Nicolas Sarkozy wieder mal bei den Klima-Skeptikern
Am Mittwoch, dem 14. September, erklärte der um seine Wiederwahl ringende Ex-Präsident in einem Vortrag im unternehmernahen französischen Institut de l’Entreprise, der Mensch sei nicht alleine verantwortlich für den Klimawandel. Dass die Sahara zur Wüste geworden sei, könne schwerlich der Industrie angekreidet werden. Es sei menschliche Arroganz, zu behaupten, wir könnten das Klima ändern. Und dann kam der Satz, der rund um den Globus (außer in Deutschland!) von Print- und Online-Medien zitiert wurde: „Wir hatten eine große Klima-Konferenz. Wir diskutieren viel über Störungen des Klimas. Das ist interessant. Aber das Klima ändert sich seit viereinhalb Milliarden Jahren. Der Mensch ist nicht allein dafür verantwortlich. (…) Ich fände es besser, über ein viel wichtigeres Thema zu reden: den demografischen Schock. Frankreich sollte sich für eine internationale Konferenz über die Demografie stark machen. Noch nie hat die Erde eine demografische Explosion erlebt wie die, die auf uns zukommt: In wenigen Jahren werden wir elf Milliarden sein. Dafür sind die Menschen direkt verantwortlich. Aber niemand redet darüber.“ (zit. N. Le Figaro online vom 14. September 2016) Sarko möchte also lediglich eine Form des Malthusianismus durch eine andere ersetzen. Auf die Angst-Rhetorik möchte er keineswegs verzichten. Andernfalls liefe er Gefahr, den Machtanspruch der Nomenklatura, die er repräsentiert, in den Augen seiner potenziellen Wähler unglaubwürdig zu machen.
Sarko sieht sich offenbar gezwungen, das Thema zu wechseln, weil er weiß, dass in Politikerkreisen kaum jemand wirklich von der Klimagefahr überzeugt ist und dass diese Gefahr inzwischen in internationalen Meinungsumfragen ganz am Ende der Sorgen-Skala von Normal-Menschen rangiert. Er hat auch den Aufstieg des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in den Augen, der sich als Klima-Skeptiker geoutet hat und wohl gerade deshalb die Gunst vieler US-Wähler erwirkt hat. Und er möchte verhindern, dass ihm seine wichtigste Konkurrentin im Kampf um das Amt des Staatspräsidenten, Marine Le Pen vom Front National, dieses Thema wegschnappt.
Sarko hatte sich übrigens schon einmal vor sieben Jahren als Staatspräsident mit dem Klima-Skeptizismus angefreundet. Ahnend, dass der „Klima-Gipfel“ von Kopenhagen Ende 2009 zum Fiasko werden würde, spielte er offen mit dem Gedanken, seinen farblosen Minister für Umwelt und Nachhaltigkeit, Jean-Louis Borloo, durch den weltbekannten Geologie-Professor Claude Allègre auszutauschen. (Borloo spielt übrigens eine unrühmliche Rolle in Michel Houellebecqs Zukunfts-Roman „Unterwerfung“) Allègre ist Sozialdemokrat der alten Schule (etwa wie unser Thilo Sarrazin) und als solcher ein rotes Tuch für alle Grünlinge. Der mit dem Crafoord-Preis, einem dem Nobelpreis ebenbürtigen Preis für Spitzenleistungen in den Naturwissenschaften, ausgezeichnete ehemalige Chef des Pariser Institut de la Physique du Globe, übte unter dem Trotzkisten Lionel Jospin einige Jahre lang das undankbare Amt des Ministers für Erziehung und Wissenschaft aus. In einer Reihe populärer Sachbücher tat er kund, dass er die Warnungen vor einer drohenden Klimakatastrophe für ausgemachten Schwindel hält. Er ging so weit, den ihm persönlich bekannten Ex-US-Vizepräsidenten Al Gore als Gauner zu bezeichnen. Doch nachdem erste Presseorgane bereits den bevorstehenden Amtswechsel von Borloo zu Allègre angekündigt hatten, machte Sarko im letzten Moment aus taktischen Erwägungen einen Rückzieher.
Sarkos jüngste Wendung deutet an, dass die intelligentesten und machthungrigsten Vertreter der politischen Klasse nun ahnen, dass mit dem Schüren der Klima-Angst bald kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Das ist für uns Klima-Skeptiker sicher ein Grund zur Freude und für alle, die die Klima-Angst zu ihrem Geschäftsmodell erkoren haben, umgekehrt ein Grund zur Panik. Dem Anliegen der Freiheit ist damit aber nur vorläufig gedient. Es wird darauf ankommen, alle Formen des Malthusianismus zurückzuweisen.