Grönland-Eis: 150 Milliarden Tonnen über dem Mittelwert

Oberflächen-Massenbilanz 2017/18 (oben) und 2018/19 (unten) als blaue Kurven. Die graue Kurve kennzeichnet das Mittel der Jahre 1981 bis 2010, die rote Kurve zeigt das Rekord-Minimum der Saison 2011/12

Ende August ist traditionellerweise der Zeitpunkt des Endes der Schmelzsaison des Grönland-Eises. Dann erfolgt der Übergang von überwiegendem Eisverlust zu überwiegender Zunahme von Schnee.

Wie üblich um diese Zeit bewerten die Wissenschaftler am DMI und unsere Partner im Polar Portal den Zustand des Eisschildes nach einem Jahr Schneefall und Eisschmelze. Unter Verwendung eines Wettervorhersage-Modells in Kombination mit einem Modell, welches das Schmelzen von Schnee und Eis berechnet, berechnen wir das „Oberflächen-Massenbudget“ (SMB) des Eisschildes.

Dieses Budget berücksichtigt das Gleichgewicht zwischen Schnee, welcher dem Eis hinzugefügt wird, und schmelzendem Schnee und Gletschereis, das in den Ozean abfließt. Der Eisschild verliert auch Eis durch das Kalben, also den Abbruch von Eisbergen an der Gletscherzunge. Dies ist jedoch in dieser Art Budget nicht enthalten. Als Folge davon wird das SMB immer positiv sein – das heißt, der Eisschild erhält mehr Schnee als er durch Eisverlust verliert.

Für dieses Jahr berechneten wir ein SMB von 517 Milliarden Tonnen, was fast 150 Milliarden Tonnen über dem Mittel der Jahre 1981 bis 2010 liegt. Damit liegt er an sechster Stelle unmittelbar hinter dem sechsthöchsten jemals in der Saison 2016/2017.

Im Gegensatz dazu schlägt das geringste SMB jemals mit gerade mal 38 Milliarden Tonnen zu Buche, und zwar in der Saison 2011/2012. Dies zeigt die große Variabilität des SMB von einem Jahr zum anderen.

Die Karten zeigen den Unterschied zwischen dem jährlichen SMB im Jahre 2017 (links) und 2018 (rechts) im Vergleich mit der Periode 1981 bis 2010 (in mm Eisschmelze). Blaue Flächen kennzeichnen mehr Eiszuwachs als im Mittel, rote Flächen kennzeichnen mehr Eisverlust als -zuwachs (Quelle: DMI Polar Portal).

Wir müssen jetzt auf die Daten des GRACE-Satelliten warten, bevor wir wissen, wie das Gesamt-Massenbudget dieses Jahres aussieht – darin enthalten sind dann das Kalben und Schmelzen am Grund des Eisschildes. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass das relativ hohe SMB ein Gesamtbudget von Null oder nahe Null ergibt – in diesem Jahr ebenso wie im vorigen Jahr.

Im Zeitraum 2003 bis 2011 war es zu einem Eisverlust in Grönland gekommen, der im Mittel 234 Milliarden Tonnen pro Jahr ausmachte. Die neutrale Massenänderung der letzten beiden Jahre kompensiert diese Verluste nicht – und kann das auch nicht. Der hier gezeigte Vergleich macht deutlich, dass das Massenbudget des Eisschildes in jedem gegebenen Jahr sehr stark abhängig ist von der regionalen Klima-Variabilität und speziellen Wetterlagen.

Der ganze Beitrag steht hier.

Link: https://www.thegwpf.com/greenland-ice-sheet-150-billion-tonnes-above-average/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Faktencheck beim Umweltministerium

Es kommt wieder etwas Bewegung in die klima- und energiepolitische Dikussion. Im Westen tobt die Braunkohlen-Kontroverse, und der Bundesrechnungshof nörgelt über Geldverschwendung bei der Energiewende-Förderung. Nach Jahren des Schweigens und Desinteresses wagen sich neuerdings einige Nuklear-Ketzer hervor und sagen, man solle doch noch einmal kritisch über das 2011 beschlossene deutsche Kernenergie-Verbot nachdenken. Und wie es der Teufel will, kündigt ausgerechnet jetzt die Klima- und Atomausstiegs-Kanzlerin ihr persönliches Laufzeitende an. Ironischerweise wird sie‘s nicht länger machen als das letzte deutsche Kernkraftwerk.

Diskutieren à la BMU

Das ist gefährlich, dachte sich offenbar das SPD-geführte Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Damit niemand auf falsche Gedanken kommt, verbreitete es am vergangenen Dienstag auf den sozialen Netzwerken einen hausgemachten „Faktencheck“ über die Kernenergie und kündigte an, dass das Volk darüber auch mit dem zuständigen Staatssekretär Jochen Flasbarth diskutieren dürfe, allerdings nur auf Twitter, und nicht ohne klarzustellen, dass es eigentlich gar nichts zum Diskutieren gebe:

„Mit Atomkraft gegen den Klimawandel? Höchste Zeit, diese und weitere    gängige Behauptungen einem Faktencheck zu unterziehen. Und es bleibt dabei: Bis spätestens 2022 wird in Deutschland das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet.“

Was dann kam, ließ einen daran zweifeln, ob wir es hier mit einer Bundesbehörde zu tun haben, der unter anderem auch die Oberaufsicht über unsere Kernkraftwerke obliegt, oder nicht vielmehr mit einem Fall von Urkundenfälschung. Denn es sah eher so aus, als betreibe Greenpeace unter missbräuchlicher Verwendung staatlicher Hoheitszeichen in einer Bundesliegenschaft eine Anti-Atom-Flugblatt-Druckerei.

Grüne Häkchen, rote Kreuzchen

Garniert mit grünen Häkchen, präsentierte uns das Ministerium, was wir zu denken haben:

„Atomstrom ist keineswegs CO2-neutral“, „Unsere Stromversorgung ist sicher“, „Deutschland produziert Strom im Überfluss“.

