Jeder Teilnehmer der gut besuchten Veranstaltung konnte sich in den drei Stunden zu Wort melden und den Hauptakteuren Fragen stellen. Diese agierten quasi auf einer Bühne, obwohl es tatsächlich in dem Saal keine Erhöhung gab.
Wer beantwortete die Fragen des Publikums? Geologen, Bergingenieure, Geochemiker, Physiker, Strahlenbiologen? Nein, solche Leute sind offenbar nicht glaubwürdig.

Die Akteure waren:

Stefan Wenzel, Niedersächsischer Umweltminister (Agrarökonom)
Sophie Kuppler (Sozialwissenschaftlerin)
Ralf Meister, evangelischer Landesbischof (Theologe)
Marc André Wiegand, Regierungsdirektor (Jurist)
Es moderierte Asta von Oppen, ehemalige Lehrerin
Allein der Jurist, Herr Dr. Wiegand, hielt einen seinem Fach entsprechenden Vortrag, nämlich über Gesetzgebungsverfahren. Unter anderem wies er darauf hin: Wenn man sich einigt, sind gar keine Gesetze nötig; diese braucht man, wenn es keinen Konsens gibt.
Herr Wenzel sprach in seiner Einführung in die Veranstaltung über die Vorteile der Einbeziehung möglichst vieler Betroffener; ein Verfahren, welches es ansatzweise schon in vordemokratischer Zeit gegeben hätte.
Beim Vortrag von Herrn Meister fühlte man sich ins Altertum versetzt, als es noch kaum naturwissenschaftliche Erkenntnisse gab und man über das Atom nur spekulieren konnte. Es gäbe keine Wahrheiten, nur Standpunkte, die man auch selbst immer wieder in Frage stellen müsste. Vielleicht hätte er zu den griechischen Philosophen gepasst. 

Sokrates, der alte Greis,

Sagte oft in tiefen Sorgen:

„Ach, wie viel ist doch verborgen,

Was man immer noch nicht weiß.“

(W. Busch)

Meinen Einwand, es gäbe doch gesicherte Erkenntnisse über Strahlenwirkungen, über die keine Diskussion mehr möglich ist, ließ er nicht gelten. Als ich noch hinzufügte, aufgrund der Ergebnisse von 100 Jahren strahlenbiologischer Forschung wären in Fukushima keine Gesundheitsschäden zu erwarten, erhob sich unter dem Publikum ein Sturm der Entrüstung. Ein Teilnehmer verlangte, die Moderatorin sollte mir das Wort entziehen, was sie aber nicht tat. 
Am Schluss der Veranstaltung zeigte sich, dass doch nicht nur Kernkraftgegner anwesend waren; ich wurde von einigen lobend angesprochen. Diese waren auch der Meinung, das ganze Verfahren würde nie zu einem Endlager führen.
Sonst gab es große Einigkeit. Im wesentlichen sprachen in der Diskussion Vertreter der verschiedenen Öko- und Antigruppen; das Wohlwollen des Publikums war ihnen sicher. Einer beklagte, dass aufgrund mangelhafter Ausstattung man gegenüber Institutionen sehr im Nachteil wäre; offenbar möchte der Mann Geld vom Staat bekommen.
Ein wenig Ärger machte ein Geologe, welcher die allzu laienhafte Darstellung einer Vertreterin der Asse-Begleitgruppe kritisierte. Außerdem erregte es Missfallen, dass ein ehemaliger Ministerialbeamter versuchte, die abenteuerliche Darstellung eines anderen Anti-Menschen zu widerlegen: Man hätte zu Gorleben amtlich erklärt, der Salzstock reiche nicht bis unter die DDR. 
Sonst ging alles sehr friedlich zu, Angriffe gegen die böse Atomindustrie und dergleichen fehlten ganz. Lediglich eine Vertreterin der IPPNW (Internationale Ärzte gegen Atomkrieg) verlangte die Stilllegung der Anreicherungsanlage URENCO.
Herr Wenzel betonte dann auch in seinem Schlusswort, wie schön es doch wäre, dass Menschen unterschiedlicher Ansichten so friedlich diskutieren und einander zuhören könnten. Natürlich wäre noch nicht viel erreicht, man müsste dies Verfahren der Öffentlichkeitsbeteiligung intensiv weitertreiben.

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