Beim Klimawandel bleiben Fake-News wohl „politisch korrekt“

WWF zum Welt-Eisbärtag: Lebensraum geht mit erschreckender Geschwindigkeit verloren

Zum „Welt-Eisbärtag“ meldeten einschlägige NGOs und kommunale Institutionen unisono, dass der Klimawandel die niedlichen Eisbären weiterhin am Bestand bedroht und dagegen dringendst (mit CO2-Vermeidung) geholfen werden muss:
SOLARIFY, 26.02.2017: Eisbären sterben aus
Weltnaturschutzorganisation stuft sie daher als „gefährdet“ ein.

BERLINER ZEITUNG, 24.02.17: Welt-Eisbär-Tag: Kleiner Fritz soll große Wirkung zeigen
Es geht um die gefährdeten Artgenossen von Eisbärenbaby Fritz in der Arktis: Vor dem Welt-Eisbärentag am 27. Februar ruft Tierparkdirektor Andreas Knieriem zu mehr Bewusstsein für den vom Menschen verursachten Klimawandel auf.
„Ich hoffe, dass die große Zuneigung, die unserem Fritz entgegen gebracht wird, die Menschen auch zum Nachdenken anregt – nicht nur am Welt-Eisbär-Tag“. Bei wildlebenden Eisbären werde in den kommenden 45 Jahren ein Rückgang der Population um 30 Prozent und mehr erwartet.

muenchen.de, Tierpark Hellabrunn: Das Eisbär-Baby genoss seinen ersten Ausflug ins Freie

WWF:
WWF zum Welt-Eisbärtag: Der Lebensraum für Eisbären geht in erschreckender Geschwindigkeit verloren

Nur das (Des-)Informationsportal Klimaretter.Info muss man diesmal loben. Es brachte zwar erst letzten September eine rührende Story zu gefährdeten Eisbären (Eisbären ohne Eis), hielt sich am Jahrestag aber zurück.

Doch der Eisbär vermehrt sich so stark, dass er zur Plage wird

Wie inzwischen allgemein bekannt, leiden die Eisbären jedoch überhaupt nicht unter einem Klimawandel. Im Gegenteil, sie vermehren sich und werden eher zur Plage.

EIKE 4.03.2016: Der Eisbär vermehrt sich stetig – aber sein Aussterben simulieren darf man doch (2)

Bild aus dem EIKE-Artikel. Es zeigt den Populationsverlauf seit dem Jahr 1960 und ab dem Jahr 1990 den Verlauf, wenn danach die massive Bejagung eingestellt worden wäre.

Wie sie uns einen Eisbären aufbinden

Auf Achgut wurde das Thema der angeblich weiterhin so gefährdeten Eisbären aufgrund des Anlasses in einem Artikel zusammengefasst, weshalb daraus zitiert wird.

Achgut.com, Dirk Maxeiner: Wie sie uns einen Eisbären aufbinden
… Die Eisbären werden nicht weniger, sondern mehr. Deshalb zum Mitschreiben: Laut der neusten Untersuchungen beträgt die Zahl der Eisbären jetzt zwischen 22 600 und 32 250. Das ist das vier bis sechsfache des Bestandes nach dem zweiten Weltkrieg. Neben den Populationen der Eisbären und nehmen auch die ihrer Beutetiere, der Sattelrobben, zu. Mehr dazu hier und hier.
Auch in Regionen wie Buffin Bay und Kane Basin, in denen bislang tatsächlich abnehmende Populationen vermutet wurden, ist davon keine Rede mehr, sondern die Bestände sind stabil. Die ortsansässigen Inuit haben darauf übrigens schon seit längerem hingewiesen. Das Schrumpfen der Eismassen in den arktischen Sommern macht den Polarbären offenbar nichts aus.
Das hinderte die Klima-Katastrophen-Fraktion natürlich nicht daran, weiter den Stuss vom in der Arktis dahinsiechenden Meister Petz zu verbreiten. Vor drei Tagen (27.2.2017) war „Welt Eisbärtag“ und die gute alte Fakenews wurde prompt wieder ausgepackt. Beispielsweise
hier und hier und hier. Die Verfasser dieser Traktate sind gegen Fakten mindestens so immun wie die Bevölkerung von Mekka gegen christliche Missionierung.
Alle Prognosen, die ein Aussterben der schönen Tiere innerhalb kurzer Zeit voraussagten, treffen nicht zu. Das ist deshalb besonders delikat, weil die Eisbären schon seit 2008 eine politische Mission haben. Da wurden sie nämlich vom „U.S. Fish and Wildlife Service“ (FWS) nach dem sogenannten „Endangered Species Act“ als erste Art überhaupt gelistet, die vom Klimawandel bedroht sei. Klima-Aktivisten sehen darin einen möglichen juristischen Hebel um gegen die Emittenden von Kohlendioxid als Verursacher dieses „Aussterbens“ vorzugehen.

Ein Vorreiter beim Fake-New ist der WWF

Ganz perfide und bewusst verfälschend informiert der WWF. Dort heißt es im Text: … Der Klimawandel ist für die Eisbären der Arktis eine sehr ernste Gefahr. Die letzten 20.000 bis 25.000 Eisbären sind massiv bedroht, bereits 2050 könnten zwei Drittel der Tiere ausgestorben sein … “
Wie man am Bestandsverlaufs-Bild sehen kann, kennzeichnen die „20.000 bis 25.000“ Eisbären eine sich seit dem Jahr 1960 stetig erhöhende Population. Die Angabe „ … die letztenEisbären … „ ist somit eine bewusst fälschende, weil eine Bestandsverringerung suggerierende Darstellung.

Quellen

[1] Süddeutsche Zeitung, 18. Dezember 2016: Falschmeldungen Schulz fordert EU-weites Gesetz gegen Fake News
http://www.sueddeutsche.de/politik/fake-news-schulz-fordert-eu-weites-verbot-von-falschmeldungen-1.3299552

[2] POLITICALLY INCORRECT, 18. Dez 2016: Heiko Maas will fünf Jahre Haft für “Fake-News”

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) fordert die Justiz auf, härter gegen gefälschte Nachrichten in Sozialen Netzwerken wie Facebook vorzugehen. “Verleumdung und üble Nachrede sind nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Das muss die Justiz auch im Netz konsequent verfolgen”, sagte Maas BILD am SONNTAG.

Bei “übler Nachrede und Verleumdung einer Person des öffentlichen Lebens” drohe eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. “Das sollte jedem klar sein, der versucht, mit solchen Lügen politische Debatten zu manipulieren. Den rechtlichen Rahmen sollten wir konsequent ausschöpfen”, so Maas.




Warum spekulieren?

Es gibt zwei Anlässe im Leben eines Menschen, bei denen er nicht spekulieren sollte: Wenn er es sich nicht leisten kann, und wenn er es sich leisten kann“ – Mark Twain

Mein Thema heute ist die Vorherrschaft von Spekulation in den Medien. Was bedeutet das? Warum ist das so allgegenwärtig? Sollten wir etwas dagegen tun? Falls ja, was – und warum? Sollten wir uns überhaupt darum kümmern? Ist Spekulation überhaupt validierbar? Und so weiter.

Ich möchte diesem Spekulationstrend beitreten und darüber spekulieren, warum es so viel Spekulation gibt. Im Zuge, diesem Trend zu folgen, möchte ich meine Standpunkte ohne jedwede faktische Stützung darlegen, einfach indem ich eine Reihe von schlichten Behauptungen aufstelle.

Bevor wir anfangen, möchte ich eine Definition klären. Mit Medien meine ich Filme, Fernsehen, Internet, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. Um dem allgemeinen Trend der Spekulation zu folgen, wollen wir nicht zu viele Kleinstunterscheidungen treffen.

Anfangen können wir damit, uns zu fragen, bis zu welchem Grad sich die Medien der reinen Spekulation verschrieben haben. Jemand könnte hierzu eine Studie durchführen und Fakten präsentieren, aber bislang hat das niemand getan. Ich würde es mit Sicherheit nicht tun. Es gibt keinen Grund, sich damit zu behelligen. Die Erfordernis, eine Faktenbasis für eine Behauptung zu demonstrieren, ist schon vor langer Zeit entfallen. Sie wurde ausgesondert mit dem universellen Lob für das Buch Backlash von Susan Faludis, welches im Jahre 1991 den National Book Critics Circle Award für Allgemeine Sachbücher verliehen bekam, und welches hunderte Seiten quasi-statistischer Behauptungen auf der Grundlage einer Prämisse enthält, welche niemals belegt wurde und die fast mit Sicherheit falsch war.

Aber das ist ein alter Hut, und ich erwähne es hier nur, um Standards zu setzen.

Heute weiß natürlich jedermann, dass „Hardball“, „Rivera Live“ und ähnliche Shows nichts weiter sind als ein stetiger Strom von Vermutungen über die Zukunft. Die Talkshows am Sonntag Morgen sind reine Spekulation. Jeder weiß, dass es sonntags keine Nachrichten gibt.

Man beachte auch die vage und versteckte Spekulation. Die Anfechtung seitens der Alliierten würde „die Bühne bereiten für einen großen Handelskrieg mit vielen der gleichen Länder, die Bush zusammenhalten möchte in der zerbrechlichen Koalition gegen den Terror“. Mit anderen Worten, in der Story wird spekuliert, dass Zölle den Kampf gegen den Terrorismus beeinträchtigen können.

Inzwischen bin ich unter dem Faludi-Standard zu dem festen Standpunkt gekommen, dass Medien hoffnungslos von Spekulation durchsetzt sind, und wir können darangehen, die Auswirkungen dieses Umstandes zu betrachten.

Nun könnte man diese Story über Zölle lesen und sich fragen „na und?“. Es ist keine schlechte Geschichte. Ist es nicht vernünftig, über Auswirkungen gegenwärtiger Ereignisse auf diese Weise zu reden? Ich antworte, absolut nicht! Derartige Spekulationen sind komplette Zeitverschwendung.Sie sind sinnlos. Es ist Mist auf der Frontseite der Times.

Der Grund dafür, dass es sinnlos ist, ist natürlich der Umstand, dass niemand weiß, was die Zukunft bereit hält.

Stimmen wir alle darin überein, dass niemand weiß, was die Zukunft bereit hält? Oder muss ich Ihnen das erst beweisen? Ich stelle diese Frage, weil es einige sehr gut untersuchte Auswirkungen der medialen Berichterstattung gibt, was passiert, wenn man das Fernsehgerät verkehrt herum aufstellt: die Kinder werden sagen, dass das Popcorn aus der Tüte herausfällt. Dieses Ergebnis wäre erheiternd, falls es auf Kinder beschränkt bleibt. Aber die Studien zeigen, dass niemand davon ausgenommen ist. Alle Menschen unterliegen diesem medialen Effekt, einschließlich all jener unter uns, die glauben, dass wir ich-bewusst und hip und gut unterrichtet sind.

Medien bringen eine Glaubwürdigkeit mit, die total unverdient ist. Wir alle haben schon das erlebt, was ich den Murray Gell-Mann Amnesie-Effekt nenne. (Ich beziehe mich auf diesen Namen, weil ich über dieses Thema einmal mit Murray Gell-Mann diskutiert habe, und mit der Einführung eines berühmten Namens impliziere ich größere Bedeutung für mich selbst und den Effekt, welche er anderenfalls nicht hätte).

Kurz beschrieben lautet der Gell-Mann-Amnäsie-Effekt so: Man schlägt die Zeitung auf und stößt auf einen Artikel über etwas, über das man gut Bescheid weiß. In Murrays Fall war das Physik. In meinem Fall war es Show-Business. Man liest den Artikel und stellt fest, dass der Journalist absolut keine Ahnung hat, weder hinsichtlich der Fakten noch der Thematik. Oftmals ist der Artikel so falsch, dass er tatsächlich die Story von hinten aufzäumt – indem Ursache und Wirkung vertauscht werden. Ich nenne dies die „wet streets cause rain“-Storys [was man etwa übersetzen könnte mit „weil die Straßen nass sind, regnet es“]. Zeitungen sind voll davon.

In jedem Falle liest man mit Verbitterung oder auch amüsiert die multiplen Fehler in einer Story und blättert dann um zur Seite mit den nationalen oder internationalen Angelegenheiten. Diese liest man dann so, als ob sie irgendwie genauer sind über Palästina als der Unsinn, den man eben gelesen hat. Man blättert um und vergisst, was man weiß.

Das ist der Gell-Mann-Amnäsie-Effekt. Ich möchte betonen, dass er in anderen Arenen des Lebens nicht aktiv ist. Im normalen Leben ist es so: falls jemand einen permanent anlügt, wird man bald alles, was jener sagt, verwerfen. Vor Gericht gibt es eine gesetzliche Doktrin von falsus in uno, falsus in omnibus, was bedeutet Unwahrheit in einem Teil – Unwahrheit in Allem. Aber wenn es um Medien geht, glauben wir gegen alle Beweise, dass es uns unsere Zeit wahrscheinlich wert ist, andere Teile der Zeitung zu lesen. Und das, wenn das fast mit Sicherheit nicht der Fall ist. Die einzig mögliche Erklärung für unser Verhalten ist Amnäsie.

[Und ich dachte, nur die Deutschen wären so zeitungsgläubig, wie sie nun mal sind! Anm. d. Übers.]

Ein Problem mit der Spekulation besteht also darin, dass man den Gell-Mann-Effekt unberechtigter Glaubwürdigkeit huckepack mit sich herumträgt, was die Spekulation als brauchbarer aussehen lässt als sie ist.

Ein weiteres Thema ist die schiere Masse von Spekulation. Die schiere Masse impliziert einen Wert, der fadenscheinig ist. Ich nenne dies den There-Must-Be-A-Pony-Effekt, abgeleitet aus dem alten Witz, dass ein Kind am Weihnachtsmorgen die Treppe herabkommt, den Raum voller Pferdemist vorfindet und vor Freude in die Hände klatscht. Seine erstaunten Eltern fragen: Warum bist du so glücklich? Es antwortet, bei so viel Pferdemist muss ein Pony da gewesen sein.

hier steht, was damit gemeint ist; Anm. d. Übers.] geht üblicherweise den Vermutungen der Experten nach, und während der eine oder andere auch mal einen Treffer erzielt, sind diese Vermutungen über die Zeit nicht besser als Zufall. Dies würde man auch erwarten. Weil niemand die Zukunft kennt.

Ich möchte im Vorübergehen noch erwähnen, dass Expertentum mit den Jahren eine subtile Veränderung durchlaufen hat. In den alten Zeiten haben Kommentatoren wie Eric Sevareid die meiste Zeit damit zugebracht, Ereignisse in einen Zusammenhang zu stellen und einen Standpunkt zu beschrieben über das, was bereits geschehen ist. Darüber sprechen, was sie dachten, war wichtig oder irrelevant hinsichtlich der Ereignisse, die bereits stattgefunden hatten. Dies ist natürlich eine legitime Funktion der Expertise in jedem Bereich menschlichen Wissens.

Aber mit den Jahren hat sich das vertrauen in Expertentum von der Diskussion über Geschehenes weg verschoben hin zu Diskussionen über das, was geschehen könnte. Und hier haben die Experten keinerlei Vorteil aus ihrer Expertise. Schlimmer noch, sie könnten versuchen, wie die Sonntagspolitiker die eine oder andere Agenda durchzupauken mittels der Prophezeiung von deren unmittelbar bevorstehenden Kommen oder Niedergang. Das ist politischer Aktionismus, keine Prophezeiung*.

Die zweite Gruppe, von denen manche Menschen die Vorstellung haben, dass sie über die Zukunft Bescheid wissen, sind Spezialisten unterschiedlicher Art. Die wissen das aber auch nicht. Als Grenzfall möchte ich daran erinnern, dass es einen neuen Bereich gibt, der Spezialisten gebiert – ich weigere mich, es eine Disziplin oder einen Studienbereich zu nennen – Futurismus genannt. Das Narrativ hier lautet, dass einen Weg gibt, Trends zu studieren und zu wissen, was die Zukunft bringt. Das wäre tatsächlich wertvoll, falls es möglich wäre. Aber es ist nicht möglich. Futuristen wissen nicht mehr über die Zukunft als Sie und ich. Man lese deren Zeitschriften von vor ein paar Jahren, und man wird eine endlose Kette der Irrtümer finden.

Expertise ist kein Schutzschild gegen grandiose Fehleinschätzungen. Darum war es Thomas Watson, der Chef von IBM, der prophezeite, dass die Welt höchstens 4 oder 5 Computer brauchen würde. Das ist so falsch wie etwas nur sein kann – prophezeit von einem Mann, der in jeder Hinsicht informiert war darüber, wovon er sprach.

Nicht nur, dass er einen Trend falsch bewertete oder eine Technologie, sondern auch, dass er die Myriaden Verwendungszwecke nicht verstand, für die man eine Maschine allgemein rüsten kann. Genauso lag auch Paul Ehrlich, ein brillanter Akademiker, der sein gesamtes Leben ökologischen Themen widmete, mit fast allen seinen großen Prophezeiungen falsch.

Er lag falsch hinsichtlich schwindender Ressourcen, hinsichtlich der Bevölkerungsexplosion, und er lag falsch mit seiner Prophezeiung, dass bis zum Jahr 2000 50% aller Spezies ausgestorben sein würden. Er widmete sein Leben intensiv empfundenen Bereichen – und lag doch spektakulär falsch.

