Kann man bald per App Deutschland „den Saft“ abdrehen
Bild rechts: Pappa, warum ist plötzlich überall das Licht ausgegangen? Weiß nicht, habe im neuen Spiel auf die Taste „do you really want to know what is a blackout“ gedrückt.
Inzwischen besteht die latente Gefahr, dass das immer umfassendere und kompliziertere Regelsystem der „intelligenten Netze“ einmal das zeigt, was jede von Menschen erstellte Software irgend wann mit Sicherheit macht: Wegen Fehlern auszusetzen, sowie die Möglichkeit, dass über einen kommunikativen Systemzugang Hacker das System (zer-)stören.
Nürnberger Politiker Frieser: "Republik ist verwundbar"
Für Michael Frieser, Innenpolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe in Berlin, droht Gefahr vor allem aus dem Netz.
Wir leben in einer hochtechnisierten Welt. Es gibt kaum noch eine Einrichtung, die nicht durch Computersysteme unterstützt wird — im Verkehr, auf Straßen oder Schienen, in der Wasser- und Stromversorgung oder bei der Telekommunikation. An diesen Stellen sind wir verwundbar. Das Stichwort lautet "Cyberkriminalität", die Gefahr lauert im Netz, aus dem mit Angriffen gerechnet werden muss.
Was hat das mit dem Zivilschutz zu tun?
Frieser: Eine Menge. Viele Bürger verlassen sich darauf, dass die Infrastrukturen im Land dauerhaft funktionieren. Sie fragen sich nicht, was passiert, wenn plötzlich kein Wasser mehr aus dem Wasserhahn kommt oder kein Strom aus der Steckdose fließt — und das unter Umständen mehrere Tage lang und nicht nur im eigenen Haushalt sondern viel großräumiger.
Was sind denn aus Ihrer Sicht die Dinge, an die man denken sollte?
Frieser: Abgesehen von Trinkwasser und haltbarer Nahrung muss ich mich auch fragen, ob Batterien da sind. Oder: Gibt es im Haushalt überhaupt noch ein Radio, das mit Batterien betrieben werden kann? Wie sieht es mit Taschenlampen und Kerzen aus? Und hab ich noch Flickzeug für das Fahrrad? Das kann unter Umständen das einzige zuverlässige Fortbewegungsmittel sein.
Neu ist das nicht. Der Autor hat sich ebenfalls schon öfter gefragt, wie es stabil funktionieren soll, über Deutschland verteilt zig-tausende von Elektroautos und kleine Akkuspeicher übers Internet als Regelreserve zu schalten oder die „intelligenten“ Mittelspannungstrafos über viele Netzknoten bei flächiger Zappelstromeinspeisung regelstabil zu steuern, und genau zum richtigen Zeitpunkt am genau richtigen Einspeiseknoten einen Windpark abzuregeln oder die restlichen, noch als Bereitstellungsreserve gehaltenen Grundlastkraftwerke schnell hoch zu fahren und und und. Das funktioniert herrlich in Simulationen und Computerspielen an von der Politik bevorzugten Forschungseinrichtungen für bejubelnde Studien, doch vernünftige Techniker haben solch anfällige Lösungen in der Vergangenheit immer bewusst sorgfältig vermieden.
Auch das moderne Verfahren, aus Bequemlichkeit (Fernwartung) und natürlich auch aus der „Schwarmnot“ heraus überall Anschlüsse an weltweit zugängliche Kommunikationssysteme zu koppeln, noch bevor überhaupt im Ansatz der Zugangsschutz gelöst ist, zeigt auch an dieser Stelle einen Dilettantismus der Verantwortlichen, der früher kaum denkbar war.
Durch das „intelligente“ EEG-Netz entstanden also mehrere, allerdings getrennt zu betrachtende Probleme:
– Die Regelungen selbst,
– die Kommunikationsverknüpfungen untereinander und
– Kommunikationszugänge von außerhalb.
Das weitaus größte Problem, die vollkommen unstabile Basisversorgung kommt natürlich noch dazu: Zivilschutzplan der Bundesregierung: Die verschwiegene Energiewende?
Was Herr Frieser (und unser Minister: De Maizière befürchtet Angriff auf die Stromversorgung[1]) behauptet, dass jedes System, sobald es „durch Computersysteme unterstützt wird“ automatisch durch Cyberkriminalität verwundbar wäre und dies das Hauptproblem unserer EEG-Versorgung sei, zeigt nur, dass auch Herr Frieser von der Materie keine Ahnung hat, was bei einem Juristen (wie De Maizière auch) nicht wundert. Gerade die Kommunikationszugänge von außerhalb ließen sich noch am leichtesten durch einfaches Abtrennen und Begrenzung auf internen Zugang lösen. Das ist klingt dann zwar nicht mehr so hipster-modern und macht manches etwas unbequemer – verbietet auch manche gepriesene „super-moderne“ Lösung -, macht aber automatisch immun gegen Störeingriffe von außen, wie es bei konventionellen Kraftwerken nicht ohne Grund üblich ist.
Gerade dieses – natürlich für jeden der Internet kennt sofort „einleuchtende“ Bedrohungsproblem als das größte herauszustellen zeigt, dass die Politik es nicht für nötig erachtet oder es wegen der EEG-Geschwindigkeit, die ihnen zwischenzeitlich beginnt um die Ohren zu fliegen, vollkommen aufgegeben hat, bei unserer Versorgung noch mit einem Rest an Sorgfalt vorzugehen. Die wahren Ursachen künftig mit Sicherheit kommender Ausfälle beginnt man schon jetzt im Vorfeld zu verschleiern und das immer höher werdende Risiko wird mit fadenscheinigen Begründungen auf den Bürger abwälzt.
Auf jeden Fall ist es ein neuer Witz für die Geschichtsbücher: Die Politikkaste eines der am höchsten industrialisierten Länder der Welt zerstört sein stabilstes Energienetz der Welt und verkündet als Lösung für seine Bürger „… hab ich noch Flickzeug für das Fahrrad? Das kann unter Umständen das einzige zuverlässige Fortbewegungsmittel sein“.
Das aus Nordkorea berichtet, hätte man gesagt: „jetzt übertreiben unsere Medien aber maßlos“.
Oder steckt hinter dieser Aussage bereits die Vorbereitung auf den Zwang, in Zukunft auch in Deutschland nur noch Elektroautos fahren zu dürfen? Wenn dann der Strom auch nur für kurze Zeit ausfällt, bleibt Deutschland wirklich nur noch das Fahrrad als Fortbewegungs-Mittel, selbstverständlich ganz modern auf Fahrrad-Autobahnen.
Ein Minister, der seinen Bürgern meldet: [1] De Maizière sagte, er könne sich vorstellen, dass es Staaten oder Gruppen gebe, die gerne mal testen würden, wie widerstandsfähig Deutschland im Falle eines Stromausfalls reagiere
zeigt, dass nicht nur Frau Merkel, sondern die gesamte Politik Deutschland inzwischen wohl als eine internationale Spielwiese betrachtet, in der hinter offenen Grenzen zufällig auch noch einheimische Bürger leben.
So schlimm ist es natürlich nicht, denn als zuständiger Minister hat er auch eine Lösung zu bieten: [2] „Der Plan des Innenministeriums sieht außerdem vor, dass drei Behörden jeweils eine digitale Eingreiftruppe aufbauen, die jederzeit ausrücken kann“.
Eines hat der Minister noch vergessen zu erwähnen: Hat er für diese Eingreiftruppen die erforderliche Anzahl Fahrräder bestellt, damit diese beim Blackout auch an den Einsatzort radeln können? Oder ist geplant, künftig in jeder Gemeinde einen Cybermanager parallel zum Klimamanager einzustellen, damit die Fahrrad-Anfahrt nicht zu lange wird?
Dass diese hoch motivierte, verbeamtete Eingreiftruppe auf die Idee kommt, die Stecker zum Internet herauszuziehen, die Über-Intelligenz im Versorgungsnetz abzubauen und Energie wie bewährt mit brauchbaren Kraftwerken zu erzeugen und zu regeln, bleibt bestimmt eine Illusion.
Eher wird eine andere Lösung kommen: Vollkommene Dezentralisierung des Versorgungssystems, damit ein Ausfall lokal begrenzt bleibt.
Danach sind die Interessenverbände schon gierig [3] [4] – die einen wegen dem Geld und die anderen wegen ihrer Ideologie. Es wird dann nach dem EEG und dem Cyberzugang die nächste Spielwiese werden.
Die Eingreiftruppe lässt sich dann vielleicht verwenden, die Verteilungskämpfe um den Mangelstrom in Schach zu halten.
Klimaretter.Info: [4]Krisenfest durch Dezentralität
Abgesehen davon: Risikoschwangere Sorgen, dass über Nacht die Lichter in Deutschland ausgehen, brauchen wir uns nicht zu machen. Die Studie zeige, dass die Entwicklung der Energiewende gegenüber möglichen Risiken "sehr robust" sei, freut sich das Wirtschaftsministerium. "Unerwartete Störungen" könnten in der Regel gut aufgefangen werden, neue Instrumente zur Risikovorsorge seien nicht notwendig.
Ein beruhigendes Resultat. Für knapp 200.000 Euro – so viel hat die Expertise laut Ministerium gekostet – bekommen wir bestätigt, dass unsere Energiewende so leicht nicht zu erschüttern ist. Womöglich liegt das aber weniger an kalkulierbaren "Risikoclustern", sondern an einer ihrer Grundeigenschaften: der Dezentralität.
Als er jüngst eine Klage gegen einen Windpark zurückwies, erinnerte ein hessischer Verwaltungsrichter daran – die FAZ berichtete –, warum der Gesetzgeber den Kommunen einst eine dezentrale Energieversorgung überhaupt nahegelegt hatte. Es sei dem Staat nicht nur um erneuerbare Energien gegangen, erklärte der Richter, vielmehr sei dem Gesetzgeber klar geworden, dass bei einem möglichen Krieg besonders die Infrastruktur ein Ziel von Angriffen werde. Eine dezentrale Versorgung könne aber nicht so schnell lahmgelegt werden.
Wie man sieht, muss man nur ausreichendes Vertrauen in die Politik und ihre Berater haben. Während der Eine noch Probleme listet, haben die anderen im Hintergrund schon längst die Lösung. Der einzige Mangel bleibt das Timing.
Quellen
[1] Der Tagesspiegel: Neues Zivilschutzkonzept : De Maizière befürchtet Angriff auf die Stromversorgung
http://www.tagesspiegel.de/politik/neues-zivilschutzkonzept-de-maiziere-befuerchtet-angriff-auf-die-stromversorgung/14451288.html
[2] ZEIT ONLINE: Innenministerium plant drei neue Internet-Eingreiftruppen
http://www.zeit.de/digital/internet/2016-07/cyberangriffe-hacker-innenministerium-thomas-de-maiziere
[3] VDE Frankfurt: VDE-Studie Dezentrale Energieversorgung 2020
[4] Klimaretter.Info: Schwarze Schwäne füttern
http://www.klimaretter.info/wirtschaft/hintergrund/21803-schwarze-schwaene-fuettern