Praktische Energiewende: Wahlsonntag, Erdkabel und Blackout
Wo ist der Zusammenhang? Um 17.00 Uhr (am Wahlsonntag) begann ich mich auf die um 18.00 Uhr zu erwartende Prognose der drei Landtagswahlen vorzubereiten. Um 17.19 Uhr schickte mir meine Alarmanlage (am Wohnhaus) eine SMS mit dem Text "AC-Power-Failure". Alles schien aber noch zu funktionieren. Aber halt, in der Küche war kein Strom mehr (da hängt auch die Alarmanlage drauf).
Der Schaltautomat für diesen Strang war "on". Schnell stellte ich fest, dass diese Phase schon am Übergabepunkt fehlte. Da kam auch schon eine Nachbarin – eine sehr alte Dame – aufgeregt, bei ihr ginge nichts mehr, auch kein Telefon. Ihr konnte ich mit einem Verlängerungskabel für Telefon und Fernseher an eine andere Steckdose (auf einer andere Phase) schnell helfen.
Der Notdienst der Gütersloher Netzgesellschaft teilte mir mit, der Fall sei schon von meinem Nachbarn gemeldet worden. Es würde etwas dauern, aber der Strom würde in der Nacht wieder kommen.
Nun gut – es ging ja fast alles, und so habe ich auf die Inbetriebnahme meines Notstrom-Aggregates verzichtet und mich bis ca. 19.00 Uhr Prognose und Hochrechnungen gewidmet. Da stand plötzlich der Notdienst an der Tür und teilte mit, man müsse nun alle drei Phasen trennen. Nach kurzen Gezetere habe ich alles runter gefahren, nachdem ich genügend Kerzen und Powerpack-Lampen bereit gelegt hatte. Mit dem Wahltag war es nun vorbei, inzwischen waren schon mehr als 5 Netz-Service-Wagen da, aber in fast allen Häusern war noch Licht. Das trieb mich auf die Straße, denn ich hatte verstanden, dass man erst mit der Fehlersuche beginnen kann, wenn alles vom Netz – also knapp 20 Häuser dunkel sind. Dort stellte ich fest, das inzwischen auch die Polizei da war. Grund: Ein Hausbesitzer wollte die Service-Teams nicht auf sein Grundstück lassen – kostbare Zeit verging. Inzwischen war es 21.00 Uhr. Alle Koppelstellen (Muffen) des ca. 300 m langen Erdkabels waren inzwischen mit roten Marken auf den Strassen versehen. Der Bagger stand in Wartestellung. Um ca. 21.30 Uhr zeigten die Messgeräte einen Bereich entfernt von einer Muffe und ca. 50 m von meinem Wohnhaus als mögliche Störstelle an. Aber nachdem die Baggereinsatzentscheidung noch unklar war, da undefinierte Fehlermeldung, beschloß ich, aus der Kälte ins Haus bzw. ins Bett zu gehen, denn inzwischen war seit drei Stunden die Heizung aus.
Ca. um 1.00 Uhr morgens hörte ich dann endlich Baggerlärm und war zumindest etwas beruhigt.
Um 5.43 Uhr wurde ich durch die Wiedereinschaltung geweckt.
Man hatte ca. 10 m Kabelstrecke aufgebuddelt und dann ein Stück von 1m Länge ausgetauscht. Das Erdkabel liegt seit knapp 30 Jahren. Diese gut 12 Stunden ohne Strom waren für alle Bewohner unserer Straße ein unglaubliches Erlebnis mit teilweise weitreichenden Konsequenzen. Offensichtlich waren auch die Serviceteams von der Komplexität der Fehlersuche überrascht (wenn ein Mast umfällt oder eine Überlandleitung reisst, sieht man das sofort.)
Betroffen waren weniger als 20Häuser und keine Versorgungspunkt für Telefon oder Gas. Mir wurde die Problematik der Erdverkabelung in eigener Erfahrung deutlich.
Und jetzt wollen wir uns von dieser Technik auch im "Großen" abhängig machen? Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass diese Höchstspannungstechnik viel mehr eingebaute Kontroll- und Sicherheitsmechanismen enthält. Aber es gibt auch auch ganz andere Risiko-Dimension bei vielen 100-tausend Volt. Und denken wir nur an Erdabsenkungen, Erdbeben oder andere seismische Effekte.