Diese Graphik fand ich nun höchst eigenartig, und zwar aus folgendem Grund: Der Treibhauseffekt ist der Grund, dass die Oberfläche des Planeten wärmer ist als man aus der einfachen Berechnung auf der Grundlage der Menge Sonnenstrahlung, welche die Erde trifft, erwarten würde. Grund hierfür ist die Absorption der ausgehenden langwelligen Strahlung, und wenn sie strahlen, geht etwa die Hälfte der Strahlung in den Weltraum, die andere Hälfte zurück zur Erde. Als Folge davon ist die Erde wärmer als sie es anderenfalls wäre.
Falls der „Treibhauseffekt“ – eine schlechte Etikettierung – zu 100% perfekt wäre für jedes zusätzliche, in das System einfallende W/m² Sonnenlicht, würde die Oberfläche zwei W/m² abstrahlen – ein W/m² des Sonnenlichtes und ein W/m² der Einstrahlung aus der Atmosphäre. Auf der Grundlage des Verhältnisses der einfallenden Strahlung und der Strahlung von der Oberfläche können wir sagen, dass der Gesamt-Multiplikations-Faktor des perfekten Treibhauses 1,0 wäre (hier habe ich mehr dazu geschrieben).
Natürlich ist der Multiplikations-Faktor in der realen Welt geringer. Wir kennen den langzeitlichen mittleren Multiplikations-Faktor des Planeten. Wir können ihn berechnen, indem wir die mittlere ausgehende langwellige Strahlung von der Oberfläche durch die mittlere verfügbare Solarenergie dividieren. Die mittlere ausgehende langwelligen Strahlung macht 398 W/m² aus und die mittlere verfügbare Sonnenenergie 240 W/m². Daraus ergibt sich ein Treibhaus-Multiplikations-Faktor von 398/240 = 1,66.
Und da haben wir die Merkwürdigkeit: der mittlere Multiplikations-Faktor in Abbildung 8 beträgt 0,72, also deutlich weniger als 1,0. Weil dieser Multiplikator kleiner als eins ist, würde dies implizieren, dass es auf der Erde viel kälter ist als es in Wirklichkeit der Fall ist…
Wie können wir diesen offensichtlichen Widerspruch erklären? Für mich ist es ein Beweis für etwas, das ich schon viele Jahre lang gesagt habe, nämlich: Die Sensitivität der Temperatur an der Erdoberfläche auf die Menge der einfallenden Strahlung ist keine Konstante, wie es von Mainstream-Klimawissenschaftlern vertreten wird. Stattdessen ist es eine Funktion der Temperatur. Bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt nimmt die ausgehende Strahlung um etwa drei Viertel eines W/m² zu für jedes zusätzlich einfallende W/m² der Sonnenstrahlung.
Aber wenn es ziemlich kalt ist, wie es in der Antarktis der Fall ist, reagiert die Oberflächen-Temperatur viel stärker auf Änderungen der einfallenden Strahlung. Die Situation in der Antarktis ist Folgende:
Abbildung 9: Wie in Abbildung 8, aber für die Verhältnisse in der Antarktis
Man beachte, dass diese Sensitivität nicht eine Folge des Abschmelzens von Festlands-Eis in der Antarktis und sich die damit ändernde Albedo ist. Fast die gesamte Antarktis ist das ganze Jahr über gefroren.
Wir können aber noch auf eine andere Art und Weise auf diese Situation schauen. Die Abbildungen 5 bis 9 zeigen die langfristigen Verhältnisse, im Grunde eine Steady-State-Situation, belegt durch die 68.400 Gitterzellen von 1° mal 1°, welche die Oberfläche des Planeten ausmachen. Anstatt dieses langfristige Mittel zu betrachten, können wir aber auch betrachten, wie sich die Dinge mit der Zeit ändern. Abbildung 10 zeigt die zeitliche Änderung der Temperaturanomalie über den Zeitraum der CERES-Satelliten-Beobachtungen im Vergleich zur Anomalie der mittleren Sonnenenergie an der TOA:
Abbildung 10: Monatliche langwellige Strahlung von der Oberfläche und mittlere Sonneneinstrahlung an der TOA.
Man erkennt, dass es abgesehen von Sprüngen der Oberflächenstrahlung während der warmen El Nino-Jahre von 2009/10 und 2016/17 eine enge Relation gibt mit dem verfügbaren Sonnenschein. Eine Kreuz-Korrelations-Analyse (hier nicht abgebildet) verifiziert, dass es keine zeitliche Verzögerung gibt zwischen Änderungen des solaren Eingangssignals und der Reaktion der Oberfläche.
Wir können auch die Natur der kurzfristigen Relation zwischen diesen beiden Variablen bestimmen mittels eines Scatterplots wie hier in Abbildung 11:
Abbildung 11: Scatterplot, monatliche Mittelwerte der an der TOA verfügbaren Sonnenstrahlung und der ausgehenden langwelligen Strahlung von der Oberfläche.
Wie zu erwarten war, ist der Trend in den monatlichen Änderungen der kurzfristigen Daten kleiner als das längerfristige Gitterzellen-Mittel in Abbildung 8 (0,58 vs. 0,72 W/m² Oberflächen-Änderung pro W/m²-Änderung der solaren Einstrahlung).
Schlussfolgerungen:
● Alles in allem besteht die Reaktion der nicht gefrorenen Oberfläche auf zunehmende solare Einstrahlung in einer mittleren Zunahme der ausgehenden langwelligen Strahlung von etwa 0,7W/m² für jede Zunahme der verfügbaren Solarenergie um 1 W/m².
● Unterhalb des Gefrierpunktes nimmt diese Reaktion mit abnehmender Temperatur zu, bis die Reaktion bei den typischen Antarktis-Temperaturen zwischen -20°C und -60°C etwa 5 W/m² für jede Zunahme der Solarenergie um 1 W/m² beträgt.
● Mittels der Stefan-Boltzmann-Gleichung ergibt sich eine Änderung der Temperatur an der Oberfläche bei einer Änderung der langwelligen Ausstrahlung um 1 W/m² von etwa 0,2°C pro W/m² bei 0°C bis 0,16°C pro W/m² bei etwa 30°C.
● Bei einer gegebenen Änderung der einfallenden Solarstrahlung von 0,7 W/m² würde dies zu einer Temperaturänderung im nicht gefrorenen Teil des Planeten von 0,11°C pro zusätzlichem W/m² bei 30°C und einer Erwärmung von 0,4°C bis 0,6°C pro zusätzlichem W/m² bei 0°C führen.
● Die geschätzte Rückstrahlung bei einer Verdoppelung des CO2-Gehaltes beträgt 3,7 W/m². Dies würde zu einer Erwärmung von 0,4°C bis 0,6°C führen, falls die Sonneneinstrahlung um 3,7 W/m² zunehmen würde, abhängig von der Temperatur an der Oberfläche.
● Und schließlich als Randbemerkung: die mittlere Änderung der von der TOA nach unten gehenden totalen Sonneneinstrahlung TSI infolge einer Änderung der Sonnenflecken-Aktivität ist von einer Größenordnung von 0,26 W/m² von Spitze zu Spitze. Allerdings stehen nur etwa 240/340 = 70% davon zur Verfügung, der Rest wird zurück ins Weltall reflektiert. Setzt man die Relation von 0,72 W/m² Änderung an der Oberfläche pro jedem zusätzlichen W/m² der an der TOA verfügbaren Sonnenenergie an sowie eine maximale Temperaturänderung pro Watt von 0,16°C pro W/m², würde dies eine maximale Auswirkung von 0,26 X 240/340 X 0,72 X 0,16 = 0,02°C aus jener Änderung der TOA-Strahlung ausmachen…
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DATA: This is all done with the CERES satellite TOA and Surface datasets, which are available here under the heading:
Energy Balanced and Filled (EBAF)
Climate Data Record (CDR) of monthly TOA fluxes and consistent computed surface fluxes and clouds suitable for analysis of variability at the intra-seasonal, inter-annual, and longer time scales.
Link: https://wattsupwiththat.com/2018/05/05/symmetry-and-balance/
Übersetzt von Chris Frey EIKE