7 Umwelt-Prophe­zeiungen vom Earth Day 1970, die einfach nur grund­falsch waren

Allgemein, ist eine dieser düsteren Prophezeiungen jemals eingetroffen? Nein, aber das hat die Umweltaktivisten nicht davon abgehalten, sich weiterhin Sorgen zu machen.

Hier folgen sieben Prophezeiungen von Umweltaktivisten vom Ende der Zivilisation bis zu klassischen Sorgen wie Peak Oil, die einfach nur absolut und total falsch waren.

1: In 15 bis 30 Jahren wird die Zivilisation zu Ende gehen!

Der Harvard-Biologe Dr. George Wald warnte kurz vor dem ersten Earth Day im Jahre 1970, dass die Zivilisation bald enden würde, „wenn nicht augenblicklich Maßnahmen ergriffen werden würden gegen die vor der Menschheit stehenden Probleme“. Drei Jahre vor seiner Projektion wurde ihm der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin verliehen.

Wald war offen gegen den Vietnamkrieg und das Kernwaffen-Wettrüsten eingetreten. Er flog sogar einmal nach Moskau, um die Führer der Sowjetunion bzgl. Umweltpolitik zu beraten.

Aber trotz seiner Assistenz bei einer kommunistischen Regierung existiert die Zivilisation immer noch. Die Prozentzahl der wegen Umweltbedrohungen besorgten Amerikaner ist gesunken, ist doch die Zivilisation eben nicht an einer Umweltkatastrophe zugrunde gegangen.

2: Während der nächsten 10 Jahre werden 100 bis 200 Millionen Menschen den Hungertod sterben

Der Stanford-Professor Dr. Paul Ehrlich erklärte im April 1970, dass eine Massenhungersnot unmittelbar bevorstünde. Seine düsteren Prophezeiungen weigerten sich jedoch einzutreten, ist doch die Anzahl der in Armut lebenden Menschen signifikant gesunken und die Menge der Nahrungsmittel pro Person stetig gestiegen – trotz des Bevölkerungswachstums. Das BIP der Welt pro Person ist trotz Zunahme der Bevölkerung unermesslich gestiegen.

Ehrlich ist großenteils für diesen Standpunkt verantwortlich, hat er doch als Ko-Autor an dem Buch „The Population Bomb” des Sierra Clubs mitgewirkt. In dem Buch wurde eine ganze Reihe von Behauptungen aufgestellt einschließlich der Behauptung, dass Millionen Menschen während der siebziger und achtziger Jahre den Hungertod sterben würden. Massenhungersnöte würden zum Untergang Englands führen, und diese ökologische Katastrophe würde wegen des Zusammenbruchs der Zivilisation den Planeten verheeren.

3: Die Bevölkerung wird unvermeidlich und vollständig so stark zunehmen, dass eine wie auch immer geartete geringe Zunahme von Nahrungsmitteln längst nicht ausreichen wird.

Auch diese Behauptung stellte Paul Ehrlich im Jahre 1970 auf, kurz vor einer Agrar-Revolution, welche zu einer rapiden Zunahme der Nahrungsmittelvorräte in der Welt führte.

Ehrlich hat seine Prophezeiungen niemals überarbeitet, auch dann nicht, als er mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass diese niemals eingetreten sind. Er legte sogar noch nach und verkündete im Jahr 2009, dass „der vielleicht größte Fehler in dem Buch war, dass es hinsichtlich der Zukunft viel zu optimistisch war“.

4: Demographen stimmen fast alle überein … in dreißig Jahren wird die ganze Welt Hunger leiden

Umweltaktivisten glaubten im Jahre 1970 wahrhaftig an einen wissenschaftlichen Konsens, dem zufolge wegen des Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern, vor allem in Indien, eine globale Hungersnot drohe.

„Die Demographen stimmen hinsichtlich des folgenden Zeitablaufes weitgehend überein: Bis zum Jahr 1975 werden in Indien verbreitete Hungersnöte einsetzen. Diese werden sich bis zum Jahr 1990 auf ganz Indien, Pakistan, China, den Nahen Osten und Afrika ausbreiten. Bis zum Jahr 2000 oder auch schon deutlich früher werden Süd- und Mittelamerika unter Hungerbedingungen stehen“, sagte Peter Gunter, ein Professor an der North Texas University in einer Ausgabe von The Living Wilderness aus dem Jahr 1970. „Bis zum Jahr 2000, also in 30 Jahren, wird die gesamte Welt mit Ausnahme von Westeuropa, Nordamerika und Australien Hunger leiden“.

Indien, wo die Hungersnöte vermeintlich ihren Anfang nehmen sollten, wurde jüngst zum weltgrößten Exporteur landwirtschaftlicher Produkte, und die Nahrungsmittelversorgung pro Person hat dort während der letzten Jahre drastisch zugenommen. Dabei hat tatsächlich die Bevölkerung in jedem von Gunter genannten Land seit 1970 dramatisch zugenommen.

5: In einem Jahrzehnt werden Stadtbewohner Gasmasken tragen müssen, um die Luftverschmutzung zu überleben

Das Magazin Life wartete im Januar 1970 mit der Meldung auf, dass ein Wissenschaftler „solide experimentelle und theoretische Beweise dafür habe“, dass „in einem Jahrzehnt Stadtbewohner Gasmasken werden tragen müssen, um die Luftverschmutzung zu überleben … bis zum Jahr 1985 wird die Luftverschmutzung dafür sorgen, dass die auf die Erde einfallende Sonnenstrahlung um die Hälfte abnimmt“.

Trotz der Prophezeiung hat sich die Luftqualität weltweit der World Health Organization zufolge verbessert. Auch ist die Luftverschmutzung in den industrialisierten Ländern stark zurückgegangen. Kohlendioxid (CO2), das Gas, um das sich die Umweltaktivisten heutzutage sorgen, ist geruchlos, unsichtbar und in normalen Mengen für die Menschen völlig harmlos.

6: Kinder kriegen wird ein strafbares Verbrechen gegen die Gesellschaft sein, es sei denn, die Eltern haben eine Lizenz der Regierung

David Brower, der erste Geschäftsführende Direktor des Sierra Clubs, stellte diese Behauptung auf und fuhr fort: „“Alle potentiellen Eltern sollten verpflichtet werden, Empfängnis verhütende Chemikalien einzunehmen, wobei die Regierung Gegenmittel bereitstellt für diejenigen Bürger, die von der Regierung ausgewählt wurden, Kinder zu bekommen“. Brower war auch maßgeblich an der Gründung von Friends of the Earth und der League of Conservation Voters beteiligt, ebenso wie zu großen Teilen an der modernen Umweltbewegung.

Brower glaubte, dass die meisten Umweltprobleme ultimativ neuen Technologien zur Ursache haben, welche es der Menschheit erlaubten, natürliche Grenzen der Bevölkerungszahl zu überschreiten. Vor seinem Tod im Jahre 2000 stellte er noch die berühmte Behauptung auf, dass „jedwede Technologie als schuldig betrachtet werden sollte, bis sich deren Unschuld erweist“. Wiederholt sprach er sich auch für Geburtenkontrolle aus.

Heutzutage ist die einzige Regierung, die dieser Vision am nächsten kam, die chinesische Regierung, welche seine Ein-Kind-Politik im Oktober letzten Jahres ad acta gelegt hatte.

7: Im Jahre 2000 … wird es keinerlei Rohöl mehr geben!

Am Earth Day 1970 stellte der Ökologe Kenneth Watt seine berühmte Prophezeiung auf, der zufolge der Welt das Öl ausgehen würde. Er sagte: „Man wird an die Zapfsäule fahren und ,bitte auffüllen!‘ sagen, und es wird heißen ,tut uns leid, es gibt kein Benzin mehr’“.

Zahlreiche Akademiker wie Watt prophezeiten, dass die Ölerzeugung in Amerika im Jahre 1970 ihren höchsten Wert erreichen und dann graduell abnehmen würde, was wahrscheinlich zu einem globalen ökonomischen Kollaps führen wird. Heute jedoch hat die erfolgreiche Anwendung von Fracking in großem Umfang zu einem dröhnenden Comeback der Ölproduktion in Amerika geführt, und gegenwärtig gibt es zu viel Öl auf dem Markt.

Die amerikanischen Öl- und Gasreserven befinden sich auf dem höchsten Niveau seit 1972, und dank Fracking lag die Ölerzeugung in Amerika im Jahre 2014 um 80% höher als im Jahre 2008.

Außerdem befindet sich im Gebiet der USA das weltweit größte, noch nicht erschlossene Ölfeld, nämlich die Green River Formation in Colorado. Diese Formation allein enthält bis zu 3 Billionen Barrel Schieferöl, von welchem etwa die Hälfte förderwürdig sein könnte. Das ist fünfeinhalb mal mehr als alle nachgewiesenen Reserven von Saudi-Arabien. Diese einzelne geologische Formation könnte mehr Öl enthalten als sämtliche Vorräte der Welt insgesamt.

(Dank an Ronald Bailey bei Reason und Mark Perry am American Enterprise Institute).
Link: http://dailycaller.com/2016/04/22/7-enviro-predictions-from-earth-day-1970-that-were-just-dead-wrong/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Nee, bei uns gibt´s keine Klimaleugner

Die Märchentante vom Umwelt-Ministerium
Frau Hendricks glaubt im Klimawahn, Klimapäpstin geworden zu sein
Paris COP21 Verpflichtung: Greenpeace und Hendricks wollen Deutschland über das 1,5 ° Ziel so arm wie Bhutan, Gambia oder Äthopien machen
Der Klimaschutzplan 2050 für Marrakesch Teil 2

Wer dazu einmal praktisch live erleben möchte, welches Wissen und welche Überzeugung unsere Umweltministerin zu ihrem Handeln (an)treibt, dem sei das folgende Interview empfohlen. Es ist mit Datum Ende 2014 zwar schon leicht angestaubt, dem Autor ist aber nicht bekannt, dass sich Inhalte zwischenzeitlich wesentlich verändert hätten.
Allerdings muss angemerkt werden, dass der Moderator Tilo Jung (solide, journalistische Ausbildung), beim Autor einen noch erheblich negativeren Eindruck hinterlässt. Er moderiert penetrant und ausschließlich mit der Prämisse, dass Frau Hendricks in seinen Augen viel „zu lasch“ ist und zum Klimawandel zu wenig tun würde.

Ob dies des Moderators wirkliche Überzeugung oder bewusste „Masche“ ist, mag jeder selbst entscheiden. Doch ergibt eine solche Konstellation vielleicht eine Reportage, aber nie eine wirkliche Information zum Thema. Allerdings muss man zugeben, einen Einblick in die sich outende Ministerin, der „normal“ sonst so wohl nicht gelungen wäre. EIKE berichtete darüber
Nehme man es positiv: Vielleicht war es deshalb so gewollt. Zudem scheint es Stil einer Generation „junger Reporter*in“ zu sein [1][2], nicht mehr Wissen zu vermitteln oder zu ermitteln, sondern nur ihre eigene Meinung.

Jung & Naiv: Folge 212 – Die Bundesumweltministerin

Für einen Überblick reicht es, die ersten fünf Minuten anzuhören. Danach kommen im Wesentlichen nur noch alle (fleissigen EIKE-Lesern bekannten) Mainstream-Argumentationen, wie die der kostenlosen Ökoenergie und ununterbrochen der Klimawandel als Weltuntergang mit CO2-Verhinderung als alleinige Rettung.

Nicht, dass auch lichte Momente im Video auftauchen. Zum Beispiel das Wissen um das Speicherproblem (von dem Frau Hendricks sich aber sicher ist, dass es gelöst wird). Allerdings ordnen sich solche „Einsichten“ vollkommen der latenten und abgrundtiefen Angst vor dem Klimawandel unter.

Zeit 4:38 Frau Hendricks:
Nee bei uns gibt es keine Klimaleugner. Die gibts also wirklich in manchen Teilen, die gibts in den Vereinigten Staaten, die gibts in Australien und auch in anderen, nicht demokratischen Ländern kommt das auch vor, durchaus, aber bei uns gibts das nicht.

Zeit 14:10 Moderator:
Warum überzeugt man die Bevölkerung nicht damit, dass man ihnen sagt: Hey .. wenn wir das jetzt, wenn wir einmal bei 100 % sein sollten, dann braucht man für Strom gar nichts mehr zu bezahlen, weil sich das dann irgendwie selbst ergibt durch die Erneuerbaren und das Einzige was dann irgendwie kostet sind die Instandsetzung. Warum wird das Argument nie gebracht. Eh Leute, irgendwann braucht man für Strom nie mehr bezahlen …

Zeit 20:19 Frau Hendricks:
es gibt zwei Menschheitsaufgaben zu lösen: Den Klimaschutz und den Atommüll.


Eingebettetes YouTube Video Jung & Naiv: Folge 212. Falls dieses nicht startet, der Link: https://www.youtube.com/watch?v=0h5I6br-5No

Anmerkung: Danke an einen EIKE-Blogleser für den Hinweis

Quellen

[1] EIKE: Er sieht ein bisschen aus wie ein Agent! – aber sie wissen nicht was sie tun !

[2] EIKE: Nachgefragt: BR Programm 14.3.2016, Sendung: „Jetzt mal ehrlich Verstrahltes Bayern: Wie viel Wahrheit ist uns zumutbar?




Die erste, ausschließ­lich auf Beobach­tungen beruhende Zustands­beschreibung des Klimas

Allgemeine Übersicht 2016

Das Jahr 2016 war überschattet von dem El Nino-Phänomen im Pazifik. Wahrscheinlich war 2016 eines der wärmsten Jahre in den längsten Temperaturreihen (HadCRUT), welche bis zum Jahr 1850 zurückreicht. Allerdings waren die Temperaturen Ende 2016 wieder auf das Niveau der Jahre vor dem jüngsten El Nino-Ereignis gesunken. Dies zeigt, dass die Temperaturspitze der Jahre 2015-16 hauptsächlich diesem ozeanischen Phänomen geschuldet war. Viele Diagramme in diesem Report konzentrieren sich auf die Periode ab dem Jahr 1979. Jenes Jahr repräsentiert den Beginn der Satelliten-Ära, in der der Zugang zu einer großen Vielfalt von Beobachtungen möglich wurde mit nahezu globaler Erfassung, einschließlich der Temperatur. Diese Daten bieten eine detaillierte Übersicht über Temperaturänderungen mit der Zeit in verschiedenen Höhen der Atmosphäre. Neben Anderem zeigen diese Beobachtungen: während der gut belegte Temperatur-Stillstand in der unteren Troposphäre etwa um das Jahr 2002 einsetzte, begann ein ähnliches Temperatur-Plateau in der Stratosphäre bereits im Jahre 1995, also viele Jahre vor Erreichen dieses Plateaus an der Erdoberfläche. Bis jetzt wurde diesem Aspekt der globalen Klimaänderung kaum Beachtung zuteil.

Die Lufttemperaturen an der Erdoberfläche stehen naturgemäß im Zentrum der Klimadebatte, aber die Bedeutung irgendwelcher kurzfristigen Erwärmungen oder Abkühlungen sollte nicht überbewertet werden. Immer wenn es auf der Erde zu einem warmen El-Nino- oder einem kalten La Nina-Ereignis gekommen war, erfolgte in großem Umfang Wärmeaustausch zwischen dem Pazifik und der darüber liegenden Atmosphäre, was sich als Signal in den Schätzungen der globalen Lufttemperatur niederschlagen kann. Allerdings reflektiert dies nicht eine ähnliche Änderung des Gesamt-Wärmegehaltes im System Ozean-Atmosphäre. Tatsächlich können globale Gesamt-Änderungen gering sein, und ein derartiger Wärmeaustausch kann hauptsächlich eine Umverteilung der Energie zwischen Ozean und Atmosphäre spiegeln. Die Evaluierung der Dynamik der Ozeantemperaturen ist daher genauso wichtig wie die Evaluierung der Änderungen der Lufttemperatur.

Seit dem Jahr 2004 haben ARGO-Bojen einen einheitlichen Datensatz mit Wassertemperaturen bis in eine Tiefe von 1900 m geliefert. Obwohl die Ozeane viel tiefer sind als 1900 m und die ARGO-Reihe noch ziemlich kurz ist, kann man trotzdem schon verschiedene interessante Dinge daraus ersehen. Global seit 2004 haben sich die oberen 1900 m im Mittel erwärmt. Die maximale Erwärmung erfolgte in den obersten 100 m, vor allem nahe dem Äquator.

In einer Tiefe von etwa 200 m gab es dagegen im Mittel eine Abkühlung. In noch größeren Tiefen gab es seit 2004 insgesamt wieder eine gewisse Erwärmung. Diese globale mittlere ozeanische Änderung seit dem Jahr 2004 spiegelt sich in den äquatorialen Ozeanen zwischen 30°N und 30°S. Das ist eine riesige Fläche. Gleichzeitig gab es in den nördlichen Ozeanen (55 bis 65°N) eine markante Abkühlung bis in Tiefen von 1300 m und eine gewisse Erwärmung in noch tieferen Schichten. In den südlichen Ozeanen (55 bis 65°S) gab es dagegen seit 2004 in allen Tiefen eine leichte Erwärmung. Wie jedoch allgemein bekannt ist, können Mittelwerte irreführend sein, und sehr oft erhält man bei eingehender Betrachtung der Details eine viel bessere Einsicht.

Daten der Lufttemperatur zeigen, dass ein Teil der Wärme aus dem Pazifik im Zuge der jüngsten El Nino-Episode in die Polargebiete transportiert worden sein könnte, vor allem auf der Nordhemisphäre, hauptsächlich im atlantischen Sektor. In vielen arktischen Regionen lagen die Temperaturen im Herbst und zum Winterbeginn hoch, begleitet von damit in Beziehung stehenden Wetterphänomenen. Gleichzeitig war die langwellige Ausstrahlung nördlich von 70°N von der Obergrenze der Atmosphäre TOA stärker als normal. Mittels dieses Mechanismus‘ könnte ein großer Teil der im Pazifik freigesetzten Wärme aus der Arktis in den Weltraum abgestrahlt worden sein.

Ein faszinierender Unterschied entwickelt zwischen den von Temperaturstationen an der Erdoberfläche gemessenen Temperaturen (HadCRUT, NCDC und GISS) einerseits sowie den Satellitenbeobachtungen (UAH, RSS) andererseits.

Zu Beginn der Temperaturaufzeichnungen ab dem Jahr 1979 lagen die von Satelliten gemessenen Temperaturen oftmals – aber nicht immer – höher als die aus Bodenbeobachtungen abgeleiteten Temperaturen. Seit dem Jahr 2003 jedoch haben sich die Temperaturwerte von Bodenstationen fortlaufend von den Werten der Satellitenmessungen zum Warmen hin entfernt. Sie sind jetzt im Mittel um etwa 0,1°C höher. Ende 2016 erreichte die globale Ausdehnung des Meereises ein markantes Minimum. Zumindest teilweise war die Ursache hierfür durch das Wirken von zwei verschiedenen natürlichen Zyklen des Meereises in der nördlichen und der südlichen Hemisphäre zu finden. Im Jahre 2016 erreichten beide Zyklen gleichzeitig ihr Minimum mit unvermeidlichen Konsequenzen für die globale Meereis-Ausdehnung. Daher wird es wahrscheinlich während der kommenden Jahre zu entgegengesetzten Änderungen der globalen Eisausdehnung kommen.

Variationen der global mit Schnee bedeckten Gebiete sind hauptsächlich bestimmt durch Änderungen auf der Nordhemisphäre, wo sich die größten Landmassen konzentrieren. Die Schneebedeckung der Südhemisphäre wird im Wesentlichen durch den antarktischen Eisschild bestimmt und ist daher relativ stabil. Die Ausdehnung der Schneebedeckung auf der Nordhemisphäre war seit Beginn von Satellitenbeobachtungen ebenfalls ziemlich stabil, obwohl lokale und regionale Änderungen von Jahr zu Jahr sehr groß sein können. Betrachtet man jahreszeitliche Änderungen, nimmt herbstliche Schneebedeckung auf der Nordhemisphäre leicht zu, im Mittwinter ist sie ziemlich stabil, und die Frühjahrs-Ausdehnung nimmt ein wenig ab.

Der globale Meeresspiegel wird durch Satelliten-Altimeter-Messungen und durch direkte Messungen an Tidenmesspunkten überwacht. Während die aus Satelliten abgeleiteten Werte einen globalen Anstieg des Meeresspiegels um etwa 3 mm pro Jahr zeigen, zeigen die Werte von Tidenmesspunkten auf der ganzen Welt einen stabilen Anstieg um weniger als 1,5 mm pro Jahr. Eine Erklärung der markanten Differenz zwischen den beiden Datensätzen steht noch aus. Was aber bedeutsam bleibt, ist jedoch, dass für die Planung in küstennahen Gebieten die Tidenmessungen wichtiger sind, wie in den detaillierten Ausführungen erläutert wird.

Executive summary

1. Wahrscheinlich war das Jahr 2016 eines der wärmsten Jahre während der instrumentellen Ära (seit etwa 1850). Allerdings war die Temperatur zum Ende des Jahres 2016 auf das Niveau der Jahre vor dem El Nino 2015/16 zurückgegangen, obwohl es kleine Differenzen zwischen den unterschiedlichen Temperaturreihen gibt. Diese Tatsache bestätigt, dass die Temperaturspitze 2015/16 hauptsächlich dem El Nino geschuldet war. Sie zeigt außerdem, dass sich das, was man als ,Stillstand‘, ,Pause‘ oder ,Periode geringer Erwärmung‘ bezeichnet, nach der jüngsten El Nino-Episode wieder einstellen könnte.

2. Es scheint sich eine systematische Differenz zu entwickeln zwischen den von Stationen und von Satelliten gemessenen Temperaturen. Vor allem seit dem Jahr 2003 hat sich die aus Stationsmessungen ergebende Temperatur konsistent von den Satelliten-basierten Messungen entfernt und liegt jetzt um etwa 0,1°C höher.

3. Die in der unteren Troposphäre gemessenen Temperatur-Variationen spiegeln sich allgemein auch in größeren Höhen, und der seit 2002 beobachtete allgemeine ,Stillstand‘ tritt in allen Höhen zutage, einschließlich der Tropopause bis in die Stratosphäre hinauf. In der Stratosphäre jedoch begann der Temperatur-,Stillstand‘ bereits im Jahre 1995, das ist 5 bis 7 Jahre früher als ein ähnlicher ,Stillstand‘ in den oberflächennahen Schichten auftrat. Der stratosphärische Temperatur-,Stillstand‘ dauert nunmehr seit etwa 22 Jahren an ohne Unterbrechungen.

4. Das jüngste El Nino-Ereignis 2015-16 war eines der Stärksten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1950. Betrachtet man jedoch die gesamte Reihe, scheinen jüngste Variationen von El Nino und La Nina nicht von der zuvor beobachteten Verteilung abweichen.

