Der Vogel-Killer-Strom

Klar ist: Wenn je­mand ge­gen un­se­ren Tier­schutz ver­stößt, muss das be­straft wer­den.“ Gesagt hat das die neue Ministerin im Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Hört, hört, denn in der strafrechtlichen Praxis ist das leider überhaupt nicht klar. Auf deutschem Boden und in deutschen Küstengewässern zerschlagen rund 30 000 Windstromanlagen*) unbestritten seit Jahren und in den nächsten Jahrzehnten hunderttausende Vögel und Fledermäuse, jährlich derzeit rund 100 000 bis 150 000. Es sind Morde aus niedrigen Motiven. Die Betreiber der Anlagen handeln aus Gewinnsucht. Aber ist je ein Betreiber für diese Morde vor Gericht gestellt und bestraft worden? Hat man je einen Bericht darüber gelesen? Frau Klöckner handeln Sie.
Tierschutzverstöße: Häufung von Einzelfällen oder Systemversagen?
Der eingangs zitierte Satz von Julia Klöckner stammt aus einem Interview mit der FAZ vom 26. März, dort auf Seite 4. Er fiel im Zusammenhang mit Tierschutzverstößen in der viehhaltenden Landwirtschaft, also nicht im Zusammenhang mit Windstromanlagen, an denen viele Landwirte durch Pachteinnahmen allerdings ebenfalls viel verdienen. Tierschutz in diesem Zusammenhang ist auch für die FAZ  kein Thema, denn: Windkraft für den „Klimaschutz“ ist doch etwas Gutes, Vogelmord daher hinzunehmen. Klimaschutz ja, Vogelschutz nein. Die Interviewer-Frage lautete: „Ver­stö­ße ge­gen Tier­schutz ge­hö­ren, glaubt man dem me­dia­len Grund­rau­schen, zum All­tag. Ist das ei­ne Häu­fung von Ein­zel­fäl­len oder Sys­tem­ver­sa­gen?“
Julia Klöckner (CDU): Tie­re sind Mit­ge­schöp­fe, kei­ne Weg­werf­wa­re
Klöckners Antwort: „Es ist falsch, Land­wir­te pau­schal un­ter Ge­ne­ral­ver­dacht zu stel­len. Klar ist: Wenn je­mand ge­gen un­se­ren Tier­schutz ver­stößt, muss das be­straft wer­den.“ Die beiden Interviewer haken nach: „Aber es geht da­bei doch auch um Preis­druck, um gleich­gül­ti­ge Ver­brau­cher, um Tier­zucht­kon­zer­ne, und den Land­wirt, der am En­de ei­ner kom­pli­zier­ten Ket­te al­lein da­steht.“ Klöckners Antwort: „Wir ha­ben in Eu­ro­pa und vor al­lem na­tio­nal ho­he Tier­schutz­stan­dards. Es geht in den meis­ten Fäl­len nicht um ein Ge­set­zes­de­fi­zit, son­dern um ein Voll­zugs­de­fi­zit, al­so um ef­fek­ti­ve Kon­trol­len durch die zu­stän­di­gen Be­hör­den. Tie­re sind Mit­ge­schöp­fe, kei­ne Ma­schi­nen oder Weg­werf­wa­re.“
Aber Vögel und Fledermäuse sind es
Also, wir haben hohe Tierschutzstandards. Schön zu wissen. Aber Vögel und Fledermäuse haben nichts davon, für sie sind sie offenkundig außer Kraft gesetzt. Sie also sind Wegwerfware. Ein Gesetzesdefizit, Frau Klöckner, oder ein Vollzugsdefizit? Möglicherweise hat die nunmehr Ministerin in ihrer verinnerlichten politischen Korrektheit noch nie oder noch nie so genau mitbekommen, was mit diesen Tieren der Lüfte geschieht, wenn sie in die Nähe der 30 000 Windkraftanlagen in Deutschland geraten. Der Naturschützer Dr. Friedrich Bruer hat das einmal so beschrieben:
Wie das fliegende Getier in die Rotorblätter hineingesaugt wird
„Kommt ein Vogel oder eine Fledermaus auch nur in die Nähe des Rotorblattes, saugt sie der Unterdruck unweigerlich gegen das Rotorblatt und es ist um sie geschehen. Dieser Unterdruck baut sich immer dann auf, wenn der Wind langsamer wird und sich das Rotorblatt wegen seines hohen Trägheitsmomentes nur verzögert verlangsamen kann. Da der Wind ständig wechselt, wechseln auch der Unterdruck und der resultierende Sog ständig. Verstärkt werden die Druckschwankungen und der Sog durch den Turmschatten-Effekt, weil immer dann, wenn ein Rotorblatt hinter dem Turm vorbei saust, es durch den Windschatten muss, den der Turm erzeugt. Obwohl sich die Druckwellen mit Schallgeschwindigkeit ausbreiten und sich dabei mit dem Quadrat der Entfernung abschwächen, hört man ihr Wummern noch kilometerweit. Daran erkennt man die enorme Wucht der Druckschwankungen und ihre Gefährlichkeit für Vögel und Fledermäuse. Die Hersteller wissen das natürlich, weil die Druckschwankungen, die sich ja pausenlos wiederholen, sogar die Rotorblätter zerstören können. Deshalb führen sie millionenteure Prüfungen durch, um zu testen, ob die Rotorblätter die Druckschwankungen aushalten. Vögel und Fledermäuse kommen in den Tests aber nicht vor.“
Warum schweigen die Naturschutzverbände?
Die Überschrift zu Bruers Beitrag lautet „Das Fukushima des Naturschutzes – Windräder töten Vögel und Fledermäuse und warum die Naturschutzverbände dazu schweigen“. Der ganze Beitrag hier. Veröffentlicht hat ihn das Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE) am 10. Oktober 2011, dazu zahlreiche Leserkommentare – auch mit kritischer Meinung dazu. Sein Mitglied im wissenschaftlichen Fachbeirat, der Physiker Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, schreibt dazu: „Langsam sich drehende Windräder suggerieren eine heile Energiewelt. Welcher Laie weiß schon, wie weit die Wirklichkeit davon entfernt ist? Und warum schweigen die Naturschutzverbände zur grausamen Realität, wie mit Lebewesen umgegangen wird, zu deren Schutz wir ethisch und insbesondere auch als Christen verpflichtet sind?
Alle früheren grünen Überzeugungen über Bord geworfen
Lüdecke weiter: „Die Grünen haben sich in der Vergangenheit bei vielen Gutmenschen berechtigterweise einen Platz im Herzen erobert, weil sie konsequent für den Tier- und Landschaftsschutz eintraten. Mit diesem Eintreten für eine richtige Sache hat es nun ersichtlich ein Ende, und das hässliche Antlitz von gesellschaftsverändernden Ideologen kommt zum Vorschein. Alle früheren grünen Überzeugungen werden über Bord geworfen. Windräder werden als Hebel eingesetzt, um eine Industrienation ‚umzugestalten’ – zum Nachteil unserer Volkswirtschaft und des Wohlstands unserer künftigen Generationen! Dass dabei zudem noch Landschaft und Natur in großem Ausmaß geschädigt werden, schert die Grünen nicht.“
Die deutschen Intellektuellen: Wieder einmal versagen sie
Lüdecke nochmals: „Angesichts der so gut wie kompletten, freiwilligen Gleichschaltung der Medien und aller politischen Parteien sprechen viele Stimmen bereits von einem neuen Faschismus, diesmal einem grünen. Wir wollen uns aus Platzgründen hierzu nicht äußern. Es sei nur angemerkt, dass insbesondere wieder einmal die deutschen Intellektuellen versagen, wie bereits in unserer unseligen Vergangenheit geschehen, als es noch Zeit gewesen wäre. Man duckt sich weg, man hört weg und man sieht weg, obwohl in privaten Gesprächen die meisten Zeitgenossen mit entsprechender Bildung sehr gut erkennen, was gespielt wird. Schließlich möchte man Karriere und Ruf nicht gefährden – hatten wir doch alles schon einmal!“
Die Bundesregierung nimmt in Kauf, was geschieht
Ich selbst habe über das Thema 2017 schon einmal geschrieben. Der Titel: Für die Energiewende gehen sie auch über Leichen . Sie finden den Beitrag hier.  In einer Meldung der FAZ vom 19. Dezember 2016 (Seite 21 im Wirtschaftsteil) war zu lesen  „Die Bundesregierung nimmt für die Ziele der Energiewende und des Klimaschutzes Beeinträchtigungen beim Natur- und Artenschutz in Kauf.“ Zählt Vögel totschlagen nur als eine Beeinträchtigung?
Bienen sind „systemrelevant“, Vögel und Fledermäuse offenkundig nicht
Abschließend noch einmal zurück zum FAZ-Interview mit Julia Klöckner. Dort wird sie auch dies gefragt: „Im Ko­ali­ti­ons­ver­trag kommt selbst die Bie­ne vor. Ist das nicht et­was über­trie­ben?“ Die Ministerin Klöckner antwortet: „Bie­nen sind sys­tem­re­le­vant. Der wirt­schaft­li­che Nut­zen ih­rer Be­stäu­bungs­leis­tung ent­spricht rund zwei Mil­li­ar­den Eu­ro – pro Jahr al­lein bei uns in Deutsch­land.“  Die Interviewer fragen weiter: „Dann wol­len Sie ein Ver­bot bie­nen­schäd­li­cher Pflan­zen­schutz­mit­tel wie der Neo­ni­co­ti­no­ide?“ Antwort Klöckner: „Wir brau­chen ge­si­cher­te wis­sen­schaft­li­che Grund­la­gen, um zu wis­sen, was der Bie­ne scha­det. Be­reits jetzt ha­ben wir in Deutsch­land ei­ni­ge Stof­fe des­halb ver­bo­ten, weil nach­ge­wie­sen ist, dass Bie­nen ih­re Ori­en­tie­rung ver­lie­ren, wenn sie mit ih­nen in Be­rüh­rung kom­men. Für mich ist klar: Was der Bie­ne scha­det, muss vom Markt.
Die sich aufdrängende Folgerung zum Vogeltod durch Windstromanlagen: Vögel und Fledermäuse sind offenkundig nicht systemrelevant, dürfen also weiter dezimiert werden. Sollte Frau Klöckner auch dafür Bestrafung durchsetzen wollen, hat sie noch viel zu tun. Doch würde sie damit schon in Merkels Kabinett scheitern.
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*)  In Deutschland standen Ende 2017 insgesamt 28 675 Onshore-Windstromanlagen (Quelle hier) und vor den deutschen Küsten insgesamt 1196 Offshore-Windstromanlagen in zwanzig Seegebieten (Quelle hier).
Der Beitrag erschien zuerst auf K.-P- Krauses Blog hier