Nun gut, könnte man sagen, wir akzeptieren, dass man die Zukunft nicht kennen kann in der Art und Weise, wie ich es hier beschreibe. Aber was ist mit dringlicheren Dingen wie etwa die Auswirkungen unerledigter Gesetzgebung? Sicher ist es wichtig, darüber zu reden, was passieren kann, falls bestimmte Gesetze eingeführt werden. Nun – nein, ist es nicht. Niemand weiß, was passieren wird, wenn das Gesetz eingeführt wird. Hierfür möchte ich zwei Beispiele nennen, eines von den Linken und eines von den Rechten.

hier bei Wikipedia] prophezeit immer noch düsterste Effekte, die unmittelbar bevorstehen.

Dieses Scheitern bei der Prophezeiung von Auswirkungen eines Programms spiegelte sich in hysterischem Geschrei von den Rechten bei den Republikanern über steigenden Mindestlohn. Chaos und düstere Zeiten würden sicher folgen, wenn Firmen ihre Türen schließen und das Land in eine überflüssige Rezession gestürzt würde. Aber was waren die wirkliche Auswirkungen? Im Grunde gar keine. Wer diskutiert jetzt noch darüber? Niemand! Was wird geschehen, falls es einen neuen Versuch geben würde, den Mindestlohn anzuheben? Die gleichen düsteren Prophezeiungen noch einmal. Haben wir irgendetwas gelernt? Nein!

Aber mein Punkt ist – bei bevorstehender Gesetzgebung ebenso wie mit allem Anderen – niemand kennt die Zukunft.

Gleiches ist auch wahr hinsichtlich der Auswirkungen von Wahlen und Verabredungen. Welche Auswirkungen hat die Wahl eines bestimmten Präsidenten oder eines Obersten Gerichtshofes? Niemand weiß es. Einige von Ihnen sind alt genug, sich an die berühmte Kolumne von Art Buchwald während der Tage der Johnson-Regierung zu erinnern. Buchwald schrieb einen Beitrag mit dem Titel „Thank God we don’t have Barry Goldwater“ [seinerzeit der Gegenkandidat zu Johnson. Anm. d. Übers.]. Darin erinnerte er daran, wie jedermann befürchtete, dass Goldwater uns in einen großen Krieg ziehen würde. Also wählten wir Johnson, der nichts Eiligeres zu tun hatte als 200.000 Soldaten nach Vietnam zu schicken. Das ist es, was passiert, wenn man einen sich friedlich gerierenden Kandidaten wählt [a dove-ish candidate]. Man bekommt einen Krieg. Oder man wählt den intellektuell brillanten Jimmy Carter, und wird Zeuge, wie er persönlich damit endet zu bestimmen, wer auf den Tennisplätzen des Weißen Hauses spielen darf. Oder man wählt Richard Nixon, der den Stecker aus der Vietnam-Sache herausziehen kann und der dann den Kampf noch Jahre fortsetzt. Und dann China öffnet*.

hier bei Wikipedia steht mehr. Anm. d. Übers.]

Genauso ist die Historie von Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes eine endlose Folge von Fehlern hinsichtlich Prophezeiungen von Rechtsprechung, wenn man erst einmal vor Gericht landet. Nicht alle sind überraschend, aber sehr viele schon.

Können wir also hinsichtlich unmittelbar bevorstehender Ereignisse überhaupt irgendetwas vorhersagen? Nein! Dazu reicht es schon sich anzuschauen, was vor dem Fall der Mauer in Berlin gesagt worden ist. Schon dabei sieht man, dass niemand auch nur ein paar Stunden im Voraus etwas prophezeien kann. Menschen sagten alle Arten von Dummheiten bzgl. des Kommunistischen Weltreiches – nur Stunden vor dessen Zusammenbruch. Ich kann hier keine Beispiele zitieren, weil ich dazu erst Faktensuche betreiben müsste, was ich versprochen habe, nicht zu tun. Aber glauben Sie mir, man findet idiotische Statements noch von 24 Stunden zuvor.

Niemand kennt die Zukunft!

Nun ist das keine neue Information.Es war Mark Twain, der gesagt hat: „Ich habe einen Haufen Schwierigkeiten in meinem Leben vorhergesehen, und die meisten davon sind niemals passiert“.

Und Vieles von dem, was die Politiker sagen, ist nicht so sehr eine Prophezeiung, sondern ein Versuch, es wahr werden zu lassen. Es ist Argumentation maskiert als Analyse. Aber es überredet nicht wirklich irgendjemanden. Weil die meisten Menschen es durchschauen.

Falls Spekulation also nutzlos ist, warum gibt es dann so viel davon? Liegt es daran, dass die Menschen sie haben wollen? Das glaube ich nicht. Ich selbst spekuliere, dass sich die Medien der Spekulation zugewandt haben aus den Medien eigenen Gründen. Schauen wir also mal auf die Vorteile der Spekulation von einem Standpunkt der Medien aus:

1. Sie ist unglaublich billig. Schwatzen ist billig. Und Spekulations-Shows sind das Billigste, was man im Fernsehen bieten kann. Sie sind fast genauso billig wie das Senden eines Testbildes. Spekulation erfordert keine Forschung, keinen großen Stab an Mitarbeitern. Minimalen Aufwand. Lediglich den Moderator, Buchung der Teilnehmer – an denen es keinen Mangel gibt – und fertig! Einfach Show! Keine Reporter in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt, keine Film-Crew am Drehort. Keine Ultimaten, kein Filmmaterial, welches bearbeitet werden müsste, keine Editoren … nichts! Einfach nur Gerede. Billig.

2. Man kann nicht verlieren. Obwohl die Spekulation nur zufällig auch mal stimmt, was bedeutet, dass man in jedem Falle zu 50% falsch liegt, erinnert sich niemand daran, weshalb sich auch niemand darum schert. Man ist niemals haftbar. Die Zuhörerschaft erinnert sich nicht an gestern, geschweige denn an die vorige Woche oder den vorigen Monat. Medien existieren nur im ewigen Jetzt, in dieser Minute, in dieser Krise, bei diesem Fernsehansager, in dieser Kolumne, bei dieser Spekulation.

Einer der klarsten Beweise hierfür ist die Kontroverse um die Currents of Death [= elektromagnetische Strahlung unter Strom-Überlandleitungen. Anm. d. Übers.]. Sie hatte ihren Ursprung im Journal The New Yorker, welches seit fünfzig Jahren eine sprudelnde Quelle falscher wissenschaftlicher Spekulation ist. Aber mein Punkt ist Folgender: Viele der Menschen, die vor zehn Jahren wild darauf waren, in ihren Häusern gefährliche elektromagnetische Strahlung zu messen, geben jetzt Tausende Dollar aus für den Kauf von Magneten, die sie um ihre Arme und Fersen wickeln wegen der vermeintlich die Gesundheit fördernden Effekte von Magnetfeldern. Diese Menschen erinnern sich nicht daran, dass es sich dabei um genau die gleichen magnetischen Felder handelt, die sie früher zu vermeiden trachteten. Und weil sie sich nicht erinnern, kann das Journal genau wie der Medien-Spekulant nicht verlieren.

Diesen Gedanken, dass man dabei nicht verlieren kann, möchte ich noch etwas weiter ausführen. Das ist nicht auf die Medien beschränkt. In den meisten Bereichen des intellektuellen Lebens hat man die Werte der Spekulation entdeckt und wild für sich vereinnahmt. In der Akademia wird Spekulation normalerweise als Theorie gewürdigt. Es ist faszinierend: sogar obwohl die intellektuelle Haltung der postmodernen deconstructionist era gegen die Theorie ist, besonders gegen allumfassende Theorien, ist das was jeder Akademiker zum Ausdruck bringen möchte, eine Theorie.

Dies ist teilweise übergeschnappte Wissenschaft, aber es ist auch ein Flucht-Türchen. Eine genaue Lektüre der Texte von Jane Austen kann man gut als falsch empfinden, und ein kenntnisreicherer Antagonist kann auch zeigen, dass sie falsch sind. Aber die Theorie der radikalen Feminisierung und autoritären Revolte in den Arbeiten von Jane Austen sind auch unberührbar. Unsere Standpunkte hinsichtlich der Ursprünge der Ersten Weltkrieges können durch andere Institutionen wesentlich genauer erklärt werden als von uns. Aber ein Beitrag eines New Historicist, in welchem durchaus unsere eigene Phantasie enthalten sein kann, welche das sein könnten, würden so sein wie als ob man während des ersten Krieges Soldat war … nun, das ist nicht debattierbar.

Ein hervorragender Bereich für spekulative akademische Arbeiten ist das Unbekannte. Dieser Tage sind religiöse Gegenstände in Ungnade, aber es gibt immer noch viele gute Themenbereiche. Die Natur des Gewissens, die Arbeit des Gehirns, der Ursprung von Aggression, der Ursprung der Sprache, der Ursprung des Lebens auf der Erde, SETI und Leben auf anderen Welten … all das ist großartiges Zeug. Wunderbares Zeug. Man kann endlos darüber debattieren. Aber dem kann nicht widersprochen werden, weil niemand die Antwort auf irgendeines dieser Themen kennt – was wahrscheinlich auch niemals der Fall sein wird.

Aber das ist nicht die einzige Strategie, die man heranziehen kann. Weil die medien-indoktrinierte Öffentlichkeit Behauptungen aus der Vergangenheit ignoriert und vergisst, kommen heutzutage selbst Autoren ungeschoren davon, wenn sie harte Daten präsentieren, die sich dann erwiesenermaßen als falsch herausstellen.

Dann gibt es da die spekulativen Arbeiten von Anthropologen wie Helen Fisher, die behaupten, uns etwas über die Ursprünge der Liebe oder der Untreue mittels Verweisen auf andere Gesellschaften, auf das Verhalten von Tieren und fossilen Aufzeichnungen zu vermitteln. Wie kann sie falsch liegen? Es ist unüberprüfbar, unbeweisbar, einfach so Stories.

Und damit nicht jemand sich vorstellt, dass Dinge in der Hard Science anders sind, denke man an die String-Theorie, seit fast zwanzig Jahren die dominante physikalische Theorie. Mehr als eine Generation von Physikern hat an der String-Theorie gearbeitet. Aber – falls ich sie richtig verstehe, was vielleicht nicht der Fall ist – die String-Theorie kann nicht getestet oder bewiesen oder widerlegt werden. Obwohl einige Physiker bei dem Argument, dass eine unüberprüfbare Theorie nichtsdestotrotz wissenschaftlich ist, die Augen verdrehen, wer leistet wirklich Widerstand? Man erkenne: Eine unüberprüfbare Theorie ist ideal! Die Karriere ist gesichert!

Kurz gesagt, so lange man spekuliert, kann man nicht verlieren. Diese Erkenntnis ist weit verbreitet. Und sie ist perfekt für das Informations-Zeitalter, welches ein Füllhorn von Wissen verspricht, aber nur ein Füllhorn voll Quacksalberprodukten liefert.

Und nirgendwo steht geschrieben, dass die Medien akkurat oder nützlich sein müssen. Das waren sie nicht während der allermeisten Zeit der Historie. Also spekulieren sie jetzt … na und? Was ist daran falsch?

1. Die Tendenz zum Exzess. Die Tatsache, dass es sich nur um Gerede handelt, macht Dramatik und Spektakel unwahrscheinlich – es sei denn, das Gerede wird hitzig und exzessiv. Also wird es exzessiv. Nicht in jeder Show tritt der Kampf um Stoff nach Art eines Kreuzverhörs zutage, aber es ist eine Tendenz in allen Shows.

2. Die „Verkritisierung“ von allem und jedem ist möglich. Die meiste Spekulation ist nicht fesselnd, weil die meisten Ereignisse nicht fesselnd sind – Mensch, ich frage mich was mit der Deutschen Mark passieren wird! Werden sie ihre Arbeits-Probleme unter Kontrolle bekommen? Dies dient dem wohlbekannten Bedarf der Medien nach einer Krise. Krise bei der Deutschen Mark! Oh je! Passt auf! Krisen einigen das Land, ziehen Zuschauer in großer Zahl an und liefern etwas, über das sich treffend spekulieren lässt. Ohne Krise wird das Gerede bald zu einer Debatte darüber degenerieren, ob die Schiedsrichter eines Footballspiels das letzte Footballspiel hätten noch einmal begutachten sollen. Es gibt also eine Tendenz zu Dringlichkeit und Bedeutung zu hypen und ein Geh-Hin-Gefühl zu vermitteln, wenn das nicht wirklich angemessen ist. Man betrachte die ellenlange Schriftrolle unten im Bildschirm bei der Beerdigung der Königin-Mutter. Wie auch immer die Story um die Königin-Mutter geartet ist, es ist keine Krise. Ich habe sogar ein paar Tage lang die Berichterstattung über meine eigene Scheidung auf CNN verfolgt. Es ist irgendwie schmeichelhaft, obwohl die Darstellung falsch war. Aber meine Scheidung ist mit Sicherheit keine ultimative Brandnachricht.

3. Oberflächlichkeit als Norm. Es muss schnell gehen. Man muss sofort zu den Höhepunkten kommen. Spekulation ist der Oberflächlichkeit förderlich. Das ist es, oder?

4. Endlose Präsentation von Unsicherheit und Konflikten kann Lösungen von Dingen in die Quere kommen. Es gibt einige Beweise, dass die Verteilungskämpfe im Fernsehen nicht nur nicht die Meinungen der meisten Menschen repräsentieren – die nicht so polarisiert sind – sondern dass sie dazu tendieren, die Lösungen aktueller Streitfälle in der realen Welt schwieriger zu machen. Zu allermindest verschleiern diese Verteilungskämpfe die Erkenntnis, dass Streitfälle jeden Tag gelöst werden. Kompromisse bei relativ zentralen Positionen sind viel einfacher als bei extremen oder feindlichen Positionen, die miteinander im Konflikt stehen: Greenpeace gegen die Holzindustrie.

5. Die unendliche Kette von Spekulationen pflastert den Weg zum Streit über Brustimplantate, Hysterie über das Jahr-2000-Problem oder globale Erwärmung, Artikel im The New Yorker über Todesströmungen [currents of death] und eine Vielzahl anderer Resultate, deren Eintreffen keine guten Dinge wären. Es kommt irgendwann zu der Vorstellung – was für die Medien sehr bequem ist – dass am Ende nichts sicher ist. Wenn das tatsächlich nicht wahr ist.

Ich möchte auf eine vorzeigbare schlimme Auswirkung der Hypothese hinweisen, dass nichts wirklich erfahrbar ist. Das Whole Word Reading [ein neues System zum Erlernen von Wörtern in der Grundschule, Anm. d. Übers.] wurde eingeführt durch die Bildungsschulen im ganzen Land, meines Wissens ohne irgendein Test der Effizienz der neuen Methode. Sie war auf einmal da. Generationen von Lehrern wurden mit diesen Methoden indoktriniert. Als Folge davon weisen die USA eine der höchsten Analphabetenrate in der industrialisierten Welt auf. Die Hypothese, dass man nichts mit Sicherheit weiß, hat schreckliche Konsequenzen.

GK Chesterton sagte (in einem anderen Zusammenhang): „Falls man an nichts glaubt, glaubt man an alles“. Genau das erleben wir heute. Die Menschen glauben alles.

Wir müssen anfangen, uns daran zu erinnern, dass jeder, der seinerzeit sagte, das Jahr-2000-Problem sei kein wirkliches Problem, entweder niedergebrüllt oder von der Öffentlichkeit fern gehalten worden ist. Gleiches gilt für Bereiche wie das Aussterben von Spezies und globale Erwärmung. Man hört niemals jemanden, der sagt, das ist keine Krise. Das möchte ich nicht weiter vertiefen, weil es uns zur Heranziehung von Fakten bringen könnte, aber ich möchte zwei Berichte erwähnen, von denen ich spekuliere, dass Sie von diesen noch nie gehört haben. Der erste Bericht findet sich im Magazin Science vom 18. Januar 2001 (Oha! Eine Tatsache!), dass im Gegensatz zu früheren Studien die Antarktische Eismasse zu- und nicht abnimmt, und dass diese Zunahme bedeutet, dass wir endlich ein Ende des Schrumpfens der Eismasse sehen, welche bereits seit Tausenden von Jahren im Gange ist, seit Beginn des Holozäns. Ich weiß nicht, was überraschender ist – das Statement, dass das Eis zunimmt, oder das Statement, dass die Schrumpfung Tausende Jahre der globalen Erwärmung vorausgegangen ist.

Die zweite Studie ist ein Bericht der National Academy of Sciences über die ökonomischen Auswirkungen des jüngsten El Nino-Ereignisses von 1997 [zur Erinnerung, dieser Beitrag stammt aus dem Jahr 2002, Anm. d. Übers.]. Jene Erwärmung erbrachte einen Gesamt-Profit von 15 Milliarden Dollar für die Wirtschaft. Darin enthalten sind die Verluste von 1,5 Milliarden in Kalifornien durch Regen, welche jedoch ausgeglichen wurden durch billigere Treibstoffrechnungen infolge eines milderen Winters und einer längeren Wachstumssaison. Gesamtergebnis 15 Milliarden an gestiegener Produktivität.

Das Andere, was ich erwähnen möchte ist, dass während der letzten 100 Jahre, während die mittlere Temperatur um lediglich 0,3°C gestiegen ist, das Magnetfeld der Erde um 10% abgenommen hat. Dies hat viel stärkere Auswirkungen als globale Erwärmung und ist potentiell für das Leben auf diesem Planeten weitaus ernster.

Unser Magnetfeld ist das, was die Atmosphäre bereit hält. Sie schirmt uns ab vor tödlicher Strahlung aus dem Weltall. Eine Abnahme des Erdmagnetfeldes um 10% ist extrem besorglich. Aber wer ist besorgt? Niemand! Wer ruft nach Gegenmaßnahmen? Niemand! Warum nicht? Weil man nichts dagegen tun kann. Wie das in Relation zur globalen Erwärmung zu setzen ist, möchte ich Ihrer eigenen Spekulation überlassen.

Persönlich denke ich, dass wir uns von den Medien abwenden sollten, und die Daten zeigen, dass wir das bereits tun, zumindest was die Fernsehnachrichten betrifft. Ich finde, dass wann immer es mir fehlt, den Medien ausgesetzt zu sein, ich viel glücklicher bin, und mein Leben fühlt sich besser an.

Abschließend möchte ich daran erinnern: Während es so Manches gibt, das wir nicht sicher wissen können, gibt es viele Dinge, die herausgefunden werden können und tatsächlich auch herausgefunden werden. Jedoch nicht durch Spekulation. Sondern durch sorgfältige Untersuchung und rigorose statistische Analyse. Da wir in diesem vorübergehenden Ozean von Spekulation schwimmen, vergessen wir, dass man Dinge mit Sicherheit wissen kann, und dass wir nicht in einer angstvollen Welt unendlicher, nicht gestützter Meinungen leben. Aber der Graben, der harte Fakten von Spekulation trennt, ist inzwischen so unbekannt, dass die meisten Menschen ihn nicht fassen können. Vielleicht kann ich ihn mit folgender Geschichte verdeutlichen:

Auf einem Flug nach Europa platzierte man mich neben einem Mann, der sehr unglücklich ist. Es stellt sich heraus, dass er ein Arzt ist, den man für eine zweijährige Doppelblind-Studie für die FDA [= die amerikanische Gesundheitsbehörde, Anm. d. Übers.] engagiert hatte bzgl. der Wirksamkeit von Medikamenten, und es könnte zum Fenster hinaus geworfen sein. Nun bedeutet eine Doppelblind-Studie, dass es vier separate Forscherteams gibt, die untereinander keinen Kontakt haben – vorzugsweise arbeiten sie an unterschiedlichen Universitäten in verschiedenen Teilen des Landes. Das erste Team definiert die Studie und legt die Behandlungsweisen fest, die wirklichen Arzneien und die Kontrollen. Das zweite Team erklärt die Einnahme den Patienten. Das dritte Team sammelt die Daten und schätzt unabhängig die Wirkung der Arznei auf jeden Patienten. Das vierte Team sammelt die Daten und führt eine statistische Analyse durch. Die Kosten dieser Art von Studien betragen, wie man sich vorstellen kann, Millionen Dollar. Und die Teams dürfen sich niemals treffen.

Mein Nachbar ist unglücklich, weil Monate nach Ende der Studie er in einem Wartesaal am Flughafen Frankfurt ins Gespräch mit einem anderen Mann dort gekommen war, und sie entdecken – zu ihrem Schrecken – dass sie beide in der Studie involviert waren. Mein Nachbar war in dem Team, welches die Arzneien verabreichte. Der andere Mann war in dem Team mit den Statistiken. Es gibt keinen Grund, warum einer den anderen zu diesem späten Zeitpunkt beeinflussen sollte, aber nichtsdestotrotz verlangt das Protokoll, dass sich die Teammitglieder niemals treffen. Und so wartet mein Nachbar jetzt darauf, von der FDA zu hören, ob diese die Studie insgesamt einstampfen wollte wegen dieses zufälligen Zusammentreffens in Frankfurt.

Das sind jene Strapazen, durch die man hindurch muss, falls man sicher sein will, dass seine Information korrekt ist. Aber wenn ich den Menschen diese Story erzähle, starren sie mich nur verständnislos an. Sie finden das absurd. Sie glauben nicht, dass es notwendig ist, all das zu tun. Sie glauben, es ist Overkill. Sie leben in der Welt von MSNBC und der New York Times. Und sie haben vergessen, was reale, zuverlässige Informationen sind sowie die Mühen, diese zu erhalten. Das ist so viel schwerer als einfach nur zu spekulieren.

Herzlichen Dank!

International Leadership Forum, La Jolla (26 April 2002)

Quelle: http://larvatus.com/michael-crichton-why-speculate/

Übersetzt von Chris Frey EIKE




Energiepreise: Deutschland endlich mal (fast) wieder Spitze!

Wir in Deutschland sind die Guten. Deutschland rettet die Welt vor dem Klimakollaps, der Feinstauberdrosselung und dem Atomtod. Wir sind Vorreiter. Wir streben nach einer nachhaltigen Energieversorgung. Koste es, was es wolle.

Dafür wenden wir in Deutschland sogar die Energie. Wenden uns weg von den bösen Energieträgern Atom, Diesel, Kohle und Gas, hin zu den guten Energieträgern Sonne und Wind. Die sind bekanntlich gut, weil sie keine Rechnung schicken. Dafür schickt der Staat eine: 54 Prozent beträgt derzeit der Staatsanteil an den Stromkosten. Nö, nicht bezahlt, sondern einkassiert. Je teurer der Strom in Deutschland wird, umso mehr Geld streicht der Finanzminister ein. Für den guten Zweck natürlich.

Eine weitere Rechnung schicken die Windbarone und Sonnenkönige, die „Umlage für die Förderung der Erneuerbaren Energie“ ist 2017 von 6,35 auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde  gestiegen. Das bedeutet einen Stromkostenanstieg für einen Durchschnittshaushalt um 45 Euro pro Jahr. Die nächste Welle der Strompreiserhöhung rollt. Da freut sich der Finanzminister, weil er durch sprudelnde Steuerquellen „noch mehr Überschuss erzielt„, ohne dass die Regierung die Steuern erhöhen muss. Da freut sich auch der Zahnarzt mit dem Solardach, dass von seiner Sprechstundenhilfe bezahlt wird – natürlich auch nur für den guten Zweck (Womit ich nichts gegen Zahnärzte sagen will, sie können hier jeden Gutverdiener Ihrer Wahl einsetzen).

Der Thinktank Agora-Energiewende hat versprochen:

Nach der Bundestagswahl sollte die Energiepolitik daher das System der Steuern, Abgaben und Umlagen auf Energie komplett überarbeiten. Denkbar wäre es etwa, die Stromkosten zu senken, und die Abgaben und Umlagen auf klimaschädliche Energieträger wie Kohle, Heizöl, Diesel, Benzin und Gas zu verlagern.“

Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass dann Strompreise nicht noch weiter ansteigen sollen, sondern nur die Preise für die klimaschädliche Kohle, das böse Heizöl, das üble Benzin und Russen-Gas.

Kalt duschen ist bekanntlich sehr gesund

Mit ca. 30 Cent pro Kilowattstunde hat Deutschland den zweithöchsten Strompreis Europas und gute Chancen, Dänemark in diesem Jahr zu überholen und damit auf dem wohlverdienten ersten Platz zu landen. Strompreismässig weit abgeschlagen sind dagegen solche zurückgebliebenen Agrarländer wie Frankreich oder Finnland mit einem Strompreis von 16 Cent pro Kilowattstunde. Aber die betreiben ja auch viele der bösen Atomreaktoren.

Mehr als 330.000 deutschen Haushalten wurde 2016 der Strom abgestellt, weil sie ihn nicht mehr bezahlen konnten. „Energiearmut“ wird das böswillig von den ewig gestrigen Gegnern der Energiewende genannt, dabei ist es nur Geldarmut. Und häufig wird den Gegnern der Energiewende der Gemütlichkeitsfaktor der Energiearmut verschwiegen: Familien sitzen gemütlich beim trauten Kerzenschein zusammen und lesen wieder mal gemeinsam in der Bibel oder singen zur Blockflöte „Schneeglöckchen, Weißröckchen„, weil auch Fernseher und Radio nicht ohne Strom funktionieren. Und kalt duschen ist ja bekanntlich auch sehr gesund. Diese Gemütlichkeit wird allerdings den „vor Kurzen zu uns Gekommenen“ nicht vergönnt. Die Kosten für ihren Energieverbrauch werden nämlich „von der Kommune bezahlt„, wie es so schön heißt.

Laut Agora-Energiewende „wird in der Bevölkerung die Energiewende weiterhin positiv gesehen – die Zustimmung ist 2016 sogar noch gewachsen. So halten 93 Prozent der Bundesbürger in einer jährlich wiederholten Umfrage die Energiewende für „wichtig“ oder „sehr wichtig“ – eine Verbesserung um drei Prozentpunkte seit 2015 und der höchste Wert in fünf Jahren. Auch die Umsetzung wird besser beurteilt: 47 Prozent der Befragten halten sie inzwischen für „gut“ oder „sehr gut“. Das entspricht ebenfalls einer Verbesserung um drei Prozentpunkte…Die Jahresauswertung zeigt auch, dass 2016 das Jahr der billigen Energie war…„.

Jetzt verstehe ich auch die Statistiken, wonach sich eine Mehrheit der Deutschen den heiligen St. Martin Schulz als Bundeskanzler wünschen und sowohl CDU, als auch SPD jede Woche  in der Wählergunst zulegen.




Winter 2016/17 in Deutschland mit Hochdruck und eiskalten Über­raschungen- gute Aussichten für Frühjahr und Sommer?

 

Nur etwas überschätzt: Ein halbes bis ein Kelvin zu mild war der Winter diesmal in Mitteleuropa nicht, sondern fast temperaturnormal. Das ergab immerhin „Note 4“. Quelle: NOAA, Eingabezeitraum 21. bis 30.11.2016.

Hier zunächst die Daten für den abgelaufenen Winter 2016/17 (offizielles DWD- Deutschlandmittel):

Dezember 2016 +2,2°C Januar2017 -2,2°C Februar 2017 +2,9°C, Winter +1,0°C

Mittel 1981 bis 2010 Dez. +1,2°C Jan. +0,4°C, Feb. +0,9°C Winter 1980/81 bis 2009/10 +0,9°C

Abweichung Dez. +1 K, Jan. -2,6 K, Feb. +2,0 K, Winter +0,1 K

UKMO (Großbritannien): Stand 14.11.2016 Winter (D, J, F) mit undeutlicher Wahrscheinlichkeit nur in Norddeutschland zu mild (folgende Karte):

http://www.metoffice.gov.uk/research/climate/seasonal-to-decadal/gpc-outlooks/glob-seas-prob

Bewertung: Fast zutreffend, besonders im Dez/Jan. war es an den Küsten zu mild, aber sehr unkonkret, Note 4

Bewertung: In der Nordostschweiz waren der Dezember etwas und der Januar deutlich sowie der Winter insgesamt etwas zu kalt, daher fast zutreffend, aber sehr unkonkret, Note 4

Bewertung: Winter insgesamt fast getroffen, aber Dezember und Februar deutlich und Januar völlig verfehlt, Note 5

Kaltwetter.com Prognose vom 28.11.2016: Winter insgesamt normal, wobei Dezember und Februar etwas zu mild werden sollen, der Januar aber deutlich zu kalt ausfällt.

IRI (folgende Abbildung), Vorhersage vom Nov. 2016: Mit leicht erhöhter Wahrscheinlichkeit zu mild.

Bewertung: Fast zutreffend, aber sehr unkonkret, Note 4

DWD (Offenbach): Leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen kalten oder normalen Winter (Stand Nov. 2016):

Bewertung: Nur bedingt zutreffend, eine höhere Wahrscheinlichkeit für „mittel“ wäre richtiger gewesen, dazu sehr unkonkret, Note 5

NASA (US- Weltraumbehörde) Karte vom November 2016: Winter in Mitteleuropa etwa 1,5 bis 2,5 K zu mild. Bei dieser Karte liegt Mitteleuropa am linken Kartenrand, weit oben:

Bewertung: Winter deutlich um mehr als 2 Intervalle verfehlt, da bei weitem nicht so mild, Note 6. Die später veröffentlichten Prognosen, speziell die Vorhersage eines zu kalten Januars, waren dann deutlich zutreffender.

Stefan Kämpfe (hier bei EIKE am 03.12.2016 veröffentlicht):

Dieses Fazit wurde aus 30% der Tendenz der 2- K- September- Regel, 10% Sonnenaktivität, 20% Zirkulationsverhältnisse, 10% Mittelfrist- Modelle, 10% NAO, AMO,QBO, Polarwirbel, 10% Analogfälle und 10% der vorwiegenden Tendenz der Langfristprognosen gewichtet. Aktualisierung voraussichtlich Ende Dezember.

Ein lehrbuchreifes Beispiel für Inkonsistenz- die Schwierigkeiten einer Langfristprognose: Der Februar- Schlingerkurs des CFSv2- Modells (NOAA)

Wie schwer sich Modellrechnungen schon mit der Temperaturprognose des Folgemonats tun, zeigt das folgende Beispiel. Der Eingabezeitraum vom 21. bis zum 31. Januar 2017 ergab überall in Europa einen viel zu milden Februar. Gemessen am ohnehin schon hohen CLINO- Wert 1981- 2010 sollte es in Süd- und Mitteldeutschland um 3 bis 4 Kelvin (graubrauner Farbton) und in Norddeutschland um 1 bis 3 Kelvin (roter bis dunkelroter Farbton, Quelle: NOAA) zu warm sein:

Nur 9 Tage später, als die Kaltluft eines Skandinavien- Hochs längst in Nord- und Mitteldeutschland angekommen war, sah die Februarprognose ganz anders aus:

Versagte diesmal die „2 K- Septemberregel“?

Der Winter 2016/17 war, gemessen am Langfrist- Mittel seit 1761/62, also etwas zu mild.

Fazit: Obwohl die Langfristprognosen diesmal ein etwas besseres Ergebnis als in der Vorsaison lieferten, sind sie keine sicheren Vorhersagen und bleiben mit vielen Mängeln behaftet. Der chaotische Charakter der Abläufe in der Atmosphäre lässt trotz modernster Computer und fortschreitender Erkenntnisse in Meteorologie und Klimatologie keine sicheren Langfristprognosen zu. Vor diesem Hintergrund erscheint die politische Agenda des „Klimaschutzes“, welche sich ja auf noch viel langfristigere Vorhersagezeiträume von Jahrzehnten bis zu 100 Jahren bezieht, als ein aussichtsloses Vorhaben.

Zusammengestellt von Stefan Kämpfe, unabhängiger Klimaforscher, am 02.03. 2017




Oberstes Gericht hat entschieden: Bundesbehörde darf Journalisten denunzieren

Was ist passiert?

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Magdeburg hat am 2. Februar 2017 einen Beschluss in der Sache „Miersch gegen Bundesrepublik Deutschland“ (Aktenzeichen 3 L 44/16.Z) gefasst. Darin lehnt das OVG meinen Antrag auf  Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Halle vom 18. November 2015 ab.

Dieser Beschluss ist letztinstanzlich. Seit Beginn des Verfahrens waren fast alle Beobachter davon überzeugt, dass das strittige Vorgehen des Umweltbundesamtes (UBA) vor Gerichte nicht bestehen wird. Jetzt hat die Behörde juristisch gesiegt.

Durch eine Verzögerung bei der Zustellung erreichte mich die Entscheidung erst jetzt.  Diese Pressemitteilung macht sie erstmals öffentlich. Weder das OVG Magdeburg noch das UBA haben (bisher) die Medien informiert.

Worum geht es?

2013 brachte das UBA eine Broschüre mit dem Titel „Und sie erwärmt sich doch“ heraus. Darin wurde erklärt, dass es bedauerlicherweise Wissenschaftler und Journalisten gibt, die Unwahrheiten über den Klimawandel verbreiten. Neben einigen anderen wurden ich (damals Ressortleiter Wissenschaft beim FOCUS) genannt. Konkret hieß es, meine Artikel würden „nicht mit dem Kenntnisstand der Klimawissenschaft übereinstimmen“ (Seite 112).

Die Broschüre ordnet mich in die Kategorie „Klimawandelskeptiker“ ein. An anderen Stellen des Textes werden die Machenschaften von Klimawandelskeptikern als unlauter dargestellt. Auch wird der Vorwurf erhoben, Klimawandelskeptiker seien bezahlte Lobbyisten der Ölindustrie. Dagegen habe ich geklagt, zunächst gemeinsam mit Dirk Maxeiner, der später aufgab, als die Kosten immer drückender wurden.

Am 18. November 2015 urteilte die 1. Kammer des Verwaltungsgerichts Halle (das Verfahren fand dort statt, weil das UBA in Sachsen-Anhalt beheimatet ist), die Äußerungen in der Broschüre seien nicht überzogen. Die Einordnung von Journalisten stehe im Einklang mit der Aufgabe des UBA, über Umweltfragen aufzuklären. Die Behauptung, Klimawandelskeptiker seien unlauter und von der Ölindustrie bezahlt, würden Leser nicht auf mich beziehen, da sie weiter vorne im Text steht und nicht direkt mit meinem Namen verknüpft ist.

Nach diesem Urteil stellte ich den Antrag auf Berufung beim OVG Magdeburg, der jetzt abgelehnt wurde. 

Wie begründet das OVG seine Ablehnung?

Das OVG Magdeburg schließt sich dem Urteil des Verwaltungsgerichts Halle voll und ganz an. Es sei rechtens mir zu unterstellen, ich hätte gegen den „Kenntnisstand der Wissenschaft“ berichtet. Auch sei es statthaft, dass das Umweltbundesamt einem „postfaktischen Diskurs“ (Seite 13 der Begründung) entgegenwirkt (mit „postfaktischen “ sind somit meine Artikel gemeint). Es sei außerdem im Rahmen des Erlaubten, wenn das Umweltbundesamt mich den „Klimawandelskeptikern“ zuordnet.

Warum ist das relevant?

