John Holdren zu Trumps Energie/Klima-Armageddon (Teil 1: R&D, Paris-Rückzug, China)
[Im Folgenden sind die Äußerungen Holdrens kursiv gesetzt, meine diese Äußerungen widerlegende Kommentare in Normalschrift]:
R&D* als Retter
[R&D = Research & Development = Forschungs- und Entwicklungsabteilung der US-Bundesregierung. Anm. d. Übers.]]
Holdren: meiner Ansicht besteht der größte Schaden, den die Trump-Regierung anrichtet darin, dass sie zuvorderst die sehr drastischen Investitionen in Forschung und Entwicklung bzgl. sauberer und effizienter Energie kürzt oder zur Kürzung vorgeschlagen hat. In diesem Land gab es lange Zeit eine Symbiose zwischen regierungsamtlichen Investitionen in Grundlagenforschung, während der private Sektor die besten Ansätze aufnahm und wirtschaftlich zu machen versuchte.
Einige meiner Kollegen haben jüngst im Wall Street Journal ein Op-Ed geschrieben mit dem Titel [übersetzt] ,die Wundermaschine‘. Und die Wundermaschine ist diese Symbiose, welche während der letzten 70 Jahre der primäre Treiber ökonomischen Wachstums war. Sie war der primäre Verlängerer und Verbesserer der Lebensspanne. Es war ein gewaltiger Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität.
Und die Trump-Regierung möchte diese Wundermaschine abschalten. Seiner Ansicht nach muss die Regierung nicht in R&D investieren, weil der private Sektor alles Notwendige veranlassen wird. Wir wissen, dass dem aus sehr fundamentalen Gründen nicht so ist. Der private Sektor wird niemals die umfassende Grundlagenforschung betreiben, welche für die Interessen der Gesellschaft erforderlich sind, weil man nie im Voraus die Natur der Grundlagenforschung beschreiben kann. Man kann nicht im Voraus sagen, welche Forschungen zu einem Durchbruch führen, welcher die Lebensqualität verbessert. Die Unternehmen können nicht sagen, ob sich die Investitionen darin überhaupt irgendwann rentieren. Wie lange es dauert, bis sich alles ökonomisch rentiert, und ob man in 20 oder erst in 30 Jahren Vorteile hat.
Und darum werden sie es einfach nicht tun. Sie können es nicht gegenüber ihren Aktionären rechtfertigen. Und noch einmal, worauf wir uns verlassen haben ist,dass die Regierung sich dieser Unsicherheit annimmt, erkennt man doch in der Rückschau, dass dies enorme Vorteile hatte, obwohl man zu keiner Zeit sagen konnte, was aus der Finanzierung der Forschungen werden würde.
Die Trump-Regierung hat also vorgeschlagen, die regierungsamtlichen Investitionen in Energieforschung und -entwicklung in der Größenordnung von 50% pro Jahr zu kürzen. Am Ende der Obama-Regierung führte Obama eine Koalition von 20 Nationen an mit der Bezeichnung „Mission Innovation“, wobei sich die Regierungen dieser 20 Nationen verpflichteten, im Verlauf von fünf Jahren ihre Ausgaben bzgl. der Erforschung sauberer Energie zu verdoppeln. Und jetzt will Trump das innerhalb eines Jahres halbieren – falls der Kongress dem zustimmt, wobei wir hoffen, dass er nicht zustimmt.
Erwiderung: Holdren behauptet, dass R&D die sichtbare Hand ist, welche das Scheitern des Marktes hinsichtlich unzureichender Innovation korrigiert. Die Historie von Innovationen zeigt, dass die Erzielung von Durchbrüchen seitens der Regierung die Ausnahme und nicht die Regel ist.
Selbst die Schiefergas-Fraktionierung, Subventionen des US-Energieministeriums DOE zugeordnet, ist eine ziemliche Wegstrecke. Die Fraktionierung im privaten Sektor reicht zurück bis zu den 1860-ger Jahren, erklärt Michael Giberson, und horizontales Bohren (ein Vorläufer von Fracking) bis zu den zwanziger Jahren. (Eine weitere nützliche Vorgeschichte findet sich hier).
Will irgendjemand sagen, dass falls das DOE nicht dem Prozess der Gas-Fraktionierung Vorschub geleistet hätte, dieses Verfahren bis heute unbekannt wäre? Prof. Giberson postuliert, dass ohne die drückende Hand der Regierung auf die Öl- und Gasindustrie (erinnert man sich noch an Preiskontrollen?) diese Entwicklung auch ohne den Vorschub des DOE viel schneller vonstatten gegangen wäre:
„Natürlich kann die gesamte Beteiligung der Bundesregierung an der Industrie – in Gestalt von Steuerpolitik, Vorschriften, Kartellrecht, Landbewirtschaftung und so weiter – mit gutem Grund als Verzögerung technologischer Fortschritte gewertet werden, wenn man es mit dem vergleicht, was sich unter einem vernünftigeren Regime getan hätte“.
Und was Öl betrifft, so war mit Sicherheit die erfolgreiche Anwendung der Fraktionierung auf Rohöl (aus Erdgas) seitens EOG Resources [ein großes US-Unternehmen] ein Triumph des privaten Sektors. („Das war kein Zufalls-Glückstreffer von EOG“, sagt Tim Parker, Manager von T. Rowe Price’s New Era Fund und vieljähriger Aktionär von EOG. „EOG ist ein Ingenieurs-Unternehmen, und dessen großer Verdienst ist es, die entsprechenden Aktivitäten frühzeitig zu erkennen“, sagt Parker).
Und schließlich können die philanthropischen Institutionen der Zivilgesellschaft das tun, was die Regierung und an Profiten/Verlusten orientierten Unternehmen nicht tun können oder wollen. Was wäre geschehen, wenn die Lobbygruppen pro Klima-Alarm und pro Energie-Transformation ihr Geld dorthin gesteckt hätten, wo ihre Münder sind? Und selbst hier, wäre deren Philanthropie nicht besser angewendet auf Hier-Und-Jetzt-Probleme als auf irgendwelche spekulativen Probleme?
Rückzug aus dem Paris-Abkommen:
John Holdren: Das zweite große, Schäden anrichtende Thema ergibt sich aus dem Rückzug von Präsident Trump aus dem Paris-Abkommen. Unmittelbar nach seiner entsprechenden Ankündigung sind ein paar Dinge geschehen. Wir können uns ironischerweise offiziell nicht aus dem Abkommen zurückziehen bis nach dem Wahltag im Jahre 2020. Aber Trump hat bereits die Unterstützung der USA für Klimawandel-Abschwächungsmaßnahmen und -anpassung für Entwicklungsländer gestrichen, obwohl wir dazu im Zuge des Paris-Abkommens verpflichtet gewesen wären.
Die Prämisse lautet, dass die Industrienationen für die Veränderung der Treibhausgase in der Atmosphäre verantwortlich sind und die Entwicklungsländer am meisten dadurch gefährdet sind wegen fehlender Infrastruktur und aus anderen Gründen.
Also wurde abgemacht, dass die industrialisierten Länder zunehmend für die Kosten zur Klimawandel-Abschwächung und -Anpassung für die Entwicklungsländer beitragen sollten. Das sollte 100 Milliarden Dollar pro Jahr bis zum Jahre 2020 einbringen und auf diesem Niveau bis zum Jahre 2025 verbleiben. Trump hat bereits früh die Beiträge der USA in den entsprechenden Fonds gestrichen, welcher den Entwicklungsländern helfen sollte, den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Außerdem hat Trump die Führung der USA in diesem Bereich geopfert.
Im November 2014 sind Präsident Obama und der chinesische Präsident Xi zusammen in Peking aufgestanden und haben gesagt, dass sie die beiden größten Ökonomien und die beiden größten Emittenten seien. Sie erkennen, dass der Klimawandel eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist. Ihre beiden Länder sind dabei, zusammen die Führung zu übernehmen, um diesem Problem zu begegnen. Diese Zusammenarbeit hat das Paris-Abkommen erst möglich gemacht.
Widerlegung: Das Pariser Klima-Abkommen wurde von dem Klimawissenschaftler/-aktivisten James Hansen bloßgestellt und zurückgewiesen als „ein echter Betrug, ein Fake“. Er fügte hinzu:
„Es ist einfach Bullshit, wenn sie sagen, dass sie ein 2°C-Erwärmungsziel haben und dann versuchen, alle fünf Jahre noch etwas besser zu werden. Das sind einfach nur wertlose Worte. Es gibt keine Maßnahmen, sondern lediglich Versprechungen. Solange fossile Treibstoffe die billigsten Treibstoffe sind, wird man sie weiterhin verbrennen“.
Wie die Trump-Regierung zu Recht bzgl. des Rückzugs aus dem Paris-Abkommen erklärte, ging es in demselben viel mehr um eine Umverteilung des globalen Vermögens als um eine begrüßenswerte Umkehr des vermeintlichen menschlichen Einflusses auf das globale Klima. Betrachtet man die von den Unterzeichnern gesetzten Ziele des Paris-Abkommens, sind die Ergebnisse bis heute trostlos.
Hinsichtlich der moralischen Hintergründe sagte Ted Nordhaus vom Breakthrough Institute in Foreign Affairs: „Wir müssen aufhören zu versuchen, die zunehmend sinkenden Kohlenstoff-Emissions-Ziele (in internationalen Klima-Abkommen) auszugleichen auf dem Rücken der globalen Armen“. Und weiter:
„Es gibt keine moralische Rechtfertigung, diesen Bevölkerungen die Vorteile einer von fossilen Treibstoffen getragenen Entwicklung vorzuenthalten. Niedrigere Emissions-Niveaus in Verbindung mit eingeschränkter Entwicklungshilfe wird noch viele Jahrzehnte lang keinerlei bedeutsame Verbesserung bzgl. Klima-Extreme mit sich bringen. Dagegen machen die mit der Entwicklungshilfe einher gehenden Vorteile diese Bevölkerungen schon jetzt substantiell widerstandsfähiger gegen Klima-Extreme“.
China als Energie-Führer
John Holdren: Jetzt hat China allein die globale Führung bzgl. Klimawandel übernommen. Man muss sich fragen, ob das wirklich eine gute Idee war. China positioniert sich selbst als globaler Führer in allen möglichen Bereichen … Indem wir bei uns Forschung und Entwicklung zurückfahren, opfern wir unsere Führerschaft bzgl. Innovationen sauberer Energie. Damit werden wir ultimativ unsere Wirtschaft schädigen, weil sich während der nächsten 20 bis 25 Jahre weltweit ein Markt bzgl. sauberer Energie im Wert von 25 oder 30 Billionen Dollar entwickeln wird. Und wer bekommt die Früchte jenes Marktes?
Widerlegung: In meinem Beitrag mit dem Titel [übersetzt] „Nein, China wird Amerikas Energie-Renaissance nicht ausstechen“ habe ich erklärt:
„Man stelle sich eine auf zentraler Planwirtschaft beruhende Ökonomie vor, in der es keinen freien Gedankenaustausch und keine freien Entscheidungen der Verbraucher gibt … Die Schwäche von Planwirtschaft beginnt schon mit dem knowledge problem und endet mit Verboten des Verhaltens der Öffentlichkeit, wenn diese den ,idealen‘ Plan beeinträchtigen. Folglich muss nicht nur das Scheitern eines freien Marktes gegenüber dezentralisierten Entscheidungen bewiesen werden, sondern es muss auch die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns der Regierung angesprochen werden bei jedweder Lösung eines vermeintlichen Problems“.
China als der „globale Anführer bzgl. Klimawandel“? Man betrachte den Kohle-Boom des Landes. „Der Neubau hunderter neuer Kohlekraftwerke in China ist wieder aufgenommen worden. Das geht aus einer Analyse von Satellitenbildern hervor“, berichtet Matt McGrath von BBC News (September 2018). Und weiter:
„Die von den grünen Campaignern von CoalSwarm durchgeführten Forschungen zeigen, dass sich 259 Gigawatt zusätzlicher Kapazität in China in der Entwicklung befinden. Den Autoren zufolge ist dies die gleiche Kapazität zur Stromerzeugung wie die gesamte Kohlenflotte in den USA. Der Studie zufolge sind Versuche der Regierung, viele Planungen aufzuheben, gescheitert“.
CoalSwarm schreibt dazu am 20. September 2018:
„Diese Zunahme repräsentiert ein Wachstum der Kohlenflotte in China um 25%. Die neue Kapazität ist das Ergebnis einer Flut von Genehmigungen im Zeitraum Ende 2014 bis Anfang 2016 nach einer angeordneten Dezentralisierung von Zentral- auf Provinzbehörden. Im Gegensatz zu früheren Berichten und Analysen haben viele Restriktionen neue Projekte lediglich verzögert, sie aber nicht zum Stillstand gebracht“.
China mag noch so viel schwadronieren über die Geldverschwendung für (fake-) grüne Energie, aber man kann erwarten, dass die CO2-Emissionen des Landes während der kommenden Jahre und sogar Jahrzehnte immer weiter steigen werden (was übrigens auch für Indien gilt).
Alles in allem ist King Coal lebendig und erfreut sich globalem Wohlergehen. Eine Studie des IER kam zu dem Ergebnis:
„Global wird derzeit mit Kohle immer noch mehr Strom erzeugt als mit jeder anderen Quelle. Im Jahre 2017 wurden mit Kohle 38% des Stromes in der Welt erzeugt – 64% mehr als mit Erdgas, welches weltweit an zweiter Stelle rangiert. Der Anteil der Kohle war im Jahre 2017 nicht geringer als deren Anteil zwei Jahrzehnte zuvor“.
Link: https://www.masterresource.org/holdren-john/holdren-trumps-armageddon-1/
Übersetzt von Chris Frey EIKE