Deutsche Klima­folgenfor­schung ist klima­neutral dank einem „Energie­wende-gebautem“ Gebäude

Klimawandelforscher denken an alles

Im Blog von Herrn Professor Rahmstorf ([1] Blog: Climalounge), seines Zeichens Klimafolgenforscher beim PIK, stellte ein durch Klimakompetenz, ergänzt mit Wissen über Energietechnik und IT überaus Klimawandelprobleme-kundiger und deshalb besorgter Leser die wichtige Frage, ob die in immer größerem Umfang betriebenen Klimasimulationen des PIK – welche enorme Energiemengen für die notwendigen Rechner verbrauchen -, eventuell nicht klimaneutral – sprich: böses CO2 emittierend, betrieben würden:
Frage eines Bloglesers an Herrn Rahmstorf: [1] … Sie haben geschrieben, dass für diese Modellrechnung 11.000 Prozessoren ein halbes Jahr lang rechnen mussten. Daraus resultiert ja zwangsläufig ein hoher Energieverbrauch für die Rechenzentren, die diese Leistungen vollbringen. Nun besteht kein Zweifel, dass diese Energie gut verwendet wurde, trotzdem verursachen diese Rechenzentren natürlich auch CO2-Emissionen. Daher meine Frage: Gibt es in der Wissenschaft, oder speziell in der Klimaforschung, wo es besonders nahe liegt, Vorkehrungen, dass diese Energie nachhaltig und klimafreundlich erzeugt wird?
Es hätte den Autor fürchterlich gewundert, wenn ein Institut mit ca. 340 Mitarbeiter*innen (WIKIPEDIA), welche täglich und konsequent den sicheren Weg in den Klimauntergang variantenreich simulieren, nicht daran gedacht hätte, wenigstens selbst nichts zu diesem, auf ihren Monitoren täglich erscheinenden Untergang beizutragen. Und so ist es selbstverständlich auch.
Antwort von Herrn Rahmstorf:

Da ist dem um das Klima wirklich besorgtem Blogleser ein großer Stein vom Herzen gefallen. Sein wichtiges Problem zum Klimawandel ist positiv beschieden:
Antwort des Bloglesers: Super! Das freut mich!
Selbstverständlich leben so wichtige Klimaforscher wie Herr Rahmstorf auch privat klimaneutral, eher sogar Klima-positiv. Auch das wurde schon einmal in Herrn Rahmstorfs Blog geklärt:
Herr Rahmstorf auf eine Anfrage: [2] „Lieber Herr Frei, ich trinke sowohl Wasser als auch Wein gerne. Meine Familie gibt aber keinen Cent für fossile Energie aus. Wir haben kein Auto oder sonstige Verbrennungsmotoren, heizen und kochen mit 100% Biogas (ergänzt durch Sonne und Holz), und speisen übers Jahr ziemlich genau doppelt so viel Solarstrom ins Netz von unserem Dach wie wir zurückkaufen.
Wenn man schon darauf hingewiesen wird, sollte man natürlich nachsehen, wie ein Forschungszentrum klimaneutral gebaut wird. Und man muss sagen, da wurde wirklich nicht gekleckert:
PIK Pressemitteilung: Forschungsneubau Energieoptimierter Neubau für das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
In unmittelbarer Nähe zum Einsteinturm und dem Großen Refraktor entsteht bis zum Sommer 2015 ein neues Bürogebäude für 191 Mitarbeiter. Das Untergeschoss wird den neuen Großrechner aufnehmen. Es ist die Absicht des PIK, mit dem neuen Gebäude eine Signalwirkung für energieeffizientes Bauen zu erzielen.
Zu diesem Zweck arbeitet das PIK mit der TU Dresden zusammen, um gemeinsam in einem vom BMWi geförderten
Verbundprojekt zunächst die ganzheitliche energetische Bewertung und Optimierung des Forschungsneubaus zu erreichen und darüber hinaus eine Energieverbundlösung für die Nutzergemeinschaft auf dem Telegrafenberg zu erarbeiten.
Dem Autor fällt auf, dass auch hier wieder der EEG-Forschungs-Versorgereffekt zum Tragen kommt: Wie beim Elektroauto, welches in behördlicher Obhut ohne eine parallele Forschungsbegleitung scheinbar nicht fahren kann [5], kann man wohl kein modernes Gebäude mehr ohne Forschungsbegleitung errichten.

Energiewendebauen

Aber auch das muss man akzeptieren: So wie Elektroautos für Deutschland wieder Neuland und damit (Er-)Forschungsprojekte sind, ist es auch mit der Energiewende. Man wendet zwar schon lange, allerdings ohne Wissen darüber und über die Folgen [6]. Und die Weiterführung und Steigerung davon heißt nun wohl „Energiewendebauen“. Auch dazu sind wirklich noch viele wissenschaftliche Fragestellungen zu klären:
Forschungsinitiative Energiewendebauen:
Gebäude und Quartiere haben eine zentrale Funktion bei der Transformation unseres Energiesystems. Denn hier gibt es enorme Potenziale, Energie einzusparen und den verbleibenden Bedarf mit erneuerbaren Energien effizient zu decken.
Im Fokus der neuen, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Forschungsinitiative ENERGIEWENDEBAUEN steht das systemische Zusammenwirken von Gebäuden, Quartieren und Energieinfrastruktur und die Verknüpfung aller Themen. Deshalb werden die bisherigen Förderschwerpunkte Energieoptimiertes Bauen (EnOB), Energieeffiziente Stadt (EnEff:Stadt) und Energieeffiziente Wärmeversorgung (EnEff:Wärme) sowie die Forschung zu thermischen Energiespeichern und zur Niedertemperatur-Solarthermie gebündelt und inhaltlich vernetzt.
Die Auswirkungen werden die kleineren Häuslebauer irgendwann merken, wenn auch ihr Eigenheim nur noch im „Energiewende-Baustil“ mit „wissenschaftlicher“ Begleitung – das werden dann kostenpflichtige Gutachten, Abnahmen und laufende „klimaneutralitäts-“ Kontrollen werden -, gebaut werden kann.
Eine andere Frage findet sich im Blog von Herrn Rahmstorf leider nicht: Würden wirklich Nachteile für das sich ständig wechselnde Klima entstehen, wenn es das PIK gar nicht gäbe, dessen Energieverbrauch also ganz wegfiele. Zumindest würde das PIK dann auch zusätzlich die Vorgaben der Umweltministerin zur Energieeinsparung unterstützen.
Quellen
[1] Blog Climalounge
[2] ScienceScepticalBlog, 02. Juni 2015: Wie klimaneutral lebt Stefan Rahmstorf?
[3] EIKE, 22.03.2017: Klimamönche*, alternativ: die Klimaelite unserer Behörden
[4] EIKE 26.03.2018: Wer bei der nächsten Wahl ans Klima denkt und an Demonstrationen teilnimmt, bekommt CO2-Kompensation gutgeschrieben
[5] EIKE 12.04.2018: Gibt es im Winter bald auch keinen zuverlässigen Nahverkehr?
[6] EIKE 24.04.2018: Frank Hennig im Interview mit kernenergie.de über Energiewende




Regierung der Malediven: Wo bleiben unsere Klima-Repara­tionen?

Der Umweltminister der Malediven Thoriq Ibrahim hat gewarnt, dass das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, gebrochen wird, falls die Malediven nicht bis zum Jahr 2020 die ihm zustehenden Klima-Reparationen erhält:

Wir brauchen vor 2020 durchgreifende Maßnahmen, um die globale Erwärmung unter 1,5°C zu halten

Falls reiche Länder es nicht schaffen, über die nächsten zwei Jahre ihre Versprechungen einzuhalten, verurteilen sie kleine Inseln zum Untergang durch die Auswirkungen der globalen Erwärmung. Das sagt der Umweltminister der Malediven Thoriq Ibrahim.

Einem neuen Report zufolge könnte es unmöglich werden, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, wenn nicht innerhalb der nächsten paar Jahre – bis 2020 – durchgreifende globale Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen werden.

Dies könnte sich als katastrophal erweisen für Entwicklungsländer kleiner Inselnationen wie der Meinen, welche schon jetzt von ernsten Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, obwohl sich die Welt erst um 1°C erwärmt hat. Diese Auswirkungen zeigten sich u. A. in der verheerenden Hurrikan-Saison des vergangenen Jahres in der Karibik.

Nächste Woche werden sich internationale Klimawandel-Unterhändler in Bonn versammeln zum ersten persönlichen Zusammenkommen des „Talanoa-Dialogs“, dem neuen UN-Programm, welches internationale Bemühungen zur Umsetzung des Paris-Abkommens auf den Weg bringen soll.

Seit Beginn der UN-Klimawandel-Verhandlungen und über das Paris-Abkommen war immer klar, dass die entwickelten Länder die Führung übernehmen beim Übergang zu Low-Carbon-Energiequellen, weil sie verantwortlich sind für den allergrößten Teil der riesigen Emissionen in historischer Zeit.

Immer wieder haben sie auch zugestimmt, den Entwicklungsländern finanziell zu helfen, damit diese ihre eigenen erneuerbaren Energiesysteme installieren können.

