Dass draußen ganz normales Wetter herrscht, zeigten unsere Simulationen nicht an, deshalb konnten wir uns darauf auch nicht vorbereiten

Gemeinsame Pressemitteilung 27/2016 vom Umweltbundesamt, dem Deutschen Wetterdienst und dem Deutschen Klima-Konsortium 12.09.2016 : [1] Globale Temperaturrekorde und Sturzfluten in Deutschland – Vorgeschmack auf die Sommer der Zukunft?

… In Deutschland und Mitteleuropa war der Sommer 2016, verglichen mit der internationalen Referenzperiode 1961-1990, zwar nur geringfügig zu warm. Auch die durchschnittlichen Niederschlagssummen waren im Land unauffällig.
Aber: im Frühsommer entfalteten vor allem im Süden und im Westen Deutschlands lokale Starkregenereignisse eine Zerstörungswucht, die kaum für möglich gehalten wurde. Bei heftigen Gewittern fielen gebietsweise extreme Regenmengen mit teilweise katastrophalen Folgen, wie zum Beispiel im bayrischen Simbach mit 180 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur 48 Stunden.

Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes: „Die Projektionen von Klimamodellen lassen eine Zunahme solcher starkregenauslösenden Wetterlagen für die Zukunft vermuten. Die erlebten Sturzfluten können ein Vorgeschmack auf die Sommer in einer zukünftigen wärmeren Welt sein. Und mehr noch: Sie können an jedem Ort in Deutschland eintreten. Darauf müssen wir uns mit noch besseren Wettervorhersagen, mehr Eigenvorsorge der Bürger und einer neuen Kultur im Umgang mit Naturgefahren vorbereiten.“

Die Vulnerabilitätsanalyse der Bundesregierung vom vergangenen Jahr setzt auf diesem Wissen auf und wird – leider – durch die diesjährigen Starkregenereignisse bestätigt.

Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes: „Der Sommer 2016 hat gezeigt: die Anpassung an den Klimawandel wird immer wichtiger. … Die zurückliegenden Ereignisse zeigen auch, wie wichtig die Doppelstrategie in der Klimapolitik ist: Übergreifende Klimaschutzmaßnahmen, um die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen und die Ziele, die in Paris vereinbart wurden, zu erreichen. Und Maßnahmen zur Anpassung an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel – dessen Folgen wir heute schon erleben.“

Man muss sich diese Pressemitteilung genau durchlesen und einiges an Hintergrundwissen haben, um die Ungereimtheiten dieser „Information“ zu erkennen. Auf EIKE haben die Leser den Vorteil, dass es ein fleißiger Autor übernimmt.

Eigentlich war es ein ganz normaler Sommer

Pressemitteilung: [1]… In Deutschland und Mitteleuropa war der Sommer 2016, verglichen mit der internationalen Referenzperiode 1961-1990, zwar nur geringfügig zu warm. Auch die durchschnittlichen Niederschlagssummen waren im Land unauffällig.

Im Bild 1 sieht man die am oberen Bereich befindliche Sommertemperatur, welche seit 1750 schon regelmäßig vorkam. Trotzdem haben die Wenigsten den Sommer als zu warm empfunden und für die Freibäder wäre es fast ein Desaster geworden, wenn das Sommerende nicht noch einiges aufgeholt hätte. Erkennbar ist, dass die Aussage „ … zwar nur gerigfügig zu warm“ recht stimmig ist und man denkt eher mit Grausen daran, wenn vielleicht 10 Jahre lang Sommer mit den „richtigen“, noch kälteren Temperaturen kommen sollten.


Bild 1 Sommertemperatur Deutschland von 1750 – 2016. Quelle: DWD

Man hätte es dabei belassen können. Aber der DWD lebt inzwischen von Vulnerabilitätsanalysen, Expertisen, immer „genaueren“, deutschlandweit zellularen Vorhersagen und Simulationen und damit kam er nicht umhin, das Normale zur Gefahr zu erklären.

Das Unwetterereignis im Bayerischen Simbach

Pressemitteilung: [1] Aber: im Frühsommer entfalteten vor allem im Süden und im Westen Deutschlands lokale Starkregenereignisse eine Zerstörungswucht, die kaum für möglich gehalten wurde. Bei heftigen Gewittern fielen gebietsweise extreme Regenmengen mit teilweise katastrophalen Folgen, wie zum Beispiel im bayrischen Simbach mit 180 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur 48 Stunden.

