emittiert, um Schüler zu loben, die gegen CO2-Emissionen protestieren. Aber vielleicht weiß Steinmeier auch, dass das mit dem CO2 ein Hoax ist.
Der umweltverpestende Bundespräsident fliegt also mit Konrad-Adenauer II-Airbus (oder Jet-Variante) von Berlin nach Hamburg, verpestet die Umwelt mit 2,05 Tonnen CO2, um dann in Neumünster den wenigen Schülern, die noch an #FridayForFuture glauben, großväterlich über die Köpfe zu streichen und ansonsten einen Sermon über den Klimaschutz abzulassen, der sich an Lächerlichkeit nicht überbieten lässt. Steinmeier gleicht dem Volltrunkenen, der vor den Gefahren des Alkohols warnt und den Abstinenzlern in Neumünster von den Vorteilen des Verzichts vorlallt.
Ein Amt ist immer so viel wert, wie der, der es ausfüllt. Auch ein Grund, warum öffentliche Ämter in Deutschland vor die Hunde gehen.
Mit freundlicher Genehmigung von Sciencefiles