Die jetzige Entscheidung schafft einen Präzedenzfall. Mit dem gleichen Recht könnte das Wirtschaftsministerium seine Kritiker als „entgegen dem Kenntnisstand der Ökonomie“ denunzieren. Ein Journalist, der dem Gesundheitsministerium nicht passt, wäre dann einer der „entgegen dem Kenntnisstand der Medizin“ berichtet.

„Eine staatliche Behörde hat nicht die Aufgabe, Kritiker der Regierungspolitik als Abweichler zu brandmarken,“ erklärte der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) beim Erscheinen der UBA-Broschüre: Der Vorsitzende forderte den damaligen Bundesumweltminister Peter Altmaier auf, „die Broschüre in der vorliegenden Form nicht weiter zu verbreiten und sich bei den betroffenen Kollegen zu entschuldigen.“

Altmeier entschuldigte sich nicht und die Broschüre wird bis heute vom Umweltbundesamt verbreitet.

Wie andere Beobachter auch, war der DJV zuversichtlich, dass die Gerichte das UBA in seine Grenzen verweisen werden.

Was sagt der Berufsverband zum Beschluss des OVG?

Jutta Müller, Geschäftsführerin des Bayerischen Journalisten-Verband (BJV), dem ich angehöre, schrieb mir: „Es scheint, dass das Gericht die Aspekte der Pressefreiheit und den Wert eines von Staatseinflüssen unabhängigen und freien Journalismus nicht ausreichend gewürdigt hat. Damit wurde ein falsches Signal gesetzt. Es gilt, wachsam zu bleiben, wenn journalistisches Handeln durch Behördenhandeln bewertet und damit letztlich auch eingeschränkt werden soll.“

Was ist das für eine UBA-Broschüre?

Die 122-Seiten-Publikation erschien Im Mai 2013 und ist bis heute auf der Website des UBA abrufbar (http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/sie-erwaermt-sich-doch-was-steckt-hinter-debatte-um). In 23 Kapiteln vermittelt sie die Ansichten des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) und das PIK (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) zum Klimawandel. Führende Vertreter des PIK werden oft zitiert, ihre Aussagen als unzweifelhafter Stand der Wissenschaft präsentiert.

Fünf Kapitel widmen sich den so genannten Klimawandelskeptikern, worunter im Wortgebrauch der Broschüre alle fallen, die an der Alleingültigkeit der Sichtweise von PIK und IPCC zweifeln. Klimawandelskeptiker werden als anrüchige Personen mit einer unverantwortlichen Agenda dargestellt. Die Leser bekommen den Eindruck vermittelt, dass alle Kritik an PIK oder IPCC von der Ölindustrie gesteuert wird.

Bei diesen Vorwürfen beruft sich die Broschüre hauptsächlich auf die Union of Concerned Scientists (UCS), eine amerikanische Aktivisten-Organisation, die sich als Lobby für grüne Politikziele engagiert.

Wer sind die Autoren? 

Hauptautor der Broschüre ist der UBA-Fachbereichsleiter Harry Lehmann. Er gehört dem „Verein der Freunde und Förderer des Potsdam-Instituts“ an. Laut Satzung soll der Verein das PIK „vor allem durch Beschaffung von Mitteln“ unterstützen. 

Das UBA hat nach FOCUS-Recherchen von 2007 bis 2013 ein Dutzend Forschungsaufträge in Höhe von insgesamt rund zwei Millionen Euro an das PIK vergeben und diese nicht – wie vorgeschrieben – europaweit ausgeschrieben. 

Die Vergabepraxis des UBA sei „eine massive und auffallend häufige Verletzung des Vergaberechts“, urteilt Vergaberechtsexperte Heiko Höfler. Das UBA verteidigt die umstrittenen Zuwendungen, sie seien unter eine „vergaberechtliche Ausnahmeregelung“ gefallen. Höfler überzeugt dies nicht: „Das ist nach den Vertragsbedingungen des Amtes gar nicht vorgesehen. Es spricht viel dafür, dass es sich um eine Schutzbehauptung handelt.“ 

Harry Lehmann hat lange Jahre für den Lobbyverband „Eurosolar“ gearbeitet und es dort bis zum europäischen Vizepräsidenten gebracht. Aus dieser Position heraus wechselte er dann 2007 in eine Spitzenstellung als Abteilungsleiter in das Umweltbundesamt.

Auch unter anderen drei Autoren ist kein Klimawissenschaftler.

Mit-Autor Dr. Klaus Müschen ist Leiter der Abteilung Klimaschutz und Energie des UBA. Er studierte Elektrotechnik und Sozialwissenschaft an der Universität Hannover und arbeitete als Hochschulassistent für Elektrotechnik an der Universität Hamburg. Später leitete er das Referat für Klimaschutz, Luftreinhaltung und Lokale Agenda 21 in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin.

Dr. Steffi Richter arbeitet in der von Klaus Müschen geleiteten UBA-Abteilung. Auch über sie kann man im Internet keine klimawissenschaftlichen Publikationen finden.

Dr. Claudia Mäder trat als Autorin des beim UBA kostenlos bestellbaren Kinderbuches „Pia, Alex und das Klimaprojekt – Eine abenteuerliche Entdeckungsreise“ in Erscheinung. Auch hier finden sich keine Hinweise auf eine naturwissenschaftliche Tätigkeit.

Wie waren die Reaktionen, als die UBA-Broschüre 2013 veröffentlicht wurde?

Gleich nach Erscheinen der UBA-Broschüre solidarisierten sich viele Redaktionen mit den denunzierten Journalisten. Zu meiner Freude machte es dabei keinen Unterschied, welche Haltung sie in der Klimadebatte vertraten. Auch Redakteure und Autoren, die meine Kritik an der deutschen Klimapolitik falsch finden, protestierten. Was jedoch zu keinerlei Konsequenzen von Seiten des UBA oder seines Dienstherren, des Umweltministers, führte.

Josef Joffe, Herausgeber der ZEIT, schrieb: „Es gibt in diesem Land kein ‚Ministerium für Wahrheit’ wie bei George Orwell, aber das UBA hat einen Schritt in diese Richtung getan.“ Es sei ein „Skandal“ so der damalige Chefredakteur der WELT-Gruppe, Jan-Eric Peters, dass eine staatliche Behörde in einer „mit Steuergeld finanzierten Broschüre quasi eine schwarze Liste missliebiger Journalisten veröffentlicht“. Der Klimaforscher Prof. Hans von Storch nannte die UBA-Broschüre: „Unfug.“

Martin Schneider, Vorsitzender der Wissenschafts-Pressekonferenz (WPK), erklärte: „Es ist nicht Aufgabe einer staatlichen Institution festzulegen, welche Meinungen geäußert werden dürfen und welche nicht. Journalisten dürfen und müssen unterschiedliche Positionen vertreten, und sie dürfen und müssen immer wieder auch etablierte Wissenschaftler in Frage stellen.“

Im Bundestag kritisierten mehrere Abgeordnete das Umweltministerium für die beleidigende Broschüre seiner Behörde. Erkenntnisse in Frage zu stellen, sei eine Kernaufgabe der Wissenschaft, sagte der Vize-Fraktionschef der Unionsfraktion, Arnold Vaatz, und bezeichnete die UBA-Broschüre als „Gipfel der Unverschämtheit.“

Diese und viele andere Proteste konnten das UBA nicht zum Einlenken bewegen. Es vertreibt weiterhin die Broschüre und darf dies ab jetzt auch mit höchstrichterlichem Segen tun.

Warum ist „Klimawandelskeptiker“ eine Beleidigung?

Ein Klimawandelskeptiker zweifelt an, dass ein Klimawandel stattfindet. Dies ist eine absurde Position, da sich das Klima seit Entstehung der Erde immer wieder gewandelt hat.  Auch ist durch zahlreiche Messungen bewiesen, dass das Klima sich in der Gegenwart wandelt. Es gibt solche „Klimawandelskeptiker“, eine kleine Gruppe von Sektierern, die von niemandem ernst genommen werden, ähnlich den religiösen Fanatikern, die die Evolutionstheorie ablehnen. Keiner der Wissenschaftler, die ich als Journalist zitiert habe, gehört in diese Kategorie.

Das Wort „Klimawandelskeptiker“ wird jedoch von Politikern und Energiewende-Lobbyisten viel benutzt. Sie versuchen damit jeden als Spinner hinzustellen, der an der deutschen Klimapolitik oder an den Prognosen des IPCC und des PIK  zweifelt.

Was ist der Kenntnisstand der Klimawissenschaft?

Folgendes ist Konsens bei der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler, die sich mit Klimafragen befassen (auch bei allen, die ich zitierte oder über die ich schrieb):

  • Es gibt einen Treibhauseffekt.
  • Der Anteil des Kohlendioxids in der Luft ist stark angestiegen.
  • Die Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre ist in den vergangenen 100 Jahren um zirka ein Grad Celsius gestiegen.
  • Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Emission von Kohlendioxid (und anderen Treibhausgasen) durch den Menschen (Industrie, Kraftwerke, Waldrodung, Auto- und Flugverkehr, Nutztiere usw.) zur Erwärmung beiträgt.

Wer dies in Abrede stellt, verlässt tatsächlich den Kenntnisstand der Wissenschaft und führt einen postfaktischen Diskurs.

Nur habe ich dies nie in Abrede gestellt. Es gibt keinen Text von mir, in dem Solches behauptet wird. In meinen Büchern und Artikeln geht es um folgende Fragen:

  • Wie gut sind die auf Computermodellen beruhenden Zukunftsprognosen, die eine katastrophale Erwärmung voraussagen?
  • Ist das durch Menschen verursachte Kohlendioxid die einzige Wirkkraft im Klimageschehen, oder gibt es noch andere?
  • Ist eine Erwärmung nur schlecht, oder hat sie auch gute Seiten? Angesichts dessen, dass in der Vergangenheit für Menschen, Tiere und Pflanzen Warmzeiten weitaus besser waren als Kaltzeiten.
  • Ist die deutsche Energiewende die einzig richtige Antwort auf die Klimaproblematik?

Als Journalist ließ ich in Artikeln und Büchern Wissenschaftler zu Wort kommen, die die Positionen von IPCC, PIK und Bundesregierung zu diesen Fragen nicht teilen. Hier ist es wichtig zu bemerken, dass ich mich dabei niemals selbst als Wissenschaftler aufgespielt habe.

Dies ist definitiv kein Abweichen von den messbaren Fakten und vom Kenntnisstand der Wissenschaft. Es ist ein Abweichen im Bereich der Schlüsse, die aus diesem Kenntnisstand gezogen werden und der politischen Konsequenzen daraus.

Warum habe ich gegen das UBA geklagt?

Wenn das UBA die Arbeit eines Journalisten als „entgegen dem Kenntnisstand der Wissenschaft“ bezeichnet und ihn in die Kategorie „Klimawandelskeptiker“ einordnet, bekommt der auf diese Weise Denunzierte einen „amtlichen Stempel“ unredlich zu arbeiten. Entgegen den Fakten zu berichten, heißt zu lügen. Ich hätte nicht geklagt, wenn mich eine Privatperson als Lügner beschimpft hätte. Dies kann im Eifer einer Debatte mal passieren. Doch wenn eine Bundesbehörde mich in einer offiziellen Broschüre (die von Tausenden gelesen wird) als Lügner hinstellt, kann ich das nicht auf mir sitzen lassen. Leider sieht das OVG Magdeburg dies anders.

Da das UBA nun juristisch gesiegt hat, ist Öffentlichkeit umso wichtiger. Ich bitte alle Redaktionen das Thema aufzugreifen und diese Pressemitteilung an möglichst viele andere Journalisten und Parlamentarier weiter zu senden.

Für Nachfragen:

Michael Miersch

Geschäftsführer Bildung und Kommunikation der Deutschen Wildtier Stiftung

Büro: 030 209 12 84 -11

Mobil: 0175 2419007

E-Mail: michael@miersch.media

Website: www.miersch.media

Wer eine genauere juristische Einschätzung möchte, kann sich an meine Rechtsanwältin wenden:

Dr. Katy Ritzmann

GSK Stockmann + Kollegen

Büro: 030 203907-0

E-Mail: katy.ritzmann@gsk.de

Bei Interesse sende ich gern den aktuellen Beschluss des OVG Magdeburg und das Urteil des Verwaltungsgerichts Halle vom 18. November 2015.


Links zu drei Artikeln über die UBA-Broschüre und das Urteil der ersten Instanz:

DIE ZEIT

http://www.zeit.de/2013/23/klimastreit-erderwaermung-umweltbundesamt

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

http://www.sueddeutsche.de/medien/umweltbundesamt-warnt-vor-journalisten-amtlich-unserioes-1.1683586

DER TAGESSPIEGEL

http://www.tagesspiegel.de/wissen/umweltbundesamt-behoerde-darf-abweichler-anprangern/12607984.html

Anmerkung der EIKE – Redaktion

  1. Bis zum Einstellen dieses Beitrages hier, hat nur die Zeitschrift CICERO in der Online Ausgabe (hier) durch ihren Redakteur Kissler (Ressortleiter „Salon“) diesen Skandal kommentiert. Kissler spricht allerdings den meisten der EIKE Leser und tausenden seriöser internationaler Klimawissenschenchaftler  zu Teilen ihre Zurechnungsfähigkeit ab, wenn er schreibt: „Niemand, der bei Sinnen ist, bestreitet den Einfluss der menschlichen Lebensweise auf das Weltklima, den Treibhauseffekt und den Anstieg der Erderwärmung.“ Und beklagt nur die Anmaßung der Behörde wie des OLG Mainstream-Meinungen „….sieht im „staatlichen Informationshandeln“ eine Methode, die „herrschende Meinung“ vorzutragen und letztlich durchzusetzen. Es begrüßt den Triumphzug der „herrschenden Meinung“, weil so die „Staatsleitung“ eine „Aufklärung der Bevölkerung“ leiste.“ Das ist schlimm genug, jedoch wünscht man dem Herrn Kissler, wohl vergeblich, eine bessere naturwissenschaftliche Ausbildung, um zu erkennen, dass – abgesehen von mikroklimatischen Auswirkungen- es keinen Einfluss der menschlichen Lebensweise auf das Weltklima und den „Treibhauseffekt“ gibt. Das „Weltklima“ wandelt sich davon unbeeindruckt wie eh und je. Das ist Fakt. Kissler ist aber leider naturwissenschaftlich zu ungebildet, um das zu erkennen, und trotzdem oder gerade deswegen, begreift er nicht,  dass er seinen  Lesern  diesbezüglich Unsinn erzählt. Dieses Schicksal teilt er aber mit sehr vielen seiner Kollegen.
  2. Auch EIKE wurde in der UBA Broschüre (S 111) ohne nähere Begründung scharf angegriffen, weil wir es wagten…„Thesen verbreiten würden, die dem wissenschaftlichen Konsens widersprechen..“ Dass das zu den vornehmsten Aufgaben der Wissenschaft gehört, ist dem UBA und seinen Autoren offenbar völlig fremd. Ebenso werde die Autoren des Buches „die kalte Sonne!“ und der Journalist Günter Ederer (S 113) in nämlicher Weise verunglimpft und damit bewusst an den öffentlichen Pranger gestellt. Wir haben uns juristisch nicht dagegen gewehrt, weil wir erstens nicht das Geld haben, und zweitens dieses Art von läppischer Diffamierung gewöhnt sind. Sie wird ausgeführt von Leuten, die ihren Lebensunterhalt mit Katastrophengeschrei verdienen, und ihre eigene Bedeutung daraus ableiten, aber selber keinerlei Ahnung von dem haben, über das sie schreiben und befinden.
  3. Wir bestreiten nicht nur, dass es, wie Michael Miersch behauptet, einen Konsens der überwiegenden Mehrheit der Klimawissenschaftler gibt, die dem anthropogen emittierten CO2 eine Rolle bei der Erwärmung zuweisen, wir bestreiten auch, dass Mehrheiten eine wissenschaftliche Relevanz haben. Und halten es da mit Albert Einstein, der auf den Vorwurf, 200 Wissenschaftler hätten seine Relativitätstheorie für falsch befunden, lakonisch antwortete: „Wenn die recht hätten genügte einer!“ Wir behaupten auch, dass es auch gut begründete Zweifel an der Erwärmung überhaupt gibt, denn der kräftige von Städten verursachte  wohl bekannte aber schwer berechenbare Wärmeinseleffekt (WI) wurde nirgends herausgerechnet- trotz Anstiegs der Weltbevölkerung von rd. 1 Mrd. Menschen um 1900 auf jetzt gut 7 Mrd und zunehmender Verstädterung – ca. 50 % der Weltbevölkerung leben bereits in Städten- und zusätzlich manipulierten die damit beauftragten Institute – angeführt vom NASA GISS- die früheren Temperaturen auf breiter   Front rückwirkend nach unten, mit dem Ziel die Gegenwart wärmer erscheinen zu lassen,
  4. Mit der Solidarisierung der Journalistenkollegen mit den in der Broschüre vom UBA diffamierten Kollegen (von EIKE gar nicht zu reden) scheint es nicht weit her zu sein. Sie schweigen! Ist es so abwegig, wenn dann manchem das  Wort von Martin Niemöller in den Sinn kommt, besonders dann, wenn Ex-Bundespräsident Horst Köhler die „Rechten“ als Klimaskeptiker verunglimpft und ungeniert der „großen Transformation“ das Wort redet und Justizminister Maas „Fakenews“ Verbreitern mit Gefängnis droht. Martin Niemöller sagte: „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte“ Nun, noch werden wir nicht „abgeholt“ Dieses Urteil könnte aber den Weg bereiten, dass sich das, vielleicht sogar schneller als viele glauben, ändert.