Ganz(?) München steht Kopf, denn die Stadt verfehlt ihre Ziele beim Kampf gegen den Klimawandel
Die Umwelt-Akademie e.V. und Netzwerk Klimaherbst e.V., Mittwoch, 27.09.2017, 19:00h: Die umweltpolitischen Sprecher der Parteien im Münchner Stadtrat: Sebastian Schall (Anmerkung: Studium Druck und Medientechnik), CSU Jens Röver, (Anmerkung: Dipl.-Politikwissenschaftler), SPD Sabine Krieger (Anmerkung: Lehramt an Gymmasien Sport und Sozialkunde, Studium Geografie), GRÜNE debattieren, wie die Stadt München ihre sich selbst gesteckten Klimaschutzziele erreichen will.
Anlass der Aktionen ist die schonungslos aufgedeckte Gefahr, die Stadt München könnte ihre CO2-Reduktionsziele nicht erreichen und damit Mitschuld am sich verschlimmernden Klima tragen. Jeder wird verstehen, dass Stadträte, welche aufgrund der Studie nun von ihrer möglichen Zukunftsschuld wissen, Entlastung brauchen. Und wie diese nur aussehen kann, wurde bereits verkündet. Stolz, wie es alle Stadtoberen sind (wenn die Bürger es bezahlen dürfen), will sich die bayerische Landeshauptstadt global positionieren. Und das nicht nur mit dem Oktoberfest, sondern mit wirklichen, höheren Werten: Wenn in kommunalen Verwaltungen Probleme erkennbar werden, sind diese oft plötzlich hilflos. Warum sollte das beim Klimamanagement anders sein. Die 11 Klimaschutzmanager*innen der Stadt München sind mit Projektarbeiten voll ausgelastet und die Umweltreferentin ausgebildete Juristin. Wer wäre da noch übrig gewesen, das schon länger bekannte Problem zu analysieren?
Der Anspruch
Ein vergleichbares Ziel haben sich in Deutschland zum Beispiel schon die 41 Kommunen gesetzt, die als sogenannte Masterplankommunen „100 Prozent Klimaschutz“ von der Bundesregierung gefördert werden …
Beispielhaft wurden die Stadtwerke München mit einem erklecklichen Budget ausgestattet, um dem CO2-Neutralitätsanspruch näher zu kommen:
WIKIPEDIA: Stadtwerke München
Die Ausbauoffensive Erneuerbare Energien ist mit einem Budget von rund neun Milliarden Euro ausgestattet worden.
München kann sich das allerdings problemlos aus der Portokasse leisten, denn ihr Schuldenstand ist im bundesweiten Vergleich zu vernachlässigen. Alleine bis zum „normalen Mittelwert“ ist unglaubliche „Schuldenluft“ nach oben frei:
SZ, 4. Januar 2017: Haushalt Theoretisch hat jeder Münchner knapp 500 Euro Schulden
Die Stadt verzeichnet einen neuen Rekord bei den Gewerbesteuern – und gibt trotzdem mehr Geld aus, als sie einnimmt.
Im Vergleich: Die Summe der 103 deutschen kreisfreien Städte ist (im Mittel) mit 5.316 Euro je Einwohner verschuldet, Berlin hatte im Jahr 2014 einen Schuldenstand von 17.371 EUR / Einwohner [7].Problemerkennung und Weg zur Lösungsfindung
Die Studie
Wie angedeutet: Wer bei einem Öko-Institut e.V. eine Studie beauftragt, wird sicher nicht erwartet haben, eine neutrale Analyse über Sinn und Unsinn seiner Klimaschutzmaßahmen zu erhalten. Entsprechend ist das Ergebnis der Studie und sie geht mit der Stadt auch hart ins Gericht.
Öko-Institut e.V., Juli 2017: [1] Klimaschutzziel und –strategie München 2050 Endbericht
[2] … München dürfte theoretisch von Juni 2019 an überhaupt keine Emissionen mehr ausstoßen, wenn es bis dahin einen gleichbleibenden Energiebedarf gibt.