Das immer wieder (wie auch in der Pressemitteilung) als Klimawandel-Beispiel genannte Flutereignis im Ort Simbach wurde bereits früher sorgfältig nachgesehen und im Detail berichtet:
[9] An den Unwettern ist der Mensch eher nicht schuld – aber ganz sicher an deren Folgen

[8] Das Unwetter bei Simbach am Inn – Ein Nachtrag zur Debatte im Bayerischen Landtag

Danach brach bei diesem Unwetter eine als Damm vollkommen ungeeignete (und nie gedachte) Talquerung, weil sich deren Wasserauslass verstopfte. Der dahinter gestaute See floss sintflutartig ab, „räumte“ zusätzlich den Lagerplatz eines Sägewerkes leer und das Wasser mit den Baumstämmen vom Sägewerk wälzte sich als meterhohe Flutwelle durch den Ort. Im Bild sind die Baumstämme vom Lagerplatz des Sägewerks deutlich zu sehen. (siehe Bild oben rechts!)

Bild oben rechts: Hochwasser Simbach Zentrum. Bildquelle: https://www.stmi.bayern.de/sus/katastrophenschutz/hochwasser2016/index.php

Wie ein Herr Dr. Becker darauf kommt, dies einem Klimawandel anzulasten, weiß er wohl selber nicht. Die Begründung wäre auf jeden Fall interessant. Fluten haben immer eine hohe Zerstörungswucht, wenn sie auf normale Bebauungen treffen. Aber diese besonders hohe Flutwelle kam nicht aufgrund von „noch kaum für möglich gehaltenen“ Starkregenmengen, sondern wurde erwiesener Maßen alleine durch menschliches Versagen verursacht.

Immer neu lohnt es sich, die Regenmengen in Simbach zu zeigen um darauf hinzuweisen, dass „das kaum für möglich gehaltene“ in dieser historisch regelmäßig von Überflutungen betroffenen Gegend sehr wohl öfters auftritt und keinesfalls Auswirkung eines Klimawandels ist.

Bild 2 Niederschlagsdaten in Tagesauflösung von 1981 – 8.2016 der Station Simbach, DWD Stations-ID 4706

Dass die Temperaturwerte extrem und damit vielleicht eine Ursache gewesen wären, kann man ebenfalls ausschließen, denn diese waren ausgerechnet bei diesem Ereignis deutlich von einem Extrembereich entfernt.

Bild 3 Absolute Differenz der Tagestemperatur zum Vortag von 1981 – 08.2016 der Station Simbach, DWD Stations-ID 4706. Blaue Linie: Jahresmittelwert der Tagesdifferenz (rechte Skala). Der rote Pfeil zeigt die Tagesdifferenz am 31.05.2015, dem Tag des großen Unwetters mit 6,8 Grad (0,9; 4; 6,8; 0,9 Grad Tagesdifferenzen)

Anstelle dafür „immer bessere Wettervorhersagen“ und theoretischen Vulnerabilitätssimulationen, natürlich deutschlandweit, als Lösung zu preisen, sollten die Verantwortlichen lieber in die Stadtarchive gehen und nachsehen, wo und wie oft das Wasser früher bereits in den Orten und Neubaugebieten stand. Das ergäbe realistische Angaben und bestimmt manchen Schrecken – und die Change auf sinnvolle, lokale Maßnahmen.

So wurde nach den Ereignissen von Simbach im Bayerischen Landtag allen Ernstes diskutiert, ob man nicht vielleicht die Einwohner eines regelmäßig von Überschwemmung heimgesuchten Ortes wie Simbach auch warnen könnte und ob es dafür überhaupt die technischen Möglichkeiten gibt. Es kam sogar die Frage, dafür den Einsatz der vorhandenen Sirenen zumindest zu überlegen!

[8] Bayerischer Landtag 16. Juni 2016 (Hervorhebungen durch den Autor)
Bisher war beispielsweise eine Vorhersage für Starkregenereignisse nicht möglich. Das Ministerium prüft nun mit dem Deutschen Wetterdienst, ob man solche Vorhersagen ermöglichen kann. Außerdem in der Überlegung: Eine Warnung der Bevölkerung mit Sirenen bei bevorstehenden Sturzfluten und schnell ansteigenden Pegelständen.

