Winter 2016/17 in Deutschland mit Hochdruck und eiskalten Über­raschungen – gute Aussichten für Frühjahr und Sommer?

Teil 1: Ursachen und Besonderheiten der Winterwitterung 2016/17

Kein Schnee, keine Kälte und immer mehr Westlagen“- die Irrungen des Mojib Latif
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/winter-ade-nie-wieder-schnee-a-71456.html . Angesichts derartiger „Prognosen“ wunderte sich so mancher Zeitgenosse über das weiße, kalte und rutschige Pulver, welches im Januar 2017 bergeweise zu finden war:

Abbildung 1: Massenhaft rätselhaftes, weißes Pulver am Bahnhof Oberhof im Januar 2017. Die Straßen im Thüringer Wald konnten nur unter großem Aufwand nach und nach geräumt werden. Weil es nach den Vorhersagen unserer „Klimaforscher“ ja keinen Schnee mehr gibt, musste es etwas anderes gewesen sein. Vielleicht hatte Frau Holle irrtümlicherweise Mehl verschüttet, aber warum war das Zeug so kalt und rutschig? Foto: Stefan Kämpfe


Nun kann ein einzelner, schneereicher Wintermonat aber auch nur mal zufällig auftreten. Langfristige Beobachtungsreihen zeigen uns, ob es tatsächlich immer weniger Schnee gibt. In Potsdam wird die Anzahl der Tage mit einer Schneedecke von mindestens 1cm Höhe seit dem Winter 1893/94 gezählt:

Abbildung 2: Die Anzahl der winterlichen Schneedeckentage blieb in Potsdam fast unverändert; der minimale Negativtrend ist wegen der enormen Streuung der Einzelwerte nicht signifikant. Fast schneefrei war dort (weit vor Latifs Zeiten) der Winter 1948/49; während der Winter 2016/17 eine annähernd durchschnittliche Anzahl von 32 Schneedeckentagen erreichte.


Abbildung 3: Die winterliche Schneebedeckung Eurasiens (Kontinente Asien und Europa) dehnte sich aus, anstatt zu schrumpfen. Für den Winter 2016/17, der hier noch nicht enthalten ist, wird eine überdurchschnittliche von Schnee bedeckte Fläche erwartet.


Abbildung 4: Keine winterliche Erwärmung an der Flughafen-Station Erfurt/Weimar trotz steigender CO2- Werte seit 30 Jahren. Im Deutschland-Mittel zeigt sich ein ähnliches Verhalten; bei der enormen Streuung der Wintermittel ist die geringe, erkennbare Abkühlung aber nicht signifikant.


Abbildung 5: Keine Häufigkeitszunahme von Westwetterlagen seit mehr als 35 Jahren: Oben (dunkelviolett) das Objektive Klassifikationsverfahren, Mitte (rosa) alle Großwettertypen mit Westanteil (West-, Südwest- und Nordwestlagen), unten nur der Großwettertyp West, jeweils nach HESS/BREZOWSKY. Keiner der Trends ist signifikant.


Keine erfreulichen Nachrichten für Herrn Latif also, dem deswegen ein Karikaturist (Quelle: Science Skeptical Blog, Michael Krüger) eine Pinocchio- Nase verpasst hat.

Abbildung 6: Lange Gesichter und lange Nasen bei Mojib Latif und den anderen etablierten Klimaforschern: Das Klima will nicht so recht nach ihrer Pfeife tanzen.


Abbildung 7: Um 1915 und kurz vor der Jahrtausendwende wiesen Westlagenhäufigkeit und Wintertemperaturen Maxima auf. Mit einem Bestimmtheitsmaß von 46% erstaunlich eng ist der Zusammenhang zwischen der Häufigkeit aller Großwetterlagen mit Westanteil (rotviolett) und den deutschen Wintertemperaturen. Aber seit etwa 2 Jahrzehnten deutet sich ein leichter Rückgang an – weitere Entwicklung völlig offen.


Ursachen und Besonderheiten der Winterwitterung 2016/17
Der Winter 2016/17 war relativ arm an windigen, intensiven Westwetterlagen und deshalb zeitweise kalt. Eine mögliche Ursache hierfür ist die AMO, eine periodische Schwankung der Wassertemperaturen im Nordatlantik. In diesem Winter waren die AMO- Werte sehr hoch. Den spiegelbildlichen Zusammenhang zwischen AMO- Werten und Westlagenhäufigkeit illustriert die Abbildung 8:

Abbildung 8: Um 1915 und kurz vor der Jahrtausendwende wies die Westlagenhäufigkeit Maxima auf, was die Serienhäufung milder Winter und die insgesamt etwas höheren Wintertemperaturen in diesen Zeiträumen teilweise erklärt. Die AMO verhielt sich dazu invers, in ihren Maxima (kurz vor 1900, späte 1930er bis 1960er, 2000er Jahre) waren die Winter ärmer an Westlagen und tendenziell etwas kälter. Auch diese Zusammenhänge sind grob und können nicht alle winterlichen Witterungsabläufe erklären.


