Trotz Schaden bleibt man dumm? Münchner Stadtwerke beteiligen sich mit 49 % am geplanten Offshore Windpark „Sandbank“.

Die großzügigst aus Verbrauchergeldern zwanghaft subventionierte Energiewende treibt immer dollere Blüten. Heute geht die Meldung durch die Medien, dass der schwedische Energieriese Vattenfall und die in der bayerischen Provinz beheimateten, von SPD und Grünen dominierten Münchner Stadtwerke, einen Riesen-Offshore- Windpark 90 km westlich von Sylt bauen lassen wollen. Jetzt seien die Rahmenbedingungen der neuen EEG Novelle klar, nun könne man beginnen, sagen die unisono die Offiziellen der Münchner Stadtwerke und Vattenfall.
Die geplante Investitionssumme beträgt 1,2 Mrd €. Mit 49 % (1) sind die Münchner auch hier dabei. Ihr Anteil beträgt also ca. 588 Mio €. Oder knapp 10 x mehr, als sie bei Andasol 3 voriges Jahr in den Sand gesetzt hatten. Bei einem Umsatz 2013 von nur 1,65 Mrd € im Strombereich, ist das keine Kleinigkeit. Doch der Glaube versetzt -jedenfalls für den der glaubt und nicht weiß- Berge. Denn in den Passagen über ihren eigentlichen Geschäftszweck, nämlich die Energieerzeugung, liest man 

Erneuerbare Energien

Den Erneuerbaren Energien gehört die Zukunft. Wind-, Wasser- und Sonnenenergie stehen nahezu unendlich zur Verfügung. Durch sie entsteht umweltfreundlicher Ökostrom. 


Denn man macht sich -zuvorderst ganz obrigkeitshöriger kommunaler Stadtwerker- Sorgen über den Klimawandel. Man liest dort das Bekenntnis:

Gleichzeitig stellt der Klimawandel Energieversorger vor beträchtliche Herausforderungen, insbesondere vor dem Hintergrund des weltweit steigenden Energieverbrauchs.


Aber aus Schaden sollte man klug werden, heißt es in einem alten Sprichwort. Bei den Münchnern – aber nicht nur bei denen- ist offenbar das Gegenteil der  Fall. Trotz Schaden bleibt man dumm.
Denn worauf sich die Münchner einlassen – sie sind alles andere als erfahrene Schiffbauer oder Seeleute – ist mit höchsten Risiken behaftet. Dabei ist die volatile, nur von Gott und Wetter  beeinflusste Stromerzeugung (s. Abb. 1), noch das kleinere Risiko.

Abb. 1 Vollaststundenäquivalent der deutschen Windkraftanlagen. Mit Vollaststundenäquivalent wird die Zeit in % der Jahresstunden bezeichnet in denen die WKA im Mittel ihre volle Nennleistung abgibt. Wie an der schwarzen Kurve für Offshore WKA zu sehen ist, stieg das Vollaststundenäquivalent von 7,2 % im Jahre 2009 auf 31,9 % 2011 steil an und fiel dann ebenso steil auf jetzt nur 12,3 % wieder ab. Eine abgeschaltete Windkraftanlage trägt eben mit Null zur Versorgung bei. Grafik Rolf Schuster
Mindestens ebenso groß, wenn nicht größer sind die Risiken, die durch dauernd wechselnde Windlasten, sowie durch die ständige Korrosion des salzigen Meerwassers und der Luft an den mechanischen wie elektrischen Anlagenteilen dafür sorgen, dass die geplanten Betriebsstunden  das Papier nicht wert sein werden, auf das es die Bergseemänner geschrieben haben. Die rd. 1000 km lange Netzanbindung von Sylt nach München noch nicht einbezogen.
Die Betreiber der bisherigen Offshore Windparks können ein Lied davon singen. So kostete der mit rd. 80 Windturbinen ausgestattete Windpark Bard 1 satte 3 Mrd €. Er hat eine installierte Leistung von 400 MW, verbaut wurden also 5 MW Anlagen, und steht seit März 2014 bis auf weiteres still. Der Betreiber, die Bard-Gruppe,  hat deswegen Insolvenz anmelden müssen .
Das Projekt „Sandbank“ von Vattenfall/Münchner Stadtwerken kommt mit 72 WKA aus, diese haben eine installierte Nennleistung von je 4 MW und sollen lt. Medienberichten bei passendem Wind 288 MW liefern. Ob diese um knapp 30 % geringere Auslegung  (400 MW zu 288 MW) des Windparks gegenüber Bard 1 Minderkosten von 60 % rechtfertigen, wird die Zukunft weisen.   
Wahrscheinlich ist das nicht, denn die Investoren wollen nicht nur 72 Windkraftanlagen á 4 MW in die oft sturmumtoste Nordsee stellen, sondern auch gleich noch eine „Wohnplattform“ für 50 Techniker mit „Einzelzimmer, Bad, TV und Internet“ wie man die Medien wissen lässt. Das bedeutet, man rechnet mit ständigem und hohen Wartungsaufwand, der vielleicht – wenn die Männer (gibt´s da evtl. auch eine gesetzliche Frauenquote?) überhaupt an die zu wartende WKA rankommen- den Nutzungsgrad (Abb 1) nach oben hieven soll. Doch wenn man überhaupt im verwöhnten Deutschland Fachkräfte für diesen einsamen aber sehr gefährlichen Job findet, billig wird das dann nicht. Dh. die Betriebskosten schnellen in die Höhe. Und selbst dann ist i.A. bei Wellenhöhen von > 1,5 m Schluss mit der Erreichbarkeit. Und diese liegt, bei den dort typischen Wassertiefen, bei nur durchschnittlich 8 Tagen pro Monat.
Es sei denn, man löst auch dieses Problem auf Energiewende typische Weise. Indem man einfach von der Wohnplattform zu jedem Windrad einen separaten unterseeischen Tunnel baut. Zuzutrauen wäre es den Münchner Stadtwerken, wie auch Vattenfall, denn

Abbildung 2: Erreichbarkeit von Offshore-Windparks, Quelle http://windmonitor.iwes.fraunhofer.de/windwebdad/www_reisi_page_new.show_page?page_nr=469&lang=de
 "Wir sind eine lernende Industrie. Anfangs war der Respekt vor den technischen Herausforderungen an manchen Stellen vielleicht nicht groß genug", sagt Gunnar Groebler, Chef des Geschäftsbereiches Erneuerbare Energien bei Vattenfall. Na dann! Es gilt wohl auch hier: Gier -zumal staatlich verordnete- frisst Hirn.
Update vom 12.8.14
Bei der weiteren Recherche zu den Absichten und Taten der Münchner fand ich noch dieses schöne Zitat:

Stadtwerke-Chef Kurt Mühlhäuser hat ehrgeizige Ziele. "München soll die erste deutsche Großstadt werden, in der alle Privathaushalte mit regenerativ erzeugtem Strom versorgt werden", plant der Manager. 2020 soll es soweit sein. Andasol 3 ist ein Element in dieser Strategie, in die Mühlhäuser mehr als eine Milliarde Euro investieren lässt. ….
Die Stadtwerke München mögen mit ihrem Engagement in Andalusien auf ihre Art ein Vorreiter sein. Allein stehen sie hierzulande aber nicht. Die Initiative "100 Prozent Erneuerbare-Energie-Regionen" will heimische Kommunen und Landkreise dazu bringen, nicht nur ihren ganzen Strom aus regenerativen Quellen zu speisen, sondern auch die für Wärme und Mobilität nötigen Energien. Zudem soll das aus Produktion vor Ort geschehen und nicht durch Zukäufe von der Nordsee bis Südspanien wie in München.
Quelle FR 16.7.2009