Ganz so schlimm wurde es dann doch nicht. Etwas kompromissfähig muss man auch beim Verhindern des Klimauntergangs sein:
Selbst das ambitionierte Ziel von 0,3 t Treibhausgas-Emissionen pro Kopf und Jahr ist zusammen mit dem in Tabelle 6-1 vorgeschlagenen zeitlichen Verlauf nicht kompatibel mit dem 1,5°-Ziel der internationalen Klimapolitik (vgl. Kapitel 6.2). Zur Erreichung des 1,5°-Zieles müsste die Reduktion der Emissionen sehr viel schneller erfolgen.
Stadt München: Ermittlung des Emissionsbudgets
Stadt München: Klimanutzen und CO2-Vermeidungskosten
Leider beinhaltet die Studie keine globalen Kostenaussagen oder Gesamt-Zusammenfassungen. Es wird deshalb von den öfters als Mittelwert gelisteten 20 EUR / t CO2 ausgegangen.
Damit wurde vom Autor ganz grob abgeschätzt, welchem „Klimanutzen“ welche Kosten gegenüberstehen. Berücksichtig wurde mit dem Faktor 0,75 die endliche Verweildauer des CO2 in der Atmosphäre von ca. 100 Jahren. Gerechnet wurde mit dem (noch) vom IPCC angegebenen Forcing von +3 Grad / CO2-Verdopplung, wie auch mit dem inzwischen als realistischer angesehenen Forcing von maximal +1 Grad / CO2-Verdopplung.
Stadträte von München: Diesen Absatz bitte lesen
Damit ist dieser Artikel beim Kernpunkt angekommen. Die Stadträte von München sollten sich gut überlegen, ob man mit diesem vielen Geld auf der Welt nicht wesentlich mehr Nutzen erzielen kann, als über die vorgesehene, nutzloseste Art die Temperatur verringern zu wollen, wie es die CO2-Vermeidung darstellt. Nur, weil es andere Städte ebenfalls vormachen, wird es nicht sinnvoller:
EIKE 25.04.2017: [1] Wo Klimaschutzprogramme bestimmen, spielen Sinn und Geld überhaupt keine Rolle mehr
Auch den Bewohner von München bringt es überhaupt nichts, außer, dass ein Teil der städtischen Ausgaben mit CO2-Weihwasser bespritzt ist und dem Bau von Ökokathedralen dient.
München erwärmt sich gegenüber dem Umland um bis zu 10 °C. Da ist ein „Temperatur-Reduzierungsversuch“ durch CO2-Vermeidung erkennbar das Sinnloseste, was sich selbst klimahysterische Träumer überhaupt vorstellen können. Scheinbar träumen diese aber nicht.
Nur nebenbei sei noch erwähnt, dass CO2 ein lebensnotwendiger Pflanzendünger ist und der Planet sich aktuell seit 300 Mio. Jahren wieder am CO2-Minimum der letzten Milliarden Jahre befindet, alle Grünpflanzen dieser Erde somit buchstäblich „am Hungertuch“ nagen und nach mehr CO2 lechzen. Die Grünpflanzen haben beim IPCC jedoch keine Stimme.
Exkurs: Die Ableitung des globalen „1,5°-Ziels“ für München
Studie: [1] Die Weltgemeinschaft hat sich im November 2015 auf dem Weltklimagipfel in Paris darauf geeinigt, die Erwärmung der Erdatmosphäre auf einen Wert deutlich unterhalb von 2 Grad zu begrenzen. Die Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Wert ist als Maximalziel im Beschluss enthalten.
Zur Begrenzung der Erderwärmung ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen des Weltklimarats (www.wri.org/ipcc) eine Begrenzung der CO2-Menge in der Atmosphäre erforderlich. Je geringer die angestrebte Erderwärmung, desto geringer ist die zulässige CO2-Konzentration in der Atmosphäre und demnach die Menge an CO2, die insgesamt in die Atmosphäre emittiert werden darf.
