Was geschah im Jüngeren Dryas?

Zunächst eine Begriffsbestimmung, denn ‚Dryas’ kann leicht mit ‚Trias’ verwechselt werden, was wegen sehr unterschiedlicher Inhalte zu vermeiden ist. Dryas oder auch Jüngere Dryaszeit bezeichnet die letzte Stufe des Pleistozäns, also der letzten Eiszeit-Formation, die dauerte von 10.700 bis 9.700 Jahre v.Chr. Trias ist die erste Formation des Erdmittelalters (Mesozoikum), sie dauerte etwa zwischen 252,2 bis etwa 201,3 Millionen Jahren ca. 51,4 Millionen Jahre.
Vor etwa 13.000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit, nach zweitausend Jahren mit Erwärmung, schmelzendem Eis und steigendem Meeresspiegel, gab es eine abrupte Umkehr zu einer Kaltzeit, die über 1000 Jahre dauerte. Das Jüngere Dryas (Younger Dryas) verdankt seinen Namen einer alpinen Pflanze, Dryas Octopetala [Silberwurz], deren Pollen aus dieser Zeit man der Tundra gefunden hatte.
Es wird angenommen, dass [die Kaltzeit des] Jüngeren Dryas durch den Zusammenbruch der nördlichen Eisschilde ausgelöst wurde, was zu einer Änderung der Meeresströme im Atlantik führte. Eine Theorie lautet, dass dieser Zusammenbruch durch einen Kometen oder einen Meteoriten-Einschlag verursacht wurde. Als Beweis hierfür wird eine Schicht von Nano-Diamanten (ND) angeführt, die man in Europa und Nordamerika etwa aus der Zeit des Beginns des Jüngeren Dryas gefunden hat. In dieser Schicht finden sich auch Rußablagerungen und Metalle aus der Platin-Gruppe. Die Metalle deuten auf eine außerirdische Quelle hin, der Ruß auf ausgedehnte Waldbrände durch den Einschlag des Meteors.
Eine Studie aus jüngerer Zeit (Stomatal proxy record of CO2 concentrations vom Ende der letzten Eiszeit)  zeigt eine wichtige Rolle des CO2 bei dem Wechsel der Klimaänderungen, überdeckt die YD-Zeit und behauptet, wie der Titel schon sagt, dass der CO2-Gehalt bei den Temperaturänderungen jener Zeit eine tragende Rolle spielte. Die Proxy-Aufzeichnungen aus Stomatae der in Südschweden wachsenden Zwergbirke haben eine höhere zeitliche Auflösung als die CO2-Aufzeichnungen in Eisbohrkernen und zeigen eine höhere Variabilität mit einer Auflösung von rund 100 Jahren.
Hier folgt eine Graphik mit den Stomata-Daten jener Zeit zusammen mit zwei hypothetischen Grundlinien des CO2-Wertes im Holozän, die Temperaturaufzeichnung des Eisbohrkernes aus Grönland und eine Markierung des ND-Ereignisses.




Abbildung 1: (GISP2) mit der Markierung des ND-Ereignisses. Zeit läuft von rechts nach links. Die orangenen Punkte vermuten eine Holozän-Grundlinie von 220 ppm und die roten Punkte eine solche von 300 ppm. Die roten und orangenen Striche sind die Standard-Fehlerbalken für die korrespondierenden Messpunkte. Die horizontalen Fehlerbalken zeigen eine Unsicherheit von ± 150 Jahren bei der C14-Datierung der Stomatae auf der Grundlage der C14-Fehler in Abbildung 2 hier. Der violette Pfeil markiert das Nano-Diamanten-Ereignis ND vor etwa 12,877 ± 3.4 Kalenderjahren vor heute auf der Grundlage der Daten jährlich abgelagerter Schichten im Eisbohrkern aus Grönland.
Man muss beachten, dass die Datierung des Grönland-Bohrkerns sehr genau ist, da die jährlichen Schichten gezählt worden sind. So ist bekannt, dass die Temperatur-Datierung und die ND-Schicht im Eis eine Genauigkeit von ± 5 Jahren aufweisen. Abbildung 1 zeigt, dass die Abkühlung des YD etwa 100 Jahre vor dem ND-Ereignis einsetzte. Diese Studie behauptet einen Fehler bei der C14-Datierung von ± 55 bis 60 Jahren, aber andere Kalibrierungsquellen sind viel breiter. Ein Fehler von 150 Jahren legt die CO2-Spitze innerhalb der Ära der ND-Quelle. Die CO2-Spitze ist vermutlich die Folge ausgedehnter Brände, ausgelöst durch einen Kometen oder einen Meteoriten-Einschlag.
Die zeitliche Abfolge sieht etwa so aus vom ältesten Ereignis rechts bis zum jüngsten Ereignis links:
·      Die Zeit vor 14.200 Jahren ist etwa die Zeit des Schmelzwasser-Impulses, etwa zur Zeit des Höhepunktes der Bølling-Oszillation. (Dieses Datum ist nicht in diesem Plot). Zum Meeresspiegel während dieser Zeit siehe hier.
·      Vor 13.600 Jahren kam es zur Wärmespitze der Bølling-Oszillation.
·      Vor 13.200 Jahren war es im Älteren Dryas am kältesten.
·      Vor 13.000 Jahren liegt die Wärmespitze der Allerød-Oszillation.
·      Vor 12.970 Jahren setzt die Abkühlung des YD ein.
·      Vor 12.877 Jahren kam es zum ND-Ereignis.
·      Vor 12.750 Jahren gab es den CO2-Spitzenwert bei etwa 400 ppm.
·      Vor 12.700 Jahren lag der kälteste Punkt im YD.
·      Vor 11.850 Jahren gab es den niedrigsten CO2-Wert um 180 ppm und das ungefähre Ende des YD. Während der folgenden 250 Jahre stieg die Temperatur in Grönland um 12°C.
·      Vor 11.600 Jahren kam es zum Schmelzwasser-Impuls 1b, zur Zeit der höchsten Temperatur links in diesem Plot.
Wichtige Punkte, die in diesen Daten beachtet werden müssen:
1. Das ND-Ereignis hat den Kollaps der Eisschilde nicht ausgelöst. Dazu war es erst 1300 Jahre später gekommen. Die Datierung des Schmelzwasser-Impulses 1b liegt vor 11.600 Jahren, also deutlich nach dem ND-Ereignis, und 1400 Jahre nach dem Beginn der Abkühlung des YD.
2. Das ND-Ereignis hat zu einer MASSIVEN ZUNAHME des CO2-Gehaltes geführt auf 400 oder 425 ppm, abhängig von der verwendeten Grundlinie. Dies dauerte weniger als 40 Jahre. Jene Werte haben eine Standardabweichung von ± 1,2 ppm, weil zusätzliches CO2 zu einer zunehmenden Biomasse führte und dies wiederum zu einer größeren Auswahl an Artefakten.
2a.. Jene CO2-Zunahme hat nicht zu einer Erwärmung im YD geführt. Die Abkühlung setzte sich nach dem ND-Ereignis fort.
2b. Jene CO2-Zunahme dauerte weniger als 40 Jahre auf der Grundlage der zeitlichen Auflösung der Stomata-Daten. So große CO2-Mengen sind nicht dauerhaft 1000 Jahre lang in der Atmosphäre, wie Mancher in der Klimawissenschaft behauptet.
3. Es gibt in diesen Daten keine Beweise, dass das CO2 die Temperatur treibt. In diesem Plot tendieren der CO2- und der Temperaturverlauf eher dazu, in entgegengesetzte Richtung zu laufen als in die gleiche Richtung.
4. In der Studie wird eingeräumt, dass das CO2 das Wachstum von Pflanzen anregt. Ihre Studie stellt fest, dass organisches Material in ihren Artefakten während eines höheren CO2-Gehaltes stieg, und zwar von etwa 20% auf einen Spitzenwert von 35%.
Die CO2-Daten sowie deren Änderungen sind in antarktischen Eisbohrkernen nur sehr schlecht aufgelöst. Hier folgt die beste Auflösung von CO2-Daten im Dome C-Bohrkern aus der Antarktis. Die großen Änderungen in den Stomata-Daten zeigen sich in den Daten der Eiskerne nicht. Der mittlere Wert ist der gleiche bei etwa 240 ppm.



Abbildung 2: Abbildungen 2a und 2b mit den Dome C CO2-Daten. Der rote Punkt markiert den Zeitpunkt vor 12.800 Jahren. Abbildung 2b ist eine Vergrößerung der YD-Zeit innerhalb des Kreises in 2a.
Die Studie ging von der üblichen Hypothese aus, dass das CO2 die Temperatur treibt. Aber sie haben die Temperaturdaten aus antarktischen Eisbohrkernen herangezogen, die ihre Hypothesen stützen, anstatt sich auf die viel näher liegenden und detaillierteren Grönland-Daten aus den Bohrkernen zu beziehen, die ihre Hypothesen nicht stützen. Sie haben sich nicht mit der großen CO2-Spitze in ihren Daten befasst, die über die derzeitigen Daten weit hinausgeht, also zu einer Zeit, als die Menschheit auf der Welt noch keine Rolle spielte. Ihre Hypothesen hat sie dazu gezwungen, die wichtigen Fakten zu übersehen, die aus den Stomata-Daten hervorgehen.
Link: http://notrickszone.com/2014/10/27/younger-dryas-analysis-no-evidence-at-all-co2-drives-temperature-paper-used-sloppy-data-methods/
Übersetzt von Chris Frey EIKE




Kohle übertrumpft das IPCC – wieder einmal

Im Juli 2009 fragte Pachauri Reporter: „Können Sie sich 400 Millionen Menschen vorstellen, die keine Glühlampe in ihren Häusern haben?“ Er fuhr fort: „Mit den Kohleressourcen, über die Indien verfügt, haben wir praktisch keine andere Wahl als Kohle zu verbrennen“.
Und das ist der Punkt. Während wir im jüngsten IPCC-Bericht wieder einmal vor den möglichen Gefahren anthropogener Treibhausgas-Emissionen gewarnt werden, ist die Energiestory der Gegenwart Kohle. Und weil Kohle weiterhin ein grundlegender Treibstoff für die Stromerzeugung in reichen und armen Ländern gleichermaßen ist, gibt es wenig Anlass zu glauben, dass es während der nächsten Jahre und Jahrzehnte einen signifikanten Rückgang der Kohlendioxid-Emissionen geben wird.
Tatsächlich mag Kohle derzeit der Energie-Bösewicht sein, aber der kohlenstoffschwere Treibstoff war die am stärksten wachsende Quelle globaler Energie seit 1973. Und das rasante Wachstum setzt sich fort. Allein im Jahre 2013 sprang der Kohleverbrauch auf etwa 2 Millionen Barrel Öl-Äquivalent pro Tag. Diese Zunahme war um etwa 50% stärker als die Wachstumsrate des Ölverbrauchs und etwa dreimal so hoch wie die Zunahme des Erdgasverbrauchs.
40 Prozent des globalen Stromes werden mit Kohle erzeugt.
Und während die USA und wohlhabende Länder in Westeuropa Wind- und Solarprojekte vorantreiben und subventionieren, weiten asiatische Länder ihre kohlebasierte Stromerzeugung massiv aus. Indien allein plant, bis zum Jahre 2018 zusätzlich 90.000 Megawatt neuer Kohlestrom-Kapazität in den Markt zu werfen. Global sind derzeit etwa 500.000 Megawatt neuer Kohlestrom-Kapazität im Bau oder geplant, jedenfalls während der nächsten zweieinhalb Jahrzehnte. Das ist mehr als 1,5 mal die Kohlestrom-Kapazität in den USA heute.
Der Kohleverbrauch wächst so rasant, dass die Internationale Energieagentur EIA vorhersagt, dass innerhalb von etwa vier Jahren der Kohleverbrauch den Ölverbrauch überflügeln wird. Das letzte Mal war dies in den USA im Jahre 1949 der Fall.
Nur wenige Länder sind besser als Beispiel geeignet für die Bedeutung des Kohleverbrauchs und seiner Rolle hinsichtlich Energiearmut als Pakistan. Als Beweis dieser Aussage braucht man das Land nur mit Texas vergleichen, was etwa die gleiche Landfläche umfasst wie Pakistan.
Pakistan hat etwa 196 Millionen Einwohner und 24.000 Megawatt Erzeugungskapazität. In Texas wohnen etwa 26 Millionen Menschen, und es hat eine Erzeugungskapazität von 100.000 Megawatt. Oder anders ausgedrückt, in Texas leben nur ein Siebentel so viele Menschen wie in Pakistan, doch weist dieser US-Bundesstaat eine vier mal so hohe Erzeugungskapazität auf.
Mehr Stromverbrauch bedeutet mehr Wohlstand. Immer. Überall. Man kann das leicht erkennen, wenn man den mittleren Stromverbrauch eines Texaners betrachtet, der pro Jahr 14.000 Kilowattstunden Strom verbraucht. Der Pakistani im Mittel aber nur 400 Kilowattstunden pro Jahr. Der deutlich höhere Stromverbrauch schlägt sich nieder im BIP von Texas von etwa 46.500 Dollar pro Jahr, etwa 15 mal das BIP von Pakistan mit 1300 Dollar pro Jahr.
Um mehr Menschen aus der Armut herauszubringen, plant Pakistan die Errichtung weiterer 15.000 Megawatt-Kohlekraftwerke. Darunter: ein 3900 Megawatt-Komplex von kohlebetriebenen Generatoren, deren Inbetriebnahme für 2017 geplant ist.
Die Pointe hier ist offensichtlich: Es ist einfach, Kohle zu dämonisieren. Und genauso einfach ist es, wie Rajendra Pachauri zu behaupten, dass zur Lösung des Klimawandels lediglich der „Wille zur Veränderung“ erforderlich ist.
Man kann es drehen und wenden, wie man will – die Realität lautet, ob man es nun mag oder nicht, dass der Kohleverbrauch noch viele Jahrzehnte lang anhalten wird, weil dieser Treibstoff billig, reichlich vorhanden und perfekt zur Stromerzeugung geeignet ist.
Link: http://www.thegwpf.com/robert-bryce-coal-trumps-ipcc-again/
Übersetzt von Chris Frey EIKE




EIKE 8.IKEK_ Grund zur Panik? Klimazyklen der letzten 250 Jahre Prof. Dr. Carl-Otto Weiss

Ein solches Signal – so es denn gibt – ist offenbar viel zu schwach, um es aus dem natürlichen Klimarauschen herausdestillieren zu können. Die physikalische Analyse gibt ein solches auch nicht her, denn die entsprechenden CO2 Absorptionsbanden sind seit vielen Dekaden fast völllig gesättigt. Dagegen stellte sich heraus, dass zumindest die nordhemisphärische Temperaturentwicklung der letzten 250 Jahre von nur wenigen solaren wie ozeanischen Zyklen höchst genau beschrieben werden kann. Für eine Wirkung des CO2 ist darin kein Platz (hier).

Video von der 8. IKEK Vortrag von Prof. Dr. Carl-Otto Weiß zu den Klimazyklen der letzten 250 Jahre. Das zitierte paper finden Sie hier




Ein Strommarkt für die Energiewende

Das Ziel

In der Einleitung vom Grünbuch werden die Ziele definiert: …Bis 2020 sollen die Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 und der Primärenergieverbrauch um 20 Prozent gegenüber 2008 sinken. Die erneuerbaren Energien sollen bis 2025 40 bis 45 Prozent und bis 2035 55 bis 60 Prozent zum Stromverbrauch beitragen... Bis 2020 sind es noch sechs Jahre, das ist im überregulierten Deutschland ein Wimpernschlag für Investitionen. Vielleicht soll ja auch nur die Statistik helfen. Nur mal so als Denkanstoß: Die Energie aus Kernspaltung gilt als Primärenergie. Deshalb wird der in den Kernkraftwerken produzierte Strom für die Statistik mit dem Faktor 3 multipliziert. Elektrische Energie aus Wind und Sonne hergestellt, ist natürlich bereits Primärenergie, weil ja per Definition "gute Energie". Wenn man jetzt die Kernkraftwerke durch Windmühlen etc. ersetzen könnte…Kann man natürlich nicht und es muß deshalb mehr Strom aus fossilen Kraftwerken her. Die Nummer mit den "Treibhausgasemissionen" wird folglich voll nach hinten los gehen. Aber auch da könnte die Statistik helfen: Sie unterscheidet nämlich nicht zwischen dem exportierten Abfallstrom aus Wind und Sonne und dem importierten Strom aus französischen Kernkraftwerken, polnischen Steinkohlekraftwerken oder tschechischen Braunkohlekraftwerken. In der Politik braucht man Statistiken gar nicht zu fälschen, man muß sie nur "richtig" interpretieren können.
Neue erneuerbare Energien-Anlagen müssen dabei dieselbe Verantwortung für das Gesamtsystem übernehmen wie konventionelle Kraftwerke… Völlig falsch Herr Minister. Verantwortung können immer nur Menschen übernehmen. Wenn es auch bekanntermaßen Deutschen besonders schwer fällt, die bevorzugt "innerlich schon immer dagegen waren" oder gleich besser "von allem nichts gewusst haben" wollen. Wie wäre es also, wenn Sie einmal Verantwortung für die "Energiewende" und ihre absehbaren Folgen übernehmen würden?

Funktionsweise des Strommarktes

In diesem ersten Kapitel wird die Funktion der Strombörse und ihre verschiedenen Handelsprodukte erklärt. Ganz verschämt steht auch hier ein Satz, über den in der Öffentlichkeit kaum diskutiert wird: …Überwiegend schließen Unternehmen aber weiterhin direkte Lieferverträge mit Stromerzeugern ab. Der Handel mit diesen außerbörslichen Lieferverträgen wird „Over the Counter“ (OTC) genannt… Hier würden einmal konkrete Zahlen gut tun. Wohlgemerkt, über die physikalischen Mengen (nicht wie oft das "Stück Papier" an der Börse umgeschlagen wird, sondern die physikalische Energie mit der der Kontrakt hinterlegt wird und die letztendlich hergestellt und verbraucht wird), die an der Börse gehandelt werden, im Vergleich zu der gesamten Produktion. Im weiteren Papier wird nämlich immer etwas von "Marktsignalen" erzählt, die von der Börse ausgehen. Wenn von der Strombörse "Marktsignale" ausgehen sollen, die über den weiteren Ausbau des Kraftwerksparks bestimmen sollen, müßte aber erstmal ein Zwang für Stromhandel ausschließlichüber die Börse erfolgen. Die Signale, die eine Strombörse auf die tatsächlichen Handelspreise aussenden kann, sind prinzipiell gering, wenn nicht irreführend. Der Strommarkt verhält sich gänzlich anders, als die anderen Rohstoffmärkte (Öl, Getreide, Metalle etc.). Elektrische Energie ist weder lagerbar, noch frei transportierbar. Ein Arbitrage-Handel ist damit gar nicht möglich und die Teilmärkte Börse und OTC sind somit nur sehr locker verbunden.
Noch ein schönes Beispiel für die gestelzte Sprache eines Politbüros: …Setzen die Stromnachfrage oder Erzeuger, die ihre Fixkosten einpreisen, den Strommarktpreis, können auch sehr teure Grenzkraftwerke Deckungsbeiträge erzielen. Wenn die Grenzen der verfügbaren Erzeugungskapazitäten erreicht werden, kann der Ausgleich von Angebot und Nachfrage entweder durch Lastmanagement (d. h. Lastreduktion durch flexible Verbraucher) oder die letzte Erzeugungseinheit erfolgen… Alles klar? Wenn nicht, hier eine Übersetzung in Alltagssprache: Jedes Unternehmen muß seine vollständigen Kosten am Markt erzielen können, da es sonst pleite geht. Leider ist dies zur Zeit bei vielen Kraftwerken der Fall. Sind erst einmal genügend konventionelle Kraftwerke in die Pleite getrieben worden, kann bei Dunkel-Flaute die Stromversorgung nicht mehr aufrecht erhalten werden. Stromabschaltungen sind die Folge. Kurz vorher explodieren noch die Strompreise. Der Minister hat auch gleich noch einen Tip parat: …Wenn der Preis den Nutzen übersteigt, können Verbraucher ihren Strombezug freiwillig reduzieren. Bereits am Terminmarkt gekaufter Strom könnte in diesem Fall gewinnbringend weiterverkauft werden… Auf Deutsch: Spekuliere an der Börse, mach deinen Laden dicht und geh hin und genieße die schöne, neue Welt.
Dieser Abschnitt endet mit einem wunderbaren Satz zur Erklärung der zukünftigen Situation an der Strombörse: …In Zeiten von Überkapazitäten ist diese implizite Vergütung von Leistung gering. Sie steigt, je knapper die Kapazitäten am Strommarkt sind… Wenn erst mal die Mangelwirtschaft durch die Vernichtung konventioneller Kraftwerke vollendet ist, wird zwar weiterhin der Börsenpreis an vielen Tagen durch den Einspeisevorrang im Keller bleiben, aber bei Dunkel-Flaute würde man ein tolles Geschäft machen können, wenn man dann noch ein Kraftwerk hätte.

Herausforderungen

Geschichte kann so gnadenlos und witzig sein: …Der Strommarkt ist liberalisiert. Bis 1998 hatten Stromversorger feste Versorgungsgebiete… Wer hat das heutige Chaos erfunden? Die SPD hat’s erfunden. Bis zu dem angegebenen Zeitpunkt war die deutsche Stromwirtschaft geradezu dezentral organisiert (Hamburger-, Berliner-, Bremer-EVU, Bayernwerke, Preussenelektra, RWE, Badische Elektrizitätswerke, usw., usw.). Dann kam ein gewisser Wirtschaftsminister Wilhelm Werner Müller (parteilos). Er war der überraschende Joker des Gazprom-Mitarbeiters — und in seinem damaligen Lebensabschnitt Bundeskanzlers — Gerhard Schröder (SPD). Dieser Müller gab die Parole aus, nur schlagkräftige Großkonzerne seien im zukünftigen Europa überlebensfähig. Sein persönliches Streben galt besonders dem Verhökern der gesamten ostdeutschen Stromversorgung, plus Hamburg und Berlin als Dreingabe, an den schwedischen Staatskonzern Vattenfall. Vattenfall war damals — und inzwischen wieder — von den schwedischen Sozialdemokraten beherrscht. Auch hier fällt der SPD ihre eigene Entscheidung wieder auf die Füße. Damals wohl gelitten, als Gegengewicht zu dem "badischen Atomkonzern", der noch eine wesentliche Beteiligung durch die EDF hatte, während die schwedische Schwesterpartei den "Atomausstieg" verkündet hatte. Inzwischen hat Schweden längst den Ausstieg vom Ausstieg vollzogen und man erwärmt sich nun im Volksheim für die "Klimakatastrophe". Nicht weiter schwierig, wenn man seinen Strom nahezu hälftig aus Wasserkraft und Kernenergie herstellt. Schlecht nur für unseren tapferen Sozialdemokraten, in seiner Funktion als "Wendeminister": Arbeitsplätze gegen fixe Ideen, wie wird er sich wohl entscheiden?
Um diesen Umbau der Energieversorgung möglichst geräuschlos und ohne lästige Öffentlichkeit durchführen zu können, wurde damals dem grünen Koalitionspartner der Bonbon "Atomausstieg" zugestanden. Damit unsere Schlafmützen der deutschen Industrie nicht aufwachen, wurde die Einführung der Planwirtschaft mit dem Neusprech-Wort "Strommarktliberalisierung" getarnt. Tatsächlich gingen die Strompreise in den Anfangsjahren auch etwas zurück und das EEG kostete damals wenig mehr als eine Trittinsche Eiskugel. Michel konnte also beruhigt weiterschlafen. Es waren ja die, die für mehr Gerechtigkeit und die, die die Umwelt schützen an der Regierung. Was sollte an deren Plänen schlechtes sein? Die Sonne strahlte zwar, aber schickte immerhin keine Rechnung.
Manche Sätze sind von beängstigender Klarheit: …Derzeit werden zahlreiche Kraftwerke von ihren Betreibern stillgelegt. Dieser erforderliche Marktbereinigungsprozess wird in den kommenden Jahren anhalten… Man drückt große Mengen Abfallstrom, den keiner braucht, solange in den Markt, bis die Konkurrenz pleite macht. Im Neusprech heißt das "Marktbereinigung", in der Volkswirtschaftslehre schlicht Dumping (Verkauf von Waren unterhalb der Herstellungskosten). Erst vernichtet man die Arbeitsplätze in den Kraftwerken, anschließend durch überhöhte Strompreise, die in der Industrie. Der Morgenthau-Plan war dagegen wirkungslos.
Ganz langsam dämmert dem Wirtschaftsminister, welche Probleme noch in seiner Amtszeit auf ihn zu kommen: …2011 wurden acht Kernkraftwerke mit einer Erzeugungskapazität von insgesamt rund acht Gigawatt endgültig stillgelegt. … Bis 2022 werden hierdurch weitere Erzeugungskapazitäten in Höhe von rund 12 Gigawatt stillgelegt… Die damals stillgelegten Kernkraftwerke, waren die "alten und kleinen". Deshalb wurde im Jahr 2013 in den verbliebenen Kernkraftwerken mit 97,3 TWh immer noch mehr Strom, als mit Wind (53,4 TWh) und Sonne (30,0 TWh) zusammen  erzeugt. Er müßte in den nächsten acht Jahren deshalb den Ausbau mehr als verdoppeln, um die Kraftwerke wenigstens energetisch zu ersetzen. Deshalb schreibt er auch gleich im folgenden Absatz: …Hierbei nehmen Windenergie und Photovoltaik die tragende Rolle ein. Wind und Sonne sind die Energiequellen mit den größten Potentialen und den geringsten Kosten… Na denn, die Partei kann sich nicht irren. Es war ja schließlich ein Sozialdemokrat, der mit dem Slogan "Die Sonne schickt keine Rechnung" ein bescheidenes Vermögen gemacht hat.
Hier ist es wieder, das übliche ideologische Geschwafel: …Der Gesamtbedarf an fossilen Kraftwerken und insbesondere der Bedarf an Grund- und Mittellastkraftwerken sinkt, während der Bedarf an flexiblen Spitzenlasttechnologien und Lastmanagement steigt… Speicher gibt es nicht, aus der Kernenergie soll ausgestiegen werden, warum sollte also der Bedarf an fossilen Kraftwerken sinken? Grundlast ist der niedrigste, das ganze Jahr über ständig auftretende Bedarf — also auch nachts. Gabriel glaubt ja viel zu können, aber die Sonne nachts scheinen zu lassen, dürfte ihm nicht gelingen. Mittellast ist der während der Werktage auf die Grundlast aufsattelnde gleichmäßige Energiebedarf. Geht er vielleicht bereits von einer vollständigen Abschaffung der Arbeitswelt aus? Die Spitzenlast ergibt sich zusätzlich an wenigen Stunden pro Tag (z.B. Strombedarf der Bahnen im Berufsverkehr). Vom Bedarf aus betrachtet, ergibt sich also überhaupt keine Veränderung, egal auf welche Art der Strom erzeugt wird. Lediglich durch die Störungen auf der Angebotsseite aus Windmühlen und Photovoltaik ergibt sich ein zusätzlicher und ohne "Erneuerbare" gar nicht vorhandener Regelungsbedarf. 
Man spürt förmlich die Unsicherheit und es wird im nächsten Abschnitt ordentlich weiter geschwurbelt: …Wir bewegen uns von einem Stromsystem, in dem regelbare Kraftwerke der Stromnachfrage folgen, zu einem insgesamt effizienten Stromsystem, in dem flexible Erzeuger, flexible Verbraucher und Speicher zunehmend auf das fluktuierende Dargebot aus Wind und Sonne reagieren… Da ist sie wieder, die für alle Religionen typische Verheißung des Paradieses in der Zukunft.
Ein wichtiger Grundsatz der Werbung und Propaganda ist die Verbreitung von Halbwahrheiten: …Die derzeit zu beobachtenden niedrigen Großhandelspreise unterstreichen die Tatsache, dass es gegenwärtig erhebliche Überkapazitäten gibt. Die teilweise angekündigten oder bereits realisierten Stilllegungen von Kraftwerken sind ein Zeichen dafür, dass der Strommarkt die richtigen Signale aussendet… Der Zusammenbruch der Handelspreise an der Börse beruht ausschließlich auf dem Einspeisevorrang der "Erneuerbaren". Wenn das Angebot von Wind- und Sonnenenergie wegen der Wetterverhältnisse hoch ist und die Nachfrage gering (typisch an Feiertagen), fallen die Handelspreise. In manchen Stunden muß sogar ein negativer Energiepreis (Entsorgungsgebühr) bezahlt werden. Das Marktsignal wäre eindeutig: Sofortige Abschaltung der "Erneuerbaren". Die Gesetze der Planwirtschaft (Einspeisevorrang und EEG-Vergütung) verbieten dies aber ausdrücklich. Es bleibt nur noch der Ausweg konventionelle Kraftwerke abzuschalten. Teilweise nagelneue, mit den weltweit höchsten Umweltstandards. Gut gemeint, ist halt noch lange nicht gut gemacht.
Alle Theoretiker versuchen immer, ihre Gedanken mit Fällen aus der Praxis zu hinterlegen. Dies gibt ihnen das Gefühl, nicht in einem Elfenbeinturm zu leben. So werden auch im Grünbuch (Seite 14) unter der Überschrift …Kapazitäten sind eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für Versorgungssicherheit…, zwei Beispiele geliefert: Einmal der Februar 2012 in Deutschland — und man ist ja weltmännisch — der 7. Januar 2014 in USA. Sätze wie … eine große Zahl von Bilanzkreisverantwortlichen hatte zu wenig Strom am Markt beschafft, um den tatsächlichen Verbrauch in ihren Bilanzkreisen zu decken… lassen — zumindest bei Genossen — sofort das Bild vom profitgierigen Spekulanten an der Börse erscheinen, der versucht die "Energiewende" zu sabotieren. Die Wahrheit ist viel simpler. Es gibt keine 100% zutreffende Wettervorhersage. Insofern kann man nie die Produktion an "Erneuerbaren" verlässlich voraussagen. Elektrische Energie ist nicht speicherbar (anders als Öl, Kohle etc.) und deshalb kann eine Strombörse auch keine Signale (Arbitrage) für den Netzbetrieb liefern. Die Regelenergie kommt aber aus einem ganz anderen Topf (Netzentgelte). Insofern handelt jeder Börsenhändler rational und richtig, wenn er stets zu knapp einkauft.
Noch toller ist das Beispiel aus den USA: …Der Grund dafür war, dass diese Anlagen keinen ausreichenden Anreiz hatten, auch einsatzbereit zu sein und tatsächlich eingesetzt zu werden… So ist das nun mal, wie das Windrad Wind braucht, brauchen die "flexiblen und klimafreundlichen" Gaskraftwerke ausreichend Erdgas zum Betrieb. Man hat an der gesamten Ostküste verstärkt auf Gaskraftwerke gesetzt. Weniger aus Klimaschutz, viel mehr aus Kostengründen. Im Gebiet des Marcellus Shale (fracking!) ist das Gas noch billiger als US-Kohle. Leider wird auch dort Erdgas in den Metropolen zum Heizen und in der Industrie verwendet. Durch den Kälteeinbruch hatten sich die Erdgaspreise nahezu verzehnfacht. Kraftwerke und Gebäudeheizungen haben das Rohrleitungssystem förmlich leer gesaugt. Im Einvernehmen mit den Kraftwerksbetreibern hat man die Gaskraftwerke vom Netz genommen, um die Preisexplosion zu stoppen. Seit dem, tobt eine höchst interessante Diskussion, wer zusätzliche Leitungskapazität — die nur wenige Stunden im Jahr gebraucht wird — finanzieren soll. Ein Schelm, wer Parallelen zu Stromautobahnen für Windstrom von Nord nach Süd sieht!
In den folgenden Absätzen wird versucht, über die eigentlich erkannten Probleme hinweg zu schwafeln: …Alternativ können flexible Verbraucher ihre Stromnachfrage reduzieren und z.B. bereits eingekauften Strom am Markt gewinnbringend verkaufen… Welche flexiblen Verbraucher? Bisher hat man ein Fußballländerspiel geguckt, wenn es übertragen wurde und Autos produziert, wenn sie bestellt waren. Nur Banken und Spekulanten — sonst die ärgsten Feinde aufrechter Sozialdemokraten — können Strom gewinnbringend handeln. Und im besten Politikerjargon geht es nahtlos weiter: …Auf diese Weise kann der zu niedrigen Grenzkosten angebotene Strom aus Wind- und Sonnenenergie effizient und sicher in das System integriert werden… Der dümmliche Werbeslogan "Die Sonne schickt keine Rechnung" wird auf Ministerebene "zu niedrigen Grenzkosten angebotener Strom aus Wind- und Sonnenenergie" umgeschrieben und wenn man Abfallstrom gegen Erstattung der Entsorgungskosten ins Ausland verhökert wird er "effizient und sicher in das System integriert". Mein absoluter Lieblingssatz folgt erst kurz danach: …Der Strommarkt ist damit weit entfernt von einem „Überschuss“ erneuerbarer Energien. 2035 könnte die minimale Residuallast minus 25 Gigawatt betragen… Auf Deutsch: 2035 könnten wir mehr als 25 GW (das ist mehr als das Doppelte, was zur Zeit noch an Kernkraftwerken am Netz ist) Leistung aus Wind und Sonne erzeugen, als wir überhaupt an Strom verbrauchen. Jedem im Politbüro der "Hauptstadt der DDR" wären vor Rührung die Tränen gekommen, bei einer solchen Übererfüllung des Plansoll. Wie hoch dann wohl die Entsorgungsgebühren sein werden?

Flexibilität als eine Antwort

Neben der zeitweisen Stromabschaltung, werden hier echte technologische Knaller zur Lösung der Überproduktion empfohlen: …Bei geringer Residuallast kann mit Strom auch direkt Wärme erzeugt und damit Heizöl bzw. Gas eingespart werden… Wenn die Wetterlage mehr Strom produziert als überhaupt gebraucht wird, soll man mit Strom heizen. Zum zehnfachen Preis von Heizöl. Der Tauchsieder als Retter der Schlangenölverkäufer (wird bereits in Bremen erprobt).
Manche Aussagen sind schlicht dummdreist: …Darüber hinaus können bei gekoppelten Märkten auch die unterschiedlich verfügbaren Technologien effizienter genutzt werden (z. B. Wind und Sonne in Deutschland, Wasserkraftspeicher in den Alpen und in Skandinavien)… Vielleicht fragt mal einer im Ministerium bei den Betreibern der alpinen Wasserkraftwerke an. Die gehen sogar von Schließung der bestehenden Anlagen aus, wenn das Dumping mit deutschem Abfallstrom noch länger anhalten sollte. Manchmal weiß man auch nicht, ob man lachen oder weinen soll: …Die Kosten für die Erschließung der notwendigen technischen Potenziale sind umso geringer, je breiter und direkter die Preissignale wirken… Nur sind die Preissignale durch den Einspeisevorrang und die EEG-Vergütung völlig auf den Kopf gestellt. Oder noch gestelzter: …Bei statischer Betrachtung erhöht sich die EEG-Umlage bei einer Abregelung bei moderat negativen Preisen in einem stärkeren Maße, als bei Abregelung bei einem Preis von Null. Bei dynamischer Betrachtung hingegen erweist sich die Abregelung bei moderaten negativen Preisen als kosteneffizient… Entsorgungsgebühren fallen immer dann an, wenn es keine wirtschaftliche Verwendung für den Abfall gibt. Einzig sinnvolle Konsequenz ist daher die Müllvermeidung — sprich die Abschaltung der Anlagen bei Überproduktion.
So langsam ahnen die Schlangenölverkäufer, daß die Geschäfte zukünftig nicht mehr so profitabel weiter laufen können: Insbesondere Biomasseanlagen erbringen zunehmend Regelleistung. Zukünftig sollte die Teilnahme am Markt für (negative) Regelleistung auch für Wind- und Photovoltaikanlagen möglich sein… Man will sich das Abschalten als "negative Regelleistung" vergüten lassen — hofft jedenfalls der Ingenieur. Vielleicht will man die Windräder auch als Ventilatoren laufen lassen. Innerhalb eines Windparks dürften sich dann tolle Koppelgeschäfte verwirklichen lassen. Aber, damit ist der Kreativität im Wirtschaftsministerium noch kein Ende gesetzt: …Biomasseanlagen haben mit der Flexibilitätsprämie einen Anreiz, ihre Anlagen flexibel auszulegen und zukünftig vor allem bei hohen Strompreisen einzuspeisen. Auch Wind- und Photovoltaik-Anlagen können z. B. durch Schwachwindturbinen oder Ost-West-Ausrichtung eine gleichmäßigere Einspeisung erzielen und in Zeiten hoher Strompreise die hohe Nachfrage besser decken… Die Konstrukteure von Biogasanlagen haben selbstverständlich auf eine gleichmäßige Auslastung der Anlagen gesetzt, um die Kapitalkosten gering zu halten. Wer soll die zusätzlichen Speicher, Motoren, Verstärkung der Netzanschlüsse etc. bezahlen, wenn plötzlich "geregelt" eingespeist werden soll? Der "Biostrom" würde damit noch teurer. Die "Schwachwindturbinen" und die Ost-West-Ausrichtung kommentieren sich von selbst.

Marktpreissignale für Erzeuger und Verbraucher stärken

Dem Minister scheint der Einsatz von Windrädern als Ventilatoren so wichtig, daß er noch einmal im nächsten Kapitel ausdrücklich gefordert wird: …Die Präqualifikationsbedingungen sollten so angepasst werden, dass insbesondere Windenergieanlagen in Zukunft negative Regelleistung bereitstellen können… Der nächste Verbesserungsvorschlag erscheint eher etwas nebulös: …Auch könnte in Zukunft die ausgeschriebene Menge für Regelleistung an die jeweilige Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie angepasst werden… Soll es vielleicht demnächst ein Forschungsprojekt zum aufblasbaren Kraftwerk geben?
Schön ist, wenn Politiker auch mal erkennen, daß das Fehlverhalten einiger Geschäftemacher die Folge ihrer blödsinnigen Gesetze ist: …Schätzungen gehen davon aus, dass nur 30 – 50 Prozent der Bilanzkreisverantwortlichen ihren Bilanzkreis aktiv am Intradaymarkt bewirtschaften… Kein Mensch kann das Wetter des nächsten Tages mit hundertprozentiger Sicherheit voraussagen. Im wirklichen Leben ist ein Händler, der etwas verkauft, was er gar nicht besitzt, ein Betrüger. Deshalb hat jeder Händler ein Lager. Anders im Stromgeschäft. Dort gibt es einen Wohltäter, den Übertragungsnetzbetreiber, der jede fehlende Lieferung augenblicklich ersetzt. Da Wohltäter nur im Märchen vorkommen, holt der sich seine (erhöhten) Kosten über die Netzentgelte von uns zurück. Ein klassisches Geschäft zu Lasten Dritter — aber von der Politik ausdrücklich so gewollt.

Stromnetze ausbauen und optimieren

Eine alte Propagandaweisheit besagt, daß es egal ist, ob etwas falsch oder wahr ist, man muß es nur oft genug wiederholen. So steht auch hier wieder: …Überregionaler Stromaustausch gleicht die Schwankungen von Wind, Sonne und Nachfrage aus… Wer immer noch dieses Märchen glaubt, sollte sich schnellstens mal mit den meteorologischen Datensammlungen bzw. den Einspeiseverläufen der Übertragungsnetzbetreiber beschäftigen.
Mit den ewig selben fadenscheinigen Argumenten werden auch die Nord-Süd "Stromautobahnen" begründet: …Dies erhöht in zahlreichen Stunden den Transportbedarf von Norden nach Süden… Keine einzige Windmühle wird je ein konventionelles Kraftwerk ersetzen können. Weht kein Wind, wird auch keine elektrische Energie erzeugt, weht zufällig mal kräftiger Wind, heißt das noch lange nicht, daß diese auch gebraucht wird. Die Nord-Süd-Leitungen dienen nur dem Zweck, die Überproduktion aus Norddeutschland nach Süddeutschland zu entsorgen — hofft man. Dies wird eher an wenigen Stunden, als an zahlreichen geschehen. Eine weitere Fehlinvestition der "Energiewende", für die wir Bürger zahlen müssen.
Ebenso irrsinnig und rein ideologisch begründet ist die Annahme: …Der Stromhandel unterstellt ein Netz ohne Engpässe… Die Vernachlässigung der Transportkosten ist ja gerade ein zentraler Geburtsfehler von Strombörse und EEG. Gibt es auch eine staatliche Tankerflotte, die kostenlos billiges Erdgas nach Europa transportiert? Wer von der Preisdifferenz zwischen USA und Europa profitieren möchte, muß sich völlig selbstverständlich Tanker auf eigene Kosten chartern. Woher leitet ein Windmüller daher ab, daß sein billiger Strom aus der Nordsee (Standortvorteil) kostenlos nach Süddeutschland transportiert wird? Wer Produktionsanlagen weit entfernt von Verbrauchern baut, muß auch selbst für den Transport aufkommen.
Ein weiterer Vorschlag aus der Küche des Wirtschaftsministeriums, der die Situation nur verschlimmert: …Um Redispatchpotentiale außerhalb der Netzreserve zu erschließen, könnten beispielsweise bestehende Netzersatzanlagen mit Steuerungstechnik ausgestattet werden… Wer bezahlt die Umrüstung und den zusätzlichen Verschleiß? Soll noch ein Stück Umweltschutz auf dem Altar des EEG geopfert werden? Netzersatzanlagen haben wesentlich geringere Umweltstandards als konventionelle Kraftwerke — was auch kein Problem ist, da sie nur im Notfall eingesetzt werden sollten. Was hat Vorrang, die Versorgungssicherheit des städtischen Krankenhauses oder die Wolke über der Photovoltaikanlage im Villenviertel?
Schön ist auch, daß das Wirtschaftsministerium zum Ideenwettbewerb aufruft: …Es ist zu klären, inwieweit die bisher aus den rotierenden Massen der Generatoren erbrachte Momentanreserve durch Energiespeicher oder Photovoltaik-Anlagen mit Umrichtern ersetzt werden kann… Gar nicht. Es sei denn, mit Umrichter sind Motor-Generator-Sätze gemeint. Aber, spätestens wenn alle Kernkraftwerke abgeschaltet sind, bekommen unsere "Energieexperten" noch eine Nachhilfestunde in Elektrotechnik erteilt.

Einheitliche Preiszone erhalten

Man kann es kaum unverblümter ausdrücken, daß es sich beim Stromhandel nicht um Marktwirtschaft, sondern Planwirtschaft handelt: …Dieses einheitliche Marktgebiet – auch „einheitliche Preiszone“ oder „einheitliche Gebotszone“ genannt –, ist die Grundlage dafür, dass sich deutschlandweit und in Österreich die gleichen Großhandelspreise für Strom bilden… Transportkosten werden bewußt ausgeklammert. Wenn sonst irgendjemand weit entfernt von einer Autobahn ein Fabrik baut, muß er selbst für den Transport sorgen. Der niedrige Grundstückspreis und ein geringes Lohnniveau als Marktsignal, lassen sich unmittelbar gegen die erhöhten Transportkosten aufrechnen. Anders im Stromhandel. Hier gibt es keine Transportkosten. Die Verbraucher müssen dem cleveren Investor einen Autobahnanschluß bis vor dessen Türe bauen. Im Volksmund würde man so etwas als schmarotzen bezeichnen.
Wenige Absätze später, wird diese zentrale planwirtschaftliche Säule des EEG-Systems deshalb noch einmal ohne wenn und aber bekräftigt: …Die Möglichkeit, den Strom versorgungssicher und effizient im Netz zu transportieren, ist die Voraussetzung für den Erhalt der einheitlichen Preiszone… Wohlgemerkt, wir reden hier von zwei- bis dreistelligen Milliardenbeträgen, die in die Übertragungs- und Verteilnetze investiert werden müssen, damit die Windmüller und Sonnenstromer ihr Produkt überhaupt zum Verbraucher transportieren können. Eine der gigantischsten Umverteilungen von unten (alle Stromverbraucher) nach oben (wenige Produzenten), die je in dieser Republik statt gefunden haben.

Die europäische Kooperation intensivieren

Ein echter politischer Hammer ist die folgende Aussage: ...Wenn Strom in das Ausland exportiert wird, profitieren die ausländischen Stromverbraucher vom günstigen Strom in Deutschland, während deutsche Stromerzeuger zusätzliche Erlöse erzielen und dort teilweise die Konkurrenz verdrängen… Ist das wirklich das politische Ziel dieser Regierung? Deutsche Kleinrentner etc. machen sich für ausländische Stromkunden krumm, damit deutsche Stromerzeuger — gemeint sind ja wohl eher Windmüller und Sonnenfarmer — reicher werden? Wie lange glaubt man hier, daß sich unsere Nachbarn diesen Angriff auf ihre Arbeitsplätze gefallen lassen? 
Geradezu schizophren sind die folgenden Sätze: …Dies gilt auch, weil die Bedeutung dargebotsabhängiger erneuerbarer Energien und damit stochastisch verfügbarer Erzeugung wächst. Durch die großräumigen Ausgleichseffekte bei den Höchstlasten und dem Beitrag der erneuerbaren Energien zur gesicherten Leistung besteht im europäischen Binnenmarkt grundsätzlich ein geringerer Bedarf an Erzeugungskapazität, Lastmanagement und Speichern… Also die stochastische (zufällige) Erzeugung durch "Erneuerbare"wächst und dadurch nimmt die gesicherte Leistung zu. Das hat etwas von der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria. Nur kommt man mit einem Glaubensbekenntnis bei der Stromerzeugung nicht weiter. Technik ist eben keine Religion!
Unabhängig davon, für welches Strommarktdesign sich Deutschland, seine Nachbarländer oder andere EU-Mitgliedstaaten entscheiden, sollten beispielsweise gemeinsame Regeln geschaffen werden für Situationen, in denen in mehreren gekoppelten Strommärkten gleichzeitig relativ hohe Strompreise im Großhandel beobachtet werden… Autsch! Kriegt da jemand Angst, daß unsere Nachbarn doch nicht bei Dunkel-Flaute bedingungslos einspringen? Bekommt jemand Bedenken, daß unsere Nachbarn das Gefasel von "Marktsignalen" wörtlich nehmen und den Preis verlangen, der bezahlt werden muß? Bisher war so etwas ausgeschlossen. Jeder mußte ausreichende Reserven vorhalten. Nur in echten Notfällen — Flaute und Dunkelheit zählen nicht dazu — sind dann die Nachbarn vorübergehend für einander eingesprungen. Aber das ist der Unterschied zwischen Nachbarschaftshilfe und Schmarotzertum.
 Dr. Ing. Klaus-Dieter Humpich, zuerst erschienen bei NUKEKLAUS




Überschwemmungen am Südrand der Alpen – Menetekel, aber für wen?

Bild rechts: © Berliner Wetterkarte e. V.
Zunächst einmal gilt es, drei Begriffe sauber voneinander zu trennen, die in der öffentlichen Diskussion immer durcheinandergewürfelt werden. Da ist zunächst das Wetter: es ändert sich von Tag zu Tag oder auch von Stunde zu Stunde – oder auch mal nicht. Dann gibt es den Begriff Witterung: Er beschreibt den Wettercharakter bei unveränderter Wetterlage. Beispielsweise herrschte in diesem November in Deutschland trockene und milde, teils neblige Witterung. (Anderes Beispiel: eine wechselhafte Westwindwetterlage bei uns kann von Tag zu Tag sehr unterschiedliches Wetter bringen. Es herrscht dann eben wechselhafte Witterung. Oder, wie mein Freund Chris Frey zu sagen pflegt: es ist „beständig unbeständig“).
Und dann gibt es natürlich den Begriff Klima: Er beschreibt Wetter und Witterung im Verlauf von Jahrhunderten und Jahrtausenden, wobei man Schwankungen im Zeitmaßstab von Jahrzehnten als Klimavariationen bezeichnet.
Alle drei haben eines gemeinsam: Sie ändern sich ständig! Das war schon immer so, seit die Erde besteht, und wird auch immer so bleiben, solange die Erde besteht! Einziger Unterschied bei den Änderungen ist der unterschiedliche Zeitscale.
In diesem Beitrag geht es also am ehesten um Witterung. Zunächst zur Wetterlage, die sich seit Ende Oktober bemerkenswert stabil verhält: Einem Höhentrog über dem Ostatlantik steht ein Höhenhoch über Ost- und Südosteuropa gegenüber (siehe Bild oben rechts). Deutlich erkennbar ist die Südanströmung der Alpen. Zusätzlich zur dynamischen Hebung durch das Zusammentreffen von warmer und kalter Luft im Bereich der Hauptfrontalzone (Vorticity-Advektion) kommt hier noch die erzwungene Hebung an den Alpen hinzu. Außerdem hat die von Süden heran wehende Luft über dem Mittelmeer viel mehr Feuchtigkeit aufgenommen, als eine entsprechende Strömung vom Atlantik her je enthalten kann.
Diese Feuchtigkeit ist also südlich der Alpen sozusagen aus der Luft herausgefallen. Auf dem Weg über die Alpen kann kaum neue Feuchtigkeit aufgenommen werden, außerdem sorgt das erzwungene Absinken auf der Alpennordseite für Wolkenauflösung – es herrscht dort Föhn. Die Föhneigenschaften verlieren sich mit der weiteren Nordverlagerung dieser Luftmasse, doch fehlen auch dann noch Feuchtequellen. Allenfalls bildet sich bei fehlendem Wind aus der bei uns vorhandenen Bodenfeuchtigkeit Nebel und Hochnebel, aus der die höheren Berge herausragen. Wesentlichen Regen kann es dabei nicht geben.
So weit, so gut – oder schlecht. Man erkläre mir mal, was an dieser Witterung (!) so ungewöhnlich ist, und ob es so etwas bislang wirklich noch nie gegeben hat.
Nun zur Intensität der mit dieser Wetterlage verbundenen Wettererscheinungen. Blättert man in den Statistiken, findet man schnell heraus, dass es südlich der Alpen auch schon mal viel mehr geregnet hat, und zwar bemerkenswerterweise offenbar zu Zeiten, in denen es kälter war als derzeit. Womit wir einen Bogen zum Klima schlagen können.
Klimaschwankungen gleich in welchem Zeitscale machen sich an den Polen, in unserem Falle also in der Arktis, viel stärker bemerkbar als in den Tropen. Das gilt sowohl für den jahreszeitlichen Verlauf als auch für Klimaschwankungen im Bereich von Jahrhunderten. Der jahreszeitliche Temperaturunterschied ist nun mal in der Arktis viel größer als in Afrika. Das bedeutet allgemein: Je kälter die Atmosphäre, umso größer der Temperaturgegensatz zwischen Polen und Äquator! Und je größer der Temperaturgegensatz, umso stärker auch die Wettervorgänge, jedenfalls dort, wo diese unterschiedlichen Luftmassen aufeinandertreffen, also im Bereich der Westwindzone der mittleren Breiten.
Das gilt im großräumigen Maßstab genauso wie im kleinräumigen Bereich. Im großräumigen Bereich, also Europa- Atlantik, äußert sich ein starker Temperaturgegensatz in der Bildung riesiger Orkanwirbel, die es im Sommer überhaupt nicht gibt. Auch diese fallen in einem kälteren Klima noch intensiver aus als in einem milderen Klima bei geringerem Temperaturgegensatz (Ausnahmen bestätigen die Regel, denn der Temperaturgegensatz allein bewirkt noch nicht viel). Im vorigen Winter beispielsweise gab es seit Oktober 2013 praktisch den ganzen Winter über auf dem Atlantik einen Super-Orkanwirbel nach dem Anderen. Immer wieder sank der Kerndruck unter 950 hPa, teils sogar unter 930 hPa. Dies habe ich lange nicht mehr so ausgeprägt gesehen, und man könnte es durchaus als Indiz für eine sich abkühlende Welt sehen. Dies gilt auch dann, wenn eine solche zyklonale Aktivität bei uns eine südwestliche Strömung bringt mit der entsprechenden milden Witterung. Dass das beispielsweise in den USA im vergangenen Winter (und auch ganz aktuell jetzt) noch ganz anders aussah, ist vielleicht noch in Erinnerung.
Und damit zurück zur aktuellen Wetterlage. Es ist zu befürchten, dass – wenn die von seriösen unabhängigen Wissenschaftlern befürchtete (!) Abkühlung noch weitergeht, sich derartige Wettervorgänge noch weiter verstärken. Das gilt auch für sommerliche Gewitterstürme bei uns, die bei größerem Temperaturgegensatz entsprechend stärker ausfallen dürften.
Schlusswort: Auffällig ist in diesem Jahr in krassem Gegensatz zum Vorjahr, dass es auf dem Atlantik, genauer im Bereich Island, praktisch keine richtige zyklonale Aktivität gibt. Vielmehr zeigen die Modelle im Bereich der nächsten 7 Tage (weiter reichen sie nicht!!), dass sich über Nordskandinavien bis nach Island ein umfangreiches und kräftiges Hochdruckgebiet bilden soll. Damit haben milde Luftmassen vom Atlantik keine Chance mehr, nach Mitteleuropa zu gelangen.
Schauen wir mal, ob sich das im Winter fortsetzt. Man lese hierzu noch einmal meinen Beitrag zu den Bauernregeln hier.
Hans-Dieter Schmidt