Buchtipp:Meine Erlebnisse an deutschen Kernreaktoren und Wiederaufarbeitungsanlagen: Lustige und weniger lustige Geschichten eines Insiders
Letztlich ist er, wie eine ganze Generation von deutschen international anerkannten, hochklassigen Ingenieuren, Wissenschaftlern und Kaufleuten, an der Ignoranz und Unzuverlässigkeit der hiesigen Politik gescheitert, die glaubte den grünen Angstmachern dadurch den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie bedenkenlos und gegen alle Vernunft, deren Angstparolen folgte. Man machte sie sich sich einfach zu eigen, und warf dann bedenkenlos die Pflicht für das Wohlergehen des ganzen ihnen anvertrauten Volkes durch sichere Versorgung mit fast unerschöplicher Energie durch Kernspaltung über Bord. Milliardenbeträge und glänzendes Know How wurden einfach auf den Abfallhaufen der Geschichte befördert.
Jeder der auf der A2 bei Hamm vorbeifährt wird immer wieder an diese Sünden der Politik erinnert. Denn dort steht als Industriedenkmal– für alle sichtbar- das „eingemottete“ Kernkraftwerk Hamm-Uentrop, weiterhin aktiv, jedoch ohne Strom abgeben zu dürfen. Es wurde auf Weisung der damaligen NRW SPD Regierung unter Johannes Rau stillgelegt. Wie auch der schnelle Brüter in Kalkar. Milliarden waren vernichtet worden, der NRW Regierungschef Johannes Rau hingegen wurde später zum Bundespräsidenten gewählt.
Zu den sonderbarsten Erlebnissen des Autors zählte ein Kontrollbesuch der Wiener Atombehörde am Kernkraftwerk KNK I, wobei sich herausstellte, das der Prüfer, ein Inder, selbst radioaktives Material in den Reaktor eingeschleppt hatte. Ein Juwelier in München ließ am Garchinger Forschungsreaktor FRM wertlose Diamanten zur Aufhellung bestrahlen und verkaufte sie teuer an die Filmprominenz in Nizza. Er wurde gefasst, als die Edelsteine in der Mittelmeersonne sich verfärbten.
Das Brüterkernkraftwerk SNR 300 in Kalkar hatte alle 17 Genehmigungen durchlaufen und wurde von den Landespolitikern in Nordrhein-Westfalen gestoppt, als die Anlage bereits vollständig errichtet war und zum Betrieb anstand. Heute wird auf diesem Grundstück ein Freizeitpark betrieben und die ehemaligen Komponenten des Kraftwerks dienen zur Kinderbelustigung.
Bei der Stilllegung der Wiederaufarbeitungsanlage WAK in Karlsruhe war die Entsorgung der plutoniumhaltigen Konzentratlösung ein besonderes Problem. Zwei baden-württembergische Landesminister verlangten deren Transport quer durch Deutschland nach Belgien.
Auch die obskure Rolle, des sich später als Atomgegner gebenden Klaus Traube wird aus nächster Nähe beleuchtet. Schließlich waren Traube und Marth enge Kollegen im selben Betrieb. Traubes -vielleicht ungewollte- Nähe zu den Hauptakteuren der RAF und ihrer Sympathisanten wird objektiv beschreiben. Aus dieser Sicht ergibt sich ein völlig anderes Bild des K. Traube, der es verstand, sich als Opfer zu stilisieren.
Beim Lesen muss man als Leser oft schmunzeln, der Erzählstil Marth´s ist flüssig und oft fesselnd, doch am Ende bleibt ein sehr bitterer Nachgeschmack, der sich aus der Erkenntnis speist, wie schnell die Öffentlichkeit das zynische Spiel der Politik und auch von Teilen der Wirtschaft vergisst, wenn es um die heutige Bewertung der teuren und auf Lügen basierenden taktischen Mätzchen derselben Parteien und Personen wie vor 30 oder 40 Jahren geht. Da wurden auf dem Altar des Machterhaltes skrupellos Glanzleistungen deutscher Ingenieurskunst und Milliarden an Volksvermögen geopfert, aber niemand, wirklich niemand, wurde jemals dafür zur Verantwortung gezogen. Ein Spielchen, dass offenbar immer wieder spielbar ist und auch heutzutage mit denselben Parteien, denselben Behauptungen und Lügen jedoch mit anderen Personen endlos weiter geht.
Uneingeschränkte Leseempfehlung.
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Willy Marth betreibt den Blog "Rentnerblog" mit erbaulichen und weniger erbaulichen Anekdötchen aus der hierzulande sterbenden Kerntechnik