Und es versah mit einem fetten roten Kreuz, was man besser nicht denken sollte: „Atomkraft hilft beim Klimaschutz“, „Ohne AKWs gehen die Lichter aus“. Dabei bediente sich das BMU des beliebten Tricks, Aussagen zu falsifizieren, die in dieser Form gar nicht gemacht wurden. Denn niemand behauptet, die Kernenergie sei „CO2-neutral“ – selbst die Erneuerbaren sind es nicht. Auch sagt niemand, ohne Kernkraftwerke säßen wir im Dunkeln; dieses historische Verdienst gebührt allein dem aus heutiger Sicht prähistorischen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Filbinger, der bekanntlich gesagt hat, ohne das (nie gebaute) KKW Wyhl gingen im Ländle die Lichter aus.

Doch heute sind wir näher dran am Notstromfall als damals, wie jeder Lastverteiler – würde ihn das Ministerium denn mal fragen – bestätigen könnte: Noch gehen bei uns die Lichter nicht aus. Aber weil das Energiewende-Endsieg-gewisse Deutschland beabsichtigt, der Kernenergie auch noch die Braunkohle hinterherzuschmeißen, wird es eng mit der gesicherten Leistung.

Es bleiben dann nur mehr Pumpspeicher, Wasserkraft und Biomasse-Verstromung nebst (noch zu errichtender) Gaskraftwerke als Backup-Struktur für die wetterabhängigen Wind- und Solarkraftwerke – viel zu wenig, um die in Flautewochen und bei Dunkelheit fehlende Erneuerbaren-Leistung zu ersetzen. Was die Erneuerbaren bedauerlicherweise häufig tun – Strom zu produzieren, wenn keiner ihn braucht – bejubelt das BMU hingegen als „Strom im Überfluss“.

Und hier kommt das Volk

Doch hat das BMU wohl nicht mit dem Volk gerechnet, das es unter seinen Bedingungen zur Diskussion einlud. Etliche Bürgerinnen und Bürger nahmen die Einladung an – allerdings nicht in des Ministeriums Sinne. Denn das Volk hat den „Faktencheck“ des BMU einer, wie man im Kernkraftwerk sagen würde, strengen wiederkehrenden Prüfung unterzogen. Weniger vornehm ausgedrückt: es kam zu einem veritablen Fakten-Shitstorm.

Und das war nicht der erste. Denn die Bundesregierung ist bereits in der Vergangenheit mit kuriosen Eigenfakten auffällig geworden, so im Jahr 2016 mit einer Facebook-Traueranzeige über die 18.000 Opfer des Reaktorunfalls von Fukushima, die in Wirklichkeit beim Großen Tohoku-Seebeben vom 11. März 2011 und dem darauffolgenden Tsunami umkamen.

In dieser Woche legte das Volk den Öffentlichkeitsarbeitern des Umweltministeriums unter anderem nahe, mal die einschlägigen Studien zum Thema zu lesen – darunter auch auf der Ministeriums-Webseite verlinkte. Diese Studien kommen nämlich, wie auch die sonstige Fachliteratur, übereinstimmend zu dem Schluss, dass Atomstrom keine CO2-Direktemissionen bewirkt. Mit Bezug auf die gesamte Produktionskette vom Uranabbau bis zur Steckdose steht Strom aus Kernkraftwerken ähnlich gut da wie Windstrom und wesentlich besser als Solarstrom (nachzulesen auf Englisch hier S.7, oder gut verständlich in deutscher Sprache hier). Weil die Kernenergie einen ähnlichen carbon footprint aufweist wie Erneuerbaren, wird sie vom Weltklimarat IPCC folgerichtig als eines der Instrumente für die Defossilisierung der Energiewirtschaft genannt – eine Tatsache, die das BMU lieber nicht so genau zur Kenntnis nehmen mag.

Achtsamkeits-Gedöns als Fakten-Ersatz

Doch wie antwortet nun das BMU der Volks-Schwarmintelligenz? Nicht etwa mit einer Diskussion der angeführten Studien, sondern mit Links auf Informationen einer Webseite namens „Time for Change“, die sich ausweislich ihrer Startseite auf Achtsamkeits-Prosa spezialisiert hat, und wo man unter vielem anderen Krimskrams auch Infos über Seelen-Reinkarnation geboten bekommt.

Dort werden die CO2-Emissionen von Kernstrom im Vergleich zu den in der Fachliteratur genannten Werten sechs- bis siebenfach höher veranschlagt. Die obskure Webseite verlinkt wiederum auf einen „independent consultant“ in den Niederlanden. Offensichtlich wurden diese Angaben weder problematisiert noch überprüft, weil sie eben in den Kram passten. Das ist einfacher, als die im eigenen Hause ohne Zweifel vorgehehaltene Expertise zu nutzen oder dicke Studien renommierter Forschungsinstitute zu wälzen.

Womit wir wieder bei unserer Eingangs-Beobachtung wären: Wer oder was ist das Umweltministerium? Und wer kontrolliert eigentlich, was dieses Haus an Textproduktion verlässt? Es ist unter anderem letztverantwortlich für die atomrechtliche Aufsicht über kerntechnische Anlagen und deren Betreiber, welche in Auftragsverwaltung von den Bundesländern durchgeführt wird. Zu seinem Auftrag zählt jedoch weder, gegen jene Anlagen Stimmung zu machen, die es beaufsichtigen soll, noch, sich als NGO mit Bundesadler-Deko aufzuführen. Das Ministerium sollte folglich sein Social-Media-Team dahin schicken, wo es hingehört: zur Umwelthilfe, zum BUND oder zu Greenpeace, oder meinetwegen auch auf die Bäume im Hambacher Forst.

Zur Autorin

Dr. Anna Veronika Wendland forscht zur Geschichte und Gegenwart nuklearer Sicherheitskulturen in Ost- und Westeuropa. Für ihre Habilitationsschrift hat sie in mehreren Kernkraftwerken in Osteuropa und in Deutschland Forschungsaufenthalte durchgeführt. Dr. Wendland arbeitet in der Direktion des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg. Sie leitet Arbeitsgruppen im Bereich Technik-, Umwelt- und Sicherheitsgeschichte.

Anmerkungen von EIKE

Frau Dr. Wendland hat auf meine Bitte hin gestattet, Ihren Beitrag in unseren News zu veröffentlichen. Dafür danken wir ganz herzlich. Er erschien zuerst bei den „Salonkolumnisten“ (hier), danach im Blog Nuklearia (hier).

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke




Der Milleniums-Wendepunkt – Sonnen­aktivität und die bevor­stehende Abkühlung

Zharkova et al. (2015; DOI:10.10381/srep15683) sagen: „Es zeigte sich, dass Dynamo-Wellen, erzeugt mit nahe beieinander liegenden Frequenzen, deren Wechselwirkungen verantwortlich waren für die Überlagerung der Großen Zyklen (350 bis 400 Jahre) über dem Standard-Zyklus von 22 Jahren. Dieses Verfahren ist der Beginn einer neuen Ära der Untersuchung und relativ sicheren Prognose der Sonnenaktivität im Zeitmaßstab eines Jahrtausends“.

Svalgaard kam in seinem Beitrag auf WUWT vom 27. Oktober 2018 (hier) zu dem Ergebnis:

Die Rekonstruktion von Wu et al. (2018) der Sonnenfleckenzahl seit dem Jahr 6755 v. Chr. kombiniert mit modernen Multimessenger-Proxies, welche das 19. Jahrhundert bis heute abdecken, hat einen langen Weg zurückgelegt, um die Aufzeichnung der kosmogenen Sonnenaktivität mit jüngsten Abschätzungen der langzeitlichen Sonnenaktivität in Einklang zu bringen“.

Das ist vollständig konsistent mit meinen Verfahren und Vorhersagen. Die empirischen Temperaturdaten sind eindeutig. Die vorhergehende Temperaturspitze des Jahrtausend-Zyklus‘ lag um das Jahr 990 (siehe Abb. 3 im Link unten). Der jüngste Milleniums-Wendepunkt lag um das Jahr 2003/2004 (Abb. 4 im Link unten). Das korreliert mit dem Spitzenwert der Milleniums-Sonnenaktivität um das Jahr 1991. Der Zyklus ist asymmetrisch mit dem Abwärtstrend von 650 Jahren und einem Aufwärtstrend von 350 Jahren. Die Stärke des solaren Magnetfeldes, wie sie in der TSI zum Ausdruck kommt, wird allgemein abnehmen (moduliert durch kürzerfristige überlagerte Zyklen der Sonnenaktivität) bis etwa zum Jahr 2650.

Der Temperaturanstieg seit etwa 1650 ist eindeutig hauptsächlich der positiven Steigung der natürlichen Sonnenaktivität im Zuge des Milleniums-Zyklus‘ geschuldet, wie von Lean (2018) in Abb. 5 in „Estimating Solar Irradiance Since 850 AD” gezeigt:

Lean (2018) Abb. 5.

Diese Graphik von Lean zeigt eine Zunahme der TSI von etwa 2 W/m² vom Maunder-Minimum bis zum Aktivitäts-Maximum 1991. Diese Variation der TSI und des solaren Magnetfeldes moduliert die Albedo der Erde via GR-Fluss [?] und Wolkenbedeckung. Aus der Differenz zwischen den höheren und den niedrigeren Quintilen in Abb. 4 (im Link unten) würde eine einfache Faustregel à la Fermi dies bequemerweise einem Milleniums-Zyklus der Temperatur auf der Nordhemisphäre von etwa 2°C gleich machen mit dem gleichen Ausmaß einer Abkühlung bis möglicherweise zum Jahr 2650. Der MTP der Wolkenbedeckung lag um das Jahr 2000:

Die Abnahme der Sonnenaktivität seit dem MTP im Jahre 1991 ist erkennbar in der Neutronen-Zählung von Oulu:

Wegen der thermischen Trägheit der Ozeane gibt es eine variierende Verzögerung zwischen dem MTP der Sonnenaktivität und den variierenden Klima-Parametern. Die Verzögerung bzgl. der Temperaturspitze um das Jahr 2003/2004 beträgt etwa 12 Jahre. Das Minimum des Volumens des arktischen Meereises lag im Jahre 2012 – Verzögerung = 21 Jahre. Der mögliche MTP bzgl. des Meeresspiegels – Oktober 2015 – = 24 Jahre (siehe hier).

Seit Oktober 2015 ist der Meeresspiegel mit einer Rate von lediglich 8,3 cm pro Jahrhundert gestiegen. Er wird wahrscheinlich innerhalb der nächsten 4 bis 5 Jahre wieder fallen. Details sind in den Links unten zu finden.

Siehe die Energie- und Umweltstudie „The coming cooling: usefully accurate climate forecasting for policy makers“ http://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0958305X16686488 sowie eine frühere Version hier.

Man betrachte hierzu auch die Diskussion mit Prof. William Happer hier.

Das Narrativ einer gefährlichen globalen Erwärmung seitens des Establishments, die damit assoziierte Reihe von IPCC-Berichten, der gesamte UNFCCC-Zirkus, die jüngsten IPCC-Vorschläge im SR1.5 sowie jüngst die Verleihung des Nobelpreises an Nordhaus basieren allesamt auf zwei grundlegenden Fehlern der wissenschaftlichen Beurteilung. Erstens – die Stichprobe ist viel zu klein. Die meisten IPCC-Modellstudien überdecken lediglich einen 100 bis 150 Jahre zurückreichenden Zeitraum, obwohl die größte, das Klima treibende Amplitude der Sonnenaktivität millenial ist. Dies bedeutet, dass sämtliche Ergebnisse der Klimamodelle bzgl. der Temperatur viel zu hoch sind und wahrscheinlich außerhalb der realen zukünftigen Welt liegen.

