Wie Politiker ihre Kuh schlachten und sich danach beklagen, dass diese keine Milch mehr gibt

RWE ist ein Versorger, dessen innerer Zustand (ca. 30 Milliarden EUR Schulden) alleine schon durch den Aktienkursverlauf erklärt ist (Bild 1). Bekannt ist ebenfalls, dass die wesentlichen Ursachen dafür Entscheidungen der Berliner Politik sind, welche den Konzern in seinem Geschäftsfeld handlungsunfähig machen und praktisch enteignen, wie man es ansonsten von sozialistischen Regierungen kennt.

Kurs RWE-Stammaktie (akt. ca. 12 EUR)

Bild 1, RWE Aktienkursverlauf. Quelle: Wallstreet-Online

Weniger bekannt dürfte sein, dass RWE neben dem, dass vier Politiker aus Kommunen im 20-köpfigen Aufsichtsrat sitzen auch einen Beirat mit 106 Mitgliedern unterhält, der die folgenden wichtigen Aufgaben wahrnimmt:

[1] Der Beirat berät die Unternehmensleitung in Fragen der Unternehmens- und Energiepolitik mit kommunalen Bezug. Das betrifft insbesondere Fragen der künftigen strategischen Positionierung. Ferner werden Anregungen und Hinweise für die allgemeine Entwicklung des Geschäfts in den Regionen gegeben.

Für diese Beratung der sonst überforderten Unternehmensleitung und des 20-köpfigen Aufsichtsrates kommen nur Fachleute in Frage. Solche scheint es aus irgendeinem Grund fast ausschließlich in politischen Ämtern zu geben, wie das Mitgliederverzeichnis des Regionalbeirates Süd mit 23 Mitgliedern zeigt (Anm.: bei allen anderen Regionalbeiräten ist das Verhältnis zur Politik ähnlich):

Tabelle der Mitglieder des RWE Regionalbeirates Süd:

Diese Fachleute aus der Politik sitzen (für ein Salär) mit den Vorständen von RWE zusammen und mischen wie es sich für Parteimitglieder in höheren kommunalen Ämtern gehört, natürlich auch in Berlin mit. Und wie Energiepolitik in ihren Augen aussieht, zeigt der Verband der kommunalen RWE-Aktionäre VKA, von dem neben dem Geschäftsführer auch viele andere Mitglieder im RWE-Beirat sitzen auf seiner Homepage unmissverständlich (Bild 2).

Bild1 Homepage-Titelbild des VKA

Nun sollte man annehmen, dass diesen ausgesuchten Fachpersonen für Energiepolitik in etwa bekannt ist, wie Energie funktioniert und welche Folgen die EEG-Ausrichtung ihres Verbandes und die Entscheidungen der Berliner Politik haben. Also zum Beispiel, dass das Enteignen der Atomkraftwerke und gleichzeitige Abwürgen der Kohleverstromung für einen Konzern der praktisch ausschließlich davon „lebt“ diesem schaden würde.

Allerdings scheint dies die Kompetenz dieser Fach-Beiräte hoffnungslos zu überfordern.

Der RWE-Aufsichtsrat streicht in der Not die Dividende

RWE tat in seiner Not das, was man von einem Konzern dessen Aktienkurs sich von der Spitze auf ca. 12 % gesenkt hat erwartet:

Der RWE-Vorstand gab am 17.02.2016 die vorläufigen Ergebnisse des Geschäftsjahres 2015 bekannt und verkündete, dass RWE-Stammaktien diesmal dividendenlos bleiben sollen.

Es war das erste Mal seit 57 Jahren. Und es war ein Schlag für die vielen klammen Kommunen, welche aufgrund ihrer hohen Beteiligungen die bisher immer sichere Dividende im Haushaltsplan fest eingeplant hatten.

Den Fachberatern aus der Politik fällt nur ein, über die Medien zu protestieren

Niemand von den Beiräten hat das kommen sehen oder konnte es auch nur ahnen. Deshalb fiel den Kämmerern auch nichts Besseres ein, als sich über die Medien darüber zu beschweren, was der von Ihnen selbst beratene Vorstand in ihren Augen falsch macht: Sie protestierten gegen die Dividendenkürzung!

OnVista: "Kommunen protestieren gegen Dividendenkürzung von RWE"

Die kommunalen RWE-Aktionäre gehen wegen des geplanten Dividendenausfalls auf die Barrikaden.

"Wir werden den Vorschlag so nicht hinnehmen und alle Möglichkeiten nutzen, um eine Veränderung herbeizuführen", erklärte der Stadtkämmerer von Mülheim an der Ruhr, Uwe Bonan, am Mittwoch. Die Null-Dividende für die Stammaktien sei eine böse Überraschung, die ihn an einen Aprilscherz erinnert habe. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die kommunalen Vertreter im Aufsichtsrat diesen Vorschlag gutheißen können", kritisierte auch der Bochumer Kämmerer Manfred Busch. Das Kontrollgremium kommt am 3. März zusammen. Dem Dividendenvorschlag muss noch die Hauptversammlung im April zustimmen. Die Kommunen halten knapp 24 Prozent an RWE.

DIVIDENDENAUSFALL VERGRÖSSERT HAUSHALTSLOCH DER KOMMUNEN

"Das ist ein Schlag ins Kontor und haut uns vom Hocker", sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Kommunalen RWE-Aktionäre (VkA), Ernst Gerlach, der Nachrichtenagentur Reuters.

OnVista: Essener Kämmerer zu RWE-Dividende: ‚Übertrifft schlimmste Alpträume‘

ESSEN (dpa-AFX) Der Essener Kämmerer Lars Martin Klieve hat mit Entsetzen auf die RWE-Ankündigung reagiert, die Dividende für 2015 fast komplett zu streichen. «Das übertrifft meine schlimmsten Alpträume», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. … "Ich bin völlig überrascht", sagte er.

"Das ist ein Schlag ins Kontor und haut uns vom Hocker", sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Kommunalen RWE-Aktionäre (VkA), Ernst Gerlach, der Nachrichtenagentur Reuters.

Politikermandate sind immer hilfreich und wenn es nur zum Geld-Abschöpfen dient

Nun sitzen viele dieser „Wutkämmerer“ oder ihre Büronachbarn im RWE-Beirat und eben leider auch welche sogar im Aussichtsrat[2] selbst, der die Kürzung beschlossen hat. Wenn der Bürger geschröpft wird, interessiert das keinen Politiker. Wenn es aber sie selbst (nicht einmal persönlich) betrifft, „haut es sie von den Socken“.

Damit sich das nicht ändert, wird weiterhin auf ausgesuchte Qualität der politischen Beratung für RWE geachtet.

Die ehemalige Oberbürgermeisterin von Mülheim ist inzwischen im Ruhestand. Trotzdem besteht sie darauf, im Aufsichtsrat von RWE zu bleiben. Als ausgebildete Lehrerin fühlt sie sich für diesen Job geradezu prädestiniert und wenn es nur dazu gut ist, dass Geld über ihr Aufsichtsratsmandat zur Kommune fließt (und bei ihr auch etwas hängen bleibt):

[3] Nun wundern sich manche, dass eine ehemalige OB noch im Aufsichtsrat bleibt, zumal sie ja weder Betriebswirtin noch Technikerin, sondern ursprünglich Lehrerin ist. Macht das für Sie Sinn?
Ja, das macht für mich Sinn. Hätte ich nicht zur Verfügung gestanden, wäre niemand aus Mülheim nachgerückt und es hätte kein Geld für Mülheim gegeben. Grundsätzlich sitzen vier kommunale Vertreter im Aufsichtsrat. Das ist gut für die Interessen der Städte, die ein Viertel der Aktien besitzen, das ist aber auch gut für das Unternehmen. Die Städte sind Geschäftspartner. Für sie geht es um die Sicherung von Daseinsvorsorge und um Zukunftsperspektiven. RWE kann noch die besten Ideen haben, sie brauchen die Städte für die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen, um diese im Alltag auch auszuprobieren. Wir müssen diese Beziehungen pflegen, beide Seiten profitieren.
Dass es „gut für das Unternehmen“ ist, wird ein privater Aktionär kaum nachvollziehen können. Eines allerdings dürfte sicher sein: wenigstens eine Seite profitiert bestimmt immer.

Anmerkung des Autors: Die Anregung zum Artikel kam durch den Blogeintrag eines EIKE-Lesers. Zusatzinfo sowie der Text zur Überschrift orientierte sich an Darstellungen von [4].

Quellen

[1] RWE Beirat aufgeteilt nach Regionalbeiräten

http://www.rwe.com/web/cms/de/446544/rwe/ueber-rwe/kommunen/beirat-des-rwe-konzerns/struktur-und-funktion/beirat-aufgeteilt-nach-regionalbeiraeten/

[2] Mühlheimer Bürgerinitiativen MBI: Das RWE-Desaster und die ex-OB immer noch im Aufsichtsrat?

http://www.mbi-mh.de/2016/03/06/das-rwe-desaster-und-die-ex-ob-im-aufsichtsrat/

[3] WAZ: Mülheims Ex-Oberbürgermeisterin plant eine Stiftung

http://www.derwesten.de/staedte/muelheim/muelheims-ex-oberbuergermeisterin-plant-eine-stiftung-id11803316.html

[4] erwinloewe.blogspot: Energiewende | Kommunen wollen geschlachtete Kuh melken.

https://erwinloewe.blogspot.de/2016/02/energiewende-kommunen-wollen.html#more




Eine Professorin klärt den VDI auf, wie das EEG „wirklich“ funktioniert

Bild rechts: Professorin C. Kemfert Quelle: Roland Horn / DrUrban / CC-BY-SA-3.0 (DE)

Bildbeschreibung vom Autor: Frau Kemfert lässt sich gerne mit alter Elektrik im Hintergrund abbilden, um zu demonstrieren, dass solche Art der Energiegewinnung und Verteilung bei ihr ausgedient hat.

Update der Redaktion 6.6.16

Inzwischen hat sich der diplomierte Kaufmann Boris Schucht Vorsitzender der Geschäftsführung des Netzbetreibers 50 Hz in einem Interview der überzeugten Grünen und Journalistin Dagmar Dehmer im Berliner Tagessspiegel geäußert. (Hier). Er begreift sein Unternehmen als "Labor der Energiewende" und behauptet fröhlich, dass 80 % Erneuerbare kein Problem seien. Damit stösst er ins selbe Horn wie seine Schwester im Geiste Claudia Kemfert. Die irrsinnigen Kosten für die Schadensvermeidung (wenn sie denn gelingt, woran alle ehrlichen Experten zweifeln) die durch die Erneuerbare nötig wird,  erwähnt er vorsichtshalber nicht. Kunststück: Sein Unternehmen profitiert mit jedem Cent davon. Frau Dehmer ist begeistert. Dazu gelernt hat sie hingegen nichts. (Siehe Faktencheck Bundeszentrale hier Teil 1)

Die Professorin für Ökonomie rechnet zwar manchmal recht ungenau oder schlampig und Ihre immer wiederholten Thesen fallen sogar (einem Teil) unseren Medien als höchst abstrus auf.

Zum Beispiel ist ihre „Berechnung“ der Kosten für eine Klimaneutralität Deutschlands so absurd (sie erinnert frappierend an die Genauigkeit, mit der ein Herr Tritti(h)n die EEG Kosten mit denen einer Kugel Eis im Monat vorhersagen konnte), dass es verwundert wie man damit Professorin werden kann. Doch im Gegenteil – oder eher genau deshalb – wird man damit zur Professorin ernannt und eine berühmte Klima- und EEG-Fachberaterin.

ZEIT ONLINE, Buchrezension

Innovation statt Depression – Die andere Klima-Zukunft[2] von Claudia Kemfert (Hervorhebungen durch den Autor)

… Das beginnt schon mit den Zahlen und Fakten. Da werden Milliarden mit Millionen verwechselt und Billionen mit Milliarden. Der Handel mit CO2-Emissionsrechten an der Amsterdamer European Climate Exchange wird mit absurden "bis zu 34 Milliarden Tonnen pro Tag" angegeben. Das wäre mehr als der weltweite CO2-Ausstoß pro Jahr. Ein kurzer Blick auf die Börsen-Website zeigt, dass 2008 höchstens 15 Millionen Tonnen und im Durchschnitt unter sieben Millionen Tonnen Emissionsrechte am Tag gehandelt wurden.

"Wir können klimaneutral leben. Wenn wir wollen, sofort! Und das für etwa 70 Cent pro Tag und Person."

Sie hat einfach den durchschnittlichen CO2-Ausstoß jedes Deutschen (10,4 Tonnen pro Jahr) mit dem derzeitigen Börsenpreis für CO2-Emissionsrechte (23 Euro pro Tonne) multipliziert und durch 365 Tage geteilt. 

Doch gründliche Recherche bietet das eilig verfasste Buch nicht. Dafür erfährt der Leser, dass die Autorin regelmäßig mit den Chefs der großen Energiekonzerne am Tisch sitzt, vom EU-Präsidenten, dem Bundeswirtschaftsminister und der Weltbank um Rat gefragt wird, Steve Jobs auf dem Hollandrad und der Queen "nicht in Grün, sondern im blauen Kostüm" begegnet ist und praktisch auch schon den Friedensnobelpreis bekommen hat – als "offizielle Gutachterin" des Weltklimarats IPCC.

Ende der ZEIT ONLINE-Rezension

Der VDI und die Energiewende

Vom VDI gibt es einen Statusreport regenerative Energien[3]. Auf 92 Seiten wird darin beschrieben, wie toll die deutsche Industrie und Forschungsinstitute die Energiewende meistern helfen und dazu fast unendlich viele denkbare Lösungen anbieten – sofern die Politik die erforderlichen Rahmenbedingungen, sprich Subventionen, für genügend lange Zeit sicherstellt.

Dabei zeigt sich der VDI als ein kritiklos und wie ein Sprachrohr pflichtbewusst alle Vorgaben der Politik bejahender und erfüllender Verein wobei er sich zur Legitimierung auch noch als Vertreter eines Großteils der deutschen Verbraucher versteht.

VDI Statusreport 2015

VDI Statusreport – Regenerative Energien in Deutschland 2015 [3]

Die Energieversorgung in Deutschland … muss ökologisch nachhaltiger werden, um den Temperaturanstieg infolge des anthropogenen Treibhauseffekts zu mindern

Dies spiegelt sich auch in einem parteiübergreifenden Konsens in Bezug auf den Ausstieg aus Kernenergie und den parallelen Ausbau der Nutzung des regenerativen Energieangebots wider

Im Rahmen einer zukunftsfähigen Energieversorgung kommt den erneuerbaren Energien zwingend eine Schlüsselposition zu. …wenn die von der EU-Kommission und der Bundesregierung formulierten energie-, umwelt- und klimapolitischen Ziele – und damit die viel zitierte „Energiewende“ – erfolgreich erreicht werden sollen; diese ambitionierten Ziele wurden jüngst von der Bundesregierung bestätigt und fortgeschrieben.

Ein Großteil der bundesdeutschen Verbraucher ist nach wie vor gerne bereit, für eine Energieversorgung auf der Basis nachhaltig genutzter regenerativer Energien mehr zu bezahlen

Außerdem ist mit der Nutzung fossiler Energieträger der Ausstoß an Treibhausgasen verbunden; deshalb dürfen sie auch aus ökologischen Gründen nur mit immer geringer werdenden Anteilen genutzt werden.

Man kann sicher sein. Wenn die Politik die Kernkraft einmal wieder unterstützen sollte, verschwinden diese Texte sofort und werden gegen aktuellere ausgetauscht.

Ansonsten bietet der Report Behauptungen wie:

[3] Offshorewindenergie bietet ein großes Potenzial für eine sichere Stromversorgung. Hohe Volllaststundenzahl und stetige Einspeisung führen zu einer hohen Stabilität im Versorgungssystem.

Die Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung von 25,8 % Ende 2014 auf 80 % und mehr im Jahr 2050 wird aus Sicht der in Deutschland vorhandenen und potenziell erschließbaren Stromerzeugungspotenziale zum größeren Teil von Windkraft und Fotovoltaik getragen werden müssen. Beide Stromerzeugungsoptionen ergänzen sich in ihren charakteristischen Eigenschaften sehr gut, sodass zusätzliche Maßnahmen zur Dämpfung der fluktuierenden Erzeugung und die Installation von zusätzlichen Speicherkapazitäten in Grenzen gehalten werden können.

Zwar widerspricht dies allen Tatsachen (Bild2 aus [6]), aber wenn es die Politik doch so erwartet wird es schon so sein. Und wie gesagt, Belege und belastbare Angaben fehlen völlig.

Bild 2 [6] Ganglinien Windkraft offshore im Jahr 2015, Ausschnitt Juli – Oktober

Damit bleibt dem VDI ein Problem: Er hat kein gesamtheitliches Lösungskonzept, bzw. weiß, dass ein solches niemand bieten kann. Deshalb textet er ununterbrochen darum herum:

[3] Regenerative Energien können kurz- bis mittelfristig die gesamte Energienachfrage in Deutschland nicht decken; sie werden auch in den kommenden Jahrzehnten nur einen – jedoch potenziell laufend steigenden – Beitrag im Energiesystem leisten.

Das Zählen von Begriffen im Report zeigt es noch deutlicher. In den 92 Seiten tauchen auf:

Begriff „Markt“: 352-mal

Begriff „Kosten: 140-mal, ohne jedoch auch nur einmal eine konkrete Zahl zu nennen

Begriff „Speicher“: 156-mal

Für ein technisches Statuspapier mitten im angeblich so erfolgreichen Energiewende-Umbruch ist das ein beredtes Zeugnis vieler nicht ausreichend gelöster Problemstellungen.

Und damit kommt das in der Überschrift angesprochene zum Tragen: Wenn auf 92 Seiten keine wirklichen Lösungen dargestellt werden können, ist es doch viel einfacher Fachfrau Kemfert zu fragen. Die löst jedes Problem mit wenigen Sätzen.

Das Interview des VDI mit Prof. C. Kemfert (Auszüge)

VDI Nachrichten 29. April 2016: DIW-Expertin Claudia Kemfert, „Energiewende gefährdet“[5]

(A) Prof. C. Kemfert: Der Erfolg der Energiewende hängt nicht am Netzausbau. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann uneingeschränkt fortgeführt werden. Wir können anhand unserer Studien und Modellsimulationen belegen, dass ein Netzausbau zwar nicht schädlich, aber auch nicht zwingend notwendig ist.

VDI Redakteur: Wie kommen Sie zu dieser Schlussfolgerung?

(B) Prof. C. Kemfert: Derzeit haben wir einen Stromangebotsüberschuss und verkaufen diesen in unsere Nachbarländer. Der Strompreis an der Börse ist so niedrig wie nie. Wir könnten problemlos die ineffizienten Kohlekraftwerke abschalten. In Folge würde sich nicht nur das vorherrschende Überangebot vermindern, sondern es wären auch die Stromnetze weniger belastet.

VDI Redakteur: Also ist der Netzausbau kein Erfordernis der Energiewende?

(C) Prof. C. Kemfert: Nicht die erneuerbare Energie von morgen braucht zusätzliche Netze, sondern der hohe Überschuss des Kohlestroms von gestern. Die erneuerbaren Energien sollen hier nur als Sündenbock herhalten, um einen überdimensionierten Stromnetzausbau zu rechtfertigen. Dabei wären dezentrale, intelligente Netze samt Lastmanagement und mittelfristig mehr Speicher viel wichtiger.

VDI Redakteur: Die Speichertechnologien kommen heute aus Korea oder dem Silicon Valley. Verpassen wir als Vorreiter der Energiewende da etwa gerade den Anschluss?

(D) Prof. C. Kemfert: Ja, und das ist mehr als bedauerlich! In Deutschland gibt es sehr gute Forscher und eine starke Wirtschaft, also beste Voraussetzungen, weltweit Vorreiter für Speichertechnologien zu sein. Stattdessen überlassen wir die erfolgreichen Märkte anderen. Dabei sind die wirtschaftlichen Chancen riesig.

