Ein Kämpfer gegen Dogmatismus
Bild rechts: Autor Matt Ridley
Diese Ansicht ärgert einige Skeptiker, die glauben, dass die gesamte Klimaänderung natürlichen Ursprungs oder imaginär ist. Noch deutlich mehr ärgern sich aber öffentlich bezahlte Wissenschaftler und Politiker, die darauf bestehen, dass der Klimawandel ein großes Risiko ist. Meine Position in der Mitte wird nicht als falsch betrachtet, wohl aber als schändlich und beschämend an der Grenze zu skandalös. Ich bin Opfer massenhafter Online-Angriffe wegen dieser Ansichten, und nur sehr wenige davon kommen von Skeptikern.
Man hat mich sogar aus der engeren Wahl von Bewerbern für eine unbezahlte Tätigkeit in einem öffentlichen Bereich herausgehalten, der nichts mit Klima zu tun hat – wegen dieser Ansichten, oder was sich der Personalmensch dazu gedacht hat. In der Klimadebatte ist Gehorsam gegenüber der Klima-Angsterzeugung etwa genauso obligatorisch für eine öffentliche Tätigkeit wie es im 17. Jahrhundert in England für einen Protestanten war.
Wohlmeinende Freunde schicken mir fast wöchentlich ganze Blogbeiträge mit nichts weiter darin als der Analyse meiner intellektuellen und persönlichen Schwachpunkte, immer in Beziehung zu meinen Ansichten über Klima. Das Schreiben über den Klimawandel macht nur einen kleinen Teil meines Lebens aus, aber einigem des Zeugs nach zu urteilen, das über mich geschrieben wird, ist es ein großer Teil des Lebens von einigen der besessenen Klima-Kommentatoren. Es ist alles etwas seltsam. Warum wird diese Debatte so zänkisch geführt?
Anstatt meine Argumente anzugreifen, mögen es Kritiker, meine Motive anzugreifen. Man hat mir vorgeworfen zu „wünschen“, dass der Klimawandel mild bleibt, weil ich freie Märkte unterstütze oder weil ich ein Einkommen direkt von den Betreibern der Kohleminen in Northumberland bekomme. Zwei Tagebau-Kohleminen (die mir nicht gehören), die ohne Subventionen betrieben werden, buddeln tatsächlich auf einem Teil meines Landes nach Kohle. Sie zahlen mir dafür eine Abgabe. Das habe ich wiederholt in Reden, Büchern und Artikeln erklärt.
Ich glaube fest, dass Kohle, Öl und Gas bisher etwas Gutes waren, weil sie uns eine Alternative boten zum Abholzen von Wäldern, weil sie Dünger lieferten zur Ernährung der Welt, weil sie den Bedürftigen der Welt bezahlbare Energie lieferten, und so weiter. Aber anstatt die moderne Kohleindustrie zu verteidigen, schreibe und spreche ich extensiv zugunsten von Gas, der größten wettbewerbsmäßigen Bedrohung des Anteil der Kohle am Strommarkt. Falls wir die Kohle loswerden könnten ohne zu viele Nachteile, würde ich nichts dagegen haben.
Nebenbei, möglicherweise könnte ich mit Erneuerbarer Energie noch viel mehr Geld verdienen. Als Landbesitzer bin ich erstaunt über die Großzügigkeit der Angebote, die ich in Gestalt von Subventionen für grüne Energie erhalten würde. Windfarmbetreiber in dunklen Anzügen werfen mit Aussichten auf tausende Pfund pro Windturbine auf meinem Land um sich – und sie wollen zehn oder zwanzig Turbinen errichten. Kürzlich hat mir ein Hersteller von Solarpaneelen geschrieben, der mir innerhalb der nächsten 25 Jahre über eine Million Pfund anbot, falls ich nur gestatten würde, dass einige bestimmte Felder mit Solarpaneelen überzogen werden könnten. Viele große Landhäuser haben subventionierte, auf Holz basierende Heizungen installiert, bis hin zu einem Punkt, an dem man hören kann, wie ihre Canalettos [?] knacken. Ich spreche mich gegen derartige Subventionen aus, also nehme ich sie nicht.
Ich war nicht immer ein Zurückhaltender. Als ich zum ersten Mal vor 26 Jahren über die Bedrohung durch die globale Erwärmung geschrieben habe, nämlich als Herausgeber des Economist, dachte ich noch, dass es sich um eine echte gefährliche Bedrohung handelte. Wie beispielsweise Margaret Thatcher akzeptierte ich die zu jener Zeit ausgegebenen Prognosen, dass wir eine Erwärmung um ein Drittel oder ein halbes Grad pro Jahrzehnt erleben werden, vielleicht noch mehr, und dass dies verheerende Konsequenzen haben würde.
Allerdings habe ich meine Meinung immer mehr geändert. Das Versagen der Atmosphäre, sich auch nur annähernd so stark und rasch zu erwärmen wie vorhergesagt, war dafür ein wesentlicher Grund: Es gab weniger als ein halbes Grad Erwärmung innerhalb von vier Jahrzehnten – und diese hat sich verlangsamt, nicht beschleunigt. Eine Zunahme von Malaria, Flüchtlingen, Hitzewellen, Stürmen Dürren und Überschwemmungen sind nicht einmal ansatzweise in dem vorhergesagten Ausmaß eingetreten, wenn überhaupt. Der Meeresspiegel ist mit einer sehr geringen Rate gestiegen – etwa ein Fuß pro Jahrhundert [ca. 30 cm].
Auch habe ich bald erkannt, dass die mathematischen Modelle, die diese rapide Erwärmung vorhersagen, große verstärkende Rückkopplungen in der Atmosphäre annehmen, hauptsächlich durch Wasserdampf; Kohlendioxid ist lediglich die Grundlage [primer], verantwortlich für etwa ein Drittel der vorhergesagten Erwärmung. Als dieser Groschen gefallen war, erlitt mein Vertrauen in die Vorhersagen zukünftigen Alarms das gleiche Schicksal: Die Verstärker sind höchst ungewiss.
Es gab noch etwas anderes, das mich zum Umdenken bewog. Ich schaute zurück auf die Historie von Prognosen bzgl. einer kommenden ökologischen Apokalypse in meiner Jugend in der Vergangenheit – Bevölkerungsexplosion, Erschöpfung der Ölvorräte, Aussterben der Elefanten, Verlust des Regenwaldes, saurer Regen, die Ozonschicht, Ausbreitung der Wüsten, nuklearer Winter, knapper werdende Ressourcen, zurückgehende Zeugungsfähigkeit, Krebs erregende Pestizid-Verschmutzung und so weiter. Es gab konsistent Übertreibungen, die sich allesamt als Rohrkrepierer erwiesen haben: In keinem einzigen Fall war das Problem so schlimm, wie es weit verbreitet von führenden Wissenschaftlern vorhergesagt worden war. Das heißt natürlich nicht, dass jede neue Vorhersage der Apokalypse automatisch falsch ist, aber es sollte Skeptizismus ermutigen.
Was aber meine Abkehr vom Klimaalarm besiegelt hat, war die außerordentliche Geschichte des berühmten „Hockeyschlägers“, der angeblich zeigen sollte, dass die heutigen Temperaturen höher denn je lagen und sich schneller ändern sollten als jemals während der letzten 1000 Jahre. Jene Graphik hat mich echt geschockt, als ich sie das erste Mal gesehen habe, und kurzzeitig nach der Jahrhundertwende hat sich mich dazu gebracht, meine wachsenden Zweifel hinsichtlich einer gefährlichen Klimaänderung beiseite zu schieben und in das „alarmistische“ Camp zurückzukehren.
Dann las ich die Arbeit zweier kanadischer Forscher, Steve McIntyre und Ross McKitrick. Sie und andere haben gezeigt, was inzwischen von der National Academy of Sciences in den USA bestätigt worden ist: dass nämlich die Hockeyschläger-Graphik und andere ähnliche Graphiken stark auf zweifelhaften Baumringdaten beruhen und ungeeignete statistische Filter verwenden, die jeden Temperaturanstieg im 20. Jahrhundert übertreiben.
Was mich noch mehr geschockt hat, war die Reaktion des wissenschaftlichen Establishments hierauf: Es versuchte so zu tun, als ob nichts daran falsch war. Und dann war 2009 eine Flut von E-Mails durchgesickert, die zeigten, dass einige Klimawissenschaftler offensichtlich Daten zurückhielten, Studien an der Veröffentlichung hinderten, Herausgeber von Zeitschriften unter Druck setzten und Anforderungen im Rahmen von Informationsfreiheits-Gesetzen umgingen – was die Skeptiker ihnen immer wieder vorgeworfen haben. Das war der Startpunkt für mich, alles was man mir zum Klimawandel gesagt hatte, noch einmal zu überdenken, und je mehr ich nachdachte, umso brüchiger erschien mir die Vorhersage rapider Erwärmung.
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Übersetzt von Chris Frey EIKE