CRUDE WIRTSCHAFT – OPEC beschneidet die Produktion, US Shaleoil freut sich

Die Financial Times berichtet [Bezahlseite]:

Die Sitzungen werden fortgesetzt, um einzelne Länderzuweisungen [von Fördermengen] auszuarbeiten, aber Informationsquellen sagen, dass die Haupthindernisse zu dem Abkommen überwunden wurden. Man wird sehen, ob die 13-köpfige Gruppe die Produktion um etwa 4,5 Prozent oder 1,2 Millionen pro Barrel pro Tag senken wird, wobei die Produktionsziele für jedes Mitgliedsland gelten. […]

Es wird erwartet, dass Saudi-Arabien den Großteil aller Produktionskürzungen schultert, zusammen mit seinen Golfverbündeten. Im Gegenzug soll der Iran die Produktion bei etwa 3,8 Millionen Barrel pro Tag, in der Nähe seiner aktuellen Rate, einfrieren, so nach Einschätzungen Dritter.

Das Kartell hofft, dass seine Aktionen die Rohölmenge reduzieren wird, welche diesen Preiskollaps hauptsächlich verursachte und einen Umsatzrückgang erzeugte. Wir sehen heute bereits Anzeichen einer Erholung im Handel – Brent crude sprang um mehr als 8 Prozent nach oben auf $ 50 pro Barrel, während WTI (die amerikanische Öl-Benchmark) um mehr als $ 3,50 auf knapp unter $ 49 pro Barrel notierte.

Aber zwei große Fragen müssen noch beantwortet werden. Die erste ist: Wie weit steigen die Preise aufgrund der OPEC-Maßnahmen (und wie steht es um die potenzielle Zusammenarbeit Russlands)? Dies ist von entscheidender Bedeutung für das Kartell der Petrostate [Staaten, deren Wohlstand vom Öl abhängt], die alle gerne eine Rückkehr der berauschenden $ 100+ pro Barrel sehen würden. Viele OPEC-Mitglieder haben Haushaltsdefizite bei den aktuellen Preisen: Saudi-Arabien braucht Rohöl über $ 79 je Barrel, um in schwarzen Zahlen zu bleiben. Der Iran benötigt dafür $ 55, Algerien, Bahrain, die VAE und Libyen haben fiskalische Rentabilitätsgrenzen von $ 87, $ 95, $ 71 und $ 195, alles je Barrel.

Seit mehr als zwei Jahren hat die OPEC – angeführt von den Saudis – beschlossen, nicht einzugreifen um fallende Preise zu stoppen und stattdessen dafür zu kämpfen, die Überfüllung des Marktes zu bekämpfen. Dass das Kartell nun dabei ist, dieses in die Tat umzusetzen, zeigt, wie wichtig es für diese Petrostates ist, höhere Preise für ihre wichtigsten Exporte zu bekommen, was uns auf die erste Frage zurückführt: Wie wird sich diese Mengenreduzierung auf den Markt auswirken?

Die Antwort darauf, hängt weitgehend vom zweiten großen Unbekannten in dieser Gleichung ab, nämlich von der Reaktionsfähigkeit des amerikanischen Schieferöls. Wie schnell werden sich die US-Fracker an die steigenden Preise anpassen können, indem sie ihre eigene Produktion aufstocken? Die Analysten erwarteten den tiefen Fall einer festen Ölproduktionsmenge, als die Ölpreise vor zwei Jahren unter $ 75 pro Barrel fielen, aber die Schieferproduzenten überraschten die Welt mit ihrer Fähigkeit, Kosten zu senken und den Fluß des Rohöls in einem schwachen Markt zu halten. Wie Reuters berichtet, sind die amerikanischen Produzenten in den letzten Jahren schlank und kostengünstig geworden, geschmiedet im Tiegel der günstigen Ölpreise:

In den Schieferfeldern von Texas bis North Dakota haben sich die Produktionskosten seit 2014 etwa halbiert, als Saudi Arabien in einem Versuch, kostengünstigere Schieferproduzenten aus dem Markt zu treiben, die Liefermengen für alle (Opec..) freigegeben hatte. Anstatt jedoch die US-Schieferindustrie zu töten, stärkte der darauffolgende Zwei-Jahres-Preiskrieg die Konkurrenz, auch im gegenwärtigen Niedrigpreisumfeld. […]

Die Breakeven-Kosten pro Barrel im Durchschnitt, für Bakken Schieferöl am Bohrlochkopf, sind von $ 59,03 im Jahr 2014 auf $ 29,44 im Jahr 2016 gefallen, nach Auskunft von Rystad Energy [Öl und Gas Consulting Service] gefallen. Sie fügten hinzu, dass in Bezug auf Förderpreise am Bohrloch, die Bakken Ölfelder die wettbewerbsfähigsten der großen US-Ölschiefer sind. Wood Mackenzie meinte, dass Technologie Fortschritte die Rentabilitätsgrenzen weiter reduzieren werden.

Während die OPEC – und insbesondere Saudi-Arabien – in den sauren Apfel beißt und Produktionskürzungen zuteilt, profitieren die Produzenten weltweit von einem Preisanstieg. Hier in den USA könnte dies einen entsprechenden Anstieg der Produktion bedeuten, sodass mehr Förderfelder rentabel werden. Das würde dazu beitragen, die Abhängigkeit von der OPEC für die globale Versorgung auszugleichen, die diese zu erreichen versucht und daher die Wirkung dieses Einschnittes stumpf macht, während gleichzeitig die amerikanischen Produzenten einen größeren Anteil am Weltmarkt erhalten.

Aus diesem Grund scheute sich Riyadh sehr, einer Kürzung der Fördermenge zuzustimmen. Das Ausmaß, in dem US-Schieferölunternehmen in der Lage sind, von steigenden Preisen zu profitieren, wird bestimmen, wie erfolgreich dieser zögernde Wechsel in der Taktik der Petrostates sein wird.

Gefunden auf The American Interest vom 30.11.2016

Übersetzt von Andreas Demmig

http://www.the-american-interest.com/2016/11/30/opec-cuts-output-us-shale-rejoices/

 Grafik: The Global Warming Policy

Weitere Information von Mark P Mills, Forbes

Bisher hat es Saudi-Arabien so etwas wie 200 Milliarden Dollar gekostet, um eines der teuersten Experimente aller Zeiten durchzuführen. Die saudische Regierung hat ihren Reichtum von geschätzten $ 2 Billionen angegriffen, um die Einnahmen aus dem Zusammenbruch der Erdölpreise in den letzten Jahren zu stützen.

Was wir erleben, ist ein zweiteiliger Test.

Die erste Frage ist, wie viel Schaden die niedrigen Ölpreise Amerikas Schieferindustrie verursacht haben. Dann der zweite und weit wichtigere Teil des Tests: Wenn die Ölpreise steigen, wird die US-Schieferindustrie weiter hinken oder zurück brüllen? Wenn sie brüllt, sind hohe Ölpreise Geschichte.

Die Quoten stehen dafür, dass wir im Jahr 2017 – zusammen mit den Ölprinzen von Arabien – das Ergebnis sehen werden. Aber, wie es auch ausgeht, die wirtschaftlichen und geopolitischen Implikationen sind enorm. Und das Ergebnis hat mehr mit Technologie als mit Politik zu tun.

Gesamter Beitrag auf Forbes, 30 November 2016

Gefunden auf dem News mail von The Global Warming Policy

Übersetzt durch Andreas Demmig