Zweitens – die Modelle begehen den fundamentalen wissenschaftlichen Fehler der direkten Prognose über den MTP und den Spitzenwert der Sonnenaktivität hinaus, welcher im Jahre 1991 überschritten worden war. Diese Fehler werden durch Voreingenommenheit und akademische Konsens-Denkschablonen verstärkt.

Link: https://wattsupwiththat.com/2018/11/02/the-millennial-turning-point-solar-activity-and-the-coming-cooling/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Danke, Angela! Und Annalena! Und E.ON!

Wenden wir uns zunächst der Annalena zu. Sie hat einen Bachelor in Politikwissenschaft und öffentlichem Recht, obendrauf einen Master in Public International Law von der London School of Economics. Das ist nicht der Oberhammer, objektiv gesehen, aber ganz bestimmt nicht wenig in einer Partei, deren Führungskräfte gerne durch Absenz jeglichen Abschlusses auffallen. Die Annalena ist also nicht umsonst Grünen-Vorsitzende, zusammen mit Robert Habeck, der ebenfalls einen akademischen Titel hat. Der Robert ist sogar ein Doktor, nur leider ein nutzloser. Als Philosoph hat er naturgemäß zehn linke Daumen. So wurde die Annalena quasi automatisch zur obersten Klimaexpertin ihrer Partei.

Als solche hat sie sich im Januar 2018 wegweisend zum größten und alles entscheidenden Problem neuer deutscher Energiepolitik geäußert. Wir reden von der Stromspeicherung. Dazu muss man wissen, dass nur böse Energie (alles, was irgendwie brennt, zum Beispiel Kohle und Uran) zuverlässig ist. Gute Energie (alles, was nicht oder woanders brennt, zum Beispiel Wind oder Sonne) kommt, wann sie will. Dummerweise überwiegend dann, wenn man sie nicht braucht. Wenn mittags die Sonne scheint, kann man damit nicht so einfach abends das „heute journal“ schauen. Schon gar nicht, wenn mittags im Juli liegt und abends im November.

Stinkende Warmbiertrinker

Deshalb muss man den Strom, der aus Wind und Sonne entsteht, irgendwo zwischenlagern. Zum Beispiel in Akkus oder umgewandelt in Pumpspeichern oder in Wasserstoff oder ähnlich nervigen Sachen. Von diesen Speichern gibt’s aber nicht so viele, dass alle abends „heute journal“ schauen könnten. Da sind wir beim ersten Problem: Wenn nicht mehr so viele Leute „heute journal“ schauen, dann empfangen nicht mehr so viele Leute Werbung für die Grünen. Der Plan, die größte deutsche Volkspartei zu werden, wäre also ernsthaft in Gefahr. Das zweite Problem: Auch Leute, die bei Claus Kleber sofort umschalten, wären betroffen, weil überhaupt nicht mehr viel ginge. Nicht mal mehr Licht, wenn’s dumm läuft.

Die neue Bundesrepublik Dunkeldeutschland müsste sich nach Umstellung auf gute Energie ohne ausreichende Stromspeicher allabendlich entscheiden zwischen kaltem Bier ohne Netflix oder warmem Bier mit Netflix. Und monatlich zwischen einmal Waschmaschine oder 600 Whatsapps plus 50 Youtube-Videos im Paketangebot. Die Deutschen würden zwangsläufig zu einem Volk stinkender Warmbiertrinker.

Das wäre den Grünen aufgrund ihrer Tradition zwar grundsätzlich egal beziehungsweise recht, aber die Übergangsphase bis zur Gewöhnung an die neuen olfaktorischen Verhältnisse könnte sich als schwer vermittelbar erweisen und der Partei schaden. Womit wir wieder bei Problem eins wären, der Gefährdung des Ziels, größte deutsche Volkspartei zu werden.

Folgerichtig hat sich die Annalena kurz vor ihrer Berufung an die Parteispitze im Januar um die entscheidende Hürde neuer deutscher Energiepolitik gekümmert, wie gesagt. Ihre Lösung des Speicherproblems war, dass es keins gibt. Denn erstens, meinte die Annalena, könne man Strom ja „im Netz“ speichern. Und zweitens sei alles ausgerechnet. Bei erstens haben alle herzhaft gelacht, die ein bisschen was über Strom wissen (also keine Grünen). Bei zweitens hat einer widersprochen, der rechnen kann (also kein Grüner), nämlich der Herr Professor Hans-Werner Sinn.

Strom ist wie Gott und Globuli

Um zu verstehen, wie die energetische Vordenkerin Annalena darauf kommt, dass man das Stromnetz als Zwischenspeicher für Stromspitzen nutzen kann, muss man tief in grüne Gedankenwelt eintauchen. Ja, kein einfaches Experiment. Versuchen wir es trotzdem. Wahrscheinlich denkt sich die Annalena das so: Kein Mensch auf dieser Erde weiß, wie Strom funktioniert. Aber jeder weiß, dass es ihn gibt und dass er wirkt. Zumindest jeder, den es schon einmal beim Anschließen der Esstischleuchte von der Leiter gehauen hat, darunter eine Menge Grüne. Mit Strom ist es ja ähnlich wie mit Gott oder Globuli. Die existieren und wirken auch, sonst würde sich wohl kaum jemand wegen Allah in die Luft sprengen oder wegen Globuli in die Apotheke rennen.

Fest steht also, Strom gibt es, und er funktioniert. Wie, ist nicht so wichtig. Wichtiger ist, woher er kommt. Nämlich aus der Wand, so wie Wasser, Gas, Fernsehen und Telefon (früher, bevor es iPhones gab). In der Wand ist ein Haufen Leitungen, die unterirdisch heimlich miteinander verbunden sind, jedenfalls die von einer Sorte. Diese Verbindungen nennt man Netze.

Mancher Grüne mag sich an dieser Stelle fragen: Warum packt man nicht alles zusammen in eine Leitung, wäre doch praktischer? Guter Gedanke. Aber hier kommt die Chemie ins Spiel. Strom, Wasser, Gas und Fernsehen sind unterschiedliche Elemente, und nicht alle Elemente vertragen sich miteinander. Strom und Wasser zum Beispiel eher nicht. In anderen Fällen kann es auch sehr gut harmonieren. Wenn etwa Wasser und Gas gleichzeitig aus einer Leitung kommen, nennt man das Fracking. Aber das ist ein anderes Thema.

Strom in Braun, Blau und Grüngelb

Fassen wir grünes Basiswissen Energie zusammen: Leitungen, die untereinander verbunden sind, nennt man Netze. Um die chemischen Elemente Strom, Wasser, Gas und Fernsehen voneinander getrennt zu halten, installiert man unterschiedliche Netze. Sie heißen Stromnetz, Wassernetz, Gasnetz und Unity Media. Diese Netze enthalten gewaltige Mengen des jeweiligen Elements. Das kennt man von Wasser und Gas, also kann es bei Strom und Fernsehen kaum anders sein. Bis hierhin denkt die Annalena absolut logisch.

Nun weist das Stromnetz eine Besonderheit auf, die nur wenigen Menschen bekannt ist (überwiegend den Installateuren von Esstischleuchten). Die Besonderheit ist, dass es drei Arten von Strom gibt: braunen, blauen und grüngelben.

Diese drei Stromarten werden sauber voneinander getrennt in passend eingefärbten Kabeln ins Haus geleitet. Braun steht für Kohlestrom, Blau für Atomstrom, Grüngelb für Ökostrom. Das ist evident, wie Wissenschaftsaffine sagen. Skeptiker können bei ihrem Versorger nachfragen. Der bietet nämlich einen genau auf die persönlichen Wünsche zugeschnittenen Strommix an. Und das – kurz überlegen! – wäre gar nicht möglich, wenn der Versorger nicht präzise über die drei Leitungen steuern könnte, was er dem Kunden da ins Haus liefert.

Mit weniger Strom läuft der Fernseher langsamer

Hier sind wir beim Punkt. Wer jemals das grüngelbe Kabel angefasst hat, weiß, dass einen das eher selten von der Leiter haut. Also ist dort keiner oder nur ganz wenig Strom drin. Sage und schreibe ein Drittel des riesigen deutschen Stromnetzes ist somit praktisch ungenutzt und wartet nur darauf, mit strunzgesunder Energie aus den Kräften von Wind und Sonne gefüllt zu werden. Dieses Potenzial hat Annalena Baerbock erkannt.

Was die Annalena allerdings nicht bedacht hat: Wenn man das Netz als Zwischenspeicher nutzt, um Stromspitzen abzulagern, dann enthält es grünlogisch analog zum Wassernetz mal mehr, mal weniger Strom. Und das ist spannend, mal mehr, mal weniger. Wenn das Netz gerade sehr voll mit Strom ist, steigt die Spannung. Nicht nur im Netz, sondern auch beim Nutzer, der sich den ganzen Tag fragt, ob seine Heimstatt abends noch steht oder ob die Feuerwehr gerade die Reste zusammenkehrt.

Umgekehrt sinkt die Spannung, wenn sich wenig Strom im Netz befindet. Auch hier gibt es unerfreuliche Nebeneffekte. Der Strom tröpfelt vor sich hin, der Fernseher läuft langsamer. Mag nicht jeder, wenn das „heute journal“ plötzlich 90 statt der gewohnten 30 Minuten dauert.

Fazit: Wegen der Risiken und Nebenwirkungen ist es angeraten, das Stromnetz immer gleich spannend zu halten. Deswegen taugt „das Netz“ auch nach grüner Stromkunde nicht als Zwischenspeicher für Stromspitzen. Die Annalena hatte also einen total interessanten Gedanken, aber keinen brauchbaren. Klassisch grün. Da werden die Schwächen geisteswissenschaftlicher Ausbildung sichtbar.

Physik ist da, Politik macht man

Angela Merkel andererseits ist gelernte Physikerin und weiß deshalb viel, viel mehr über Strom als Annalena Baerbock. Deshalb würde die Angela nie so einen Stuss reden wie die Annalena. Die Angela weiß auch ganz genau, dass das Speicherproblemchen ein ziemliches Megaproblemchen ist. Deswegen hat sie gar nicht erst behauptet, da wäre keins. Nein, viel eleganter: Die Angela hat das Problem umgetauft, und zwar in „Herausforderung“. So nennt man Probleme, die lösbar sind. Falls die Herausforderung sich irgendwann als unlösbares Problem herausstellt, dann ist es jedenfalls nicht mehr ihres, weil sie längst im Ruhestand ist oder bei der UNO. Beziehungsweise beides.

Außerdem, wer sagt denn, dass nicht doch irgendein Schlaukopf irgendwas erfindet, was die Energiewende zum Funzen bringt? Könnte ja sein. Politik schlägt Physik, weiß jeder, am besten die Angela, sonst hätte sie nicht den persönlichen Spurwechsel vollzogen. Physik ist einfach da, Politik macht man. Dazu gehört, dass man Menschen führt und leitet und sie vor Herausforderungen stellt.

Zum Beispiel Ingenieure. Die sind, seien wir ehrlich, im Grunde nichts anderes als glorifizierte Installateure. Ohne Auftrag läuft bei denen nichts. Auftrag und Durchsetzungsvermögen. Die Ingenieure und anderen Installateure haben zu Angelas Herausforderung natürlich erst mal rumgemosert, kennt man ja: Geht nicht, zu teuer, zu aufwendig, nicht effizient. Das übliche Yada-yada-yada. Die Angela ließ sich davon nicht beirren und hat gesagt: Mir egal, einfach mal machen. So geht Motivierung. Und Führungsstärke. Ein Grund, warum die Angela Bundeskanzlerin ist und die Annalena noch nicht.

Strom-Cloud – das neue große Ding

Tja, und was soll ich sagen? Die Angela hatte recht. Sie haben richtig gelesen. Energieexperten, Wissenschaftler, Skeptiker und andere Rechtspopulisten sind widerlegt. Das Speicherproblem, das angebliche Riesenhindernis auf dem Weg in eine glückselige Zukunft voller gesunder, sauberer, unendlich vor sich hin stromender Energie, ist gelöst.

Hier sind wir wieder am Anfang, bei der Fahrt nach Marzahn. Ich saß nämlich nicht allein im Auto, sondern zusammen mit der besten kleinen Frau von allen. Die entdeckte beim Blick aus dem Seitenfenster inmitten der Hochhauswüsten eine Plakatwand, die die Revolution verkündete. „Da steht, es gibt Strom aus der Cloud“, sagte sie beiläufig. Ich gebe zu, ich reagierte wie ein normaler mittelalter weißer Mann, also wie ein gefühlter Ingenieur: „Quatsch.“ Sie reagierte wie eine normale mittelalte weiße Frau, also mit emanzipiertem Widerstand: „Hallo? Geht’s noch? Ich hab nur gesagt, es steht da.“

Der lauernde Partnerschaftskonflikt beschäftigte mich. Meine Recherche unmittelbar nach Rückkehr vom energiehistorisch wertvollen Ausflug zur Marzahner Bockwindmühle bestätigte die kleine Frau und ließ mich Abbitte leisten. Die Strom-Cloud ist das neue große Ding. Das Prinzip ist schnell erklärt, hier zum Beispiel vom Fachmedium „strom magazin“:

„Der Grundgedanke bei der Strom-Cloud ist derselbe wie bei der Online-Cloud, in der man persönliche Fotos, Videos und andere Daten speichern kann. Hat man auf dem eigenen Rechner nicht mehr genug freien Speicherplatz, schiebt man die Daten ins Internet auf Server des Cloudanbieters. Will man später dann darauf zugreifen, lädt man sie einfach wieder herunter. Damit das Ganze nicht zu aufwändig ist, werden die Daten meist automatisch synchronisiert – so bleibt mehr Zeit für die wichtigen Dinge.“

„100% Energie – 0% Batterie“

Aha, dachte ich, so weit verstanden. Wenn ich bei mir zuhause zu viel Strom mache, zum Beispiel mit Solaranlage, Bockwindmühle oder Hometrainer, dann brauche ich dafür keinen eigenen Akku, sondern schiebe meinen persönlichen Strom einfach auf einen Speicher beim Versorger meines Vertrauens. Wenn ich dann irgendwann später Strom fürs „heute journal“ brauche, weil es dunkel ist und ich wegen zu viel Warmbier nicht mehr im Arbeitszimmer radeln will, dann lade ich meinen eigenen, hausgemachten Strom wieder herunter. Unfassbar cool. Mal abgesehen davon, dass ich bisher weder Hometrainer noch Windmühle noch Solarpanels besitze.

Ich bekenne, zu diesem Zeitpunkt war ich noch ein bisschen skeptisch. Eine Frage war schließlich unbeantwortet: Die Stromgenies hatten zwar meine Heimstatt vom Speicherproblem befreit. Aber wie genau hatten sie das Speicherproblem bei sich gelöst? Die Antwort fand ich bei E.ON. Die E.ONs bieten nämlich ein fix und fertiges, anwendungsbereites Produkt an, was man daran erkennt, dass es einen Großbuchstaben mitten im Wort hat: SolarCloud. Und so funktioniert die E.ON-Speicherrevolution:

„Genießen Sie jetzt Ihre Sonnenenergie 365 Tage und Nächte – Die E.ON SolarCloud: der einzigartige virtuelle Speicher, mit dem Sie Ihren Solarstrom unbegrenzt ansparen und bei Bedarf wieder abrufen können. An sonnigen Tagen bauen Sie ein Guthaben auf, das Sie in der Nacht, bei Regentagen, in den Wintermonaten oder für Ihr Elektroauto nutzen können. Die perfekte Ergänzung zu Ihrer E.ON Aura Photovoltaikanlage.

E.ON SolarCloud – 100 % Sonnenenergie – 0 % Batterie zu Hause. Entdecken Sie jetzt unseren virtuellen Speicher, der komplett ohne Batterie auskommt. Mit der E.ON SolarCloud sparen Sie sich die kostspielige Investition in eine Speicherbatterie und können 100 % Ihres Solarstroms für sich nutzen.“

Genial: Speichern ohne Speicher

Falls Ihnen das jetzt technisch zu kompliziert war, sei es hier noch einmal erklärt. Das entscheidende Wort ist „virtuell“. Virtuell ist ein modernes Wort für „gibt’s gar nicht“ beziehungsweise „war nur Spaß“. Wenn Ihnen zum Beispiel jemand eine virtuelle Ferienwohnung an der Quanta Costa verkauft, dann ist das aus Sicht des Verkäufers superlustig, auf Ihrer Seite sackdämlich und für die Staatsanwaltschaft Betrug. Bei Strom ist das anders, denn E.ON hat keinen Humor und würde ganz bestimmt niemals betrügen, genauso wenig wie VW oder andere ehrwürdige deutsche Unternehmen.

Sie müssen sich die SolarCloud so vorstellen: Neben Strom, Wasser, Gas und Fernsehen gibt es ein weiteres Element, das aus der Wand kommt, nämlich Geld. Das kommt zwar nicht direkt bei Ihnen in der Wohnung an, aber Sie können es aus der Sparkassen-Wand holen. Der Clou dabei ist: Die Sparkasse lagert Ihre Ersparnisse nicht in einem separaten Körbchen in einem Tresor voller Geldscheine, wie Sie vielleicht meinen. Nein, die Sparkasse schreibt nur auf einem Zettel auf, was Ihnen gehört. Das nennt sich Konto. Und ein Konto ist nichts anderes als ein virtueller Speicher.

Genau so macht es E.ON mit dem Strom. Speichern ohne Speicher – eine absolut geniale Lösung, muss man zugeben. Und wie so oft bei genialen Lösungen fragt man sich, warum nicht schon früher jemand darauf gekommen ist. Warum diese lästigen, teuren Speicher bauen, wenn man den Strom auch einfach auf einen Zettel schreiben kann?

Bald kommt Strom ohne Netz

Der nächste Schritt liegt auf der Hand, auch wenn E.ON dazu noch nichts sagt: Strom ohne Netz – you heard it here first! Die Überwindung des aufwendigen und anfälligen Leitungsnetzes ist die logische Weiterentwicklung und funktioniert jetzt schon bei der Hälfte der Dinge, die früher aus der Wand kamen. Telefon, Fernsehen und Geld lassen sich bereits heute komplett kabellos übers Smartphone nutzen. In Zukunft laden Sie sich per Doppelflat gleichzeitig mit der Netflix-Serie den nötigen Strom zum Anschauen aus der Cloud.

Persönlich glaube ich ja, dass die E.ON-Genies längst daran arbeiten. Sie wollen den kabellosen Überallstrom bloß noch nicht auf den Markt bringen, weil dann jeder adipöse App-Programmierer Billigstrom aus Norwegen oder China zum Download anbieten könnte. Das würde die Preise extrem drücken, deshalb setzen die E.ONs so lange wie möglich auf Festnetzstrom. Kann man verstehen, wenn man ehrlich ist.

Wo wir gerade dabei sind, noch eine Prophezeiung: Das übernächste große Ding wird Wasser aus der Cloud – you heard it here first again! In Clouds ist ja schon von Natur aus extrem viel Wasser und ein Haufen Strom gespeichert, wissen alle, die schon einmal bei Gewitter draußen waren. Das einzige Problem – beziehungsweise die einzige Herausforderung – ist, den Download ein bisschen angenehmer zu gestalten, so dass der User weder nass noch durchgegart wird.

Annalena ist nicht dumm wie Stulle

Apropos Herausforderung: Dass die Kanzlerin maßgeblich am stromtechnologischen Durchbruch der E.ON-Entwicklung beteiligt war, indem sie den Ingenieuren und sonstigen Bastlern die erforderlichen Vorgaben machte, haben wir bereits anerkannt. Bleibt noch die Würdigung von Annalena Baerbocks Leistung. Und nein, bitte, kommen Sie mir jetzt nicht mit dem billigen Vorurteil, die Annalena sei dumm wie Stulle beziehungsweise habe keine Ahnung von nichts.

Dazu sei gesagt: Erstens ist Ahnung sowas von 20. Jahrhundert. Natürlich, Leute mit Ahnung haben die Moderne erfunden. Aber wir leben längst in der Postmoderne, da zählen Gefühle, Träume und Visionen mehr als Ahnung. Das sollte inzwischen auch der letzte ewiggestrige Dumpfsack gemerkt haben. Und zweitens, ganz konkret: Glauben Sie ernsthaft, die E.ONs wären auf die Idee mit dem Strom aus der Cloud gekommen, wenn die Annalena nicht im Januar so kreativ vor sich hinfabuliert hätte? Nein, es gibt keine Zufälle, das lernen Sie in jedem besseren Krimi. Ohne Annalenas Thinking out of the box hätten wir heute noch keine E.ON SolarCloud, darauf gebe ich Ihnen Brief und Siegel.

Politik überwindet Physik, Meinung triumphiert über Tatsache, Vision gewinnt gegen Ahnung – das sind die Zeichen der Zeit. Gewöhnen Sie sich daran, in Ihrem ureigenen Interesse. Lead, follow or get out of the way, so sieht’s nun mal aus, das ist die Wahrheit. Zu dieser Wahrheit gehört auch, dass die Visionärin Annalena unbestreitbar Kanzlerinnenformat hat. Mal abgesehen von der Stimme, die als natürliches Spermizid wirkt, was schlecht für die Geburtenrate ist. Aber das lässt sich bestimmt chirurgisch lösen, so wie die Sache mit Christian Lindners Haaren.

Die Sonnenscheingarantie ändert alles

Meine kleine Frau – normalerweise nicht unbedingt als Early Adopter technologischen Fortschritts bekannt – war übrigens sofort Feuer und Flamme für die E.ON SolarCloud. Und zwar in der Variante „Premium“. Produktlogo: Batteriesymbol in Wölkchensymbol mit Diamantsymbol. Diese Besserverdiener-Ausführung kostet „ab 40,99 € pro Monat“ und damit zehn Euro mehr als die Prekariatsversion (Batteriesymbol in Wölkchensymbol).

Es war nicht der Diamant, der die kleine Frau für Premium einnahm. Auch nicht der vom Produktpaket umfasste „monatliche Effizienzcheck Ihrer E.ON Aura Photovoltaikanlage“ oder die „Versicherung Ihrer PV-Anlage gegen Produktionsausfälle“. Es war die „E.ON Sonnenscheingarantie“, die der Liebsten ins Auge sprang und sie seither kaum noch schlafen lässt.

Mir geht es ähnlich. Ein Unternehmen, das für dauergutes Wetter in Deutschland sorgt, ändert alles. Diesem Unternehmen traue ich alles zu, und ich verzeihe ihm alles, selbst das Minus von 76 Prozent in meinem Wertpapierdepot seit Erwerb der Aktien 2007. Ebenso verzeihe ich der Kanzlerin, die mit ihrer Energiewende das Grab für meine E.ON-Anteile schaufelte. Außerdem vergebe ich Annalena Baerbock allen vergangenen und zukünftigen Bockmist. Angela und Annalena haben mit ihren Visionen die Grundlage für die sonnige Revolution geschaffen. Und E.ON hat geliefert.

Auch meine Einstellung zur Umweltpolitik hat sich radikal geändert. Bisher war ich überzeugter Verfechter des Klimawandels und habe ihn nach Kräften unterstützt. Das ist nicht mehr nötig, seit E.ON die Herausforderung „besseres Wetter für Deutschland“ quasi nebenbei erledigt hat. Wer das schafft, kann und soll auch die Malediven und Polynesien vor dem Untergang retten.

Danke, Angela! Und Annalena! Und E.ON!

PS: Nach so viel Theorie zum Abschluss ein praktischer Hinweis, speziell für unsere grünen Leser. Solange Sie Ihren Strom noch herkömmlich aus der Wand beziehen, sollten Sie sich vor Legionellen hüten, die bevorzugt am Ende von Leitungen auftreten. Deshalb hier der Tipp: Wenn Sie nach Hause kommen – speziell nach längerer Abwesenheit wie Urlaub –, sollten Sie immer zuerst alten, abgestandenen Strom aus den Leitungen abfließen lassen (zum Beispiel mit Hilfe eines ausrangierten Staubsaugers). Nach etwa 20 bis 40 Minuten, je nach Hausgröße, können Sie dann iPhone, Smartwatch und Laptop bedenkenlos mit frischem, klarem Strom füllen. Ihre Geräte werden es Ihnen danken!

Anmerkungen von EIKE

Diese köstliche Satire erschien in ACHGUT am 4.11.2018 (hier). Auf meine Bitte hin gestatteten Herr Dirk Maxeiner von ACHGUT und insbesondere der Autor, Herr Robert von Loewenstern, die vollständige Wiedergabe auf unseren EIKE-News. Dafür ganz herzlichen Dank. Neben dem Artikel selber sind auch die Leserkommentare lesenswert. Selbstverständlich kommt EIKE der Bitte von Herrn von Loewenstern nach und lädt sein Honorar in die Energiecloud. Wenn man bedenkt, dass grüne technische Genies daran sind, zur zweitstärksten politischen Kraft in Deutschland zu werden, bleibt der verbleibenden deutschen Restintelligenz wohl nichts mehr anderes übrig, als sich zu verabschieden – in welche Cloud aber? Deutschland ist mit seinen heute 30.000 völlig unnützen Windmühlen eh schon zur Häfte zerstört, den Rest schaffen die Grünen sicher auch noch.
Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke



„Auf Sonne folgt Regen“

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Christoph Mörgeli (Red. WELTWOCHE Zürich)

Am letzten Wochenende hat es ein bisschen geregnet. Am Montag titelte der Blick in fetten Lettern: «So verregnet ist die Schweiz.» Am meisten Niederschläge gebe es auf dem Pass des Grossen Sankt Bernhard und auf dem Säntis. Dann folge in der Regenstatistik ein kleines Tessiner Dörfchen: «Dicke Tropfen prasseln auf die Steindächer von Mosogno.» Eine Einwohnerin erzählt von Tagen, an denen «es regnet wie aus Kübeln». Dann schiesse schon mal «das Wasser wie ein Sturzbach durch die Gassen und die Treppen hinab».

Noch letzte Woche lauteten die Schlagzeilen im Blick: 

«Noch so ein Jahr überleben wir nicht. In der Ostschweiz ist es so trocken wie seit 71 Jahren nicht mehr.» Oder so: «Sorgt die Trockenheit jetzt auch für Dürre im Portemonnaie?» Oder so: «Der trockene Rekordsommer macht den Schweizer Bauern auch im Herbst zu schaffen.» Oder so: «Am Rhein geht nichts mehr. Seit Freitag können auf dem Rhein bei Basel keine Frachtschiffe mehr verkehren. Grund dafür ist der tiefe Wasserstand.» Die Trockenheit sei schuld: «Nach einem regenlosen Sommer folgt nun auch ein trockener Herbst.»

Die Launen des Wetters und die Journalisten haben eines gemeinsam:

Es ist unmöglich, sie zu ändern. Da schreiben sie sich über Monate die Finger wund, um eine Dürrekatastrophe biblischen Ausmasses zu beklagen.

Und kaum fallen ein paar Regentropfen, lautet ihre Schlagzeile: «So verregnet ist die Schweiz.» Dies passt zu den in atemloser Spannung vorgetragenen Wetterprognosen unserer Fernseh-Meteorologen. Als es am Wochenende in höheren Lagen auch noch schneite, überschlugen sich beinahe ihre Stimmen vor Aufregung.

Egal, ob die Sonne brennt, der Regen prasselt oder Schneeflocken tanzen – hinter jedem Lächeln unserer Monopol-Wetterpropheten steht die kaum verhüllte Drohung: «Das habt ihr Menschen jetzt von eurem menschen-gemachten Klimawandel ! »

Also verkleinern wir unseren ökologischen Fussabdruck.

Also lassen wir uns eine planwirtschaftliche Energieversorgung aufs Auge drücken.

Also refeudalisieren wir uns zurück ins Mittelalter, als sich Mobilität nur die Reichen leisten konnten.

Also senken wir unseren Lebensstandard.

Also ändern wir unser Ernährungsmuster.

Dennoch haben wir weiterhin mit Sonne, Regen und Schnee zu rechnen. Es ist halt schon so: Alle schimpfen über das Wetter. Aber niemand unternimmt etwas dagegen.

 

Der Autor ist Historiker und ehemaliger SVP-Nationalrat.

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