5. Ein großer Teil der durch den El Nino 2015-16 freigewordenen Wärme scheint in die Polargebiete transportiert worden zu sein, besonders in die Arktis, was zu Extremwetterereignissen und ungewöhnlich hohen Lufttemperaturen führte. In der Folge dürfte die Wärme in den Weltraum abgestrahlt worden sein, waren doch Breiten nördlich von 70°N charakterisiert durch eine über dem Normalen liegende langwellige Strahlung während des Herbstes und dem Beginn des Winters 2016 von der Nordhemisphäre.

6. Seit dem Jahr 2004, als die ARGO-Bojen ihren Betrieb aufnahmen, haben sich die globalen Ozeane in Schichten oberhalb einer Tiefe von 1900 m im Mittel in irgendeiner Form erwärmt. Die maximale Erwärmung (von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von etwa 120 m) beeinflusst die Ozeane nahe dem Äquator. Eine Erwärmung der Oberfläche ist in höheren Breiten beider Hemisphären nur sehr gering oder fehlt ganz. Die maximale Erwärmung der Ozeanoberfläche erfolgte in den Breiten, wo die einfallende Solarstrahlung ihr jährliches Maximum erreicht. Eine insgesamte Abkühlung seit dem Jahr 2004 ist im Nordatlantik ausgeprägt.

7. Daten von Tidenmesspunkten auf der ganzen Welt zeigen einen mittleren globalen Anstieg des Meeresspiegels um 1 bis 1,5 mm pro Jahr, während aus Satelliten abgeleitete Beobachtungen einen solchen von über 3 mm pro Jahr zeigen. Eine allgemein akzeptierte Erklärung für die merkliche Differenz zwischen den beiden Datensätzen steht noch aus.

8. Die Meereis-Ausdehnung in Arktis und Antarktis verläuft gegensätzlich und nimmt jeweils ab bzw. zu. Diesen Gesamttrends sind kürzere Variationen überlagert, welche ebenfalls wichtig sind, um die Variationen von Jahr zu Jahr zu verstehen. In der Arktis ist eine 5,3-Jahre-Periode von Bedeutung, in der Antarktis ist es ein Zyklus von etwa 4,5 Jahren. Beide diese Variationen erreichten ihr Maximum gleichzeitig im Jahre 2016, was das jüngste Minimum der globalen Meereis-Ausdehnung erklärt.

9. Die Ausdehnung mit Schnee bedeckter Flächen auf der Nordhemisphäre zeigt bedeutende lokale und regionale Variationen von Jahr zu Jahr. Die Gesamt-Tendenz jedoch (seit dem Jahr 1972) ist eine stabile Gesamtausdehnung schneebedeckter Flächen.

Link: http://www.thegwpf.com/the-worlds-first-state-of-the-climate-survey-based-on-observations-only/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

Hinweis: Beim Anklicken des Links zum Original findet sich auch der Link zum gesamten PDF (43 Seiten)




Energie und Gerechtigkeit

von Frank Hennig

Gerecht ist, wenn gleiche Chancen bestehen, sagen die einen. Gerecht ist, wenn die Reichen viel mehr zahlen, sagen die anderen. Sind ungleiche Strompreise gerecht?

Gibt es eine Energiegerechtigkeit und – wenn ja – was ist das?

Im Wortsinn gemeint ist eine insofern gerechte Energieversorgung, dass weltweit alle Menschen stets Zugang zu einer die Lebensbedürfnisse absichernden Energiemenge haben sollten. Damit ist zunächst jener Teil der Weltbevölkerung gemeint, der auch heute noch keinen oder völlig unzureichenden Zugang zu Energie hat, vor allem in Form der Modernisierungsenergie Elektrizität. Die Weltkarte des Energie-Pro-Kopf-Verbrauchs zeigt eindrucksvoll, was gemeint ist.

Unter den acht Milleniumszielen der UN ist zwar die Energieversorgung nicht als eigener Schwerpunkt aufgeführt, aber Energie ist der Schlüssel zur Erreichung aller Ziele wie der Bekämpfung von Armut, Voraussetzung für Bildung, für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und weiterer.

 

Die Versorgung mit elektrischem Strom ist die Schlüsselfrage

auf dem Weg zu Wohlfahrt und Wohlstand. In der Dritten Welt führt der Weg oftmals über Inselnetze, die derzeit meist mit stationären dieselgetriebenen Generatoren versorgt werden. Zunehmend gibt es technische Lösungen durch Fotovoltaik im Verbund mit Akkumulatoren und teilweise kleinen Windkraftanlagen. Das reicht, um die bescheidenen Haushaltsbedarfe hinsichtlich Beleuchtung, elektronischen Medien und Telekommunikation unterbrechungsfrei zu erfüllen – ein großer zivilisatorischer Fortschritt. Dies ermöglicht bescheidenen Komfort und planvolles kleinteiliges Wirtschaften ohne Zwangspausen.

Die völlig berechtigte Forderung nach Energiegerechtigkeit wird oft mit der nach Umweltgerechtigkeit verbunden bis hin zu einer konstruierten „Klimagerechtigkeit“. Dies führt dazu, dass ideologisch verbrämt die Elektrifizierung in der dritten Welt nur emissionsfrei und vorzugsweise dezentral erfolgen soll. Die Entwicklung größerer wirtschaftlicher Einheiten würde damit schon im Ansatz verhindert. In einer Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung gibt es dazu die ganze Breitseite von Energie-, Umwelt- und Klimagerechtigkeit bis hin zu Energiedemokratie und –justiz. Die Verknüpfung von Energiegerechtigkeit mit der Auflage „100-Prozent-Erneuerbar“ dürfte den Menschen in der dritten Welt wenig helfen. Die Nutzung von Biomasse und billiger Kohle stand bisher immer am Anfang erfolgreicher Entwicklung in Schwellenländern.

