Strom ist nicht gleich Strom – Eine neue Buchbesprechung
Zu den Autoren:
– Fred. F. Müller ist ein Journalist, der heiße Eisen nicht fürchtet; siehe z. B. seine Artikel auf dem Blog "Science-Skeptical", wo er sich nicht scheut mit gut recherchierten und fundierten Texten gegen die Mainstream-Journaille anzuschreiben.
– Der Diplom-Ingenieur Michael Limburg ist Vizepräsident des "Europäisches Institut für Klima und Energie – EIKE ". Auch EIKE – und somit ebenso Michael Limburg – setzen seit Jahren ihr "Votum" gegen die einseitige Berichterstattung der Mainstream-Journaille in Sachen sog. "Energiewende".
– Beide Autoren bevorzugen es selber zu denken, beide fügen sich nicht einfach den politisch gewünschten Vorgaben bei der Berichterstattung in Sachen "Energiewende".
Das "Erneuerbare-Energien-Gesetz – EEG" sieht vor, dass in Deutschland bis zum Jahre 2050 die Stromversorgung zu 80% aus den sog. "erneuerbaren Energien" erfolgen soll. Die beiden Autoren argumentieren in diesem Buch gegen diese sog. "Energiewende". Sie legen dar, dass es unmöglich ist, eine sichere und nachhaltige Stromversorgung auf Basis der sog. "erneuerbaren Energien" (EEG-Anlagen) zu gewährleisten.
Limburg und Müller zeigen auf, dass der Energiebedarf einer Industrienation und modernen Zivilisation wie Deutschland immens ist. Dabei erklären die beiden Autoren, ohne in fach-chinesisch abzudriften, dem technisch-naturwissenschaftlichen Laien einfach und verständlich, wie ein verlässliches Stromversorgungssystem in einem hochtechnisierten Industriestandort wie Deutschland, in welchem ‚Arbeit und Brot‘ von einer sicheren und bezahlbaren Stromversorgung abhängig sind, ausschauen sollte.
Es wird deutlich;
– dass Versorgungssicherheit und stabile Stromnetze zusammen gehören;
– dass die Stromeinspeisung in die Netze sich an der Netzstabilität auszurichten hat;
– dass sprunghafte Schwankungen bei der Stromeinspeisung die Netze stressen und instabil machen;
– dass instabile und gestresste Netze die Gefahr eines vermeidbaren, großflächigen Schwarzfalls (Blackout) erhöhen.
Daraus folgt, dass stabile Netze einer belastbaren Datenbasis zur vernünftigen Planung bedürfen; d. h. die Stromeinspeisung und die Fahrweise des Kraftwerksparks sind belastbar längerfristig zu planen, kurzfristig zu prognostizieren und sollten Puffer enthalten, um schnell auf unverhoffte aktuelle Gegebenheiten reagieren zu können.
Konsequent zeigen Limburg und Müller, dass alle diese Anforderungen an ein sicheres Stromversorgungssystem durch die sog. "EEG-Anlagen" keineswegs zu gewährleisten sind. Anlagen, die aus Wind- oder Sonnenenergie den Strom erzeugen sind abhängig von dem, was die Natur momentan rein zufällig preisgibt. "EEG-Anlagen" sind also vergleichbar den Jägern und Sammlern der Steinzeit, auch diese konnten nur das verbrauchen, was die Natur gerade anbot – mehr ging nicht und mehr geht auch bei den "EEG-Anlagen" nicht!
Folgerichtig ist die Netzstabilität nicht belastbar planbar und prognostizierbar, denn,
– wenn relativ viel an Strom benötigt wird, scheint unter Umständen die Sonne nicht und es ist windstill, mit der Folge, dass jene "EEG-Anlagen" keinen Strom einspeisen;
– oder wenn ziemlich wenig Strombedarf ansteht, dann speisen jene "EEG-Anlagen", wegen guten Windverhältnissen und herrlichem Sonnenschein, Unmengen an nicht benötigtem Strom ins Netz ein.
Beide Situationen sind der Netzstabilität keineswegs dienlich, sondern erhöhen die Gefahren von großflächigen Stromausfällen. Und solche Gefahren sind mit Blick auf die Versorgung von Krankenhäusern, Verkehrssignalanlagen etc. sicherlich nicht mit einem einfachen "na und, und wenn schon" vom Tisch zu fegen – ein Blackout kann und wird viele – ohne EEG-Stress vermeidbare – Todesopfer zeitigen.
Kann diesen Gefahren und Problemen mit Stromspeichern, die überflüssigen Strom sozusagen lagern und bei Bedarf ins Netz einspeisen, abgeholfen werden?
Die Antwort der beiden Autoren ist ein eindeutiges "Nein", Stromspeicher, die man für solche Zwecke benötigen würde, müssten Speicher mit einer enormen Kapazität sein.
Manche Laien wenden hier oftmals ein, dass es doch z. B. Batterien für die Taschenlampe gibt; weshalb sollten also Batterien in Form von großen Stromspeichern nicht machbar und möglich sein?
Derartige Speicher gibt es derzeit nicht und wird es in absehbarer Zukunft auch nicht geben können; aus technischen und wirtschaftlichen Gründen sind Stromspeicher für solche Riesenstrommengen, die zwingend anfallen werden, nicht realisierbar.
Auch den ganzen Versuchen mit dem sog. Windgas (Power to Gas) räumen die beiden Autoren kaum Chancen einer vernünftigen technisch-wirtschaftlichen Umsetzung für die großräumige Praxis ein.
Die Lektüre dieses Buches führt zwangsläufig und logisch zu dem Urteil, dass der Versuch die gesetzlichen Vorgaben des EEG-Gesetzes umzusetzen an Traumtänzerei grenzt. Und nicht nur das, die Realisierung der EEG-Träume bedeutet;
– dass die verantwortlichen deutschen Politiker freiwillig den sog. "Morgenthau-Plan" umsetzen wollen. Der sog. "Morgenthau-Plan" war ein Memorandum, welches gegen Ende des II. Weltkriegs der amerikanische Finanzminister Henry Morgenthau entworfen hatte, um das besiegte Deutschland zu deindustrialisieren. Die Pläne der deutschen "Energiewende-Politiker" können ohne große Umstände als eine moderne Variante des "Morgenthau-Plans" zur Deindustriealisierung Deutschlands interpretiert werden. Jene "Energiewende-Politiker" handeln folglich absolut unverantwortlich und vorsätzlich zum Schaden des allgemeinen Wohls;
– außerdem widersprechen die Mittel und Instrumente, mit welchen das EEG realisiert werden soll, den Gesetzen der Natur- und Ingenieurwissenschaften. Also ist dies eine Politik, die – wie mir dies ein Wiener Physik-Professor im persönlichen Gespräch im Jahre 2010 sagte – einem Verrat an den Naturwissenschaften gleichkommt; und jener Professor setzte hinzu, dass es für ihn kaum zu fassen ist, dass die "Kanzlerin der sog. Energiewende" eine promovierte Physikerin ist.
Ein wesentlicher Punkt spezifisch deutscher Befindlichkeiten sollte beim Lesen des Buches klar vor Augen stehen: Seit sehr vielen Jahrzehnten wird in Deutschland fälschlicherweise – pressewirksam und meinungsbildend – verbreitet, dass ein grundsätzlicher Gegensatz zwischen ‚Ökonomie und Ökologie‘ besteht. Die Verbreiter dieser ‚ökologistischen Ideologie‘ haben es geschafft, dies zeigen regelmäßig die Umfragen der Meinungsforscher in Deutschland, dass wohl eine Mehrheit der Deutschen diesen falschen ideologischen Vorgaben zuneigt; ja mehr noch, dass die ‚ökologistische Ideologie‘ inzwischen fast so etwas wie den Rang einer zivilen Ersatzreligion eingenommen hat.
Schon 1641 war auf einem Londoner Flugblatt zu lesen: "Die Welt wird von Meinungen regiert und beherrscht". Und das Instrumentarium der Meinungsbildung beherrschten die ‚Ökologisten‘ in den letzten Jahrzehnten famos. Sie haben diesen Staat ‚grün angemalt‘, wie z. B. die weit verbreitete, aber fälschliche Ansicht vom Gegensatz zwischen ‚Ökonomie und Ökologie‘ und die sog. Energiewende zeigen.
Nichtsdestotrotz, Ökologie und Ökonomie sind keineswegs Gegensätze, sondern haben letztendlich ein gemeinsames Ziel: «Den rationellen und sparsamen Umgang mit sämtlichen vorhandenen Ressourcen». Nicht zufällig ist das alt-griechische Wort für Haus die gemeinsame Wurzel von Ökonomie (oikonomia für alt-griechisch "Verwaltung eines Hauses", von oikos = "Haus, Haushalt" plus nemein = "verwalten" bzw. nomia = "Gesetz") und Ökologie (von alt-griechisch oikos = "Haus, Haushalt" plus logos = "Lehre", also "Lehre vom Haushalt"). Diesen eigentlichen und ursprünglichen Sinn von ‚Ökonomie und Ökologie‘ haben die ‚Ökologisten‘ mit Hilfe einer willfährigen Journaille in der ‚veröffentlichten und öffentlichen Meinung‘ total verdreht, so dass ganze Kohorten verantwortungsloser Politiker der ‚ökologistischen Ersatzreligion‘ hinterherhecheln. Vielleicht reagieren jene Politiker aus Angst heraus in dieser Art und Weise, da sie befürchten, dass sie bei der nächsten Wahl den Platz am Futtertrog verlieren, falls sie nicht ‚grün angemalt‘ sind?
Es stellt sich bei der Lektüre des Buches auch die Frage nach der Rolle der Gewerkschaften, der Rolle der angeblichen Arbeiterpartei SPD und der Rolle der großen Energieversorgungskonzerne. Wie agieren die Genannten? Wen vertreten sie? Wirklich ihre angebliche Klientel? Und vor allem, warum sind die genannten Kreise in den letzten Jahrzehnten kaum, bzw. so gut wie gar nicht meinungsbildend im Dienste ihrer eigentlichen Klientel aufgefallen?
SPD und Gewerkschaften verfügen über einen der großen Medienkonzerne in Deutschland – und in einem Medienunternehmen bestimmen die Eigentümer die Unternehmenspolitik; d. h. der Herausgeber bzw. der Eigentümer einer Zeitung hat die Regie über die Themen seiner Zeitung. Von daher hätten SPD und Gewerkschaften, die doch scheinbar die Interessen der Arbeitnehmer – ihrer vorgeblichen Klientel – vertreten, den ‚ökologistischen Ideologen‘ seit Jahrzehnten meinungsbildend Paroli bieten können – warum unterblieb dies?
Der derzeitige SPD-Chef Sigmar Gabriel ist als Bundesminister für Wirtschaft- und Umwelt einer der Verfechter der sog. Energiewende. Er dient nicht seiner eigentlichen Klientel, sondern dient sich der ‚veröffentlichten Meinung‘ der Ökologisten an. Weshalb? Vielleicht, weil es für Gabriel, dem einstigen ‚Popularbeauftragten der SPD‘, üblich ist, die vorgeblich populäre Meinung zur eigenen Meinung zu machen?
In der Gewerkschaft ver.di ist die Arbeitnehmerschaft der Kraftwerke, also der Stromversorger organisiert. Frank Bsirske ist der Vorsitzende dieser Gewerkschaft; gleichzeitig ist Frank Bsirske ein Mitglied der ‚ökologistischen Partei‘. Welche Interessen vertritt Frank Bsirske? Die seiner Klientel, also der Gewerkschaftsmitglieder, von deren Beiträgen er ganz gut leben kann? Oder vertritt Bsirske im Zweifelsfall doch eher die Politik seiner ‚ökologistischen Partei‘?
Michael Vassiliadis ist Vorsitzender der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Demzufolge gehören zur originären Klientel von Vassiliadis die Arbeitnehmer, welche die Kraftwerke mit dem benötigten Rohstoff versorgen und auch die Arbeitnehmer, die in energieintensiven Branchen beschäftigt sind. Die Lebensgefährtin von Michael Vassiliadis ist Yasmin Fahimi, diese war bis in den Dezember 2015 hinein die Generalsekretärin der SPD gewesen und ist seit Januar 2016 Staatssekretärin im Arbeitsministerium. Als Generalsekretärin verfocht Fahimi die Politik der sog. Energiewende. Logisch stellt sich hier doch die Frage, für welche Politik steht Michael Vassiliadis? Ist er Vertreter der Interessen seiner Klientel, also der Gewerkschaftsmitglieder? Oder spinnt er geschickt getarnt vielleicht doch die Politik seiner Lebensgefährtin?
Die großen Energieversorger fallen als meinungsbildende Akteure völlig aus. Vielmehr scheint es so, als ob diese Energieversorger sehr duldsam sind; duldsam z. B. als Prügelknaben der Politiker und der Mainstream-Journaille. Vertreter jener Energieversorger sitzen zwar in vielen Gremien, welche die Politikverantwortlichen technisch, natur- und ingenieurwissenschaftlich beraten, doch wissenschaftlich fundierte Beratung dient nicht der öffentlichen Meinungsbildung. Außerdem sind die Energieversorgungsbetriebe politisch durchsetzt – fast hätte ich geschrieben durchseucht -, und zwar von Kommunal-, Landes- und auch Bundespolitikern. Ja, sogar ausgediente, ehemalige Alt-Vordere der ‚ökologistischen Partei‘ standen und stehen in Diensten der Energieversorger. Von daher braucht man sich wohl über das knechtische Dulden der großen Energieversorger nicht zu wundern – oder?
Solche Fragen, wie die gerade aufgeworfenen, kann ich natürlich nicht beantworten – nichtsdestotrotz, die Fragen stehen zwangsläufig bei der Lektüre dieses Buches im Raum.
Dem Buch selbst gebe ich eine klare Leseempfehlung; denn Limburg und Müller unternehmen damit den Versuch meinungsbildend zu wirken. Etwas, was mit Blick auf die Verherrlichung der ‚ökologistischen Ideologie‘ in der ‚veröffentlichten Meinung‘ der Mainstream-Journaille recht schwierig ist. Es bleibt zu hoffen, dass viele Leute das Buch lesen werden, um dadurch zum Selberdenken zu finden und als meinungsbildende Multiplikatoren ihre Wirkung entfalten werden.
Über den Autor,
Hubert Milz (Jahrgang 1956) ist Diplom-Betriebswirt (FH-Aachen) und Diplom-Ökonom in der volkswirtschaftlichen Ausrichtung (Fernuniversität Hagen). Hubert Milz ist Mitglied der "Friedrich-August-von-Hayek-Gesellschaft und er war 35 Jahre in der Energiewirtschaft tätig.
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