https://eike.institute/2016/12/03/wintervorschau-201617-widerspruechliche-prognosesignale/ . Auffallend waren in diesem Winter aber besonders zwei nicht zu unterschätzende Einflussgrößen – die geringe Sonnenaktivität und die geringe Stärke des Polarwirbels. Tendenziell tritt eine Schwächung der milden Westwetterlagen, welche sich auch an der geringeren Geschwindigkeit der Westströmung im 500 hPa- Niveau (mittlere Troposphäre, entspricht etwa 5500 Metern Höhe) zeigt, bei geringerer Sonnenaktivität auf:

Abb. 9: Zonalwindmittel für den meteorolog. Winter (rot, oben) in der Druckfläche 500 hPa (entspricht etwa 5.500 Metern Höhe im Mittel) am Gitterpunkt 50°N und 10°E (Zentraldeutschland), dazu die Sonnenfleckenzahlen mit einem Monat Versatz früher wegen der verzögerten Auswirkung (gelb, unten) mit jeweils 11-jährigen Gleitmitteln. Man erkennt in Phasen erhöhter Sonnenaktivität tendenziell eine erhöhte Zonalwindgeschwindigkeit; wobei die Sonnenfleckenanzahl die solare Aktivität aber nur sehr grob abbildet.


Der Polarwirbel in der Stratosphäre war in diesem Winter auffallend häufig gestört beziehungsweise nur schwach ausgebildet, besonders im Januar und Februar, was ebenfalls zur zeitweisen Schwächung der Westwind-Zirkulation beigetragen hat:

Abbildungen 10a und 10b: Ein fast ungestörter, sehr kalter Polarwirbel im 10- hPa- Niveau (gut 25 Km Höhe, Stratosphäre, obere Abbildung) ist fast kreisrund und in der Arktis extrem kalt (violette Farbtöne), was Westwetterlagen begünstigt, welche in Deutschland mild sind. Diese Situation herrschte zum milden Weihnachtsfest 2016 (Westwetterlage). Unten die Situation 3 Wochen später – Mitte Januar 2017. Der Polarwirbel ist stark deformiert, hat seinen Schwerpunkt über dem amerikanischen Sektor der Arktis und ist weniger kalt. Zu diesem Zeitpunkt begann über Mitteleuropa eine längere, intensive Kältewelle. Quelle: Meteociel (Französischer Wetterdienst).


https://eike.institute/2016/12/30/dezemberrueckblick-2016-hochwinterausblick-2017/?print=print und https://eike.institute/2017/01/27/eiskalt-erwischt-der-januar-2017-straft-die-theorie-der-klimaerwaermung-luegen/ . Bei einer weiteren Kältewelle in der ersten Februarhälfte lag das Hochdruckgebiet über Skandinavien, so dass nun vor allem die Nordosthälfte Deutschlands von Kaltluft mit Dauerfrost beherrscht wurde:

Abbildung 11: Ein sehr kräftiges Skandinavien-Hoch lenkte Kaltluft in den Nordosten Deutschlands. Anders als im Dezember/Januar herrschte nun nahe der Ostsee das kälteste Winterwetter, während es im Südwesten relativ mild blieb. Zur Monatsmitte verlagerte sich das Hoch südwärts, so dass es bei südlichem Wind überall sehr mild wurde.

Die vielen Hochdruckwetterlagen wurden auffallend häufig von Nebel begleitet, der oft gefror. Im Zuge der hohen Sonnenaktivität, der Luftreinhaltemaßnahmen und der Häufung windig-milder Westlagen war die Zahl der Nebeltage in den 1990er und den frühen 2000er Jahren im Winter stark zurückgegangen. Ob dieser teils neblige Winter 2016/17 eine Trendwende zu wieder mehr Nebeltagen einleitete, muss noch abgewartet werden:

Abbildung 12: Auf dem Höhepunkt der Luftverschmutzung zwischen den 1950er und den 1980er Jahren gab es in Potsdam besonders viele winterliche Nebeltage; danach wurden sie auffallend selten.


Die Schattenseiten des Hochdruck-Winters 2016/17: Dunkelflauten und Niederschlagsarmut

Abbildung 13: Der Löwenanteil des benötigten Stroms in Deutschland (graublau, deutlich mehr als 85%) musste am 24. Januar 2017 konventionell erzeugt werden; der Wind, der „angeblich immer irgendwo weht“, war selbst auf dem Meer zu schwach und die Sonne schien nur kurz- eine echte „Dunkelflaute“. Doch hier handelt es sich nur um die Stromproduktion – bei Betrachtung der gesamten, benötigten Primärenergie würde der Anteil der „Erneuerbaren“ fast gegen Null gehen. Quelle agora-energiewende.de, nachbearbeitet von Stefan Kämpfe.


Abbildung 14: Aprilmonate mit geringer Eisausdehnung in der Arktis fallen in Deutschland tendenziell wärmer aus (negative Korrelation). Der mäßige Zusammenhang ist für eine sichere Prognose aber unzureichend; und im März und Mai fällt er deutlich geringer aus.


Abbildung 15: Der für die Vegetationsentwicklung entscheidende Zeitraum (April bis Juni) könnte etwas zu warm ausfallen. Quelle: NOAA (USA- Wetterdienst). Die „Prognose“ ist aber mit großen Unsicherheiten behaftet.


Im Teil 2 werden die Prognosen für den Winter 2016/17 einer kritischen Prüfung unterzogen.
Stefan Kämpfe, Diplom- Agraringenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher