Trotz Merkels grünem Anschub: Langer Abschied von der Kohle in Deutschland
Bei der Wahlkampagne für die Wahlen am 24. September, bei der sie auf eine vierte Amtszeit hofft, vermeidet Merkel das brisante Thema der Schließung von Kohlekraftwerken, was zehntausende Arbeitsplätze vernichten könnte. Obwohl in jedem Jahr bereits deutlich über 20 Milliarden Euro ausgegeben werden, um Deutschlands grünen Sektor voranzubringen, macht Kohle immer noch 40% der Energieerzeugung aus, das sind nur 10 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2000. Um Unterbrechungen der Energieversorgung zu vermeiden, müssen Kohleimporte und Bergbau weitergehen, sagen Industrielobbys, trotz des Wechsels zu fossilfreier Energie.
„Kohle leistet einen großen Beitrag zur Energiesicherheit in Deutschland und Europa, und das wird noch lange Zeit so bleiben“, sagte der Vorsitzende Vereins der Kohleimporteure VDKI [hier steht was zu diesem Verein. Anm. d. Übers.] Wolfgang Cieslik. Er betonte auch, von welch kritischer Bedeutung die Kohle für die Stahlindustrie in Deutschland ist, des siebtgrößten Herstellers weltweit. Sie verbraucht ein Viertel der Kohleimporte.
Kritiker verweisen auf die Ironie in Merkels stillschweigender Unterstützung für Kohle, obwohl sie US-Präsident Trump für den Ausstieg aus dem Paris-Abkommen kritisiert hat, nachdem dieser den Wählern versprochen hatte, Umweltvorschriften aufzuheben und Arbeitsplätze im Bergbau zurückzuholen.
„Merkel hat kein Recht, die verheerende Klimapolitik von Präsident Trump zu kritisieren … die Zahlen dieses Landes sprechen für sich“, sagte der ehemalige Grünen-Politiker Franz-Josef Fell. Dabei bezog er sich auf das in UK ansässige Overseas Development Institute (ODI), dessen Zahlen das Ausmaß der in die Kohle-Unterstützung fließenden öffentlichen Gelder zeigen.
Unternehmen wie RWE, Uniper und EnBW, die die Energieerzeugung mittels Kohle in ihren Büchern haben, wehren sich dagegen und sagen, dass ihr Output gedeckt ist mit dem Erwerb von Emissionsrechte-Zertifikaten, während ein großer Teil ihrer historischen Profitabilität durch den Wettbewerb mit der [gewaltig subventionierten! Anm. d. Übers.] erneuerbaren Energie verloren gegangen ist.
Außer den umweltradikalen Grünen, welche die Kohleerzeugung bis zum Jahr 2030 komplett auslaufen lassen wollen, hat keine der großen politischen Parteien Zeitpunkte für den Kohleausstieg gesetzt.
Erhebliche Eigeninteressen beeinträchtigen die Debatte, seien das nun potentielle Arbeitsplatz-Verluste, welche die mächtigen Gewerkschaften alarmieren [so? Habe ich noch nichts von gehört! Anm. d. Übers.] oder die Auswirkungen auf Industrieunternehmen, welche auf eine stabile Energieversorgung angewiesen sind.
Zahlen der Industrie zeigen, dass Erneuerbare während der Jahre 2015 und 2016 zu 29% zum Energie-Output beigetragen haben im Vergleich zu 7% im Jahre 2000. Aber Kraftwerke, welche importierte Steinkohle verbrennen, machen immer noch einen Beitrag von 17% und bei heimischer Braunkohle 23% aus.
Billige Kohle sorgt dafür, dass sie mit voller Kraft laufen, wenn es erforderlich ist, während das Wetter diktiert, ob Wind und Solar überhaupt etwas erzeugen.
Cieslik erwartet, dass Steinkohle im Jahre 2030 immer noch einen Anteil von 15% bei der Energieerzeugung ausmachen wird.
Der VDKi warnt, dass Kernkraft mit einem Anteil von 14% die Rund-um-die-Uhr-Versorgungssicherheit weiter beeinträchtigen wird, wenn diese bis zum Jahr 2022 vollständig eingestellt wird. Wind und Solar können schon jetzt gegenwärtige Lücken nicht füllen, und ein hauptsächlich auf grüner Energie basierendes System könnte unmöglich die Versorgung für ein paar Wochen im Winter garantieren. Der Netzbetreiber Amprion sagt, dass das Netz in Deutschland im vergangenen Januar ganz dicht vor Blackouts gestanden hatte, als das Wetter lange Zeit ruhig und von viel Bewölkung gekennzeichnet war und Erneuerbare praktisch überhaupt nichts erzeugt haben.
Selbst Umweltverbände räumen ein, dass die Vertreter fossiler Energie hier einen Punkt haben, und machen geltend, dass es Möglichkeiten zur Überwindung der Intermittenz erneuerbarer Energie geben muss.
„Alte Kohlekraftwerke können zu vernünftigen Kosten flexibel gemacht werden, was es Ländern mit einem hohen Kohleanteil bei der Energieerzeugung ermöglicht, einen geordneten Übergang zu wetterfreundlichen* [im Original steht climate friendly] Energiesystemen zu bewerkstelligen“, heißt es in einer von Agora in Auftrag gegebenen Studie. Agora steht hinter der Energiewende.
Link: https://www.reuters.com/article/us-germany-emissions-idUSKBN1AH5FO
Übersetzt von Chris Frey EIKE
*Bemerkung in eigener Sache als Übersetzer: In Zukunft werde ich immer, wenn in einem Original der Termini mit der Vorsilbe „climate …“ mit „Wetter…“ übersetzen, so wie ich das hier schon gemacht habe (mit dem Verweis auf das Original in [eckigen] Klammern). Klima ist ja nichts weiter als die Summe von Wetter, und wenn man sagt „wetterfreundlich“ anstatt „klimafreundlich“ kommt der ganze Schwachsinn der „Klimafreundlichkeit“ viel besser zum Ausdruck. – Chris Frey, Übersetzer