Ein bisschen Schummeln kann beim Klimawandel nie schaden

Schaut man beim dänischen meteorologischen Institut die Arktis-Temperaturen nach, sieht man zwar Abweichungen nach oben, aber immer noch recht viel Kälte (Bild rechts). Dabei bitte beachten: Temperatur in Kelvin angegeben)

Bild 1 (rechts): Daily mean temperatures for the Arctic area north of the 80th northern parallel, plotted with daily climate values calculated from the period 1958-2002. (Kelvin) 0 °C = 273,15 K = 32 Fahrenheit. Quelle: dänisches meteorologisches Institut

Nun weiß ein regelmäßiger EIKE Leser, dass es um den 1. Januar 2016 eine deutliche Temperaturanomalie in Bereichen der Arktis gab „Die Klimaente zum Jahreswechsel Der Nordpol taut mitten im Winter“. Aber dass „… die Temperaturen am Nordpol im Dezember und Januar über dem Gefrierpunkt lagen“ erscheint doch ungewöhnlich.

In einem solchen Fall fragt man am besten nach. Also eine Anfrage an das AWI gestellt.

Zurück kam ein freundliches Mail und die entsprechende Information. Die Temperaturen wurden an Bojen des AWI gemessen. Eine Listung der entsprechenden Bojendaten (Bild 2) und Grafiken waren anbei. Leider war ein Teil der Grafiken recht unscharf, so dass die Daten geladen und mit Excel umgesetzt werden mussten (Bild 3).

Bild 2, Tabelle 1: Übersicht verschiedener Parameter der in der Arktis im Einsatz befindlichen Schneebojen.

Tabelle: Bojendaten mit Werten ab 0 Grad (Quelle: Detaildaten der Bojen aus dem Meereisportal):

Boje 2015S35 (blaue Linie), 500 km vom Pol entfernt, 19 Stunden 13.12. – 01.01.2016, 12 Stunden 24 / 25.01.2016

Boje 2015S29 (rosa Linie), 290 km vom Pol entfernt, 3 Stunden 30.12.2015

Boje 2015S16 (hellgrüne Linie), 407 km vom Pol entfernt, 4 stunden 30.12.2015

Man sieht im Bild 3, dass 30 Grad Temperatursprünge innerhalb kürzester Zeit bei Stürmen in der Arktis im Winter normal sind. Und wirklich, für einige Stunden haben Bojen im Winter auch positive Werte gezeigt. Wie lange, ist in der Tabelle „Bojendaten“ gelistet.

Jedoch: Keine Boje war am Nordpol. Am nahesten dran war Boje 2015 S29 mit 290 km Entfernung zum Pol und Messwerten über ca. 3 Stunden mit über 0 Grad am 30.12.2015.

Bild 3, Bojen-Messdaten S35; S29; S16. Quelle: http://www.meereisportal.de (Förderung: REKLIM-2013-04) bojendaten

Wie sich die Temperaturen um den 1. Januar global gesehen darstellten, zeigt Bild 4. Die NOAA hat in den Randbereichen von den AWI-Bojendaten demnach nichts mitbekommen, denn deren 0-Grad-Grenze liegt meilenweit entfernt.

Und da stellt sich die Frage: Sind solche Erscheinungen im Polarmeer eventuell sogar „normal“ und wurden bisher nur nicht entdeckt, weil es Messbojen mit Stundenauflösung in dieser Gegend erst seit wenigen Jahren gibt?

Eine Grafik über die Variabilität der Stratosphäre im Winter zeigt es. Über dem Polarmeer geht es im Winter richtig „Abartig“ zu. Dazu der Textausschnitt:

Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin K. Labitzke: Die Rolle der Stratosphäre für das Klimasystem:

Über der Nordhemisphäre wird die Zirkulation in den mittleren und hohen Breiten der Stratosphäre im Winter im wesentlichen von einem großen kalten Polarwirbel und einem quasistationären Hoch über den Alëuten bestimmt. Planetarische Wellen aus der Troposphäre dringen in die Stratosphäre ein, verstärken sich gelegentlich und führen zu großen Stratosphärenerwärmungen (s.u.), die unter Umständen einen Zusammenbruch des Polarwirbels und den Aufbau eines Hochs über der Arktis bewirken. Die einzelnen Winter sind sehr verschieden, daher ist die Variabilität der Stratosphäre in der winterlichen Arktis besonders groß

heute wissen wir, daß derart gestörte Winter mit verhältnismäßig ruhigen, kalten Wintern wechseln. Einen guten

Eindruck von der Variabilität von Tag zu Tag im 10-hPa-Niveau über dem Nordpol gibt Abb.2 (Anmerkung: ist Bild 5), in der der Temperaturverlauf von 11 Wintern dargestellt ist. Die großen Erwärmungen werden durch eine Verstärkung der langen planetarischen Wellen verursacht, die gleichzeitig Ozon aus den Subtropen in das Polargebiet transportieren.

Fazit

Dass es am Nordpol im Winter wirklich über 0 Grad hatte, ist weiterhin unwahrscheinlich und auch nicht belegt.

Nahe am Nordpol ist es der Fall gewesen, allerdings belegt nur für 3 Stunden im Dezember 2015 in 290 km Entfernung. Im Dezember und Januar geschah es in 500 km Entfernung.

So ganz weit hergeholt ist die Aussage des AWI nicht, aber richtig ist sie deshalb auch nicht.

Bild 4, Oberflächentemperatur am 30. Dezember 2015 (Daten: NCEP/NCAR Reanalysedaten www.esrl.noaa.gov/psd/products). Weiße Punkte sind AWI-Messboyen. Zufügung: Der rote Pfeil kennzeichnet die 0 Grad Grenze, das weiße Kreuz den Nordpol.

Bild 5, Abb. 2 Zeitreihen von täglichen 10-hPa-Temperaturen (°C) am Nordpol von November bis April, für die 11 Winter von 1988/89 bis 1998/99. (Daten: Institut für Meteorologie, Freie Universität Berlin)




Atomkonzerne wollen Ausstiegskosten drücken

Welchen Müll?

Um gleich mal mit einer provokativen Frage anzufangen. Abgebrannte Brennelemente z. B. sind Abfälle – weil nicht mehr vom Kraftwerk verwendbar – aber deshalb noch lange kein Müll. Kein Mensch kommt heute auf die Idee, eine alte Autobatterie oder eine alte Zeitung als Müll zu verunglimpfen. Bei der “gelben Tonne” spricht man deshalb heute selbstverständlich von einer “Wertstofftonne”. Von Anfang an, war es vorgesehen, die “abgebrannten” Brennelemente zu recyceln. Aus dem Abfall – aus der Sicht eines Kraftwerks – wurde erst durch grüne Politiker “Atommüll” gemacht, nachdem man die Wiederaufbereitung in Deutschland verboten hat. Genau der heutige (große) Vorsitzende der “Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe” war maßgeblich an dieser Schandtat beteiligt.

Die Unterscheidung von “Abfall” und “Müll” ist alles andere als Haarspalterei. Abfall ist immer ein höchst subjektiver Zustand, der erst zum Müll wird, wenn keine Nachfrage mehr vorhanden ist. Wesentlicher Unterschied ist die Menge vorher und nach der Aufbereitung. Ein typisches Beispiel wohin die Entwicklung geht: Als mit dem “Endlager Konrad” begonnen wurde, war ein wesentliches Sicherheitskriterium der Absturz eines mehrere hundert Tonnen schweren Dampferzeugers in die Grube. Seit Jahren ist aber die komplette Versendung der Dampferzeuger z. B. nach Schweden Realität. Dort werden sie industriell (maßgeblich durch Roboter) zerlegt und “dekontaminiert”. Zurück kommt ein Würfel, etwa so groß wie ein Kühlschrank, in dem alle Radioaktivität eingeschmolzen ist. Alle anderen Materialien werden an lokale Schrotthändler verkauft und damit dem normalen Materialkreislauf wieder zugeführt. Dies ist bereits heute billiger, als die komplette Einlagerung.

Radioaktiver Zerfall geht immer nur in eine Richtung

Das ist die andere (schöne) Seite der Medaille. Je länger man wartet, um so geringer wird die ausgesendete Strahlung. Dies ist z. B. bei Umweltgiften wie Asbest oder Quecksilber nicht der Fall. Insofern müßte eigentlich von dem “Endlager Herfa-Neurode” eine unendliche Sicherheit gefordert werden – aber “Chemiemüll” ist wohl politisch korrekt.

Der radioaktive Zerfall verläuft meist in Ketten (d. h. mehrere Zwischenglieder), endet aber immer mit einem stabilen Endglied (welches nicht mehr radioaktiv ist). Diese Zerfallsketten laufen unbeeinflußbar ab. Am Anfang nimmt die Strahlung sehr stark ab (Elemente mit kleiner Halbwertszeit), später sehr langsam (immer mehr Kerne sind bereits zerfallen, es sind nur noch Elemente mit großer Halbwertszeit vorhanden). Wichtig für das Verständnis eines “Endlagers” ist die Tatsache, daß der “Atommüll” in menschlichen Zeiträumen eine Intensität erreicht, die der natürlich vorkommender Erzlagerstätten entspricht. Anders ausgedrückt: Solange man den “Atommüll” nicht isst, kann man ihn problemlos in die Hand nehmen. Sollte er tatsächlich wieder in den biologischen Kreislauf gelangen (z. B. durch Grundwasser) ist die entscheidende Frage, wieviel Zeit vergangen ist (d. h. wieviele und welche radioaktiven Elemente überhaupt noch vorhanden sind) und welche Konzentration vorliegt.

Die Crux mit der Radioaktivität ist, daß man einerseits noch geringste Mengen nachweisen kann, andererseits diese längst nicht mehr schädlich sind. Typisches Beispiel ist die Banane oder verschiedene Mineralwässer. Für die “Beherrschbarkeit” und dem Umgang mit abgebrannten Brennelementen könnte man sagen: Je länger abgelagert, je harmloser und technisch einfacher handhabbar. Jeder Laie kann das nachvollziehen. Nach der Entnahme aus dem Reaktor kann man die “frischen Brennelemente” nur fernbedient handhaben und muß diese zur Kühlung und Abschirmung in metertiefen Wasserbecken lagern. Nach einigen Jahren werden sie in Spezialbehälter umgepackt. Neben solchen “Castoren” kann man gefahrlos herlaufen oder eine Lagerhalle betreten.

Warum nicht einfach verkaufen?

Abgelagerte Brennelemente sind der ideale Input für Wiederaufbereitungsanlagen. Je geringer die Strahlung ist, desto weniger belasten sie die Anlage und das notwendige Personal. In diesem Sinne, sind z.B. Indien und China ideale Kunden. Beide Länder haben sich zum Bau von Wiederaufbereitungsanlagen entschlossen, da sie arm an eigenen Uranvorkommen sind. Je zügiger sie mit dem Bau beginnen, desto geringer ist die Menge, die sich aus den eigenen Kernkraftwerken ansammelt. Bis solche Anlagen richtig laufen, sind Jahrzehnte Vorlauf (Planung, Bau, Probebetrieb) notwendig. Gerade in den ersten Betriebsjahren sind abgelagerte Brennelemente die ideale Beschickung. In diesem Sinne wären Brennelemente aus Deutschland ein interessantes Handelsgut.

Wäre nicht die zur Zeit vorherrschende ideologische Verblendung bestimmend, könnten wir international – gerade bei einem Totalausstieg – zu vernünftigen und wirtschaftlich optimalen Lösungen gelangen. Schließlich haben wir ja auch bisher schon die “Dienstleistung Wiederaufbereitung” in England und Frankreich eingekauft. Warum zukünftig nicht auch in Rußland, China oder sonst wo? Entsprechendes gilt für die Konditionierung von Abfällen. Es wurden ganze LKW-Ladungen von brennbaren Abfällen in die USA verschifft und anschließend die “radioaktive Asche” nach Deutschland zurückgeführt. Bei den geringen Mengen, die bis zum “Totalausstieg” angefallen sein werden, kann man gleich über die Mit-Einlagerung in deren “Endlager” verhandeln. Ganz so, wie wir ja auch das “Endlager Herfa-Neurode” international vermarkten. Falls das nicht politisch gewollt ist, bliebe auf diesem Weg nicht viel mehr als ein zentraler Bunker über, indem der gesamte Restmüll sicher eingelagert werden kann.

Die Finanzierung

Die Kerntechnik ist die erste Sparte überhaupt, die von Anfang an die gesamten Kosten berücksichtigt hat. Dies ist – nach wie vor – ein Alleinstellungsmerkmal. Kein Windmüller muß für seine als Plastikmüll endenden Flügel, kein Sonnensammler für seine giftmüllhaltigen Sonnenzellen Rücklagen bilden. Auch die sog. Ewigkeitskosten der Bergwerke wurden nicht in den Kohlepreis eingerechnet. Heute findet man beispielsweise “Giftmülldeponien”, die Bohrschlämme aus der Gas- und Ölförderung enthalten.

Man kann die Folgekosten grundsätzlich erst tragen, wenn sie tatsächlich anfallen oder bereits zu Anfang versuchen sie einzurechnen. Für beide Vorgehensweisen lassen sich stichhaltige Argumente anführen. Das einzige, was zu völlig falschen Ergebnissen führt, ist die gleichzeitige Anwendung beider gegensätzlichen Prinzipien. Genau das, wurde aber von der “Anti-Atomkraft-Bewegung” als Kampfmittel entdeckt.

Wenn man schon bei der Nutzung adäquate Rücklagen bildet, bleibt immer noch die Frage wie: Als Umlagesystem (analog zu unserem Rentensystem) mit dem Staat als Garanten, der Vermögensbildung beim Unternehmen oder der Anlage in einem Fonds. In Deutschland hat man sich zur Bildung von Rücklagen im jeweiligen Unternehmen entschlossen. Dies wurde ursprünglich sehr gründlich und kontrovers diskutiert und abgewogen. Allen Möglichkeiten ist die Schwierigkeit der Abschätzung der zukünftigen Kosten und die Sicherheit der Anlage gemeinsam: Staaten können verschwinden, Unternehmen pleite gehen und Anlagen durch Finanzkrisen etc. dahinschmelzen.

Die vermeintliche Anlagesicherheit

In Deutschland mußten die Energieversorgungsunternehmen mit Kernkraftwerken Rücklagen für den Abriß und die Abfallentsorgung bereitstellen. Ein revolutionärer Gedanke, ein Alleinstellungsmerkmal und die “praktizierte Nachhaltigkeit”.

Ein (vorgeschriebener) Anteil an den Unternehmenserlösen wurde für die Entsorgung zurückgestellt. In der Praxis bedeutete das, man hat mit diesen Mitteln neue Kraftwerke, Stromleitungen etc. finanziert. Dies führte zu zusätzlichen Erträgen, da man keine Zinsen für Kredite an die Banken zahlen mußte. Es mußte nur der Barwert, der in der Zukunft anfallenden Kosten, zurückgestellt werden. Die Vorteile kamen indirekt allen zu gute, da jeder elektrische Energie verbraucht. Insofern bestand volkswirtschaftlich kein Unterschied zu einem Umlagesystem. Bei einem Fonds hätte man zusätzliche Kosten für die externe Vermögensverwaltung in Rechnung stellen müssen.

Jetzt zur (vermeintlichen) Sicherheit der Anlage. Das Geld wurde in Vermögenswerte umgewandelt. Nichts anderes kann auch ein Fonds bieten. Er kann jedoch nicht auf dingliche Werte (Kraftwerke, Umspannwerke etc.) zurückgreifen, sondern nur auf Finanzprodukte (Aktien, Anleihen etc.). Ironischerweise sind gerade Anleger mit ähnlich langfristigem Anlagehorizont und ähnlichem Sicherheitsbedürfnis brennend an Sachanlagen aus der Energiewirtschaft mit regelmäßigen Einnahmen interessiert. Versicherungswirtschaft und Pensionsfonds investieren in Pipelines, Stromtrassen usw. Sie erscheinen heute durchaus sicherer und ertragreicher als Staatsanleihen und Aktien. Strom wird halt immer gebraucht. Insofern werden auch die Anlagen zur Erzeugung und Verteilung gebraucht – es sind echte Vermögenswerte.

Von dem Gedanken des Verursacherprinzips ausgehend, ist die Anlage in den Unternehmen ebenfalls logischer: Das Unternehmen haftet mit seiner Substanz. Wenn man einen Fonds zwischen schaltet, kann man die Haftung kaum noch durchleiten. Ist das Geld an der Börse verspekuliert, kann das Unternehmen nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Die Anlagen der Energieversorger waren im Zeitalter des Energiemixes auch breit gestreut. Wo bitte, soll der “Entsorgungsfonds” denn seine Milliarden anlegen? In Windparks, E-Autos oder doch lieber in griechischen Staatsanleihen? Wer verwaltet den Fonds und wer bekommt die Verwaltungskosten? Der Fonds soll doch bestimmt ethisch und politisch korrekt sein und “klimaneutral”, nicht wahr?

Woher soll das Geld kommen?

Die Rücklagen der Energieversorgungsunternehmen sind Vermögen als Sachanlagen im eigenen Unternehmen. Dieses Vermögen ist eine Immobilie. Darin unterscheidet sie sich nicht grundsätzlich von einem Gebäude: Der Bau hat mal eine bestimmte Summe gekostet, mit der es in die Bücher eingegangen ist. Vermindert um die gesetzlichen Abschreibungen, erhöht um Modernisierungen etc. Soweit ist es Vermögen. Wenn aber nun diese Werte plötzlich ausgeschüttet werden sollen, ergibt sich schlagartig das Problem der Umwandlung in einen Preis: Es muß ein Käufer – nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage – gefunden werden. Wer bitte, soll aber so blöd sein, in Deutschland ein Kraftwerk zu kaufen? In einem Land, indem gerade die Kernkraftwerke entschädigungslos enteignet worden sind und nun auch die Kohlekraftwerke abgeschafft werden sollen? Jeder seriöse Investor, wird eher nach Afrika oder Asien gehen. Übrig bleiben, werden nur Spekulanten, die bereit sind Wetten darauf abzuschließen, wie lange der Wahnsinn in Deutschland noch anhält. Da politische Veränderungen erfahrungsgemäß sehr langsam ablaufen, kann der finanzielle Einsatz nur gering ausfallen. Selbst die DDR konnte sich rund vier Jahrzehnte über Wasser halten. Für technische Entwicklungen ein unendlich langer Zeitraum. Lange Rede, kurzer Sinn: Es werden gewaltige Preisabschläge auf die Buchwerte nötig sein, um 23 Milliarden kurzfristig flüssig zu machen.

Mal angenommen, es gelingt tatsächlich. Mit welchen Produktionsmitteln sollen dann die übrig gebliebenen Skelette noch Ergebnisse erzielen? Das Ganze gleicht doch einem Bauern, der Trecker und Saatgut verkauft. Die von dem Sozialisten Trittin dem Volk vorgegaukelte Sicherheit, ist in Wirklichkeit nichts weiter als die Schlachtung der Kuh, die er melken will. Oder frei nach Maggie Thatcher: Den Sozialisten geht irgendwann immer das Geld der anderen aus. Dieser Fonds wird – nach dem er das Geld für alle möglichen linken Projekte verbrannt hat – möglichst unauffällig dahinsiechen, ohne eine einzige Tonne “Atommüll” beseitigt zu haben.

Spätestens wenn die Blase “Windparks” geplatzt ist, wird nur noch ein Heer von Arbeitslosen, von den ehemals stolzen Energieversorgern übrig bleiben. Wer nicht jetzt beginnt, sich zu wehren, sollte sich schon mal mit den “Schlecker-Frauen und Karstadt-Verkäufern” über das Leben danach unterhalten. Die Ex-Minister Trittin, Müller und der grüne Gewerkschaftsfunktionär Bsirske werden sicherlich ihre Pensionen genießen und auch weiter unter Palmen über den “Raubtierkapitalismus” schwadronieren. Noch nie war Enteignung so schön, wie heute.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Nukeklaus hier




Zum Schieflachen: Klimaalarmistischer Diskussionsleitfaden “Ungewissheit gekonnt vermitteln”

Nun ist guter Rat natürlich teuer. Angesichts der kippenden wissenschaftlichen Faktenlage sehen sich die Klima-Lobbyisten immer stärkerer Kritik ausgesetzt. Die Klimaaktivistenplattform SkepticalScience hat nun für seine Anhänger einen Leitfaden zur Diskussion mit Andersdenkenden herausgegegeben, deren Lektüre zum mitleidigen Schmunzeln anregt:

Ungewissheit gekonnt vermitteln 
Hatten Sie schon irgendwann einmal Probleme damit, die Unsicherheiten beim Thema Klimawandel zu vermitteln? Sind sie frustriert über die Klima-Zweifler, die diese – in jedem komplexen wissenschaftlichen Gebiet vorkommende – Ungewissheit als Rechtfertigung ausnutzen, um politische Antworten hinauszuzögern? Dann ist “Ungewissheit gekonnt vermitteln” der richtige Ratgeber für Sie.

Nochmals: Dies ist kein Witz. Dies ist die Einleitung einer realen auf SkepticalScience vorgestellten Broschüre, auf die uns Leser Mr.U. dankenswerterweise hinwies. Mitverfasser der Handlungsanweisung ist der Hardcore Aktivist und experimentelle Psychologieprofessor Stephan Lewandowsky. Hier die Zehn – Verzeihung, Zwölf – Gebote der ungewissen Klimadiskussionsgesprächsführung:

1. Steuern Sie die Erwartungen Ihrer Zielgruppe

Soll heißen: Stellen Sie sicher, dass die Diskussionspartner nicht merken, wie wackelig das ganze Klimakatastrophengebäude ist. Am besten wäre es, wenn sie schon bei der bloßen Erwähnung eines heißen Sommertages Klimaalarmkrämpfe bekämen.

2. Beginnen Sie mit dem, was Sie wissen, nicht mit dem, was Sie nicht wissen

Problematisch, denn für die meisten klimaalarmistisch Diskutierenden wäre dann nämlich die Diskussion ziemlich schnell zuende. Testdiskussionen auf der Klimaretter-Webplattform zeigen dies in erschreckender Weise.

3. Stellen Sie den wissenschaftlichen Konsens deutlich heraus

Oder andersherum: Vermeiden Sie es tunlichst, die vielen Diskrepanzen und Probleme des klimaalarmistischen Konzepts zu erwähnen. Versuchen Sie Ihre Gesprächspartner vom Elefanten im Raum abzulenken. 

4. Verlagern Sie den Schwerpunkt von “Ungewissheit” zu “Risiko”’

Erstellen Sie ein totgefährliches Alarmszenario, das die gesamte Erde auslöscht, auch wenn das Risiko nur 0,03 Promille beträgt. Für etliche Zeitgenossen ist dies schon genug, ihr Leben vollkommen umzukrempeln. Vermeiden Sie dabei auf jeden Fall, andere nichtklimatische Probleme zu erwähnen, die bereits heute real existieren, also ein 100%-’Risiko’ darstellen. Die dem Klimawandel zugedachten Gelder fehlen der Bekämpfung der aktuellen Missstände. Stichworte sauberes Trinkwasser, Bildung, Diskriminierung, schlechte Staatsführung, Umweltverpestung durch Abrennen von tropischem Regenwald zum Anbau von Palmöl, etc. etc.

5. Machen Sie deutlich, über welche Art von Ungewissheit Sie reden
Eine häufige Strategie derjeniger, die den wissenschaftlichen Konsens ablehnen, ist es, absichtlich Verwirrung zu stiften und verschiedene Arten der Ungewissheit in einen Topf zu werfen. Es ist deshalb entscheidend, dass Sie deutlich machen, über welche Art von Ungewissheit Sie reden – Ursachen, Auswirkungen, Politik oder Lösungen – und die jeweils passende Sprache einzusetzen.

Was ist das für ein Unsinn?

6. Verstehen Sie, was die Meinungen der Leute zum Klimawandel beeinflusst
Die Ungewissheit über den Klimawandel ist bei Personen höher, die bei ihren politischen Werten nach rechts tendieren. Es gibt mittlerweile jedoch eine zunehmende Zahl von Forschungsergebnissen, die Wege aufzeigen, wie über den Klimawandel so berichtet werden kann, ohne dass das konservative Wertesystem bedroht wird, oder das eine Sprache verwendet wird, die bei Personen, die von Werten rechts der Mitte geprägt sind, Anklang findet.

Trick 17

7. Die wichtigste Frage zu Auswirkungen des Klimawandels ist “wann” und nicht “ob”

Falsch. Die wichtigste Frage ist “wieviel”. Welchen Wert hat die CO2-Klimasensibilität?

8. Verwenden Sie Bilder und Geschichten

Eines Tages ging Tante Trixi mit Hund Bello einkaufen. Auf dem Weg zum Kaufmannsladen wurden sie von einer Dürre überrascht. Schuld daran waren all die bösen Nachbarn von Tante Trixi, die mit dem Auto zur Arbeit fuhren und damit das Klima auf dem Gewissen hatten. Daraufhin beschloss sie, Klimaaktivistin zu werden. In unregelmäßigen Abständen stoch sie seither Autoreifen auf, um die Leute vom klimaschädlichen Autofahren abzuhalten. Anlässlich der Weihnachtsfeier erhielt Trixi die Große Klimaauszeichnung am grünen Bande.

9. Heben Sie die “positiven” Seiten der Ungewissheit hervor

Wieso sollte es positiv sein, wenn auf dieser wackeligen Basis weitreichende gesellschaftliche Veränderungen begründet werden?

10. Kommunizieren Sie effektiv über die Auswirkungen des Klimawandels

Dürfte schwierig sein, wenn die wissenschaftlichen Fakten so uneindeutig sind.

11. Führen Sie eine Unterhaltung und kein Streitgespräch
Trotz der überproportionalen Aufmerksamkeit, die “Skeptikern” in den Medien eingeräumt wird, reden oder denken die meisten Menschen vergleichsweise wenig über den Klimawandel nach. Dies bedeutet, dass schon alleine eine Unterhaltung über den Klimawandel – aber kein Streitgespräch oder eine simple Wiederholung eines Slogans – eine wirksame Methode hin zu mehr Engagement sein kann.

Der pure Hohn. Die Medien sind noch immer fest in der Hand der Klimaalarmisten. Meist verwehren sich die Aktivisten sogar einer Diskussion. Ist das wirklich alles, was die Aktivistenseite zu bieten hat? Aufforderung zur “simplen Wiederholung eines Slogans“?

12. Erzählen Sie eine menschliche Geschichte und keine wissenschaftliche

Warum? Weil die Wissenschaft den Klimaalarm nicht mehr deckt. Daher muss jetzt Tante Trixi ran.

Übernommen von Die kalte Sonne hier




Neuer Abkassier-Plan der Chefs der Atomkommission – Die Kosten der Endlagerung sollen die von der Politik bereits ausgeraubten Versorger übernehmen.

Der Vorschlag stieß erwartungsgemäß auf einige Kritik. So erklärte zum Beispiel Franziska Buch, Energiereferentin am Umweltinstitut München: „Die Kommission hat sich von den Energieversorgern einlullen lassen. Der so genannte Risikoaufschlag von 6,14 Milliarden Euro ist nichts anderes als eine lächerlich geringe Ablasszahlung der Unternehmen dafür, dass sie aus der Haftung für die Atommüll-Lagerung entlassen werden und dadurch ihre aktuelle Situation auf dem Kapitalmarkt verbessern.“

Sie ist nicht die einzige, die uns davon überzeugen will, dass am Ende die Kosten weit höher sein werden als veranschlagt. Gefürchtet wird auch, dass die mittlerweile finanziell angeschlagenen Konzerne das Geld für den Rückbau nicht aufbringen könnten. NABU-Energieexperte Sebastian Scholz warnt: „Die Altlasten der Atomkonzerne drohen zu einem Fass ohne Boden zu werden und es zeigt sich einmal mehr, der Staat und die Allgemeinheit sind die Dummen: Gewinne wurden privatisiert und die Gefahren und Altlasten werden verstaatlicht. Denn bei der wirtschaftlichen Lage der Energiekonzerne kann kaum damit gerechnet werden, dass sie tatsächlich nach dem Verursacherprinzip auch die Kosten schultern.“

Wer AKW-Firmen ausknipst, muss sich nicht wundern, dass kein Geld mehr da ist

Ein Kommentator auf SWR2 beklagt, die Atomkonzerne hätten "über Jahrzehnte satte Gewinne eingefahren“ und „die Stromkunden geschröpft“. Fazit: „Für das Abenteuer Atomkraft werden wir alle teuer bezahlen.“ Sollte es so kommen, dürfen wir die Schuld gewiss nicht nur bei den Konzernen suchen. Warum werden die vier unter Umständen nicht in der Lage sein, die Rückstellungen tatsächlich bereit zu stellen? Weil das notwendige Geld durch den Betrieb von Atomkraftwerken generiert wird.

Wenn man diesen Betrieb unterbindet, darf man sich hinterher nicht wundern, dass das Geld fehlt. Atomausstieg, aber auch die Energiewende insgesamt, die zudem Kohle- und Gaskraftwerke unrentabel hat werden lassen, sind die eigentliche Ursache für die schlechte wirtschaftliche Situation der Stromkonzerne. Wenn man ihnen jetzt vorwirft, sie hätten die Zeichen der Zeit nicht erkannt und seien nicht rechtzeitig auf Erneuerbare umgeschwenkt, dann kritisiert man sie dafür, dass sie zum Nutzen der Verbraucher weiter preiswerten Strom produziert haben, statt Profite mit sehr viel teurerem Ökostrom zu machen, für den sie staatliche garantierte Höchstpreise einstreichen können.

Jahrzehnte lang wurde der Allgemeinheit billiger Strom geliefert

Auch ein weiteres Argument ist zweifelhaft. Die Kernkraftbetreiber hätten Gewinne eingesackt und an ihre Aktionäre weitergereicht, wird geklagt. Wer aber sind diese Aktionäre? Man konnte es aus den Reaktionen sehen, als RWE Anfang des Jahres bekanntgab, erstmals keine Dividenden zahlen zu können. Hart getroffen waren Städte wie Dortmund und Bochum, die viele Anteile halten. EnBW gehört, wie der Name schon sagt, mehrheitlich dem Land Baden-Württemberg (und den Oberschwäbischen Elektrizitätswerken – einem kommunalen Zweckverband).

Atomkraftwerke haben jahrzehntelang billigen CO2-freien Strom geliefert. Es wird auf Profite der Konzerne verwiesen, nicht aber die Ersparnis der Stromkunden. Seit 1961 lieferten die deutschen AKWs insgesamt über 5000 Milliarden Kilowattstunden CO2-freien Strom. Dieser Strom war durchschnittlich 2 Ct billiger als aus anderen Quellen erzeugter. Wir hatten also schon mal eine Ersparnis von rund 100 Milliarden Euro.

Obwohl das immer wieder munter behauptet wird, hat es eine Subventionierung der Atomstromerzeugung  nie gegeben. Lediglich in die Forschung floss Geld. Rechnet man diese Forschungsförderung auf die Stromerzeugung um, kommt man auf eine staatliche Unterstützung von Atomstrom mit 0,18 Ct pro Kilowattstunde. Vergleichen  wir mit Strom  aus Erneuerbaren, bei dem tatsächlich nicht nur die Forschung, sondern auch die kommerzielle Erzeugung massiv unterstützt wird: Hier zahlen wir im Moment über die EEG-Zulage 6,3 Ct pro Kilowattstunde.

Erneuerbare erhalten hundertmal soviel Subventionen wie einst die Kernkraft

Allerdings auf jede Kilowattstunde Strom, die wir kaufen, nicht nur für die aus Erneuerbaren. Die lagen in 2015 bei knapp 30% der gesamten Stromerzeugung. Somit kommen wir pro Kilowattstunde Erneuerbaren-Strom auf über 20 Ct, also mehr als das Hundertfache dessen, was der Atomstrom uns an Subventionen gekostet hat. Ziehen wir noch 20% ab, weil Teile der Industrie von der Zulage befreit sind, bleiben immer noch 16 Cent. Forschungsförderung und Kosten für den Netzausbau sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Was aber kommt zusammen, wenn wir jetzt noch Hunderttausende von Jahren den Atommüll sicher verwahren müssen? Die ungelöste Endlagerfrage gilt als schwere Hypothek. Im Deutschlandfunk wird das zum Beispiel so zusammengefasst: „Wenn in vermutlich rund 10 Jahren der letzte deutsche Atommeiler vom Netz geht, werden die Betreiber auf einem stattlichen Berg stark radioaktiven Mülls sitzen. Ungefähr 127 Tonnen Plutonium, 6 Tonnen Neptunium und 14 Tonnen Americium dürften sich bis dahin angehäuft haben. Wohin damit weiß keiner. Weltweit wurde bis heute kein einziges Endlager für solch hochaktiven Strahlenmüll in Betrieb genommen.“

Bedenkt man, dass Plutonium eine Dichte von fast 20 g/cm3 hat, ist der Berg eher kümmerlich. Ein 127 Tonnen schwerer Plutoniumwürfel hat rechnerisch eine Kantenlänge von 1,86 Meter. Auch bei aufwändiger Verpackung ist der benötigte Platz also sehr überschaubar. Zudem gibt es immer weniger Menschen, die eine Endlagerung für nötig oder sinnvoll erachten. Selbst einige Grüne, wie der Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt in Schleswig-Holstein Robert Habeck, glauben nicht mehr an das Konzept eines Endlagers. In einem Interview in der Zeit beschreibt das Verfahren zur Lagerung so simpel, wie es ist: „Wir verschließen die Behälter mit Atommüll sicher, hinter Barrieren aus Gestein, Beton und Stahl. Sie sollten aber zugänglich bleiben.“

Der Atommüll wird für kommende Generationen wieder Rohstoff sein

Was er zu sagen vermeidet, obwohl anzunehmen ist, dass er es weiß: Künftige Generationen müssen sich keineswegs grämen und Tausende von Jahren mit den Hinterlassenschaften des „Atomzeitalters“ herumärgern. Sie werden vielmehr den sogenannten Atommüll als willkommenen Rohstoff nutzen. Denn er enthält noch etwa 98 Prozent der potenziell nutzbaren Energie. Die ZEIT fragt Habeck im Interview: „So ein Endlager müsste strenger bewacht werden als Fort Knox. Was kostet das?" Muss es das wirklich? Werden die deutschen Zwischenlager, wo seit Jahrzehnten die abgebrannten Brennstäbe lagern, strenger bewacht als Fort Knox? Glaubt man wirklich, Terroristen kämen auf die Idee in Deutschland über 100 Tonnen schwere Castoren zu klauen, um sie als Sondertransport per Güterzug und Schiff nach Libyen zu schaffen, wo sie absolut nichts damit anfangen könnten?

Die ominösen Kosten für die aufwändige Endlagerung für Millionen von Jahren sind eine Chimäre. Was heute als „Atommüll“ bezeichnet wird, kann in Schnellspaltreaktoren als Brennstoff eingesetzt werden. Die notwendige Technologie fortgeschrittener Kernreaktoren wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erprobt. Am Ende bleibt dann nur noch extrem wenig tatsächlicher Müll übrig, von dem 80% nach Jahrzehnten und der Rest nach etwa 300 Jahren unschädlich ist.

Vergessen wir also die Idee der „Endlagerung“ und fangen wir an, eine sinnvolle Nutzung vorzubereiten. Im Moment werden verschiedene Reaktortypen entwickelt, die in der Lage sein werden, Atommüll  als Brennstoff zu nutzen, etwa der von der Firma Terrapower (unter Vorstandsvorsitzendem Bill Gates) konzipierte Laufwellenreaktor, der nach einem jüngst geschlossenen Abkommen bis 2024 in China gebaut werden soll, oder Flüssigsalzreaktoren, beispielsweise von der Firma Transatomic Power, dem Berliner Institut für Festkörper-Kernphysik, der dänischen Firma Seaborg, der kanadischen Terrestrial Energy oder dem Shanghai Institute of Applied Physics, das in einer Kooperation mit dem U.S. Department of Energy bis 2020 einen Prototypen bauen will. Wer nicht darauf warten will, bis diese neuartigen Reaktoren marktreif sind, kann auch heute schon bei der Firma GE Hitachi einen PRISM Reaktor bestellen, der Plutonium verbrennt. Der ehemalige Geschäftsführer von Greenpeace UK, Stephen Tindale fasst die Vorteile so zusammen: „Der von GE-Hitachi angebotene PRISM Reaktor ist ein Reaktor der vierten Generation, der CO2-freie Energie liefert, indem er mit Plutonium und auf Halde liegenden verbrauchten Brennstäben betrieben wird. So kann man gleichzeitig die Atommüll- und die Klimaproblematik bewältigen.“

Schon in Betrieb ist der russische Atommüllverbrenner BN-800, der auch Plutonium aus ausrangierten Atombomben verbrennt. Machen wir uns also keine allzu großen Sorgen um die Abwicklung des Atomzeitalters. Noch ist Deutschland auf einem Sonderweg. Doch es ist wenig wahrscheinlich, dass wir in den nächsten Jahrzehnten stur auf diesem verharren werden. Die Endlagerfrage wird dann ein interessantes Thema für Historiker.

Thilo Spahl ist Diplom-Psychologe und lebt in Berlin. Er ist freier Wissenschaftsautor, Mitgründer des Freiblickinstituts und Novo-Argumente Redakteur, wo dieser Beitrag zuerst erschien.




Glückliche Schwarze im Schein einer Solarlampe als neokolonialer Traum

Sehr deutlich formuliert es der philanthropische Start-up-Unternehmer Lars Krückeberg in einem TEDx-Talk: „16 Prozent der Weltbevölkerung leben ohne Stromanschluss. Sie haben keinen Strom. Und sie werden keinen Strom haben. Es ist einfach zu teuer, Straßen und Stromleitungen zu diesen ländlichen Gebieten zu bauen. Es wird niemals geschehen.“ Niemals! Der erfolgreiche Architekt Krückeberg will diesen „Off-Grid-Menschen“ helfen und hat daher die Firma Solarkiosk gegründet. Ihr Produkt ist eine kleine Bude mit Solarzellen auf dem Dach, die als eine Art Stromtankstelle dient. Die Rotterdam School of Management an der Erasmus-Universität hat das Berliner Unternehmen dafür mit dem Erasmus Energy Business Award 2015ausgezeichnet. Im Februar hatte die Firma auch schon den „Zeit Wissen-Preis Mut zur Nachhaltigkeit“ erhalten.

Solarkioske sind ein Tropfen auf den heißen Stein

In der Begründung besonders hervorgehoben wird, dass durch die Solarkioske CO2-Emissionen aus der Verbrennung von Holz reduziert und der Entwaldung vorgebeugt werde. Es wird also gleichermaßen Mensch und Planet geholfen. (Wobei, nebenbei bemerkt, auffällt, dass bei uns die Verbrennung von Holz in den Bereich der klimaneutralen, also „guten“ erneuerbaren Energien gezählt wird und in Deutschland mittlerweile zum Zwecke des Klimaschutzes in Kraftwerken Holz verbrannt wird, das eigens dafür aus Afrika importiert wird.) Tatsächlich ist den extrem armen Menschen geholfen, die über die mittlerweile über 100 Kioske Zugang zu etwas Elektrizität erhalten.

Wenn wir aber auf der Website von Solarkiosk erfahren, dass ein Kiosk 7500 Menschen „versorgt“, können wir ermessen, dass die Hilfe sehr bescheiden ist. Rechnerisch kommt jeder Mensch auf 0,36 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Damit kann man eine 40-Watt-Lampe neun Stunden brennen lassen oder sein Samsung Galaxy S5 immerhin 33 Tage betreiben. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch in Deutschland liegt bei knapp über 7000 kWh im Jahr, ist also gut 20.000-mal so hoch. Der Durchschnitt in Subsahara-Afrika (Südafrika ausgenommen) liegt bei 150 kWh. Noch bescheidener sind Projekte wie „Little Sun“, ein von einem Künstler gestaltetes kitschiges Solar-LED-Lämpchen, das mit dem Greentec Award 2015 ausgezeichnet wurde, weil es angeblich gleichzeitig Licht zu den Ärmsten bringe und ein begehrtes Kunstobjekt sei.

Viele Menschen glauben, dass der globale Energieverbrauch schon viel zu hoch sei und uns dies letztlich in die (Klima-)Katastrophe führen wird. Wenn sie sich spontan ein ideales Afrika ausmalen, dann ist es ein Kontinent, wo Eingeborene mit deutscher Unterstützung in kleinen, solarifizierten Öko-Dörfern ein würdevolles einfaches Leben in Einklang mit der Natur führen, ohne dem Planeten Böses zu tun. Ein Leben, das die wohlmeinenden westlichen Off-Grid-Fans freiwillig jederzeit beginnen könnten, es aber nicht tun, woraus man schließen kann, dass es so erstrebenswert wohl nicht ist. Ein Leben, das aus westlicher Sicht offenbar gut genug für Afrikaner ist, mehr aber nicht. Doch diese Fiktion hat mit der Realität nichts zu tun.

Die Afrikaner als Energie-Hobbits

Die Menschen in Afrika sind entschlossen, den Weg einzuschlagen, der zu Wohlstand nach westlichem Vorbild führt. Immer mehr Afrikaner wohnen nicht abgelegen im Busch, sondern in Millionenstädten. Afrika zählt 46 davon, Europa lediglich 23. Und sie wissen, dass der wichtigste Schritt auf dem Weg in diese bessere Zukunft eine umfassende, verlässliche Elektrizitätsinfrastruktur ist, die dafür sorgt, dass jeder 24 Stunden am Tag seinen Strom aus der Steckdose bekommt. Die Partner, die ihnen beim Aufbau helfen, kommen aus Japan, China, Indien, Südkorea, Russland und Brasilien. Ganz selten aus Europa.

Die Liste der afrikanischen Kraftwerksprojekte ist lang: Algerien hat von 2011 bis 2013 seine Erzeugungskapazität um ein Drittel erhöht und will sie bis zum Jahr 2017 nochmal verdoppeln. Dazu baut das Land unter anderem sechs Gaskraftwerke. 99 Prozent der Bevölkerung haben bereits Zugang zum Stromnetz. 5 Ägypten will die Energieerzeugung bis 2020 auf rund 60 GW (Gigawatt) verdoppeln. Anfang des Jahres wurde u.a. vereinbart, gemeinsam mit Russland vier Atomreaktoren zu bauen 6, im Juni mit Siemens ein Vertrag über den Bau eines 4,4-GW-Gaskraftwerks geschlossen und im August die Entdeckung des großen Gasfelds Zohr vor der ägyptischen Mittelmeerküste bekannt gegeben. Dank des Gasfelds möchte das Land ab 2020 auf Importe verzichten. In Angola wurde die Kapazität seit Ende des Bürgerkriegs 2002 verdoppelt, aber noch immer haben nur 30 Prozent der Menschen einen Stromanschluss. In 10 Jahren sollen es doppelt so viele sein. 70 Prozent der Elektrizität kommen aus Wasserkraftwerken, 15 weitere sollen gebaut werden.

Das wichtigste ist der Laúca-Damm in der Provinz Kwanza Norte, eine Investition von gut vier Milliarden US-Dollar, die bereits im Jahr 2017 zwei Gigawatt Strom erzeugen soll. 8 Auch Uganda plant drei große Wasserkraftwerke mit insgesamt 1,4 Megawatt Kapazität. In Libyen hat sich die Erzeugung von 2000 bis 2010 verdoppelt. Vor Ausbruch des Bürgerkriegs und den westlichen Luftschlägen hatten auch auf dem Land 99 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Strom. In Mosambik wird gerade das erste Kohlekraftwerk des Landes gebaut, um die großen heimischen Kohlevorkommen nutzen zu können. Außerdem wurden in den letzten Jahren enorme Erdgaslagerstätten entdeckt. Bisher haben nur 20 Prozent der Menschen Zugang zu Elektrizität, die hauptsächlich vom in den 1970er-Jahren errichteten Cahora-Bassa-Staudamm stammt.

Ghana baut ein Atomkraftwerk mit russischer Hilfe

In Nigeria, dem Powerhouse und größten Erdölproduzenten Afrikas, ist die Stromversorgung extrem schlecht. Rund sechs Gigawatt müssen für eine Bevölkerung von 180 Millionen Menschen reichen. Im Jahr 2013 wurden die Kraftwerke des Landes privatisiert. Bis zum Jahr 2020 soll sich die Kapazität vervierfachen. Südafrika produziert mit einer installierten Kapazität von 26 GW mit Abstand den meisten Strom. Knapp 12 GW sollen in den nächsten Jahren hinzukommen. In Ghana hatten im Jahr 1990 nur 15 Prozent der Menschen einen Stromanschluss, in 2016 sollen es 93 Prozent sein. Im Juni vereinbarte das Land mit Russland eine Zusammenarbeit zum Bau eines Atomkraftwerks. Es will außerdem zum Zentrum der Ausbildung im Bereich der Nukleartechnik in Afrika werden.

Äthiopien ist dabei, die Stromerzeugung massiv auszubauen, um als regionaler Versorger auch Sudan und Kenia zu beliefern. Das Wasserkraftpotenzial des Landes wird auf 46 GW beziffert. Allein der Grand-Renaissance-Damm soll 6 GW liefern, die fünf Staustufen des Flusses Omo, Gilgel Gibe 1–5, rund 4,6 GW. Aber auch Kenia hat ambitionierte Ausbauziele und will unter anderem bis zum Jahr 2020 das erste Atomkraftwerk fertigstellen. Das weltweit weitaus größte Projekt ist der Grand-Inga-Damm im Kongo, der eine Leistung von 40 GW haben soll, mehr als alle heute existierenden afrikanischen Wasserkraftwerke zusammen.

Ehrgeizige Ausbaupläne bei Solar und Wind sind eher selten. Eine Ausnahme bildet Marokko. Das Land will den Anteil von weniger als vier Prozent im Jahr 2011 auf 42 Prozent im Jahr 2020 steigern. Dass die meisten Länder freiwillig kaum auf Wind und Sonne setzen, ist verständlich. Die Kosten sind selbst für den sonnenverwöhnten Kontinent zu hoch. Nach einer Schätzung des Center for Global Development kann mit Investitionen von zehn Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien eine Elektrizitätsversorgung für 30 Millionen Menschen aufgebaut werden. Der gleiche Betrag in Gaskraftwerke investiert würde jedoch 90 Millionen Menschen Zugang zu Elektrizität ermöglichen.

Gas versorgt dreimal soviel Menschen wie Solar und Wind – fürs gleiche Geld

Die Liste lässt sich fortsetzen. Das Potenzial für die Stromerzeugung ist sowohl im fossilen Bereich mit vielen nicht erschlossenen Gas-, Öl- und Kohlevorkommen als auch bei den Erneuerbaren, allem voran der Wasserkraft, riesig. Einer Studie von McKinsey zufolge verfügt Afrika südlich der Sahara (ohne Biomasse, Solar- und Nuklearenergie) über ein Erzeugungspotenzial von 1200 GW.16 Es gibt also viel Luft nach oben. Um ganz Afrika auf das Niveau von Südafrika zu bringen, wären ungefähr 1000 Gigawatt Kraftwerkskapazität notwendig, also etwa 1000 mittelgroße Kraftwerke. Wenn sich Investoren finden, kann Afrika die Stromversorgung zügig massiv ausbauen. Dass das machbar ist, haben wir in vielen Ländern gesehen. Im Jahr 1970 hatten nur rund 300 Millionen Chinesen Zugang zu elektrischer Energie, heute sind es eine Milliarde mehr. In Thailand hatten im Jahr 1980 nur rund 25 Prozent der Menschen Zugang, zehn Jahre später waren es schon über 90 Prozent und kurz vor der Jahrtausendwende 100 Prozent. In Südafrika waren es im Jahr 1990 noch weniger als 40 Prozent, heute sind es rund doppelt so viele.

Dass sich solche Investitionen lohnen, steht ebenfalls außer Frage. Mit der Stromversorgung erhöht sich die Produktivität der Menschen enorm. Abnehmer gibt es auch heute schon genug. Denn die sehr schlecht ausgebauten Energiesysteme bedeuten nicht notwendig, dass die Menschen keinen Strom benutzen. Schließlich kann praktisch kein Unternehmen ohne auskommen. Es bedeutet oft, dass sie sehr teuren Strom nutzen, da sie ihn notgedrungen mit Dieselaggregaten zum vielfachen Preis selbst produzieren. In Kenia besitzen 57 Prozent aller Betriebe solche Generatoren, in Tansania 42 Prozent und in Äthiopien 41 Prozent.

Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) müssten rund 300 Milliarden US-Dollar investiert werden, um den allgemeinen Zugang zu Elektrizität in Afrika bis zum Jahr 2030 aufzubauen. McKinsey beziffert die notwendigen Investitionen bis 2040 für eine Vervierfachung der Stromerzeugung in Subsahara-Afrika auf 490 Milliarden US-Dollar. Das ist deutlich weniger Geld als Deutschland für die Ökostromumlage ausgibt. Der Nutzen wäre aber unvergleichlich viel größer.

Nicht nur deutsche Start-ups, auch die US-Regierung und andere westliche Organisationen fokussieren immer mehr auf kleine Projekte. Mitte des Jahres 2013 hat Präsident Obama die „Power Africa Initiative“ ins Leben gerufen. Im Juni 2014 startete die „Beyond the Grid“-Subinitiative, die auf kleinteilige Lösungen ohne Netzanbindung setzt. Allein die Bebilderung des Jahresberichts 2015 der „Power Africa“-Initiative spricht Bände. 18 Auf dem Titel sitzen einige Schwarze im Schein des Bildschirms eines alten Laptops in einer dunklen Hütte. Im Innenteil sind fünf Bilder von Solarpanels, fünf Fotos von glücklichen Menschen mit spärlicher Beleuchtung bei Nacht und viermal Menschen bei Bau- oder Montagearbeiten. Aber kein einziges Kraftwerk.

Glückliche Schwarze im Schein einer Solarlampe als neokolonialer Entwicklungstraum

„Beyond the Grid“ hört sich sehr fortschrittlich an. Auch hierzulande schwärmen Menschen davon, dass in Zukunft jeder seinen Strom selbst erzeugen kann und das alte System der großen Kraftwerke und Energienetze überwunden wird. Solche romantischen Ideen sind aber grundfalsch. Wenn man eine effiziente und verlässliche Energieversorgung möchte, gilt nach wie vor: Grid is King. Auch Afrika braucht große Kraftwerke und ein Stromnetz, das alle erreicht.

Wie soll die Bevölkerung auf dem Land versorgt werden? Größtenteils wahrscheinlich so, wie es auch bei uns geschehen ist: Indem die Menschen in die Städte oder Ballungsräume ziehen und dort ans Netz angeschlossen werden. Die Urbanisierung ist real und positiv. Nicht die Versorgung entlegener Dörfer, sondern die der großen Millionenstädte ist die Herausforderung. Dies gelingt am besten durch eine Energieerzeugung mit großen Kraftwerken, die in den Zentren großen Verbrauchs ein stabiles Netz versorgen.

Wer in kleinen Dörfern fernab der Städte bleibt, muss mit kleinen, teureren Lösungen leben, hat aber heute technisch mehr Möglichkeiten als früher. Robuste und leistungsfähige Off-Grid-Systeme sehen anders aus als die Solarkioske und Little-Suns. Off-Grid heißt zunächst, dass man nicht an ein überregionales Netz angeschlossen ist. Das Ziel muss aber dennoch sein, in seinem Zuhause Strom aus der Steckdose zu bekommen. Dies geschieht heute vor allem mit ineffizienten und sehr teuren Dieselgeneratoren. Die kann man mit Wind oder Solaranlagen sinnvoll ergänzen zu Hybridanlagen, die dann eine kleinere Zahl von Haushalten verlässlich versorgen. In vielen afrikanischen Ländern gibt es entsprechende Off-Grid-Entwicklungspläne. Für größere Kommunen kommen auch kleine Gaskraftwerke in Frage oder Mini-Kernreaktoren, die als kompakte, hermetisch abgeschlossene Einheiten geliefert werden, 30 Jahre kontinuierlich und wartungsfrei Strom produzieren, ohne dafür neuen Brennstoff zu benötigen, und dann wieder abtransportiert und rezykliert werden können.

Menschen leiden täglich unter Energiearmut – der Klimawandel spielt keine große Rolle

Klimaschutz ist heute das große globale Ziel, um das sich aus westlicher Sicht alles dreht. Eine weltweite verlässliche Energieversorgung für alle Menschen ist ein anderes. Welches ist wichtiger? Wir sollten wenigstens damit beginnen, ernsthaft darüber nachzudenken. Schon heute leiden angeblich Milliarden Menschen unter den Folgen des Klimawandels, hören wir immer wieder: Stürme, Hitze und andere Wetterextreme. Die Belege dafür sind von zweifelhafter Qualität. Eine andere Aussage lautet: Noch heute leiden vier Milliarden Menschen tagtäglich unter den Folgen unzureichender Energieversorgung. Diese Tatsache ist vollkommen unzweifelhaft und das Leiden ein vielfältiges. Energiearmut führt unmittelbar zu unzureichender Wohnqualität, Ernährung, Gesundheit, Bildung, Mobilität. Sie führt auch zu einer gering ausgeprägten Fähigkeit, sich vor Naturkatastrophen und Wetterextremen zu schützen. Und letztlich auch zu weniger Naturschutz. Wo achtmal so viel Land gebraucht wird, um die gleiche Menge Getreide zu erzeugen, und statt fossiler Energieträger Holz verheizt wird, braucht man sich über die Abholzung von Wäldern und den Rückgang der Artenvielfalt nicht zu wundern.

Ohne Frage sollten wir große Anstrengungen unternehmen, unsere Energieversorgung effizienter und umweltverträglicher zu gestalten. Wir dürfen aber das primäre Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, die globale Energieversorgung massiv auszuweiten. Aus welchen Quellen kann der große Nachholbedarf Afrikas gedeckt werden? Der Anteil an Erneuerbaren am Primärenergieverbrauch beträgt heute in Afrika etwa 50 Prozent und wird hauptsächlich durch Brennholz gedeckt, in Asien (Nicht-OECD-Länder) und Südamerika sind es 30, in der EU und Deutschland etwa zehn und in den USA fünf Prozent. Die Richtung, die Afrika gehen muss, ist klar: weg von den alten Erneuerbaren, hin zu fossiler und Nuklearenergie und teilweise zu den neuen Erneuerbaren. Afrika hat größere Gasvorkommen als die USA, fördert aber nur ein Viertel so viel, wovon das meiste exportiert wird. Gas wird daher in den nächsten Jahrzehnten die dominante Rolle spielen. Nach den McKinsey-Prognosen wächst die Erzeugung aus Gas von 28 TWh (Terawattstunden) im Jahr 2010 auf 710 TWh in 2040, Kohle würde von 225 auf 371 ansteigen, Wasser von 92 auf 256, Solar von Null auf 127, wobei das Wachstum vor allem nach dem Jahr 2030 zu erwarten sei, wenn die Solarzellen  effizient genug geworden sein soll.

Beim Klimaschutz muss man der Realität ins Auge blicken. Die Vorstellung diverser Öko-Visionäre, zugunsten des Klimaschutzes den weltweiten Energieverbrauch auf dem heutigen Niveau zu halten oder gar zu senken, ist absurd und beinhaltet die klammheimliche Hoffnung, dass Afrika arm und unterentwickelt bleibt. Um bis zum Jahr 2035 die Energieverfügbarkeit pro Kopf weltweit auf das Niveau von Bulgarien zu bringen, wäre ein Anstieg um 88 Prozent nötig. Das hieße aber auch, dass wir in Deutschland auf bulgarisches Niveau absinken. Das fänden die meisten sicher nicht lustig. Um auf deutsches Niveau zu kommen, sind 200 Prozent Steigerung notwendig. Das ist noch weit entfernt vom US-Niveau (460 Prozent Zuwachs), aber doch recht ambitioniert. 20 Global gesehen müssen wir also verdoppeln oder verdreifachen. Ein nur moderater Anstieg wäre ein katastrophales Versagen. Unser Ziel kann es nicht sein, die Welt dadurch zu retten, dass ein Großteil der Menschen arm bleibt. Energiearmut kann nicht der Preis für Klimaschutz sein. Andere Lösungen sind erforderlich und werden durch den weiteren technischen Fortschritt auch zu finden sein.

Eine energiearme Welt ist auch eine kulturell arme Welt

Ein wichtiger Schritt für Afrika ist die Entwicklung einer modernen Landwirtschaft. Dazu gehören Traktoren, Erntemaschinen, Dünger, Bewässerung, Kühlhäuser, die erhebliche Mengen an Energie benötigen. Wie bei uns vor 50–100 Jahren werden sie zu einer elementaren Befreiung der Menschen führen und enorme neue Möglichkeiten eröffnen. Männer, Frauen und Kinder können sich, statt auf dem Feld zu ackern, der Bildung und der Entfaltung ihrer kreativen Möglichkeiten in privaten und geschäftlichen Aktivitäten aller Art widmen. Sie können der Gesellschaft, nicht anders als bei uns, als Industriearbeiter, Handwerker, Ärzte, Wissenschaftler, Ingenieure, Lehrer, Programmierer, Filmproduzenten, Künstler und so weiter zu Reichtum verhelfen, von dem alle profitieren. Ohne umfassende und schnell wachsende Energieversorgung können sie all das nur in weitaus geringerem Maße. Eine energiearme Welt ist auch eine kulturell arme Welt.

Wir brauchen im Energiesektor Innovation. Die findet vor allem dort statt, wo im großen Stil neue Energieerzeugungskapazität aufgebaut wird. Es ist also die Mission der Entwicklungs- und Schwellenländer, die Energiesysteme der Zukunft zu entwickeln, zu erproben und in großem Maßstab zu implementieren. China hat nicht nur die Führung in der Solarenergie übernommen, es ist auch das Land, in dem saubere Kohlekraftwerke und neue Typen von Kernreaktoren entwickelt werden, die die bei uns genutzte, ein halbes Jahrhundert alte Technologie in Hinblick auf Sicherheit und Effizienz weit übertreffen können.

Die vornehmste Aufgabe der entwickelten Länder ist es, Technologien und Know-how zur Verfügung zu stellen und in Projekte zum Aufbau einer effizienten Energieversorgung sowie einer modernen Landwirtschaft und Gesundheitsversorgung zu investieren. Der Rest wird sich auch in Afrika von allein entwickeln. Natürlich nicht ohne Fehler, Irrwege und Ungerechtigkeiten, aber letztlich zum Vorteil und zum Wohle von Hunderten von Millionen von Menschen. Menschen, die so leben wollen wie wir und denen niemand das Recht dazu absprechen kann.

Afrika ist im Aufbruch. In Afrika finden sich 9 der 15 wachstumsstärksten Nationen der Welt. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg ist der schnelle, massive Ausbau der Energieversorgung mit all seinen positiven Auswirkungen, allen voran die, Hunderten von Millionen von Menschen die Chance zu geben, in produktiven Tätigkeiten ihr kreatives Potenzial zu entfalten.Was gut genug für Afrika ist, sollten wir daran messen, was gut genug für uns ist. Und gut genug für uns ist ohne Zweifel nur eine 100-prozentige Verfügbarkeit von Strom in beliebigen Mengen 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr.

Thilo Spahl ist Ressortleiter Wissenschaft bei NovoArgumente wo dieser Beitrag zuerst erschien erschien (hier). Dort finden Sie auch eine umfangreiche Linkliste mit Quellenangaben und weiterreichenden Informationen.