Mein unglückliches Leben als Klima-Ketzer

Ich glaube, dass der Klimawandel real ist und dass menschliche Emissionen von Treibhausgasen bestimmte Maßnahmen rechtfertigen, einschließlich einer Kohlenstoff-Steuer. Aber meine Forschungen führten mich zu einem Ergebnis, dass viele Klima-Campaigner inakzeptabel finden: Es gibt kaum Beweise, die belegen, dass Hurrikane, Überschwemmungen, Tornados oder Dürren häufiger oder stärker in den USA oder global geworden sind. Tatsächlich leben wir hinsichtlich Extremwetter in einer sehr guten Zeit. Zu diesem Thema habe ich mehr geforscht und veröffentlicht als Andere, seit über zwei Jahrzehnten. Meine Schlussfolgerungen mögen falsch sein, aber ich denke, dass ich das Recht habe, über die Forschungen ohne Risiko für meine Laufbahn zu reden und zu schreiben.

signalisierten Autoren des Journals Foreign Policy, dass Mancher mir vorwarf, ein „Klimawandel-Leugner“ zu sein. Zu den Gründen erklärten die Autoren, dass ich „bestimmte Graphiken in den IPCC-Berichten in Frage stelle“. Dass ein Akademiker, der Fragen bzgl. Klimawandel an das IPCC richtet, also in seinem Fachgebiet, als Leugner gebrandmarkt wird, enthüllt die hier herrschende Denkweise.

Und doch hatte ich recht, den IPCC-Bericht 2007 zu hinterfragen, worin auch eine Graphik enthalten war, der zufolge die Katastrophen-Schäden infolge der globalen Erwärmung stiegen. Später stellte sich heraus, dass die Graphik auf der Grundlage erfundener und ungenauer Informationen erstellt wurde. Dies habe ich in meinem Buch „The Climate Fix“ dokumentiert. Der Wissenschaftler bei der Versicherungs-Industrie Robert-Muir Wood von Risk Management Solutions hatte die Graphik in den IPCC-Bericht geschmuggelt. In einer öffentlichen Diskussion mit mir in London im Jahre 2010 erklärte er, dass er die Graphik eingebracht und fehlinterpretiert hatte in der Erwartung, dass zukünftige Forschungen einen Zusammenhang zwischen Katastrophenschäden und steigenden Temperaturen ergeben würden.

Als seine Forschung im Jahr 2008 schließlich veröffentlicht worden war, also lange nach dem IPCC-Bericht, kam er zum gegenteiligen Ergebnis: „Wir finden kaum Beweise für die Behauptung eines statistischen Zusammenhangs zwischen globalem Temperaturanstieg und Katastrophenschäden“. Oha!

Das IPCC hat diese Schweinerei niemals eingeräumt, aber nachfolgende Berichte beschrieben die Wissenschaft richtig: Es gibt keine Grundlage, Wetterkatastrophen mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel in Zusammenhang zu bringen.

Ja, Stürme und andere Extreme treten immer noch auf, teils mit verheerenden menschlichen Folgen, aber die Historie zeigt, dass sie noch viel schlimmer sein können. Kein Hurrikan der Stärke 3, 4 oder 5 ist seit dem Hurrikan Wilma im Jahre 2005 auf das US-Festland übergetreten, das ist bei Weitem der längste derartige Zeitraum jemals. Dies bedeutet, dass der kumulierte wirtschaftliche Schaden durch Hurrikane während des vorigen Jahrzehnts um etwa 70 Milliarden Dollar unter dem vieljährigen Mittelwert liegt, den wir erwartet haben. Dies geht aus Forschungen zusammen mit meinen Kollegen hervor. Das sind gute Nachrichten, und es sollte in Ordnung sein, das auch zu sagen. Und doch, in der heutigen hyper-voreingenommenen Klimadebatte wird jedes einzelne Beispiel von Extremwetter zu einem Politikum.

New York Times JTwitter feed geworfen.

Ich wusste nicht, dass Reporter derartige Listen haben. Aber ich habe verstanden. Niemand mag gerne hören, dass er über wissenschaftliche Forschung falsch berichtet habe, schon gar nicht beim Thema Klimawandel. Einige glauben, dass die Verknüpfung von Extremwetter mit Treibhausgasen dabei hilft, die Klimawandel-Politik zu befeuern. Außerdem werden schlechte Nachrichten gerne angeklickt.

Aber hier geht es um mehr als um dünnhäutige Reporter, die bockig auf einen Professor reagieren, der seine Stimme erhebt. Im Jahre 2015 wurde ich in der Los Angeles Times von der Pulitzer-Preisträgerin Paige St. John erwähnt, womit sie den ziemlich offensichtlichen Punkt ansprach, dass Politiker das Augenblicks-Wetter als Begründung für Maßnahmen gegen Klimawandel benutzen, selbst wenn die wissenschaftliche Basis dafür dünn oder umstritten ist.

Ms. St. John wurde von ihren Oberen in den Medien an den Pranger gestellt. Kurze Zeit später schrieb sie mir eine E-Mail des Inhalts, was sie gelernt habe: „Sie sollten mit einem Warnschild daherkommen: Roger Pielke zu zitieren führt zu einem Hagelsturm auf Ihre Arbeit, losgetreten vom Guardian, Mother Jones und Medienmogulen“.

erster Artikel dort im Jahre 2014 basierte auf dem Konsens des IPCC und begutachteter Forschung. Ich wies darauf hin, dass die globalen Kosten von Katastrophen mit einer geringeren Rate zunahmen als das Wachstum des BIP, was eine sehr gute Nachricht ist. Katastrophen gibt es immer noch, aber deren ökonomische und humane Auswirkungen sind geringer als in der Vergangenheit. Das ist nicht furchtbar kompliziert.

Dieser Beitrag löste eine intensive Medienkampagne aus, mich zu feuern. Schreiberlinge bei Slate, Salon, der New Republic, der New York Times, des Guardian und viele weitere beteiligten sich daran.

ClimateTruth.org, gegründet vom ehemaligen Mitarbeiter im Center for American Progress Brad Johnson und beraten von Michael Mann von Penn State wurde mein Ausscheiden als „ein Sieg der Klima-Wahrheit“ bezeichnet. Das Center for American Progress versprach seinem Geldgeber Mr. Steyer noch mehr davon.

Schlussfolgerungen zeigten keinen steigenden Trend hinsichtlich Hurrikanen, Überschwemmungen, Tornados oder Dürren – weder in den USA noch global.

Anfang 2014, nicht lange nach meinem Auftritt vor dem Kongress, hat der Wissenschaftsberater von Präsident Obama, John Holdren, vor dem gleichen Senate Environment and Public Works Committee gesprochen. Er wurde zu seinen öffentlichen Äußerungen befragt, die dem wissenschaftlichen Konsens zu Extremwetterereignissen, die ich zuvor präsentiert hatte, zu widersprechen scheinen. Mr. Holdren reagierte mit dem nur zu sattsam bekannten Verfahren, den Urheber anzugreifen, und den Senatoren fälschlich zu sagen, dass meine Standpunkte „nicht repräsentativ seien hinsichtlich der wissenschaftlichen Meinung des Mainstreams“. Danach schob Mr. Holdren einen merkwürdigen, fast 3000 Wörter umfassenden Beitrag auf der Website des Weißen Hauses nach mit dem Titel [übersetzt] „Eine Analyse der Statements von Roger Pielke Jr“. Dieser Beitrag steht dort heute immer noch.

liest sich mehr wie ein hingerotzter Blogbeitrag der behämmerten Flügel der Online-Klimadebatte, vollgestopft mit Fehlern und Falschaussagen.

Exxon Mobil stehen könnte (oder der Illuminati, habe ich vergessen). Er forderte Aufzeichnungen mit Details zur Finanzierung meiner Forschung an, meine E-Mails und so weiter. Nach einiger nur allzu berechtigter Kritik seitens der American Meteorological Society und der American Geophysical Union löschte Repräsentant Grijalva den Brief von seiner Website. Die University of Colorado folgte der Forderung des Repräsentanten Grijalva und antwortete, dass ich niemals Gelder von Fossile-Treibstoffe-Unternehmen erhalten hatte. Meine häretischen Ansichten können zu Forschungsunterstützung seitens der US-Regierung zurückverfolgt werden.

Aber die Schädigung meines Rufes war da, und das war vielleicht auch der Punkt, der hinter all dem steckte. Sich bzgl. Klimawandel zu engagieren oder diesen zu studieren macht immer weniger Spaß. Also begann ich, zu anderen Themen zu forschen und zu lehren, und ich fand die Änderung der Richtung erfrischend. Machen Sie sich um mich keine Sorgen: ich habe eine Anstellung und mich unterstützende Campuses und Mitglieder der Universitätsverwaltung. Niemand versucht, mich zu feuern ob meiner neuen Lehrtätigkeit.

Aber die Quintessenz lautet, dass ein einzelner Akademiker kein Gegner ist für Milliardäre, bestens ausgestattete Interessengruppen, die Medien, den Kongress und das Weiße Haus. Falls Akademiker – egal in welchem Fachgebiet – eine bedeutende Rolle in öffentlichen Debatten spielen sollen, muss der Staat bessere Arbeit leisten hinsichtlich der Unterstützung gutgläubiger Forscher, selbst dann, wenn deren Ergebnisse unwillkommen sind. Dies gilt für Republikaner und Demokraten gleichermaßen und auch für die Regierung des designierten Präsidenten Trump.

Akademiker und die Medien im Besonderen sollten Meinungsvielfalt unterstützen anstatt als Handlanger politischer Zweckmäßigkeit zu agieren, wenn sie versuchen, Stimmen auszuschalten oder Laufbahn und Ruf zu schädigen. Falls Akademiker und die Medien die offene Debatte nicht stützen – wer wird es dann tun?

Mr. Pielke ist Professor und Direktor des Sports Governance Center at the University of Colorado in Boulder, Colorado. Sein jüngstes Buch trägt den Titel „The Edge: The Wars Against Cheating and Corruption in the Cutthroat World of Elite Sports” (Roaring Forties Press, 2016).

Link: http://www.wsj.com/articles/my-unhappy-life-as-a-climate-heretic-1480723518#renderComments (paywalled)

Bemerkung des Übersetzers dazu: Dieser im Wall Street Journal erschienene Beitrag wurde mir per E-Mail zugeschickt. Im Wall Street Journal ist er paywalled, der Anfang des Beitrages mit den gerade noch erkennbaren Zeilen steht oben. Der Hauptteil stammt aus der E-Mail. Ob sich zwischen ihm und den Zeilen im Subheader eine mit ,…‘ bezeichnete Lücke befindet, lässt sich nicht feststellen.