Wahrscheinlich verbietet dies bisher irgend eine Anordnung gegen Missbrauch von Alarmmitteln der Behörde, oder es fehlt dafür das Budget für die halbe Personalstelle, oder die Anweisung, THW und Feuerwehr bei Starkregen vorab zu informieren, war wegen Unstimmigkeiten im Stadtrat nicht umsetzbar.
Es kann auch sein, die verantwortlichen Entscheider waren einfach zu beschäftigt, den „wirklich wichtigen Klimaschutz“ voranzubringen, bedeutet CO2 zu vermeiden. Darin hat die Stadt schon Vorbildliches geleistet und einen Preis bekommen:
Homepage-Info der Stadt Simbach am Inn:
In Baden bei Wien wurden am 25. Februar 2005 europäische Kommunen für ihr Engagement im Klimaschutz mit dem geehrt. Mit dabei waren auch die beiden Nachbarstädte Simbach und Braunau, die für das grenzübergreifende Geothermieprojekt Simbach-Braunau mit einem der begehrten Climate-Stars ausgezeichnet wurden.

Starkregenereignisse im Sommer sollen zunehmen, zumindest wird es vermutet

Pressemitteilung: [1] … „Die Projektionen von Klimamodellen lassen eine Zunahme solcher starkregenauslösenden Wetterlagen für die Zukunft vermuten. Die erlebten Sturzfluten können ein Vorgeschmack auf die Sommer in einer zukünftigen wärmeren Welt sein. …

Herr Dr. Becker sagt hier ganz deutlich, dass er seine Aussagen „vermutet“. Das macht er nicht zufällig, denn die eigenen Studien seines Hauses widersprechen seinen Angaben. Anm.: Eine Rezension der Vulnerabilitätsstudie erschien auf EIKE [3].

In der Vulnerabilitätsstudie selbst steht:
[4] 3.1.2 Niederschlag
In den Ensembleauswertungen der Klimaprojektionen für die Niederschläge zeigen sich für die Zukunft heterogene Tendenzen:
In den Sommermonaten (Juni bis August) werden für den schwachen Wandel (15. Perzentil) größtenteils Niederschlagsabnahmen und für den starken Wandel eher Zunahmen projiziert, während in den Wintermonaten (Dezember bis Februar) auch beim schwachen Wandel (15. Perzentil) für größere Teile des Bundesgebiets nicht von einer Niederschlagsabnahme auszugehen ist.

Das bedeutet im Klartext: Es ändert sich nichts, beziehungsweise es ist so trendlos, dass man keine Zukunftsaussage machen kann. Und ausgerechnet am Sommerbeginn, als die Unwetter auftraten zeigen die Projektionen eine Abnahme. Bild 4 aus dem Klimaatlas Deutschland zeigt neben dem Verlauf vom Jahr 1881 bis zum Jahr 2016 auch die Projektion für den Sommerniederschlag zum Jahr 2100. Eindeutig ist der Niederschlag eher geringer geworden und so wird es auch in den Projektionen weiter geführt. Zudem beachte man, wie weit viele Projektionskurven bereits vom aktuellen Wert entfernt sind.

Bild 5 zeigt das Gleiche für den Jahresniederschlag. Seit dem Jahr 1965 ändert sich nichts am Niederschlag, aktuell ist er sogar deutlich unter dem langjährigen Mittelwert mit dem Wert von1881. Die Zukunftsprojektionen zeigen an, dass sie „nichts wissen“ und es eigentlich die nächsten 100 Jahre ohne Änderungen „geradeaus“ weiter geht.

Bild 4 [6] DWD Klimaatlas Deutschland, Niederschlagsmittel Deutschland Sommer


Bild 5 [6] DWD Klimaatlas Deutschland, Niederschlagsmittel Deutschland Jahreswert

In der Publizierung des DWD „Starkniederschläge in Deutschland“ steht es explizit, dass für den Sommer kein Trend vorliegt: [7] Für den Sommer lassen sich derzeit mit den vorhandenen Beobachtungsdaten und den bekannten Methoden keine Trends der Anzahl von Tagen mit hohen Niederschlagsmengen identifizieren.
Und im Winter sind „Starkniederschläge“ kein (so großes) Problem, weil die Wassermengen (gegenüber sommerlichen) deutlich kleiner sind: [7] Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Niederschlagsmenge extremer Niederschläge im Winter deutlich kleiner ist als im Sommer.

… sie können an jedem Ort in Deutschland auftreten

Pressemitteilung: [1] … Und mehr noch: Sie (Anm.: Sturzfluten) können an jedem Ort in Deutschland eintreten. Darauf müssen wir uns mit noch besseren Wettervorhersagen, mehr Eigenvorsorge der Bürger und einer neuen Kultur im Umgang mit Naturgefahren vorbereiten.“

Auch diese Darstellung von Herrn Dr. Becker widerspricht seinen eigenen Daten und dient vermutlich nur dazu, die Dienstleistung des DWD besser zu verkaufen und sich der Versicherungsindustrie anzubiedern.
Jedenfalls steht in der Publizierung des Umweltbundesamtes [4], dass eine Änderung eher unwahrscheinlich ist, es eher leicht abnimmt und es auch niemals in ganz Deutschland zunehmen wird.

Eine Grafik (Bild 6) aus dem Nationalen Klimareport [5] zeigt, dass auch die Niederschlagstage nicht zunehmen und aktuell eher niedrig liegen. Die nächste der Sturzflutpotentiale aus dem Vulnerabilitätsatlas (Bild 7) sagt aus, dass sich die betroffenen Flächen nur kaum sichtbar (in den Simulationen) vergrößern.
Daraus abzuleiten, es könnte in Zukunft „ … an jedem Ort in Deutschland“ auftreten, ist nicht nur gewagt, sondern Datenverdrehung.


Bild 6 [5] Deutschland, Anzahl der Tage mit Niederschlag


Bild 7 Auszug Änderung bei „schwachem Wandel“ aus: [4] Abbildung 121 : Karten zum Indikator „Potenzielle Schäden an Gebäuden durch Sturzfluten (BAU-02b)“

Projektionen wie im Bild 7 darf man nach eigener Aussage der „Simulationsfachleute“ jedoch nicht ernst nehmen, denn diese lassen sich nicht mit brauchbarer Genauigkeit simulieren. Trotzdem werden sie natürlich fleißig verwendet, weil man die Zukunft zeigen muss, auch wenn sie dann mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch ist:
[4] 9.1.2.1 Klimaszenarien: Ein weiterer Punkt ist die mit den Klimaparametern verbundene Unsicherheit. … Mit höherer Unsicherheit belastet sind Aussagen zur Veränderung der Niederschläge (hier reicht die Spanne von „es wird
feuchter“ bis zu „es wird trockener“) sowie zu jeder Art von Extremereignissen. … Aussagen zu Starkregen, Gewitter, Sturm und Hagel sollten nicht aus Klimaprojektionen abgeleitet werden, da die mit ihnen verbundenen Prozesse (zum Beispiel konvektive Niederschläge) nicht oder nicht ausreichend in den Klimamodellen für die derzeit verfügbaren Klimaprojektionen wiedergegeben werden. Da aber gerade Niederschläge und Extremereignisse zu den Aspekten des Klimawandels
gehören, die wesentliche Klimawirkungen verursachen, besteht hier großer Forschungsbedarf.

Die diesjährigen Starkregenereignisse bestätigen die Vulnerabilitätsanalyse

Pressemitteilung: [1] Die Vulnerabilitätsanalyse der Bundesregierung vom vergangenen Jahr setzt auf diesem Wissen auf und wird – leider – durch die diesjährigen Starkregenereignisse bestätigt.

Sehen wir in die Analyse und lesen, was dort darüber steht:
[4] 3.2.2 Niederschlagextreme: Starkniederschläge
Bei einem schwachen Wandel sind im Bundesgebiet nur geringfügige Veränderungen möglich.
Für die ferne Zukunft wird bei einem schwachen Wandel zumindest im Bereich des Alpenvorlands und in Teilen des Schwarzwalds mit einer leichten Abnahme der Tage mit Starkniederschlag zu rechnen sein. Beim starken Wandel wird die Anzahl der Tage mit Starkniederschlag in weiten Teilen Deutschlands um ein bis drei Tage, im Bereich des Schwarzwalds und in den Alpen sogar noch deutlich stärker (bis zu sieben Tage) zunehmen. In weiten Teilen Ostdeutschlands ist aber weiterhin nur mit marginalen Veränderungen zu rechnen.

Bei einem schwachen Wandel ist also eine Abnahme, und das gerade im jüngst so schlimm betroffenen Alpenvorland zu erwarten! Nur bei einem staken Wandel ändert sich wirklich etwas, doch selbst dann in weiten Teilen Deutschlands nicht.
Warum eine angebliche Verstärkung, die laut Analyse gar nicht kommen soll ein Beleg ist, bleibt auch hierzu eines der vielen „Dr. Becker“-Geheimnisse.

Wann Starkregenereignisse wirklich stattfanden, lässt sich viel aussagekräftiger anhand von Flusspegelgrafiken zeigen. diese belegen, dass solche Ereignisse bei Kälte (zumindest soll es früher kälter gewesen sein) – und nicht bei Wärme – zunehmen, da sie in unseren Breiten vom Wetter und nicht vom Klima abhängen (das diesjährige Unwetter in Simbach geschah ja ebenfalls bei eher niedrigen Temperaturen).
In der sehnlichst ersehnten, angeblich „wetterschadenfreien“ vorindustriellen Zeit kamen die Flüsse ziemlich oft in die die Stadtzentren der anliegenden Flußstädte und –Dörfer. Was werden die DWD-Präsidenten einmal sagen, wenn solches wieder passiert? Dann müsste es lauten: „… damit diese Überschwemmungen wieder kommen, haben wir doch mit viel Aufwand und Geld das CO2-bekämpft“ und nun beklagt ihr euch dafür.

Bild 8 Hochwasserverlauf des Main bei Würzburg von 1340 -2014 (Grafik anhand der Daten aus Würzburg erstellt)


Bild 9 Hochwasserpegel Köln 1784 – 2013 lt. Daten der Stadtentwässerungsbetriebe Köln AöR (Grafik vom Autor erstellt). Y-Achse: Rheinpegel (m)

Stürme

Diese werden in der Pressemitteilung nicht angesprochen. Weil sie zu den gemeldeten Vulnerabilitäten durch den Klimawandel aber als gemeldete „Gefahr“ – wie es das Umweltbundesamt beispielhaft listet – immer dazu gehören, ein kurzer Blick darauf.
Umweltbundesamt [6]: Das Klima ändert sich bereits und wird sich auch in Zukunft weiter wandeln. Der Klimawandel manifestiert sich dabei sowohl in langfristigen Klimaänderungen, wie langsam steigenden Durchschnittstemperaturen, als auch in einer veränderten Klimavariabilität, also stärkeren Klimaschwankungen und häufigeren Extremwetter-Ereignissen wie Stürme, Dürren oder Hitzesommer.

Allerdings sagen alle Studien, dass diese Aussage eine reine Vermutung ist:
[4] Die Wirkung der Klimaextreme Hagel und Sturm in der fernen Zukunft kann zurzeit nicht mit ausreichender Gewissheit abgeschätzt werden, da Klimaszenarien darüber keine trendsicheren Aussagen erlauben und auch die Klimabeobachtungen der Vergangenheit keinen signifikanten Trend ergeben.

Der Uba Klimamonitoringbericht 2015 sagt es ebenfalls: Für die Entwicklung der Häufigkeit und Intensität von Stürmen lässt sich derzeit in Deutschland allerdings noch kein klarer Trend erkennen. Auch Projektionen in die Zukunft sind im Gegensatz zu Temperaturvorhersagen schwierig.

Im „Nationalen Klimareport“ des DWD [5] steht es noch deutlicher. Gemessen nehmen sie seit Anbeginn des Klimawandels ab. Das folgende Bild mit dem Verlauf seit 1880 spricht eine deutliche Sprache. Wäre dieser Verlauf umgekehrt, würde es nicht lauten „ … nur ein schwacher, abfallender Trend erkennbar“.
[5] Für die gesamte Zeitreihe ist nur ein schwacher, abfallender Trend erkennbar, der jedoch deutlich kleiner ist als die Schwankungen von Jahr zu Jahr und somit statistisch nicht signifiant ist. Ein ähnliches Bild liefern die Ergebnisse von Klimamodellprojektionen. Auch hier zeigen sich sowohl für die Vergangenheit als auch für die Zukunft die multidekadischen Schwankungen ohne Langzeittrend. Dies gilt ebenfalls für Stürme, auch bei ihnen ist für die Zukunft keine deutliche Änderung erkennbar.


Bild 10 [5] Geostrophische Windrekonstruktion* von 1880 – 2014
*Erklärung: [5]Eine Möglichkeit, trotzdem Aussagen über die Entwicklung der Windgeschwindigkeit und des Auftretens von Stürmen in den letzten etwa 100 Jahren abzuleiten, ist die Betrachtung des geostrophischen Windes. Dieser beruht auf Luftdruckdifferenzen und ist eng mit dem „wahren“ Wind gekoppelt.

Was interessieren mich Fakten, wenn ich eine feste Überzeugung habe und zudem weiß, was die „politische Agenda“ von mir verlangt

… so könnte man die gesamte Pressemitteilung alternativ betiteln.
Man kann nicht mehr darauf hoffen, von deutschen „Fachstellen“ auch nur im Ansatz eine neutrale Information zu erhalten. Selbst die Ergebnisse der eigenen Fachpublikationen werden geflissentlich „übersehen“, wenn sie nicht zur politischen Vorgabe passen.

Pressemitteilung: [1] Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes:
„Der Sommer 2016 hat gezeigt: die
Anpassung an den Klimawandel wird immer wichtiger. … Die zurückliegenden Ereignisse zeigen auch, wie wichtig die Doppelstrategie in der Klimapolitik ist: Übergreifende Klimaschutzmaßnahmen, um die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen und die Ziele, die in Paris vereinbart wurden, zu erreichen. Und Maßnahmen zur Anpassung an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel – dessen Folgen wir heute schon erleben.“

Leider ist es ja nicht nur die ausgebildete Soziologin, Frau Krautzberger, von der niemand, der die „Klimaszene“ kennt eine mit fachlichem Hintergrund getroffene Aussage zum Klima erwartet, sowie der „politisch korrekt“ Fakten übergehende DWD-Vizepräsident Dr. Becker (Meteorologe), sondern auch wirkliche Fachinstitute, welche sich im DKK zusammengeschlossen haben.

Es ist ein beredtes Beispiel, wie der Zwang zur Fremdmittelfinanzierung und das Aufblähen der Klimawandel-Agenda, welche zu einem massiven, rein themenbezogenen Personalüberhang geführt hat, eine Wissenschaft kaputt macht.

Die „Informationsqualität“ zum Klimawandel wird sich aber nicht ändern, so lange die Fragesteller die Qualität unserer politischen Entscheider haben, welche Klimawandel wie das Amen in der Kirche inzwischen als Worthülse jedem Thema anheften.

Aus der Rede von Dr. Barbara Hendricks anlässlich der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2016 an UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, 07.10.2016:

Der Klimawandel ist eine Bedrohung für den Frieden, für das Leben und für unsere Existenz. Die Vereinten Nationen sind und bleiben der beste Ort, um auf diese globale Frage die richtige Antwort zu geben.

Pressemitteilung vom 20.10.2016 Quito/Berlin anlässlich der Habitat III-Konferenz

Bundesbauministerin Barbara Hendricks: "Die Schlüssel für eine nachhaltige und klimagerechte Welt liegen in den Städten. … Starke Städte sind besser in der Lage, Armut zu bekämpfen und den Klimaschutz voranzubringen. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller: "In den Städten entscheidet sich, ob nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz gelingen wird. Wir wollen lebenswerte Städte, weltweit. Denn nur so können wir den Klimakollaps, … verhindern. Deshalb hat sich Deutschland bei der Verhandlung zur Neuen Urbanen Agenda dafür eingesetzt, dass Städte als zentrale Akteure für die Erreichung der globalen Entwicklungs- und Klimaziele anerkannt und gestärkt werden.

Die Methodik erinnert stark an die politischen Vorgehensweisen in den USA, wie sie im EIKE-Artikel:
Durchgesickertes Memo von der Clinton-Kampagne betreffs ,Klimawandel‘ zeigt: es geht wirklich um Politik, nicht um Wissenschaft
dargestellt werden:

Auszug: 4. 2014 Aktionsplan …

Um den Sieg zu erringen, müssen wir den Klimawandel als eine Angelegenheit von historischer Bedeutung behandeln, die einer wirklichen politischen Bewegung wert ist, um Änderungen zu erzeugen. Diese politische soziale Bewegung muss auf moralischen Prinzipien fußen mit handfesten Definitionen, wer recht hat und wer unrecht hat, und es ist wichtig, die historisch negativen, irreversiblen Implikationen herauszustellen, zu denen es kommen wird, wenn wir nicht erfolgreich sind.

Mit der Verfolgung dieses Themas als politische soziale Bewegung werden Präsident Obama und seine Regierung am ehesten in der Lage sein sicherzustellen, dass sein Erbe seine beispiellose Führerschaft zum Thema Klima enthält, die initiativ dazu führte, die politischen tektonischen Platten unseres Landes so zu verschieben, dass eine transformative Klimawandel-Politik durchgeführt werden kann.

Am Ende muss man angesichts der mächtigen und fest verwurzelten Interessen gegen diese Klimawandel-Politik über eine Organisationsstruktur verfügen, die definitiv festlegt, dass die Regierung auf der richtigen Seite der Sache steht, und – genauso wichtig – die definitiv die Opposition dagegen als moralisch unverantwortlich hinstellt bei einem Vorgang, der Gesundheit und Wohlstand des amerikanischen Volkes bedroht. …

Gesundheit/Sicherheit: Die Opposition muss dargestellt werden als engagiert in Praktiken oder als auf Positionen stehend, die demonstrativ Gesundheit und Sicherheit unserer Bürger gefährden. Dies reicht von großen Themen wie Extremwetter über lokale Themen wie Trinkwasser, Luftgüte und ,rail safety‘ [wie übersetzt man das? Anm. d. Übers.] bis hin zu Mikrothemen wie Asthma bei Kindern. Die Menschen werden aufmerksam, wenn es um Gesundheit und Sicherheit ihrer Familien geht.

Aktionsplan 2014
… Einrichtung einer Extremwetter-SWAT [Special Weapons and Tactics = Spezialeinheit der amerikanischen Polizei], die auf Zusammenarbeit vorbereitet sein muss und bei Extremwetterereignissen eingreifen soll – einschließlich der Reaktion darauf im lokalen Bereich, bei Medien und über wissenschaftliche Informationen der historischen Natur des Ereignisses …“

Quellen

[1] Gemeinsame Pressemitteilung 27/2016 von Umweltbundesamt, dem Deutschen Wetterdienst und dem Deutschen Klima-Konsortium 12.09.2016 : Globale Temperaturrekorde und Sturzfluten in Deutschland – Vorgeschmack auf die Sommer der Zukunft?

[2] DWD Klimaatlas Deutschland
http://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaatlas/klimaatlas_node.html

[3] EIKE: Der Himmel fällt uns auf den Kopf und ohne die Glaskugel im Computer würden wir es nie erfahren
Rezension: UBA Studie 24/2015 Die Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/der-himmel-faellt-uns-auf-den-kopf-und-ohne-die-glaskugel-im-computer-wuerden-wir-es-nie-erfahren/

[4] Umweltbundesamt Uba: Climate Change 24/2015 Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel

[5] DWD: Nationaler Klimareport 2016

[6] Umweltbundesamt 28.09.2016 : Beobachtete und erwartete Klimafolgen
http://www.umweltbundesamt.de/daten/klimawandel/beobachtete-erwartete-klimafolgen

[7] DWD, Stand 25. August 2016: Starkniederschläge in Deutschland

[8] EIKE 06.07.2016 : Das Unwetter bei Simbach am Inn – Ein Nachtrag zur Debatte im Bayerischen Landtag
http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/das-unwetter-bei-simbach-am-inn-ein-nachtrag-zur-debatte-im-bayerischen-landtag/

[9] EIKE 09.06.2016: An den Unwettern ist der Mensch eher nicht schuld – aber ganz sicher an deren Folgen
Darstellung des Unwetters um Simbach Niederbayern
http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/an-den-unwettern-ist-der-mensch-eher-nicht-schuld-aber-ganz-sicher-an-deren-folgen/