Die mögliche absolute Menge, die noch emittiert werden kann, das sogenannte Emissionsbudget, wurde vom International Panel of Climate Change (IPCC) in mehreren Modellierungsläufen für verschiedene Klimaziele berechnet. Demnach ist es für den weltweiten Klimaschutz nicht nur wichtig, bis zu einem Zieljahr 2050 ein bestimmtes relatives Minderungsziel gegenüber einem Ausgangsjahr zu erreichen. Vielmehr ist letztlich entscheidender, welche kumulierten Emissionen ab heute bis zum Jahr 2050 insgesamt erzeugt werden.
In Abbildung 6-1 ist das verbleibende CO2-Emissionsbudget für die Klimaziele „Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 2 Grad“ (links) und „Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad“ (rechts) gegenübergestellt. Demnach beträgt das insgesamt verbleibende CO2-Budget, wenn die Erderwärmung mit 66 %iger Wahrscheinlichkeit auf 2 Grad begrenzt werden soll, ab dem Jahr 2015 noch 850 Gt CO2. Bei einer Begrenzung mit 66 %iger Wahrscheinlichkeit auf 1,5 Grad sind es nur noch 240 Gt CO2, die ab 2015 von der Weltgemeinschaft emittiert werden können.
Denkbar sind zum Beispiel Verteilungsansätze, die zur Berechnung nationaler Emissionsbudgets von einer gleichen Menge kumulierter Emissionen pro Kopf über einen bestimmten Zeitraum ausgehen. Weitere Ansätze gehen davon aus, dass Staaten, die bereits stärker zur Belastung der Atmosphäre beigetragen haben, auch stärker zur Eindämmung der Emissonen beitragen müssen (Verursacherprinzip). Die Verteilung der Minderungsverpflichtungen entsprechend dem Wohlstand der verschiedenen Länder wird bei Anwendung eines „Leistungsfähigkeitsprinzips“ angestrebt. Für weitere Ausführungen zu weiteren Optionen für die Verteilung des Emissionsbudgets, deren unterschiedliche Ausgestaltung sowie Vor- und Nachteile vergleiche zum Beispiel Marina Cazorla and Michael Toman (2000) und Kleber (2011).
Anhang: Wie (un-)genau kennt man das globale CO2-Budget?
In der Studie ist das CO2-Budget gelistet und so getan, als wäre dieses diskussionslos. Wie alles beim AGW-Klimawandel ist es aber nicht so. Das vom IPCC angegebene Budget basiert lediglich auf Vermutungen und den üblichen Computer-Simulationen.
Folgerichtig wird auch von Fachleuten darüber immer noch heiß diskutiert und man ist meilenweit von einem Konsens entfernt. Auszüge zu solchen Diskussionen anbei:
kaltesonne, Uli Weber, 29. April 2017 (sehr stark gekürzt): [9] Prozentrechnung müsste man können: Das en(t)liche CO2-Budget
Auf dem Internetblog „Klimalounge“ war am 11. April 2017 ein Artikel mit dem Titel „Können wir die globale Erwärmung rechtzeitig stoppen?“ erschienen. Mit der Aussage, ein befürchteter Temperaturanstieg von 1,5 bis 2 Grad erlaube nur noch ein globales CO2-Budget von 150 bis 1050 Gigatonnen (Gt), wird dann über Ausstiegszenarien aus den kohlenstoff-basierten fossilen Energieträgern schwadroniert. Dort wird behauptet, das Temperaturniveau, auf dem die globale Erwärmung später zum Halten käme, wäre in guter Näherung proportional zu den kumulativen CO2-Emissionen und um die globale Erwärmung zu stoppen, müssten noch vor 2050 globale Nullemissionen für CO2 erreicht werden.
… Bis zum Jahre 2015 hatte der Mensch aus der Nutzung fossiler Energieträger etwa 1400 Gt CO2 zusätzlich in die Atmosphäre eingebracht (Quelle) und damit den CO2-Gehalt der Atmosphäre auf 400 ppm erhöht. Hier die IPCC-Abbildung aus dem Klimalounge-Artikel vom 11. April 2017: