Das Maybrit Illner Tribunal – mit Meerblick
Aus der Ferne sieht eigentlich alles viel kleiner aus. Viel unwichtiger. Vieles auch unnötiger! Sollte man meinen, doch seit Einführung des Satellitenfensehens und noch mehr, seit Einführung des Internets, ist das Lokale all überall, gleich wuchtig und oft auch gleich wichtig, wie zuhause auch. So sitze ich in diesen Tagen im sonnigen Teneriffa – einer der Inseln des ewigen Frühlings von denen auch schon Homer schwärmte- und genieße die abendliche Wärme auf meinem Balkons mit Meerblick. Doch vom Meer ist jetzt nichts mehr zu sehen, denn auch hier geht gegen 18:30 Uhr die Sonne unter. Also – es wird langsam kühler- gehe ich rein, und schalte das Fernsehen ein. Es laufen die letzten Minuten eines Maybrit Illner Spezial mit dem interessanten Titel „Neustart ohne Merkel – wer wird gewinnen?“
Stefan Paetow bei Tichys Einblick vermutlich noch am selben Abend bemerkt und schreibt. Diesen Eindruck hatte ich auch, nachdem ich einige wenige späte Minuten lang der hasserfüllten evangelischen EKD Präsin Katrin Göhring-Eckardt zugehört und -gesehen hatte. Ich beschließe also mich ins Bett zu begeben und von der Erholung des Tages zu erholen. Da wusste ich aber noch nicht, dass es in dieser Sendung auch um das Klima gegangen war.
Am nächsten Morgen weckt mich ein Klingelton meines Handys und mir wurde der link zu folgendem Videousschnitt zugespielt
Video nicht mehr verfügbar
Video-Ausschnitt der Sendung Maybritt Illner Spezial vom 15.11.18
Da wusste ich, dass ich etwas versäumt hatte, die räumliche Distanz spielte plötzlich keine Rolle mehr. Ich war wieder mittenmang. Und sah mir das Video einige Male an. Hier mein Eindruck:
Politiker und Journalisten haben es schwer. Ständig müssen die einen über etwas reden, die anderen etwas berichten, wovon sie keine Ahnung haben. Und das soll möglichst keiner merken.
Talkshow Journalisten haben es besonders schwer, denn da müssen sie zwar auch so tun, als ob sie Ahnung haben, aber zusätzlich wird das, was sie da gerade von sich geben, ungefiltert in Millionen Wohnzimmer übertragen. Da gibt es kaum Möglichkeiten sich zu korrigieren.
Video nicht mehr verfügbar
Hier noch ein etwas ausführlicheres Video mit Ausschnitten aus der Sendung
Das gilt auch für Politiker in einer Talkshow. Denn nicht jeder ist darin so begabt wie die Merkel-Vielzweckwaffe, der aktuelle Wirtschaftsminister Peter Altmeier, der stundenlang reden kann, ohne irgendetwas zu sagen. Die anderen müssen sich richtig mühen.
Da haben sie oft schon in der Schule die tollsten Aufsätze geschrieben, haben die Schülerzeitung betrieben, und natürlich Mathe und Physik und dieses ganze Gedöns entweder abgewählt, oder mit minimalsten Aufwand betrieben. Und dann doch noch das Abitur gemacht, und anschließend irgendwas mit Kirche oder besser noch Medien studiert. Vielleicht reichte es auch noch zu einem Volontariat in einer Provinzredaktion oder an einem Kirchensprengel, bevor man zu höheren Weihen als Jungreporter zur TAZ ging, oder an die Henri-Nannen-Schule oder, wenn man in der DDR aufwuchs ans rote Kloster in Leipzig oder zu einer der dortigen Kirchen ging. Dort lernte man alles, was man in einem Politiker- oder Journalistenleben braucht, vor allem aber ohne Ahnung von irgendwas ständig mitzureden, wortgewaltig den Kampf gegen rechts zu führen und auch zu allem und jedem eine klare Meinung zu haben. Nämlich die, die alle anderen auch haben, seien es Journalistenkollegen oder Politiker.
Da fühlt man sich dann geborgen, da kann nichts schief gehen und dann wird man auch Talkmasterin oder von selbiger immer mal wieder zu einer Talkshow eingeladen. Und natürlich wird auch das Publikum vorher gecasted. Es soll je nichts schiefgehen. So auch im Maybrit Illner Spezial vom 15.11.8 – welches treffender Maybrit Illner Tribunal hätte heißen müssen.
Der Titel war fürsorglich gewählt: „Neustart ohne Merkel – wer wird gewinnen“ hieß er. Doch darum ging es aber überhaupt nicht. Es ging wieder einmal allein darum über der AfD zu Gericht zu sitzen. Diesmal – und das war der einzige Unterschied zu fast allen früheren Talkshow- im Beisein eines AfD-Vertreters.
Nach monatelanger Abstinenz in ansonsten von GrünInnen nur so überquellenden Talkshows war nämlich tatsächlich ein leibhaftiges AfD Mitglied geladen, der Teufel persönlich, Dr. Alexander Gauland.
Er wurde sicherheitshalber von 5 ScharfrichterInnen flankiert, von denen eine – die Familienministerin Franziska Giffey- noch am wenigsten scharf richtete, aber auch nur deshalb, weil sie ständig aus dem Mustopp kam. Der Rest – inklusive der Talkmasterin Maybrit Illner – fing sofort an auf den Leibhaftigen einzudreschen. Und sollte der irgendwann mal doch versuchen einen einzigen längeren Satz sagen zu wollen, dann fielen ihm entweder die Talkmasterin oder die Fast-Pfarrerin Katrin Göring-Eckhardt ungeniert ins Wort.
Auch und besonders als die Rede auf die kommende Klimakatastrophe kam. Da gab es kein Halten mehr.
Illner fing an, in dem sie einen AfD Slogan von Dirk Spaniel zitierte „Kein Diesel ist illegal“ und fragte dann ihre -auch schon angejahrte- Juvenilität betonend, Gauland, ob das nicht „..sehr achtziger Jahre (wäre), wenn Sie so auf die Welt schauen?“. Der war völlig überrascht, weil er diesen Spruch noch gar nicht kannte fand ihn aber überhaupt nicht „achtziger Jahre“ und leitete auf den Unsinn weiter, dass man die AfD Leute „Klimaleugner“ nenne. Das sei völlig falsch, den das Klima leugnete niemand bei der AfD, wohl aber, dass die Menschheit daran einen maßgeblichen Anteil hätte . Das hätte er besser nicht gesagt, denn nun folgte, angefangen von der Talkmasterin, munter unterstützt von Katrin Göring Eckard, Plattitüde auf Plattitüde. Und dann machte Gauland noch einen schweren Fehler. Er glaubte, dass er mit nackten Zahlen seine Argumente durchbringen könne, dabei völlig vergessend, dass Zahlen etwas mit Rechnen, und Rechnen etwas mit Mathematik zu tun haben, und das ist – siehe oben – besonders bei JournalistInnen und PolitikerInnen „sowas von achtziger Jahre“, dass niemand weiter darauf einging.
Gauland betonte nämlich zu Recht dass – auch wenn man an das Märchen (sagte er zwar anders, aber meinte es so) von der Klimawirksamkeit des anthropogenen CO2 glaube, Deutschland mit seinen 2 % Anteil an den weltweiten Emissionen doch wohl schwerlich etwas würde erreichen können. Dieser Zahl widersprach anfangs auch niemand, Prozentrechnen ist nun mal nicht die Stärke dieser Leute.
Frau Illner – überrascht, dass ihr das Dieselthema so schnell abhanden gekommen war- hakte dann noch mal nach, und fragte, ob Alexander Gauland nun zur Überzeugung gekommen wäre, dass die Menschen an der kommenden Klimakatastrophe, sich verbessernd, die „Klimaprobleme der Welt, menschengemacht sind“ . Gauland bekräftigte noch einmal die skeptische Haltung der AfD zur Behauptung, dass die Menschen einen „entscheidenden Anteil“ an der Klimaentwicklung hätten, weil natürliche Kräfte (er sagte Dinge) einen viel größeren Einfluss auf dasselbe hätten, und führte dann weiter aus, dass die früheren Klimaänderungen wesentlich dramatischer gewesen wären.
Das wiederum nahm Talkmasterin Illner zum Anlass – ihm mitten im Satz ins Wort fallend – den alten Kalauer zu präsentieren „dass 95 % der Wissenschaftler“ völlig gegenteiliger Meinung seien, um dann noch maliziös nachzuschieben, dass es auch Forscher gäbe, die die Evolutionstheorie anzweifelten.
Leider überging Gauland diese vielfach von den Medien verbreitete Fakenews mit den 95 % der Wissenschaftler, die wohl prominent erst Barack Obama in die Welt gesetzt hatte. Auch der hatte munter und ohne, dass es einem seiner vielen Nachplapperer aufgefallen wäre, Wissenschaftler mit wissenschaftlichen Studien verwechselnd, von denen bei genauerem Hinsehen auch nicht 95 % der Studien, auch keine 80, 70 oder 60 % sondern ganze 0,5 % der Studien die in der gemeinten Metastudie von Cook et al untersucht wurden, expressis verbis, den Menschen als Verursacher des Klimawandels vermuteten. Das alles muss man ja nicht wisssen, wenn man sich zum Klima äußert, weder als Talkmasterin, noch als Politikerin.
Doch auch als Gauland nochmals auf den äußerst geringen deutschen Anteil von nur 2 % der weltweiten Emissionen verwies, begriff Frau Illner immer noch nicht was in dieser Aussage steckte, sondern versuchte Gauland das Wort im Munde zu verdrehen, ob er damit meine, dass der Mensch einen „verschärfenden Anteil aller Klimaprobleme“ hätte. „Ob er dies nicht mehr bezweifle“ Doch auch in diese Falle ging Gauland nicht, sondern betonte erneut, dass die geringe Menge die Deutschland emittiere so minimal wäre, dass die Wirkung dieser Politik den Klimawandel nicht ändern könne.
Auf Gaulands Frage: Haben wir denn 2 % oder haben wir nicht 2 %? wusste Frau Göring Eckardt nur zu antworten:
„Das ist Quatsch Herr Gauland, das ist wieder eine typische Fakenews die Sie da durch die Gegend blasen“
und ratterte dann ihr Glaubensbekenntnis herunter :
Das sorgfältig gecastete Publikum klatschte gehorsam Beifall, in der Kirche wäre noch ein Amen fällig.