Rauer, langer Spätwinter 2018 mit extremen Temperaturschwankungen – warum?
Die gegensätzlichen Großwetterlagen im Spätwinter 2018
Zwischen zwei für diese Jahreszeit extrem kalten Phasen mit jeweils einem „Skandinavien- Hoch“, bei denen Nachts verbreitet zweistellige Minusgrade, an der Monatswende Februar/März teils minus 18 bis minus 20 Grad, auftraten, lag ein sehr mildes zweites Märzwochenende mit Tageshöchsttemperaturen von stellenweise mehr als plus 20 Grad:
War das schwindende Arktische Meereis schuld an der späten Kälte?
Wenn es zu markant kälteren Witterungsphasen kommt, behaupten die Verfechter der „CO2- Klimaerwärmung“ gerne, das schwindende Arktische Meereis verändere die Zirkulationsverhältnisse und begünstige winterliche Kältewellen aus Osten. Ein Blick auf die Eisausdehnung im Winter 2017/18 zeigt zwar, dass diese außergewöhnlich gering war, aber auch schon im Dezember und Januar, welche in Deutschland viel zu mild ausfielen:
Im Falle eines wesentlichen Einflusses des schwindenden Meereises auf die Deutschland- Temperaturen des Winters oder Spätwinters müsste sich ein positiver Zusammenhang zeigen- bei viel Eis also tendenziell mildere und bei wenig Eis kältere Deutschland- Temperaturen. Im Folgenden ist der tatsächlich nur sehr schwache Zusammenhang für den März gezeigt (für die einzelnen Wintermonate oder den Winter insgesamt kommt man zu ähnlichen Ergebnissen; auch dann, wenn man eine zeitliche Verzögerung von einem bis zu mehreren Monaten berücksichtigt):
Das arktische Meereis kommt als Ursache für die spätwinterlichen Kältewellen also nicht in Betracht
Beeinflusst die Sonnenaktivität die Zirkulationsverhältnisse?
Im Jahr 2017 und auch im Winter 2017/18 nahm die Sonnenaktivität weiter ab:
Bei genauerer Betrachtung der Abbildung 5 fällt der insgesamt schwache Sonnenfleckenzyklus 24 auf (SCHWABE- Zyklus), welcher sein Maximum mit nur knapp über 100 Sonnenflecken im Februar 2014 hatte. Er ist der schwächste seit etwa einhundert Jahren gewesen, und tendenziell nimmt die Sonnenaktivität schon seit Beginn der 1990er Jahre ab, als der 22. Zyklus sein Maximum mit beachtlichen etwa 200 Sonnenflecken im Monatsmittel hatte. Passend dazu zeigt sich eine 30ig- jährige Abkühlung im Spätwinter:
Man darf jedoch nicht nur den Winter oder Spätwinter betrachten. Kritiker werden einwenden, dass die deutschen Temperaturen im Jahresmittel und besonders im Sommer während der vergangenen 30 Jahre noch leicht angestiegen sind- ist also der solare Einfluss doch nur gering?
Doch hier kommt nun eine Konstellation ins Spiel, welche so seit Beginn der regelmäßigen Temperaturaufzeichnungen (1881) noch nicht auftrat – das Zusammentreffen einer rapide nachlassenden Sonnenaktivität mit einer noch andauernden AMO- Warmphase. Der AMO- Index ist ein Maß für die Wassertemperaturen im zentralen Nordatlantik (AMO = Atlantische Mehrzehnjährige Oszillation). Und diese AMO beeinflusst ebenfalls die Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen. In AMO- Warmphasen treten mehr in Mitteleuropa erwärmend wirkende Süd- und Südwestlagen auf; besonders auch im Sommer und Herbst, was bislang noch der Abkühlungswirkung der nachlassenden Sonnenaktivität entgegenwirkt. Im Folgenden seien hier die Verhältnisse für das Jahr gezeigt:
Diese AMO-Warmphase kompensierte und verschleierte also bislang die solar bedingte Abkühlung in Mitteleuropa; mit ihrem Ende dürfte sich dann aber die Abkühlung vermutlich stärker bemerkbar machen. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass bei der Wechselhaftigkeit unserer Witterung auch Zufallsprozesse stets Extremwetterereignisse auslösen können. Verschiedene Wärmeinseleffekte und eine unter anderem infolge der Luftreinhaltemaßnahmen höhere Sonnenscheindauer wirkten außerdem bislang der Abkühlung in Deutschland entgegen.
Fazit: Der kalte Spätwinter 2018 in Deutschland mit enormen Temperaturschwankungen wurde durch die nachlassende Sonnenaktivität bei gleichzeitig noch andauernder AMO-Warmphase zumindest begünstigt. Diese Konstellation dürfte in naher Zukunft in allen Jahreszeiten mehr Extremwetter mit großen Temperatursprüngen auslösen, bevor mit dem zeitlich nicht genau absehbaren Ende der AMO-Warmphase vermutlich eine stärkere Abkühlung einsetzt. Anzeichen für eine mögliche bevorstehende Abkühlungsphase hatten sich bereits mit den enormen Temperaturschwankungen im Herbst 2016 sowie im Winter 2016/17 angedeutet.
Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher