Sternstunde im Parlament – unbemerkt von der schwatzenden Klasse. Teil 1

Gestern trat der deutsche Bundestag zu seiner zweiten Plenarsitzung der 19. Wahlperiode zusammen. Die neuen Abgeordneten waren fast vollständig versammelt. Wolfgang Schäuble, Ex-Finanzminister und nun Bundestagspräsident – mithin zweiter Mann im Staate- hielt eine vielbeachtete Rede, in der er die Parteien aufrief kompromissfähig zu sein und sich einer „Übernahme von Verantwortung“, wie neuerdings Regierungsbildungen verschwurbelt genannt werden, nicht zu verweigern. Er nannte zwar keine Partei beim Namen, meinte aber eindeutig nicht AfD und Linke.
Dann ging es in die Abarbeitung der Tagesordnung! Die enthielt neben vielen wichtigen aktuellen Themen, wie die durchaus strittige Verlängerung der Bundeswehreinsätze an vielen Orten im Ausland, auch einige von hoher Brisanz, soweit es die bisherige Klima- und Energiepolitik der bisherigen Regierung betraf, bzw. der sie stützenden Altparteien.
Die SPD verlangte eine aktuelle Stunde zu den Arbeitsplatzverlusten bei Siemens, die Grünen wollten die Jamaika-Pleite schnell hinter sich lassen und verlangten die Beratung ihres Antrags „Klimakonferenz in Bonn – Schneller Ausstieg aus der Kohle ist jetzt nötig!“ . Und auch die AfD wollte in der Eurofrage punkten und setzte die Beratung eines Antrages zur Rechtskonformität der Euro-Stabilisierung, auf die Tagesordnung. Die dazu gehörige Rede der Fraktionsvorsitzenden Weidel und die Gegenreden sollen hier nicht unser Thema sein, nur soviel sei verraten: Frau Weidel schenkte den Verursachern der andauernden Euro- und Schuldenkrise nichts. Alle Versäumnisse und Verschleierungen der Verantwortlichen wurden von ihr schonungslos benannt. Die so angesprochenen schnappten hörbar nach Luft, so etwas mussten sie schon seit langem nicht mehr anhören und verkeilten sich dann in ihren Erwiderungen nur auf die Ächtung scheinbar formale Ausrutscher in der Rede Weidels.
 
Video nicht mehr verfügbar

Video der Rede von Tino Chrupalla am 21.11.17 im Deutschen Bundestag: Die Energiewende ist eine Farce:

Zuvor jedoch ging es um die Absicht von Siemens ihre Kapazitäten im Kraftwerksbereich in großem Stil abzubauen. Davon sind weltweit über 7.000 Jobs betroffen, in Deutschland um die 3500. Ganze Werke sollen geschlossen werden, u.a das profitable Werk in Görlitz und das traditionsreiche Dynamowerk in Berlin. Martin Schulz hatte sich zuvor den wütenden Arbeitnehmern, die – von der IG-Metall organisiert – vor dem Reichstag demonstrierten, gestellt und die Klassenkampfkeule gegen Siemens geschwungen. Er könne ihnen zwar nicht den Erhalt ihrer Jobs versprechen, aber das wüsste er, die Siemens Manager hätten versagt und was sie praktizierten wäre Manchester Kapitalismus. Dabei unterließ er es tunlichst auf die eigene Rolle seiner SPD hinzuweisen, die seit über 20 Jahren im Klimaschutzmodus fährt, diesen kräftig national wie international,– dabei fleißig unterstützt von der IG-Metall- wann immer es ging, kräftig anheizte und um den Klimaschutz durchzusetzen, das Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) beschloss. Die SPD erließ dieses schlimmste Gesetz von allen, zusammen mit den Grünen, im Jahre 2000.
Damit erst wurde die auch weltweite Verdammnis der „schmutzigen“ Kohle international salonfähig, denn nun zeichnete sich – zumindest für all jene, die mit den Naturgesetzen und der Mathematik seit der Schule auf dem Kriegsfuß stehen, und das ist bei weitem die Mehrheit- ab, dass es irgendwie möglich wäre, die fehlende Energie durch Wind und Sonne zu gewinnen. Wind und Sonne schicken eben keine Rechnung , war die ebenso dusslig falsche wie einprägsame Slogan des grünen Predigers Franz Alt. Das alles ließ 100 % Martin Schulz aus. Und er ließ auch aus, dass die Bundesregierungen, denen die SPD dann angehörte, alles dran setzten, die Kohle zu verteuern, oder ihren Gebrauch zur Stromgewinnung unmöglich zu machen.

„Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) haben vor dem Hintergrund die Finanzierung von Kohleprojekten aus ihren Etats schon ganz gestrichen. Jetzt wollten sie dafür sorgen, dass auch die KfW und vor allem deren privatwirtschaftlich geführte Tochterbank Ipex sich aus der Mitfinanzierung von Anlagen zurückziehen, die der Gewinnung, dem Transport oder der Stromerzeugung von und aus Kohle dienen.

Schrieb bspw. die FAZ schon am 15.12. 2014. US Präsident Obama – Bruder im Geiste Merkels und der deutschen Altparteien – weitete zeitgleich seinen „War on Coal“ kräftig aus.
Und das alles geschah natürlich mit voller Billigung und Unterstützung der CDU und ihrer Kanzlerin, auch begeistert mitgetragen von Grünen und Linken.
Doch nun will es keiner gewesen sein. Daher konnte sich der Vertreter der CDU, Joachim Fischer, auch nur darauf zurückziehen, die betriebswirtschaftliche Seite von Siemens zu beleuchten, die jetzt, nachdem alle das Kind bewusst in den in Brunnen geworfen hatten – Siemens, der sich schon seit langem als grüne Konzern versteht, eingeschlossen- tatsächlich gebietet, die Verluste durch Job Abbau zu vermindern oder ganz zu beseitigen.
Es bedurfte eines neuen Abgeordneten der AfD, auf diese seit langem durchgeführten, methodisch geplanten, in vielen tausend Vorschriften und Gesetzen festgelegten Absichten hinzuweisen, die dafür Verantwortlichen laut und deutlich beim Namen zu nennen, und auf deren Verantwortung für die jetzt für alle erkennbaren Konsequenzen hinzuweisen. Sein Name ist Tino Chrupalla, bis zur Wahl selbständiger Malermeister aus Görlitz. Er läutete mit seiner Rede die erste Sternstunde in Bezug auf „Klimaschutz“ und Energiewende, des neuen Bundestages ein.
 
 




,Untergang‘ von Fidji ist Fake News von COP23 – Offener Brief von Prof. Mörner

Offener Brief an den Premierminister von Fidji und Präsidenten von COP23 Frank Bainimarama von Nils-Axel Mörner:
Herr Präsident,
die auf dem Treffen der COP23 anwesende Gemeinschaft wünscht sich nichts sehnlicher als einen Temperaturanstieg gemäß dem von den Modellen vorhergesagten (der allerdings niemals verifiziert, sondern dem ernsthaft widersprochen wird). Gleiches gilt für Änderungen des Meeresspiegels, welche ernste Bedrohungen durch Überflutung tief liegender Küsten mit sich bringen, falls der Meeresspiegel plötzlich zu steigen beginnt mit zuvor noch nie beobachteten Raten (was physikalische Gesetze genauso verletzen würde wie es dem über Jahrhunderte akkumuliertem wissenschaftlichen Kenntnisstand widersprechen würde).
Wir haben Ihr schönes Land besucht und eine detaillierte Meeresspiegel-Analyse durchgeführt. Daraus ging ohne jeden Zweifel hervor, dass sich der Meeresspiegel in keiner Weise in einem Zustand des Steigens befindet sondern während der letzten 50 bis 70 Jahre bemerkenswert stabil gewesen war. Folglich entbehren sämtliche Bedrohungsszenarien eines allgemeinen Versinkens im Meer jedweder Grundlage.
Was immer Wirtschaft, Politik und Projekt-Agenden in den Mittelpunkt rücken – die wahre wissenschaftliche Gemeinschaft muss darauf bestehen, dass nur von der Natur selbst gelieferte Fakten sowie Laborexperimente vertrauenswürdige Ergebnisse bringt.
Die Fakten sind Folgende:
– Der Meeresspiegel verharrte während der letzten 200 Jahre weitgehend auf dem gegenwärtigen Niveau
– Während der letzten 50 bis 70 Jahre blieb der Meeresspiegel um Fidji völlig stabil.
– Diese Stabilität ist belegt durch das Wachstum von Korallen (die nicht mehr vertikal wachsen, sondern sich horizontal ausbreiten in Mini-Atolle) – und Korallen lügen nicht.

Wir haben (siehe Referenzen am Ende):

– Ihre Aufzeichnungen von Tiden-Messgeräten untersucht – Mörner & Matlack-Kelin, 2017a

– Stellen mit küstennaher Erosion untersucht – Mörner & Matlack-Kelin, 2017b

– die Änderung des Meeresspiegels während der letzten 500 Jahre sehr detailliert dokumentiert – Mörner & Matlack-Kelin, 2017c

– auf die große Ähnlichkeit mit Aufzeichnungen in Nationen wie den Malediven, Bangladesh und Indien hingewiesen – Mörner 2017

– unsere Erkenntnisse auf Konferenzen in Rom (4. WCCC, 19. bis 21. Oktober 2017) und Düsseldorf (11. IKEK des EIKE, 9. und 10. November 2017) vorgestellt

Abbildung 1: Die kritische Tiefe für Korallen liegt 40 cm unter dem Niveau bei Ebbe (als das Bild aufgenommen worden ist).

Zu Abbildung 1: Falls der Meeresspiegel nicht steigt, sind die Korallen gezwungen, sich seitlich auszubreiten. Wir haben viele der artige Fälle an vielen verschiedenen Stellen in Fidji untersucht. Wir führen die Datierung mittels des Radiokarbon-Verfahrens durch und datieren auf diese Weise alle Zahlen in der toten Mitte immer mit einem Alter „unter 500 Jahre“. Dies impliziert, dass der Meeresspiegel während der letzten 50 bis 70 Jahre absolut stabil geblieben ist, und – Korallen lügen nicht! (Nach Mörner & Matlack-Klein, 2017d)

Abbildung 2: Änderungen des Meeresspiegels auf den Yasawa-Inseln in Fidji (nach Mörner & Matlack-Klein, 2917c).

Zu Abildung 2: Der Meeresspiegel war im 16. und 17. Jahrhundert hoch (1), im 18. Jahrhundert niedrig (2) und auf etwa dem gleichen Niveau wie gegenwärtig im 19., 20. sowie zu Beginn des 21. Jahrhunderts (3) mit einem etwas höheren Niveau zu Beginn des 19. Jahrhunderts und einem perfekt stabilen Niveau während der letzten 50 bis 70 Jahre – belegt durch mittels der C14-Methode datierten Mikro-Atolle an verschiedenen Stellen. Folge: Derzeit gibt es keinerlei Anstieg des Meeresspiegels – d. h. die Bedrohung einer zukünftigen Überflutung ist vom Tisch!

Unsere Daten zeigen (Mörner & Matlack-Klein 2017c):

1. Fehlen jedweden Anstiegs des Meeresspiegels während der letzten 50 bis 70 Jahre

2. Globale Vorherrschaft einer turnusmäßig wechselnden Eustatik während der letzten 500 Jahre.

Unsere Botschaft (oder vielmehr unsere dringende Bitte) an Sie als Präsident von COP23 lautet:

Beachten Sie bitte die beweise in Ihrem eigenen Gebiet der Fidji-Inseln, welche keinen Meeresspiegelanstieg anzeigen!

Seien Sie gewissenhaft hinsichtlich der Botschaft der Fidji-Korallen, welche eine vollkommene Stabilität des Meeresspiegels seit 1950 anzeigen

Lassen Sie uns im wahren Geist des französischen Philosophen Jean Jaques Rousseau sagen:

Retournons à la Nature!

Das heißt: Beweise vor Ort in den Mittelpunkt rücken – anstatt einer von politischen und/oder religiösen Agenden getriebene Modelle und Gedanken!

Stockholm, November 12, 2017

 
 
 
Nils-Axel Mörner morner@pog.nu
Head of Paleogeophysics & Geodynamics at Stockholm University, Sweden (1991-2005) President of the INQUA Commission on Sea Level Changes and Coastal Evolution (1999-2003) Leader of the Maldives Sea Level Project (2000-2007)
Chairman of the INTAS project on Geomagnetism and Climate (1997-2003) Leader of the Fiji New Sea Level Project (2016-2017)
Patronus Skytteanus of the Skytte Foundation at Uppsala University (1979-2017+)
Awarded the Golden Condrite of Merit from Algarve University (2008) “for his irreverence and contribution to our understanding of sea level change”
Author of several hundreds of peer-reviewed scientific papers and several books
sowie
Pamela Matlack-Klein, co-author and co-investigator The Portuguese Sea Level Project
pmkdragon@gmail.com

Danksagungen: Unsere Forschungsgruppe hatte das Vergnügen, ausführliche Studien auf den Fidji-Inseln durchzuführen. Wir haben die bemerkenswerte Natur und die wunderbaren Bewohner vor Ort auf den Yasawa-Inseln schätzen und lieben gelernt. Unsere Kritik sollte als ein Zeichen unserer Hochachtung vor den unwiderlegbaren Beweisen vor Ort gesehen werden – und vor den sehr netten lokalen Bewohnern, welche eine direkte und unverzerrte Information hinsichtlich ihrer eigenen zukünftigen Umwelt verdienen.

References
Mörner N-A, Matlack-Klein P (2017a) The Fiji tide-gauge stations. International Journal of Geoscience, 8: 536-544. https://doi.org/10.4236/ijg.2017.84028
Mörner N-A, Matlack-Klein P (2017b) Coastal erosion in the Yasawa Islands, Fiji. Nature Science, 9 (5): 136-142. https://doi.org/10.4236/ns.2017.95014
Mörner N-A (2017c) Our Oceans – Our Future: New evidence-based records from the Fiji Islands for the last 500 years indicating rotational eustasy and absence of a present rise in sea level. International Journal of Earth & Environmental Sciences, 2: 137. https://doi.org/10.15344/2456-351X/2017/137
Mörner N-A, Matlack-Klein P (2017d) New records of sea level changes in the Fiji Islands.
Submitted, under reviewing.
Mörner N-A (2017) Coastal morphology and sea level changes in Goa, India, during the last 500 years. Journal of Coastal Research, 33: 421-434.
DOI: 10.2112/JCOASTRES-D-16A-00015.1
Clutz R (2017). Fear not for Fiji. Science Matters
https://rclutz.wordpress.com/2017/10/24/fear-not-for-fiji/
Tallbloke’s Talkshop (2017) WCCC4 Rome: Interview with Nils-Axel Mörner https://tallbloke.wordpress.com/2017/10/24/wcc4-rome-interview-with-nils-axel- morner/
Link: https://wattsupwiththat.com/2017/11/13/fiji-flooding-is-fake-news-from-cop23/
Übersetzt von Chris Frey EIKE
Hier der Beitrag von Prof. Mörner im Detail (PDF):
Paper 649




Vorbei? – Stehen Deutsche Windparks vor der Demontage, wenn die Subventionen auslaufen?

Kein Land ging härter oder schneller voran als Deutschland, als es darum ging, Windkraftanlagen in die Natur zu spießen und Solarpaneele aufzuspannen, soweit das Auge reicht.
Die Kosten für die deutschen Haushalte und Unternehmen sind in Bezug auf die explodierenden Strompreise kolossal gestiegen und die Auswirkungen auf das Netz sind sowohl kostspielig als auch chaotisch (ein Punkt, der im zweiten Beitrag in der heutigen Post aufgegriffen wurde).
Hier der Link zur o.g. Studie die ergab, dass Windkraftanlagen eine wirtschaftliche Lebensdauer von etwa 12 Jahren haben.
Gefunden auf stopthesethings am 14.11.2017
Übersetzt und zusammengestellt von Andreas Demmig
https://stopthesethings.com/2017/11/14/kaput-german-wind-farms-set-for-dismantling-as-subsidies-dry-up/
 
* * *
Aber auch in Deutschland ist das Thema hochgekommen, was passiert, wenn der Subventionsstecker gezogen wird. Deutsche Nachrichten auf GWPF ins englische übersetzt.
Hier gleich das Original komplett auf Deutsch beim ZDF online, Autor: Eckart Gienke

Ende der Förderung-Alte Windräder müssen bald vom Netz

Die Windkraft ist der wichtigste Baustein für die Energiewende – doch das Auslaufen der Förderung bedroht unzählige Windräder. In drei Jahren könnte ein Großteil vom Netz gehen.
Mehrere Tausend Windräder in Deutschland werden im nächsten Jahrzehnt vermutlich abgebaut, weil ihre staatliche Förderung ausläuft. „Wenn die Strompreise in der nächsten Dekade nicht steigen, werden sich nur wenige Anlagen ohne Förderung am Markt behaupten“, heißt es in einer Analyse des Berliner Fachberatungsunternehmens Energy Brainpool. Diese Einschätzung wird von den meisten Fachleuten geteilt. „Auf jeden Fall ist ab 2020 mit der Abschaltung von Bestandsanlagen in mehr oder weniger großem Umfang zu rechnen“, heißt es in einem Artikel mehrerer Ökonomen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig in der Zeitschrift „Wirtschaftsdienst“.
Der Knackpunkt ist der Strompreis in 2021, den heute niemand kennt. Ältere Windenergieanlagen, die seit 20 Jahren oder länger in Betrieb sind, verlieren ihre Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), nicht jedoch ihre Betriebsgenehmigung. Sie könnten weiter Strom erzeugen, wenn sie profitabel wären. Wie alle älteren Technologien sind auch Windkraftanlagen nach 20 Jahren verschleißanfällig für Reparaturen und wartungsintensiver als neue Anlagen. Die Betriebskosten werden daher steigen. Der aktuelle Strompreis [an der Börse] von rund drei Cent pro Kilowattstunde reicht nicht aus, um die Windparks am Laufen zu halten – mit vielleicht wenigen Ausnahmen an besonders guten Lagen. Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten.
 

Bis 2023 könnte mehr als ein Viertel aller Anlagen an Land wegfallen

Allein im ersten Jahr fallen 5.700 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 4.500 Megawatt aus der Förderung heraus. In den Folgejahren sind es jeweils 2.000 bis 3.000 Megawatt. Der Bundesverband Windenergie schätzt, dass bis 2023 rund 14.000 Megawatt installierte Leistung auf der Kippe stehen. Das wäre mehr als ein Viertel der aktuell installierten Windenergie-Leistung an Land, die zunächst einmal wegfallen würde.

Der geplante Ausbaukorridor für die Windenergie an Land sieht vor, dass 2020 und in den Folgejahren jeweils 2.900 Megawatt Leistung neu installiert und gefördert werden. Aber das ist brutto, nicht netto. […das ist die Nennleistung, nicht was tatsächlich geliefert wird – Immerhin mal ehrlich!, Demmig]  Stillgelegte und rückgebaute Anlagen werden nicht berücksichtigt. Bei der gegenwärtigen Sachlage könnte also der Fall eintreten, dass mehr Windkraftkapazität stillgelegt als neu gebaut wird. Die Windenergie an Land würde schrumpfen, nicht wachsen. „Es ist problematisch, dass die Ausbaupfade den zu erwartenden Ersatzinvestitionsbedarf nicht abbilden“, schreiben die Leipziger Wissenschaftler.

 

Gefahr für die Energiewende

„Das ist für die Energiewende insofern relevant, als die Windenergie gegenwärtig der wichtigste erneuerbare Energieträger in Deutschland ist – und dies perspektivisch auch bleiben wird.“ Die Branche fordert nun, die Ausbaukorridore für Windenergie an Land nach 2020 erheblich auszuweiten. „Die sind ohnehin unzureichend“, sagt Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie (BWE) in Berlin. „Und es gibt auch keine Begründung mehr dafür.“

Die Kosten sind mit Ausschreibungen deutlich gefallen und sinken weiter. Zudem solle die Politik den Weg frei machen für die Direktvermarktung des Stroms aus alten Anlagen an große Unternehmen, die aus Image-Gründen für grünen Strom etwas mehr zahlen.

 

Zukunft der Windkraft wird letztlich von Strompreisen abhängen

Schließlich geht es noch um die Standorte, auf denen die alten Anlagen stehen. Sie wären zum Teil heute nicht mehr genehmigungsfähig, weil sich die rechtlichen Vorschriften verändert haben und zum Beispiel mehr Abstand zu Wohnhäusern einzuhalten ist. Für den Verband sind das gut etablierte und akzeptierte Standorte, auf denen wieder neue Windkraftwerke errichtet werden sollten – die dann auch viel effektiver wären als die alten Mühlen. „Die Länder sollten das nicht zu sehr erschweren“, fordert Axthelm.

Letztlich werden aber die Strompreise die entscheidende Rolle spielen. Ein Trend in der Diskussion um die Energiewende geht in die Richtung, die Preise für CO2-Zertifikate deutlich zu erhöhen. Damit würde Strom aus fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas deutlich teurer. Ob die Politik diesen Weg nimmt, wird sich aber erst nach der Bildung der nächsten Bundesregierung abzeichnen.

Übernommen von https://www.zdf.de/nachrichten/heute/auslaufendes-eeg-gefahr-fuer-windkraftanlagen-100.html
 
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Die Welt N24-Online berichtet über Rekordhöhen der negativen Strompreise

Strompreis-Kollaps durch „Herwart“ offenbart Wahnsinn der Energiewende

Herbststurm „Herwart“ sorgte für Chaos auf dem deutschen Energiemarkt. Denn wegen des starken Windes fielen die Strompreise ins Negative – so sehr wie seit fünf Jahren nicht. Die Verbraucher haben nichts davon. Für sie wird es sogar teurer.

Welt-N24 screenshot des Videos


… Die Orkanböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern pro Stunde über Deutschland sorgten auch für Chaos am deutschen Energiemarkt. …
Viel Wind, der wiederum so viel Energie erzeugte, dass der Strompreis geradezu kollabierte. Binnen Minuten drehten an der Energiebörse EEX die Preise für Elektrizität ins Minus, der Markt stand Kopf. Wer seinen Strom verkaufte, musste seinen Abnehmern plötzlich Geld bezahlen. In der Spitze rutschte der Preis auf minus 83,06 Euro pro Megawattstunde. Im Durchschnitt lag der Preis bei minus 52,11 Euro, so tief wie seit Weihnachten 2012 nicht mehr. Zu „normalen“ Zeiten wird der Strom für rund 37 Euro pro Megawattstunde gehandelt – plus 37 Euro.
… „Herwart“ zeigt auf ernüchternde Weise die eklatanten Konstruktionsmängel der deutschen Energiewende. Der Stromkollaps am Wochenende mag zwar besonders krass ausgefallen sein. Doch negative Preise an den Strombörsen gehören hierzulande inzwischen zum Energie-Alltag. Immer wenn die deutschen Solaranlagen oder Windräder mehr Energie produzieren, als gerade benötigt wird, es also zu einer Stromschwemme kommt, stürzen die Preise ab.

…. „Immer wenn Strom produziert wird, den niemand unmittelbar braucht, entwickelt der Markt das Phänomen der Negativpreise“, erklärt Tobias Struck, Leiter Energiespeicher beim norddeutschen Versorger Wemag. „Das liegt daran, dass es noch immer nicht genug Möglichkeiten gibt, überschüssige Energie zu speichern oder umzuwandeln.“

Abschlußsätze auf No Tricks Zone

Quelle STT: Kaliforniens Monument: Ein Denkmal industrieller Torheit
 Es bleibt die Frage, was mit diesen tausenden stillgelegten Turbinen passieren wird. Werden sie aufgegeben und verlassen so die idyllische Landschaft des Landes als Massenjunkie – ein Denkmal für eine der größten industriellen Torheiten, die der Mensch jemals erlebt hat?
* * *
 
Anmerkung des Übersetzers:
Die Besitzer werden sich überlegen, die alten Windanlagen durch neuere zu ersetzen. Denn diese Standorte bestehen und es fangen dann wieder neue Jahre mit Subventionen an.
Allerdings entstehen Abbruchkosten  – und ob die Anwohner größere Anlagen akzeptieren, ist sehr fraglich.
Außerdem sind Ausschreibungen zu gewinnen, bei denen die Strompreise neu festgelegt werden
– Auslaufende Subventionen trifft jedoch auch die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen.
 
Übersetzt und zusammengestellt von Andreas Demmig




Das Elend der Klimapolitik

Bonn. Die Klimakonferenzen der UNO sind fester Bestandteil des Vorweihnachtsprogramms: Immer im November oder Dezember treffen sich Tausende von Regierungsvertretern und Diplomaten, um zwölf Tage lang über die Bekämpfung der Erderwärmung zu beraten. Begleitet werden sie jeweils von Zehntausenden von Journalisten und Aktivisten, die die spröden Tagungen zu einem Spektakel machen – die einen mit Sondersendungen, die anderen mit Sondereinlagen: So sangen dieses Jahr in Bonn einige Demonstranten die amerikanische Delegation mit einem Lied gegen den «klimaskeptischen» US-Präsidenten nieder: «Du behauptest, du seist Amerikaner, aber wir sehen deine Gier», bekam die Delegierten-Crew von Donald Trump zu hören.

Die diesjährige Konferenz, die offiziell bis gestern dauerte, stand unter dem Vorsitz des Inselstaats Fidschi. Staatschef Frank Bainimarama hatte an der Eröffnung für Fünf-vor-zwölf-Stimmung gesorgt: «Dies ist der Augenblick der Wahrheit.» Es seien «harte Entscheidungen» gefordert. Man müsse «mit allen vorhandenen Mitteln» eine Antwort auf den Klimawandel geben.

150 Milliarden Euro

Ziemlich alle Mittel hat in den letzten Jahren Deutschland eingesetzt, das trotz des Vorsitzes Fidschis Austragungsort der Konferenz war – dem Südpazifik-Staat fehlten die Kapazitäten, um 25 000 Teilnehmer unterzubringen. Die Deutschen haben sich den Kampf gegen die Erwärmung schon 150 Milliarden Euro kosten lassen. Weite Landstriche sind geprägt von Windrädern und frei stehenden Solaranlagen, die mithilfe von Fördergeldern erstellt worden sind. Kein anderes Land hat verglichen mit seiner Grösse Alternativstrom so stark gefördert. Deutschland gilt als Vorbild, wie der Mensch dank politischen Willens das Klima steuern kann.

Allerdings hat das Image kurz vor der Bonner Konferenz arge Kratzer bekommen: Im Oktober gab das Bundesumweltministerium bekannt, dass die Klimaziele Deutschlands für 2020 weit verfehlt werden. Der Ausstoss an Kohlendioxid (CO2) geht bis dann nicht um 40 Prozent gegenüber 1990 zurück, sondern nur um 32,5 Prozent oder weniger. Eine Abnahme um über 30 Prozent klingt nach viel. Die CO2-Produktion in Deutschland war aber schon 2005 um 21 Prozent gegenüber 1990 zurückgegangen, was vor allem auf den industriellen Zusammenbruch in Ostdeutschland nach dem Mauerfall zurückzuführen war. In den letzten zehn Jahren hat der CO2-Ausstoss nur noch um neun Prozent abgenommen – obwohl in dieser Zeit die meisten der 30 000 Windanlagen und Millionen Solarpanels aufgestellt worden sind.

Inzwischen hat auch Bundeskanzlerin Angela Merkel eingestanden, vom Erfolgspfad abgekommen zu sein: «Wir sind ein grosses Stück davon entfernt, es geht um Arbeitsplätze und bezahlbare Energie», sagte die einstige «Klimakanzlerin» am Mittwoch in Bonn. Noch im Wahlkampf hatte sie das Gegenteil versprochen: «Wir werden Wege finden, wie wir bis 2020 unser 40-Prozent-Ziel einhalten», sagte Merkel an einer Veranstaltung.

Deutschland ist kein Einzelfall. Viele europäische Länder verfehlen ihre Klimaziele. Im Oktober haben auch die Niederlande verkündet, die angestrebte CO2-Reduktion bis 2020 nicht zu erreichen. Schon im April ist bekannt geworden, dass die Ziele von Irland nicht realistisch sind. Zuvor war ein Bericht zweier Umweltorganisationen zum Schluss gekommen, dass nur drei der 28 EU-Staaten auf Kurs des Klimaabkommens von Paris seien. Der Bericht zählte nebst Schweden und Frankreich auch Deutschland zu den erfolgreichen Ländern, ausgerechnet. Man muss von Schönfärberei sprechen.

Die Schweiz hat ihr Reduktionsziel für 2008–2012 im Rahmen des Kyoto-Protokolls formell zwar erreicht: acht Prozent weniger CO2-Ausstoss als 1990. Möglich war das aber nur dank der Anrechnung vieler Emissionszertifikate, die im Ausland gekauft wurden. Bis 2020 soll der CO2-Ausstoss der Schweiz nun um 20 Prozent tiefer als 1990 liegen. Auch das bekommt das Land nur hin, wenn es Kompensations-Massnahmen im Ausland veranlasst und finanziert.

In Deutschland zeigt man sich jedenfalls konsterniert darüber, bei den Klimazielen bis 2020 zu scheitern. «Aber natürlich schluckt man, wenn man die Zahlen sieht», sagte der zuständige Staatssekretär Jochen Flasberth der Süddeutschen Zeitung – um gleich den Mahnfinger zu heben: Es gebe «einen ganz grossen Unwillen zu tief greifenden Strukturveränderungen». Die Angst vor «Populisten» sei den «notwendigen Entscheidungen» im Weg gestanden. Es brauche nun «einen konsequenter Einstieg in den Kohleausstieg», forderte Flasberth, der früher Umweltaktivist war.

Unzuverlässiger «Flatterstrom»

Der Diplom-Volkswirt sagte aber nicht, wie sehr ökonomische und physikalische Gegebenheiten seinen Forderungen entgegenstehen: Wind- und Solarenergie sind in Deutschland vordergründig eine Erfolgsgeschichte. Sie machen mittlerweile über ein Viertel der Stromproduktion aus. Allerdings sind Durchschnittswerte kaum von Bedeutung. Entscheidend ist, ob zu jedem Zeitpunkt genug Strom vorhanden ist. Nachgefragt wird dieser vor allem im Winter. Dann aber kommt insbesondere von Solarpanels wenig bis gar keine Leistung. Allgemein ist die Produktion von Solar- und Windenergie stark vom Wetter abhängig. Man spricht deshalb von «Flatterstrom». So schwankten im letzten Januar die täglichen Anteile von deutschen Wind- und Solarstrom zwischen 41,3 Prozent und 2,5 Prozent (siehe Grafik).

An Tagen wie beispielsweise dem 24. Januar 2017 herrscht in Deutschland «Dunkelflaute»: Die Sonne scheint nicht, und der Wind weht kaum. Reservekraftwerke müssen dann jeweils einspringen. Grob gesagt, muss für jedes Kilowatt installierter Solar- und Windleistung ein Kilowatt «Backup»-Leistung bereitstehen. Denn Speicher für Energie aus Elektrizitätswerken, etwa in Form von Pumpspeicher-Stauseen, fehlen in Deutschland weitgehend. Auch Batterien kommen für die Speicherung im grossem Mass technologiebedingt nicht infrage.

Die notwendige Reserve-Leistung kommt überwiegend von Kohlekraftwerken, zum Teil auch von Gas- und Atomkraftwerken. Deutschland will aber bis 2022 ganz aus der Atomenergie aussteigen und alle acht AKW, die noch am Netz sind, abstellen. In Zukunft wird das Land darum noch stärker auf Kohlestrom angewiesen sein. Bestehende Kohlemeiler müssen weiter in Betrieb gehalten werden, mit entsprechendem CO2-Ausstoss. Ansonsten drohen Stromlücken und folglich wirtschaftliche Nachteile.

Kohlekraftwerke kann man aber nicht kurzfristig an- und abstellen. Auch als Reserven müssen sie darum durchgehend am Netz bleiben. Das führt in Deutschland regelmässig zu massiven Stromüberschüssen. Immer mehr kurzfristige Schwankungen destabilisieren das Elektrizitätsnetz. Bei Stromüberfluss, wenn etwa viel Wind geht, bezahlt Deutschland den Verbrauchern mitunter sogar Geld, dass sie Elektrizität abnehmen. Während des Herbststurms Herwart Ende Oktober gingen die Negativpreise bis 8,3 Cents pro Kilowattstunde hoch. Dabei zahlen die deutschen Stromkunden schon für die Produktion jeder Kilowattstunde Strom 6,9 Cents Förderabgabe. Die Allgemeinheit kommt so oft doppelt zur Kasse: einmal für die Erzeugung von Strom, ein zweites Mal für dessen Vernichtung.

Ausserhalb Europas sieht es noch düsterer aus mit der Erreichung der Klimaziele. Zwar ist der weltweite CO2-Ausstoss in den letzten Jahren etwas weniger schnell gewachsen als zuvor – kaum aber wegen Klimaschutzmassnahmen, sondern wegen des gebremsten Wachstums in Schwellenländern wie China. Geht es mit der Wirtschaft dort wieder stärker voran, wird auch die CO2-Produktion weiter steigen. Von einer deutlichen Abnahme des weltweiten Ausstosses, wie es das Abkommen von Paris für die kommenden Jahrzehnte vorsieht, ist die Welt meilenweit entfernt.

Es treffen zwar immer wieder gut klingende Absichtserklärungen auch von ausserhalb Europas ein. Dabei geht es meist aber nur um einen langsameren Anstieg des Ausstosses, nicht um einen Rückgang. China, das 30 Prozent des CO2 in die Luft lässt, hat zwar bekannt gegeben, dass es seinen Ausstoss ab 2030 senken will. Konkret hat es aber nur beschlossen, ab dann die CO2-Menge relativ zur Wirtschaftsleistung zu verringern. Der Ausstoss in absoluten Zahlen steigt bei wachsender Wirtschaft mutmasslich weiter.

Fossile Brennstoffe dominant

Auch Indien, das ebenfalls zu den grössten CO2-Produzenten gehört, will ab 2030 nur die Intensität der Emissionen verglichen mit der Wirtschaftskraft verringern, nicht den absoluten Ausstoss. Indonesien, das zu den global zwölf grössten Emittenten gehört, will seine CO2-Produktion bis 2030 zwar um 29 Prozent verringern – aber nur gegenüber der ursprünglich erwarteten Zunahme. Gemäss eines Berichts des US-Weltressourceninstituts verfehlt Indonesien voraussichtlich auch dieses Ziel. Amerika als zweitgrösster CO2-Emittent verabschiedet sich nach der Kündigung des Paris-Abkommens durch Donald Trump möglicherweise ganz aus dem Klimaschutz.

Heute erfolgt die Energieversorgung der Welt zu über achtzig Prozent durch fossile Brennstoffe. Die Nutzung von Kohle, Öl und Gas ist aber zwangsläufig mit dem Ausstoss von CO2 verbunden. Selbst wenn bei Verbrennungen alle Luftschadstoffe aus der Abluft herausgefiltert werden, entweicht immer eine bestimmte Menge an Kohlendioxid. Technische Fortschritte ermöglichen zwar eine immer bessere Nutzung fossiler Brennstoffe. Aber solche Effizienzgewinne sind viel zu gering, als dass sie einen Totalausstieg in wenigen Jahrzehnten ermöglichen.

Die Verwendung fossiler Brennstoffe innert nur weniger Jahrzehnten zu stoppen, wie im Namen des Klimaschutzes gefordert, ist darum kaum denkbar ohne massive Einbrüche der Wirtschaftsleistung und der Landwirtschaftsproduktion. Selbst wenn alternative Energieformen bereitstünden, die ökologisch und ökonomisch tauglich wären, könnte deren Nutzung kaum so rasch wie nötig hochgefahren werden. Die erneuerbaren Energien machen derzeit nur 13 Prozent der Weltversorgung aus. Davon entfällt der Grossteil auf Biotreibstoffe und Wasserkraft. Die öffentlich hoch gehandelten Solar-, Wind- und Geothermie-Energien sind mit 1,5 Prozent praktisch bedeutungslos.

Es ist das Elend der Klimapolitik: Soll der Ausstoss von Klimagasen schneller abnehmen, als es der technologische Fortschritt erlaubt, geht das praktisch immer auf Kosten der Wirtschaftsleistung. Einen Zusammenbruch der Wirtschaft und den Einbruch des Wohlstands wird die Bevölkerung aber in keinem Land hinnehmen – allen Konferenzen zum Trotz.

Der Beitrag erschien zuerst in der Basler Zeitung hier




So werden Rosinen zu Ruinen

Von Silvio Borner (Red. WELTWOCHE Zürich)*
„The problem with an ideology is that it gives 
the answer before you look at the evidence. So you have to mold the evidence to get the answer that you’ve already decided. It doesn’t work that way.“ Bill Clinton, 2012
Diese Aussage des früheren US-Präsidenten umschreibt gut, woran die De­batten über Klimawandel und politische Massnahmen kranken. Die Schweiz ist einer Art ­Klimahysterie verfallen, die jegliche wissenschaftliche, aber auch wirtschaftliche Kritik an der Klimapolitik nicht mehr zu Wort kommen lässt. Die Ver­leihung des Benoist-Preises an den Weltretter Professor Thomas Stocker und die neueste ETH-Studie zur Versorgungs­sicherheit sollen auch noch die letzten und ­leisesten Zweifel im Keime ersticken. Ganz anders sieht es aus, wenn man ohne jegliche Klimahysterie und Öko-­Euphorie die grundsätzlichen Fragen erörtert und dabei die ­ökonomische Vernunft zu Wort kommen lässt. Hier ein Überblick über die wichtigsten ­Fragen.

1 – Was sind unbestrittene Tatsachen?

Das Klima erwärmt sich, und der menschen­gemachte (anthropogene) Einfluss existiert – aber ob er «eindeutig überwiegt», wie ETH-­Professor Reto Knutti kürzlich in der NZZ schrieb, ist nach wie vor wissenschaftlich ­offen. So ist die Frage, ob die Klimamodelle so gut abgestützt sind, dass man damit den Versuch einer exakten Steuerung der Erwärmung auf Jahrzehnte hinaus legitimieren kann, zu verneinen. Schliesslich ist die Fokussierung bei den anthropogenen Treibhausgasen (THG) auf das an sich lebenswichtige CO2 und bei ­diesem vor allem auf die Energie primär politisch, nicht wissenschaftlich bestimmt. Die ­Berechnung eines exakten CO2-Budgets, um die Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf 2 Grad Celsius zu begrenzen, ist ein Missbrauch von Wissenschaft.

2 – Was folgt daraus und was nicht?

Klimaforscher sind frei in ihren Modellpro­gnosen, aber sie können daraus keine Reduk­tionsziele in absoluten Zahlen ableiten, ohne die grossen Unsicherheiten offen zu deklarieren und die damit verbundenen Fehlerrisiken zu beziffern. Noch relevanter ist aber die Vernachlässigung anderer Probleme wie der Bevölkerungsexplosion in Afrika, Armutsüberwindung, Erschöpfung von Ressourcen, die noch knapper sind als Energieträger.
Selbst gemäss den Modellberechnungen des Weltklimarats (IPCC) würden die in Paris unverbindlich abgegebenen Versprechen bloss eine Reduktion der Erwärmung um 0,1 bis 0,2 Grad Celsius bewirken. Das Abkommen von Paris ist daher selbst für die IPCC-Promotoren reine Augenwischerei, aber mit gewal­tigen Opportunitätskosten für Wirtschaft und Gesellschaft verbunden.

3 – Was ist falsch am Pariser Abkommen?

Bei einem (vermeintlichen) globalen Umweltproblem wie bei den menschengemachten THG sind nationale Reduktionsziele per se ­ineffizient, wettbewerbsverzerrend und somit konfliktträchtig. Entsprechende Spannungen werden noch verstärkt durch enorme Inte­r­essenkonflikte zwischen reichen und armen Ländern. Die Armen können ihre Defizite ­ohne einen Mehrverbrauch an fossiler Energie nie aufholen. Und solange sie nicht ein ge­wisses Wohlstandsniveau erreicht haben, werden sie die Ziele der Nachhaltigkeit vernachlässigen. China und Indien dürfen deshalb den CO2-Ausstoss weiterhin massiv erhöhen. Die ärmeren Länder wurden mit einem (leeren) Versprechen von 100 Milliarden Dollar Entschädigung pro Jahr gekauft.

4 – Was wäre global richtig?

Die Atmosphäre ist der klassische Fall von weltweitem common property, also eines globalen Gemeingutes, dessen Belastung, aber auch Entlastung völlig unabhängig davon sind, wo sie stattfinden. Und wenn wirklich wissenschaftlich geklärt werden kann, dass das CO2 zentraler Verursacher der anthropogenen Erwärmung ist, dann ist eine globale Emis­sions-obergrenze in Kombination mit einem Handel von Emissionsrechten der richtige Ansatz – ­also eine möglichst weltweite Deckelung des CO2-Ausstosses, verbunden mit einem Handelssystem für CO2-Zertifikate. Effizienz verlangt, die Reduktion global über den Preis so zu steuern, dass weltweit die billigsten Methoden zur Anwendung gelangen. Sobald es – ­allenfalls auch nur in einem begrenzten Raum wie demjenigen der EU – ein effizientes ­Pricing von CO2 gibt, sind zusätzliche Ein­griffe wie Subventionen, Gebote oder Verbote nutzlos, wenn nicht gar kontraproduktiv.

5 – Wo steht die Schweiz?

Wir verrennen uns klimapolitisch in das weltweit weitaus schlechteste Kosten-Nutzen-­Verhältnis. Wir wollen als einziger Staat den Ausstoss von CO2 um 50 Prozent reduzieren, obwohl andere Industrieländer mit ihren ­Zukunftsversprechen nicht einmal unser ­heutiges Niveau (pro Kopf) erreichen würden. Der Schweizer Weltanteil am CO2-Ausstoss beträgt ein Promille. Damit sind wir pro Kopf in der OECD (nebst Chile) die Besten, und im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, also pro BIP-Einheit, liegen wir mit unseren Emis­sionen auf dem ebenfalls hervorragenden Platz 184. Bei der CO2-Steuer sind wir bereits heute Weltspitze und wollen diese jetzt im ­Alleingang noch massiv hochfahren.
Zudem schafft unsere Politik einen Widerspruch zwischen der CO2-Reduktion und dem Ausstieg aus der Kernenergie. Die deutsche Energiewende zeigt, dass die Flatterhaftigkeit des Stroms aus unstetig liefernden erneuer­baren Quellen wie Solar- und Windkraft einen praktisch hundertprozentigen Back-up durch flexible fossile Kapazitäten erfordert. Deutschland hat deshalb als einziges Industrieland den CO2-Ausstoss nicht reduzieren können.
Unsere anvisierte Vorbildfunktion entspringt einer gefährlichen Mischung aus schlechtem Gewissen, moralisierendem Sendungs­bewusstsein und einem korrumpierenden Geldstrom für Propaganda und leider auch aus gekaufter Forschung. Die Musterschülerrolle dürfte spätestens dann auf Ablehnung stossen, wenn die Wohlstandsverluste spürbar werden. Spielzeug­innovationen wie der Staubsauger von Hinwil, der pro Tonne CO2, die er reduziert, tausend Franken kostet, belasten volkswirtschaftlich nur uns selber und wirken international abschreckend bis erheiternd.

6 – Welche Lehren kann man daraus ziehen?

(a) Wenn ideologische oder moralisierende ­politische Programme bei der Umsetzung den Wohlstand spürbar schmälern, kippt die ­Stimmung schnell und radikal.
(b) Bei erfolgreichen technologischen «Wenden» erzeugen die ersten Schritte grossen ­Nutzen mit geringen Kosten und nicht umgekehrt, wie wir das planen. Rückblickend ist es besser, dass die Energiestrategie 2050 angenommen wurde, weil so die Stunde der Wahrheit schneller kommt.
(c) Die Forcierung von Solar- und Windenergie sowie vor allem von Biomasse bei gleichzeitigem Nuklearverbot ist ein zivilisatorischer Rückschritt: technisch, ökonomisch und selbst ökologisch. Die Luftverschmutzung gerade auch aus Biomasse ist für die menschliche Gesundheit ein viel grösseres Problem als das CO2. Und gerade in der Schweiz ist die Verschandelung der Landschaft besonders heikel.
(d) Revolutionäre Erfindungen werden auch den Energiesektor umkrempeln, können jedoch nicht vorausgesehen oder gar politisch be­fohlen werden. Innovations-Rosinen kann man nicht aus politisch-ideologischen Wunschträumen picken, sondern sie entwickeln sich – marktgetrieben – aus der ergebnisoffenen und freien Forschung. Sonst werden aus den Rosinen schnell Ruinen. Edison hatte mit der Glühlampe weltweit sofort einen Riesenerfolg, sein Elektroauto wartet aber noch hundert ­Jahre später auf den Durchbruch.
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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion : Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich :
So werden Rosinen zu Ruinen | Die Weltwoche, Ausgabe 46/2017 | 16. November 2017 ; http://www.weltwoche.ch/
EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Silvio Borner für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks. Silvio Borner ist Mitglied im Carnot-Cournot-Netzwerk, einem Interdisziplinären Think Tank für Politikberatung in Technik und Wirtschaft [ http://www.c-c-netzwerk.ch/ ].
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