VDI Redakteur: Der Strompreis hat im Zuge der Energiewende für den Privatverbraucher stark zugelegt. Das liegt aber nicht nur an der EEG-Umlage, sondern auch an den Steuern. Sollte der Staat auf diese verzichten, um die Akzeptanz für die Energiewende zu stärken?

(E) Prof. C. Kemfert: Der Preis für Privatpersonen hängt vor allem daran, dass der niedrige Börsenstrompreis nicht bei ihnen ankommt. Nur energieintensive Unternehmen, die von Steuern und Umlagen befreit sind, profitieren davon. Sobald Kohle- und Kernenergie verschwinden, steigt zwar der Börsenstrompreis, aber die EEG-Umlage sinkt. Dann würden voraussichtlich auch Privatpersonen weniger bezahlen müssen.

Kritik des Autors an wesentlichen Aussagen von Frau Kemfert im Interview

Thema Netzausbau

Aussage (A)

C. Kemfert: Der Erfolg der Energiewende hängt nicht am Netzausbau. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann uneingeschränkt fortgeführt werden.

Kritik an der Aussage (A)

Als Gegenargumentation anbei zwei aktuelle Zeitungsartikel zum Thema Netzausbau sowie eine entsprechende Passage aus dem VDI-Bericht. Die windreicheren Bundesländer haben massiv investiert und trotz des noch relativ geringen Ausbaus (der Planausbau liegt 3 … 5-mal höher) sind die Netze bereits hoffnungslos überlastet. Natürlich kann man die EEG-Energie problemlos beliebig weiter ausbauen – und dann einfach noch öfter leer laufen lassen. Das nicht-Einspeisen des erzeugten Stromes überlastet kein Netz – nur den Gelbeutel des Stromkunden, der den nicht eingespeisten Strom trotzdem bezahlen muss.

Wirtschaftswoche 28. April 2016 [1]

Energiewende : Windräder stehen still – und kosten Hunderte Millionen Euro

Weil das Stromnetzes überlastet ist, müssen immer mehr Windräder abgeregelt werden. Das kostet die Netzbetreiber Hunderte Millionen Euro.

Wegen des Booms der erneuerbaren Energien müssen immer mehr Windräder abgeregelt werden. Grund dafür ist die Überlastung des Stromnetzes. Die Netzbetreiber müssen Windräder abregeln, wenn ihr Strom das Netz zu verstopfen droht. Ursprünglich war dies als Notmaßnahme gedacht. Die Wind- und Solarparkparkbetreiber werden jedoch für den nicht produzierten Strom vergütet.

Allein beim Netzbetreiber Tennet summierten sich die Kosten dafür im Jahr 2015 auf 329 Millionen Euro – zweieinhalb Mal so viel wie im Vorjahr. Die anderen Netzbetreiber 50Hertz, TransnetBW und Amprion kamen zusammen auf weitere 150 Millionen Euro, ergab eine Umfrage der WirtschaftsWoche unter den vier Netzbetreibern in Deutschland.

FinanzNachrichten.de 30.04.2016

Energiewende kostet 2016 laut IW rund 31 Milliarden Euro

[4] … Das sind rund drei Milliarden oder elf Prozent mehr als 2015. Ein Grund seien die immer größeren Kosten zur Stabilisierung des Stromnetzes.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Fuchs, forderte angesichts der Zahlen einen Ausbaustopp für Windenergie, wenn zur Abnahme des Stroms Leitungen fehlten. "Kein Geld mehr für Windstrom, der nicht transportiert werden kann."

Thilo Schaefer vom IW Köln erklärt, dass Verbraucher für immer mehr Strom zahlen müssten, den sie gar nicht nutzen können. "Je mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, desto mehr wird auch ungenutzt abgeleitet", sagte er im "Bild"-Bericht.

VDI [3]

Die Nutzung großer Anteile von volatil erzeugtem erneuerbaren Strom macht den Einsatz von elektrischen Energiespeichern und den Ausbau des elektrischen Netzes (einschließlich der transeuropäischen Overlay-Netze) erforderlich.

Der weitere Zuwachs von Strom aus überwiegend fluktuierend einspeisenden regenerativen Energien
sowie die räumliche Disparität speziell von Windstrom aus Norddeutschland und die – im bundesdeutschen Durchschnitt – überproportional hohe Stromnachfrage in West- und Süddeutschland verstärkt die Notwendigkeit des Aus- und Umbaus des deutschen und europäischen Stromnetzes.

DIE WELT 29.05.2016: [11] EU will Deutschland in zwei Strompreiszonen teilen

Deutschland baut nach Ansicht der EU zu wenig Leitungen, wichtige Stromautobahnen werden nicht rechtzeitig fertig. Deshalb droht die Kommission damit, das Land in zwei Strompreiszonen zu zerschlagen.

Die Aussage von Frau Kemfert „ … kann uneingeschränkt fortgeführt werden“ mag man in Modellen simulieren, in der rauen Wirklichkeit zeigt es sich aber als ein Desaster sowohl in technischer, wie auch monetärer Hinsicht. Die kommerzielle Bewertung hängt natürlich von der Sichtweise ab: Aufgrund des gesetzlichen Einspeisevorrangs ist es einem EEG-Stromlieferanten vollkommen egal, ob seine Energie benötigt oder abgeregelt wird. Das Geld bekommt er immer. Diese Kreise plädieren – nein fordern – den weiteren ungehemmten Ausbau. Und allein diese werden von Frau Kemfert vertreten.

Thema intelligente Netze und Lastmanagement

Aussagen (C)

C. Kemfert: Nicht die erneuerbare Energie von morgen braucht zusätzliche Netze, sondern der hohe Überschuss des Kohlestroms von gestern. Die erneuerbaren Energien sollen hier nur als Sündenbock herhalten, um einen überdimensionierten Stromnetzausbau zu rechtfertigen. Dabei wären dezentrale, intelligente Netze samt Lastmanagement und mittelfristig mehr Speicher viel wichtiger.

Kritik an der Aussage zu (C), „intelligente Netzen und -Lastmanagement

Frau Kemfert argumentiert hier auf dem Niveau von Greenpeace und BUND, als hätte sie noch nie eine Ganglinienkurve gesehen oder etwas von der Vorrangeinspeisung gehört. Der Kohlestrom ist kein Überschuss sondern die einzige Rettung (neben dem noch vorhandenen Atomstrom-Rest) um das Versorgungssystem am Laufen zu halten und vor dem Blackout zu verschonen. Bild 3 mit der simulierten Darstellung des Jahres 2050 aus [8] zeigt wo die Probleme ganz ohne Atom- und Kohlekraftwerke wirklich liegen. Entweder fliegt dem Netz alles um die Ohren oder es herrscht tiefe Mangelflaute.

Intelligente Netze nutzen genau so wenig wie intelligente Straßen, wenn Überschuss eingespeist wird oder der Greenstrom fast vollkommen fehlt – außer man betrachtet Rationierung (Zwangsabschaltungen unerwünschter Verbraucher) als eine Lösung. Gut, es gab und gibt Länder da sieht man es so, z.B. aktuell in Venezuela.

Bild 3 [8] Jahr 2050. Simulierte Ganglinien der Residuallast mit Anzeige von positiver Ökostrombereitstellung (negative Residuallast) und negativer Ökostrombereitstellung (positive Residuallast) bei 100 % netto-Bedarfsdeckung

Wie sorgfältig bei Werbeaussagen zur „Netzintelligenz“ aufgepasst werden muss zeigt Siemens.

Siemens Anzeige in der SZ (Textauszug):

Ingenuity for life braucht Power. Und ein Stromnetz, das nichts erschüttert. Das ist Ingenuity for life."

"… Sonne und Wind richten sich nun mal nicht nach dem aktuellen Strombedarf. Software von Siemens vernetzt viele kleine Erzeuger, so dass unser Stromnetz stabil bleibt – auch wenn erneuerbare Energien Schwankungen unterliegen … "

Diese ganze „Ingenuity for life“ dient jedoch ausschließlich dazu, das Abzockmodell kurzzeitige Netzstabilisierung wie es unter „Schlaraffenland im EEG-Paradies“ beschrieben wurde zu realisieren. Von einer allgemeinen Lösung der Netzproblematik oder gar einer Energie-Zwischenspeicherung kann dabei keine Rede sein. Was ein „intelligenter Umspanntrafo“ Banales macht, dafür aber horrentes Geld kostet, ist in [8] beschrieben. Für die Industrie natürlich eine Goldgrube die sich einfach persiflieren lässt: Als wenn Ökoterroristen das deutsche Versorgungssystem in Schutt und Asche gebombt hätten und die Industrie es neu aufbauen darf.

Man kann es nicht oft genug wiederholen: Ein Leitungsdraht und ein Umspanntrafo werden auch mit noch so viel Aufwand nie intelligent. Intelligent werden nur die Mangelverwalter im Erfinden von Verteilmechanismen und Mangelverwaltungs-Strafgebühren beim Verbrauch von Energie. Veröffentlichungen dazu (neben vielen anderen):

[8] Die neuen Energien für Dummies Teil 2 intelligente Versorgungsnetze

[6] Offshore-Windkraft sei grundlastfähig

[7] EEG-Zeitreise ins Jahr 2050

Sogar ein Minister Gabriel musste das zumindest im Ansatz einsehen.

Frankfurter Allgemeine, 29.05.2016: Schreckenstage für die Freunde der Windkraft

… Denn der Bundesregierung geht die Energiewende inzwischen zu schnell, sie fürchtet immer weiter steigende Kosten. Und so hat das von Gabriel geführte Haus vorgeschlagen, den Neubau von Windrädern zu beschränken. Dabei im Visier: Schleswig-Holstein, Niedersachsen und weite Teile Hessens.

In diesen Regionen soll der Ausbau um die Hälfte gekürzt werden. Das Argument: Es fehle an Leitungen, um zusätzlichen Strom, den neue Windräder erzeugen würden, in den Süden zu transportieren. So bestehe die Gefahr, dass die zusätzlichen Windräder zeitweise gar keinen Strom produzieren könnten.

Nur, warum benötigt dann die Umweltministerin der gleichen Partei eine Beraterin welche unbelehrbar das Gegenteil verkündet?

Thema Speicher

Aussage (D)

C. Kemfert: Ja, und das ist mehr als bedauerlich! In Deutschland gibt es sehr gute Forscher und eine starke Wirtschaft, also beste Voraussetzungen, weltweit Vorreiter für Speichertechnologien zu sein

Kritik an der Aussage (D)

Das Gerücht, man bräuchte bei Speichern „nur noch ein bisschen Forschen“ und schon bekommt man sie geliefert betont Frau Kemfert immer und überall. Das muss Sie, denn ohne die Lösung des Speicherproblems bricht ihre schöngeredete EEG-Welt hoffnungslos in sich zusammen. Nur gibt es bisher keine Physik welche eine (bezahlbare) Lösung in Aussicht stellt – allerdings aufgrund der immensen Fördermittel eine horrente Zahl an Glücksrittern welche es versprechen, so wie im Mittelalter das Umwandeln billiger Stoffe in Gold.

Anhand der umfassenden Speicherstudie „Niedersachsen-Studie 2014“ wurde auch dies bereits in einer Artikelreihe dargestellt:[9] “Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3 (Abschluss)“. In dieser Studie sind der aktuelle Forschungsstand, mittelfristige Erwartungsmöglichkeiten und vor allem auch die Kosten gelistet. Die Ergebnisse:

– Bisher verwendete und bewährte Speicher – wozu alleine Wasserkraft gehört – sind in Deutschland nicht ausbaubar

– Die hochgelobten Akkuspeicher sind als Langzeitspeicher selbst nach noch zu erwartenden Innovationen so teuer, dass sie in Kosten-Vergleichsbildern durch „die Decke gehen“ und deshalb vergleichend nicht mehr angezeigt werden können (in der Studie wirklich so ausgeführt)

– Power to Gas befindet sich in den Kinderschuhen, ist aber selbst mit den zu erwartenden Verbesserungen ebenfalls so teuer, dass Wegwerfen überflüssigen Stromes und wenn man ihn benötigt neu herstellen immer noch die weit billigste Lösung ist

Wer dazu mehr wissen will, lese in [9] „Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3“ nach. Um ein Gefühl für die Speicherkosten zu bekommen anbei Auszüge daraus:

[9] Schnurbein 2012. Das „System SNG“ als Langzeitspeicher für überschüssigen EE-Strom würde bei einer Kapazität von 44 GW und einem Stromoutput zwischen 12,3 und 31,7 TWh – das wären 2-5 % des deutschen Strombedarfs – jährliche Mehrkosten zwischen 25,1 und 28,1 Mrd. € verursachen. Auf die Kilowattstunde SNG-Strom gerechnet ergäben sich für den Verbraucher Mehrkosten zwischen 79 und 228 ct/kWh – zuzüglich Steuern. Somit wäre SNG-Strom um den Faktor 10-20 teurer als Strom aus Erdgas.

In Pettinger 2013 werden für einen 7 kWh Lithium-Ionen Speicher (passend zu privaten 10 kW PV-Anlagen) reine Speicherkosten ohne Stromkosten von 25 ct / kWh angegeben.

Es scheint realistisch, bei Akkusystemen von Kosten im Bereich 0,3 bis 1 EUR / kWh für den zurückgespeisten Strom auszugehen.

Aber Jemandem der eine einfache Lösung verspricht hört auch der VDE gerne zu. Seine Darstellung dieser für das EEG- Energiesystem essentiellen – ungelösten – Problematik ist geradezu kindisch (Bild 4), aber symptomatisch.

Bild 4 (Quelle VDE) Darstellung zur Energiespeicherung

Natürlich kommt das EEG auch ohne Speicher zurecht. Mit der Konsequenz, dass es wie aktuell einfach weiter gegen die Wand fährt. Den immer höher werdenden Überschussstrom abregeln oder verschenken und in den Flautezeiten den fehlenden vom Ausland zukaufen oder extra teuer mit Gaskraftwerken erzeugen: Funktioniert alles – nur darf man nicht auf die Kosten sehen.

Thema ein niedriger Börsenstrompreis nutzt dem privaten Stromkunden

Aussagen (E)

Der Preis für Privatpersonen hängt vor allem daran, dass der niedrige Börsenstrompreis nicht bei ihnen ankommt. ,, … Sobald Kohle- und Kernenergie verschwinden, steigt zwar der Börsenstrompreis, aber die EEG-Umlage sinkt“.

Kritik an der Aussage (E)

Diese These, dass der Privatkunde vom billigen Börsenstrompreis profitiert liest man immer und überall. Einem Redakteur „seiner“ Tageszeitung der sie ebenfalls vertrat fragte der Autor, wie dieses EEG-Niedrigpreis-Perpetum Mobile funktionieren soll. Die Antwort war: Das wisse er auch nicht, aber es ist wahr weil es alle Energieexperten sagen.

Ganz langsam wird jedoch erkannt, dass irgend etwas an dem Märchen der vom Ökohimmel fallenden Goldtalern nicht stimmt.

Lübecker Nachrichten vom 19. Mai 2016

… Sie gehen offensichtlich davon aus, mit dem Bau von weiteren Windstrom-, Solarstrom- und Biogasstromanlagen gäbe es in 15 Jahren Ökostrom im Überfluss …. Dahinter steckt die irrige Ansicht, Überschussstrom koste nichts. Natürlich ist das eine Milchmädchenrechnung. Die Kosten für den Überschussstrom muss der Stromkunde bezahlen, oder die Erzeuger von Ökostrom gehen pleite.“

[11] DIE WELT

… Nach Berechnungen des Büros von Michael Fuchs, Vzefraktionsvorsitzeder von CDU/CSU im Bendestag, könnte die Umlage von heute 6,35 bis 2020 auf 9,22 Cent pro Klilowattstunde steigen.

Bild 5 zeigt anschaulich, dass Industrieländer mit einem hohen Atomstromanteil niedrige Stromkosten haben. Nach Frau Kemfert muss es aber genau umgekehrt sein. Leider zeigt die Grafik die Wahrheit und Frau Kemfert argumentiert mit den Ergebnissen von Gedankenspielen und grünen Lehrbüchern.

Bild 5 Haushalts Strompreis Europa. Die zugefügten Pfeile zeigen auf Frankreich, Finnland, Deutischland © Bild Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft

Frau Kemfert weiß es sicherlich auch. Wäre sie ehrlich, bräche aber ihre Reputation in sich zusammen. Also „vergisst“ sie zu erwähnen, dass:

-Kein Privatkunde direkt an der Börse Strom kaufen kann

– Der „billige“ Strom dem Lieferanten über die Einspeisevergütung bereits vorher voll mit dem EEG-Satz vergütet wurde, obwohl dieser beim Zahlmeister Stromkunde eventuell gar nicht ankommt

– Der Strom nur deshalb gerade billig oder sogar zu verschenken ist, weil er wegen einem Überangebot nicht verwendet werden kann. Eventuell könnte er mangels Leitungskapazitäten nicht einmal beliebig weitergeleitet werden.

– Je billiger der überflüssige EEG-Strom an der Börse ist, umso mehr Verlustdifferenz zur Einspeisevergütung besteht. Diese Differenz (Einspeisevergütung – Börsenstrompreis) muss der private Stromkunde bezahlen.

– Die EEG-Umlage nur einen geringen Teil der EEG-Mehrkosten beinhaltet und der wesentliche Teil über andere Gebühren und Steuern im Hintergrund abgeschöpft wird.

In einem Artikel auf ACHGUT Warum ich ein Wutbürger bin wurde es auf den Punkt gebracht:

ACHGUT: Dass man ein teuer erzeugtes Produkt nicht nur verschenkt, sondern viel Geld dafür bezahlt, es verschenken zu dürfen, wird auch noch als „Steigerung der Ökostromexporte“ bejubelt.

Frau Kemfert ficht so eine spießbürgerliche Sichtweise nicht an. Man braucht doch nur (wie sie) auf der Gewinnerseite zu sein. Auf ihrem Blog KLIMARETTER durfte deshalb ein ausgewiesener Lobbyist stolz die folgende EEG-Superstory verkünden:

Klimaretter.Info, 28. Mai 2016, Gero Lücking, Vorstand für Energiewirtschaft beim unabhängigen Ökostrom-Anbieter Lichtblick.

Geschenkte Kilowatt: Wer hätte nicht gerne am Sonntag, dem 8. Mai, ein Elektroauto gehabt und damit für jede getankte Kilowattstunde noch bis zu 13 Cent geschenkt bekommen*? Denn an diesem Sonntag hätte man Geld dafür erhalten, dass man gezielt und zusätzlich Strom den Netzen entnommen hätte. Um sich aber so systemdienlich für die Energiewende verhalten zu können, sind Smart Meter und intelligente Messsysteme eine Grundvoraussetzung. Sie sollten – wie auch für alle Haushalte ohne E-Fahrzeuge – verpflichtend eingeführt werden.

*Frage in den Kommentarblog: Welcher Elektroautobesitzer hat am 28. Mai diese 13 Cent / kWh geschenkt bekommen?

Nach Klimaretter ist „systemdienliches Verhalten für die Energiewende“ also, den normalen Stromkunden gesetzlich verordnet beliebig viel Einspeisevergütung und EEG-Infrastruktur-Ausbaukosten bezahlen zu lassen und denen Geld und den Strom zu schenken welche die Möglichkeit haben, Überschussstrom zu beziehen und auszunutzen. Besser als es Klimaretter darstellt, kann man das Unsoziale des EEG gar nicht mehr plausibilisieren.

Ein Beispiel

Jemand holt von einer Tafel seine Lebensmittel immer umsonst. Darauf behauptet er, dies sei der Beleg, dass Essen nichts mehr kostet und die bösen Lebensmitteldiscounter abgeschafft werden können weil sie als Versorger überflüssig geworden sind. Beweis: Es kann doch jeder an der Tafel Essen umsonst abholen. Wenn es anstelle der Discounter nur noch Tafeln mit Zugang für jeden gäbe, bekämen es alle umsonst.

Man tausche „Essen“ mit „Strom“ aus und der „Jemand“ ist C. Kemfert.

Auch beim EEG gibt es die „Tafel“. Viele Versorger sind stolz darauf, an ihren Stromtankstellen (auf Kosten ihrer anderen Kunden) für Elektroautos den Ladestrom kostenlos zur Verfügung zu stellen, schließlich schickt die Sonne keine Rechnung. Der dümmere – weil nicht E-Auto fahrende – EVU-Kunde bezahlt dann jede kWh des E-Autobesitzers vielleicht mit 50 ct/kWh (EEG-Vergütung für eine ältere Solaranlage). Bei einer 3-Stunden-Ladung mit 20 kWh sind das schlappe 30 EUR die „sein“ Versorger auf seine Rechnung verschenkt. Und dafür soll er sich noch bedanken. Denn der E-Auto Besitzer rettet ja die Welt, während er als „normaler Bürger“ angeblich einen negativen Footprint hinterlässt.

Mit welchen sozialistisch angehauchten Überlebensmechanismen bereits heute dem immer höher werdenden Strompreis begegnet werden muss zeigt eine Aussage im aktuellen Umweltgutachten 2016 des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung, dem Frau Kemfert ab dem Juni ebenfalls angehört.

Arme bekommen ein Stromkontingent zum Überleben, denn der Strompreis selbst soll hoch bleiben

[10] Sorgen bereiten dem SRU offenbar auch die steigenden Strompreise. Zwar habe die Politik, heißt es im Gutachten, nur begrenzt Einfluss auf die Stromtarife – es sei aber möglich, die Zahlung des Grundpreises unmittelbar mit der Bereitstellung einer geringen Strommenge, eines "Inklusivkontingents", zu verbinden.

Mit einem "Inklusivkontingent" kann nach Ansicht des Sachverständigenrats die Situation einkommensschwacher Haushalte verbessert werden, ohne die ökologische Lenkungswirkung des Strompreises zu vermindern.

Fazit

Es ist interessant aber höchst traurig, dass in einem hoch-industrialisierten Land die Glücksritter-Wissenschaftserzähler weiterhin unwidersprochen vor einem Ingenieursverband und als Berater unserer Regierung solche Thesen verbreiten können. Unserer Umweltministerin Frau Hendricks gefällt es aber. Denn auch die Koalition ist inzwischen wie die Grünen der Meinung: Energie muss so teuer werden, dass die Bürger froh sind überhaupt etwas zu erhalten. Dass auch die Kirche dieser Meinung ist und lehrt, es wäre sogar Gottes Wille, wurde in „Kirche und Klimawandel“ durch Zitate von kirchlichen „Armuts-Vordenkern“ die überzeugt sind dass alleine „Armut für Alle“ die richtige Lösung ist gezeigt.

Ausgenommen davon ist nur die „Intelligenz“. Der kann man nicht zumuten, für ihr Wissen und die Umsetzung solcher Zwänge Nachteile zu erhalten. Wer dazu gehört und ausreichend privilegiert ist, bekommt deshalb durch hohe Subventionen Vorteile.

Parteien welche meinen, diese Politik und Berater würden ihrem „Stimmvieh“ auf Dauer gefallen, brauchen sich – je mehr es diesen klar wird – über ihren stetigen Abstieg in der Wählergunst nicht zu wundern.

Quellen

[1] Wirtschaftswoche 28. April 2016: Energiewende : Windräder stehen still – und kosten Hunderte Millionen Euro

http://www.wiwo.de/politik/deutschland/energiewende-windraeder-stehen-still-und-kosten-hunderte-millionen-euro/13515276.html

[2] ZEIT ONLINE 9. September 2008: Energie: Klimaneutral für 70 Cent am Tag

http://www.zeit.de/online/2008/37/klima-co2-kemfert-diw/komplettansicht

[3] VD I Statusreport – Regenerative Energien in Deutschland 2015

https://www.vdi.de/fileadmin/vdi_de/redakteur_dateien/geu_dateien/Statusreport_Regenerative_Energien_-_WEB.pdf

[4] FinanzNachrichten.de 30.04.2016: Energiewende kostet 2016 laut IW rund 31 Milliarden Euro

http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2016-04/37236239-energiewende-kostet-2016-laut-iw-rund-31-milliarden-euro-003.htm

[5] VDI Nachrichten 29. April 2016: DIW-Expertin Claudia Kemfert, „Energiewende gefährdet“

http://www.vdi-nachrichten.com/Technik-Gesellschaft/Energiewende-gefaehrdet

[6] EIKE 28.01.2016: Ein EEG-Märchen wird zum Öko-Dogma – Offshore Windkraft sei grundlastfähig

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/ein-eeg-maerchen-wird-zum-oeko-dogma-offshore-windkraft-sei-grundlastfaehig/

[7] EIKE 24.01.2016: Die neuen Energien erklärt für Dummies Teil 3: Zeitreise ins Jahr 2050 des EEG Eine Energiewende ist nicht planbar

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-erklaert-fuer-dummies-teil-3-zeitreise-ins-jahr-2050-des-eeg-eine-energiewende-ist-nicht-planbar/

[8] EIKE 01.01.2016: Die neuen Energien im Jahr 2015 und im Jahr 2050 für Dummies

Teil 2 intelligente Versorgungsnetze

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-im-jahr-2015-und-im-jahr-2050-fuer-dummies/

EIKE 8.12.2015: Die neuen Energien im Jahr 2015 und im Jahr 2050 nochmals erklärt für Dummies Teil 1 Einspeise-Rückschau und Vorschau http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-im-jahr-2015-und-im-jahr-2050-nochmals-erklaert-fuer-dummies/

[9] EIKE 18.06.2015: Elektro-Energiespeicherung, Notwendigkeit, Status und Kosten. Teil 3 (Abschluss)

http://www.eike-klima-energie.eu/energie-anzeige/elektro-energiespeicherung-notwendigkeit-status-und-kosten-teil-3-abschluss/

[10] EIKE 14.05.2016: Umweltgutachten 2016 des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/umweltgutachten-2016-des-sachverstaendigenrates-fuer-umweltfragen-sru-der-bundesregierung/

[11] DIE WELT 29.05.2016: EU will Deutschland in zwei Strompreiszonen teilen




Der unglaubliche Unsinn der FAZ zu Extremwettern und Meteorologen, verzapft vom FAZ-Redakteur Joachim Müller-Jung

Der oben zitierte Satz von Müller-Jung in seinem FAZ-Beitrag (hier) enthält nämlich bereits, sage und schreibe, 3 Kapitalfehler. Dazu kommt eine zwar korrekte Aussage, die dem Sinne nach auch noch falsch ist. Somit zählen wir insgesamt 4 kapitale "Böcke" in 2 Sätzen – selbst für Redakteure der "fachlichen Qualität" eines Müller-Jung kein schlechter Score. Schaun wir nun mal nach, was so alles sachlich falsch ist.

1) "ungeheuerlich" ist falsch, denn das in Rede stehende Unwetter war wie alle Unwetter sicher für die Betroffenen ungeheuerlich, nicht aber im statistisch-wissenschaftlichen Rahmen von Meteorologie und Klimaforschung. Es war statistisch noch nicht einmal ein Jahrhundert-Ereignis. Müller-Jung könnte sich ja vielleicht einmal die historischen europäischen Hochwassermarken ansehen (hier) – falls noch lernfähig. Diese Hochwasserpegel verorten die stärksten Hochwasserereignisse, zuverlässig in Stein gemeißelt, weit vor die Zeit der Industrialisierung. Zusätzlich ist dabei zu berücksichtigen, dass in früheren Zeiten Bäche und Flüsse nicht versiegelt waren, so dass Hochwassern mehr Ausweichvolumina zur Verfügung standen. Die Aussage von Müller-Jung im weiteren FAZ-Text "Denn dass es sich bei den Folgen der Sturzfluten in den letzten Tagen ebenso wie bei der historischen Trockenheit im östlichen Mittelmeer um fast beispiellose Naturkatastrophen handelt, ist auch unter Meteorologen unumstritten" ist dann nicht nur falsch sondern bereits absurd. Uns ist kein seriöser Meteorologe bekannt, der solch einen Unsinn von sich gibt oder ihn gar ausreichend belegen kann. "Beispiellose" meteorologische Naturkatastrophen sind etwas ganz anderes. 

2) Falsch ist, Unwetter seien ein "Beweis", dass der "Klimawandel" stattfinde. Sancta Simplicitas, gleich 2 volle Punkte für den Unsinns-Score von Müller-Jung. Lieber Herr Müller-Jung, es gibt kein konstantes Klima! Noch nie seit Bestehen unseres Planeten. Und es wird auch nie konstantes Klima geben. Klimawandel findet immer statt. Von konstantem Klima faseln allenfalls Leute, die nie einen ordentlichen Naturkundeunterricht erfahren haben. Eines "Beweises" für "Klimawandel" bedarf es daher nicht. Es geht im hier behandelten Zusammenhang allein um die Frage, ob Extremwetterereignisse in Klimazeiträumen (mindestens 30 Jahre) ab- oder zugenommen haben. Dazu unten gleich mehr. Mit Wetterextremen schlechthin hat diese Frage gar nichts zu tun, denn für Wetter gilt bekanntlich: Die gewöhnliche Eigenschaft von Wetter ist, dass es ungewöhnlich ist. Extreme sind unvermeidbare Vorkommnisse und gehören zum Wetter nun einmal wie die Butter aufs Brot. Solche Ereignisse, auch tatsächlich "ungeheuerliche" sind historisch ausreichend belegt. 

3) Falsch ist, dass Meteorologen den Klimawandel ständig klein reden würden. Uns ist hier niemand bekannt. Eher ist doch das Umgekehrte zu sehen/hören – so zum Beispiel der sachliche Unsinn der Meteorologin Katja Horneffer im ZDF, 19-00 Uhr am 30.5.2016, die die gegenwärtige Extremwetterlage auf den "Klimawandel" zurückführte. Müller-Jung sollte uns doch einmal einen seriösen Meteorologen nennen, der den Klimawandel kleinredet oder sogar der Auffassung ist, die naturgesetzliche Normalität sei konstantes Klima.

Gehen wir jetzt ein wenig in die Details zu Müller-Jung’s "Eben deshalb wirkt jede Rede über die empirische Unmöglichkeit, beim jetzigen Stand des Wissens dieses oder jenes Hagelgewitter, diese oder jene Hitzewelle tatsächlich dem Klimawandel zuzuschreiben, wie ein wohlfeiles, ja hochnotpeinliches Rückzugsgefecht der Überkorrekten. Gleichsam als eine wissenschaftliche Bankrotterklärung, aus der man sich praktisch nicht befreien kann. Und zwar schon deshalb, weil der statistische Nachweis, der zu führen wäre, um jedes einzelne Wetterextrem nicht nur als meteorologische Anomalie, sondern auch als quasi menschengemachte Anomalie zu überführen, mit dem historisch lückenhaften Wissen auf lange Sicht gar nicht zu erbringen ist." Diese in ihrer sachlichen Dummheit nicht zu überbietende Aussage belegt, dass

(a) Müller-Jung anscheinend mit Statistik nichts am Hut hat. Statistik kümmert sich nicht um Einzelereignisse, nur um Gesamtheiten.

(b) Müller-Jung der Stellenwert der Statistik in Meteorologie und Klimawissenschaft unbekannt ist. Ohne Statistik läuft in diesen Fächern kaum etwas.

(c) Müller-Jung in seinem fachunkundig-blinden Eifer nicht bemerkt, dass die "Unmöglichkeit meteorologische Anomalien als menschgemachte Anomalien zu überführen" nach dem geltenden wissenschaftlichen Paradigma schlicht und einfach besagt: Jede Behauptung über einen solchen Zusammenhang (ohne Überführung) ist eine sinnlose Vermutung. So arbeitet nun einmal die Wissenschaft, alles andere ist Mittelalter oder Aussage aus fiktiven Klimamodellen. Jedem ordentlichen Studenten der Naturwissenschaften, der nicht geschlafen hat, ist das naturwissenschaftliche Wissenschafts-Paradigma bekannt.

(d) Müller-Jung noch nicht einmal die wissenschaftlichen Berichte des Weltklimarats IPCC zum Thema Extremwetterstatistiken kennt. Das IPCC hat die gesamten einschlägigen Messungen und Statistiken weltweit zusammengetragen und führt dies vermutlich auch zukünftig weiter fort. Wir helfen daher Müller-Jung freundlicherweise auf die Sprünge. Zunächst die Quellen:

IPCC Climate Change 2001, the sientific basis, Chapter 02, Abschnitt 2.7, S. 155

http://www.grida.no/publications/other/ipcc_tar/

IPCC Extremwetterbericht (2012)  http://www.ipcc-wg2.gov/SREX/

IPCC, AR5, Climate Change 2013: The Physical Basis, http://www.ipcc.ch/report/ar5/wg1/

Und nun, wie schon mehrfach in den EIKE-News erfolgt, stellvertretende Auszüge aus dem Bericht AR5 (die IPCC-Berichte gibt es nicht in Deutsch), die das von Müller-Jung behandelte Thema "Extremwetter" betreffen:

Tropische Stürme und Hurrikane IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 216:

No robust trends in annual numbers of tropical storms, hurricanes and major hurricanes counts have been identified over the past 100 years in the North Atlantic basin.”

TropischeZyklone IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 216: “Current datasets indicate no significant observed trends in global tropical cyclone frequency over the past century and it remains uncertain whether any reported long-term increases in tropical cyclone frequency are robust, after accounting for past changes in observing capabilities.”

Außer-tropischeZyklone IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 220: “In summary, confidence in large scale changes in the intensity of extreme extratropical cyclones since 1900 is low. There is also low confidence for a clear trend in storminess proxies over the last century due to inconsistencies between studies or lack of long-term data in some parts of the world (particularly in the SH). Likewise, confidence in trends in extreme winds is low, owing to quality and consistency issues with analysed data.”

Dürren IPCC 2013, AR5, WGI, Technical Summery, Seite 50: ”There is low confidence in a global-scale observed trend in drought or dryness (lack of rainfall), owing to lack of direct observations, dependencies of inferred trends on the index choice and geographical inconsistencies in the trends.”

sowie in IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 215:In summary, the current assessment concludes that there is not enough evidence at present to suggest more than low confidence in a global scale observed trend in drought ordryness (lack of rainfall) since the middle of the 20th century, owing to lack of direct observations, geographical inconsistencies in the trends, and dependencies of inferred trends on the index choice. Based on updated studies, AR4 conclusions regarding global increasing trends in drought since the 1970s were probably overstated. However, it is likely that the frequency and intensity of drought has increased in the Mediterranean and West Africa and decreased in central North America and north-west Australia since 1950.”

Überflutungen IPCC 2013, AR5, WGI, Technical Summery, Seite 112: ”There continues to be a lack of evidence and thus low confidence regarding the sign of trend in the magnitude and/or frequency of floods on a global scale over the instrumental record.”

Hagel und Gewitter IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 216: “In summary, there is low confidence in observed trends in small-scale severe weather phenomena such as hail and thunderstorms because of historical data inhomogeneities and inadequacies in monitoring systems.”

Und schließlich fasst IPCC zusammen IPCC 2013, AR5, WGI, Kapitel 2, Seite 219: “There is limited evidence of changes in extremes associated with other climate variables since the mid-20th century.”

Im Klartext belegen diese Aussagen des IPCC, dass selbstverständlich laufend geringe Verschiebungen in Niederschlagshäufigkeiten, Temperaturentwicklungen in allen Klimazonen der Erde stattfinden. Das ist die natürlichste Sache der Welt. Von maßgebenden Verschiebungen oder gar einem anthropogenen Einfluss dagegen keine Spur. Insbesondere die Alarmisten, Musterbeispiel Stefan Rahmstorf, versuchen sich ja immer wieder daran, solch einen Zusammenhang zu finden, was eine absolut interessante und löbliche wisenschaftliche Initiative ist. Bis jetzt ist nichts Substantielles dabei herausgekommen.

Es ist im Übrigen bemerkenswert, dass alle die oben gebrachten Zitate und Aussagen der wissenchaftlichen IPCC-Berichte in der 28-seitigen deutschen Fassung des Summary for policymakers fehlen! Diese Berichte für Politiker werden nämlich von den betreffenden Landesregierungen mitverfasst. Damit sind sie politisch und nicht mehr wissenschaftlich. Alle wissenschaftlichen und damit allein maßgebenden IPCC-Aussagen sind dagegen absolut klar: Extremwetterzunahmen im jüngsten Klimazeitraum sind nicht auffindbar von den Wetterdiensten.

Der Vollständigkeit halber ist hinzuzufügen, dass sich die entwarnenden IPCC-Aussagen natürlich mit denen der Fachwissenschaft decken, stammen sie doch daher. Hier ist insbesondere das Buch von Krauss und Ebel: Risiko Wetter zu nennen. Professor H. Kraus war weltweit anerkannter Ordinarius für Meteorologie an der Universität Bonn.

Eine Unverschämtheit von Müller-Jung, die geradezu sprachlos macht

Die Aufforderung von Müller-Jung "Die meteorologische Expertise steckt selbst in einem Tiefdrucksumpf. Sie täte auch deshalb gut daran, ihre verquasten klimatologischen Sprachregularien aufzugeben, weil sie mit zweideutigen Ausflüchten die antiwissenschaftlichen Ressentiments nur mehr schürt" ist dann  eine erschreckende und völlig inakzeptable Unverschämtheit. Sie ist De Facto nichts anderes als die Aufforderung an Fachleute (Meteorologen, Klimaforscher) zum wissenschaftlichen Betrug an der Bevölkerung. So etwas gehört nicht in eine seriöse Tageszeitung!

Bleibt noch der Schlußsatz von Müller-Jung "Dass die AfD im Gleichklang mit dem amerikanischen Präsidentschaftsbewerber Trump ausgerechnet nach dem historischen Triumph des Pariser Weltklimavertrags selbst die seriösesten Aussagen zum globalen Wandel attackieren, ist mehr als ein Wink, dass die Menschen zwar viel übers Wetter, aber wenig genug über den Klimawandel wissen." Man fragt sich angesichts der oben zitierten, eindeutigen Aussagen des IPCC zu Extremwettern, was dieses Abgleiten in politisch unappetitliche Andeutungen noch mit dem Thema Extremwetterereignisse zu tun hat. Und Paris ein historischer Triumph, ein Vertragswerk ohne jegliche Verpflichtung als reine Absichtserklärungen der Unterzeichner und ausdrücklich sogar jederzeit kündbar? Hier versucht sich Müller-Jung auch noch als Märchenerzähler um das Maß endgültig vollzumachen.

Was bleibt ist unverständliches Kopfschütteln über einen Journalisten, der solch einen sachlichen Schwachsinn verzapft und über seinen Arbeitgeber (FAZ), der ihn dabei auch noch gewähren lässt. Hat die FAZ denn keine Redaktionskonferenzen mehr?

Fazit: Der Begriff LÜGENPRESSE erhält nach dem Artikel von Müller-Jung einen ganz neuen Stellenwert.

 

 

 

 

 




5. IPCC-Bericht: “Aufgrund fehlender Übereinstimmung … kann kein bester Schätzwert für die Klimasensitivität angegeben werden”

 Judith Curry hat die Aussagen der diversen IPCC-Berichte hier zusammengefasst. Im 5. Klimazustandsbericht tat man sich jedoch mit einem besten Schätzwert schwer. Die Computermodellierungsresultate wurden in den letzten Jahren durch eine Neubewertung wichtiger Paramater rechts überholt. Auf Seite 14 der deutschen Berichts-Zusammenfassung räumt der IPCC daher im Kleingedruckten ein:

Aufgrund fehlender Übereinstimmung der Werte aus den beurteilten Anhaltspunkten und Studien kann kein bester Schätzwert für die Gleichgewichts-Klimasensitivität angegeben werden.

Es ist Bewegung in die Diskussion gekommen, ein Umstand, den man bei der Berichtspräsentation der Öffentlichkeit jedoch nicht zumuten wollte. Lieber schwieg man zum sensitiven Thema der Klimasensitivität. Nicht auszudenken, dass man den Wert vielleicht offiziell erniedrigen müsste. Eine Gruppe um Yoichi Kaya nahm im Mai 2016 seinen ganzen Mut zusammen und fragte sich in einer in Sustainability Scienceerschienenen Publikation, inwieweit eine verringerte Klimasensitivität die internationalen Klimaverhandlungen beeinflussen würde. Das Ergebnis: Es macht einen großen Unterschied, ob der Wert 3,0°C oder 2,5°C beträgt:

Die Unsicherheit der Klimasensitivität und seine Auswirkungen für die Pariser Verhandlungen

Die Unsicherheit über die Klimasensitivität ist eine der wichtigsten Fragen, die die Reaktionsstrategien beeinflussen können. Während das Gleichgewicht der Klimasensitivität (ECS) [equilibrium climate sensitivity] mit 2-4,5 ° C mit der bestmöglichen Schätzung von 3 °C im 4. Sachstandsbericht des IPCC angegeben wurde, wurde es im 5. Bewertungsbericht zu 1,5-4,5 ° C überarbeitet. Die Autoren untersuchten die Auswirkungen einer Differenz mit der Annahme einer besten Schätzung von 2,5 °C im ECS, anstelle von 3 °C. Die aktuellen Zusagen von mehreren Ländern, darunter die Staaten, EU und China über Emissionsminderungen nach 2020 sind nicht auf dem richtigen Weg für das 2 °C-Ziel mit einem ECS von 3 °C, sind jedoch kompatibel mit dem Ziel bei einem ECS von 2,5 °C. Es ist von entscheidender Bedeutung für die Politik in Paris zu wissen, dass sie in der Lage sind, Entscheidungen unter großer Unsicherheit von ECS zu machen.

Auch eine Gruppe um Kevin Dayaratna hat sich 2016 Gedanken über die sozialen CO2-Kosten gemacht und Szenarien mit geringeren Klimasensitivitäten gerechnet. Wenig erstaunlich kamen dabei viel erträglichere Zahlen heraus als vom IPCC verbreitet.

Im Folgenden wollen wir uns den wissenschaftlichen Fortschritt auf dem Gebiet im letzten Jahr näher anschauen. Unsere letzte Übersicht stammt aus dem Januar 2015 („2</sub> wohl doch deutlich überschätzt. Offizielle Korrektur steht bevor">Studien aus 2014 geben Hoffnung: Erwärmungswirkung des CO2 wohl doch deutlich überschätzt. Offizielle Korrektur steht bevor“). Eine weitere Übersicht erschien im April 2015 auf Climate Audit („Pitfalls in climate sensitivity estimation“; Teil 1Teil 2,Teil 3Teil 4).

Es gibt zwei verschiedene Typen der Klimasensitivität, die nicht verwechselt werden dürfen, die ECS und die TCR. Hier sollte man peinlichst darauf achten, um welchen Wert es in der entsprechenden Arbeit geht, ansonsten vergleicht man Äpfel mit Birnen. Wikipedia erklärt uns den Unterschied:

ECS und TCR
Aufgrund der thermischen Trägheit der Weltmeere reagiert das globale Klimasystem grundsätzlich nur langsam auf Veränderungen des Strahlungsantriebs. Man unterscheidet daher zwischen der Equilibrium Climate Sensitivity, (ECS) und der Transient Climate Response (TCR). Die ECS beschreibt den Temperaturanstieg, der zu beobachten ist, nachdem das Klimasystem nach einer Veränderung des Strahlungsantriebs den neuen Gleichgewichtszustand erreicht hat, wofür Jahrtausende nötig sind. Um den Einfluss des Menschen auf das Klima zu quantifizieren, ist die Transient Climate Response besser geeignet. Diese ist definiert als der Temperaturanstieg, der zum Zeitpunkt einer Verdoppelung der CO2-Konzentration in einem Szenario beobachtet wird, bei dem diese pro Jahr um 1% anwächst.

TCR (Transient Climate Response)

1,19-1,39°C
Bosse 2016
WUWT

1,31-1,34°C
Lewis 2016
Judithcurry.com

1,2°C
Loehle 2015
Universal Journal of Geoscience
Siehe auch Beitrag auf judithcurry.com

ECS (Equilibrium Climate Sensitivity)

2,21°C
Mauritsen & Stevens 2015
Nature Geoscience
Siehe auch Beitrag auf kaltesonne.de

1,69-1,87°C
Lewis 2016
Judithcurry.com

1,5°C
Loehle 2015
Universal Journal of Geoscience
Siehe auch Beitrag auf judithcurry.com

1°C
Bates 2016
Earth and Space Science
Siehe auch Beiträge auf reportingclimatescience.com und EIKE

0,4°C
Specht et al. 2016
International Journal of Thermal Sciences

0,25°C
Evans 2015
joannenova.com.au
Siehe auch Beitrag auf perthnow.com.au

0,14-0,17°C
Kimoto 2015
Energy & Environment
Siehe auch Beitrag auf notrickszone

Zur Erinnerung: In unserem Buch ‘Die kalte Sonne’ haben wir Szenarien mit 1,5°C und 1,0°C (ECS) vorgestellt und wurden dafür vom Establishment heftig gerügt.

Der Trend ist klar: Die CO2-Klimasensitivitäten sinken immer weiter. Dies zeigt auch die folgende Graphik aus dem Landshape Blog vom Juni 2015:

Natürlich gibt es noch immer Unbelehrbare, die eisern die alten Parolen brüllen. Das Blog bits of science veranstaltete im Mai 2016 etwas ganz Ulkiges. Rolf Schuttenheim schrieb IPCC-Autoren und andere IPCC-nahe Wissenschaftler an und fragte sie nach Ihrem besten Schätzwert zur Klimasensitivität (ECS). Das Resultat: Fast alle zitierten den alten IPCC-Uraltwert von 3°C. Die Statistik ist in etwa so sinnvoll wie eine Umfrage unter Grünen-Mitgliedern, welche Partei sie wohl am meisten schätzen würden. Toll gemacht, Herr Schuttenheim.

Dann gibt es noch jene, die sich mit Über-Alarm für höhere Posten empfehlen wollen. Elliot Jagniecki und drei Kollegen verkündeten im November 2015 stolz, die Klimasensitivität wäre noch viel höher als gedacht. Verrückte Burschen. Auch Martinez-Boti et al. versuchten 2015 inNature zu punkten und behaupteten, die IPCC-Klimasensitivität wäre ziemlich prima. Das wirkt natürlich wie Schmierbutter beim nächsten Projektantrag:

Wir schließen daraus, dass auf globaler Ebene, keine unerwarteten Feedbacks des Klima während des warmen Pliozän aufgetreten waren, und dass die Prognosen des ECS (ohne langfristiges Eis-Albedo-Feedback ) für unsere Pliozän-ähnliche Zukunft (mit CO2-Konzentrationen von bis zu einem maximal Pliozän Niveaus von 450 parts per million) gut mit dem derzeit akzeptierten Bereich einer Steigerung von 1,5 K bis 4,5 K pro Verdoppelung von CO2 beschrieben ist.

Der Focus fiel glatt drauf rein.

Zum Glück halten seriöse Kollegen dagegen, zum Beispiel eine Gruppe um H. Douville, die sich im Februar 2015 in den Geophysical Research Letters mit dem Erwärmungshiatus beschäftigten. Als Ursache der Erwärmungspause identifizierten die Forscher die Pazifische Dekadische Oszillation (PDO), genau wie wir es bereits 2012 in unserem Buch ‘Die kalte Sonne’ geschrieben hatten. Die Autoren schlussfolgern, dass die vom IPCC verwendeten Klimamodelle vermutlich eine zu hohe CO2-Klimasensitivität (TCR) verwenden:

Die jüngste globale Erwärmungspause: Was ist die Rolle der Pazifischen Variabilität?

[…], bei Nutzung der früheren Technik, erfasst unser Modell mehrere Aspekte der jüngsten Klimaentwicklung, einschließlich der schwachen Verlangsamung der globalen Erwärmung über Land und den Übergang zu einer negativen Phase der Pazifischen Dekaden-Oszillation. Doch die beobachtete globale Erwärmung ist immer noch nicht nur über die letzte 1998-2012 der Hiatus Periode zu hoch eingeschätzt, sondern auch über frühere Jahrzehnte, was darauf hindeutet, dass das Modell im Hinblick auf die festgesetzten Strahlungsantriebe zu empfindlich sein könnte.

In den Highlights zum Paper heißt es:

· Viele Modelle überschätzen der Pazifischen Einfluss auf die globale Temperatur

· Die aktuelle Erwärmungspause [Hiatus] beruht nur teilweise auf der Pazifischen Variabilität

· Der TCR des CNRM-CM5 könnte überschätzt sein

******

CNRM-CM5 – Klimamodell Nr. 5 des National Centre for Meteorological Research

http://www.cnrm-game-meteo.fr/spip.php?article126&lang=en

*********

In diese Richtung scheint auch eine Arbeit von Feldman et al. 2015 in Nature zu deuten (Pressemitteilung hier), über die Spiegel Onlineschreibt:

Die neuen Messungen aus den USA scheinen auf den ersten Blick zu zeigen, dass die Folgen eines verstärkten Treibhauseffekts sich in Grenzen halten, die Klimasensitivität mithin erfreulich niedrig liegen könnte.

Siehe auch unseren Beitrag „2</sub>-Klimasensitivität schließen lässt">Der Teufel steckt im Detail: Studie findet verstärkten Treibhauseffekt, der jedoch auf niedrige CO2-Klimasensitivität schließen lässt

Mit Dank an R.H. für Materialzuarbeit

Erschienen auf kaltesonne am 02.06.2016

Englische Passagen des Originals übersetzt durch Andreas Demmig

http://www.kaltesonne.de/5-ipcc-bericht-aufgrund-fehlender-ubereinstimmung-der-werte-aus-den-beurteilten-anhaltspunkten-und-studien-kann-kein-bester-schatzwert-fur-die-gleichgewichts-klimasensitivitat-angegeben-werden/




Muttertag war EEG-Geschenktag auf Kosten der nicht privilegierten Stromkunden

Alleine an diesem Tag ergab dies die folgenden Summen:

Vergütung zur „Entsorgung“ des überflüssigen Stromes

Quelle. H. Alt: Von 10 bis 17 Uhr wurden 352 GWh Strom verschenkt und noch 21,3 Millionen Euro hinzu gegeben, damit die Beschenkten auch bereit waren, das Stromgeschenk anzunehmen.

Zu den „Entsorgungskosten“ kommt noch die Eispeisevergütung dazu: Für 352 GWh betragen diese ca. 16,6 ct / kWh (EEG-Mittelwert[7]) x 352 GWh = 58,432 Millionen EUR

In Summe waren es damit 21,3 Millionen Euro „Verschenkgebühr“ + 58,432 Millionen EUR EEG-Vergütung = 80 Millionen EUR für Strom, den die deutschen Privatkunden gar nicht bekamen.

Bild 1 zeigt, wie das als Ganglinie aussieht. Bild 2 zeigt links, wie stark diese Vorfälle zunehmen rechts die Detaildarstellung des Stromkosten-Börsenkursverlaufes am Muttertag. Bei der Zunahme der Vorfälle muss man beachten, dass letztes Jahr der wesentliche Windkraftzubau erst zum Herbst hin erfolgte.

Bild 1 Ganglinien Stromerzeugungen Quelle: Vortragsfoliensatz Hilfsb 267-1 Stromerzeugung Muttertag 8.5.2016 Prof. Dr. Ing. H. Alt und Rolf Schuster

Bild 2 Ganglinien Stromerzeugungen Quelle: Vortragsfoliensatz Prof. Dr. Ing. H. Alt und Rolf Schuster

Solche Ereignisse kann man nun unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten und bewerten. Zuerst die Darstellung, wie Klimaretter.Info, das Sprachrohr der „Deutschen Intelligenz“ es sieht. Einer seiner Herausgeber, ein Profiteur der Energiewende kommentierte es:

Klimaretter.Info, 28. Mai 2016, Gero Lücking, Vorstand für Energiewirtschaft beim unabhängigen Ökostrom-Anbieter Lichtblick.

[4] Zweitbatterien, Zweifel an der Energiewende und geschenkte Kilowatt

Geschenkte Kilowatt: Wer hätte nicht gerne am Sonntag, dem 8. Mai, ein Elektroauto gehabt und damit für jede getankte Kilowattstunde noch bis zu 13 Cent geschenkt bekommen*? Denn an diesem Sonntag hätte man Geld dafür erhalten, dass man gezielt und zusätzlich Strom den Netzen entnommen hätte. Um sich aber so systemdienlich für die Energiewende verhalten zu können, sind Smart Meter und intelligente Messsysteme eine Grundvoraussetzung. Sie sollten – wie auch für alle Haushalte ohne E-Fahrzeuge – verpflichtend eingeführt werden.

Und damit jedem klar ist dass seine Meinung die einzig Richtige sein darf, setzte dieser Herr Lücking noch nach:

[4] Diejenigen, die helfen, die regierungseigenen Ziele zu erreichen, müssen aktiv unterstützt werden. Diesen Akteuren muss der Weg bereitet werden, müssen Steine aus dem Weg geräumt werden. Und denjenigen, die durch das Festhalten an alten Geschäftsmodellen wie Kohleverstromung die Ziele von Klimaschutz und Energiewende torpedieren, müssen besteuert und bestraft werden.

In einer Lokalausgabe der nordbayerischen Nachrichten kommentierte es ein Redakteur ebenfalls:

Sinnvoll ist es auch, den Ausbau der Windkraft so weit zu begrenzen, dass die erzeugte Energie über die bestehenden Stromtrassen auch abtransportiert werden kann. Dass Windräder subventioniert werden müssen, obwohl der Strom nicht beim Verbraucher ankommt – das macht keinen Sinn.

Das klingt nach Erkenntnis, doch die weiteren Ausführungen lassen erkennen, dass dem Redakteur zu den Worten die Erkenntnis vollkommen fehlt; er kann zwischen Wunsch und Wirklichkeit nicht unterscheiden:

Es wird schlicht zu viel Strom produziert, Das drückt zwar einerseits den Preis, doch dieser Effekt kommt nicht beim Verbraucher an. Im Gegenteil: über einen komplizierten Mechanismus steigen die Subventionen und damit die Kosten für die Endkunden. Die Lösung ist im Prinzip einfach: Die Kohlekraftwerke, die sich aus technischen Gründen nicht schnell an- oder abschalten lassen, müssen nach und nach vom Netz.

Dass die EEG-Einspeisevergütung ein „komlizierter Mechanismus“ sein soll, versteht der Autor nicht. Diese Art der Subventionierung von Überproduktion welche dann notfalls weggeschmissen wird, sofern (zusätzlich subventionierte) Lagermöglichkeiten fehlen kennt jeder Bürger seit ca. 50 Jahren von der Landwirtschaft. Und die Mär, dass es an den Kohlekraftwerken läge, hat der Redakteur wohl von Klimaretter.Info[5] und Greenpeace. Er sollte vielleicht einmal bei EIKE nachlesen, warum die Kohlekraftwerke dafür nicht verantwortlich, und für die Funktion der EEG-Versorgung als paralleles Backup-System sogar existentiell erforderlich sind.

[1] Die neuen Energien für Dummies Teil 2 intelligente Versorgungsnetze

[2] Offshore-Windkraft sei grundlastfähig

[3] EEG-Zeitreise ins Jahr 2050

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Nach so viel Kommentierung erlaubt sich auch der Autor eine zuzufügen:

Nach Klimaretter ist „systemdienliches Verhalten für die Energiewende“, den normalen Stromkunden gesetzlich verordnet beliebig viel Einspeisevergütung und EEG-Infrastruktur-Ausbaukosten bezahlen zu lassen und den Privilegierten Geld und den Strom zu schenken welche die Möglichkeit haben, Überschussstrom zu beziehen und auszunutzen. Besser als es Klimaretter darstellt, kann man das Unsoziale und den Unsinn des EEG nicht mehr plausibilisieren.

Unsere Regierung beginnt ganz, ganz langsam das Problem in der Ferne zu sehen. Nachdem diese „Gefahr“ längst zur Wirklichkeit geworden ist, realisiert sie zumindest, dass es diese geben könnte. So viel Weitsicht hätte man kaum erwartet.

FAZ 29.05.2016: … der Bundesvorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel, in seiner Eigenschaft als Bundeswirtschaftsminister.

Und so hat das von Gabriel geführte Haus vorgeschlagen, den Neubau von Windrädern zu beschränken. Dabei im Visier: Schleswig-Holstein, Niedersachsen und weite Teile Hessens.

In diesen Regionen soll der Ausbau um die Hälfte gekürzt werden. Das Argument: Es fehle an Leitungen, um zusätzlichen Strom, den neue Windräder erzeugen würden, in den Süden zu transportieren. So bestehe die Gefahr, dass die zusätzlichen Windräder zeitweise gar keinen Strom produzieren könnten.

Diesen zaghaften Ansatz zu Realismus torpedieren die Grünen wo es geht. Auch bisher zu den „intelligenteren“ Bundesländern zählende wie es Baden-Württemberg einmal war, heben sich davon nicht mehr ab. Deren (grüner) Umweltminister, Frank Untersteller weiß genau, woran das EEG kränkelt – es sind die Viren des vergangenen Energiezeitalters:

[6] … Aber Franz Untersteller kennt die Schuldigen: es seien, neben dem schleppenden Netzausbau, die “konventionellen Erzeuger”, also Kern- und Kohlekraft, welche “die Netze verstopfen” und dem Grünstrom den Weg versperrten. Er schlage daher einen weiteren Zubau von Windkraftkapazität vor, um die störenden Kohle- und Atomelektronen schrittweise aus dem Netz zu drängen und so freie Bahn für freie Energiebürger zu schaffen, die in “Erneuerbare” investierten.

Gott gibt zu einem Amt eben nicht automatisch den Verstand.

Man wird sich daran gewöhnen, dass Energie in Deutschland von Energiebauern kommt und mit den gleichen Subventionsmechanismen gefüttert wird. Als Vorteil zur bäuerlichen Landwirtschaft haben die Energiebauern jedoch schon jetzt, dass der Staat dem deutschen Stromkunden „Zwangs-Biostrom“ zum mehrfachen Preis verordnet und billigen „Industriestrom“ verbietet. Die Biobauern müssen darauf noch warten.

Quellen

[1] EIKE 01.01.2016: Die neuen Energien im Jahr 2015 und im Jahr 2050 für Dummies

Teil 2 intelligente Versorgungsnetze

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-im-jahr-2015-und-im-jahr-2050-fuer-dummies/

[2] EIKE 28.01.2016: Ein EEG-Märchen wird zum Öko-Dogma – Offshore Windkraft sei grundlastfähig

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/ein-eeg-maerchen-wird-zum-oeko-dogma-offshore-windkraft-sei-grundlastfaehig/

[3] EIKE 24.01.2016: Die neuen Energien erklärt für Dummies Teil 3: Zeitreise ins Jahr 2050 des EEG Eine Energiewende ist nicht planbar

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-erklaert-fuer-dummies-teil-3-zeitreise-ins-jahr-2050-des-eeg-eine-energiewende-ist-nicht-planbar/

[4] Klimaretter.Info, 28. Mai 2016, Gero Lücking, Vorstand für Energiewirtschaft beim unabhängigen Ökostrom-Anbieter Lichtblick: Geschenkte Kilowatt

[5] VDI Nachrichten 29. April 2016: DIW-Expertin Claudia Kemfert, „Energiewende gefährdet“

http://www.vdi-nachrichten.com/Technik-Gesellschaft/Energiewende-gefaehrdet

[6] Ruhrkultour, 01.06.2016: Der Untersteller

http://ruhrkultour.de/der-untersteller/

[7] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: EEG in Zahlen: Vergütungen, Differenzkosten und EEG-Umlage 2000 bis 2016 (Stand: 15. Oktober 2015)