Klima-Schulstreik: Eine Warnung aus der Vergangen­heit für Schüler und Eltern

Im Verlauf der Kriege gegen die Albigenser wurde die Predigt vom Kreuzzug zu einem konstanten Lebensfaktor in Nordfrankreich und Teilen von Deutschland. Der Trommelschlag enthusiastischer Predigten trug seinen Teil zu einer Atmosphäre bei, welche schon zuvor überfrachtet war mit populärer Frömmigkeit, Anti-Klerikalismus und ausgeprägten Ängsten hinsichtlich des Status‘ von Jerusalem. In einer Welt, in der religiöser Fanatismus allgemein üblich und geachtet war, manifestierten sich diese Spannungen auf bizarre und erschreckende Weise. Eines dieser Ereignisse wird allgemein der Kreuzzug der Kinder genannt.

Welcher Art ist dieser so genannte Kreuzzug der Kinder?

Dieser Kreuzzug der Kinder war keine Kinder-Armee, und es war auch kein Kreuzzug. Tatsächlich war es nichts dergleichen, sondern ein Sammelbegriff zur Beschreibung einer Vielfalt von populären Aufständen und Prozessionen. Im Zentrum stand der im Mittelalter lange vorherrschende Glaube an Heilige Armut – dass die Armut von Christus Ziele erreichen konnte allein durch ihre religiöse Rechtschaffenheit, welche die Prälaten der Kirche und weltliche Fürsten nicht erreichen konnten. Das war die Natur der Gedanken, die den „Kreuzzug der Völker“ ins Leben riefen und diesen antrieben, sozusagen als Lobpreisung des Ersten Kreuzzuges. Seitdem sind Christen desillusioniert worden durch das Scheitern mächtiger Kreuzzüge zur Erreichung ihrer selbstgesteckten Ziele. Vielleicht, so munkelten sie, waren es die Schwachen und die Demütigen, die Christus zum Sieg im Heiligen Land rief. Predigte er nicht „Gesegnet sind die Sanftmütigen, denn sie sollen die Welt erben“.

Begleitende Quellen mit Angaben zu Details des Kreuzzugs

Weil es eine populäre Bewegung war, war der Kreuzzug der Kinder schwer zu fassen. Anders als bei den meisten anderen Kreuzzügen gab es keinen Teilnehmer, der das Ereignis in einer Chronik beschrieben hatte. Was man zusammentragen kann, stammt aus Berichten von Außenstehenden, vor allem von klösterlichen Chronisten, die alles genau beobachtet hatten. Es ist daher schwierig, genauer einzugrenzen, wann alles angefangen hat oder wie es zu Ende gegangen war. Eindeutig ist, dass Anfang des Jahres 1212 ein junger Mann namens Nicholas von Köln eine populäre apokalyptische Bewegung gegründet oder zumindest rasch im Zentrum derselben gestanden hatte, die dann durch das Rheinland schwappte. Nicholas hatte im Sinn, nach Jerusalem zu gehen und die Heilige Stadt vor den Muslimen zu retten. Nach göttlicher Anweisung marschierte er nach Süden zum Mittelmeer, von welchem er glaubte, dass es sich vor ihm auftun würde und er trockenen Fußes nach Palestina wandern konnte. Hunderte, Tausende und dann Zehntausende schlossen sich Nicholas an. In jeder Stadt, in die sie kamen, verbreiteten sie ihren Fanatismus. Kinder, Erwachsene, Frauen, Alte, Arme, Gemeindepfarrer und gelegentlich auch Tagesdiebe sprangen ihm in Massen zur Seite. Wo immer sie hinkamen, wurden sie als Helden gepriesen. Sie erhielten Geschenke, Nahrung, Geld und Gebete von ihren reichen Gönnern. Wenn ein Pfarrer sich einmal reserviert oder skeptisch hinsichtlich des „Kreuzzuges“ äußerte, wurde er verhöhnt und der Eifersucht bezichtigt. Waren nicht die von der Kirche unterstützten Kreuzzüge zur Rückgewinnung der Heiligen Grabstätte wiederholt gescheitert? Waren die Prälaten so blind, dass sie die Hand Gottes in dieser außerordentlichen Pilgerfahrt der Armen und Schwachen nicht sehen konnten? …

Das Ende des Kinder-Kreuzzuges

Anfang August befanden sich die rheinländischen Massen in der Lombardei. Dort zerbrach die Bewegung, weil verschiedene Gruppen getrennte Wege zu verschiedenen Häfen einschlugen. Nicholas und seine ihm Nachfolgenden erreichten am 25. August Genua. Zu ihrer großen Enttäuschung teilte sich das Meer nicht vor ihnen und gestatte ihnen auch nicht, über dessen Wellen zu wandern. Einige pilgerten zu anderen Häfen in der Hoffnung auf mehr Glück. Einer der Stories zufolge erreichte eine große Menge dieser „Kreuzzügler“ Marseille, wo zwei skrupellose Männer ihnen eine freie Überfahrt in das Heilige Land anboten. Als die Schiffe schließlich in Alexandria landeten, wurden die Passagiere auf ägyptischen Sklavenmärkten verkauft. Andere pilgerten offenbar nach Rom, wo Papst Innozenz III ihren Eifer lobte, sie aber aus ihren Gelübden entließ – die sowieso nicht gültig waren. Das Schicksal von Nicholas ist unklar. Einer Story zufolge hatte er sich zu einem fünften Kreuzzug eingeschifft, wo er seinem Gelübde folgte, bevor er nach Hause zurückkehrte. Eine andere Story will wissen, dass er in Italien starb. Und so endete der Kreuzzug der Kinder in Schmach und Erniedrigung. Die meisten Teilnehmer gingen wieder nach Hause, aber die Rückreise war schwierig, wurden sie doch jetzt geschmäht und verhöhnt von den gleichen Menschen, die ihnen zuvor applaudiert und ihnen geholfen haben. Nahrung war ein Problem, weil niemand mehr ihnen etwa schenkte. Viele konnten dann einfach nicht mehr weiter und siedelten sich dort an, wo sie gerade waren. Jahrhunderte später sollte es einige führende Familien in Genua geben, welche behaupteten, von diesen eigensinnigen Pilgern abzustammen.

Link: https://www.thegwpf.com/apocalyptic-child-abuse-the-story-of-the-famous-and-foolish-childrens-crusade/

Übersetzt von Chris Frey EIKE