Auch wurde seit Langem erkannt und im Paris-Abkommen auch explizit festgelegt, dass Maßnahmen vor dem Jahr 2020 den Grundstein legen für einen globalen Übergang zu nachhaltiger Energie und – besonders wichtig – das Vertrauen auf allen Seiten zu schaffen, dass in Zukunft alle Verpflichtungen eingehalten werden.

Aber viele der Versprechungen bzgl. Maßnahmen vor 2020 seitens der entwickelten Länder bleiben unerfüllt, und jetzt sieht es sogar so aus, dass Einige einen Bogen um frühe Maßnahmen machen.

Mehr dazu hier.

Diese Forderung nach Klima-Reparationen folgt einer ähnlichen Forderung afrikanischer Länder vor ein paar Wochen.

Ich weiß nicht, wie die Malediven ihre Klima-Befürchtungen in Übereinstimmung bringen mit all dem Tourismus und Flugverkehr, mit all ihren aggressiven Programmen zum Ausbau des Flughafens und der Hotelszenerie. Aber es besteht kein Zweifel, dass jene Klima-Reparationen bei dieser Abstimmung helfen, so diese jemals eintreffen.

Link: https://wattsupwiththat.com/2018/04/26/maldives-government-wheres-our-climate-cash/
Übersetzt von Chris Frey EIKE




Klima: Umar­beitung, Entschädi­gungen und Wieder­herstellung

Damals, während der siebziger Jahre, habe ich regelmäßig kreuz und quer Colorado auf Skiern durchstreift. In einigen Jahren gab es Unmengen von Schnee, die geradezu nach Skilaufen riefen. In anderen Jahren, z. B. 1977 gab es dagegen nur Felsen.

Wer hätte gedacht, dass die Industrie, bei der ich Ende der siebziger Jahre angestellt war, für diese Klima- und Wetterlaunen verantwortlich ist – sogar damals schon, lange bevor das Kohlendioxid-Niveau diese kataklysmische 400-ppm-Schwelle erreichte? Wer hätte gedacht, dass profithungrige Ölunternehmen schon damals den Centennial State [= Colorado] vor endlosen Saisons mit perfekten Wintersportbedingungen bewahrten? Gefolgt von reichlich Schmelzwasser im Frühling für Städte, Landwirtschaft und Flüsse voller Lachse?

Ich frage das, weil die Volksrepublik Boulder, Colorado, den Städten Oakland, San Francisco, New York und anderen linken Enklaven beigetreten ist, die eine „Klima-Entschädigung“ einklagen. Boulder teilt nicht die Sorgen der Küstenstädte in New York und Kalifornien bzgl. steigenden Meeresspiegels. Nicht einmal Al Gore behauptet, dass der Pazifik in absehbarer Zukunft diese hoch gelegene Stadt erreicht.

Boulder möchte, dass Gerichtsurteile ExxonMobil und Suncor zwingen, dreifach Schadensersatz zu zahlen, weil sie in einigen Jahren zu viel Schnee mit der Folge von Überschwemmungen verursachen, zu wenig Schnee und folglich Dürren und schlechte Ski-Bedingungen in anderen Jahren sowie starke Hitzewellen in einigen Jahren, bittere Kälte in anderen Jahren. Sie trachten nach Geldern für Klima-Entschädigungen und Reparationen – und nach der Wiederherstellung idyllischer Bedingungen einiger ausgewählter Jahre in der Vergangenheit.

In ihrer 106 Seiten langen und 478 Paragraphen enthaltenden Klageschrift (mit unzähligen Unterabschnitten) werfen sie den Ölunternehmen vor, dass diese sich der öffentlichen und privaten Störungen schuldig gemacht haben – wegen fortgesetzten Verkaufs „riesiger Mengen fossiler Treibstoffe“ sowie mutwilliger Verschleierung bekannter Schäden infolge dieser Verkäufe – alles zum großen Schaden für die Bürger von Boulder.

Bezahlbare Treibstoffe haben ihnen Licht, Wärme, Lebensgrundlagen und Lebensstandard gebracht.

Es sind genau die gleichen Treibstoffe, welche Wale vor dem unmittelbaren Aussterben bewahrt haben; welche Boulder und der Menschheit Wohlstand, Technologie, Gesundheit und langes Leben gebracht haben in einer Art und Weise, wie niemand es sich vorstellen konnte zu der Zeit, als Colorado ein US-Staat wurde, also im Jahre 1876. Aber jetzt verklagen sie die Unternehmen, welche ihnen zuverlässige, bezahlbare Treibstoffe und Rohmaterialien geliefert haben, damit sie Licht, Wärme, Lebensgrundlagen, einen guten Lebensstandard haben, sowie zahlreiche Produkte von Farbe, Plastik, Medikamente und Dünger für Infrastruktur aller Art, und auch für Wintersport.

Kein Wunder, dass in Paragraph 476 explizit darauf hingewiesen wird, dass „die Kläger nicht danach trachten, alle Öl- und Gasaktivitäten oder deren Verkäufe in Colorado zu verbieten“. Paragraph 453 sollte umgeschrieben werden: „die Kläger hatten immense Vorteile durch die Erzeugnisse und Aktivitäten der Beklagten, und es wäre unverschämt und unfair gegenüber den Beklagten, wenn die Kläger jene Vorteile annehmen“. Bevor auch nur eine 10-Cent-Münze eingeheimst wird, sollten die Kläger auf sämtliche zukünftigen Vorteile verzichten und Exxon für die in der Vergangenheit empfangenen Vorteile bezahlen.

Was die vermeintlichen Schäden durch fossile Treibstoffe in Gestalt von Buschbränden und toten Käfern betrifft, sollten Boulder und deren Alliierten vom Sierra Club sich erst einmal eines besseren Forst-Managements befleißigen – wie etwa kranke Bäume ausdünnen und Totholz entfernen sowie gegen Borkenkäfer vorzugehen. Genauso heilsam wäre es, wenn sie endlich aufhören würden, leichtgläubige Kinder zu missbrauchen – indem man aufhört, sie für die eigene Agenda mit falscher Propaganda wie etwa der, dass Exxon Schuld ist an Überschwemmungen, Bränden und weniger Schnee einzuspannen (hier).

Was den Vorwurf angeht, dass Exxon und Suncor die Stadt Boulder ihres einst reichlichen Schnees beraubt haben – die jährlichen Aufzeichnungen bzgl. Schneefall aus dem Gebiet zeigen, wie aberwitzig diese Behauptung ist.

Zu tief ins Glas geschaut

Die höchste Schneedecke schlägt im Jahre 1997 zu Buche mit 403 cm, der wenigste Schnee war im Jahre 1904 mit 91 cm verzeichnet worden. 20 mal seit 1897 lag der Schnee über 250 cm hoch, darunter 11 mal seit 1970 und vier mal über 300 cm seit 1985. 11 mal seit 1897 erreichte die Schneehöhe keine 130 cm, davon 6 mal im Zeitraum 1904 bis 1943, nur 3 mal seit 1970 und seit 1982 immer über 150 cm. Wer immer eine Relation sieht zwischen steigendem CO2-Gehalt und geringerem Schneefall hat wohl zu tief ins Glas geschaut.*

[*Die Angaben im Original sind ausnahmslos in Inches. Der besseren Lesbarkeit halber habe ich hier nur die bei uns gebräuchlichen Einheiten genannt. Anm. d. Übers.]

Woher nimmt also Boulder seine Beweise, um seine Vorwürfe zu belegen? Dazu verhält sich Boulder so, wie es am besten in einem Filmzitat aus dem Film The Treasure of the Sierra Madre gesagt wird: „wir brauchen hier keine irgendwie gearteten, stinkenden Beweise vorlegen!“ Statt mit Beweisen wartet die Stadt mit Behauptungen auf, mit einem verlogenen 97%-Konsens, wonach fossile Treibstoffe einen gefährlichen, vom Menschen verursachten Klimawandel auslösen, und einen Report des Inhalts, dass es in Boulder bis zum Jahr 2050 immer mehr Hitzewellen und immer weniger Schnee geben werde – Behauptungen, die von Computermodellen gestützt werden.

In der realen Welt hat sich der nunmehr 20 Jahre lange Temperatur-Stillstand wieder eingestellt, die „ruhige Phase“ der Sonne kann sehr gut zu einem neuen „grand solar minimum“ führen, und die tatsächlichen Daten bzgl. Hurrikanen, Temperatur und anderen Ereignissen widersprechen den Prophezeiungen der Klimamodelle und -szenarien. Tatsächlich sind die Modelle nichts weiter als High-Tech-Zirkelschlüsse.

Wo die Realität den Modellen widerspricht, muss die Realität falsch sein

Da sie auf der Grundlage stehen, dass ein steigendes atmosphärisches Kohlendioxid-Niveau die globale Erwärmung antreibt, werden diese Müll-rein-Müll-raus-Modelle immer Kalamitäten erzeugen, welche alarmistische Forscher und die Boulder-Anwälte dann Big Oil in die Schuhe schieben. Wo die Realität den Modellen widerspricht, muss die Realität falsch sein – und tatsächliche Temperaturmessungen müssen so frisiert werden, dass sie die Modellergebnisse und die vorherrschende Klima-Theorie reflektieren.

Wann haben die Sonne und andere natürliche Kräfte aufgehört, ein Faktor zu sein? Welche Ursachen haben Eiszeiten und Zwischeneiszeiten, die Mittelalterliche Warmzeit, die Kleine Eiszeit und die Anasazi-Dürre? [hier bei Wikipedia steht, was damit gemeint ist. Anm. d. Übers.] Fragen wie diese sind tabu.

Tatsächlich haben das IPCC und andere dominante, von der Regierung finanzierte Klimaforscher ihre Tätigkeit geändert. Suchten sie ursprünglich nur nach Hinweisen, welche den menschlichen Einfluss auf das Klima der Erde ausmachen, verordnen sie heute, dass ausschließlich menschliche Einflüsse eine Rolle spielen, dass natürliche Kräfte nicht mehr von Bedeutung sind und dass die Menschen Wetter und Klima kontrollieren können mittels Eliminierung fossiler Treibstoffe und einem angeordneten Niveau atmosphärischer Treibhausgase.

Jene Hypothesen werden jetzt von einer ganzen Industrie nachhaltig gestützt – und zwar dem Klima-industriellen Komplex [auf Deutsch beim EIKE hier] im Wert von 1,5 Billionen Dollar pro Jahr: Politiker, Gesetzgeber, Forscher, Industrielle und Aktivisten. Sie schützen und befeuern alarmistische Behauptungen, befürworten eine vermeintlich „erneuerbare“ Industrie, widersetzen sich jeder Untersuchung und Reform und denunzieren jeden, der die Klimachaos-Orthodoxie in Frage stellt, als „den Planeten bedrohende Klimawandel-Leugner“.

Das nach Strafzahlungen gierende Boulder-Team sieht sich angegriffen von einer Ölindustrie, dessen Sprecher furchtsam einwendet: „Gerichtsverfahren wie dieses lösen nicht das globale Problem des Klimawandels“. Es sollte „zuständigen Gremien des Gesetzgebers“ und nicht Richtern vorbehalten sein festzulegen, wie viel CO2 ein Unternehmen emittieren darf. Ölunternehmen „sollte nicht die Bürde auferlegt werden, sich wegen ihrer Geschäfte zu rechtfertigen, während sie sich an unsere schon jetzt stringenten staatlichen und Bundesgesetze halten“. Meine Güte, gibt es da nicht eine robustere Form der Verteidigung jener Dienste?

Boulder nebst seinen alliierten Städten und Landkreisen haben wenig Ursache, sich Sorgen zu machen, dass ihre absurden Einlassungen vor Gericht in Frage gestellt werden. Aber es geht ihnen nicht einmal darum, ihre Causa für sich zu entscheiden. Sie hoffen einfach, dass Exxon und Suncor ihnen ein paar hundert Millionen Dollar zahlen – und den Weg bereiten für weitere Klagen.

Tatsächlich hieß es in einem Report der „Lawyers for Better Business“ aus dem Jahr 2016, dass Gerichtsverfahren bzgl. Klima demnächst „alle anderen Gerichtsverfahren marginalisieren werden hinsichtlich der Anzahl der Kläger und der zeitlichen Größenordnung, in welcher diese Verfahren ablaufen“. Wahrscheinlich wird dies zu einer globalen Industrie „mit erheblich größeren Schäden als durch Tabak oder Asbest“.

Wie sonst werden verschwendungssüchtige, progressive Politiker zahlen für all die Wohlfahrtsprogramme, welche jene an der Macht halten.

Das ist der derzeitige beklagenswerte Zustand der USA sowie der internationalen Politik, Bildung, Wissenschaft und Rechtsprechung.

Zupflastern des Planeten mit Wind- und Solar-Installationen ist umweltfreundlich?

Welche Alternativen bieten diese Prozesswütigen und Aktivisten für fossile Treibstoffe, Kern- und Wasserkraft, welche sie verbannen wollen? Sie scheinen zu glauben, dass die Milliarden Tonnen Lithium, Kobalt, Eisen, Kupfer, Mangan, seltene Erdmetalle, Beton und andere Rohmaterialien, die für Millionen Windturbinen und Solarpaneele erforderlich sind, irgendwie „erneuerbar“ sind – und dass das Zupflastern des Planeten mit Wind- und Solar-Installationen umweltfreundlich ist.

Sie scheinen davon überzeugt, dass es besser für den Planeten Erde ist, Bohrungen zu verbieten und stattdessen weitere Milliarden Acres von Ackerland und Wildnis in gigantische Biotreibstoff-Plantagen zu verwandeln. Tatsächlich wollen die Organisatoren des diesjährigen Earth Day, dass das Plastik der Zukunft aus Nicht-Kohlenwasserstoff-Quellen kommt – was bedeutet, dass hunderte Millionen weiterer Acres umgepflügt werden müssen, um Pflanzen für petrochemische Erzeugnisse anzubauen.

Das ist blanker Wahnsinn. Es ist das Produkt von Angst, Abscheu, Verzweiflung, Intoleranz und groupthink, welches den heutigen Umweltaktivismus von Big Green durchdrungen hat.

Wird die EPA unter Scott Pruitt endlich das lächerliche Endangerment Finding aufheben, welches nichts als eine weitere Stiftung für diesen Klima-Unsinn ist? Wird Neil Gorsuch das entscheidende Votum abgeben, welches dem Obersten Gerichtshof und dem Rechtssystem ein Minimum von gesundem Menschenverstand zurückgeben wird? Nur die Zeit weiß die Antwort.

Paul Driessen is senior policy analyst for the Committee For A Constructive Tomorrow (www.CFACT.org) and author of books and articles on energy and environmental policy.
Link: https://www.iceagenow.info/climate-adaptation-reparation-and-restoration/
Übersetzt von Chris Frey EIKE




Luftmess­stationen: Aktivisten entlarven Trickse­reien (2)

Bei der Diskussion über NO2-Immissionswerte in Städten gelang es dem Kartell aus deutschen Behörden, dem Geheimkommando für verdeckte Operationen diverser amerikanischer und japanischer Kfz-Hersteller (Tarnname „Deutsche Umwelthilfe“) sowie zahlreichen Journalisten (die eine morbide Freude daran zu haben scheinen, die Vernichtung der deutschen Industrie herbeizuschreiben), den privaten Diesel-PKW als Hauptübel für die derzeitigen NO2-Werte zu diffamieren. Gerichte und Presse prügeln auf die Minderheit der Dieselfahrer ein und tun so, als seien die Städte nur zu „retten“, wenn man Privatleuten die Autos verbietet. Auf die Verlogenheit dieser Kampagne, die getürkten Zahlen und die maßlosen Übertreibungen der Wirkungen von NO2 auf die menschliche Gesundheit wurde in anderen Artikeln dieser Serie bereits eingegangen (hier, hier und hier).
Der verschwiegene „städtische Hintergrund“
Was bei dieser Kampagne gerne unerwähnt bleibt ist die Tatsache, dass der Verkehr weder die einzige noch die größte Quelle für NO2-Emissionen ist. In größeren Städten erzeugen Heizungen, Industrie und private Kaminöfen sowie Pelletheizungen vor allem in den Wintermonaten ein „Hintergrundniveau“ an NO2, das z.B. in der Landshuter Allee in München bis zu 38 µg/m3 erreichen kann, Bild 2.

Bild 2. In den Wintermonaten erzeugen Heizungen, Kaminöfen und Industrie einen NO2-Hintergrundpegel, der schon für sich allein fast den Grenzwert erreicht (Grafik: [BLFU])

Holzstinker raus aus der Stadt
Wie man aus Bild 2 ersieht, bleibt dem Verkehr angesichts dieses Hintergrundpegels vor allem in den Wintermonaten faktisch keinerlei Emissionsfenster mehr. Bei 38 µg/m3 Hintergrund müsste man zur Vermeidung von Überschreitungen im Prinzip jeglichen Autoverkehr einschließlich der Benzin-PKW unterbinden. Obwohl ein Großteil der Bevölkerung auf das Auto existenziell angewiesen ist, hört man von Seiten vieler Autofeinde in Leserzuschriften immer nur das Argument, es gebe zwar ein Recht auf gesunde Luft, aber kein Recht auf Benutzung des Autos. Dabei übersehen diese cleveren Zeitgenossen, dass es ebensowenig ein Recht auf den privaten Betrieb von Kaminen, Holzöfen oder Pelletheizungen gibt. Diese erzeugen nicht nur NO2, sondern auch um Größenordnungen mehr krebserregenden Feinstaub als jeder PKW. Wer dazu aufruft, seinem Nachbarn das dringend benötigte Auto zu verbieten, sollte auch dazu bereit sein, den Betrieb seiner Giftschleuder – genannt Kamin – einzustellen. Wenn Autofahrer massenhaft gezwungen werden sollen, brauchbare Fahrzeuge zu verschrotten und für teures Geld neue anzuschaffen, darf man auch den Betreibern stinkender Holzheizungen zumuten, sich ein neues Heizsystem zuzulegen. Das Recht auf eine warme Wohnung kann auch mit gesundheitsverträglichen und sauberen Verfahren wie Gas, Öl oder Wärmepumpe sichergestellt werden. Es begründet nicht das Recht, seine Nachbarn zu vergiften. Da die Gerichte künftig gehalten sind, die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen zur Immissionsminderung zu beachten, könnte es noch zu spannenden juristischen Auseinandersetzungen kommen.
Emissionstreiber vermeiden
Zwar erzeugt Autoverkehr mit Verbrennungsmotoren unvermeidlicherweise Emissionen, doch kann man deren Menge in durchaus nennenswertem Umfang beeinflussen. Die entsprechenden Stellhebel sind den Verantwortlichen auch bestens bekannt. So rät das Bayerische Landesamt für Umwelt vor allem dazu, vor allem den Verkehrsflusses zu verstetigen, da jedes Beschleunigen und Abbremsen den Verbrauch und damit den Ausstoß von Abgasen erhöht, Bild 3.

Bild 3. Beim Stop-and-Go-Verkehr und gleichem Geschwindigkeitslimit steigen die NO2-Emissionen eines Diesel-PKW um mehr als das Doppelte (Faktor 2,35) (Grafik: [FAHRST])

Anzustreben seien nicht nur eine „Grüne Welle“, sondern auch gleichmäßige Fahrgeschwindigkeiten mit geringer Dynamik ohne Spitzen. Von Bedeutung sind dabei auch der Parkverkehr sowie sonstige Hindernisse und vor allem die Ampelschaltungen [BLFU]. Auch in Stuttgart gelang es, die NO2-Werte in der Hohenheimer Straße nach 2012 deutlich zu senken, indem man hier eine „grüne Welle“ einführte, Bild 4.

Bild 4. Zusammen mit „Am Neckartor“ war die Messstelle an der Hohenheimer Straße lange ein Brennpunkt für hohe NO2-Werte (Grafik: [LUHOHE])

Fiese Tricks grüner Verwaltungen
Leider gibt es aber auch etliche Stadtverwaltungen, in denen grünlinke Rathausmehrheiten zahlreiche Parteigänger auf Lebenszeit und mit voller Pensionsberechtigung „versorgt“ haben. In solchen Städten werden obige Erkenntnisse oft gezielt genutzt, um den Autofahrer nach allen Regeln der Kunst zu schikanieren. Vorneweg unterstützt durch Politiker wie den berüchtigten Düsseldorfer SPD-OB Geisel, der bei einem Fernsehinterview erläuterte, man habe bewusst die „grüne Welle“ mancherorts unterbrochen, um die Autofahrer zu zwingen, abzubremsen und neu anzufahren, trotz dadurch erhöhter Abgasemissionen. Das sei „Verkehrserziehung in Richtung Zukunft“, um die Menschen zu motivieren, die Bahn zu benutzen eher als das Auto…“ [HEUTE]. Auch der rot-rot-grünen Regierung in Berlin wird schon mal unterstellt, dass die von ihr als angebliches Mittel zur Emissionsreduktion favorisierten Tempo-30-Zonen in Wirklichkeit aus anderen Gründen eingerichtet werden. Immerhin lässt ein Blick auf das typische -Geschwindigkeits-Emissions-Diagramm eines PKW doch begründeten Zweifel daran aufkommen, dass Tempo 30 wirklich das probateste Mittel zur Emissionsminderung ist, Bild 5.

Bild 5. Die auf den Kilometer bezogenen NOx-Emissionen eines Euro-4-Dieselautos bei einem Start-Stopp-Zyklus von 800 m in Abhängigkeit von der erlaubten Geschwindigkeit (Daten: [TEMP30])

Wie in Bild 5 zu sehen, hinterlässt ein Diesel-PKW beim Durchfahren einer Tempo-30-Zone eine um 30 % höhere Stickoxidfracht pro Kilometer als bei Tempo 50. Das ist den Stadtverwaltungen auch bestens bekannt, stammt die Studie [TEMP30] doch vom Umweltbundesamt. Um seine wahren Absichten zu bemänteln, orakelt man in solchen Fällen dann halt lieber über „die Reduzierung der Lärmemissionen des Verkehrs“. Diverse Anzeichen deuten darauf hin, dass vorausschauende Grüne das inzwischen bundesweit zur nächsten Masche grüner Verkehrspolitik machen wollen. Man hat offensichtlich erkannt, dass die NO2-Panikmache aufgrund der Verbesserungen bei den Abgassystemen demnächst an Zugkraft verlieren dürfte und man daher eine neue Sau auftun muss, um sie ersatzweise durch’s Dorf zu treiben. Jetzt wollen wir jedoch einen Blick auf die Erkenntnisse werfen, die zahlreiche freiwillige Helfer zusammengetragen haben.
Messstationen in absteigender Reihenfolge
Die jetzt vorgestellten Meldungen wurden nach der Höhe des im Jahre 2017 ermittelten NO2-Jahresmittelwerts in absteigender Reihenfolge ausgewählt. Da einige besonders fleißige Helfer uns gleich mehrere Stationen gemeldet hatten, werden diese dementsprechend öfter genannt.
DEHE040, Darmstadt-Hügelstraße, 52 µg NO2/m3, Rangfolge 12, gemeldet von Heike S., Darmstadt

Bilder 6 und 7. Die Luftmessstation Darmstadt-Hügelstrasse (Foto: Heike S.)


Hierzu schreibt uns Heike S.: „Ich habe Ihnen ein paar Fotos der „Luftmessstation“ in Darmstadt beigefügt. Auch diese steht seit Jahren an dieser Stelle, direkt an einem Abschnitt vom Cityring, gegenüber der Einfahrt zum Parkhaus Saturn/Sport Hübner, wo in den Hautverkehrszeiten immer Rückstau von der Ampel weiter vorn ist, da alle Fahrzeuge hier durchmüssen“.
Zusatzbemerkung FFM: Die Station befindet sich in einem Bereich mit starker Steigung und entsprechend höheren Emissionen. Erschwerend kommt eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h hinzu. Außerdem wurde die Station direkt am Straßenrand aufgestellt.
DERP010, Mainz-Parcusstraße, 48 µg NO2/m3, Rangfolge 26, gemeldet von Peter G., Mainz

Bilder 8 und 9. Die Messtation Mainz-Parcusstraße (Bild: Peter G.)


An der Messtation in der Parcusstraße werden in Mainz die höchsten NO2-Werte gemessen. Die Messstation befindet sich an der Kreuzung Parcusstraße/Bahnhofstraße auf dem Mittelstreifen. In beiden Fahrtrichtungen stehen 2 durchgehende Fahrstreifen zur Verfügung. Die Kreuzung ist signalgesteuert. Der Standort entspricht nicht den Vorgaben der 39. BImSchV. Ein Foto zeigt die Messstelle auf dem Mittelstreifen, aufgenommen von jenseits der Kreuzung Parcusstraße/Bahnhofstraße. Das andere Foto wurde vom Bürgersteig längs der Fahrtrichtung Rhein aus aufgenommen.
Zusatzbemerkung FFM: Es stellt sich außerdem die Frage, was das für ein niedriges kastenförmiges Gebilde neben der Messstation ist. Könnte das die Abdeckung eines Entlüftungsschachts sein, und falls ja, kommt die Luft aus einer Tiefgarage?
DEBE069, Berlin, Mariendorfer Damm, 47 µg NO2/m3, Rangfolge 27, gemeldet von Christian. F, Berlin

Bilder 10 und 11. Messstation Berlin Mariendorfer Damm 148 (Foto: Christian F.)


Der Mariendorfer Damm ist eine sehr stark befahrene Straße. Die Messstation wurde etwa zwei Meter vom Fahrbahnrand errichtet.
DEHH070, Hamburg, Max-Brauer-Allee II, 46 µg NO2/m3, Rangfolge 29, gemeldet von Uli W., Hamburg

Bild 12. Die Luftmessstation Max-Brauer-Allee in Hamburg (Bild: Institut für Hygiene und Umwelt)


Uli W. schreibt: „Die Station befindet sich auf dem Mittelstreifen in einem Bereich, der nicht als Fußweg, sondern als Parkzone vorgesehen ist. Zudem steht sie unter dicht belaubten Alleebäumen. Beides sind Verstöße gegen die Richtlinien der EU“.
Zur Max-Brauer-Allee erreichten uns außerdem weitere Kommentare. Thomas H. schreibt: „Die Max Brauer-Allee verläuft parallel zur Hauptwindrichtung von Südwest nach Nordost. Damit findet meist eine Kumulation der emittierten Werte statt, denn der Messpunkt liegt hinter der Zusammenlegung zweier Hauptverkehrsstraßen, die den Bahnhof Altona umgehen, und im Lee des Busbahnhofs Altona. Sowas sorgt natürlich für lokal extrem hohe Werte. Und wenn man die Ampeln entsprechend schaltet, was in Hamburg der Fall ist, gibt es eine Extraration von Dieselrußpartikeln und anderen Emissionen. Nicht zu vergessen der Reifen- und Bremsenabrieb.
Auch von Andreas B. gibt es eine Stellungnahme: „Sehr schön ist auch die Luftmessstation in der Max-Brauer-Allee, ja genau die Straße, die Hamburg für Diesel sperrt. Idyllisch unter Bäumen, mittig auf einer Insel zu den Fahrstreifen. Wie siehts verkehrstechnisch auf der Max-Brauer-Allee aus“: https://www.mopo.de/hamburg/stau-wahnsinn-in-hamburg-so-schlimm-war-es-noch-nie–23849348

Zusatzbemerkung FFM: Gerade die Max-Brauer-Allee ist ein Musterbeispiel dafür, wie die Politik den Bürger nach Strich und Faden hinter die Fichte führt, siehe die nachfolgende Passage aus einem früheren Artikel.

Bild 13. Ergebnis von Kontrollmessungen der allem Anschein nach nicht gesetzeskonform aufgestellten Messstation in der Max-Brauer-Allee in Hamburg (Grafik: [HAMB])

Diese Messstation misst 1) unter Bäumen (Verstoß gegen Anhang 3 Buchstabe C der der 39. BImSchgV) und 2) in der Fahrbahnmitte (Verstoß gegen Anhang 3 Buchstabe A 2 c) der 39. BImSchgV) [BIMSCHGV]. Bei amtlichen Kontrollmessungen [HAMB] zeigte sich, dass die NO2-Konzentrationen am Messpunkt GM-12 um 16 % niedriger waren, am Messpunkt GM-10 lag die Belastung sogar um volle 30 % tiefer. Ein Beleg dafür, wie massiv der Einfluss der Distanz des gewählten Messpunktes zum Maximalpunkt der Emissionen ist.
DEBE067, Berlin Hardenbergplatz, 45 µg NO2/m3, Rangfolge 34, gemeldet von Christian F., Berlin

Bild 14. Die Messstation Hardenbergplatz (Foto: Christian F.)


Christian F. schreibt: „Hier ist der Hardenbergplatz mit der Meßstation zu erkennen. Am Hardenbergplatz treffen sehr viele Buslinien zusammen. Durch den Bahnhof und den Zoologischen Garten kommt zu einem hohen Aufkommen an Individualverkehr. Des weiteren kommt es zu einem hohen Maß an Lieferverkehr. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit am Hardenbergplatz beträgt 20 km/h“.
Zusatzbemerkung FFM: Die Station liegt quasi direkt im Abgasstrahl der Autobusse mit ihren häufig veralteten Abgassystemen. Hier müssen die Busse nicht nur anfahren, sondern stehen vermutlich auch öfters mit laufendem Motor. Das Tempolimit von 20 km/h tut noch ein Übriges.
DEBE061, Berlin-Schildhornstr., 45 µg NO2/m3, Rangfolge 35, gemeldet von Christian F., Berlin

Bild 15. Linker Hand die Messstation Berlin-Schildhornstr. (Foto: Christian F.)


Bei der Schildhornstr. handelt es sich um eine stark befahrene Straße mit vier Fahrstreifen. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 km/h. Die Lichtzeichenanlagen sind so geschaltet, dass die Fahrzeugführer jeweils zum Bremsen und Anfahren gezwungen werden. Die Messstation steht direkt an der Fahrbahn.
DEHH064 Hamburg Kieler Str., 44 µg NO2/m3, Rangfolge 38, gemeldet von Uli W., Hamburg

Bild 16. Messstation in der Kieler Str., Hamburg (Foto: Institut für Hygiene und Umwelt)


In der Liste der Hamburger Luftmessstationen findet sich für diese Anlage folgende Charakterisierung: S = Straßen- bzw. Verkehrsmessstation (zur Erfassung von punktförmigen Spitzenbelastung in einer vielbefahrenen Straße – nicht repräsentativ für die Umgebung)
Ergänzend erreichte uns noch folgender Kommentar von Andreas B.: „Kieler Straße ebenso eine DER Hauptverkehrsstraßen durch die Stadt Richtung A7 bzw. umgekehrt. Auch wieder schön unter Bäumen an einer Ampel in der es eigentlich fast durchgehend staut: Die Station steht hier: http://luft.hamburg.de/contentblob/
Anmerkung FFM: Auch diese Station befindet sich – wie ein Großteil all jener Stationen, die Werte oberhalb des Grenzwerts liefern – unter Alleebäumen, welche die Luftzirkulation behindern.
Die Berichterstattung wird fortgesetzt
Noch nicht aufgeführte Stationen werden noch in weiteren Folgen vorgestellt, wobei die Reihenfolge vom Jahresmittelwert für 2017 abhängt.
Allen Unterstützern und Helfern sei hiermit an dieser Stelle nochmals ausdrücklich gedankt.
Fred F. Mueller
Quellen

[BIMSCHGV] https://www.gesetze-im-internet.de/bimschv_39/39._BImSchV.pdf

[BLFU] https://www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_luft_00192.htm
[FAHRST] http://docplayer.org/14491857-Kapitel-7-fahrstil-verfuegbare-weitere-inhalte.html
[GLHA2] https://www.eike-klima-energie.eu/2017/09/17/diesel-verteufelung-krieg-gegen-das-eigene-volk-diesel-die-lueckenmedien-im-glashaus-2/
[HAMB] http://www.hamburg.de/contentblob/4501220/640e272f247f3e5877ca7fb8eff76b8c/data/d-messbericht-vergleich-screeningrechnung.pdf
[HEUTE] „Heute“-Nachrichtensendung des ZDF vom 9.8.2017, Interview mit Thomas Geisel, SPD-Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, Stichwort „Verkehrserziehung in Richtung Zukunft“
[LUHOHE] https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/-/spotmessstelle-stuttgart-am-neckartor-immissionsgrenzwert-fur-stickstoffdioxid-uberschritten-
[TEMP30] https://www.umweltbundesamt.de/service/termine/fachtagung-tempo-30-chancen-hindernisse-erfahrungen