Die weltweiten Ressourcen würden es ermöglichen, dass alle Menschen Zugang zu ausreichend Energie haben. Gern wird ein Verteilungskampf konstruiert und unterstellt, wir Reichen würden den Armen dieser Welt die Energie vorenthalten. Abgesehen davon, dass wir in unserer westlichen Welt viel Energie nutzen und sie leider auch verschwenden, tun wir mit der Verbindung von Energiegerechtigkeit und der Auflage ökologisch reiner Versorgung der dritten Welt wirklich keinen Gefallen.

 

Natürlich wenden auch Länder der dritten Welt regenerative Technologien an.

Vorzeigeprojekt ist der solarthermische Kraftwerkskomplex im marokkanischen Ouarzazate. Allerdings liegen die Stromgestehungskosten mit 12 Cent pro Kilowattstunde höher als die konventioneller Kraftwerke, so dass der Strompreis staatlich gestützt werden muss. Der ursprüngliche Gedanke, dieser Standort würde das Zentrum einer raumgreifenden Wüstenstromentwicklung werden, ist inzwischen in harter Realität versandet. Für den Aufbau einer stabilen Infrastruktur stellen afrikanische Länder die Weichen zumeist anders. Südafrika setzt auf Steinkohle, in Ägypten entsteht das größte Gaskraftwerk der Welt und der Sudan vereinbarte mit China den Bau eines Kernkraftwerks. Natürlich wird man in Afrika vermehrt die Solarenergie nutzen. Für die Wärmegewinnung oder in Inselnetzen batteriegepuffert und sinnvoll in größere Netze integriert macht sie Sinn. Aber die Belastbarkeit der Stromkunden in Form einer wie in Deutschland ungedämpft auf die Verbraucher durchgereichten versteuerten Umlage funktioniert in Afrika nicht. Schon aus weniger bedeutenden Anlässen wurden hier Regierungen weggeputscht.

 

Und wie sieht die Energiegerechtigkeit bei uns aus?

Schauen wir zunächst nach den Bedürftigen. Hartz-4-Empfänger erhalten Heizkosten pauschal ersetzt, nicht aber die Stromkosten. Unter der Position „Energie und Wohninstandhaltung“ wird bei einem Regelsatz von 409 Euro (Einzelperson) ein Betrag von 34,50 Euro veranschlagt – mit Ausnahmen bei dezentraler Warmwasserversorgung (Elektroboiler). Diese Summe reicht nach Erhebungen verschiedener Wohlfahrtsorganisationen und Recherchen von Verbraucherorganisationen und Journalisten nicht aus. Für „Wohninstandhaltung“ bleibt ohnehin nichts übrig. 39,42 Euro müssen Single-Haushalte im Durchschnitt für ihren Strom aufwenden, ermittelte ein Vergleichsportal, Check24 kommt auf 42,74. In den östlichen Bundesländern ist die Schere noch größer, da hier die Stromkosten auf Grund der Netzentgelte höher sind, dazu später mehr. Dafür ist – wenn schon, denn schon – der Anteil an Hartz-4-Empfängern im Osten auch höher.

Auch bei den Heizkosten kann die Gerechtigkeitsfrage kompliziert sein. Wer noch mit Kohle seinen Kachelofen oder ein gusseisernes Gerät beheizt, ist dem Ermessen des Amtes ausgeliefert. Dieses legt die günstigste Heizungsart zu Grunde. Ein Bürger im Spree-Neisse-Kreis beantragte zwei Tonnen Briketts, genehmigt wurde eine. Für das Holz zum Anzünden gab es die Kontaktdaten zum Revierförster. Aber Vorsicht, das kann zur Falle werden. „Deckt jemand den Bedarf zusätzlich mit kostenlosem Heizmaterial, mindert dies den Bedarf“. Zuviel Holz sollte der Bürger also nicht sammeln, sonst werden die Briketts neu abgezählt.

Die Tendenz der Stromsperren in unserem reichen armen Land zeigt einen stabilen Aufwärtstrend, die Arbeitsplätze der Nach- und Sperrkassierer bei den Versorgern werden sicherer. 2011 schalteten sie 312.000 mal ab, 2015 waren es dann schon 360.000 Fälle. Die Anzahl der unwürdigen Vorgeschichten von Mahnverfahren und Einigungsversuchen ist weitaus höher.

Linke fordern verlässlich eine Erhöhung des Hartz-4-Satzes oder extra Stromgeld für Bedürftige. Alternativ auch einen Sozialtarif, zu dem die Versorger zu verpflichten wären. Ob der dann auch auf den Bäcker ausgeweitet werden soll, wurde noch nicht geäußert, denn auch bei diesem gehen die Preise auf Grund steigender Energiekosten nach oben. Aber wie der Bäcker wollen auch die Versorgungsunternehmen nicht auf einem Teil ihrer Kosten sitzen bleiben.

Von grüner Seite folgt mantramäßig der Ratschlag, den Stromanbieter zu wechseln. Das ist besonders nachhaltig und funktioniert etwa so gut wie beim Sprit, wo der ADAC seit Jahrzehnten empfiehlt, den Ölmultis ein Schnäppchen zu schlagen und zur Billigtanke um die Ecke zu fahren.

 

Über allem thront ein hartherziger Staat.

Trotz Rekordeinnahmen und einem Staatsanteil am Strom von inzwischen 55 Prozent denken die Regierung und am wenigsten Kassenwart Schäuble daran, den zwangsabgebenden Bürgern die Bürde zu erleichtern. Die mit Mehrwertsteuer belegte Stromsteuer mutierte schweigend zur unveränderlichen Säule staatlicher Bereicherung, auch wenn sie numerisch der Rentenkasse dient. Wie die Sektsteuer und der Soli ein Ausweis staatlicher Gier, in deren Folge zu den Rekordeinnahmen die Steuerverschwendung in Form vieler nutzloser Projekte proportional ansteigt, während auf der kommunalen Ebene Schmalhans der Küchenmeister ist.

Nicht nur den Hartz-4-Empfängern, auch dem großen Teil der anderen Bürger bleibt der Energiekostendruck alternativlos erhalten. Wer es sich leisten kann, steigt in den Ökokomplex und damit in die Gewinnerseite ein, belegt sich das Dach mit Fotovoltaik oder zeichnet Anteile an einem Windpark. Der schwankende Wind bringt zwar schwankenden Ertrag und auch Investitionsrisiken, aber wenn der Rubel rollt, bleibt die Gewissheit, dass der draufzahlende Teil der Bevölkerung dies zwar widerwillig aber völlig alternativlos tut.

Einen erheblichen Teil der Stromkosten, bis zu 30 Prozent, machen in Haushalten die Netzentgelte aus. Sie werden durch die Bundesnetzagentur staatlich reguliert und richten sich auch nach dem Aufwand der Netzbetreiber. Dieser ist in ländlichen, dünnbesiedelten Gegenden und solchen, in denen viel regenerativer Strom eingesammelt wird, logischerweise am höchsten. Durch geringere Auslastung der Höchstspannungsnetze, ansteigende volatile Einspeisung in untere Spannungsebenen, nötigen Netzausbau mit entsprechenden Kapital-Abschreibungen, höheren Redispatch-Aufwand der Kraftwerke und die so genannten „vermiedenen Netzentgelte“ ist dieser Preisbestandteil in den Ost-Flächenländern am höchsten. Die Differenz zu Ballungsgebieten und westdeutschen Flächenländern nimmt zu.

Ein Vierpersonenhaushalt zahlt in Bremen durchschnittlich 305 Euro für den Stromtransport, in Brandenburg macht das 614 Euro. Die sündhaft teuren Offshore-Netzanbindungen dagegen werden bundesweit umgelegt. Gerecht ist das nicht.

Brandenburg erhielt mehrfach so genannten „Leitstern für den Ausbau Erneuerbarer Energien“, zugleich sind dort wie auch in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen die höchsten Netzgebühren fällig.

 

Es ist einigermaßen perfide, dem Land vorn einen Papporden anzuheften

und zum Dank für ausufernde Verspiegelung und Verspargelung der Landschaft den Menschen von hinten umso tiefer in die Tasche zu greifen.

Schon im „Grünbuch Strommarktdesign“ des BMWi von 2014 wird auf die Schieflage hingewiesen, die mit den Zielen der Energiewende nicht kompatibel sei. Die bundeseinheitliche Wälzung der Netzkosten schien abgemacht. Auch Agora als „Denkfabrik“ untermauerte die Forderung:

„Die Antwort darauf ist, dass man die Netzentgelte bundesweit vereinheitlicht. Dadurch würden die Netzentgelte auf dem Land und im Osten deutlich sinken, in der Stadt und im Westen aber nur leicht steigen. Alles andere ist nicht gerecht, denn es bedeutet, dass die Menschen dort,  wo die Erneuerbaren Energien zugebaut werden, die Netzausbaukosten zu tragen haben, aber diejenigen die den Erneuerbaren-Strom anderswo bekommen, nichts zu diesen Kosten beitragen“, so der Chef Dr. Graichen.

Trotz des Drängens selbst der Ministerpräsidenten der betroffenen Länder bewegte sich bis heute allerdings nichts.

Stattdessen bastelt man in einer Novelle des „Netzentgeltmodernisierungsgesetzes“ daran, die „vermiedenen Netzentgelte“ zu senken. Von diesen profitieren zum Beispiel Stadtwerke mit Eigenerzeugung, die regional auf den unteren Spannungsebenen versorgen und damit die Höchstspannungsnetze nicht belasten. Für die dadurch vermiedene Netznutzung im Höchstspannungsbereich erhalten sie sozusagen einen Bonus. Um die Verbraucherkosten zu dämpfen, soll damit nun Schluss sein. Die Erfurter Stadtwerke befürchten dadurch bis zu sieben Millionen Euro Verlust, in Halle an der Saale schätzt man einen zweistelligen Millionenbetrag. Die bisher schon geschrumpfte Quersubventionierung von ÖPNV oder Freibädern dürfte dann der Vergangenheit angehören. Der Bundesrat arbeitet inzwischen dagegen an, indem er die Unterscheidung „volatil“ und „dezentral“ in den Gesetzentwurf einbringt. Dies würde konstanten oder regelbaren Einspeisern wie zum Beispiel den KWK-Anlagen der Stadtwerke das Privileg „vermiedener Netzentgelte“ erhalten, nicht aber Solar- und Windanlagen. Diese fallen allerdings sehr weich: Bis 2027 soll diesen der Rabatt abgeschmolzen werden . . .

 

In Deutschland betrat unlängst eine Lichtgestalt in Form eines Kanzlerkandidaten der SPD die politische Bühne.

Niemand kann Herrn Schulz übelnehmen, dass er zu Beginn des Wahlkampfes wenig Konkretes zu seinen politischen Absichten sagt. Ein Thema stellt er aber schon deutlich heraus und trägt es wie eine Monstranz vor sich her: Die Gerechtigkeit.

Nun ist Gerechtigkeit kein Wert an sich und kann allein nicht existieren. Wenn viele Menschen gleich arm sind, ist das gerecht, aber nicht erstrebenswert. Der Gini-Index dürfte in Nordkorea deutlich geringer sein als in den Industriestaaten, aber Gerechtigkeit ohne Wohlstand kann wohl kein Ziel sein. Gerechtigkeit in Verbindung mit den Strompreisen in unserem Land zu nennen, ist ein Wagnis. Das EEG steht wie kein anderes Gesetz für staatlich verbriefte Umverteilung von unten nach oben.

Niemand kann sich ihm und den anderen Abgaben, Umlagen und Steuern entziehen, abgesehen von der EEG-Befreiung und Netzkostenermäßigungen für die Großindustrie, die sonst im internationalen Wettbewerb chancenlos wäre. Unstrittig belasten die Energiekosten die Haushalte der Geringverdiener am meisten.

Obwohl die soziale Schieflage der Energiewende immer deutlicher zu Tage tritt, sind die Entscheider untätig. Dass Schulz das EEG sozial und gerecht machen wird (was de facto nur durch seine Abschaffung zu erreichen sein dürfte), ist nicht zu vermuten.

Dass die Netzkosten künftig gerechter verteilt werden, hat sich nunmehr der Bundesrat auf die Fahne geschrieben und fordert die bundesweite Umlegung der Netzentgelte ab 2018. Die Länderkammer sieht im Gegensatz zur Regierung offenbar dringenden Handlungsbedarf und verweist offiziell auf „Fehlentwicklungen im Stromsektor“.

Was sagen Parteien zu ihren Vorhaben bezüglich der Energieversorgung nach der Bundestagswahl? Die meisten Wahlkampfprogramme sind noch nicht veröffentlicht, es kann aber davon ausgegangen werden, dass schon der Begriff „Energieversorgung“ nur sparsam auftreten, dafür aber umso mehr vom Klima gesprochen werden wird.

Zu befürchten ist ein versteinertes „Weiter so – wo wir sind ist vorn“. Ausnahmen bilden FDP und AfD, die den Mut haben, schon jetzt mehr oder weniger drastische Korrekturen am Kurs zu fordern. Der Wirtschaftsflügel der CDU zuckt noch, dass er nach der Wahl stärker wird ohne den alten Fuchs Fuchs, ist unwahrscheinlich. Parteidisziplin und bedingungslose Unterordnung unter die von energiepolitischen Realitäten unbeeinflussten machtpolitischen Erwägungen der Kanzlerin gehören zum Selbstverständnis einer von kritischen Geistern weitgehend befreiten CDU. Das Kalkül gibt vor, die schwarzgrüne Option offen zu lassen.

Es wird eine der Nagelproben des SPD-Wahlkampfes im Osten, ob Schulz das Gesicht auch der Energiegerechtigkeit wird oder ob er später als Kanzler oder Vizekanzler die Maske fallen lässt. Bis jetzt fasste die Regierung das Problem ungleicher Netzgebühren trotz Zusage nicht an. Sigmar Gabriel trat kurz vor dem Bäumchen-wechsel-dich an der SPD-Spitze in dieser Frage auf die Bremse. Nun ja, im Mai wird in NRW gewählt. Bundesweit gewälzte Netzentgelte würden dort zu höheren Strompreisen führen. Das wollte die SPD der Hannelore nicht antun. NRW hat etwa genau so viel Einwohner und Wähler wie ganz Ostdeutschland. Passiert dann etwas nach den dortigen Landtagswahlen und vor den Bundestagswahlen?

Um den Windstrom von der Nordsee nach Süddeutschland zu bringen, müssen noch viele Kabelrollen abgewickelt und die Stränge teils kostentreibend unter die Erde gelegt werden. Die Trassenführung, kürzlich von den Netzbetreibern vorgestellt, führt zu Länderkonflikten. Da „Suedlink“ auch teilweise Westthüringen anstelle Hessen durchschneiden soll, fordert Ministerpräsident Ramelow „föderale Gerechtigkeit“. „Thüringen sagt ja zur Energiewende, sagt aber nein zu den neuen Trassenplanungen“, so seine grüne Umweltministerin. Nach diesem konsequent rotrotgrünen „Wasch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass“ entsteht der leise Verdacht, dass Suedlink vielleicht doch noch nicht 2025 zugeschalten werden könnte.

 

In jedem Fall kostet diese Verbindung viel Geld.

Die Kosten tragen zunächst TenneT und TransnetBW und legen das auf die Kunden in ihren Versorgungsgebieten um. Folge werden höhere Netzentgelte im Westen und Süden sein. Eine eigene, durch Engpässe bedingte teurere Südzone wird verschiedentlich auch diskutiert. Eine bundesweite Umlage könnte dann allerdings zum Bumerang für die heutigen Mehrzahler werden.

Denn dann zahlen alle mehr, was Ausdruck einer speziell deutschen Kategorie „Energiegerechtigkeit“ wäre.

 

 




Wie geil ist das denn, wir können Energie erzeugen, ohne die Landschaft kaputt zu machen

Wahlspot „Windkraft voraus“ der Grünen Kandidatin

Interviewer:
Wichtiges Thema für die Grünen ist ja auch regenerative Energien und viele Bürgerinitiativen und einige Parteien im Saarland sind ganz klar gegen Windkrafträder: Wie bringst du jemand in dessen Nähe zu Hause so ein Windkraftrad entstehen soll, bei dass das wichtig ist?
Barbara Meyer:
Ja wir müssen die Klimakatastrophe verhindern. Und das geht nur durch den Ausstieg aus den fossilen Energien. Und dazu brauchen wir die Energiewende. Und dazu brauchen wir ganz dringend die Windkraft und das dezentral. Und das müssen wir den Leuten sagen. Wir können nicht sagen: Atomausstieg ja, Klimakatastrophe verhindern ja, aber Windkraft, nein danke. Das funktioniert einfach nicht.
Interviewer:
Wenn so ein Ding vor deiner Haustüre gebaut werden sollte?
Barbara Meyer:
Dann freue ich mich. Weil wenn ich durch die Landschaft fahre und die Windräder sehe, dann freue ich mich jedes Mal, weil ich sag: Wie geil ist das denn, wir können Energie erzeugen, ohne die Landschaft kaputt zu machen

Link zum Video: Windkraft voraus

Quelle

Saarländischer Rundfunk Mediathek, 14.03.2017: Barbara Meyer-Gluche (Die Grünen) – Windkraft voraus