Meldungen aus dem jüngsten Rundbrief der GWPF
Bloomberg
Europa steht vor einer Verknappung der Kapazität der Energieerzeugung, und ohne den zusätzlichen Verbrauch von Erdgas steigt die Gefahr großer Stromausfälle erheblich. Dies sagte einer der größten Erzeuger dieses Treibstoffes.
„Eine ernsthafte Verknappung“ der Erzeugungskapazität ist in UK, Deutschland und Belgien zu erwarten. Dies sagte Tor Martin Anfinnsen, Vizepräsident der Abteilung Markt und Handel bei Statoil ASA. Die genannten Länder schließen nach und nach ihre Kohlekraftwerke, und Belgien und Deutschland wenden sich auch von Kernkraft ab.
„Falls man eine gefährliche Straßenkurve vor sich hat und jeder weiß, dass die Kurve gefährlich ist, dann nimmt man so lange keine Rücksicht, bis es zu einem Unfall kommt. Werden wir das jetzt auch erleben, wenn es um die Energieerzeugung in Europa geht? Wird es erst zu großen Stromausfällen kommen müssen, bevor sich eine Änderung der Politik abzeichnet? Das muss man abwarten, aber in einigen Marktbereichen stehen wir bereits gefährlich dicht davor“.
Verringerte Kapazitätsreserven bedeuten, dass für die Stromerzeugung größere Mengen Erdgas verbraucht werden müssen, unterstützt durch höhere Kohlenstoff-Preise, was die Verbrennung schmutzigerer Treibstoffe reduziert. „Ein anderer Weg als die Steigerung der Stromerzeugung mittels Erdgas bis zum Jahr 2030 ist kaum zu erkennen“.
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Zum ersten Mal sind die Niederlande im vorigen Jahr zu einem Gas-Importeur geworden, was den unerbittlichen Rückgang der Ausbeute aus den europäischen Gasfeldern der Nordsee reflektiert – ein Thema, das den EU-Politikern gerade erst zu dämmern anfängt. Obwohl der Rückgang der holländischen Gaserzeugung lange erwartet worden war, kam die Plötzlichkeit des Rückgangs für Industriebeobachter überraschend.
„Wir haben bis vor Kurzem nicht bemerkt, dass die Erzeugung im Bereich Gas der Niederlande so rasch abnehmen wird“, sagte Jonathan Stern, Leiter des Natural Gas Research Programme am Oxford Institute for Energy Studies in UK. „Es ist lediglich noch eine Frage des Tempos, dass der Rückgang weitergeht“.
Wie Europa die fehlende Erzeugung in den Niederlanden ausgleichen will, wird vermutlich die Grundlagen des EU-Gasmarktes während des kommenden Jahrzehnts neu festlegen. Tatsächlich sind die Auswirkungen schon jetzt zu spüren in einem Markt, in welchem der Verbrauch steigt infolge eines allmählichen Übergangs von Kohle zu Gas im Zuge des Zwanges, Energie zu dekarbonisieren.
Steigende Nachfrage
Der Erdgasverbrauch in Europa erreichte im vorigen Jahr das höchste Niveau seit 2010, wie aus offiziellen, im April veröffentlichten Zahlen der EU hervorgeht. Und die große Mehrheit davon ist importiert worden, was atemberaubende 360 Milliarden Kubikmeter der in Europa insgesamt verbrauchten 491 Kubikmeter ausmacht. Das ist eine Steigerung um 10% verglichen mit dem Jahr 2016.
Dies resultierte in einer Rechnung über 75 Milliarden Euro für Importe, jedenfalls nach Zahlen der Europäischen Kommission im Quartalsbericht zum europäischen Gasmarkt.
„Jüngst ist das importierte Gasvolumen erneut gestiegen, getrieben von Faktoren wie wirtschaftlichem Wachstum und dem Ersatz von Kohle durch Gas bei der Stromerzeugung“, sagte Dennis Hesseling, Leiter des Departments Gas an der Agency for the Cooperation of Energy Regulators in Europe (ACER). „Abgesehen davon ist die jahreszeitliche Nachfrage nach Gas zum Heizen höchst temperaturabhängig“ und verwies auf den kalten Winter 2017/18.
Für die Niederlande gilt, dass die Kombination dieser Faktoren spektakulär war. Zum ersten Mal wurde das Land im vorigen Jahr zu einem Importeur von Gas auf jährlicher Basis, was den stetigen Rückgang der Versorgung aus den Gasfeldern der Nordsee reflektiert. Am 29. März hat die Regierung der Niederlande angekündigt, dass die Produktion im Gasfeld Groningen bis zum Jahr auf 12 Milliarden Kubikmeter und bis zum Jahre 2030 auf Null zurückgehen wird.
„Der allgemeine Trend läuft darauf hinaus, dass die Produktion in der EU abnimmt und der Bedarf an Gasimporten zunimmt. Und diesen Trend haben wir schon seit Jahren vorausgesehen“, sagte Jannik Lindbaek, Leiter des EU-Büros des norwegischen Energieunternehmens Statoil.
Füllt die Lücke aus: Flüssiggas (LNG) und Russland
Mit dem unerbittlichen Rückgang der heimischen Produktion scheint außer Russland kein anderes Land in der Lage zu sein, seine Produktion signifikant zu steigern – zumindest kurzfristig.
Aus verschiedenen Gründen wird projiziert, dass die Importe aus Algerien und Libyen allmählich abnehmen. Und auch die Importe aus Norwegen dürften kaum steigen: „Wir haben die Kapazität, den europäischen Gasmarkt aus dem norwegischen Kontinentalschelf mit dem gegenwärtigen Niveau noch bis zum Jahr 2030 zu beliefern“, sagte Lindbaek.
Dies konfrontiert die Politiker in Brüssel mit einer unbequemen Realität: Trotz ihrer intensivsten Bemühungen, die Gasmärkte zu liberalisieren und die Versorgung zu diversifizieren wird Russland wahrscheinlich noch viele Jahre lang der dominante Versorger Europas bleiben.
„Der grundlegende Umstand, den niemand außerhalb der Gasindustrie wahrnimmt oder wahrnehmen will, ist der Kollaps der niederländischen Produktion aus dem Groningen-Gasfeld“ sagte Stern. „Das ist für mich absolut unglaublich: wenn Politiker und Kommentatoren in den Medien über die Sicherheit der Gasversorgung sprechen, sprechen sie nur über Russland und sonst nichts weiter. Wenn aber die Mitarbeiter der Gasindustrie über die Versorgungssicherheit sprechen, sprechen sie über den Rückgang der Produktion in den Niederlanden, UK und in weiterer Zukunft auch Norwegen“.
Russlands Position kann sich nur noch weiter verfestigen, wenn die Nord Stream 2-Pipeline gebaut wird, was die Kapazität von Gazprom von Gasexporten nach Europa direkt nach Deutschland über die Ostsee verdoppelt.
Für EU-Politiker, die sich nach Kräften bemühen, sich andere Quellen als Russland zu erschließen, wird dies als ein Schlag ins Gesicht empfunden. Aber „das Problem ist, dass es kein anderes Gas gibt!“, sagte Stern. „Zumindest nicht kurzfristig. Und das können die Menschen nicht akzeptieren“.
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Der Verbrauch Erneuerbarer Energie in Europa hat den Anstieg des CO2-Niveaus nicht bremsen können
Jason Hopkins
Die Ausbreitung erneuerbarer Energie in der Europäischen Union im Jahre 2017 hat in der Mehrzahl der Mitgliedsländer nicht verhindert, dass deren Kohlenstoff-Fußabdruck immer größer wird.
In der EU hat der Anteil der Windenergie um 25%, der Anteil der Solarenergie um 6% zugenommen. Allerdings sind die Kohlenstoff-Emissionen im Jahre 2017 um 1,8% gestiegen, wie aus einem neuen Report von Greentech Media hervorgeht. Malta verzeichnete die stärkste Zunahme mit 12,8%. Estland und Bulgarien folgen mit einer Steigerung von jeweils 11,3% bzw. 8,3%.
Insgesamt hat sich der Kohlenstoff-Fußabdruck in 20 EU-Mitgliedsstaaten vergrößert, in 7 ist er kleiner geworden.
Die Zahlen zeigen, dass trotz massiver Investitionen in den Bereich erneuerbare Energie die Reduktion der Emissionen eine schwierige Sache ist, wenn Arbeitsplätze und Bevölkerung wachsen. Wind und Solar waren bislang nicht in der Lage, Schritt zu halten mit der steigenden Anzahl von Stromverbrauchern. Die Ausdehnung des Marktes macht es noch schwieriger für die EU-Führer, welche den Kohlenstoff-Ausstoß bis zum Jahre 2030 um 40% unter das Niveau des Jahres 1990 drücken wollen.
„Dieser besorgliche [?!] Anstieg der Emissionen zeigt, dass die schmutzigsten Energiequellen trotz des Wachstums der Erneuerbaren nicht schnell genug eliminiert werden können“, sagte Molly Walsh, eine Campaignerin für Erneuerbare bei Friends of the Earth Europe. Die Zahlen zeigen, dass das Emissions-Handelssystem der EU-Emissionen – das größte Zertifikate-Handelssystem weltweit – nicht zufrieden stellend arbeitet, meint Walsh.
Die Zunahme der Emissionen ist auch deswegen überraschend, wenn man die Gelder berücksichtigt, welche die Führer Europas während der letzten Jahre ausgegeben haben, um den Sektor erneuerbare Energie zu stärken und den Klimawandel zu bekämpfen.
Deutschland hat ein Vermögen aufgebracht, um international führend hinsichtlich Windenergie zu werden, aber das hat nicht dazu geführt, dass das Land seine Rolle als größter Verschmutzer Europas losgeworden ist. Deutschland hat seit dem Jahr 2000 geschätzt 189 Milliarden Euro verbrannt an Subventionen für erneuerbare Energie. Seit dem Jahr 2009 sind die Emissionen auf dem Niveau jenes Jahres stabil geblieben – trotz der finanziellen Purzelbäume.
Auch Frankreich verfolgt hehre Ziele bzgl. erneuerbarer Energie. Allerdings stiegen die Kohlenstoff-Emissionen des Landes im Jahre 2017 um 3,2%. Italien verzeichnete die gleiche Steigerung. Spanien erfreut sich an robusten Wind-, Solar- und Wasserkraft-Reserven, aber dennoch stiegen die Emissionen dieses Landes um 7,4%.
Die Lage in Europa wird sich wahrscheinlich weiter verschlimmern angesichts eines weiteren Zuwachses der Bevölkerung und dem Beginn der Stilllegung von Kernkraftwerken.
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Alles übersetzt von Chris Frey EIKE
Bemerkung zur letzten Meldung: Sie ist im Grunde ein Witz, aber leider zu ernst, um lachen zu können. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, ein paar einfache Wahrheiten in Gestalt von vier Kausalketten zu diesem Thema zusammenzustellen. Wer Interesse hat, kann ja die entsprechende Power-Point-Darstellung hier auf meiner Website durchlaufen lassen. – Chris Frey, Übersetzer